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Gefährliches Feld, G+J-Betriebsrat wehrt sich, Russische Kampagnen

1. “Das gefährlichste Feld für Journalisten überhaupt”
(deutschlandfunk.de, Bettina Köster, Audio: 5:27 Minuten)
Innerhalb von wenigen Jahren wurden in Europa zwei Journalisten und eine Journalistin ermordet: Die Maltesin Daphne Caruana Galizia, der Slowake Ján Kuciak und, ganz aktuell, der Grieche Giorgios Karaivaz. Juliane Matthey von Reporter ohne Grenzen sieht in den Fällen Parallelen. Alle Mordopfer hätten sich mit Themen wie Korruption und Organisierter Kriminalität beschäftigt: “(…) wenn Journalisten zu solchen Themen recherchieren und gerade auch zu Verbindungen der organisierten Kriminalität in die Politik, in die Verwaltung, ist das ein sehr, sehr gefährliches Feld, und eigentlich das gefährlichste Feld für Journalistinnen und Journalisten überhaupt.”

2. Der liberale Westen sei im Niedergang, Extremisten seien die Guten – wie Moskaus Propaganda die Gesellschaft destabilisieren will
(nzz.ch, Markus Ziener)
Deutschland sei das Hauptzielland russischer Propagandaaktivitäten, so Markus Ziener in der “NZZ”. Kein anderer EU-Staat werde heftiger angegriffen. Laut einer Analyse des Europäischen Auswärtigen Dienstes sei Berlin seit Ende 2015 mehr als 700 Mal das Ziel von Kampagnen russischer Medien gewesen. Wie ist der Wunsch auf Einflussnahme zu erklären? Was bewegt die russische Regierung zu dieser Art von Aktivität?

3. “Bild” wird zum TV-Sender
(sueddeutsche.de, Caspar Busse)
Mit “Bild Live” will der Axel-Springer-Konzern einen neuen Fernsehsender starten. Online hatte es schon ein Liveprogramm gegeben. Der neue TV-Sender soll über Kabel, Satellit und im Internet zu empfangen sein. Programmchef des neuen Kanals soll Claus Strunz werden, der Fernsehmoderator und ehemalige Chefredakteur von “Bild am Sonntag”. Der postfaktische Strunz ist für Sätze wie “Populismus ist das Viagra einer erschlafften Demokratie” bekannt, siehe dazu auch: Claus Strunz will es der Demokratie besorgen (übermedien.de, Boris Rosenkranz, aus 2017).

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4. EM in zwölf Ländern “verantwortungslos”
(zdf.de)
Im Sommer steht nicht nur ein Sport-, sondern auch ein Medienereignis an: die Fußball-Europameisterschaft. “Zehntausende Fans in den EM-Stadien, dazu Nationalmannschaften, die für ihre Spiele munter zwischen Amsterdam, Bukarest oder London hin- und herreisen – für den SPD-Gesundheitsexperten ein Unding inmitten der Pandemie.”

5. G+J-Betriebsrat spricht sich gegen Fusion mit RTL aus
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Der Betriebsrat von Gruner + Jahr spricht sich gegen eine mögliche Fusion mit RTL aus. Zuvor hatte es im Verlag bereits eine wichtige Personalie gegeben: G+J-Chefin Julia Jäkel war durch den RTL-Verantwortlichen Stephan Schäfer ersetzt worden. Spätestens seit diesem Zeitpunkt deutet vieles auf eine mögliche Fusion der beiden Häuser hin (siehe dazu: Raus aus dem Dschungelcamp, spiegel.de, Isabell Hülsen & Anton Rainer & Alexander Kühn).

6. Gamerin mogelt Fragen in Pressekonferenzen des Weißen Hauses
(spiegel.de, Markus Böhm)
In den USA ist es einer Person gelungen, als angebliche Korrespondentin Zugang zu den Pressekonferenzen des Weißen Hauses zu erhalten und dort Fragen unterzubringen. “Die Trollaktion dürfte einigen, die ‘Kacey Montagu’ für eine echte Kollegin hielten, peinlich sein. ‘Kacey Montagu’ selbst sammelt auf ihrem Twitteraccount derweil Begriffe wie ‘Hochstaplerin’, mit denen sie Medien wie Fox News beschreiben. Zugleich betont sie aber, offen für Jobangebote von Medien zu sein, die jetzt über sie berichten.”

