Zurück in die Ver­gan­gen­heit, Leiden für Metas Profit, Pop-Faschismus

1. Koalition muss unabhängige Medien weltweit stärken
(reporter-ohne-grenzen.de)
Mehrere deutsche Medienorganisationen, darunter Reporter ohne Grenzen, fordern von der künftigen Bundesregierung eine stärkere finanzielle Unterstützung unabhängiger Medien und Exilmedien weltweit, insbesondere in Osteuropa und Asien. Hintergrund sind dramatische Finanzierungslücken durch den Rückzug der USA aus der Medienförderung, die viele Redaktionen in autoritär regierten Ländern in ihrer Existenz bedrohen würden.

2. Zurück in die Ver­gan­gen­heit mit Phi­lipp Amthor
(lto.de, Felix W. Zimmermann)
Felix W. Zimmermann kritisiert scharf den Vorstoß der CDU unter Philipp Amthor, das Informationsfreiheitsgesetz (IFG) abzuschaffen oder “neu zu justieren”. Ein solcher Schritt bedeute faktisch eine Einschränkung von Bürgerrechten. Amthors Argumentation sei widersprüchlich und unglaubwürdig, zumal er selbst durch eine IFG-Anfrage zu seiner Lobbyarbeit in Bedrängnis geraten sei.

3. Externe Berater sollen das Image retten
(taz.de, Amelie Sittenauer)
Der RBB stecke nach wie vor in einer Image- und Finanzkrise und habe deshalb externe Berater engagiert, um den digitalen Wandel und die Kommunikation zu begleiten – darunter einen “Change Manager”, dessen Honorar hochgerechnet sogar das Gehalt der Intendantin übersteige. Gleichzeitig müsse der öffentlich-rechtliche Sender rund 250 Stellen abbauen und 22 Millionen Euro einsparen, um zahlungsfähig zu bleiben.

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4. “Viele Menschen haben für Metas Profit gelitten”
(netzpolitik.org, Ingo Dachwitz)
Im Interview mit netzpolitik.org spricht die kenianische Anwältin Mercy Mutemi über ihre strategischen Klagen gegen Tech-Konzerne wie Meta und TikTok, die Content-Moderation und KI-Datenarbeit unter ausbeuterischen Bedingungen in afrikanische Länder auslagern würden. Mutemi kritisiert insbesondere die psychisch belastenden Arbeitsbedingungen, die fehlende soziale Absicherung und die Tatsache, dass die Gewinne ins Ausland fließen, während die lokale Bevölkerung kaum davon profitiere.

5. Newsletter Netzwerk Recherche 243
(netzwerkrecherche.org, Christian Deker)
Wie immer eine Empfehlung wert, nicht nur für investigativ arbeitende Journalistinnen und Journalisten: der Newsletter des Netzwerk Recherche. Die aktuelle Ausgabe beginnt mit einigen Worten von Christian Deker über die zurückliegende zweitägige Konferenz “Junge Recherche”. Außerdem gibt es den gewohnt lesenswerten Überblick über medienrelevante Nachrichten, Veranstaltungen, Preise und Stipendien.

6. Wie der Faschismus Einzug in die Popkultur hält
(belltower.news, Annika Brockschmidt)
Annika Brockschmidt analysiert, wie sich prominente Persönlichkeiten wie Kim Kardashian, Gwen Stefani und verschiedene Influencerinnen zunehmend offen mit der US-amerikanischen Rechten und MAGA-Ästhetik identifizieren. Brockschmidt zeigt, wie kulturelle Aneignung, Ästhetik-Trends und Social-Media-Strategien mit rechtsextremer Symbolik, faschistoider Rhetorik und politischem Kalkül verbunden werden – oft zum Zweck der Selbstdarstellung und Profitmaximierung.

KW 13/25: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Der Fall Imamoglu: Welche Rolle spielen die Medien in der Türkei?
(br.de, Jasper Ruppert, Audio: 34:07 Minuten)
Gegen die Festnahme von Ekrem İmamoğlu, Bürgermeister von Istanbul und Konkurrent des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan, protestieren in der Türkei Hunderttausende Menschen. Bei “BR24 Medien” spricht Jasper Ruppert mit Expertinnen und Experten über den medialen Aspekt: “Wie wird über den Fall berichtet? Wie hat es Erdogan geschafft, einen großen Teil der Medien unter seine Kontrolle zu bringen? Und welche Medien nutzen türkeistämmige Menschen in Deutschland und wie nehmen sie dadurch die Ereignisse in der Türkei wahr?”

2. Trumps Chat-Fiasko: Dummheit oder Kalkül?
(youtube.com, Michael Götz, Audio: 31:27 Minuten)
Im “Podcast für Deutschland” der “FAZ” geht es zunächst um den Militär-Chat-Skandal, bei dem der Chefredakteur des Magazins “The Atlantic” in eine Chatgruppe mit hochrangigen US-Sicherheitsbeamten aufgenommen wurde – ein Fall, der massive Zweifel an der Professionalität der Trump-Administration aufwirft. Im zweiten Teil berichtet “FAZ”-Korrespondent Christian Meier über seine kurzzeitige Festnahme im Westjordanland und über die politische Lage in Israel, insbesondere den innenpolitischen Druck auf Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und dessen Interesse an der Aufrechterhaltung des Konflikts.

3. Über sprachliche Eskalation und ihre mediale Wirkung
(deutschlandfunk.de, Stephan Beuting, Audio: 42:10 Minuten)
Im Deutschlandfunk (DLF) kommen regelmäßig Hörerinnen und Hörer zu Wort. Manchmal liefern sie sogar die Idee für eine ganze Sendung und tauschen sich darin mit Expertinnen und Experten aus. In dieser Folge des Podcasts “Nach Redaktionsschluss” geht es um Empörung und sprachliche Eskalation in der Berichterstattung. Es diskutieren DLF-Hörer Gerhard Behnke, der Linguist Friedemann Vogel und Tilman Aretz von n-tv.de.

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4. Welcher Umgang mit digitalen Medien ist sinnvoll?
(youtube.com, Lenne Kaffka, Audio: 33:59 Minuten)
Im Gespräch mit dem “Spiegel” erklärt Grundschullehrer und Bildungs-TikToker Niko Kappe, wie wichtig es aus seiner Sicht ist, Kinder frühzeitig, aktiv und begleitet an digitale Medien heranzuführen, statt sie davon fernzuhalten. Er plädiert für eine Medienerziehung auf Augenhöhe, klare Regeln im Familienalltag und den Aufbau von Vertrauen – sowohl bei der Nutzung von Geräten als auch im Umgang mit Sozialen Netzwerken. Neben Medienkompetenz betont er die Bedeutung von Werten, kritischem Denken und elterlicher Vorbildfunktion, um Kinder fit für die digitale Zukunft zu machen.

