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AP  

Wal mit Bart aus dem Internet

Dieses Internet ist wirklich praktisch: Da “tauchen” einfach so Videos “auf”, die man dann weiterverarbeiten und als Videos ins Internet stellen kann. Man braucht also eigentlich nur ein paar Mitarbeiter, die den ganzen Tag die gängigen Videoplattformen (also: YouTube) im Auge behalten.

Zum Beispiel im Fall von Dawn Brancheau, der Tiertrainerin, die im Freizeitpark Seaworld in Orlando, Florida von einem Wal getötet wurde: Da sind die Mitarbeiter von Associated Press jetzt “im Internet” auf ein Video gestoßen, das den Angriff des Schwertwals zeigen “soll”, wie die Off-Sprecherin extra betont — so ganz sicher kann man sich ja auch nie sein bei diesem Internet.

Beispielsweise bei “RP Online” kann man sehen, was sich “vor den Augen der geschockten Besucher” abgespielt haben soll:

Wal im Wasser

Wal im Wasser

Wal im Wasser

Und tatsächlich ist genau dieses Video erst am 3. März bei YouTube online gestellt worden.

Nur: Das Video schwirrt schon sehr viel länger durchs Internet. Es stammt nämlich von einem Zwischenfall Ende Juli 2004 im Seaworld-Park von San Antonio, Texas, als ein kahlköpfiger Tiertrainer (Dawn Brancheau war vom Wal an ihrem Pferdeschwanz gepackt worden) von einem Orca angefallen wurde, den Angriff aber unverletzt überstand.

Bei MSNBC.com kann man noch heute sehen, wie das damals aussah:

Wal im Wasser

Wal im Wasser

Wal im Wasser

Das gleiche angeblich neue Video war wohl zwischenzeitlich auch bei dnewsvideo.de zu sehen gewesen, ist aber inzwischen verschwunden. Das echte Video von dem Zwischenfall soll auf Wunsch der Familie der Verstorbenen übrigens unveröffentlicht bleiben.

Vielleicht sollte AP in Zukunft einfach auf Internet-Videos als Quelle verzichten.

Mit Dank an hamena314.

AP, RTL  etc.

Wellen mit Bart

Außergewöhnliche oder unvorstellbare Ereignisse werden oft ein bisschen begreifbarer, wenn es Bilder davon gibt. Oder, wie man im Internet sagt: “pics or it didn’t happen”.

Insofern hilft es natürlich beim Verständnis der Ereignisse auf dem Kreuzfahrtschiff “Louis Majesty”, sich mithilfe von Videos selbst ein Bild der Lage machen zu können.

Oder, wie es Associated Press ausdrückt:

Auf YouTube sind nun drei Amateur-Videos aufgetaucht. Sie sollen die zerstörerischen Wellen zeigen, die das Kreuzfahrtschiff “Louis Majesty” am Mittwoch mit voller Wucht trafen.

In den YouTube-Videos, die als AP-Zusammenschnitt unter anderem bei stern.de und “RP Online” zu sehen sind und auch von RTL in verschiedenen Nachrichtensendungen und online gezeigt wurden, geht es hoch her.

So sieht man beispielsweise Außenaufnahmen, die die Wucht der Wellen erahnen lassen:

Hohe Wellen auf dem Mittelmeer.

Auch auf der Brücke knallt es gewaltig:

Hohe Wellen auf dem Mittelmeer.

RTL hat für seine Nachrichtensendung “Punkt 12” sogar noch ein weiteres Video entdeckt:

Hohe Wellen auf dem Mittelmeer.

Diese und ähnliche Videos werden seit Mittwoch in großer Stückzahl hochgeladen. Mache wurden wieder gelöscht, andere aus dem Fernsehen, wo sie mit Berufung auf YouTube liefen, mitgeschnitten und erneut hochgeladen. Es ist kaum möglich zu sagen, was die Originalvideos sind.

Aber diese hier könnten es sein:

Hohe Wellen.

(Hochgeladen am 25. August 2007, laut Uploader an Bord der “Empire State” entstanden.)

Hohe Wellen.

(Online seit dem 23. Oktober 2007, vor der Küste Australiens gedreht.)

Hohe Wellen.

(Seit dem 22. Februar 2010 im Netz, immerhin sogar auf der “Louis Majesty” gefilmt.)

