Abgrund überwinden, Kirk-Videos, Sollte Bundesregierung auf X bleiben?

1. Brainrot Morde oder wie man einen Abgrund überwindet
(beritmiriam.substack.com, Berit Glanz)
Berit Glanz analysiert die mediale Reaktion auf das Attentat an Charlie Kirk und kritisiert die oberflächliche Verklärung des rechtsradikalen Influencers als Märtyrer. Statt Kirks Rolle in der digitalen Radikalisierung einzuordnen, hätten viele etablierte Medien dessen Internetkarriere verharmlost und zentrale Codes der Internetkultur übersehen. Glanz fordert mehr digitale Kompetenz in Redaktionen, um die gesellschaftliche Wirkung von Memes, Online-Subkulturen und Radikalisierungsdynamiken kritisch zu verstehen.

2. So gehen die Plattformen mit expliziten Aufnahmen des Kirk-Attentats um
(spiegel.de)
(Triggerwarnung: In dem verlinkten Text “wird das Attentat auf Charlie Kirk aus mehreren Perspektiven beschrieben.”) Der “Spiegel” berichtet über eine Recherche des US-Techmagazins “The Verge” zur Verbreitung expliziter Videos nach dem Attentat auf Charlie Kirk. Die Analyse zeige, dass Plattformen wie X, TikTok, Instagram und YouTube trotz Richtlinien und Warnsystemen nur eingeschränkt in der Lage gewesen seien, gewaltvolle Inhalte zu stoppen. Der Fall mache deutlich, wie schwer es Sozialen Netzwerken falle, bei Breaking-News-Ereignissen eine wirksame Moderation sicherzustellen.

3. Früherer US-Botschafter fordert Visaentzug für ZDF-Journalist Theveßen
(zeit.de)
Richard Grenell, einst US-Botschafter in Deutschland, habe gefordert, dem ZDF-Korrespondenten Elmar Theveßen das US-Visum zu entziehen, da dieser laut Grenell zur Gewalt aufrufe und sich als “linksradikal” gebe. Anlass sei ein Podcast-Zitat, in dem Theveßen den Trump-Vertrauten Stephen Miller in eine ideologische Nähe zum Dritten Reich rücke. Die Attacke sei Teil einer breiteren Online-Kampagne, mit der Anhänger des getöteten Charlie Kirk derzeit gegen dessen Kritiker vorgehen.

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4. Nach Musks Aufruf zur Gewalt muss die Bundesregierung X verlassen
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Bei netzpolitik.org fordert Markus Reuter den sofortigen Rückzug der Bundesregierung und großer Medienhäuser von der Plattform X. Anlass ist ein öffentlicher Aufruf zur Gewalt durch Elon Musk, der auf einer Demonstration, organisiert von dem britischen Rechtsextremen Tommy Robinson, als zugeschalteter Redner auftrat und X zur Bühne für rechte Radikale mache. Reuter kritisiert das Festhalten an der Plattform als moralisch untragbar und warnt vor einer weiteren Normalisierung von Hass, Antisemitismus und Desinformation.

5. “Rolling Stone”-Verleger verklagt Google
(taz.de)
Der US-Verlag Penske Media, Herausgeber von “Rolling Stone” und “Variety”, habe Google wegen der Nutzung seiner Artikel in KI-Zusammenfassungen verklagt. Die sogenannte AI-Overviews-Funktion leite Nutzerinnen und Nutzer an den Originalseiten vorbei und schade so dem Anzeigengeschäft, heiße es in der Klage. Es sei der erste Fall, in dem ein großer US-Verlag rechtlich gegen Googles Umgang mit journalistischen Inhalten im KI-Zeitalter vorgeht.

6. Bundestag hebt Immunität von AfD-Abgeordnetem Stephan Brandner auf
(mdr.de)
Der Bundestag habe die Immunität des AfD-Abgeordneten Stephan Brandner aufgehoben, um Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Gera wegen Beleidigung zu ermöglichen. Brandner hatte die “Spiegel”-Journalistin Ann-Katrin Müller wiederholt als Faschistin bezeichnet und trotz gerichtlichem Verbot nicht damit aufgehört. Gegen ihn seien bereits Ordnungsgelder in Höhe von 50.000 Euro verhängt worden.

KW 37/25: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. 25 Jahre NSU: Das Versagen der Medien
(youtube.com, Tanjev Schultz & Markus Wolsiffer, Video: 1:05:21 Stunden)
In der aktuellen Folge der “Medienversteher” schauen Tanjev Schultz und Markus Wolsiffer auf die NSU-Morde und die damit verbundene Berichterstattung zurück: “Warum folgten viele Redaktionen den Ermittlern so kritiklos? Wie kam es zu stereotypen Schlagworten wie ‘Döner-Morde’, die sich so hartnäckig hielten? Und warum hörte man die Stimmen der Betroffenen so selten?”

2. Wie berichtet man im Schatten des Kremls?
(taz.de, Anastasia Zejneli & Inna Hartwich, Audio: 28:37 Minuten)
Inna Hartwich spricht im “taz”-Podcast “Fernverbindung” mit Auslandsredakteurin Anastasia Zejneli über ihren Abschied aus Russland. Sie schildert, wie sich ihre journalistische Arbeit seit dem Beginn des Ukrainekriegs verändert hat, und welche Auswirkungen staatliche Kontrolle und zunehmendes Schweigen in der Bevölkerung auf ihre Recherchen hatten. Außerdem blickt sie in dem Gespräch auf eine Gesellschaft zurück, die sich immer weiter abschottet.

3. Gilda Sahebi über Polarisierung, Herrschaft & Spaltung der Gesellschaft
(youtube.com, Tilo Jung, Video: 2:33:59 Stunden)
Tilo Jung hat die Ärztin, Politikwissenschaftlerin, Journalistin und Autorin Gilda Sahebi zu Gast. In dem zweieinhalbstündigen Gespräch geht es um Sahebis ungewöhnlichen Werdegang und die derzeitigen gesellschaftlichen Probleme. Sahebi kritisiert unter anderem, dass Medien in Deutschland die Gefahr eines aufziehenden Autoritarismus nicht deutlich genug benennen und strukturelle Probleme wie Vermögensungleichheit zugunsten von Ablenkungsthemen wie Migration vernachlässigen.
Weiterer Hörtipp: Gilda Sahebi und Arne Semsrott (unter anderem “FragDenStaat”) haben den Politik-Podcast “Gilda con Arne” gestartet, in dem die beiden Themen der Woche besprechen. Zwangsläufig wird es dort auch um mediale Aspekte gehen.