5. Franziska Müllers – ZDF Sportreporterin, Redakteurin und Moderatorin
(spotify.com, Lisabell Shewafera, Audio: 52:38 Minuten)
In der aktuellen Folge von “Inside Medien” ist die ZDF-Sportjournalistin Franziska Müllers zu Gast, die bereits von Katar bis Paris über internationale Sportgroßereignisse berichtet hat. Müllers erzählt, wie sie über eine Lokalzeitung, den WDR und Praktika beim ZDF zum Journalismus kam. Außerdem gibt sie spannende Einblicke in den Alltag des Sportjournalismus und Tipps für den Einstieg in die Medienbranche.

6. Rosenthal
(zdf.de, Oliver Haffner & Gernot Krää, Video: 1:32:43 Stunden)
Das bewegende Biopic erzählt vom inneren Konflikt des beliebten Showmasters Hans Rosenthal, der am 9. November 1978, dem erstmaligen Gedenktag an die Pogrome von 1938, trotz seiner traumatischen Vergangenheit als Jude in Nazi-Deutschland eine Unterhaltungssendung moderieren soll. Zwischen öffentlichem Erfolgsdruck, persönlichen Erinnerungen an Verfolgung und familiärem Verlust ringt Rosenthal, dargestellt von Florian Lukas, mit der Frage, ob und wie er seine Geschichte öffentlich machen soll.

Ein letzter Schuss, Breiter Aufschrei, Was im Medien-Bereich geplant ist

1. Ein letzter Schuss – dann stoppt die Aufnahme
(zeit.de, Nicolás Pablo Grone & Luisa Hommerich & Suha Ma‘ayeh & Yassin Musharbash)
In Zusammenarbeit mit dem gemeinnützigen Journalistenkonsortium “Forbidden Stories” und zehn weiteren internationalen Medienpartnern rekonstruiert die “Zeit” den Angriff auf den palästinensischen Journalisten Fadi al-Wahidi, der im Gaza-Krieg schwer verletzt wurde – trotz Presseweste und in einem Gebiet ohne Evakuierungswarnung. Die Recherche lege nahe, dass al-Wahidi möglicherweise gezielt oder fahrlässig von der israelischen Armee getroffen wurde. Der Fall stehe exemplarisch für die enorme Gefahr, der lokale Journalisten in Gaza ausgesetzt sind, und werfe ernste Fragen zur Pressefreiheit und zum Schutz von Zivilistinnen und Zivilisten in bewaffneten Konflikten auf.

2. Breiter Aufschrei für Erhalt der Informationsfreiheit
(netzpolitik.org, Sebastian Meineck & Markus Reuter)
Laut einem geleakten Papier aus den Verhandlungen zwischen CDU/CSU und SPD plane die Union, das Informationsfreiheitsgesetz (IFG) in seiner jetzigen Form abzuschaffen. Das stoße auf breite Kritik von Medienschaffenden, NGOs und Aufsichtsbehörden, darunter Gewerkschaften, Reporter ohne Grenzen, Netzwerk Recherche, “Correctiv”, “LobbyControl”, Abgeordnetenwatch.de und viele andere. Sebastian Meineck und Markus Reuter haben die Reaktionen zusammengefasst, die eine beeindruckend einhellige Ablehnung der Pläne zur Abschaffung der Einsicht in amtliche Dokumente zeigen.
Dazu auch: CDU-Politiker Philipp Amthor, der für die Union die Verhandlungen zum IFG führte, spricht von einer “Märchenstunde”. Laut Amthor wolle man das Gesetz nicht ersatzlos abschaffen, es gehe lediglich um eine Novellierung.

3. Koalitionsverhandlungen: Was im Medien-Bereich geplant ist
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Uwe Mantel berichtet, dass CDU/CSU und SPD in den Koalitionsverhandlungen zahlreiche medienpolitische Vorhaben planen, darunter eine Reform der Filmförderung, die Senkung der Mehrwertsteuer für Presseerzeugnisse auf 0 Prozent und Maßnahmen gegen Desinformation in Sozialen Medien. Vorgesehen seien auch eine erleichterte Zusammenarbeit von Medienunternehmen sowie ein besserer Schutz von Journalistinnen und Journalisten. Die Finanzierung vieler dieser Vorhaben bleibe jedoch unklar.

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4. Türkei Proteste: Kritische Berichte unterdrückt
(youtube.com, Daniel Bröckerhoff, Video: 2:59 Minuten)
In einem kurzen Video für das NDR-Medienmagazin “Zapp” thematisiert Daniel Bröckerhoff, wie die türkische Regierung auf die Proteste gegen die Verhaftung des Istanbuler Bürgermeisters Ekrem İmamoğlu mit harter Repression reagiert, darunter Gewalt gegen Demonstranten, Verhaftungen prominenter Medienschaffender und massive Einschränkungen der Pressefreiheit. Medien und Soziale Netzwerke würden zensiert, Reporter kriminalisiert und Mobilfunknetze blockiert, um die Berichterstattung zu unterdrücken.

5. Queere Repräsentation in afrikanischen Nachrichtenmedien: Zwischen Kriminalisierung und Sichtbarkeit
(de.ejo-online.eu, Kemiso Wessie)
Wie Kemiso Wessie berichtet, sähen sich queere Menschen in vielen afrikanischen Ländern in Medien weiterhin mit Ausgrenzung, Zensur und homophoben Narrativen konfrontiert, was durch rechtliche Kriminalisierung und staatlich kontrollierte Berichterstattung verstärkt werde. Ein Ausweg seien die digitalen Plattformen: “Die zunehmende Nutzung digitaler Medien wie TikTok, Instagram oder Podcast-Plattformen bietet neue Möglichkeiten des Ausdrucks. Diese Räume werden für LGBTQ+-Gemeinschaften immer wichtiger, auch, weil sie oft die Gatekeeper der traditionellen Medien umgehen.”

