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Achse der Intransparenz

Joachim Nikolaus Steinhöfel, geboren 1962 in Hamburg, ist einer der profiliertesten deutschen Juristen.

So, so.

Schon 2004 stelle das Handelsblatt fest: “Fast 200 Fälle hat er zum BGH hoch prozessiert, rund 70 Prozent davon gewonnen.”

Sieh an.

Er erwirkte die erste, jemals erlassene einstweilige Verfügung wegen Löschungen auf Facebook und hat sich wie kaum ein anderer Jurist um die Meinungsfreiheit verdient gemacht.

Aha.

Steinhöfel moderierte Sendungen für RTL und RTL 2, trat als Werbe-Testimonial für Europas größten Anbieter von Unterhaltungselektronik und als Sachverständiger im Bundestag auf.

Sag bloß.

1999 gewann er den Werbepreis “Effie” in Silber.

Oho.

Für BILD schreibt er im Abstand von zwei Wochen über die Abgründe von Gegenwart und Gesellschaft.

Okay.

Das da oben ist der Autorentext, der unter der “Bild”-Kolumne “RECHT KLAR!” von Joachim Steinhöfel zu finden ist. Auch unter der aktuellen Ausgabe:

Screenshot Bild.de - Eurowings und Co - Moral heucheln und Denunzianten gehorchen

Steinhöfel schreibt darin über Firmen, die aus freien Stücken die Ausspielung ihrer eigenen Online-Werbeanzeigen auf Websites gestoppt haben, nachdem Twitter-User diese Firmen auf die Inhalte der Websites aufmerksam gemacht hatten.

Oder wie Joachim Steinhöfel es ausdrückt: Es geht um Unternehmen, die sonst keine “Berührungsängste” beim “Geld von Kinderschändern, Vergewaltigern oder Antisemiten” hätten (“Man kann bei Millionen von Kunden schließlich nicht jeden überprüfen.”) und die nun vor “anonymen Verleumdern”, vor “anonymen Denunzianten mit rechtlich fragwürdigen Boykottaufrufen” einknicken würden.

Steinhöfel zitiert auch vier konkrete Fälle, wie diese Unternehmen bei Twitter reagiert haben:

“Wird sofort geprüft. Sind dran!”, Kaufland.

Es geht dabei um eine Werbeanzeige auf der Website “Achse des Guten”.

“…vielen Dank für den Hinweis. Wir haben die [Werbung] sofort gestoppt,” Aktion Mensch.

Es geht dabei um eine Werbeanzeige auf der Website “Achse des Guten”.

“…für alle Werbeaktivitäten geblacklisted”, Eurowings.

Es geht dabei um eine Werbeanzeige auf der Website “Achse des Guten”.

“Wir werden den Fall prüfen und unsere Blacklist überarbeiten”, Audi.

Es geht dabei um eine Werbeanzeige auf der Website “Achse des Guten”.

Dass es ausschließlich um die “Achse des Guten” geht, erwähnt Joachim Steinhöfel in seinem Text merkwürdigerweise nicht. Und es ist leider auch nirgends zu lesen, dass Steinhöfel selbst Autor der “Achse des Guten” ist und sie als Anwalt rechtlich vertritt. Auch im oben zitierten, recht ausführlichen Autorentext war für einen Transparenzhinweis kein Platz.

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500 Kilometer Entfernung, Trump dankt Döpfner, Kühnerts Rückzug

1. Kriegsberichterstattung aus 500 Kilometern Entfernung
(deutschlandfunk.de, Nina Magoley & Annika Schneider, Audio: 5:55 Minuten)
Die Berichterstattung über den Krieg in der Ukraine gestaltet sich als äußerst schwierig. Informationen von Konfliktparteien sind stets mit Vorsicht zu betrachten, die Überprüfung gestaltet sich wegen der Kriegshandlungen als kompliziert bis unmöglich. Der Deutschlandfunk hat mit ARD-Korrespondentin Andrea Beer, die von Kiew aus berichtet, über diese Problematik gesprochen.

2. “Wir sind noch in einer Experimentierphase”
(journalist.de, Ute Korinth)
Ute Korinth hat sich für den “journalist” mit dem langjährigen netzpolitik.org-Chefredakteur Markus Beckedahl unterhalten: Warum ist für die Plattform die Gemeinnützigkeit so wichtig? Kann gemeinnütziger Journalismus auch die im lokalen Journalismus entstandenen Informationslücken schließen? Und wie sieht es mit der Zukunft des Onlinejournalismus aus?

3. Donald Trump bedankt sich bei Mathias Döpfner
(spiegel.de)
Der Springer-Chef und Noch-Verbandspräsident der deutschen Zeitungsverleger Mathias Döpfner lobte in einer internen Mail die Politik Donald Trumps und regte an, für dessen Wiederwahl zu beten (nach anfänglichem Leugnen verlegt sich Döpfner auf eine andere Verteidigungslinie – die E-Mail sei möglicherweise ein “ironisches, provokatives Statement” gewesen). Donald Trump hat sich nun öffentlich bei Döpfner bedankt und dabei die Falschbehauptung vom angeblichen Wahlsieg wiederholt.

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4. Kevin Kühnert zieht sich von Twitter zurück: Diskussionskultur führe zu “Irrtümern in politischen Entscheidungen”
(rnd.de, Eva Quadbeck)
SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert hat seinen Twitter-Account mit mehreren hunderttausend Followerinnen und Followern deaktiviert. “Ich habe den Account in den letzten Monaten quasi nicht mehr genutzt. Da muss man für sich auch einfach mal die Konsequenz ziehen und sagen: Das scheint für meine politische Arbeit gerade nicht das richtige Medium zum Senden und Empfangen zu sein”, so Kühnert gegenüber dem “RedaktionsNetzwerk Deutschland”.
Anmerkung des “6-vor-9”-Kurators: Kühnerts Twitter-Rückzug fällt zeitlich zusammen mit seinen Äußerungen zu Panzerlieferungen an die Ukraine. Besonders kritisiert wurde Kühnerts Aussage, “dass wir nicht schleichend hineingezogen werden wollen in den Krieg, dass wir Russland nicht dazu animieren wollen, völlig irrational am Ende zu handeln und noch ganz andere Staaten anzugreifen”.