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4. “Spotify für Journalismus” – ein Traum, der nie wahr wird?
(ardaudiothek.de, Linus Lüring, Audio: 26:12 Minuten)
Immer wieder wird über die Idee eines “Spotify für Journalismus” gesprochen, also eine Plattform mit einem Abo, das Zugriff auf viele Zeitungen, Magazine und journalistische Artikel bietet. Doch durchsetzen konnte sich die Idee bislang nicht. Warum eigentlich nicht? Darüber diskutiert Linus Lühring bei “BR24 Medien” mit Anne Ahlers vom Verlag Nürnberger Presse und Christian-Mathias Wellbrock, Medienökonom an der Hamburg Media School: “Wann würden Menschen für eine Journalismus-Flatrate zahlen? Bringen neue Abo-Modelle Verlage näher zusammen oder verschärfen sie den Wettbewerb?”

5. Der Generationenbruch in der Mediennutzung
(laeuft-programmschau.podigee.io, Alexander Matzkeit, Audio: 29:08 Minuten)
Alexander Matzkeit spricht in seinem Podcast “Läuft” mit dem Medienwissenschaftler Konrad Scherfer über die Nachrichtennutzung junger Erwachsener. Scherfer stellt seine qualitative Studie mit Studierenden der TH Köln vor und erklärt, wie junge Menschen Informationen über Instagram, TikTok oder WhatsApp wahrnehmen. Dabei geht es um sein Drei-Säulen-Modell der Mediennutzung, die Bedeutung von Medienkompetenz und die Frage, wie sich der Journalismus neu aufstellen muss.

6. Wie italienisch wird ProSieben nach der Übernahme durch den Berlusconi-Konzern?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 16:08 Minuten)
In dem Gespräch von Holger Klein mit dem Medienjournalisten Timo Niemeier geht es um die Übernahme von ProSiebenSat.1 durch den italienischen Konzern MediaForEurope. Niemeier erläutert, was sich für Redaktion und Publikum ändern könnte und warum er trotz möglicher Einsparungen nicht mit italienischen Formaten im deutschen Programm rechnet. Im Zentrum steht die Frage, wie stark sich der Einfluss von Pier Silvio Berlusconi auf Inhalte und Struktur der Sendergruppe auswirken wird.

Gemeinwohl, Widerstand im Journalismus, Staatstrojaner

1. Gemeinwohlorientierter Journalismus braucht Rechtssicherheit
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Markus Reuter kommentiert bei netzpolitik.org die fehlende Rechtssicherheit für gemeinwohlorientierten Journalismus. Die Bundesregierung wolle beispielsweise E-Sport als gemeinnützig anerkennen, nicht-kommerzieller Journalismus bleibe jedoch, trotz der Zusagen im Koalitionsvertrag der einstigen Ampel-Regierung, weiterhin rechtlich im Schwebezustand. Reuter kritisiert die unionsgeführte Regierung für mangelnden Gestaltungswillen und warnt, dass demokratische Medien gerade jetzt gezielte Unterstützung brauchen.

2. RSF verklagt BND wegen Staatstrojanern
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) klagt gegen den Einsatz von Staatstrojanern durch den Bundesnachrichtendienst: “Der Geheimdienst kann Journalisten heimlich per Trojaner überwachen, ohne dass der Betroffene hiervon jemals erfährt. Hiergegen gibt es in Deutschland keinen Rechtsschutz, wenn vom Betroffenen auch weiterhin Nachweise für eine Überwachung verlangt werden. Dies steht einem demokratischen Rechtsstaat schlecht zu Gesicht und verstößt gegen die Menschenrechte”, so Rechtsanwalt Niko Härting, der RSF vertritt.

3. Medien müssen nicht neutral sein – Wir brauchen Widerstand im Journalismus
(volksverpetzer.de, Matthias Meisner & Paul Starzmann)
Der “Volksverpetzer” veröffentlicht einen Auszug aus “Mut zum Unmut”, dem demnächst erscheinenden Buch von Matthias Meisner und Paul Starzmann. Der Text wirbt für mehr Widerstand im Journalismus und zeigt, wie rechte Gruppen Begriffe wie “alternativ” für eigene Zwecke vereinnahmen, während faktenbasierte Kritik als “aktivistisch” abgewertet werde. Meisner und Starzmann plädieren für einen Journalismus mit Haltung, der Missstände aufdeckt und sich nicht dem Ruf nach falscher Ausgewogenheit beugt.

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4. Geheimplan gegen Deutschland – Ein Nachspiel
(youtube.com, Schauspiel Köln & Correctiv, Video: 1:44:05 Stunden)
Das Schauspiel Köln hat die “Correctiv”-Recherche “Geheimplan gegen Deutschland” auf die Bühne geholt: “Wie kann man ‘Remigration’, den Tarnbegriff der völkischen Ideologie, übersetzen? Was stand in Potsdam tatsächlich auf der Agenda? Ging es tatsächlich um Pläne zur massenhaften Vertreibung von Menschen aus Deutschland?”

5. Wie umgehen mit Propaganda und Unwahrheiten?
(deutschlandfunk.de, Sascha Wandhöfer, Audio: 38:13 Minuten)
Im Deutschlandfunk (DLF) kommen regelmäßig Hörerinnen und Hörer zu Wort. Manchmal liefern sie sogar die Idee für eine ganze Sendung und tauschen sich darin mit Expertinnen und Experten aus. In dieser Folge des Podcasts “Nach Redaktionsschluss” geht es um den Umgang mit politischen Interviews, in denen unbelegte Behauptungen und gezielte Falschinformationen verbreitet werden. DLF-Hörer Benjamin Bock spricht mit Politikwissenschaftlerin Julia Reuschenbach und DLF-Hauptstadtkorrespondent Dirk-Oliver Heckmann über journalistische Verantwortung, Faktenchecks und die Frage, wie man Propaganda wirksam begegnet.