6. Plüsch und Selbsthilfe
(taz.de, Amelie Sittenauer)
Amelie Sittenauer beschreibt in der “taz”, wie Meme-Accounts wie “Softcore Trauma” auf Instagram Themen wie Traumabewältigung mit plüschiger Ästhetik, popkulturellen Figuren und Selbsthilfeansätzen verbinden und damit viele Menschen erreichen. Dabei sieht Sittenauer sowohl problematische Aspekte wie eine Kommerzialisierung und eine inflationäre Verwendung des Traumabegriffs, als auch positive Funktionen dieser Communities als digitale Selbsthilfegruppen mit unterstützender Wirkung.

Angriff auf die Informationsfreiheit, Datenretter, Hilfe bei Krisen

1. Union will Informationsfreiheitsgesetz abschaffen
(fragdenstaat.de, Arne Semsrott)
“In den Koalitionsverhandlungen drängen CDU und CSU darauf, das Recht auf staatliche Informationen abzuschaffen. Angetrieben wird das Vorhaben von Philipp Amthor – der wegen seiner umstrittenen Nebentätigkeiten bei Augustus Intelligence selbst unter IFG-Anfragen zu leiden hatte.” Arne Semsrott erläutert den geplanten “Frontalangriff auf die Informationsfreiheit”, der auch Auswirkungen auf die journalistische Arbeit hätte.
Weiterer Lesehinweis: Auch beim Netzwerk Recherche ist man besorgt: “Wer die Abschaffung des Informationsfreiheitsgesetzes fordert, ohne eine andere Transparenzregel an seine Stelle treten zu lassen, fürchtet sich offensichtlich vor mehr Offenheit und Bürgernähe. In Zeiten, in denen immer mehr Menschen den staatlichen Institutionen misstrauen, ist es ein gefährlicher Irrweg, demokratische Rechte beschneiden zu wollen und den Weg der Abschottung zu gehen”. (netzwerkrecherche.org)

2. Richter stoppt Schließung von Radio Free Europe
(faz.net)
Ein US-Bundesrichter habe die Schließung von “Radio Free Europe” vorerst gestoppt und angeordnet, dass die zuständige Behörde den Sender weiter finanzieren muss – auch wenn US-Präsident Donald Trump die Mittel streichen wollte. Der 1950 gegründete Sender, der wöchentlich rund 50 Millionen Menschen in autoritär regierten Staaten erreiche, begrüßt die Entscheidung: “Dieses Urteil ist eine weitere deutliche Botschaft an unsere Journalisten in aller Welt: Ihr Auftrag, wie er vom Kongress festgelegt wurde, ist würdig und wertvoll und sollte fortgesetzt werden”. Juristisch ausgestanden sei die Sache für “Radio Free Europe” jedoch noch nicht, der Rechtsstreit gehe weiter.

3. Diese Menschen retten Daten vor der Trump-Zensur
(netzpolitik.org, Sebastian Meineck)
Sebastian Meineck hat sich mit dem “digitalen Historiker” Sebastian Majstorovic über dessen Arbeit beim “Data Rescue Project” unterhalten. Dort sichert Majstorovic gemeinsam mit Hunderten von Freiwilligen gefährdete öffentliche US-Daten, die unter der zweiten Trump-Administration gelöscht werden sollen: “Da kommen Leute aus Elon Musks DOGE-Abteilung, die sich nicht dafür interessieren, welche Funktionen eine Behörde erfüllt. Sie haben eine Liste mit verbotenen Wörtern, darunter Begriffe wie ‘schwul’, ‘Frau’ oder ‘kulturelles Erbe’. Und sie löschen rücksichtslos Inhalte, in denen diese Wörter auftauchen. Sie haben gelöscht, dass der Schwarze US-General Charles Calvin Rogers mit der ‘Medal of Honor’ geehrt wurde. Sie haben auch medizinisches Wissen gelöscht, das Ärzt*innen für laufende Behandlungen von Patient*innen brauchen.” Majstorovic betrachtet die Löschaktionen als eine Form der “digitalen Bücherverbrennung”. Er warnt vor “technofaschistischen” Tendenzen und ruft dazu auf, auch in Europa Strategien zur digitalen Datensicherung zu entwickeln.

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4. So setzt sich RSF in Gaza und Nahost ein
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) setzt sich im Gaza-Krieg aktiv für den Schutz von Journalistinnen und Journalisten ein, indem sie Schutzzonen fordert, Ausrüstung und Nothilfe bereitstellt und internationale Ermittlungen wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen unterstützt. Seit Beginn des Krieges wurden laut RSF fast 200 Medienschaffende getötet, viele davon gezielt oder im Zusammenhang mit ihrer Arbeit. RSF hat mehrfach beim Internationalen Strafgerichtshof Anzeige erstattet und dokumentiert systematisch die Gewalt gegen Journalistinnen und Journalisten.

5. Berlusconis MFE kündigt Übernahmeangebot für ProSiebenSat.1 an
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Der italienische Medienkonzern MFE unter Pier Silvio Berlusconi habe ein Übernahmeangebot für ProSiebenSat.1 angekündigt, um die Kontrolle über den deutschen TV-Konzern zu erlangen. Trotz großer strategischer Worte und der Vision einer paneuropäischen Sendergruppe bleibe das Angebot mit einem erwarteten Preis von rund 5,75 Euro pro Aktie eher zurückhaltend. Bei ProSiebenSat.1 begegne man dem Vorstoß mit Skepsis, verweise auf den niedrigen Preis und bleibe vorerst gelassen.

6. Wer hilft Journalist:innen bei mentalen Krisen?
(dfjv.de, Gunter Becker)
Gunter Becker schreibt, dass Journalistinnen und Journalisten besonders stark unter psychischen Belastungen wie Stress, Burn-out und Depressionen leiden, was eine aktuelle Studie der Ludwig-Maximilians-Universität München belege. Gleichzeitig stellt Becker verschiedene Hilfsangebote wie “HateAid”, die “HelpLine” des Netzwerk Recherche und betriebliche Unterstützungsstrukturen bei Verlagen wie Funke und der “Zeit”-Gruppe vor. Inzwischen gebe es ein wachsendes Problembewusstsein in der Branche und vielfältige Anlaufstellen, so dass niemand mit seiner seelischen Not allein bleiben müsse.

7. Nach Chat-Sicherheitspanne: Trump beschimpft Journalisten
(radioeins.de, Lorenz Meyer, Audio: 4:29 Minuten)
Zusätzlicher Link, da in eigener Sache: Bei radioeins kommentiert der “6-vor-9”-Kurator die Attacken des US-Präsidenten auf den “Atlantic” nach dem Militärchat-Skandal: “Die systematische Attacke auf unabhängige Medien ist kein Zufall. Sie ist das Herzstück populistischer Politik. Und sie erfüllt gleich mehrere Zwecke: Sie lenkt ab. Sie diskreditiert Kritik. Und sie schweißt das eigene Lager enger zusammen: Plötzlich geht es nicht mehr um den eigentlichen Fehler – sondern um denjenigen, der ihn sichtbar gemacht hat.”