5. Lie­bes­ge­rüchte wegen Urlaubs­bil­dern zulässig
(lto.de)
“2018 spekulierten Medien über eine Beziehung von Luke Mockridge mit – mittlerweile Ex-Freundin – Ines Anioli. Auslöser waren Urlaubsfotos, auf denen die beiden gar nicht zusammen zu sehen waren. Mockridge klagte, unterlag nun aber beim BGH.” Der Beitrag von “Legal Tribune Online” lohnt auch wegen der unterschiedlichen Einordnungen und Bewertungen des Urteils durch verschiedene Rechts-Experten.

6. “Maus”-Erfinderin ist tot
(taz.de)
Die Grafikerin Isolde Schmitt-Menzel ist im Alter von 92 Jahren gestorben. Die von ihr erfundene “Maus” wird wohl noch lange weiterleben.
Weitere Guck-Empfehlung: Wer wissen will, wie die Maus entstanden ist und wie sie sich über die Jahre entwickelt hat, sollte sich unbedingt “Die Geschichte mit der Maus” anschauen (ardmediathek.de, Joachim Lachmuth, Video: 44:27 Minuten).

Der erfundene Shitstorm, Brandbrief, Fiktives Göring-Eckardt-Interview

1. Der erfundene Shitstorm: Chronologie eines Medienversagens
(scompler.com, Mirko Lange)
In einem ausführlichen Beitrag samt Beweisführung hat Mirko Lange die Winnetou-Debatte der vergangenen Wochen analysiert. Lange rekonstruiert die Chronologie der Ereignisse und kommt zu dem Schluss: “Diesen Shitstorm über das Buch oder den Film gab es nie, ebenso wenig wie Forderungen nach Verboten. Beide sind vielmehr eine Erfindung findiger Journalisten und Populisten, die entweder medieninkompetent sind oder aus politischem Interesse bzw. aus wirtschaftlichem Kalkül hetzen.”

2. 72 NDR-Mitarbeiter schreiben Brandbrief an eigene Chefs
(stern.de, Markus Frenzel & Florian Schillat)
In einem dem “Stern” vorliegenden Brief distanzieren sich 72 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des NDR-Landesfunkhauses in Kiel von der eigenen Funkhausspitze und fordern “eine lückenlose und transparente Aufarbeitung aller Vorwürfe”. Dabei geht es um die Frage, ob kritische Berichterstattung zu Mitgliedern der schleswig-holsteinischen Landesregierung unterdrückt wurde.

3. Ein Heiland wird nicht kommen
(faz.net, Reinhard Borgmann)
Reinhard Borgmann kennt sich mit dem rbb bestens aus, er war von 2004 bis 2017 Redaktionsleiter des dort angesiedelten Politmagazins “Kontraste”. In einem Gastbeitrag in der “FAZ” erinnert er an die Mitschuld der Politik an den skandalösen Vorgängen beim Sender: “Von 30 Mitgliedern des Rundfunkrates sind immerhin acht ganz offiziell von den politischen Parteien in ihr Amt berufen worden. Haben die keine Verantwortung? Haben die wirklich nichts gewusst? Haben die den Dienstwagen der Intendantin nicht gesehen? Hatten die nicht den Verdacht, dass das gigantische Bauprojekt den Sender finanziell überfordert?!”

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4. So funktioniert die TikTok-Strategie der AfD
(tagesschau.de, Jan Schipmann & Linda Friese & Constantin Hofsäß & Lennart Glaser)
Recherchen des “funk”-Formats “Die da oben!” zufolge beherrscht vor allem eine politische Partei das mediale Spiel mit TikTok: die AfD. Zwar besitze die Partei selbst keinen eigenen offiziellen Account – er ist laut “Die da oben!” im Mai 2022 von TikTok gelöscht worden -, dafür sind die Partei-Institutionen und AfD-Abgeordneten auf TikTok umso präsenter: “Von den 80 Bundestagsabgeordneten der Partei ist mehr als ein Drittel mit einem eigenen Account vertreten. Im Vergleich: Bei der SPD nutzt die Plattform von den 206 Abgeordneten nicht einmal jeder zehnte.”
Dazgehöriger Gucktipp: Die TikTok-Strategie der AfD (youtube, Jan Schipmann, Video: 42:47 Minuten).

5. Eine Rede als Warnruf: Die BBC versagt als Aufklärer im Zeitalter des Populismus
(uebermedien.de, Annette Dittert)
Emily Maitlis, einst ein Star des BBC-Nachrichtenmagazins “Newsnight”, hat in einer Rede offen über den politischen Druck auf die britische öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt geredet. Annette Dittert, Leiterin des ARD-Studios in London, hat genau zugehört und findet: “Es war mehr als nur eine Rede, es war ein Befreiungsschlag, ein kathartischer Moment, nicht nur für Emily Maitlis selbst, sondern auch für all die Briten, die die akute Bedrohung der BBC durch die britische Tory-Regierung längst als Teil der Angriffe auf ihre Demokratie wahrnehmen.”

6. Fik­tives Inter­view ist Satire
(lto.de, Felix Zimmermann)
Die Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt ärgerte sich über ein fiktives Interview mit ihr, das im Onlinemagazin “Tichys Einblick” veröffentlicht wurde, wandte sich dazu ans Landgericht Hamburg und verlor. Das sei vom Ergebnis her zwar überzeugend, von der Begründung her aber fragwürdig, findet “LTO”-Chefredakteur Felix W. Zimmermann. Auch für Nicht-Juristen interessante und lehrreiche Gedanken, weil sie das Spannungsfeld von Satire und “Fake News” betreffen.