6. Aussicht auf Hollywood-Deal lässt Warner-Aktie hochspringen
(sueddeutsche.de)
Laut Berichten des “Wall Street Journal” und weiterer US-Medien prüfe die Mediengruppe Paramount Skydance, mit finanzieller Unterstützung von Milliardär Larry Ellison, eine Übernahme des deutlich größeren Konkurrenten Warner Bros. Discovery. Die Aussicht auf eine solche Fusion habe die Warner-Aktie um fast 30 Prozent steigen lassen. Ein Zusammenschluss der beiden Studios mit Marken wie HBO, DC, CNN und Paramount+ könnte die US-amerikanische Medienlandschaft grundlegend verändern.

Donnepp Media Award ausgesetzt, “taz”-Klon, Wörter wie Ungeheuer

1. Donnepp Media Award wird nach Eklat vorerst ausgesetzt
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Nach der Rücknahme der Ehrung für Judith Scheytt und internen Zerwürfnissen innerhalb der Jury soll der Donnepp Media Award, verliehen durch den Verein “Freunde des Adolf-Grimme-Preises”, im kommenden Jahr nicht vergeben werden. Dies habe der Vereinsvorsitzende Jörg Schieb gegenüber der “Süddeutschen Zeitung” erklärt. Zurücktreten wolle der nach Meinung vieler Beobachter für den Eklat verantwortliche Schieb jedoch nicht. Das wäre seiner Ansicht nach “unanständig”.

2. Wie ich einen taz-Klon aus dem Internet verbannte
(taz.de, Klaudia Lagozinski)
Klaudia Lagozinski beschreibt, wie sie auf eine gefälschte Nachrichtenseite gestoßen sei, die Inhalte der “taz” kopiert und mutmaßlich für eine Kryptobörse genutzt habe. Die Spur habe sie zu weiteren Nachbildungen bekannter deutscher Medien geführt. Nach einer Beschwerde beim US-Domainanbieter Namecheap sei es gelungen, den “taz”-Klon vom Netz nehmen zu lassen.

3. Wörter wie Ungeheuer: Initiative kürt das “Wortgetüm des Jahres”
(turi2.de, Christoph Arens)
Zum Weltalphabetisierungstag habe eine neue Sprachinitiative erstmals das “Wortgetüm des Jahres” gekürt. Ausgezeichnet wurde der Begriff “Antidiskriminierungsbeauftragte” mit seinen 31 Buchstaben. Ziel der Aktion sei es, auf sprachliche Barrieren hinzuweisen, die besonders Menschen mit geringer Lesekompetenz vom gesellschaftlichen Leben ausschlössen. Jury und Initiatoren fordern mehr Verständlichkeit und kürzere, alltagstaugliche Begriffe in Verwaltung und Politik.

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4. KI und Medien: ein Zwischenstand
(medientage.de, Petra Schwegler)
Petra Schwegler zieht eine kritische Zwischenbilanz zur Rolle von Künstlicher Intelligenz im Mediensektor. Die Branche befinde sich im Spannungsfeld zwischen Effizienzgewinn und Kontrollverlust, zwischen neuer Kreativität und schrumpfender Sichtbarkeit. Einerseits könnten Medienhäuser mit Tools wie GPT-5, Gemini oder ElevenLabs technisch aufrüsten, andererseits drohe durch Googles AI Overviews und Zero-Click-Suche ein massiver Reichweitenverlust.

5. RSF-Bildband “Fotos für die Pressefreiheit 2025”
(reporter-ohne-grenzen.de)
Zum Internationalen Tag der Demokratie am 15. September wolle die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) ihren neuen Bildband “Fotos für die Pressefreiheit 2025” veröffentlichen, “denn die Einschränkung der Pressefreiheit ist immer ein Warnzeichen und wichtiger Gradmesser für den Zustand der Demokratie.” Der Verkaufserlös komme laut RSF vollständig der Unterstützung verfolgter Journalistinnen und Journalisten zugute.

6. Ver.di begrüßt Willen zur Medienstärkung
(verdi.de)
Die Gewerkschaft Verdi begrüßt die Ankündigung von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, unabhängigen Journalismus und Medienkompetenz stärker fördern zu wollen. Bundesvorstand Christoph Schmitz-Dethlefsen warne vor den Gefahren durch Digitalmonopole, autoritäre Einflussnahmen und Desinformation und fordere Investitionen in redaktionelle Strukturen. Zudem unterstütze Verdi die Bundesratsinitiative für eine Plattformabgabe, um Medien finanziell zu stärken und journalistische Standards zu sichern.

7. Deutscher Fernsehpreis für “Germany’s Next Topmodel”
(radioeins.de, Lorenz Meyer, Audio: 4:02 Minuten)
Zusätzlicher Link, da in eigener Sache: Bei radioeins kommentiert der “6-vor-9”-Kurator die Vergabe des Deutschen Fernsehpreises an Heidi Klums “Germany’s Next Top Model” in der Kategorie “Beste Ausstattung Unterhaltung”: “Das ist ungefähr so, als würde man einer Zigarettenpackung einen Design-Preis verleihen. Richtet jede Menge Schaden an, sieht aber toll aus. Na, herzlichen Glückwunsch!”

Sichtbarkeit der AfD, Ewig konservativ, Lachen mit Hegel

1. Was dir die Medien über die AfD verschweigen
(volksverpetzer.de, Thomas Laschyk)
Thomas Laschyk argumentiert, dass die AfD kein Ausdruck eines unaufhaltsamen Volkswillens sei, sondern ein von Eliten unterstütztes und medial überhöhtes Projekt, das von Unzufriedenheit und Skandalisierung lebe. Die Partei profitiere massiv von medialer Sichtbarkeit und Normalisierung, scheitere in der Praxis jedoch oft: “Die AfD ist ein Scheinriese. Sie ist ein Projekt, mit dem erst Unzufriedenheit erzeugt werden soll, um sie danach auszunutzen, um Überreiche zu bereichern, die diese Partei erst mit sehr viel finanziellem Aufwand medial zu inszenieren.”

