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KW 49/22: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Wie funktioniert die Aufsicht über das ZDF?
(youtube.com, Rene Pickhardt, Video: 2:15:14 Stunden)
Im “Redefreiheit”-Podcast von Rene Pickhardt ist der österreichische Wirtschaftswissenschaftler und Netzpolitik-Experte Leonhard Dobusch zu Gast. Im Gespräch geht es um Probleme und Herausforderungen rund um die öffentlich-rechtlichen Medien: Wie kann man dem Vertrauensverlust entgegenwirken? Wie geht man mit False Balance und Objektivität um? Und wie bindet man die Gesellschaft in redaktionelle Prozesse ein?

2. WM in Katar: Zwischen berechtigter Kritik und rassistischen Klischees
(sueddeutsche.de, Nadia Zaboura & Nils Minkmar, Audio: 33:35 Minuten)
Bei “Quoted”, dem Medienpodcast mit Nadia Zaboura und Nils Minkmar, geht es um die Berichterstattung über die Fußball-Weltmeisterschaft und um das Land, in dem sie stattfindet: “Warum polarisiert gerade diese WM so sehr? Ist es richtig, Katar das Recht abzusprechen, eine WM auszutragen? Oder ist die Empörung heuchlerisch?”

3. Sascha Lobo, warum brauchen wir ein neues soziales Netzwerk?
(zeit,de, Jochen Wegner & Christoph Amend, Audio: 6:20:53 Stunden)
Bei “Alles gesagt”, dem (zumindest theoretisch) unendlichen Podcast von “Zeit Online”, muss man sich auf lange Laufzeiten einstellen, dafür erfährt man aber oft mehr über die Gäste und deren Ansichten als in anderen Formaten. Dies trifft auch auf die aktuelle Folge mit dem “Spiegel”-Kolumnisten, Buchautor und Netz-Experten Sascha Lobo zu, die mehr als sechs Stunden dauert.

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4. Warum wir Kommentare löschen
(youtube.com, Zapp, Tilo Bernhardt & Fritz Lüders, Video: 10:00 Minuten)
In der aktuellen Folge von “Medienwissen2go” erklärt der Journalist und Youtuber Mirko Drotschmann (“MrWissen2go”), welche Kommentare typischerweise im Internet gelöscht werden, und wie die Löschpraxis beim öffentlich-rechtlichen Medienmagazin “Zapp” aussieht.

5. Journalismus in der Bestseller-Literatur
(journalistenfilme.podigee.io, Patrick Torma, Audio: 46:23 Minuten)
Frank Überall, Vorsitzender des Deutschen Journalisten-Verbandes, hat sich für eine Studie über einen Zeitraum von drei Jahren Woche für Woche angeschaut, inwieweit es in der jeweils aktuellen “Spiegel”-Bestsellerliste auch um Journalismus geht. Er hat dabei 51 Werke und 1.700 Passagen ermittelt. Patrick Torma hat sich mit Überall über das interessante Forschungsprojekt und die daraus gezogenen Erkenntnisse unterhalten.

6. Die Top Ten TV-Momente des Jahres 2022: Menschen, Bilder, Konfrontationen
(fernsehenfueralle.podigee.io, Dennis Müller, Audio: 1:04:28 Stunden)
Wer sich für leichte Fernsehkost interessiert, kommt nicht an den unterhaltsamen Analysen und Nachbesprechungen bei “Fernsehen für alle” vorbei. Im lockeren Plauderton seziert dort Dennis Müller mit wechselnden Mitstreiterinnen wöchentlich die angesagten Trash-Produktionen. In der aktuellen Ausgabe widmet er sich zusammen mit Natalie den Top Ten TV-Momenten des Jahres 2022: “In einer Mischung aus dem RTL-Jahresrückblick mit Günther Jauch, einer beliebigen Rankingshow mit Sonja Zietlow und der Ultimativen Chartshow heben wir besondere Leistungen im Bereich ‘Beste Unterhaltung TV’ hervor und loben, was es zu loben gibt, und lachen aus, was es auszulachen gibt.”

Wer wusste Bescheid?, Gefährliche Podcasts, Absage per Fernbedienung

1. Medien wussten vorab Bescheid
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers & Benedikt Schulz, Audio: 6:10 Minuten)
Gestern fand eine großangelegte Razzia gegen eine bewaffnete Gruppe aus “Reichsbürgern” und “Querdenkern” statt, die einen Staatsstreich geplant haben soll. Verschiedene Medien waren anscheinend in die behördlichen Maßnahmen eingeweiht. So schreibt die Linken-Abgeordnete Martina Renner, die Razzia sei seit mindestens einer Woche ein offenes Geheimnis gewesen. Dies werfe auch polizeitaktische Fragen auf, so Renner: “Wenn ein Ministerium oder eine Behörde dafür sorgt, dass eine Woche vorher sogar die Adressen der Razzien bei der Presse bekannt sind, ist es schwer vorstellbar, dass niemand der Durchsuchten Bescheid wusste. Die Telegram-Nachricht eines Beschuldigten bestätigt dies.”

2. Stolpernder Umgang mit Falschinformationen in Podcasts
(medwatch.de, Merlin Pratsch)
Mit dem Erfolg von Podcasts wachsen auch die Probleme mit den darin mitunter enthaltenen Falschinformationen. Der weltweit größte Anbieter im Podcast-Geschäft ist der Audio-Streaming-Dienst Spotify. Was unternimmt das Unternehmen gegen Desinformation? Wird Spotify seiner Verantwortung gerecht? Und warum bleiben falsche und diskriminierende Inhalte offenbar unberührt online? Merlin Pratsch hat gründlich hingehört und dabei einige Problemfelder entdeckt.