Bei Stern.de weist seit 24 Stunden ein Leserkommentar auf die entsprechenden YouTube-Clips hin.

Unser Leser Dirk E. hat nach eigenen Angaben zehn Minuten gebraucht, um diese drei alten Videos zu finden. So viel Zeit hatten die Medien wohl nicht.

Mit Dank an adameus23, Sebastian F. und Dirk E.

Nachtrag, 13.10 Uhr: Stern.de hat das Video durch den Hinweis “Das Video ist nicht mehr verfügbar!” ersetzt.

Sehweg nach Indien entdeckt!

Das “Mystery”-Ressort, das sich Bild.de seit einiger Zeit gönnt, wirkt wie Bild.de auf Drogen: noch ein bisschen lauter, bunter und übergeigter als der Rest des Angebots.

So fragte die Seite gestern:

Beweis für Alien-Besuch auf der Erde entdeckt?

Das ist wohl auch als indirekte Antwort auf einen Artikel aus dem letzten August zu verstehen, als Bild.de schon mal in der Überschrift fragte, ob (endlich, vermutlich) der Beweis für außerirdisches Leben erbracht sei.

Aber auch diesmal sieht es schlecht aus mit einer positiven Antwort auf die Frage.

Bild.de beruft sich – wie andere Quellen auch – auf die “Rajasthan Times”. Dort ist der betreffende Artikel inzwischen offline genommen worden und nur noch im Google Cache verfügbar.

Diese mysteriöse Höhlenmalerei aus Indien gibt Rätsel auf: Das bizarre Wesen im Raumanzug ähnelt einem Außerirdischen, und auch das Ufo ist gut zu erkennen

Möglicherweise hat das etwas damit zu tun, dass der etwas unscharfe Bildausschnitt, den Bild.de und die anderen Medien gerade als möglichen Beweis für eine prähistorische Alien-Sichtung in Indien präsentieren, schon einmal in einer bizarren Ufo-Dokumentation aus dem Jahr 2007 zu sehen war — und damals aus einer australischen Höhle stammen sollte:

Faksimile einer angeblichen australischen Höhlenmalerei

Der Regisseur des Films erklärt übrigens selbst, dass es sich bei dem Bild um eine Zusammenstellung von verschiedenen Motiven handele, die auf diese Weise besser zu überblicken seien. (Wobei auch das ein bisschen zweifelhaft ist, wenn man die Zeichnungen, aus denen die Zusammenstellung bestehen soll, mal zum Vergleich heranzieht.)

Mit Dank an Martin B.

Zynismus, Leserbriefe, Ringier

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. Interview mit Stefan Enderle
(spreegurke.twoday.net, Ursula Pidun)
Stefan Enderle gibt Auskunft über seinen medienkritischen Film “Kann nicht sein, was nicht sein darf!?” (youtube.com, Video, 98 Minuten), “der im Rahmen der Diplomarbeit zum Abschluss des Studiums ‘Audiovisuelle Medien’ an der Hochschule der Medien in Stuttgart Vaihingen entstand.” Für den Film befragte er unter anderem Journalistikprofessoren und Journalisten.

2. “Berufskrankheit Zynismus”
(konitzer.wordpress.com, Michael Konitzer)
Michael Konitzer hält die Überwachung des Privatlebens von Politikern für eine fast schon pubertäre “Erotik-Phantasie verklemmter Medienmacher”: “Wer sich mal ein paar Tage im Kreis verdienter Journalismus-Kollegen bewegt, bekommt massenhaft Tatsachen und Fakten erzählt, die bei Licht besehen nur Tratsch und Gerüchte sind. Der treibt es mit der, diese mit jenem. Der ist schwul und diese Lesbe. Diese Ehe ist im Eimer, jener ist jener hörig. Und alles ist so belanglos, und wenn es denn stimmen würde, dann nur reinste Privatsache der Beteiligten.”

3. “Tangerinegate”
(bbc.co.uk/blogs/comedy, Lucy McDermott, englisch)
Wie ein Scherz über Gordon Brown, der angeblich mit dem Wurf einer Mandarine eine Maschine zerstörte, zur Nachricht wird. “So apparently a pretend worker at a pretend factory phoned The Sun to tell them about a pretend incident with a pretend tangerine breaking a pretend lamination machine.”