KW 34/22: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, endlich Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Samstagsausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Instagram – Das toxische Netzwerk
(arte.tv, Olivier Lemaire, Video: 1:26:34 Stunden)
Anfangs war es nur eine kleine App zum Teilen von Fotos, mittlerweile nutzen eine Milliarde Menschen Instagram. Was so vermeintlich positiv und harmlos daherkommt, hat seine Tücken, wie eine Arte-Doku filmisch analysiert: “Die ungebremste Inszenierung der eigenen Person, die im Ozean des Konsums illusorisch Glück verspricht, beeinflusst das Leben der Menschen schleichend. Die Flut an Bildern schlägt in Übersättigung um, in eine nie endende Pornografie aus Klamotten, Gegenständen, Essen und muskulösen, sonnengebräunten, eingeölten Körpern.” Der Film geht der Frage nach, welche Einflüsse Instagram auf Individuum und Gesellschaft hat.
Weiterer Gucktipp: Beim öffentlich-rechtlichen Jugendkanal “funk” gibt es einen zehnminütigen Beitrag über Douyin, das chinesische TikTok: “Warum Douyin in China so erfolgreich ist, und wie die kommunistische Partei vorgeht, wenn sich User zum Beispiel kritisch gegenüber der Regierung äußern.”

2. Publizist, Aktivist, Nonkonformist
(deutschlandfunk.de, Stefan Koldehoff, Audio: 54:52 Minuten)
Günter Wallraff gilt vielen als Legende des Investigativjournalismus. Er schlich sich in Industrieunternehmen ein, schlüpfte in verschiedene Rollen und Identitäten und war “der Mann, der bei ‘Bild’ Hans Esser war”. Im Deutschlandfunk spricht Wallraff über seine bekanntesten Recherchen, zum Beispiel in der “Bild”-Redaktion oder bei McDonald’s, und gibt Einblick in sein Inneres: “Ich fühle mich Menschen nahe, die geächtet sind.”
Transparenzhinweis und Werbung in eigener Sache: 44 Jahre nach seinem eigenen Buch über “Bild” hat sich Wallraff für “Ohne Rücksicht auf Verluste”, das Buch meiner BILDblog-Kollegen Mats Schönauer und Moritz Tschermak, ausgesprochen: “Eine überzeugende und erschütternde Beweisführung.”

3. Das neue YouTube für Rechte?
(deutschlandfunkkultur.de, Vera Linß & Tim Wiese, Audio: 7:05 Minuten)
“Lange konnten rechtsextreme Inhalte auf Plattformen wie YouTube und Facebook ungehindert veröffentlicht werden. Gesetzesänderungen erschweren das nun. Menschen aus dem rechten Spektrum suchen nach Alternativen und werden fündig”, schreibt die Redaktion von Deutschlandfunk Kultur zu einem Gespräch mit Paula Matlach, Analystin beim ISD Germany. Matlach untersucht dort die Verbreitung von Desinformation und extremistischen Ideologien in deutsch- und englischsprachigen Ländern. Im Interview spricht Matlach über die von Rechten und Rechtsradikalen immer öfter genutzte Youtube-Alternative Odysee.
Weiterer Hörtipp: Im “Übermedien”-Podcast geht es um den radikalen Frauenfeind Andrew Tate: “Gut vier Millionen Follower hatte er auf Twitter, noch mehr auf Insta, bei Tiktok wurden seine Clips rund zwölf Milliarden Mal aufgerufen, und auf Google wird häufiger nach ihm gesucht als nach Kim Kardashian und Donald Trump zusammen! Wer ist dieser vor Ego platzende Muskelmann namens Andrew Tate? Und was macht ihn so erfolgreich?” Holger Klein spricht darüber mit Samira El Ouassil (uebermedien.de, Audio: 23:03 Minuten).

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4. Rebecca Barth, Journalistin, berichtet u.a. für die ARD aus der Ukraine
(medienmacherin.podigee.io, Freddie Schürheck, Audio: 51:59 Minuten)
Beim “Medienmacherin”-Podcast trifft Freddie Schürheck die Journalistin Rebecca Barth, die unter anderem für die ARD aus der Ukraine berichtet. In dem Gespräch geht um Barths journalistische Arbeit im Kriegsgebiet, ihre Verarbeitungsstrategien und die Frage, was sie immer wieder in die Ukraine zurückzieht.

5. Morde in Mexiko: Frei berichten trotz Lebensgefahr?
(ndr.de, Zapp, Anna Mundt & Lisa Maria Hagen, Video: 26:15 Minuten)
Mexiko gilt für Medienschaffende als eines der gefährlichsten Länder der Welt. “Was passiert da? Und wie kann man in einem solchen Land noch frei berichten?” Für ihren “Zapp”-Beitrag haben Anna Mundt und Lisa Maria Hagenin Mexiko Angehörige von Opfern getroffen, sie thematisieren die kritikwürdige Politik des Präsidenten und zeigen, “wie unzureichend das staatliche Schutzprogramm für Journalist:innen ist.”