Interessenkonflikte, Verkauf der Traditionsmarken, Abzocksender

1. Trump beschimpft »Atlantic«-Journalist als »Widerling« und die Europäer als »Schmarotzer«
(spiegel.de)
Gestern hatten wir in den “6 vor 9” über eine schwerwiegende Sicherheitspanne in den USA berichtet: Versehentlich wurde Jeffrey Goldberg, Chefredakteur von “The Atlantic”, in einen geheimen Gruppenchat der Trump-Regierung aufgenommen, in dem detaillierte Kriegspläne zum Jemen besprochen wurden. Nun folgt das politische und mediale Nachspiel: Während US-Präsident Donald Trump versuche, die Panne herunterzuspielen, und den Journalisten beschimpfe, gehe der Streit über den Vorfall im US-Senat weiter.

2. Schon 20 gezielte Angriffe seit Jahresbeginn
(reporter-ohne-grenzen.de)
Seit Beginn dieses Jahres dokumentierte die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) mindestens 20 gezielte Angriffe israelischer Streitkräfte auf palästinensische Medienschaffende im Westjordanland, “alle in der Nähe von Lagern für Geflüchtete”. Auch die Palästinensische Autonomiebehörde gehe repressiv gegen kritische Journalistinnen und Journalisten vor, insbesondere mit Festnahmen wegen mutmaßlicher Verbindungen zum Sender Al Jazeera. RSF-Geschäftsführerin Anja Osterhaus fordert: “Wir dürfen uns an diese Normalisierung der Gewalt nicht gewöhnen.”
Weiterer Lesetipp: Daniel Bax schreibt in der “taz” über den Tod des palästinensischen Journalisten Hossam Shabat: Reporter im Fadenkreuz (taz.de).
Und noch ein Lesetipp: Wie ebenfalls die “taz” berichtet, hat die israelische Polizei den “FAZ”-Journalisten Christian Meier im Westjordanland festgenommen: Willkür in der Westbank (taz.de, Nicholas Potter).

3. “Lieber Möbel als Zeitschriften verkaufen, oder wie?”: Das sagt die Branche zum Verkauf von Brigitte & Co
(kress.de, Marc Bartl)
RTL hat einige seiner Gruner+Jahr-Traditionsmarken (“Gala”, “Eltern”, “Brigitte”) an die Funke Mediengruppe veräußert. Marc Bartl hat sich umgehört, wie die Medienbranche auf den Ausverkauf reagiert – beziehungsweise “wie Media-Berater Thomas Koch, Carsten Erdmann (Funke), Christian Meier (Welt), Thomas Lückerath (DWDL), Maike Schiller (Hamburger Abendblatt) und Christian Bartels (MDR/Altpapier) den Groß-Deal zwischen RTL und Funke kommentieren.”

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4. Redaktionen müssen Interessenkonflikte offenlegen
(presserat.de)
Der Deutsche Presserat hat seine Richtlinien für die journalistische Arbeit in Bezug auf mögliche Interessenkonflikte geändert: “Wer journalistisch oder verlegerisch tätig ist, muss wie bisher diese Tätigkeit von anderen Funktionen in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft trennen. Liegt ein Interessenkonflikt nahe, sollte die Redaktion nicht befangene Autorinnen oder Autoren für die Berichterstattung einsetzen oder zumindest den Konflikt der Leserschaft gegenüber offenlegen.” Konkrete Beispiele für die Anwendung der Vorgabe befinden sich hier.

5. Universal Music erweitert Klage gegen Internet Archive
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Die Universal Music Group habe eine Klage gegen das “Internet Archive” erweitert, weil man dort 70 bis 120 Jahre alte Schellackplatten im “Great 78 Project” digitalisiert und online gestellt habe. Der angebliche Schaden erhöhe sich damit auf 700 Millionen US-Dollar. Musikerinnen und Musiker sowie das Archiv selbst hätten die Klage kritisiert und betont, das Projekt diene dem Erhalt von Kulturgut und stelle keine ernsthafte Konkurrenz für kommerzielle Musikplattformen dar.

6. Locken, verbocken & abzocken – Wie 9Live gleich zweimal aufflog
(dwdl.de, Christian Richter)
Die aktuelle DWDL-“Telegeschichte” beleuchtet anhand zweier aufsehenerregender Vorfälle die fragwürdigen Methoden des einstigen Call-In-Senders 9Live und zeigt, wie gezielte Manipulation und Intransparenz das Geschäftsmodell prägten. Der Beitrag liefert nicht nur spannende Einblicke hinter die Kulissen, sondern dokumentiert auch eindrucksvoll den medialen und regulatorischen Umgang mit den Skandalen. Wer sich für Mediengeschichte, Fernsehkritik oder die dunklen Seiten der Fernsehunterhaltung interessiert, kommt hier voll auf seine Kosten.

Journalist im geheimen Militärchat, Türkei, Falsche Todesmeldungen

1. US-Regierung lädt versehentlich Journalisten in geheimen Militärchat ein
(spiegel.de)
In den USA sorgt eine schwerwiegende Sicherheitspanne für Aufsehen: Offenbar wurde Jeffrey Goldberg, Chefredakteur von “The Atlantic”, versehentlich in einen geheimen Gruppenchat der Trump-Regierung aufgenommen, in dem detaillierte Kriegspläne zum Jemen besprochen wurden. Der Journalist habe dort Informationen über Ziele, Waffen und Zeitpläne der Angriffe erhalten – in lockerem Ton und mit Emojis garniert. Unbedingt Lesenswert dazu der Beitrag von Jeffrey Goldberg selbst: The Trump Administration Accidentally Texted Me Its War Plans (theatlantic.com).