2. Konservativ bis in alle Ewigkeit
(taz.de, Caroline Smith)
Der seit Jahren als möglicher Nachfolger gehandelte Lachlan Murdoch sei nun offiziell zum Hauptverantwortlichen für das milliardenschwere Medienimperium der Murdochs erklärt worden. Lachlan, politisch konservativer als seine Geschwister, dürfte ganz im Sinne seines Vaters Rupert Murdoch agieren. Mit dem Erbe übernehme er jedoch nicht nur eine große mediale Macht, sondern auch juristische Altlasten wie die Klage von US-Präsident Donald Trump gegen das “Wall Street Journal”.

3. Lachen mit Georg Wilhelm Friedrich Hegel
(setup-punchline.de, Bernhard Hiergeist)
In seinen “Noten zur Comedy” (auch als Newsletter zu beziehen) nimmt Bernhard Hiergeist unregelmäßig ein aktuelles Thema aus dem Bereich Comedy unter die Lupe. In der aktuellen Ausgabe analysiert er den Fall des Kabarettisten Maxi Schafroth, der als Fastenprediger bei der Satireveranstaltung auf dem Nockherberg entlassen wurde. Schafroth sei offenbar zu kritisch für ein Format gewesen, das zwar satirisch wirken wolle, letztlich aber der gesellschaftlichen Harmonie verpflichtet bleibe.

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4. Warum Verschwörungsideologien kein rechtes Monopol sind
(belltower.news, Una Titz)
Der Begriff “BlueAnon”, ursprünglich als rechter Kampfbegriff gegen Demokraten gedacht, verweise auf ein wachsendes Phänomen verschwörungsideologischen Denkens auch in progressiven Milieus. Una Titz zeigt am Beispiel des Todes von Ivana Trump, wie selbst liberale Kreise mit rhetorischen Mustern arbeiten, die strukturell an die rechtsextreme Verschwörungsbewegung QAnon erinnern.

5. Wie kann sich Journalismus künftig gegen KI und Fake News behaupten?
(derstandard.de, Alois Pumhösel)
Bei einer aktuellen Podiumsdiskussion zur Zukunft des Journalismus sei erörtert worden, wie sich die Branche angesichts von KI-Inhalten, pseudojournalistischen Angeboten und schwindendem Vertrauen behaupten könne. Forscherinnen und Forscher wie Phoebe Maares und Josef Trappel hätten vor einer Aushöhlung journalistischer Standards gewarnt. Nötig seien klar definierte Förderziele, mehr Bewusstsein für Qualität und ein gezielter Schutz journalistischer Vielfalt.

6. “Hollywood Reporter” soll deutschen Ableger erhalten
(dwdl.de, Alexander Krei)
Der Verlag Maier Media aus dem bayerischen Unterföhring plane noch im September den Start eines deutschen Ablegers des US-Branchenmagazins “The Hollywood Reporter”. Neben einer digitalen Plattform und Social-Media-Präsenz seien auch Printausgaben, Events und ein Podcast angekündigt worden.

Grimme-Nominierung, Zweifelhafter Ordensträger, US-Visavergabe

1. Ich habe das #GrimmeInstitut gebeten, meine Nominierung für den #GrimmeOnlineAward zurückzunehmen.
(facebook.con, Fabian Goldmann, Video: 9:40 Minuten)
Fabian Goldmann lehnt seine Nominierung für den Grimme Online Award ab. In einem sehenswerten Videostatement kritisiert er den Umgang mit der Aktivistin Judith Scheytt, der nach fragwürdigen Antisemitismusvorwürfen der Donnepp Media Award, verliehen von den “Freunden des Adolf-Grimme-Preises”, aberkannt wurde. Dies sei offenbar unter dem Druck eines Vereins und mit Hilfe eines unseriösen, KI-gestützten Gutachtens geschehen. Da das Grimme-Institut sich trotz vielfacher Verbindungen zu den Entscheidern nicht klar davon distanziere, wolle Goldmann nicht als Alibi für ein System dienen, das kritische Stimmen diffamiere statt schütze.

2. Pölzers “Bunte”: Wie wenig von den vielen Artikeln über Bastian Schweinsteiger noch übrig ist
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz)
Boris Rosenkranz kritisiert, dass die Zeitschrift “Bunte” unter Chefredakteur Robert Pölzer wiederholt unzulässige und teils erfundene Geschichten über die Trennung von Bastian Schweinsteiger und Ana Ivanović veröffentlicht habe. Mehrere Geschichten mussten nachträglich geschwärzt oder mit einer Gegendarstellung versehen werden, da sie die Persönlichkeitsrechte der beiden Prominenten verletzten. Rosenkranz fragt, ob Pölzers publizistisches Verhalten mit der jüngst vorgenommenen Würdigung durch den Bayerischen Verdienstorden vereinbar ist.

3. Visavergabe als Druckmittel gegen Medien
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) warnt, dass die US-Regierung die Gültigkeit der Visa für ausländische Journalistinnen und Journalisten künftig stark verkürzen wolle. Diese Hürde könnte gezielt gegen kritische Medien eingesetzt werden. RSF-Geschäftsführerin Anja Osterhaus appelliert “an alle deutschen Medienhäuser, sich von solchen Plänen nicht einschüchtern zu lassen. Wir brauchen objektive und faktenbasierte Berichterstattung über das, was in den USA passiert!”

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4. Wird es den Medien zu heiß?
(journalist.de, Anna Scheld)
Um den Klimajournalismus in Deutschland stehe es schlecht, findet Anna Scheld. Obwohl die Klimakrise eskaliere, fänden entsprechende Themen in vielen Redaktionen kaum noch statt. Fachleute wie Jürgen Döschner und Gesa Steeger würden dafür plädieren, Klima nicht als isoliertes Ressortthema zu behandeln, sondern ressortübergreifend mitzudenken. Das Netzwerk Klimajournalismus wolle künftig nicht nur gute Beispiele auszeichnen, sondern auch gezielte Desinformationskampagnen sichtbar machen.