6. Klare Vision statt Trends und Hypes – mit Podigee-Gründer Mati Sójka
(omrmedia.podigee.io, Vincent Kittmann, Audio: 30:11 Minuten)
2013 hatten Mati Sójka und Ben Zimmer eine brillante Geschäftsidee: Sie gründeten die Podcast-Hosting-Plattform Podigee. Zunächst beherbergten sie nur einige wenige Hörformate, nun seien es etwa 15.000 aktive Podcasts mit insgesamt rund 150 Millionen Downloads pro Monat. Im aktuellen “OMR”-“Podtalk” unterhält sich Vincent Kittmann mit Podigee-Gründer Sójka über dessen Unternehmen und die Podcast-Welt.
Passender Hörtipp dazu: Im Podcast “turi2 Clubraum” ist Sebastian Esser zu Gast, der mit Steady ein Finanzierungsportal anbietet, das auch für die Vermarktung von Podcasts genutzt werden kann (Aline von Drateln & Markus Trantow, Audio: 44:20 Minuten). Auch hier ein Transparenzhinweis: Wir vom BILDblog nutzen ebenfalls Steady.

rbb honoriert Nichtstun, ARD ohne Vertrauen, Bürgermeister attackiert

1. Freigestellter Manager kostet den RBB über 700.000 Euro
(dwdl.de, Alexander Krei)
Beim rbb will einfach keine Ruhe einkehren. Nach den zahlreichen Vorwürfen gegen Ex-Intendantin Patricia Schlesinger und andere Personen aus der Leitungsetage, stellt sich nun heraus, dass der ehemalige Chef von rbb Media noch bis zum Renteneintritt und anscheinend ohne Gegenleistung Gelder kassiert. 300.000 Euro habe er bislang schon fürs Nichtstun bekommen, von noch ausstehenden 400.000 Euro ist die Rede. Alexander Krei erklärt, was es mit den ominösen Zahlungen auf sich hat, und berichtet von einer Fragen aufwerfenden Liebesbeziehung.

2. ARD ohne Vertrauen in RBB-Führung
(taz.de)
Die restliche ARD entzieht der rbb-Geschäftsleitung ihr Vertrauen. “Wir, die Intendantinnen und Intendanten der ARD, haben kein Vertrauen mehr, dass der geschäftsführenden Leitung des Senders die Aufarbeitung der diversen Vorfälle zügig genug gelingt”, so ARD-Chef Tom Buhrow am Samstag. Damit wachse der Druck auf das rbb-Führungsteam rund um den geschäftsführenden Intendanten Hagen Brandstäter, die Ämter niederzulegen. Die Vorsitzende des rbb-Rundfunkrats, Friederike von Kirchbach, ist bereits zurückgetreten.

3. Thüringer Bürgermeister attackiert Journalist heftig
(morgenpost.de, Marius Koity & Elmar Otto & Christian Unger)
Ein Reporter der zur Funke Mediengruppe gehörenden “Ostthüringer Zeitung” ist beim öffentlichen Empfang auf einem Stadtfest vom dortigen Bürgermeister an der Arbeit gehindert und körperlich attackiert worden. Dem Journalisten sei aufgefallen, dass die Stadt auch einen bekannten Reichsbürger eingeladen hatte. Anscheinend störte sich der Bürgermeister, der in der Vergangenheit Corona als “Lüge” der Regierung bezeichnet habe und unlängst nur knapp der Abwahl entgangen sei, an entsprechenden Nachfragen und ging zum Angriff über.

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4. Fact Checking bei Investigativ-Recherchen: Ein Guide
(netzwerkrecherche.org, Nils Hanson)
Das Netzwerk Recherche veröffentlicht einen übersetzten Beitrag des preisgekrönten schwedischen Investigativreporters Nils Hanson zum Thema Faktencheck bei Investigativ-Recherchen. Hanson nennt zunächst drei unumgänglichen Checkpoints und verrät dann seine zehn Tipps zum Faktencheck. Sein Fazit: “Investigativ-Beiträge Zeile für Zeile zu redigieren, ist mühsam, aber es lohnt sich. Denn du wirst vermutlich nicht mitten in der Nacht schweißgebadet aufwachen, weil du fürchtest, falsch berichtet zu haben. Stattdessen kannst du ruhig schlafen in dem Wissen, alles getan zu haben, um das Risiko eines Fehlers zu minimieren.”

5. Worin liegt der Reiz des Podcasts für einen Textverliebten, Nils Minkmar?
(turi2.de)
Beim Medienportal “turi2” finden derzeit die Podcast-Wochen statt mit vielen Beiträgen rund um das boomende Medium. Aktuell erklärt der Journalist und Podcaster Nils Minkmar, worin für ihn der Reiz des Formats liegt: “Podcasten macht nur Spaß, wenn man es in guter Gesellschaft tut, mit der man auch mal anderer Meinung sein kann. Und ohne allzu enge Vorgaben, jede Vorsicht oder Vorgabe verdirbt die Sache. Denn Podcasten ist eine Ausübung unserer Freiheit. Und die gibt es nicht ohne Risiko.”

6. Wie wir betrogen wurden (-45.000€)
(youtube.com, Simplicissimus, Video: 9:41 Minuten)
Die Macher des ehemals zum öffentlich-rechtlichen “Funk”-Kosmos gehörenden Youtube-Kanals “Simplicissimus” berichten, wie Betrüger ihre Mail-Kommunikation abgefangen, dessen Ausdrucksweise imitiert und sich rund 45.000 Euro erschwindelt haben. Ein spannender Betrugsfall, der zeigt, wie angreifbar elektronischer Schriftverkehr ist.

KW 33/22: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

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1. Ist der rbb noch zu retten?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 37:45 Minuten)
Holger Klein unterhält sich im “Übermedien”-Podcast mit Medienkritiker Stefan Niggemeier über die Causa Schlesinger: “Was ist seit dem Rücktritt der rbb-Intendantin passiert? Wie sehr rückt jetzt die ganze Geschäftsführung ins Visier? Hat man in der Leitung immer noch nicht erkannt, wie groß das Problem ist? Wie geht der rbb mit den Vorwürfen um? Und welche Konsequenzen müssen aus dem Debakel gezogen werden?”

2. Recherchen gegen den eigenen Sender – Journalismus in der ARD-Krise
(ardaudiothek.de, Bettina Schmieding, Audio: 35:46 Minuten)
Auch beim Deutschlandfunk geht es um die entlassene rbb-Intendantin Patricia Schlesinger: Welche Antworten muss der öffentlich-rechtliche Journalismus auf diese Krise finden? Und wie ist das, gegen das eigene Haus zu recherchieren? Jo Goll vom rbb-Rechercheteam, Jochen Becker vom NDR-Medienmagazin “Zapp” sowe Brigitte Baetz und Bettina Schmieding aus der Deutschlandfunk-Medienredaktion diskutieren darüber.

