So stand’s am 27. März im Raum Mecklenburg-Vorpommern in der “Bild”-Zeitung. Und sollten Sie aus Mecklenburg-Vorpommern stammen, können wir Sie beruhigen: Sie werden dadurch nicht schwul. Der Greifswalder Wissenschaftler hat das auch nie behauptet.
Im Text wird als Beleg für die These dennoch Dr. Wolfgang Weiß angeführt, Privatdozent an der Universität Greifswald, der unter anderem Bevölkerungsstrukturen untersucht. Er war der erste, der feststellte, dass in den ostdeutschen Bundesländern vor allem junge und gut qualifizierte Menschen abwandern und dass darunter sehr viele Frauen sind. Dadurch ergibt sich, wie inzwischen auch andere Forscher bestätigt haben, ein Männerüberschuss.
Bei “Bild” wollte man dem offensichtlich mal auf den Grund gehen und befragte Weiß. Der sagte während des Gesprächs das hier:
“Es gehört nicht viel Phantasie dazu, sich vorzustellen, wohin der männliche Testosteron-Überschuß in Zukunft führt.”
Und weil nicht viel Phantasie dazugehöre, schrieb “Bild”:
“Heißt im Klartext: Der akute Frauenmangel könnte die Männer — auf ihrer Suche nach Gefühl und Liebe — in die Homosexualität treiben.”
Als Beleg für die “Bild”-Behauptung zitiert das Blatt den Wissenschaftler noch ein zweites Mal:
“‘Sie [die Männer] isolieren sich. Dadurch verändert sich ihre Sprache. Gewaltbereitschaft und Brutalität steigen, da die Frauen, die oft als Schlichter fungieren, fehlen. Sie geben Anerkennung und Zufriedenheit. Ohne dies wachsen Wut und Frust. Und die werden dann höchst unterschiedlich kompensiert.'”
Weiß sagt uns jedoch, er habe etwas völlig anderes gemeint und gegenüber “Bild” auch gesagt. Nämlich, dass die frustrierten Männer immer gewaltbereiter werden und dass es unter ihnen dadurch immer mehr Rechtsradikale gibt.
Und irgendwie muss auch “Bild”-Autor Mathias Saretz seinem eigenen “Klartext” misstraut haben. Er beendet den Artikel (der ja, wir erinnern uns, mit “Meckpomm wird schwul” überschrieben ist) mit einem dritten Weiß-Zitat. Es lautet:
“Das bedeutet allerdings nicht, daß automatisch jeder schwul wird. (…)”
PS: Weiß hat übrigens nach Erscheinen des Textes von “Bild” eine Richtigstellung verlangt, die am 1. April in der Mecklenburg-Vorpommern-Ausgabe erscheinen sollte. Ob sie tatsächlich erschienen ist, kann Weiß nicht sagen. Er lese keine “Bild”. Wir schon, wissen es aber trotzdem nicht: Die MeckPomm-Redaktion von “Bild” wollte uns den Abdruck einer Richtigstellung jedenfalls auf Anfrage nicht bestätigen.
Mit Dank an chriskoeln.de für Hinweis und Scan.