30 000 Asylbewerber verschwunden? “Bild” errechnet völligen Unsinn

Es ist noch gar nicht so lange her, da wollte sich die “Bild”-Redaktion als Speerspitze der deutschen Willkommenskultur inszenieren. Den Slogan “Wir helfen” ließ sie damals Politiker auf Pappschildern hochhalten und Fußballprofis auf deren Ärmeln tragen.

Es ist noch gar nicht so lange her, aber es hat sich seitdem viel geändert. Auch und vor allem ist die Berichterstattung von “Bild” und Bild.de über Flüchtlinge und Asylbewerber eine ganz andere geworden. Die “Bild”-Medien meinen, sie seien nur ehrlich, sprächen nur Wahrheiten aus und Probleme an. Aber das ist falsch. “Bild” und Bild.de bringen immer wieder auch völlig falsche Informationen und Zahlen in Umlauf. Heute etwa mit dieser Titelgeschichte:

Ausriss Bild-Zeitung - 30000 abgelehnte Asylbewerber spurlos verschwunden!

Schon im Anreißer auf Seite 1 klingt es dramatisch:

Neuer, unfassbarer Behördenskandal: Von gut 30 000 abgelehnten, sofort ausreisepflichtigen Asylbewerbern wissen die Behörden nicht, wo sie stecken. Zum Teil haben sie Deutschland wohl einfach verlassen — oder sind hier untergetaucht.

Auf Seite 2 breitet Autorin Larissa Krüger den “ABTAUCH-SKANDAL” dann so richtig aus:

Ausriss Bild-Zeitung - Der Abtauch-Skandal - 30000 abgelehnte Asylbewerber sind spurlos verschwunden

Das darf doch nicht wahr sein. BILD deckt die nächste Behörden-Panne im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise auf.

Regierung und Behörden wissen nicht, wo gut 30 000 abgelehnte und vollziehbar ausreisepflichtige Asylbewerber derzeit sind.

In Deutschland — warum auch immer — untergetaucht? Außer Landes? Keine Ahnung!

Nur: “Bild” deckt hier gar nichts auf. Außer die eigene Ahnungslosigkeit und die eigene Unfähigkeit, die richtigen Zahlen rauszusuchen.

Krüger schreibt:

Die Fakten: Laut Bundesregierung waren Ende Dezember 2016 genau 54 437 Personen vollziehbar ausreisepflichtig (inzwischen sind es rund 65 000). Aber laut Statistischem Bundesamt bezogen im Jahr 2016 nur 23 617 dieser Personen Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz. Über den Verbleib des Restes von 30 820 Personen (Stichtag 31.12.2016) haben die Behörden und Statistiker KEINE Informationen.

Die zwei Zahlen von der Bundesregierung beziehungsweise dem Statistischen Bundesamt mögen stimmen. Aber sie passen nicht zueinander. Denn die 54.437 vollziehbar ausreisepflichtigen Personen, die die Bundesregierung nennt, sind nicht nur Asylbewerber, sondern auch andere Ausländer, die ausreisepflichtig sind, zum Beispiel Urlauber mit abgelaufenen Visa. Diese Gruppe ist — Überraschung — gar nicht in der Lage, Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz zu bekommen, und kann daher auch nicht in den Zahlen des Statistischen Bundesamts auftauchen (oder dort fehlen).

Und es sind nicht nur ein paar wenige visalose Urlauber, die Larissa Krüger in ihrer Apfel-Birnen-Rechnung übersieht. Das Bundesinnenministerium schreibt uns in einer Stellungnahme zum heutigen “Bild”-Bericht:

Die Differenz zwischen der Zahl der Leistungsberechtigten nach dem Asylbewerberleistungsgesetz und der Zahl der im Ausländerzentralregister (AZR) erfassten ausreisepflichtigen Ausländer ohne Duldung lässt nicht den Schluss zu, dass sich die genannte Personengruppe allein aus abgelehnten Asylbewerbern zusammensetzt.