3. Annette Dittert, Auslandskorrespondentin und Leiterin ARD-Studio London
(medienmacherin.podigee.io, Freddie Schürheck, Audio: 33:20 Minuten)
“Wie ist es, als Auslandskorrespondentin 24/7 erreichbar sein zu müssen? Warum ist London für Journalist*innen spannender als New York? Und warum schläft Annette Dittert im Winter mit Handschuhen und Mütze im Bett?” Diese und weitere Fragen bespricht Freddie Schürheck mit Auslandskorrespondentin Annette Dittert, die das ARD-Studio in London leitet.

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4. Der Spiegel mit Stefan Ottlitz und Torben Sieb
(youtube.com, Alexander Graf, Video: 1:16:45 Stunden)
“Was treibt die Entwicklung beim Spiegel? Wie funktioniert das Geschäftsmodell? Wie soll man umgehen mit false balance? Wie bewährt sich das Spiegel+ Modell?” Alexander Graf spricht darüber mit Stefan Ottlitz, Geschäftsführer, und Torben Sieb, Vertriebsleiter des “Spiegel”-Verlags.

5. Michel Abdollahi – “Ich wusste bis vor einigen Jahren nicht, dass ich nicht weiß bin.”
(aufsteigerinnen.podigee.io, Tijen Onaran, Audio: 32:54 Minuten)
Michel Abdollahi wurde einem größeren Publikum bekannt, als er für den Dokumentarfilm “Im Nazidorf” für einen Monat in das nordwestmecklenburgische Jamel zog und in “eine Welt zwischen Volkszorn und Freundlichkeit” eintauchte. Im Podcast “Aufsteiger*innen” erzählt er von seinem Werdegang, von seinen ersten Schritten auf die Bühnen und in die Studios und er verrät, was seine Eltern von seiner beruflichen Entwicklung halten.

6. Überall Krimi – Der True Crime-Boom in den Medien
(sr-mediathek.de, Isabel Sonnabend & Michael Meyer, Audio: 18:13 Minuten)
Bei “Medien – Cross und Quer” sprechen Isabel Sonnabend und Michael Meyer mit der Fernsehkritikerin Jenni Zylka über den anhaltenden True-Crime-Boom: “Woher kommt dieser Hype, was macht eigentlich einen guten Krimi und True-Crime-Podcast aus, und wie entwickelt er sich?”

Schlesinger abberufen, Overkill der Dating-Spots, Märchenhafte Friede

1. Patricia Schlesinger als rbb-Intendantin abberufen
(rbb24.de)
Der rbb-Rundfunkrat hat die ehemalige Intendantin Patricia Schlesinger mit sofortiger Wirkung abberufen. Die Details müsse jetzt der Verwaltungsrat klären: “Er kann die Vertragsauflösung vollziehen und auch über eine mögliche Abfindung oder eventuelle Schadenersatzansprüche des rbb gegenüber Schlesinger entscheiden.”
Weitere Empfehlungen: In der “taz” kommentiert Ulrike Herrmann das Verhalten Schlesingers: “Schlesingers dumme Gier ist selten in den Oberschichten. Alle anderen bereichern sich legal. Insofern muss man der RBB-Intendantin sogar dankbar sein, dass sie so geizig war, dass sie weder Grenzen noch Vorsicht kannte.”
Beim Youtube-Format “Jung & Naiv” diskutierten unter der Leitung von Tilo Jung und Hans Jessen die Gäste Eva-Maria Lemke (rbb, “Abendschau”), Dagmar Bednarek (Vorsitzende der rbb-Freienvertretung) und Stefan Niggemeier (“Übermedien”) über den Schlesinger-Skandal (youtube.com, Video: 1:56:50 Stunden).

2. Immer wieder sonntags: Dating-Spots fluten das Fernsehen
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Es sind schier unglaubliche Zahlen zum Werbespot-Aufkommen der Dating-Plattformen, von denen Uwe Mantel zu berichten weiß: “Am Sonntag liefen 460 Mal kurze Spots für die Dating-Plattform Parship, weitere 276 für ElitePartner”. Mantel vermutet: “Das könnte auch auf eine sonst etwas maue Werbeauslastung bei ProSiebenSat.1 hindeuten – denn die ParshipMeet Group ist eine Tochter des TV-Konzerns, dementsprechend wurde ein beträchtlicher Teil der Spots auch bei dieser Sendergruppe geschaltet.”

3. Wie vier Märchen aus 1001 Nacht
(tagesspiegel.de, Stephan Russ-Mohl)
Anlässlich des 80. Geburtstags von Friede Springer würdigt Stephan Russ-Mohl im “Tagesspiegel” den Werdegang der Medienmilliardärin, der geradezu märchenhaft begann: “Mit 23 Jahren und Volksschulabschluss bewirbt sie sich als Kindermädchen bei Deutschlands größtem Zeitungsverleger. Sie soll dessen dreijährigen Sohn betreuen und wird von der Ehefrau Axel Cäsar Springers angestellt – zu einem Zeitpunkt, als die vierte Ehe des Magnaten, der zuvor mit seinem offenbar unwiderstehlichen Charme zwei seiner Frauen einem Grundstücksnachbarn ausgespannt hatte, bereits deutlich auseinanderdriftet.”

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4. Abschied von der Sonntagszeitung
(meedia.de, Franz Sommerfeld)
“Der Sonntagmorgen verliert seinen Charme. Der Duft von frischem Kaffee zieht seltener durch die Wohnung, seitdem köstlicher grüner Tee mit Limone getrunken wird. Und nun verschwindet mit den Sonntagszeitungen auch noch die Frühstückslektüre.” Franz Sommerfeld, selbst viele Jahre Chefredakteur, verabschiedet sich wehmütig vom rituellen Genuss der Sonntagszeitung.