3. 50 Prozent weniger TV-Zuschauer: Absage per Fernbedienung
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Im Hinblick auf die in Katar stattfindende Fußballweltmeisterschaft melden die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender enttäuschende Quoten. Joachim Huber, Medienredakteur beim “Tagesspiegel”, fragt sich: “Lohnt sich auch künftig das große Investment der Sender und Streamer, wenn es um Fußball geht? Kein Fernsehprogramm ist teurer als dieser Sport. Ein Sport, den das große (TV-)Geld schmiert.”

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4. “Auf YouTube können sich alle einigen”
(wissenschaftskommunikation.de, Jana Fritsch)
Ist Youtube die ideale Plattform für Wissenschaftskommunikation? Darüber hat Jana Fritsch mit Karl Jeremias Donath gesprochen, dem Kommunikationsmanager der TU Dresden. Für Donath ist die Sache eindeutig: “YouTube hat ein großes Potential, weil es eine der wenigen Social Media Plattformen ist, die scheinbar nicht out werden. Dort finden sich alle Zielgruppen wieder, während zum Beispiel bei anderen Kanälen, u.a. Facebook, bestimmte Zielgruppen gar nicht mehr erreicht werden, weil sie einfach nicht mehr dort unterwegs sind. Ich glaube, auf YouTube können sich alle einigen.”

5. Das Medienjahr 2023 – was kommt, was geht, was bleibt
(blog-cj.de)
Zum Ende des Jahres wagt der Journalist Christian Jakubetz einen Blick in die mediale Zukunft: Wie werden sich die Social-Media-Plattformen entwickeln? Geht es mit dem Podcast-Boom weiter? Wird Künstliche Intelligenz womöglich der neue Gatekeeper? Jakubetz hat die Kristallkugel geputzt und versucht zu erahnen, wie es nächstes Jahr weitergeht in und mit den Medien.

6. »Ukraine« landet vor »Queen« und »Affenpocken«
(spiegel.de)
Der “Spiegel” hat sich Googles Suchbegriffe und Such-Trends des Jahres angeschaut. Welche Personen wurden am meisten gegoogelt? Welche Ereignisse haben die Menschen beschäftigt? Und welche Fragen wurden am häufigsten gestellt?

Gabriel vs. “Correctiv”, Durchlaucht in Ungnade, Aus für “Chez Krömer”

1. CORRECTIV verteidigt “Gazprom-Lobby”-Recherche gegen Sigmar Gabriel vor Gericht
(correctiv.org, Justus von Daniels & Annika Joeres & Frederik Richter)
Nach einer ersten Entscheidung des Hamburger Landgerichts muss “Correctiv” auf Betreiben des ehemaligen Außenministers Sigmar Gabriel eine Aussage der “Gazprom-Lobby”-Recherche ändern. Damit wolle sich die Redaktion jedoch nicht zufriedengeben und riskiere einen womöglich teuren Prozess: “Denn in dieser Auseinandersetzung geht es um mehr als Gabriels Spitzfindigkeiten: Es geht auch darum, ob Journalistinnen und Journalisten Haltungen und Positionen von Politikerinnen und Politikern zusammenfassend wiedergeben können, ohne in jedem Satz alle Details zu nennen.”

2. Statt seine Gäste zerstört Kurt Krömer seine eigene Kunstfigur
(uebermedien.de, Frederik von Castell)
Wie der RBB gestern Nachmittag mitteilte, wird die Fernsehshow “Chez Krömer” nach sieben Staffeln mit 41 Folgen eingestellt. Sein “Bedarf an Arschlöchern sei gedeckt”, so der Komiker und Gastgeber der Sendung Kurt Krömer. Ganz so einfach sei es nicht, wie Frederik von Castell bei “Übermedien” herausarbeitet. Die Sendung habe schon lange eine bemerkenswerte Schieflage gehabt.
Hörenswert sind dazu auch die Gedanken der Schriftstellerin Kathrin Weßling, die sich bei Deutschlandfunk Kultur wenige Minuten vor dem erklärten Ende der Krömer-Sendung skeptisch bezüglich einer Fortsetzung der Sendereihe geäußert hatte (deutschlandfunkkultur.de, Massimo Maio, Audio: von Minute 1 bis Minute 7).

3. Schlimmer als Twitter
(zeitung.faz.net, Hendrik Wieduwilt)
Derzeit wandern viele enttäuschte Twitter-Nutzer und -Nutzerinnen zum dezentralen Alternativangebot Mastodon ab. Diese Entwicklung könnte bald zu einer neuen Form von Problemen führen, sorgt sich Hendrik Wieduwilt in der “FAZ”: “Sollte Mastodon Twitter ablösen, könnte indes bald Ernüchterung eintreten: Wollten Staaten illegale Inhalte bekämpfen, hatten sie bei Konzernen immerhin einen Ansatzpunkt, so sehr sie sich sträubten. Die EU und Deutschland haben ihre Regulierung auf diese Flaschenhälse der Kommunikation ausgerichtet – und nicht auf ein Meer von Mini-Plattformen. Das deutsche Netzwerkdurchsetzungsgesetz, das global erste Gesetz zur Moderation von Inhalten, greift bei Mastodon nicht.”
Weiterer Lesehinweis: Ministerpräsident Stephan Weil wird Twitter-Account löschen (faz.net).