5. Diese Gamechanger prägen gerade die Medienbranche
(blog.medientage.de, Petra Schwegler)
Petra Schwegler beschreibt den aktuellen, grundlegenden Wandel in der deutschen Medienbranche: Verlage würden verstärkt auf Künstliche Intelligenz setzen, Streamingdienste wie RTL+ und Joyn könnten durch Allianzen ihre Marktposition stärken, und neue Formate verbänden Technik mit gesellschaftlicher Verantwortung: “Hyperpersonalisierte Medien passen Texte, Videos und Podcasts in Echtzeit daran an, was sich die jeweiligen Nutzer:innen wünschen. AR-gestützte Kurzreportagen bringen Nachrichten direkt ins Wohnzimmer und schaffen beim Publikum völlig neue Erfahrungen.”

6. Verbraucherzentrale warnt vor Fakeprofilen Prominenter und Politiker
(spiegel.de)
Die Verbraucherzentrale Hessen warne vor einer Zunahme von Fake-Profilen auf Social Media, mit denen Betrüger vorgeben, bekannte Persönlichkeiten zu sein, um in Chats zu angeblichen Geldanlagen einzuladen. Sie würden dafür zunehmend auch die Namen von weniger prominente Personen wie die von Lokalpolitikern verwenden. Die Verbraucherzentrale empfehle, auf Warnsignale wie seltsame Profilnamen, unrealistische Versprechen und ungewöhnlich schnelle Antworten zu achten.

Umgang mit KI, Heilsversprechen von Promis, Kriegsberichterstattung

1. Wir Überflüssigen?
(taz.de, Johannes Drosdowski)
Johannes Drosdowski beschreibt in seinem Kommentar, wie der Springer-Konzern Künstliche Intelligenz (KI) künftig in seinen Redaktionen systematisch einsetzen wolle. Er warnt davor, dass KI zwar kurzfristig Zeit und Geld sparen, auf Dauer aber journalistische Vielfalt, Kreativität und gesellschaftliche Verantwortung gefährden könne. Statt Inhalte bloß zu reproduzieren, müsse Journalismus weiterhin Menschen verstehen, Lebenswirklichkeit abbilden und echte Kommunikation ermöglichen.

2. Empfehlungen für den verantwortungsvollen Umgang mit KI in der Recherche
(netzwerkrecherche.org)
Das Netzwerk Recherche hat auf seiner SciCAR-Konferenz ein Positionspapier vorgestellt, das Chancen und Risiken von Künstlicher Intelligenz im Journalismus aufzeigt. Sechs Empfehlungen sollen Journalistinnen und Journalisten helfen, KI verantwortungsvoll in der Recherche einzusetzen, ohne starre Regeln vorzugeben. Ziel sei es, gemeinsam Standards zu entwickeln, die Qualität sichern und den kritischen Umgang mit KI fördern.

3. KI-Firma Anthropic will Autoren 1,5 Milliarden Dollar zahlen
(spiegel.de)
Das KI-Unternehmen Anthropic wolle sich mit einer Zahlung von 1,5 Milliarden US-Dollar außergerichtlich mit klagenden Autorinnen und Autoren einigen. Diese würfen dem Konzern vor, ihre Bücher unerlaubt für das Training des Chatbots Claude verwendet zu haben. Sollte der Vergleich vom Gericht genehmigt werden, wäre dies laut Klägerseite die höchste bekannte Entschädigung in einem Urheberrechtsfall in den USA.

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4. Berichten ARD und ZDF konfliktsensibel über den Ukrainekrieg? Ein Blick auf die Berichterstattung in deutschen Nachrichtensendungen
(de.ejo-online.eu, Henrike Utsch)
Henrike Utsch hat sich in einer umfassenden Analyse mit der Konflikt- und Kriegsberichterstattung von ARD und ZDF zum Ukrainekrieg befasst: “Wie wird in deutschen Nachrichtensendungen über den Ukrainekrieg berichtet? Wer kommt zu Wort, wer gilt als Expert:in? Wird ausgewogen oder einer Kriegspartei gegenüber besonders wohlgesonnen berichtet? Werden Waffenlieferungen, Diplomatie oder doch Sanktionen gegen Russland vorrangig besprochen? Und wie viel Raum wird dem Frieden, wird der Zukunft und dem jahrzehntelangen Konfliktkontext eingeräumt?”

5. Plastik, Parasiten und Paranoia
(netzpolitik.org, Vincent Först)
Vincent Först kritisiert in seiner Kolumne die Heilsversprechen von Prominenten wie Heidi Klum und Bryan Johnson. Sie würden mit den Ängsten der Menschen vor Parasiten, Mikroplastik und dem Altern Geld verdienen, aber durch ihren Konsum- und Werbestil selbst zur Verschmutzung und Vergiftung der Welt beitragen. Die vermeintliche Selbstreinigung sei weniger Aufklärung als Geschäft und berge die tiefere Angst vor Vergänglichkeit, Schuld und Kontrollverlust.

6. Was Sat.1 aus seinem selbstgemachten Sommermärchen lernen muss
(dwdl.de, Peer Schader)
Peer Schader lobt den Fernsehsender Sat.1 zwar für dessen erfolgreiche Sommerwochen, warnt jedoch davor, sich darauf auszuruhen. Dieser Erfolg dürfe kein Einzelfall bleiben: “Sat.1 hat ganz offensichtlich doch noch den Power of Success. Die kniffelige Aufgabe der Verantwortlichen besteht nun darin, diesen nicht auf die paar Wochen im Jahr zu beschränken, in denen es sich am leichtesten gewinnen lässt, weil die anderen bereit sind, auch mal zu verlieren.”

KW 36/25: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. ProSiebenSat.1: Was die Übernahme durch den Berlusconi-Konzern bedeutet
(br.de, Linus Lühring, Audio: 26:29 Minuten)
In der aktuellen Folge von “BR24 Medien” geht es um die Übernahme von ProSiebenSat.1 durch den Berlusconi-Konzern MediaForEurope (MFE): “Wie kam es zur Übernahme und welche Macht wird MFE künftig haben? Warum hat ProSiebenSat.1 wirtschaftliche Schwierigkeiten und warum hat das den Einstieg erleichtert? Welche Pläne hat MFE und welche Rolle spielt Pier Silvio Berlusconi dabei, der Sohn des früheren italienischen Ministerpräsidenten und Medienmoguls Silvio Berlusconi”?