5. Karl Senne ist tot
(spiegel.de)
Der frühere ZDF-Sportchef und Mitgründer des “Aktuellen Sportstudio” Karl Senne ist im Alter von 87 Jahren verstorben. Beim “Spiegel” werden die wichtigsten Stationen des Mannes nachgezeichnet, der über viele Jahre zu den Gesichtern der ZDF-Sportberichterstattung zählte.

6. Das Phänomen Nader El-Jindaoui
(deutschlandfunkkultur.de, Leon Ginzel, Audio: 8:33 Minuten)
Beim Deutschlandfunk Kultur geht man einem ungewöhnlichen Social-Media-Phänomen aus der Sportwelt nach, dem für die zweite Mannschaft von Hertha BSC spielenden Nader El-Jindaou, der mehr Follower bei Instagram habe als sein neuer Fußballverein. Wie ist El-Jindaou zu einem derart reichweitenstarken Influencer geworden? Und welche Auswirkungen hat sein Online-Erfolg auf die analoge Welt?

KW 32/22: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, endlich Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Samstagsausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. “Ohne Block und Bleistift”: Stress im Journalismus
(djv-nrw.de, Sascha Fobbe, Audio: 42:39 Minuten)
“Viele von Euch kennen das nur zu gut: Man liegt nachts im Bett und grübelt über die drei Artikel oder den Beitrag nach, der bis morgen fertig sein muss. Dann ist da noch die Konferenz, die einem den Schlaf raubt. Dabei ist Journalismus doch eigentlich Euer Traumberuf – wenn da nicht immer dieser Stress wäre.” In der neusten Folge “Ohne Block und Bleistift”, dem Podcast des Deutschen Journalisten-Verbands NRW, unterhält sich Sascha Fobbe mit dem Psychologen und Journalisten René Träder über Stress im Journalismus.

2. Warum wollen Jugendreporter:innen lieber TikToks als Texte veröffentlichen, Hatice Kahraman?
(newsfluence.podigee.io, Eva-Maria Schmidt, Audio: 34:10 Minuten)
Beim “Horizont”-Podcast “Newsfluence” ist die Journalistin und Schriftstellerin Hatice Kahraman zu Gast. Kahraman ist seit Jugendtagen journalistisch engagiert und derzeit Redaktionsleiterin der “Correctiv”-Jugendredaktion “Salon5”: “Ein Hörtipp für alle Medienschaffenden, die jüngere Zielgruppen wie die GenZ erreichen, die eigenen Reihen diverser staffen und bei der Themenfindung über den Tellerrand blicken wollen.”

3. Schlachtfeld Twitter – User verlassen das Netzwerk
(sr.de, Katrin Aue & Michael Meyer, Audio: 18:43 Minuten)
Nach dem Tod der österreichischen Ärztin Lisa-Maria Kellermayr haben sich einige prominente Stimmen von Twitter abgewandt. Was bedeutet das alles für die Debattenkultur? Darüber sprechen Katrin Aue und Michael Meyer bei “Medien – Cross und Quer” mit Michael Blume, Twitter-User und Landesbeauftragter gegen Antisemitismus in Baden-Württemberg.

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4. Eine Uni – ein Buch: Podiumsdiskussion “Hass in den Sozialen Medien”
(youtube.com, Stephanie Geißler, Audio: 1:24:34 Stunden)
Aufbauend auf dem Buch “Gegen den Hass” von Carolin Emcke gab es an der Universität Freiburg eine Diskussionsveranstaltung zum Thema “Hass in den Sozialen Medien”, seinen Vorläufern und Wegbereitern. Unter der Leitung von Stephanie Geißler (SWR) diskutierten Max Orlich (Uni Freiburg), Thomas Fricker (“Badische Zeitung”), Katja Espey (SWR) und Lukas Staier (Influencer/Youtuber).

5. Wie illustriert man Journalismus? – mit Christoph Niemann, Visual Storyteller
(omrmedia.podigee.io, Pia Frey, Audio: 1:02:59 Stunden)
Bei “OMR Media” ist der Künstler, Autor und Illustrator Christoph Niemann zu Gast, dessen Arbeiten regelmäßig auf den Covern des “New Yorker”, der “National Geographic” und des “New York Times Magazine” erscheinen. Im Gespräch geht es unter anderem um die Fragen, was Illustration für Niemann bedeutet, wie stark die Bildsprache im Journalismus sein kann beziehungsweise sein sollte, und welchen Wert Illustrationen bei Print- im Vergleich zu Digital-Veröffentlichungen haben.

6. Die Goldenen Blogger 2022
(wasmitmedien.de, Sebastian Pähler & Dennis Horn, 1:32:51 Stunden)
Am 4. April fand in Berlin die Verleihung der “Goldenen Blogger” statt, “Deutschlands ältestem und renommiertestem Social-Media- und Influencer-Award”. Was als Privatinitiative mit einer Webcam auf dem Bügelbrett begonnen hat, hat sich zu einer professionellen und aufwändigen Veranstaltung entwickelt. Im Rahmen des Sommer-Specials von “Was mit Medien” gibt es den Zusammenschnitt der Veranstaltung, kommentiert von Sebastian Pähler. Transparenzhinweis: Der “6-vor-9”-Kurator gehörte zu den Nominierten.