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4. “Am Anfang habe ich mich oft klein gefühlt”
(journalist.de, Kathi Preppner)
Ella Schindler ist die neue Co-Vorsitzende der Neuen deutschen Medienmacher*innen, einem “bundesweiten Netzwerk von Journalist:innen mit und ohne internationale Geschichte”. Im Gespräch mit dem “journalist” geht es um ihren Werdegang, von den ersten journalistischen Meriten in der Jugendzeit in der Ukraine bis hin zu ihrer jetzigen Betätigung als verantwortliche Redakteurin für die Volontärsausbildung im Verlag Nürnberger Presse. Schindler plädiert für eine größere Diversität in den Führungsetagen der Medienhäuser: “Außerdem wünsche ich mir hörbare Diversität in den Redaktionen. Ich frage mich, wann ich im Fernsehen oder im Radio öfter mal Kolleg*innen erlebe, die so wie ich mit Akzent sprechen – ohne dass es um migrantische Themen geht.”

5. MDR erwartet 2023 Defizit in Höhe von 33 Millionen Euro
(dwdl.de, Alexander Krei)
Wie “DWDL” berichtet, erwartet der öffentlich-rechtliche Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) für das Wirtschaftsjahr 2023 ein Defizit in Höhe von 33 Millionen Euro. Dies gehe aus dem Wirtschaftsplan hervor, den der MDR-Rundfunkrat am Montag genehmigt habe. Der Sender wolle das Defizit durch Entnahmen aus Gewinnrücklagen ausgleichen.

6. Wenn Durchlaucht zum Kollateralschaden wird
(regensburg-digital.de, Stefan Aigner)
Bei “Bild” echauffiert man sich gerade darüber, dass sich der einstige Redaktionsliebling Gloria von Thurn und Taxis homophob geäußert habe. Die Fürstin war bei Krawall-Youtuber und Ex-“Bild”-Chef Julian Reichelt zu Gast, was in diesem Fall eine besondere, womöglich die entscheidende Rolle spielen könnte, wie Stefan Aigner findet: “Dass die Reaktionen aus dem Hause Springer, sei es im Blatt oder auf Twitter, weniger moralisch-ethisch motiviert sind, sondern eher der Enttäuschung darüber geschuldet sind, dass mit Gloria ein Zugpferd für den reaktionär-verblödeten Mob den Springer-Stall verlassen und sich nun dauerhaft Reichelt zugewandt zu haben scheint, während BILD TV gerade mit dem eigenen Misserfolg kämpft, darf man zumindest vermuten.”
Dazu auch unser Beitrag “In einem YouTube-Talk” von gestern.

Aus fürs Medienhaus, EU spricht mit Musk, Tranzparenzregister dicht

1. RBB gibt Pläne für “Digitales Medienhaus” in Berlin auf
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Der RBB hat seine ehrgeizigen und vor allem kostspieligen Pläne für das “Digitale Medienhaus” in Berlin aufgegeben. Als Gründe seien die fehlende Akzeptanz in der Belegschaft und die unklare Kostenentwicklung genannt worden. Die nunmehr nicht zur Umsetzung anstehenden Pläne hätten die Beitragszahlerinnen und -zahler bereits 32 Millionen Euro gekostet (14 Millionen Euro davon seien nach Senderangaben nachhaltig investiert, 18 Millionen seien als Verlust abzuschreiben). Eine Umsetzung wäre jedoch weit teurer gekommen, wie der Sender mitteilt: “Bei der nun erstmals vorgenommenen Vollkostenbetrachtung summierten sich die zu erwartenden Kosten auf insgesamt 311 Millionen Euro.”

2. Nach EuGH-Urteil: Zugang zu Transparenzregistern wiederherstellen!
(netzwerkrecherche.org)
Als Folge eines Urteils des Europäischen Gerichtshofs verwehren immer mehr Staaten den Zugang zu Transparenzregistern. Dies beträfe auch Deutschland. Daniel Drepper, Vorsitzender von Netzwerk Recherche, protestiert: “Der Zugang zu Transparenzregistern ist ein wichtiges Werkzeug des investigativen Journalismus. Gerade bei Recherchen zu Geldwäsche und Korruption sind diese Register oft die einzige rechtssichere Möglichkeit zu belegen, wer hinter einem bestimmten Unternehmen steckt. Wir fordern deshalb von der Bundesregierung, dass Journalist*innen auch in Zukunft Zugriff auf diese Daten erhalten.”

3. Es gibt Zweifel an der Geschichte der toten Maria, aber keine am skandalösen Verhalten Griechenlands
(uebermedien.de, Michalis Pantelouris)
Der “Spiegel” hat vier Artikel über den mutmaßlichen Tod eines fünfjährigen syrischen Mädchens auf der Flucht von der Türkei nach Griechenland vorläufig gelöscht. Beim Aufruf der Beiträge erscheint der redaktionelle Hinweis, dass es “mittlerweile Zweifel an der bisherigen Schilderung der damaligen Geschehnisse” gebe. Michalis Pantelouris hat sich den Fall näher angeschaut und die dazu bekannten Fakten sortiert. Er sieht vor allem die griechische Regierung in der Verantwortung: “Wenn sie wollte, dass man die Wahrheit über sie schreibt, könnte sie das sehr unterstützen, indem sie mal die Wahrheit sagt.”

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4. EU mahnt Elon Musk zur Einhaltung von Desinformations-Regeln
(zeit.de)
EU-Kommissar Thierry Breton hat den neuen Twitter-Eigentümer Elon Musk in einem Video-Telefonat dazu aufgefordert, entschlossener gegen Desinformation vorzugehen und die Inhalte bei Twitter stärker moderieren zu lassen. In einer anschließenden Mitteilung habe Breton betont, es gebe “noch gewaltig viel Arbeit”, um die Plattform an das EU-Recht anzupassen. Eine direkte Reaktion von Musk darauf habe es nicht gegeben.