4. “Newsletter abmelden: Don’t make me work!”
(blog.zeix.com, Jeanine Troehler)
Jeanine Troehler zeigt auf, wie schwierig es manchmal ist, einen Newsletter abzumelden.

5. “Die Meinungskracher”
(medienspiegel.ch, Fred David)
Fred David, ehemaliger Chefredakteur der Wirtschaftszeitung “Cash”, gibt zu, “selber auch schon Leserbriefe in meinem Sinn gefälscht” zu haben. “Ist allerdings lange her und durchaus branchenüblich. Ich schäme mich noch heute.”

6. Interview mit Michael Ringier
(kleinreport.ch, Bruno Affentranger)
Verleger Michael Ringier (“Blick”) hat seinem hauseigenen Mitarbeitermagazin “Domo” ein Interview in drei Teilen gewährt, das der Kleinreport nun ins Internet gestellt hat. Ringier über das Internet: “Das Web bietet uns ein heilloses Chaos. Das Internet ist eine gigantische Ansammlung von absolutem Quatsch. Das ist unsere grosse Chance.”

Dr. Hope, Restauranttester, Tatort

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “‘Dr. Hope’: Wortvogel unter Beschuss”
(wortvogel.de, Torsten Dewi)
Torsten Dewi wendet sich in einem langen Artikel gegen die im “Münchner Merkur” und der “Süddeutschen Zeitung” gegen ihn und Katrin Tempel gerichteten Plagiatsvorwürfe. “Historische Fakten sind nicht schützbar, ein Sachbuch ist kein Roman, und ‘Dr. Hope’ ist weder die Adaption noch die Verfilmung eines Sachbuches (oder einer anderen Quelle).”

2. “Wo gekocht wird, fallen Krümel”
(faz.net, Peer Schader)
Peer Schader hat sich bei verschiedenen Gastronomen erkundigt, wie die Auswirkungen von Sendungen wie “Rach, der Restauranttester” oder “Rosins Restaurants” sind.

3. “Falscher Prof muss vor Gericht”
(meedia.de)
Henner Ertel, Gründer des von vielen, auch seriösen Medien immer wieder zitierten Instituts für Rationelle Psychologie, muss sich “vor dem Amtsgericht München gegen den Vorwurf verteidigen, den Professorentitel zu Unrecht zu führen”.

4. “Falscher Enkel landet einen Kobuk – Schuld? Twitter!”
(kobuk.at, Helge Fahrnberger)
Der kanadische Folksänger Gordon Lightfoot wird von mehreren kanadischen Zeitungen und TV-Sendern für tot erklärt. Darauf ruft dieser selbst bei einem Radiosender an und erklärt die Meldung zum Hoax.

5. “Vorabend. Eine Reise durchs TV-Programm”
(youtube.com, Video, 3:44 Minuten)
Lukas Domnick singt sich durchs TV-Vorabendprogramm. Dwdl.de hat ihm dazu einige Fragen gestellt.

6. “Tatort”
(ichwerdeeinberliner.com, Wash Echte, englisch)
Wash Echte, “Auslander” in Berlin, widmet sich dem Sonntagskrimi Tatort: “Mirroring the German society, in Tatort, everybody is a victim. Even the detectives.”

dpa, Nordwest-Zeitung, SZ-Magazin

6 vor 9

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1. “Wozu noch Journalismus?”
(stefan-niggemeier.de)
Stefan Niggemeier schreibt über den Zustand des Online-Journalismus in Deutschland. Im Gegensatz zum Text auf sueddeutsche.de ungestückelt und inklusive dem ersten Satz. “Eigentlich müssten La-Ola-Wellen von Journalisten durch das Land schwappen, vor lauter Begeisterung darüber, wie das Internet ihre Arbeit erleichtert und verbessert und ihre Möglichkeiten potenziert hat. Das Gegenteil ist der Fall.”

2. “Bericht über Bundeswehr mit erfundenen Zitaten”
(meedia.de, Daniel Bouhs)
Die dpa trennt sich von einem langjährigen Mitarbeiter, weil dieser zitierte, was niemand je äusserte. “Die Zitate stammten ‘aus Internet-Foren oder waren frei erfunden’.”