2. Macht bei Axel Springer bald KI die ganze Arbeit?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 29:46 Minuten)
Holger Klein hat sich mit dem Medienjournalisten Marvin Schade über die KI-Pläne des Axel-Springer-Verlags unterhalten. Springer habe seine Redaktionen auf das Prinzip “AI first” eingeschworen: Recherchen sollen mit Künstlicher Intelligenz beginnen, Artikel automatisch überprüft und optimiert werden. Klein und Schade diskutieren über die Chancen und Risiken dieser Strategie.

3. Digitalminister Wildberger: Kann er Deutschland modernisieren?
(youtube.com, Jelena Morgenstern, Video: 12:33 Minuten)
Das NDR-Medienmagazin “Zapp” hat sich angeschaut, wie Karsten Wildberger, Deutschlands erster Digitalminister, die Verwaltung modernisieren, die Abhängigkeit von US-Techfirmen verringern und die “Digitalwende” schaffen will. Kritiker würden bemängeln, dass Wildbergers Pläne unkonkret bleiben würden und er bisher zu wenig gesellschaftspolitische Visionen zeige. Zudem bestünden Zweifel wegen seiner Nähe zur Wirtschaft.

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4. Exxpress & Co.: Das Netzwerk hinter den Krawallportalen
(falter.at, Falter Radio, Raimund Löw & Lina Paultisch, Audio: 18:37 Minuten)
Im “Falter”-Podcast spricht Raimund Löw mit der Journalistin Ina Paulitsch über das rechte Medienprojekt “Nius” sowie die österreichische Website “Exxpress”. Recherchen würden zeigen, dass hinter den Plattformen ein Netzwerk rund um Österreichs Ex-Kanzler Sebastian Kurz stehe, mit konservativen Geldgebern aus Deutschland und Verbindungen zum ungarischen Orbán-Regime. “Nius” und “Exxpress” würden fragwürdige Inhalte verbreiten, parteinahe Meinungsumfragen veröffentlichen und offenbar das Ziel verfolgen, Diskurse nach rechts zu verschieben.

5. “Man spricht Deutsh” – Wie geht’s dem heimischen Film?
(ardaudiothek.de, Christoph Borgans & Michael Meyer, Audio: 18:17 Minuten)
Bei “Medien – Cross und Quer” unterhalten sich Christoph Borgans und Michael Meyer mit Michelle Müntefering von der “Produktionsallianz”, der Interessenvertretung der Produzentinnen und Produzenten von Film- und Fernsehwerken, über einen neuen Gesetzesentwurf zur Reform der Filmförderung. Dieser Entwurf sehe vor, dass etwa Streamingdienste stärker in deutsche Produktionen investieren müssen. Ziel sei es, mehr und bessere deutsche Filme und Serien zu ermöglichen.

6. FUNKs fragwürdiges Format – und warum ich plötzlich Thema war
(youtube.com, Sashka, Video: 27:24 Minuten)
YouTuberin “Sashka” beschwert sich in ihrem Video darüber, dass sie in einem öffentlich-rechtlich finanzierten “Funk”-Podcast aus ihrer Sicht unsachlich und persönlich kritisiert wurde. Einer der Vorwürfe gegen “Sashka” laute, sie richte ihre Kritik vor allem gegen Frauen und wolle Männern gefallen. Insgesamt wirft sie dem “Funk”-Format “Brave Mädchen” vor, emotional voreingenommen zu sein, oberflächlich zu recherchieren und publizistische Standards zu missachten.

Berlusconis Kontrolle, Unfaires übers Fairness-Abkommen, Globaler Süden

1. Berlusconi-Konzern erhält volle Kontrolle bei ProSiebenSat.1
(spiegel.de)
Die italienische Medienholding MediaForEurope, geführt von Pier Silvio Berlusconi, habe sich die Mehrheit an ProSiebenSat.1 gesichert und halte nun über 75 Prozent der Anteile. Damit erhalte der Konzern umfassende Kontrolle über das Unternehmen und könne einen Beherrschungsvertrag abschließen. Berlusconi habe angekündigt, den Standort Deutschland zu stärken, und betone, die redaktionelle Unabhängigkeit wahren zu wollen.
Hörtipp in eigener Sache: Bei radioeins kommentiert der “6-vor-9”-Kurator: “Was uns droht, kennen wir aus Italien: ‘Bunga-Bunga-TV’. Sexistische Shows, rechtspopulistische Stimmungsmache, seichte Unterhaltung. Bis am Ende nur noch Entertainment und Propaganda übrig sind. Inhalte, die den Eigentümern nützen und ihrer politischen Agenda dienen.” (radioeins.de, Lorenz Meyer, Audio: 4:09 Minuten)

2. “Fairness-Abkommen” Köln: Medien schreiben schon wieder BILD-Lügen ab!
(volksverpetzer.de, Thomas Laschyk)
Thomas Laschyk kritisiert in seinem Beitrag für den “Volksverpetzer”, dass Medien wie “Bild”, “Welt” und “Focus” das Kölner “Fairnessabkommen” zwischen demokratischen Parteien fälschlich als “Maulkorb” oder “Asyl-Schweige-Pakt” darstellen. Das Abkommen verpflichte die unterzeichnenden Parteien lediglich zu einem respektvollen Umgang im Wahlkampf. Es verbiete keineswegs Diskussionen über Migration. Selbst seriöse Medien hätten diese Falschdarstellungen übernommen.

3. Frieden, Feinde, AfD
(taz.de, Ambros Waibel)
Bei der “Berliner Zeitung” stehe ein erneuter Wechsel in der Chefredaktion an: Ab November übernehme Philippe Debionne, zuletzt Chefredakteur beim umstrittenen “Nordkurier”. Auch bei anderen Medien wie der “Welt” würden sich personelle und inhaltliche Verschiebungen nach rechts zeigen, was die Frage aufwerfe, ob es um politische Tendenzen oder bloß um die geschäftliche Ausschlachtung gesellschaftlicher Polarisierung geht.