5. Das hat die Deutschen dieses Jahr auf YouTube interessiert
(spiegel.de)
Youtube hat die deutschen Top 10 der erfolgreichsten Videos der Plattform veröffentlicht. Zum “Top Trending Video 2022” wurde die zweite Folge der Survival-Show “7 vs. Wild: Panama” gekürt, die es binnen weniger Wochen und trotz einer Laufzeit von anderthalb Stunden auf stolze elf Millionen Aufrufe geschafft hat. Auf dem zweiten Platz steht ein ursprünglich live gestreamtes Box-Event, die “Universum Boxing Night #1”, mit Auftritten von Webstars. Den dritten Platz sicherte sich der Videomacher, Streamer und Podcaster Julien Bam mit seiner Produktion“Der letzte Song aus der Bohne”.

6. Kramer und Mertesacker: Endlich haben Delling und Netzer ihre Nachfolger
(rnd.de, Imre Grimm)
Imre Grimm hat sich die Performance der Fußball-Berichterstatter und -Berichterstatterinnen im deutschen Fernsehen angeschaut und ist besonders vom Duo Christoph Kramer und Per Mertesacker angetan: “Zuschauer wollen bitte nicht hören, was sie ohnehin selbst sehen oder wissen. Sie haben Augen. Sie können lesen und sehen. Sie wollen Mehrwert. Alles andere ist Spielverzögerung und gehört mit Gelb geahndet. Tacheles ist Mangelware im Expertengeschäft. Umso besser, das mit Kramer und Merte wieder ein stabiles Team willens und in der Lage ist, unterhaltsamen Klartext zu liefern.”

KW 47/22: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Investigativ-Journalist Jens Weinreich über die FIFA & WM in Katar
(youtube.com, Jung & Naiv, Tilo Jung, Video: 3:49:56 Stunden)
Wer sich für die Abgründe des Sports interessiert, kommt nicht an Investigativ- und Sportpolitik-Journalist Jens Weinreich vorbei. Weinreich hat unter anderem von 13 Olympischen Spielen und drei Fußball-Weltmeisterschaften berichtet und recherchiert seit 20 Jahren auch zur Sportpolitik Katars. Mit Tilo Jung spricht er mehr als drei Stunden über das “mafiöse System FIFA” und den “Sportschurkenstaat” Katar.

2. Der Professor und der Wolf: Politik und Medien
(youtube.com, Peter Filzmaier & Armin Wolf, Video: 37:49 Minuten)
In der letzten Folge von “Der Professor und der Wolf” diskutieren ORF-Anchorman Armin Wolf und Politikprofessor Peter Filzmaier über das oft schwierige Verhältnis von Politik und Medien in Österreich: “Wer ist von wem abhängig – die Politik von den Medien, oder umgekehrt? Sind Politik und Medien in Österreich zu verhabert? Und warum ist die Medienlandschaft in Österreich so speziell?”

3. Cancel Culture: Mediengemachter Mythos?
(sueddeutsche.de, Nadia Zaboura & Nils Minkmar, Audio: 32:37 Minuten)
In der aktuellen Folge von “quoted” unterhalten sich Nadia Zaboura und Nils Minkmar mit Literaturprofessor Adrian Daub über “Cancel Culture”: Was genau verbirgt sich hinter dem Begriff? Und welche Rolle spielen Medien in diesem Zusammenhang?

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4. Influencer: Ihr Erfolg bei jungen Menschen
(podcast.leibniz-hbi.de, Johanna Sebauer, Audio: 37:44 Minuten)
Im “Bredowcast”, dem Podcast des Leibniz-Instituts für Medienforschung, geht es um Influencerinnen und Influencer und die Frage, warum sie bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen so gut ankommen. Leonie Wunderlich hat dazu eine Studie durchgeführt (PDF) und berichtet im Podcast von ihren Erkenntnissen. “Die Perspektive von Jugendlichen und jungen Erwachsenen hat einfach gefehlt im wissenschaftlichen Diskurs über diese Personengruppe”, so ihr Beweggrund für ihre Forschung.

5. Was brauchen gute Podcasts?
(deutschlandfunkkultur.de, Massimo Maio, Audio: 36:04 Minuten)
Die wachsende Popularität von Hör-Dokus beziehungsweise Doku-Podcasts ist das Thema im “Kompressor” von Deutschlandfunk Kultur: Was zeichnet eine gute Produktion aus? Darüber sprechen der SWR-Feature-Redakteur Michael Lissek, der erfolgreiche Podcast-Produzent Khesrau Behroz (“Cui bono”, “Noise”, “Legion”, “Drachenlord”) und der freie Feature-Autor und Podcast-Produzent Johannes Nichelmann.

6. Ferngespräche: Pakistan
(ardaudiothek.de, Holger Klein, Audio: 1:03:28 Stunden)
In den radioeins-“Ferngesprächen” lässt Holger Klein Korrespondentinnen und Korrespondenten zu ihrer jeweiligen Region zu Wort kommen. Diesmal hat er sich mit Peter Hornung zusammengeschaltet, dem Südasien-Korrespondenten der ARD und Leiter des ARD-Hörfunkstudios Neu-Delhi. Es geht um Pakistan mitsamt seiner “modernen Städte, unmodernen Provinzen und chaotischen Politik”.

Springer meidet Prozess, Thema Queer, Versprechen mit Bundesadler

1. Axel Springer kann US-Prozess um Julian Reichelt vermeiden
(spiegel.de)
Eine ehemalige “Bild”-Mitarbeiterin hatte an einem kalifornischen Gericht Klage gegen “Bild” sowie gegen eine Tochterfirma des Axel-Springer-Verlags eingereicht. Unter anderem sei es darin um den Vorwurf der sexuellen Belästigung gegangen (siehe die Berichterstattung des “Spiegel” aus dem Oktober 2021). Anscheinend wollte es der Konzern nicht auf einen Prozess ankommen lassen. Man habe sich für eine “einvernehmliche Lösung” entschieden, so ein Konzernsprecher.