3. “In 11 Schritten zum Meinungsmonopol”
(taz.de, Felix Zimmermann)
Felix Zimmermann notiert elf Punkte zum Lokaljournalismus der “Nordwest-Zeitung” in Oldenburg. Punkt 8: “Ignorieren Sie das Internet, Ihre Leser sind eh zu alt dafür. Die NWZ macht’s vor: Zwei Leute stellen die Lokalausgaben ins Netz und bauen Bilderstrecken, zum Beispiel von Autounfällen – das war’s. Setzen Sie auch keine Links, sonst wechseln Ihre Leser ja die Seite!”

4. “Darauf einen Edelobstgeist – das SZ-Magazin”
(blog.dummy-magazin.de, Oliver Gehrs)
“Dummy”-Chef Oliver Gehrs beleuchtet den aktuellen Zustand des Magazins der “Süddeutschen Zeitung”. In den Kommentaren meldet sich Jan Heidtmann zu Wort, der stellvertretende Chefredakteur des Magazins.

5. “Mit Schirrmacher ins Keta-Loch”
(floriansiepert.com)
Florian Siepert schlägt nach dem Plagiatsfall “Axolotl Roadkill” einen vierwöchigen “Zwangsberlinaufenthalt mit allen Schikanen für sämtliche Feuilletonredakteure und Lektoren” vor.

6. “Save the Newspaper!”
(youtube.com, Video, 2:20 Minuten, englisch)
Jesse Brown mit einem leidenschaftlichen Appell zur Rettung der Zeitungen.

Nur in Begleitung Erwachsener

Bild.de hat einen neuen schockierenden, brutalen, ja gar perversen Trend entdeckt:

Sie schlagen sich, prügeln brutal aufeinander ein: Junge Mädchen in Amerika liefern sich gnadenlose Kämpfe und stellen die Prügel-Videos ins Internet – ein lebensgefährlicher Trend.

Illustriert wird das – wie sollte es auch anders sein? – mit einem Video aus der Bild.de-Redaktion: Einem Zusammenschnitt der besten brutalsten Szenen, in denen Mädchen hemmungslos aufeinander einschlagen, sich ins Gesicht treten, sich auf dem Boden wälzen.

Brutaler Trend in den USA - Prügelmädchen in Netzvideos

Mit sonorer Stimme betont der Off-Sprecher die Gefährlichkeit dieser Netz-Videos — denn die Mädchen sind nicht aus eigenem Antrieb so brutal:

Meist wollten sie damit Aufmerksamkeit erhaschen, so die Experten. Und spätestens im Netz bekommen die Ausrasterinnen das auch. Millionen Klicks verstärken damit den Trend.

Wie recht diese Experten haben, kann man derzeit auf der Startseite von Bild.de betrachten:

Meistgeklickte Videos

Warum Bild.de bei diesem offensichtlich so perversen Trend mitmacht? Es liegt nicht etwa an den Millionen Klicks, die man damit ergattern kann — Nein, die Kinderfreunde haben alleine pädagogische Gründe:

Für Kinder und Jugendliche sind brutale, gewalttätige Szenen heute leicht zugänglich. Deshalb rät Dr. Jennifer Harstein: Eltern sollten wissen, was sich ihre Kinder ansehen und offene Gespräche darüber führen. Stellen sie viele Fragen, forschen sie, statt sofort zu bestrafen oder kategorisch zu verbieten. Eltern sollten ihre Kinder ermutigen, verstörende Videos anzuzeigen, möglicherweise auch anonym. Internet-Experten halten diese Methode für die beste, um den gefährlichen Trend abzuwenden.

Diesem Rat können wir uns nur anschließen. Sollten Eltern ihre Kinder beim Ansehen der “meistgeklickten Videos” auf Bild.de ertappen, sollten sie nicht sofort mit Strafen und Verboten, sondern mit Verständnis und penetranter Neugier reagieren.

Sprechen Sie mit ihnen darüber, wie sie auf die Webseite gelangt sind. Wollten sie vielleicht nur sehen wie ein weiblicher Fußball-Fan “blank zieht”, sich den “voll krassen” Redaktionsbesuch von Bushido anschauen? Oder hofften sie Nachrichten, wenn nicht gar verantwortungsvollen Journalismus auf der Webseite zu finden?

Reden Sie darüber! Denn nur so können wir unsere Kinder vor den Perversionen des Internets bewahren.