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4. Die mediale Vernachlässigung des globalen Südens
(deutschlandfunk.de, Stephan Beuting, Audio: 36:39 Minuten)
Der Globale Süden komme in Medien kaum vor, weder in den privaten noch in den öffentlich-rechtlichen, obwohl dort 85 Prozent der Weltbevölkerung leben. Wie kommt es zu dieser verengten Perspektive? Darüber diskutiert der Kulturwissenschaftler Ladislaus Ludescher mit der Journalistin Sham Jaff und dem Deutschlandfunk-Nachrichtenchef Marco Bertolaso.

5. Auftakt zum langfristigen Schwerpunkt “Theater und Journalismus”
(correctiv.org)
Das Schauspiel Köln und “Correctiv” bringen ab dem 10. September das Stück “Geheimplan gegen Deutschland – Ein Nachspiel” auf die Bühne und zeigen es auch per Livestream. Die Aufführung basiere auf der “Correctiv”-Recherche zum geheimen Treffen rechtsextremer Akteure in Potsdam und thematisiere die Folgen für Gesellschaft und Politik. Die Inszenierung sei zugleich der Auftakt einer langfristigen Kooperation von “Theater und Journalismus”, bei der investigative Recherchen künstlerisch umgesetzt werden sollen.

6. Bald Mindestalter für soziale Medien?
(zdfheute.de, Dorthe Ferber & Jan Henrich)
Die Bundesregierung habe eine unabhängige Expertenkommission eingesetzt, um bis Sommer 2026 Vorschläge für besseren Kinder- und Jugendschutz im digitalen Raum zu erarbeiten. Angesichts hoher Bildschirmzeiten und wachsender Risiken wie Extremismus oder Abhängigkeit sollen die Fachleute auch über Altersgrenzen für Soziale Netzwerke diskutieren.

Eklat um Donnepp Media Award, Kein selbstschießendes Auto, Privatsache

1. Donnepp Media Award wegen Antisemitismusvorwürfen aberkannt
(epd.de)
Im vergangenen Januar wurden die vom “Verein der Freunde des Adolf-Grimme-Preises” gestifteten Donnepp Media Awards verliehen. Ein Preis ging an die Abiturientin Judith Scheytt, die sich unter anderem kritisch mit der deutschen Nahost-Berichterstattung beschäftigt. Nun sei Scheytt der Preis aberkannt worden. Ihr werde vorgeworfen, die Hamas-Rhetorik auszublenden und Israel pauschal Kriegsverbrechen vorzuwerfen. Scheytt hat dem auf Instagram widersprochen. Es sei “nicht die Aufgabe von Medienkritik, Verständnis für militärische Operationen zu zeigen.” Teile der Jury seien deutlich gegen die Aberkennung der Preises gewesen. Und auch die für ihren Medienjournalismus ausgezeichnete Mit-Preisträgerin Annika Schneider ist spürbar entsetzt: “Die Vereinsvertreter haben sich offensichtlich mit ihrer Arbeit und ihren Themen nicht ausreichend auseinandergesetzt, weder vor noch nach der Preisverleihung. Sonst hätten sie gewusst, dass die Auszeichnung Kritiker auf den Plan rufen wird – und sich dafür besser gewappnet. Sonst hätten sie verstanden, dass ihr Einknicken genau die Schieflage beweist, die Judith Scheytt immer wieder kritisiert.” Mit bemerkenswerter Konsequenz gibt Schneider nun ihren eigenen Preis zurück: “Ich möchte mich nicht für ‘guten Medienjournalismus’ auszeichnen lassen von einem Verein, der dessen Prinzipien selbst nicht einhält.” Sie werde Statue und Urkunde zurücksenden und die erhaltenen 5.000 Euro zurücküberweisen.

2. Nein, in China gibt es keine selbstschießenden Polizeiautos
(kobuk.at, Hans Kirchmeyr)
Medienberichte über selbstschießende Polizeiautos in China würden auf einer Fehlinformation beruhen, berichtet Hans Kirchmeyr bei “Kobuk”. Ein falsch übersetzter chinesischer Bericht habe ein Kamerasystem mit einem “Schießgerät” verwechselt, das sich bei genauerer Prüfung lediglich als Notruf- und Überwachungstechnik entpuppt habe. Die Falschmeldung habe sich ausschließlich im deutschsprachigen Raum verbreitet, ausgelöst durch ein irreführendes Video des Contentanbieters “KameraOne”.

3. X sieht kein Problem, wenn Nutzer SA-Parole verwenden
(t-online.de, Lars Wienand)
Elon Musks Plattform X weigere sich weiterhin, deutschen Behörden Nutzerdaten herauszugeben, selbst in strafrechtlich relevanten Fällen wie der Nutzung von NS-Parolen. Die Staatsanwaltschaft ermittele deshalb inzwischen gegen mehrere X-Manager wegen möglicher Strafvereitelung. Die Social-Media-Plattform berufe sich auf angebliche Verstöße gegen Europarecht und fordere, dass deutsche Ermittler stattdessen den langwierigen Weg über US-Rechtshilfeabkommen gehen sollen.

Bildblog unterstuetzen

4. Rechtspopulist soll nach Beleidigung von taz-Reporter zahlen
(taz.de)
Wie die “taz” berichtet, muss der rechtspopulistische YouTuber Anthony Lee 100 Euro zahlen, um einer Anklage wegen Beleidigung zu entgehen. In mehreren Videos habe Lee den “taz”-Redakteur Jost Maurin massiv beschimpft, darunter mit Ausdrücken wie “Arsch” und “Idiot”. Die Staatsanwaltschaft sehe darin einen strafbaren Angriff auf die Menschenwürde. Maurin werte die Entscheidung als Signal gegen rechte Demagogie.

5. RTL Group will für Sky-Übernahme vier Mio. Aktien zurückkaufen
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Die RTL Group plane, bis zu vier Millionen eigene Aktien zurückzukaufen, um eine “variable Kaufpreis-Komponente” für die Übernahme von Sky Deutschland abzusichern. Diese Komponente hänge vom künftigen Kurs der RTL-Aktie ab und könne bis zu 377 Millionen Euro betragen. Bertelsmann, Hauptaktionär der RTL Group, wolle dabei die Hälfte der angestrebten Aktien beisteuern.