2. Was (israelische) Journalisten bei der WM in Katar erleben
(stern.de, Christine Leitner)
Dass ausländische Journalisten und Journalistinnen in Katar nicht wirklich willkommen sind, sei keine Überraschung. Besonders gelte dies jedoch für Medienschaffende aus Israel, wie Christine Leitner im “Stern” schreibt und mit einigen Beispielen unterfüttert.
Weiterer Lesehinweis: Paradiesische Bedingungen für Sportjournalisten: “Vier Spiele pro Tag und beste Bedingungen für Sportjournalisten mit kurzen Wegen zu allen WM-Stadien. Die FIFA versucht, ihr Kernprodukt perfekt zu vermarkten, um politischen Themen den Raum zu nehmen.” (freitag.de, Günter Klein)
Und noch ein Hörtipp: Beim RBB geht es um die Frage: “Wie reden wir über diese kontroverse Fußball-WM?” Besprochen wird sie mit dem Investigativjournalisten Jens Weinreich (rbb-online.de, Audio: 7:01 Minuten).

3. Wann Medien über queere Themen berichten – und wann nicht
(deutschlandfunk.de, Isabelle Klein)
Anlässlich des Gerangels um das Tragen einer Armbinde bei der Fußball-Weltmeisterschaft ist das Thema Queerfeindlichkeit in den medialen Fokus gerückt. Etwas, was sich Johannes Kram auch außerhalb von Sportevents wünschen würde: Es gebe auch in Deutschland dauernd Übergriffe auf LGBTQIA+-Personen, aber darüber werde nicht berichtet. “Wir haben ein Sicherheitsproblem, wir haben ein Problem am Arbeitsplatz. Es wird so getan, als ob wir in Deutschland schon alles erreicht hätten. Die Medien hätten die Aufgabe dort genauer hinzuschauen”, so Kram.

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4. Versprechen mit Bundesadler
(taz.de, Christian Rath)
Das für seine subversive Aktionskunst bekannte “Peng! Kollektiv” hat 2018 ein vermeintliches Video des Bundesinnenministeriums produziert und veröffentlicht (hier auf Facebook zu sehen), in dem die Aufnahme von Geflüchteten garantiert wird. Dagegen ging das Innenministerium vor und verlangte vom Plattformbetreiber Youtube die Löschung. Christian Rath erklärt die Argumentationslinien der beteiligten Parteien und die möglichen juristischen Aspekte.

5. Cem und die Tiere
(kontextwochenzeitung.de, Anna Hunger)
Ist Cem Özdemir, Bundeslandwirtschaftsminister von den Grünen, vielleicht auch deshalb einer der beliebtesten Politiker des Landes, weil er Polizeipferde streichelt und Tierheime besucht? Anna Hunger hat ihren Text mit einigen Aufnahmen des Ministers unterlegt, für den Tierliebe anscheinend auch Teil seiner Medienarbeit ist.

6. Die reichsten Verleger 2022
(kress.de, Markus Wiegand)
Das Medienportal “kress” hat nachgeschaut, welche Medienunternehmer und -unternehmerinnen es in die Liste der 500 reichsten Deutschen des “Manager Magazins” (nur mit Abo lesbar) geschafft haben. Eine Sonderrolle spielt dabei der Koblenzer Medizinsoftware-Unternehmer Frank Gotthardt, der Medien als Nebengeschäft betreibe und als Finanzier von Ex-“Bild”-Chef Julian Reichelt gehandelt werde.

KW 46/22: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, endlich Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Chez Krömer – Zu Gast: Ex-Bild-Chefredakteur Julian Reichelt
(youtube.com, Kurt Krömer, Video: 29:51 Minuten)
Der Komiker Kurt Krömer begrüßt in der aktuellen Ausgabe von “Chez Krömer” Julian Reichelt. Passend zum Setting des kargen Verhörraums geht Krömer den ehemaligen “Bild”-Chefredakteur mit konfrontativer Schärfe an.
Lesetipp: Bei kress.de hat Marc Bartl einige Pressereaktionen des viel diskutierten Schlagabtauschs zusammengestellt: “Verbal-blutiger Gladiatorenkampf”: Was Medienprofis zum Krömer-Reichelt-Rededuell sagen. Außerdem hat “journalist”-Chefredakteur Matthias Daniel auf Twitter eine lesenswerte Einordnung veröffentlicht.

2. Iran-Proteste; Medienarbeit der Mullahs
(ndr.de, Zapp, Video: 30:53 Minuten)
Im Medienmagazin “Zapp” spricht Shahrzad Eden Osterer, Journalistin beim Bayerischen Rundfunk, über die Nachrichtenlage in Iran und die Rolle der Exil-Medien. Außerdem geht es in der Sendung um die “Medienarbeit der Mullahs”, die Social Media für Propagandazwecke nutzen.

3. Al Jazeera – katarisches Machtinstrument oder wichtige Stimme der arabischen Welt?
(br.de, Linus Lüring, Audio: 25:14 Minuten)
Al Jazeera ist ein Nachrichtensender mit Sitz in Doha, der Hauptstadt Katars, der bei vielen die Hoffnung auf einen neuen arabischen Journalismus auslöste. Manche sprachen in den Anfangsjahren von einer “journalistischen Revolution”. Doch wofür steht der Sender heute? Darüber spricht Linus Lüring mit Anne Allmeling (ARD-Korrespondentin Naher Osten), Carola Richter (Professorin für internationale Kommunikation an der FU Berlin) und Stephanie Doetzer (ehemalige Journalistin bei Al Jazeera).