Schlesinger-Affäre und kein Ende, Problem TikTok, Fußball-Euphorie

1. Beispielhafte Aufarbeitung
(taz.de, Erik Peter)
Erik Peter lobt die Arbeit der rbb-“Abendschau”, die den Themenkomplex rund um die Causa Schlesinger beispielhaft aufarbeite und dabei nicht davor zurückschrecke, den eigenen Programmdirektor oder Mitglieder des Aufsichtsrats zu “grillen”. Tragisch sei, dass ausgerechnet diese rbb-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter die Folgen des Skandals spüren würden: “Sie werden angefeindet, verächtlich gemacht und immer öfter auch körperlich angegriffen. Dabei machen sie nur ihren Job. Zurzeit einen exzellenten.”
Weitere Lesetipps: Beim “Spiegel” spricht “Abendschau”-Moderatorin Sarah Oswald über die Rolle der Autorinnen und Autoren im Rechercheprozess sowie ihre eigene Herangehensweise beim Interview mit dem Programmdirektor: “Mir war aber klar, dass ich mit der gleichen Haltung rangehen muss wie bei einem Politiker.” Beim “Tagesspiegel” berichtet Markus Ehrenberg, was die Personalvertretungen des rbb fordern.” Bei “Kress” kann man von einer Personalversammlung lesen, bei der es anscheinend hoch her ging. Dagmar Bednarek vom ver.di-Senderverband wird dort mit den Worten zitiert: “Ich habe selten ein Forum erlebt, das so wütend, erschüttert, bestürzt, sauer, fassungslos war wie heute” (kress.de, Marc Bartl).
Derweil tauchen neue Vorwürfe gegen die ehemalige rbb-Intendantin Patricia Schlesinger auf. Der “Spiegel” fragt: “Welchen dienstlichen Anlass hatte eine dreitägige Reise zu einem glamourösen britischen Charity-Event?” Währenddessen werde im Hintergrund darüber gestritten, ob Schlesinger die von ihr ins Spiel gebrachte Abfindung zustehe.

2. Warum TikTok so interessant ist – und trotzdem ein Problem
(spiegel.de, Sascha Lobo)
“Zwischen spektakulärer, generationenprägender Qualität der Inhalte und radikal-dystopischem, weltweitem Überwachungsinstrument – in keiner digitalen Anwendung lagen gleißendes Licht und gefährlicher Schatten bisher so nah beieinander wie bei TikTok”, schreibt Sascha Lobo in seiner jüngsten “Spiegel”-Kolumne. Deshalb wünsche er sich Konkurrenz für TikTok, womöglich von einem der bisherigen Social-Media-Anbieter: “Denn bei allen Schwierigkeiten von Facebook, Instagram, YouTube, LinkedIn, Snapchat und den sozialen Medien insgesamt, sie scheinen in liberalen Demokratien mittelfristig bewältigbar.”
Weiterer Lesehinweis: TikTok-Moderator:innen sollen mit Aufnahmen sexualisierter Gewalt geschult worden sein: “Content-Moderator:innen prüfen im Auftrag von TikTok verbotene Uploads. Wie ein US-Magazin berichtet, sollten sie dafür ein Dokument mit Hunderten Aufnahmen sexualisierter Gewalt gegen Kinder zurate ziehen. Die betroffenen Unternehmen bestreiten das.” (netzpolitik.org, Thomas Seifert)

3. UN in “ernster Sorge”
(faz.net, Elena Witzeck)
Wie Elena Witzeck berichtet, leiden persische BBC-Mitarbeiter im Iran unter diversen Schikanen, Anfeindungen und Attacken. Der Sender habe sich daraufhin mit einem dringenden Ge­such an die Vereinten Nationen ge­wendet und um Hilfe gebeten. In einer Reaktion des Irans werden die Vorwürfe abgestritten und Gegenvorwürfe erhoben. Die BBC-Journalisten würden angeblich auf den Umsturz des Staates hinwirken: “BBC Persian habe Irans nationale Sicherheit zu seiner Zielscheibe gemacht, einen Me­dienkrieg entfacht und vielfach Meinungen beeinflusst, etwa mit der Unterstellung, die Regierung sei un­fähig, die Probleme der Menschen zu lösen. Diese bereits mehr als ein Jahrzehnt andauernde ‘feindliche Ak­tivität’ verunglimpfe die Obrigkeit und sei darauf angelegt, den geistigen Frieden der Gesellschaft zu stören.”

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4. Frauenfußball-Euphorie: Ist das der Durchbruch im Fernsehen?
(dwdl.de, Alexander Krei)
Alexander Krei fragt sich, ob die vergangene Fußball-Europameisterschaft der Frauen und die damit verbundene mediale Aufmerksamkeit für den endgültigen medialen Durchbruch gesorgt haben. Das Finale zwischen England und Deutschland sei zwar in der Spitze von mehr als 20 Millionen Menschen in Deutschland gesehen worden, Krei bleibt dennoch skeptisch: “Allerdings steht die berechtigte Frage im Raum, ob der Erfolg auch nachhaltig sein wird, schließlich hat es auch in der Vergangenheit immer mal wieder einen Hype um Frauenfußball gegeben.”
Weitere Lesehinweise: Im Deutschlandfunk beschäftigt sich Kolumnist Matthias Dell mit der “Onkeligkeit in der Sportberichterstattung” (Audio: 3:48 Minuten), und bei der “FAZ” ist man “irritiert” über Fredi Bobic, Geschäftsführer bei Hertha BSC. Bobic rate zu stärkeren Investitionen in den Fußball der Frauen durch ARD und ZDF und bezeichne die Sender als “teilweise Zwangs-Pay-TV”.

5. Podcasts, die (Abteilungs-)Grenzen durchbrechen – mit David Krause, Head of Podcast der dpa
(omrmedia.podigee.io, Vincent Kittmann, Audio: 28:34 Minuten)
David Krause ist “Head of Podcast” bei der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Im “OMR”-Media-Podcast geht es um Krauses Anfänge in der Audiowelt, seine Zeit beim Radio und seine aktuelle Rolle als Podcast-Stratege der dpa. Außerdem spricht er darüber, welches Wunschformat er gerne mal umsetzen würde, und wie es mit der Podcast-Branche generell weitergehen werde.