6. Auch eine Promi-Hoch­zeit ist Pri­vat­sache
(lto.de, Hasso Suliak)
Der Bundesgerichtshof habe entschieden, dass Medien wie die “Bild”-Zeitung nicht identifizierend über nichtprominente Ehepartner von Prominenten berichten dürfen. Im konkreten Fall hatte der Ehemann von Ex-Model Nadja Auermann erfolgreich auf Anonymitätsschutz geklagt. Die Berichterstattung über seine Hochzeit mit Auermann habe seine Privatsphäre verletzt. Laut “Legal Tribune Online” stärke das Urteil den Persönlichkeitsschutz von Privatpersonen und dürfte künftige Promi-Berichterstattung in ähnlichen Fällen deutlich einschränken.

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BILDblog-Klassiker

neu  

Von Katzen und dummen Menschen

Gestern berichtete “Bild”:

… und okay-okay, im letzten Absatz, ganz am Ende ihrer Berichterstattung hat “Bild” im Vornamen der darin zitierten Tierschützerin “Annelise Krauß” ein “e” vergessen. Aber selbst Anneliese Krauß findet das nicht so schlimm. Allerdings steht ihr Name natürlich nicht nur zum Spaß in “Bild”. Zitiert wird sie dort – und zwar wie folgt:

‘Das ist so schlimm wie grausame Tierversuche’, wettert Annelise Krauß vom Tierschutzverein Dresden.”

Und das sei nun wirklich “Quatsch”, sagt Krauß, wenn man sie fragt. Weil sie nämlich den von “Bild” zitierten Satz weder gewettert noch gesagt habe. Im Gegenteil: “Das wäre ja auch idiotisch,” sagt Krauß, “denn wenn es um tote Tiere geht, dann ist das ja kein Problem des Tierschutzes!” Zusammenfassend sagt uns die Tierschützerin über die Erfindung von Christian Koch (der laut “Bild” ja “aus Katzen Benzin machen” kann):

“Von unserer Seite ist daran nichts auszusetzen.”

Und genau so habe sie das im Übrigen auch zu “Bild” gesagt. (Aber, so Krauß weiter, wenn “der Herr Helfricht”, also einer der Autoren des “Bild”-Artikels, sie anrufe, dann wisse sie schon aus Erfahrung, dass hinterher Sachen in “Bild” stünden, die sie so gar nicht gesagt habe. Das gehe in Dresden schließlich schon über zehn Jahre so, so Krauß. — Und soviel vielleicht nur zum letzten Absatz des obigen Artikels.)

Kommen wir zum Rest, dem Eigentlichen, also darum, dass “Dr. Christian Koch (55) aus Kleinhartmannsdorf (Sachsen)”, wie es in “Bild” heißt, “aus Katzen Benzin machen” könne: Denn dass die “Benzin”-Überschrift Unsinn ist, verrät schließlich schon der dazugehörige “Bild”-Text selbst, weil darin nur von “Bio-Diesel” oder “Diesel” die Rede ist… Tatsächlich aber hat Koch offenbar eine ungewöhnliche und effektive Alternativmethode zur Treibstoffgewinnung entwickelt: die katalytische drucklose Verölung (KDV), über die beispielsweise schon der MDR im Mai 2003, 3sat im Juli 2004, die “Welt” im Januar 2005, die “Pirmasenser Zeitung” im Juli, der RBB vergangene Woche oder auch RTL berichteten. Und all diesen Berichten ist eines gemein: dass sie dem Gegenstand, über den sie (durchaus auch kritisch) berichten, gerecht werden.

“Bild” indes nennt Kochs Erfindung einen “Spezialreaktor” und schreibt Sätze wie diesen:

“Die Katzen-Kraft lässt sich theoretisch exakt berechnen: Aus einem ausgewachsenen 13-Pfund-Kater könnten 2,5 Liter Sprit entstehen, vier Miezen würden für 100 Kilometer reichen, für eine Tankfüllung wären 20 tote Katzen erforderlich.”

Und fragt man einfach mal nach bei dem “Mann, der (Stuben-)Tiger in den Tank packen kann” (“Bild”), antwortet Christian Koch, der “Bild”-Bericht habe “nichts mit der Wahrheit zu tun” und sei “zudem grenzenlos dumm”. Koch weiter:

“Wie kann man mit gekochtem tierischen Material Auto fahren? Wasser würde jeden Motor sofort zum Stillstand bringen. Hier wird an die niedrigsten Instinkte von dummen Menschen appelliert, um eine wertvolle Entwicklung zu verunglimpfen. (…) Mir zu unterstellen, dass ich mit Tierkadavern herumhantiere, ist kriminell. Das ist nicht im geringsten der Inhalt der Entwicklung und kann deshalb nur als gezielte Verleumdung angesehen werden.”

Auf der Website von Kochs Firma heißt es zudem inzwischen:

Mit Dank an Jan S. für die Anregung.
 
Nachtrag, 12:15:
“Bild” hat die Sache mit der “Katzen-Kraft” heute noch einmal aufgegriffen:

Darf man aus Katzen wirklich Benzin machen?

Doch wenn es jetzt etwas vorsichtiger als gestern heißt, dass Christian Koch “theoretisch auch aus Katzen” Bio-Diesel herstellen “könnte”, wenn jetzt nicht Koch, sondern ein Konkurrent die gestern von “Bild” aus der Luft gegriffene Skandalisierung zurechtrücken darf, wenn nun auch die gelassene Position der Tierschützer weniger sinnenstellend als gestern wiedergegeben wird und sich im heutigen “Bild”-Bericht immerhin ein einziger halbwegs sinnvoller Satz (“Die Diskussion ist überflüssig”) wiederfindet, dann macht das alles den Nonsens von gestern weder ungeschehen noch besser — und sei es nur deshalb, weil es “Bild” offenbar immer noch nicht gelingen will, zwischen “Benzin” (Überschrift) und “Diesel” (Text) zu unterscheiden…

Mehr dazu hier und hier.