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4. Melanie Amann, Leiterin des SPIEGEL Hauptstadtbüros
(ndr.de, Norbert Grundei, Audio: 59:27 Minuten)
Der Journalist und Medienmanager Norbert Grundei hat sich mit Melanie Amann unterhalten, die das “Spiegel”-Hauptstadtbüro leitet: “Wie lange hält die Koalition? Wie gut gehen Regierung und Opposition mit den vielen aktuellen Herausforderungen um? Wer kann gut mit wem in Berlin? Wie authentisch kann und sollte ein ein Politiker sein? Wie hat es sich angefühlt, mit Richard David Precht und Harald Welzer bei Markus Lanz über ihr Buch zum Thema Journalismus zu diskutieren?”

5. Elon Musks Twitterübernahme: Folgen für die Wissenschaft
(podcast.hans-bredow-institut.de, Johanna Sebauer, Audio: 43:27 Minuten)
Im “Bredowcast”, dem Podcast des Leibniz-Instituts für Medienforschung, geht es um Elon Musks Twitterübernahme und die daraus resultierenden Folgen für Wissenschaft und Medienforschung. Johanna Sebauer hat sich dazu den Medienforscher Jan-Hinrik Schmidt eingeladen. Twitter biete der Wissenschaft bislang großflächigen Zugang zu seinem bis ins Jahr 2006 zurückreichenden Archiv. Schmidt hofft, dass dies unter Musk weiterhin der Fall bleibt, wenn auch zu anderen Konditionen: “Plausibel erscheint mir, dass er die Wissenschaft zur Kasse bittet und den Zugang zum Archiv nur gegen Bezahlung gewährt.”

6. Ein Urteil des LG Frankfurt am Donnerstag könnte Twitter zwingen Recht zu beachten oder zu schließen
(youtube.com, Anwalt Jun, Video: 13:12 Minuten)
“Twitter ist kaum noch handlungsfähig. Ein Urteil des LG Frankfurt könnte die Betriebseinstellung bedeuten, wenn Programmierer die nötigen Auflagen nicht rechtzeitig umsetzen könnten.” Chan-jo Jun erklärt, warum eine Betriebseinstellung von Twitter nicht ausgeschlossen sei, egal, ob durch eine Verfügung eines deutschen Gerichts (“Ja, das ist nicht so sehr wahrscheinlich, das wäre eine Sensation. Aber gleichwohl juristisch ist das nicht völlig ausgeschlossen”) oder durch eine Verbraucherschutzbehörde in den USA initiiert.

Biometrische Überwachung, Becker – Pocher 0:1, Erfolg von “7 vs. Wild”

1. RSF fordert Verbot biometrischer Überwachung
(reporter-ohne-grenzen.de)
Reporter ohne Grenzen (RSF) hat sich zusammen mit 23 weiteren zivilgesellschaftlichen Organisationen in einem offenen Brief (PDF) an die Bundesregierung gewandt. Diese solle sich für ein Verbot biometrischer Identifizierungsverfahren einsetzen. Ein Verbot wirke der “Normalisierung von Überwachungspraktiken im öffentlichen Raum entgegen”, so die zuständige RSF-Referentin für Internetfreiheit: “Zudem entspricht es dem Verbot biometrischer Überwachung, das die Ampelparteien im Koalitionsvertrag vereinbart haben.”

2. Boris Becker mit Klage gegen Oliver Pocher geschei­tert
(lto.de)
Der frühere Tennisstar Boris Becker, der derzeit in einem englischen Gefängnis einsitzt, ist mit seiner Unterlassungsklage gegen den TV-Komiker Oliver Pocher vor Gericht gescheitert. Das Landgericht Offenburg habe am gestrigen Dienstag entschieden, dass Becker durch einen Fernsehbeitrag des Comedians nicht in seinen Persönlichkeitsrechten verletzt wurde. Das Urteil sei jedoch noch nicht rechtskräftig.

3. Anforderungen an Medienschaffende
(journalistik.blogs.uni-hamburg.de, Jonathan Deupmann, Audio: 44:08 Minuten)
“Durch die Digitalisierung entwickeln sich die Produktion, Vermarktung und Auswertung von Medieninhalten weiter – wie verändert das die Anforderungen an Medienschaffende von morgen?” In der aktuellen Folge des “JKW”-Podcasts (“Journalistik und Kommunikationswissenschaft” der Universität Hamburg) erzählt Berater Matthias Rieger von seinen Erfahrungen bei einer Unternehmens- und Personalberatung und gibt dabei Einblicke in typische Projekte.

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4. Gegen Desinformation und für Demokratie
(de.ejo-online.eu, Paula Hammerschmidt)
Paula Hammerschmidt hat sich mit Hendrik Sittig unterhalten, dem Leiter des Medienprogramms Südosteuropa der Konrad-Adenauer-Stiftung. Welche Rolle erfüllt das Medienprogramm auf dem Balkan? Und mit welchen konkreten Themen beschäftigt es sich inhaltlich? Was sind derzeit die wichtigsten Herausforderungen für die Pressefreiheit in Südosteuropa? Und welche Mechanismen braucht es, um demokratische Stabilität und freie Medien in der Region zu stärken?