Apple, Binnen-I, Le Canard enchaîné

6 vor 9

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1. “Kostenlos-Werbung für Apple”
(ndr.de, Video, 6:24 Minuten)
Ein Video-Bericht, der danach fragt, warum die Medienwelt, allen voran “Bild” und “Bild am Sonntag”, eine “Fanmeile für Apple-Produkte” geworden ist.

2. “Das iPad ist nur eine Fernbedienung”
(faz.net, Jörg Kantel)
Blogger Jörg Kantel ist “ein begeisterter Nutzer der Apple-Computer”. Er glaubt aber, dass das Internet anders aussähe, “hätte es die App-Stores schon in den neunziger Jahren gegeben: keine alternativen Browser wie Firefox, keine Wikipedia, keine Weblogs und kein YouTube, und auch Google wäre mit seiner spartanischen Suchmaschine sicher nicht am Torwächter der App-Stores vorbeigekommen.”

3. “Zur Karriere eines missbrauchten Buchstabens”
(heise.de/tp, Marcus Hammerschmitt)
Marcus Hammerschmitt begrüsst das Verschwinden des Binnen-I: “Wie alle anderen Formen von Politial Correctness handelt es sich bei der orthographischen um eine Ersatzstrategie, die mangelnde Erfolge in der Hauptsache durch Stellvertreterkriege auf Nebenschauplätzen kaschieren will.”

4. “Zehn gute Gründe, warum man 2009 Blogs lieber gelesen haben sollte”
(carta.info)
Carta antwortet Nico Lumma und nennt seinen Text eine “oberflächliche Provokation”: “Man könnte von Stern bis Welt kompakt sehr viele Medien aufzählen, die man nicht gelesen haben muss, um keinen wichtigen Beitrag zu verpassen. Im Vielgeschrei des Medienbetriebs ist das ein fast schon strukturell verankertes Phänomen: Es gibt ohnehin fast nichts, was man unbedingt gelesen haben muss.”

5. “Die süsse Revanche des Volkes”
(tagesanzeiger.ch, Oliver Meiler)
Oliver Meiler schreibt über die werbefreie Zeitung “Le Canard enchaîné”: “Unbeeindruckt von den Entwicklungen in der Branche. Unverändert seit bald 100 Jahren. Relevanz auf nur 8 Seiten in einem anachronistischen Layout mit einem lustigen Mix von Schriften auf etwas dickerem Zeitungspapier. Immer am Mittwoch, 1.20 Euro.”

6. “Kritik an der Kritik: Aufmerksamkeitsdefizitstörung”
(katrinschuster.de)
Katrin Schuster beobachtet Literaturkritiker, die Bücher überschwänglich loben. Sie glaubt, es rühre daher, “dass sie sich bewusst oder unbewusst auch als Agenten der Literatur im Allgemeinen – und damit auch des Buchmarktes – sehen. Dass sie also glauben, sie müssten ihre Leser vom Lesen (i.e. Kaufen) an sich überzeugen, weil das ja keiner mehr tue (im Gegensatz zum Fußballspielegucken und Autofahren).”

Literaturkritik, Landlust, Spenden

6 vor 9

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1. “Wenn Berufliches und Privates verschwimmen”
(journalist.de, Svenja Siegert)
Svenja Siegert geht der Frage nach, wie Redakteure in sozialen Netzwerken publizieren sollen und wie nicht. Als Diskussionsbeispiel erwähnt wird dieser Tweet des stellvertretenden Chefredakteurs von “Welt Kompakt”, Frank Schmiechen.

2. Vernachlässigte Themen 2009
(nachrichtenaufklaerung.de)
Wie jedes Jahr kürt die Initiative Nachrichtenaufklärung die Top 10 der von Journalisten vernachlässigten Themen.

3. “Warum es dicke Bücher heute schwer haben”
(jungle-world.com, Jörg Sundermeier)
Jörg Sundermeier schreibt auf, wie er die hiesige Literaturkritik wahrnimmt. “Kaum ein Kritiker liest heutzutage noch all die Bücher, über die er schreibt, von A bis Z durch. Selten liest einer mit Muße, oftmals reicht die Zeit nur, um ein Buch querzulesen. Die Inhaltsangaben in diesen Kritiken sind reichlich dünn, oft sind sie nicht nur in Details falsch. Mitunter kann man Formulierungen identifizieren, die Hinweise darauf geben, von wem der Rezensent abgeschrieben hat. Kritik sucht man abseits von kessen Behauptungen zumeist vergebens.”