2. Wie der türkische Staat die freie Presse bedrängt
(taz.de, Ali Çelikkan)
In der Türkei gehe die Regierung massiv gegen die Pressefreiheit vor: Kritische Medien würden zensiert, Journalistinnen und Journalisten verhaftet und Soziale Netzwerke eingeschränkt, um die Berichterstattung über aktuelle Proteste gegen die Verhaftung des Istanbuler Bürgermeisters Ekrem İmamoğlu zu unterdrücken. Besonders im Fokus stehe die Medienaufsichtsbehörde RTÜK, die regierungskritischen Sendern mit Lizenzentzug drohe und unverhältnismäßige Strafen verhänge. Trotz Repressionen und gezielter Desinformation durch regierungsnahe Medien demonstrieren weiterhin viele Menschen für Demokratie und Meinungsfreiheit.
Weiterer Lesetipp: Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) verurteilt die Gewalt gegen Medienschaffende in der Türkei, die über die Proteste berichten. “Die Festnahmen und die gezielte Gewalt zeigen, dass das türkische Regime die Berichterstattung über regierungskritische Proteste unterdrücken will – das passt zu dem autokratischen Muster, mit dem Präsident Erdoğan spätestens seit dem Putschversuch im Juli 2016 regiert”, so RSF-Geschäftsführerin Anja Osterhaus.

3. Verkürzt, Verzerrt, Verschwiegen: Der Krieg in Nahost auf deutschen Zeitschriften-Covern
(schantall-und-scharia.de, Fabian Goldmann)
Fabian Goldmann hat die Titelseiten der Magazine “Spiegel”, “Stern” und “Focus” seit dem 7. Oktober 2023 analysiert und festgestellt, dass der Nahostkonflikt an diesen prominenten Stellen kaum thematisiert worden sei. Betroffene der israelischen Kriegsführung wie Palästinenser oder Libanesen seien nur dreimal auf die Titelseite gekommen, während sie sechsmal als Aggressoren dargestellt worden seien. Selbst bei bedeutenden Ereignissen im Nahen Osten hätten die Redaktionen häufig auf unpolitische Themen wie Lifestyle und Service gesetzt.

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4. Das zynische Geschäft mit falschen Todesmeldungen
(profil.at, Julian Kern & Jakob Winter & Kevin Yang)
Der “Profil”-Beitrag befasst sich mit gefälschten Todesmeldungen von Prominenten, die gezielt über Social Media – vor allem über die Plattform X (ehemals Twitter) – verbreitet werden. Die Motive reichen von finanziellen Interessen, da mit reichweitenstarken Beiträgen Geld verdient werden kann, bis hin zu zynischen Scherzen, mit denen beispielsweise Journalistinnen und Journalisten getäuscht werden sollen.

5. Öffentlich-rechtliche Gremien: Mut zum Publikumsrat
(laeuft-programmschau.podigee.io, Alexander Matzkeit, Audio: 27:06 Minuten)
In “Läuft”, dem Podcast von “epd medien” und Grimme-Institut, geht es um die Studie der Otto Brenner Stiftung zur Zusammensetzung und Arbeitsweise der Gremien des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Alexander Matzkeit fragt seinen Gast, Journalist und Medienwissenschaftler Dominik Speck: “Wie könnte die Arbeit der Gremien so verändert werden, dass sie in der Lage sind, den an sie gestellten Anforderungen zu genügen.”

6. Man nimmt es ja erstmal ernst – Über die Fotoarbeiten von Lars Eidinger
(54books.de, Eva-Sophie Lohmeier)
Eva-Sophie Lohmeier setzt sich kritisch mit den Fotoarbeiten von Schauspieler Lars Eidinger auseinander, die sie als belanglose, technisch schwache und konzeptlose Instagram-Ästhetik beschreibt, der jedoch durch Promistatus ein musealer und publizistischer Raum eingeräumt werde. Besonders problematisch findet Lohmeier den Umgang mit prekären Motiven wie Obdachlosen, die Eidinger als Projektionsfläche für seine eigene Identitätskrise nutze. Dem Kunstbetrieb wirft sie vor, aus Faszination für den Prominenten ein Werk aufzuwerten, das weder inhaltlich noch ästhetisch trage.

Schlagseite nach rechts, Verspielte Glaubwürdigkeit, Straftaten

1. Monopol mit Schlagseite nach rechts
(taz.de, Harff-Peter Schönherr)
Die “Neue Osnabrücker Zeitung” orientiere sich politisch nach rechts und verbreite Narrative, die an Verschwörungserzählungen und Putin-Nähe erinnern, schreibt Harff-Peter Schönherr in der “taz”. Führende Redakteure verträten Positionen, die bei Kolleginnen und Kollegen auf deutliche Kritik stoßen sollen. Die Zusammenarbeit mit umstrittenen Medien wie “Multipolar” sowie eine angebliche ideologische Nähe zur AfD und zu “Querdenker”-Positionen würden den Eindruck eines publizistischen Rechtsrucks verstärken.

2. Der RBB verspielt weiter seine Glaubwürdigkeit
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Der nach der Gelbhaar-Affäre zurückgetretene RBB-Chefredakteur David Biesinger soll Leiter der Hauptabteilung Programmressourcen werden. Ein fatales Signal, meint Joachim Huber im “Tagesspiegel”: “Schon erstaunlich, was Führungskräften im RBB, die als Führungskraft gescheitert sind, alles zugetraut wird. Die Öffentlichkeit darf schon gespannt sein, welchen Job die ebenfalls zurückgetretene Programmdirektorin Katrin Günther zukünftig übernehmen wird.”
Weiterer Lesetipp: Ulrike Demmer holt sich Hilfe für RBB-Umbau an Bord: “Seit Anfang des Monats soll Digitalisierungsexperte Peter Parycek dem RBB als Change-Manager beim Umbau helfen. Für Schlagzeilen sorgt dabei sein Gehalt.” (dwdl.de, Uwe Mantel)

3. Über welche Straftaten berichten Medien?
(deutschlandfunk.de, Anh Tran, Audio: 38:32 Minuten)
Im Deutschlandfunk (DLF) kommen regelmäßig Hörerinnen und Hörer zu Wort. Manchmal liefern sie sogar die Idee für eine ganze Sendung und tauschen sich darin mit Expertinnen und Experten aus. In dieser Folge des Podcasts “Nach Redaktionsschluss” geht es um die Frage, über welche Straftaten Medien bevorzugt berichten: Über solche, bei denen Deutsche die Täter sind? Oder über solche, bei denen die Täter einen Migrationshintergrund haben? Es diskutieren DLF-Hörerin Anita Hamed, Kommunikationswissenschaftler Thomas Hestermann sowie Katharina Thoms und Anh Tran aus der DLF-Redaktion.