5. Grow-Stipendien 2022: Das sind die Gewinner:innen
(netzwerkrecherche.org)
Erneut haben das Netzwerk Recherche und die Schöpflin Stiftung verschiedene Projekte aus dem Bereich des gemeinwohlorientierten Journalismus ausgezeichnet. Die Förderungen in Höhe von jeweils 3.000 Euro gehen in diesem Jahr an das Lokalmagazin “bloq” aus der Rhein-Neckar-Region, an das “Reporterslam”-Team, das gemeinnützigen Live-Journalismus auf die Bühne bringen möchte, sowie an die inklusive Redaktion des Online-Magazins “andererseits” aus Österreich.

6. 7 Gründe, warum #7vsWild so erfolgreich ist
(youtube.com, Jannis Schakarian, Video: 5:48 Minuten)
Der Outdoor-Wettbewerb “7 vs. Wild” war die Youtube-Überraschung des vergangenen Jahres. Nun schickt sich Youtuber Fritz Meinecke an, mit einer neuen Staffel die Rekorde des Vorjahres zu knacken. Jannis Schakarian, selbst erfahrener Formatentwickler, wollte das Erfolgsgeheimnis der Youtube-Serie ergründen und hat, wie könnte es anders sein, sieben Erfolgsfaktoren identifiziert.

7. Eine (fast wahre) Begegnung mit Giovanni di Lorenzo
(uebermedien.de, Lorenz Meyer)
Zusätzlicher Bonus-Link, weil den “6-vor-9”-Kurator betreffend: Bei “Übermedien” gibt es einen exklusiven Auszug aus dem Bericht über eine (fast wahre) Begegnung mit “Zeit”-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo. Der Text stammt aus der gestern erschienenen satirischen “Kreuzfahrt durch die Republik”.

ARD korrigiert, Katars Komplizen?, Schuler jetzt bei Reichelt

0. In eigener Sache (schamlose Eigenwerbung)
(rowohlt.de)

Mit einer Mischung aus Vorfreude und Nervosität fiebert der “6-vor-9”-Kurator der heutigen Veröffentlichung seiner Satire “Kreuzfahrt durch die Republik” (Rowohlt) entgegen. In dem Buch führt er fiktive Gespräche mit Prominenten aus Politik, Unterhaltung und Journalismus: “Mit Angela Merkel auf dem Golfplatz, mit Rezo auf Youtube, mit Markus Lanz im Fernsehstudio – das ist gleichermaßen komisch und entlarvend, denn Meyer versteht es wie kein Zweiter, den Zungenschlag der deutschen Prominenz zu imitieren.” Meyer könne das Buch nur allen empfehlen. Es handele sich nach Aussage eines berühmten Kritikers, Baron von Münchhausen, um eine “vergnügliche Gesellschaftskritik, die in ihrer Härte und Komik allenfalls von der Wirklichkeit übertroffen wird”.

1. ARD bittet um Entschuldigung und korrigiert Beitrag
(spiegel.de)
Die Redaktion der ARD-Sendung “Bericht aus Berlin” musste einen Fehler einräumen: “Im Bericht aus Berlin vom 13.11.2022 wurde im Beitrag über den Streit um das Bürgergeld ein falsches Bild eingesetzt. Wir bitten dafür um Entschuldigung und werden das Bild im Beitrag korrigieren und ihn neu in der Mediathek hochladen.” Der “Spiegel” erklärt, worum es dabei genau geht, und was das Flugzeug des CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz damit zu tun beziehungsweise nicht zu tun hat.

2. Haben ARD und ZDF eine Zukunft?
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Einer Umfrage des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Ipsos zufolge, sprächen sich 35 Prozent der Befragten für eine Fusion von ARD und ZDF aus. Weitere 35 Prozent seien gar für eine Abschaffung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland. Joachim Huber fasst die wichtigsten Ergebnisse der Umfrage zusammen und geht dabei auch auf die Altersverteilung ein.

3. Komplizen von Katars “Sportwashing”?
(verdi.de, Günther Herkel)
In wenigen Tagen startet die Fußball-WM in Katar. Unzählige journalistische Beiträge dokumentierten die vielen Schattenseiten des Megaevents. Günther Herkel fragt sich: “Wie kann in dieser Situation eine Medienberichterstattung gelingen, die die Balance zwischen Sportjournalismus und den Erwartungen einer kritischen Öffentlichkeit schafft?”

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4. Ehemaliger “Bild”-Mann Schuler schließt sich Julian Reichelt an
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Medienbeobachter hatten es schon einige Zeit vermutet, nun ist es Gewissheit: Ralf Schuler, langjähriger Leiter des “Bild”-Parlamentsbüros, folgt nach “DWDL”-Informationen seinem ehemaligen Chefredakteur Julian Reichelt zu dessen neuem Unternehmen Rome Medien und werde dort neuer Politik-Chef.

5. Hinweise auf (investigative) Recherchen in Text, Podcast oder Doku
(sachbuchliebe.substack.com, Daniel Drepper)
Der Journalist Daniel Drepper verweist auf seinen neuen Newsletter, in dem es Hinweise auf investigative Recherchen in Text, Podcast und Doku geben soll: “Jetzt, wo Twitter zusammenbricht – findet Ihr meine Tipps ab sofort auch in ‘Daniels Recherchebrief’. Für alle, die sich für gute Recherchen interessieren.”

6. Warum die DFB Nationalmannschaft keine Emotionen auslöst? Ganz einfach …
(indiskretionehrensache.de, Thomas Knüwer)
Thomas Knüwer hat sich den medialen Auftritt der deutschen Fußball-Nationalmannschaft auf der offiziellen Website und in den Sozialen Medien angeschaut. Die medialen Bemühungen würden eine große “Scheißegaligkeit” ausstrahlen. Es sei “kein Wunder, dass bei Heimspielen der deutschen Nationalmannschaft eine Atmosphäre herrscht wie in einem Kühlschrank nachts um halb drei. Es gibt schlicht keinen Grund, sich für das Produkt DFB Nationalmannschaft emotional zu erwärmen.”