6. Zusammenlegen zum Geburtstag
(netzpolitik.org)
netzpolitik.org wird 18 Jahre alt, und das ist natürlich – auch für uns! – ein Grund, recht herzlich zu gratulieren. Doch die Freude bei den mittlerweile 18 festangestellten Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen ist getrübt: Die Leserschaft wachse zwar unaufhaltsam, aber wegen Pandemie, Inflation und Energiekrise würden viele Unterstützerinnen und Unterstützer ihre Spenden reduzieren oder gar einstellen. Für dieses Jahr würden noch etwa 700.000 Euro für das anvisierte Ziel fehlen.

Schlesinger und das Nachbeben, Strafbare Hetze?, Investigativ im Netz

1. Wie geht es weiter?
(rbb-online.de, Sarah Oswald, Video: 16:14 Minuten)
In der Affäre um die rbb-Intendantin Patricia Schlesinger ist einiges kaputtgegangen, was das Vertrauen ins öffentlich-rechtliche System und die Reputation des Senders anbelangt. Erfreulich ist jedoch, wie Teile der rbb-Belegschaft für Aufklärung sorgen wollen. So ist es bemerkenswert, wie unerschrocken “Abendschau”-Moderatorin Sarah Oswald den Programmdirektor Jan Schulte-Kellinghaus ins Verhör nimmt. Empfehlenswert ist auch das “rbb24 Spezial”, das sich mit den Vorgängen im eigenen Haus beschäftigt (Video, 19:10 Minuten).
Mittlerweile ermittelt auch die Berliner Staatsanwaltschaft wegen des “Verdachts der Untreue und Vorteilsannahme”, wie Alexander Fröhlich im “Tagesspiegel” berichtet. In einem weiteren Beitrag berichtet die Redaktion über ein illustres Abendessen zu Hause beim Ehepaar Schlesinger, für das die Gebührenzahlenden mit über 1.100 Euro zur Kasse gebeten wurden. Besonders pikant ist die Reaktion der damals miteingeladenen Polizeipräsidentin Berlins, die überrascht ist: “Frau Dr. Slowik hat die Information darüber, dass die Kosten für ein Abendessen bei der Familie Schlesinger und Spörl dem RBB in Rechnung gestellt wurden, mit großem Erstaunen und Irritation am gestrigen Tag zur Kenntnis genommen”, so ein Polizei-Sprecher: “Es war für sie in keiner Weise ersichtlich, dass dieses Treffen einen beruflichen Hintergrund hatte.”
Im Deutschlandfunk kommentiert Olaf Steenfadt von der Initiative “Unsere Medien” die Causa Schlesinger, und in den “Tagesthemen” befindet Medienkritiker Stefan Niggemeier: “Der Schaden für die ARD ist immens.”

2. Bloßes Theater oder straf­bare Hetze
(lto.de, Arne Klaas)
In einem von der rechtsextremen Gruppe “Freies Heidenau” geteilten Video wurde die Entführung von Wirtschaftsminister Robert Habeck inszeniert. Haben sich die Videohersteller damit strafbar gemacht? Die zuständige Staatsanwaltschaft hat jedenfalls die Ermittlungen aufgenommen. Rechtsanwalt Arne Klaas stellt in seinem Gastbeitrag für “Legal Tribune Online” die in Frage kommenden Straftatbestände vor.

3. Investigativ im Netz
(drehscheibe.org, Max Wiegand, Audio: 24:45 Minuten)
Im “drehscheibe”-Podcast erzählt Investigativreporterin Isabell Beer von ihren Recherchen, in denen sie in ein Netzwerk aus Vergewaltigern und Voyeuren (PDF) oder in die Online-Drogenszene (PDF) eintaucht. Wie verarbeitet sie das im Netz Gesehene? Und warum sollten auch Lokalzeitungen mehr im Internet recherchieren?

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4. Sendungsbewusstsein außerhalb der Echokammer
(netzpolitik.org, Thomas Seifert)
Eine neue Studie beschäftigt sich mit dem Verhalten von deutschen Twitter-Nutzern und -Nutzerinnen bei der Europawahl. Thomas Seifert fasst zusammen: “Als Ergebnis haben sie die Annahme widerlegt, dass rechtsradikale Nutzer:innen abgeschlossene Echokammern bilden würden. In Echokammern konsumieren die Nutzer*innen – ähnlich wie bei einer Filterblase – nur Meldungen, die in ihr Weltbild passen. Sie bestärken ihre Ansichten in diesen Kammern gegenseitig und radikalisieren sich auf diese Weise. Die Befunde der Forscher*innen legen nun aber vielmehr ‘die Existenz einer selbstbewussteren Form von Echokammern nahe’.”

5. Kampf um den Hetzmarkt
(jungle.world)
Mit dem neu gegründeten Internetradiosender “Kontrafunk” und dem österreichischen Internetfernsehsender “AUF1” starten gleich zwei Medien ins Geschäft mit rechtem Gedankengut und toxischen Inhalten. Der Beitrag der “jungle.world” fasst dieses Geschäftsmodell der “Alternativmedien” zusammen und erklärt, wie sie sich finanzieren wollen.

6. Knossi über TV-Auftritte, sein Software-Startup und wie viel er mit Youtube verdient
(omr.com, Philipp Westermeyer, Audio: 1:03 Stunden)
Youtuber, Streamer und Unterhaltungskünstler Jens “Knossi” Knossalla war beim “OMR”-Podcast zu Gast: “Knossi erzählt von seiner abgesetzten RTL-Show ‘Täglich frisch geröstet’, spricht über seine Auftritte als Musiker im Megapark, das Software-Startup Digital Blast, an dem er beteiligt ist. Und er beziffert auf den Euro genau, wie viel er mit Youtube in den vergangenen 28 Tagen verdient hat.”

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