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4. Klage gegen die US-Regierung
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des US-Auslandssenders “Voice of America” haben Klage gegen die US-Medienbehörde USAGM eingereicht. Zuvor habe Präsident Donald Trump per Dekret massive Budgetkürzungen und Beurlaubungen angeordnet. Diese Maßnahmen könnten einer rechtswidrigen Schließung gleichkommen und würden der Klage zufolge die redaktionelle Unabhängigkeit sowie die Pressefreiheit weltweit bedrohen.

5. Desinformation als Gefahr für demokratische Wahlen – Ein Gespräch mit Christina Elmer
(de.ejo-online.eu, Merle Van Berkum)
Merle van Berkum spricht mit Christina Elmer, Professorin für Digitalen Journalismus, über die Auswirkungen von Desinformation auf die Bundestagswahl 2025. Elmer erklärt, wie Falschinformationen – teilweise von politischen Akteuren oder aus dem Ausland gesteuert – den Wahlkampf beeinflusst haben und welche Rolle Fact-Checking, Plattformen und Regulierung dabei spielen. Sie betont die Notwendigkeit von transparenter journalistischer Arbeit, mehr Medienkompetenz und emotional wirksamen Gegenstrategien.

6. Elon Musks Plattform X blockiert offenbar regierungskritische Accounts in der Türkei
(spiegel.de)
Die Plattform X (ehemals Twitter) soll in der Türkei zahlreiche regierungskritische Accounts gesperrt haben, darunter auch welche von feministischen und studentischen Gruppen. Dies sei nach der Verhaftung des Oppositionspolitikers Ekrem İmamoğlu geschehen. Der Eigentümer der Plattform Elon Musk werde dafür kritisiert, dass er Meinungsfreiheit propagiere, gleichzeitig aber die Zensur solcher Inhalte zulasse.

KW 12/25: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Journalisten vor Gericht: Wie kritische Berichte weggeklagt werden
(ndr.de, Lea Eichhorn, Video: 22:17 Minuten)
In ihrem Beitrag für das NDR-Medienmagazin “Zapp” zeigt Lea Eichhorn, wie Journalistinnen und Journalisten durch teure Klagen unter Druck gesetzt werden. Das Ziel dahinter: kritische Berichterstattung verhindern. Solche Einschüchterungsklagen, sogenannte SLAPPs, zielen darauf ab, Angst und finanziellen Schaden zu verursachen: “Wird hier der Rechtsstaat missbraucht, um die Pressefreiheit zu beschneiden?”

2. Wer gewinnt, wer verliert? Medien und Koalitionsverhandlungen
(br.de, Jean-Marie Magro, Audio: 27:06 Minuten)
Die neue Ausgabe von “BR24 Medien” beschäftigt sich mit der Frage, wie Medien über die Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD berichten. Moderator Jean-Marie Magro spricht darüber mit dem Kampagnenberater Mathias Richel, dem Politikwissenschaftler Christoph Bieber und dem Hauptstadtbüroleiter des Deutschlandfunks Stephan Detjen: “Spielen Inhalte eine untergeordnete Rolle im Vergleich zur Frage, wer sich durchgesetzt hat?”

3. Bangen um “Radio Free Europe” und manipulierte KI-ChatBots
(wdr.de, Anja Backhaus, Audio: 44:57 Minuten)
Das WDR5-Medienmagazin “Töne, Texte, Bilder” beleuchtet wie immer verschiedene Themen aus der Medienwelt, darunter auch die unsichere Zukunft von “Radio Free Europe”, dessen Finanzierung durch politische Entscheidungen bedroht sei. Der vom US-amerikanischen Staat gegründete Sender sei von Kürzungen durch die Trump-Administration betroffen.

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4. Diskurs statt Destruktion: Wie werden wir zu einer resilienten Informationsgesellschaft
(youtube.com, Greta Buschhaus, Video: 1:32:58 Stunden)
“Ein Großteil der digitalen Öffentlichkeit wird kontrolliert durch einige wenige Konzerne, und öffentliche Diskurse sind Spielball ihrer Entscheidungsmacht. Werden da die bisherigen Ansätze und Ideen noch reichen? Wie wirksam wird der europäische Digital Services Act? Genügen die bisherigen Initiativen für Nachrichtenkompetenz? Und welche Rolle spielt der Journalismus?” Darüber diskutieren Christiane Hoffmann, stellvertretende Sprecherin der Bundesregierung, Markus Beckedahl, Gründer von digitalpolitik.de und der Digitalkonferenz re:publica, Laura Krause von der Organisation “More In Common” und Simon Hurtz, Gründer des “Social Media Watchblog”.

5. Traumjob Journalismus
(ardaudiothek.de, Jan Katona, Audio: 1:52:07 Stunden)
In der Sendung “Blue Moon” des RBB-Jugendsenders “Fritz” unterhält sich Jan Katona mit Frederik von Castell, Chefredakteur des “medium magazins”, über den Weg in den Journalismus, den Berufsalltag und die Herausforderungen in einer sich wandelnden Gesellschaft mit politischen Krisen und globalen Konflikten. Ziel der Sendung sei es, Einblicke in den Beruf zu geben, Fragen zu beantworten und junge Menschen für Medienarbeit zu begeistern.

6. Medizinische Influencer*innen: Diagnose Selbstvermarktung
(zdf.de, Jan Böhmermann, Video: 31:15 Minuten)
“Abgegriffene Gala-Hefte von 2022, hustende Patient*innen im Wartezimmer und die Diagnose: ‘Ja, das geht grade rum!’. So ein Besuch in einer Arztpraxis kann ernüchternd sein. Da bieten Medfluencer*innen mittlerweile eine willkommene Alternative.” Jan Böhmermann und sein “ZDF Magazin Royale” sind dem Phänomen der sogenannten Medfluencer (Kofferwort aus Medizin und Influencer) nachgegangen: “Sind sie nur daran interessiert, den Menschen zu helfen?”

Unhaltbare Vorwürfe, Stereotype Stockbilder, Zitieren bleibt verboten

1. Wie »Bild« und »Nius« eine kriminelle trans Polizistin erfanden
(spiegel.de, Vicky Bargel)
“Im November vergangenen Jahres verbreiteten mehrere Medien Berichte über eine trans Polizeibeamte namens Judy S., die zwei Männer sexuell missbraucht haben soll. Doch an der Geschichte stimmte fast nichts.” Vicky Bargel schreibt über einen Fall, in dem die “Bild”-Redaktion sowie das Portal “Nius” von Ex-“Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt eine zentrale Rolle spielen und der selbst “hartgesottene Medienbeobachter” verblüffe. Zuerst hatte der “Tagesspiegel” darüber berichtet: Unhaltbare Vorwürfe und ein erfundener Penis (tagesspiegel.de, Ann-Kathrin Hipp & Alexander Fröhlich, nur mit Abo lesbar).