Das “System Reichelt”, “Kulturpass”, Nachruf auf Wolf Schneider

1. Politologe über “Achtung, Reichelt!”: “Reichelt hat nur sich als Person zu bieten”
(fr.de, Moritz Serif)
Im Interview mit der “Frankfurter Rundschau” analysiert der Politikwissenschaftler Markus Linden den Youtube-Kanal von Ex-“Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt: “Reichelt arbeitet mit einem Konzept, das in die Nähe von Halbwahrheiten geht. Er übersteigert das Vorliegende und deutet alles in eine Richtung. Aus Klima-Aktivisten werden Klima-Terroristen und eine Öko-Diktatur. Cancel Culture macht er an kleinsten Fällen aus und jazzt sie zum Massen-Phänomen hoch. Das ist das System Reichelt. Dinge anhand weniger Fälle hochstilisieren und diese als großes Ganzes, Lug und Trug der angeblich herrschenden grünen Klasse gegen die Bevölkerung ausspielen.”

2. In der ARD-Doku “Thomas Hitzlsperger – Katar, warum nur?” …
(twitter.com, Jens Weinreich)
Jens Weinreich kritisiert in einem Twitter-Thread die ARD-Doku “Thomas Hitzlsperger – Katar, warum nur?”. Dort werde “absurd falsch” behauptet, es sei “Job von Bonita Mersiades gewesen, Stimmen für die WM-Bewerbung Australiens zu kaufen, das gegen Katar verlor.” Richtig sei vielmehr, dass Mersiades eine verdienstvolle Whistleblowerin sei, die sich gegen das System stellte, so Weinreich: “Bonita Mersiades hat sich gegen unsaubere Geschäfte und dubiose Berater (Hargitay, Radmann & Co) in der WM-Bewerbung gewehrt und verlor ihren Job. Sie wurde angefeindet und ausgestoßen. Es ist nicht das erste Mal, dass deutsche Medien ihr derartiges antun bzw es zulassen.”
Update: Die ARD hat anscheinend reagiert. Unter der Dokus steht nun: “In einer früheren Version war folgender Satz enthalten ‘Ihr Job – Stimmenkauf’. Damit keine Missverständnisse über die Rolle von Bonita Mersiades entstehen, wurde dieser Satz entfernt. Als Kommunikationschefin der australischen WM-Bewerbung für 2022 hat sie dubiose Machenschaften und versuchten Stimmenkauf beobachtet und aufgedeckt. Als Whistleblowerin und Erzfeindin der FIFA, wie sie im Film ja auch eindeutig vorgestellt wird, hat sie Enormes auf sich genommen und gegen mächtige Gegner gekämpft.”

3. Twitter pausiert neue Blue-Bestellungen
(spiegel.de)
Twitter hat Nutzerinnen und Nutzern in verschiedenen Ländern angeboten, sich einen blauen Verifizierungshaken zu kaufen. Das Problem dabei: Durch das neue “Twitter-Blue”-Abo wurden viele Fake-Accounts verifiziert, was für große Verwirrung sorgte. So schnell es eingeführt wurde, ist das neue Abosystem wieder abgeschafft worden, aber Sicherheit und Vertrauen in das Unternehmen wollen – auch bei der Bundesregierung – nicht aufkommen.

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4. So schwer ist es nun auch nicht
(netzpolitik.org, Constanze Kurz & Emilia Ferrarese)
Die beunruhigenden Entwicklungen beim Kurznachrichtendienst Twitter veranlassen viele, sich nach Alternativen umzuschauen. Dabei fällt immer wieder der Name “Mastodon”. Weil sich Neulinge damit zuweilen etwas schwer tun, gibt es bei netzpolitik.org ein paar Tipps für den Umzug beziehungsweise den Einstieg.

5. Kulturpass für 18-Jährige: Ampel-Koalition will 200 Euro verteilen
(ndr.de, Georg Schwarte)
Nach dem Vorbild Frankreichs wolle die Koalition allen Menschen in Deutschland, die im kommenden Jahr 18 Jahre alt werden, einen Kulturgutschein (“Kulturpass”) über 200 Euro zukommen lassen: “Mit dem Geld, das die Nutznießer über eine App verwalten sollen, könnten sie dann Museumstickets, Konzertbesuche und Bücher- oder Plattenkäufe finanzieren.” Der deutsche Kulturrat habe dies als eine grundsätzlich gute Idee bezeichnet, habe jedoch darauf hingewiesen, dass es möglicherweise Probleme bei der Definition der enthaltenen Kulturleistungen geben könne.

6. Chapeau, Wolf Schneider!
(taz.de, Philipp Gessler)
Der berühmte Journalist und Sprachkritiker Wolf Schneider ist im Alter von 97 Jahren gestorben. Philipp Gessler hat Schneider zu verdanken, dass er bei der Hamburger Journalistenschule angenommen wurde und seinen Berufswunsch umsetzen konnte. Dennoch enthält Gesslers Nachruf auch kritische Passagen: “Etwa, dass er im Auftrag des Axel-Springer-Verlags als Redakteur ‘zur besonderen Verwendung’ hartnäckig unter anderem Günter Wallraffs Lesungen besuchte, um dort die Ansichten seines Verlages zu vertreten – als bezahlter Antipode Wallraffs, der 1977 mit seinem Buch ‘Der Aufmacher’ undercover die üblen Methoden des Springer-Blatts Bild von innen aufgedeckt hatte. Das war schon mies.”

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