4. “Provinzkritiker”
(glanzundelend.de, Lothar Struck)
Lothar Struck macht sich anlässlich eines neuen Suhrkamp-Romans Gedanken über Rezensenten, die Bücher beschuldigen, provinziell zu sein: “Bemerkenswert nur, dass sie beispielsweise ihren amerikanischen Helden diesen sogenannten Provinzialismus nicht nur verzeihen, sondern ihn gar nicht erst zur Kenntnis zu nehmen scheinen (was vermutlich damit zu tun hat, dass für die in der Mehrzahl eher stubenhockenden Redakteure die USA per se als Großstadt durchgeht und wo die Anschauung fehlt, wird der Zwerg schnell zum Riesen).”

5. “Im Reich des Regenwurms – Landlust”
(blog.dummy-magazin.de, Oliver Gehrs)
“Dummy”-Chef Oliver Gehrs über die “publizistische Idee der Stunde”, den “Idiotismus des Landlebens”: “Eine ungeheure Sehnsucht nach dem einfachen Leben bricht sich da Bahn, wogegen ja nichts zu sagen wäre, wenn diese nicht mit ungeheuer einfachen Rezepten gestillt würde und sich diese Art von Leser alle zwei Monate auf das kognitive Niveau eines Kaktusses begibt.”

6. “Fehlende Transparenz bei Spenden”
(youtube.com, Video, 9:02 Minuten)
Das Medienmagazin “Zapp” beleuchtet die Kooperationspartner von “Bild” bei Spendengalas und prüft die Aussage “Jeder Cent kommt an”.

Musikmagazine, Bratpfannen, Taliban

6 vor 9

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1. “How To Report The News”
(youtube.com, Video, 1:59 Minuten, englisch)
Charlie Brooker zeigt auf, wie ein zweiminütiger Standardbeitrag des TV-Newsjournalismus aussieht.

2. “Vom Umgang mit Leser-Kommentaren”
(dirkvongehlen.de)
Dirk von Gehlen wundert sich nicht über die Qualität der Kommentare auf den meisten Online-Portalen. “Die Integration der Leser-Kommentare lässt derzeit nicht den Eindruck entstehen, dass hier jemand wirklich an den Äußerungen der Leser interessiert sei.”

3. “Die neuen Herausgeber”
(konitzer.wordpress.com, Michael Konitzer)
Michael Konitzer fragt sich, warum “Produzenten von Bratpfannen (oder anderer hochwertigerer Konsumentenprodukte) nicht in Qualitätsjournalismus investieren” – es würden doch auch Medienunternehmen Wein, DVDs oder Bratpfannen verkaufen. “Warum sollen sie den Kontakt zu ihren Kunden nicht durch gut gemachte Medien – also Journalismus – zurück zu gewinnen versuchen?”

4. “Einerseits die Pest – und anderererseits auch: die Autorisierung von Interviews”
(interviewsfuehren.wordpress.com, Christian Thiele)
Christian Thiele erinnert daran, dass die “Autorisierung von Interviews, also deren Vorlage beim Interviewten vor Abdruck” nicht gesetzlich geregelt ist. Trotzdem ist sie Alltag in deutschen Redaktionen. “Für Interviewer, die dafür bezahlt werden, auch mal am Lack zu kratzen, auch mal einen Blick hinter die Kulissen einer Person zu erhaschen, ist die Autorisierung die Pest. Und für das Publikum auch.”

5. “Nudeln oder Currywurst”
(fr-online.de, Klaus Raab)
Schwierige Zeiten für Musikmagazine: “Der Axel-Springer-Verlag feierte soeben in einem Desinformationsschreiben die im vergangenen Jahr gestiegenen Auflagen. Seit Ende 1999 aber ist die Auflage des Musikexpress von 75.000 auf etwa 55.000 Exemplare gefallen, die des Rolling Stone von 85.000 auf knapp 54.000.”

6. “Zu Gast bei Feinden”
(zdf.de, Video, 15:51 Minuten)
Ein afghanischer Reporter war zehn Tage lang “mitten unter Taliban”. Ein Bericht des ZDF-Auslandsjournals.

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