2. Zitieren bleibt verboten
(taz.de, Robert Matthies)
Der Journalist Carsten Janz sei vom Landgericht Hamburg zu einer Geldstrafe verurteilt worden, weil er wörtlich aus einem unveröffentlichten Gerichtsbeschluss zitiert habe, was laut Paragraf 353d StGB verboten sei. Janz habe argumentiert, dass dies ein unverhältnismäßiger Eingriff in die Pressefreiheit sei und eine grundsätzliche rechtliche Abwägung verlangt. Das Gericht habe dies jedoch mit Verweis auf ältere Entscheidungen abgelehnt. Nun würden Janz und dessen Anwälte die Revision gegen das Urteil vorbereiten.

3. Wie verklickert man Lesern ein Thema wie die “Schuldenbremse”?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 27:21 Minuten)
Im “Übermedien”-Podcast spricht Holger Klein mit “Zeit”-Redakteur Kolja Rudzio darüber, wie Redaktionen komplexe Themen wie die Schuldenbremse verständlich für Laien erklären können. Rudzio sagt, dass Leserinnen und Leser sich gerade bei akuten Themen wie Haushaltsdebatten durchaus für detaillierte und anspruchsvolle Artikel interessieren. Außerdem geht es in dem Gespräch um die Frage, wie viel Einordnung nötig ist und was von Begriffen wie “Sondervermögen” zu halten ist.

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4. Von der Stange: Wenn in Medien Bilder fehlen, kommen die Klischees
(kobuk.at, Eva Sappl)
Eva Sappl beobachtet, dass österreichische Medien häufig stereotype Stockbilder von Frauen verwenden, die jung, weiß, hübsch und schlank sind. Diese Bilder würden unrealistische Schönheitsideale und traditionelle Geschlechterrollen vermitteln, weil Frauen oft in passiven, fürsorglichen oder hilfsbedürftigen Rollen gezeigt würden. Als positive Ausnahme hebt Sappl den “Standard” hervor, der bewusst versuche, diversere und weniger klischeehafte Darstellungen zu wählen.

5. “Rückblickend sind wir seit Corona keine Unterhaltungssendung mehr”
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
“DWDL”-Chefredakteur Thomas Lückerath spricht mit Markus Heidemanns, dem Produzenten der ZDF-Sendung “Markus Lanz”. Heidemanns erzählt, wie die Corona-Pandemie die Talkshow nachhaltig verändert habe – insbesondere durch den Verzicht auf Publikum im Studio und durch den Wandel von einer Unterhaltungs- hin zu einer ernsthaften politischen Gesprächssendung.

6. Der Murdoch-Clan: Familienstreit um das Medien-Imperium
(acast.com, Macht und Millionen, Audio: 55:33 Minuten)
Kayhan Özgenç, Chefredakteur von “Business Insider”, unterhält sich im Podcast “Macht und Millionen” mit Wirtschaftsredakteur Klemens Handke über den mächtigen Medienunternehmer Rupert Murdoch. Die beiden diskutieren über Murdochs globales Medienimperium, seinen politischen Einfluss und seine Rolle als gefürchteter Patriarch. Aktuell befinde sich Murdoch in einem heftigen Streit mit seinen Kindern, die um sein Milliarden-Vermögen kämpfen.

Trumps Geschenk, SLAPP-Klagen, Tageszeitung KI-generiert

1. Trumps Geschenk für Pressefeinde
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Regierung in den USA habe dem staatlichen US-Auslandssender “Voice of America” und anderen Auslandssendern die Finanzierung weitgehend entzogen und Tausende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beurlaubt. “Sollten Voice of America, Radio Free Europe und Radio Free Asia ihre Arbeit einstellen müssen, werden autoritäre Führungen in China, Russland und anderen Teilen der Welt nicht zögern, das entstandene Vakuum mit ihrer Propaganda zu füllen”, so Anja Osterhaus, Geschäftsführerin bei Reporter ohne Grenzen.
Weiterer Hörtipp in eigener Sache: Bei radioeins kommentiert der “6-vor-9”-Kurator: “Donald Trumps Vorgehen folgt dem Muster, das wir aus autoritären Staaten kennen: Diffamieren, kontrollieren, abschalten. Heute trifft es einen Auslandssender, morgen vielleicht jede kritische Redaktion.” (radioeins.de, Lorenz Meyer, Audio: 4:14 Minuten)

2. Wir wollen uns nicht schlagen lassen
(blogs.taz.de)
Die “taz” veröffentlicht in ihrem “Hausblog” den Aufruf eines Bündnisses zivilgesellschaftlicher Organisationen, in dem die kommende Bundesregierung aufgefordert wird, den Schutz vor sogenannten SLAPP-Klagen, also vor Einschüchterungsklagen, gesetzlich zu verankern.
Weiterer Lesetipp: Zusätzliche Informationen zum Thema gibt es bei der Otto Brenner Stiftung: Einschüchterung ist das Ziel. Dort kann auch das entsprechende Arbeitspapier (PDF) heruntergeladen werden (otto-brenner-stiftung.de, Stefanie Egidy).

3. Komplette Tageszeitung KI-generiert – Italiens “Il Foglio” experimentiert
(derstandard.at)
Die italienische Tageszeitung “Il Foglio” experimentiere einen Monat lang mit einer vollständig von Künstlicher Intelligenz generierten Zeitungsausgabe namens “Il Foglio AI”. Diese KI-Version erscheine parallel zur regulären Zeitung und bestehe täglich aus etwa 22 Artikeln und drei Leitartikeln, die ausschließlich von KI-Systemen verfasst werden sollen. Ziel sei es, praktisch zu erforschen, wie KI im Journalismus eingesetzt werden kann.

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4. Warum Fake News funktionieren – und wie sich der Journalismus wehren kann
(dfjv.de, Kathrin Boehme)
“Falschinformationen verbreiten sich besonders gut, weil sie auf bestimmten psychologischen Mechanismen beruhen. Soziale Medien verstärken diese Effekte durch Emotionalisierung und ihre Algorithmen. Wie kann der Journalismus gegensteuern und Fake News verhindern?” Kathrin Boehme erklärt die psychologischen Mechanismen hinter “Fake News” und überlegt, was der Journalismus dagegen tun kann.

5. Ressourcen für Auslandsjournalismus
(verdi.de, Sarah Schaefer)
Sarah Schaefer berichtet über die schwierige Situation des Auslandsjournalismus in Deutschland. Ursachen für die Krise seien die Einsparungen bei den Korrespondentenstellen, die unzureichende Bezahlung freier Journalistinnen und Journalisten sowie die Fokussierung auf Krisen und Kriege. Das habe auch Folgen an anderer Stelle: “Werden Krisen und bestimmte Entwicklungen nicht gesehen, kann die Politik nicht frühzeitig reagieren.”

6. Die peinlichsten rechten Tippfehler und KI-Fails!
(volksverpetzer.de, Thomas Laschyk)
Thomas Laschyk macht auf ein Phänomen in den Sozialen Medien aufmerksam, das rechten Propagandisten in die Hände spiele. Demnach würden viele Menschen ungewollt rechte Inhalte verstärken, indem sie sich über peinliche Fehler oder KI-Pannen lustig machen. Laschyks Tipp: “Teilt lieber gute Botschaften, Artikel und Bilder, die das zeigen, was ihr verbreiten wollt: Die Fakten, Wissenschaft. Bilder mit klugen Sprüchen, gute Reels.”

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BILDblog-Klassiker

neu  

Von Katzen und dummen Menschen

Gestern berichtete “Bild”:

… und okay-okay, im letzten Absatz, ganz am Ende ihrer Berichterstattung hat “Bild” im Vornamen der darin zitierten Tierschützerin “Annelise Krauß” ein “e” vergessen. Aber selbst Anneliese Krauß findet das nicht so schlimm. Allerdings steht ihr Name natürlich nicht nur zum Spaß in “Bild”. Zitiert wird sie dort – und zwar wie folgt:

‘Das ist so schlimm wie grausame Tierversuche’, wettert Annelise Krauß vom Tierschutzverein Dresden.”

Und das sei nun wirklich “Quatsch”, sagt Krauß, wenn man sie fragt. Weil sie nämlich den von “Bild” zitierten Satz weder gewettert noch gesagt habe. Im Gegenteil: “Das wäre ja auch idiotisch,” sagt Krauß, “denn wenn es um tote Tiere geht, dann ist das ja kein Problem des Tierschutzes!” Zusammenfassend sagt uns die Tierschützerin über die Erfindung von Christian Koch (der laut “Bild” ja “aus Katzen Benzin machen” kann):

“Von unserer Seite ist daran nichts auszusetzen.”

Und genau so habe sie das im Übrigen auch zu “Bild” gesagt. (Aber, so Krauß weiter, wenn “der Herr Helfricht”, also einer der Autoren des “Bild”-Artikels, sie anrufe, dann wisse sie schon aus Erfahrung, dass hinterher Sachen in “Bild” stünden, die sie so gar nicht gesagt habe. Das gehe in Dresden schließlich schon über zehn Jahre so, so Krauß. — Und soviel vielleicht nur zum letzten Absatz des obigen Artikels.)

Kommen wir zum Rest, dem Eigentlichen, also darum, dass “Dr. Christian Koch (55) aus Kleinhartmannsdorf (Sachsen)”, wie es in “Bild” heißt, “aus Katzen Benzin machen” könne: Denn dass die “Benzin”-Überschrift Unsinn ist, verrät schließlich schon der dazugehörige “Bild”-Text selbst, weil darin nur von “Bio-Diesel” oder “Diesel” die Rede ist… Tatsächlich aber hat Koch offenbar eine ungewöhnliche und effektive Alternativmethode zur Treibstoffgewinnung entwickelt: die katalytische drucklose Verölung (KDV), über die beispielsweise schon der MDR im Mai 2003, 3sat im Juli 2004, die “Welt” im Januar 2005, die “Pirmasenser Zeitung” im Juli, der RBB vergangene Woche oder auch RTL berichteten. Und all diesen Berichten ist eines gemein: dass sie dem Gegenstand, über den sie (durchaus auch kritisch) berichten, gerecht werden.

“Bild” indes nennt Kochs Erfindung einen “Spezialreaktor” und schreibt Sätze wie diesen:

“Die Katzen-Kraft lässt sich theoretisch exakt berechnen: Aus einem ausgewachsenen 13-Pfund-Kater könnten 2,5 Liter Sprit entstehen, vier Miezen würden für 100 Kilometer reichen, für eine Tankfüllung wären 20 tote Katzen erforderlich.”

Und fragt man einfach mal nach bei dem “Mann, der (Stuben-)Tiger in den Tank packen kann” (“Bild”), antwortet Christian Koch, der “Bild”-Bericht habe “nichts mit der Wahrheit zu tun” und sei “zudem grenzenlos dumm”. Koch weiter:

“Wie kann man mit gekochtem tierischen Material Auto fahren? Wasser würde jeden Motor sofort zum Stillstand bringen. Hier wird an die niedrigsten Instinkte von dummen Menschen appelliert, um eine wertvolle Entwicklung zu verunglimpfen. (…) Mir zu unterstellen, dass ich mit Tierkadavern herumhantiere, ist kriminell. Das ist nicht im geringsten der Inhalt der Entwicklung und kann deshalb nur als gezielte Verleumdung angesehen werden.”

Auf der Website von Kochs Firma heißt es zudem inzwischen:

Mit Dank an Jan S. für die Anregung.
 
Nachtrag, 12:15:
“Bild” hat die Sache mit der “Katzen-Kraft” heute noch einmal aufgegriffen:

Darf man aus Katzen wirklich Benzin machen?

Doch wenn es jetzt etwas vorsichtiger als gestern heißt, dass Christian Koch “theoretisch auch aus Katzen” Bio-Diesel herstellen “könnte”, wenn jetzt nicht Koch, sondern ein Konkurrent die gestern von “Bild” aus der Luft gegriffene Skandalisierung zurechtrücken darf, wenn nun auch die gelassene Position der Tierschützer weniger sinnenstellend als gestern wiedergegeben wird und sich im heutigen “Bild”-Bericht immerhin ein einziger halbwegs sinnvoller Satz (“Die Diskussion ist überflüssig”) wiederfindet, dann macht das alles den Nonsens von gestern weder ungeschehen noch besser — und sei es nur deshalb, weil es “Bild” offenbar immer noch nicht gelingen will, zwischen “Benzin” (Überschrift) und “Diesel” (Text) zu unterscheiden…

Mehr dazu hier und hier.