So verkennt der Artikel schon grundsätzlich, dass es sich überhaupt nur bei etwa 49 % aller im AZR als ausreisepflichtig registrierten Ausländer um Personen handelt, zu denen auch die Ablehnung eines Asylantrages im AZR eingetragen ist.

51 Prozent der Personen, die Krüger in ihre Asylrechnung einbezieht, gehören dort überhaupt nicht rein, weil sie nicht abgelehnte Asylbewerber sind, sondern beispielsweise Urlauber ohne Visa. Das heißt: Statt mit 54.437 Personen müsste die “Bild”-Autorin mit 26.674 Personen rechnen. Diese Zahl passt auch viel besser zu der Statistik, die das Statistische Bundesamt heute rausgegeben hat und nach der 28.000 Schutzsuchende am Stichtag 31. Dezember 2016 vollziehbar ausreisepflichtig waren.

Statt um 30.820 geht es also lediglich um 3057* Personen. Und auch das dürfte noch nicht die endgültige Anzahl “spurlos verschwundener” abgelehnter Asylbewerber sein, wie “Bild” sie nennt. Denn nicht alle ausreisepflichtigen abgelehnten Asylbewerber beziehen Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz. Wenn der Betroffene etwa selbst über ein ausreichendes Vermögen verfügt, oder Angehörige zum Unterhalt verpflichtet sind, tauchen diese Personen nicht in der Statistik auf, die Larissa Krüger herangezogen hat.

Dazu kommt, dass auch die Verantwortlichen im Statistischen Bundesamt sagen, dass ihre Zahl, die Krüger für die Rechnung genutzt hat, dafür nicht taugt. Gudula Geuther vom “Deutschlandfunk” hat mit ihnen gesprochen (Audio, 2:57 Minuten). So notieren zum Beispiel die Kommunen, die die Gelder auch an die ausreisepflichtigen abgelehnten Asylbewerber auszahlen, nicht immer deren genauen aufenthaltsrechtlichen Status dazu. Die Zahl der 23.617 ausreisepflichtigen Leistungsempfänger nach dem Asylbewerberleistungsgesetz dürfte tatsächlich also noch mal etwas höher sein, was die Differenz noch mal etwas kleiner werden lassen dürfte als 3057.

Oder in Kurzform und ohne die vielen Zahlen und Rechnungen: Die heutige Schlagzeile von “Bild” ist kompletter Unsinn, auf wenn die Kollegen von Larissa Krüger das Zahlenwirrwarr für eine “tolle Recherche” halten.

Krügers Geschichte hat bereits eine ordentliche Populisten- und Hetzerrunde gedreht. Bei Bild.de ist sie hinter der Bezahlschranke gestartet

Screenshot Bild.de - Der Abtauch-Skandal - 30000 abgelehnte Asylbewerber sind spurlos verschwunden

… von dort aus in Facebook-Gruppen wie dem “Viktor Orban Fanclub Deutschland” gelandet …

Screenshot Facebook des Postings in der Gruppe Viktor Orban Fanclub Deutschland

… und bei faktenfeindlichen Anheizern wie Claus Strunz …

Screenshot Facebook des Postings von Claus Strunz

… und David Berger:

Screenshot Facebook des Postings von David Berger

“Wir helfen”, haben “Bild” und Bild.de mal behauptet. Heute helfen sie vor allem rechten und noch rechteren Gruppen mit Vorlagen für deren Stimmungsmache.

*Nachtrag, 18:46 Uhr: Durch einen Rechenfehler unsererseits war in einer früheren Version von 4146 Personen die Rede. Tatsächlich ist die Differenz zwischen der “Bild”-Zahl und der Zahl, die die Statistiken wirklich hergeben, noch größer.

Nachtrag, 22:14 Uhr: Die Geschichte geht weiter: Bild.de behauptet nun, Kanzleramtschef Peter Altmaier bestätige den “Bild”-Bericht. Dabei sagt Altmaier nur, dass niemand wisse, wie viele abgelehnte Asylbewerber verschwunden sind.

Nachtrag, 4. November: Inzwischen sieht auch die “Bild”-Redaktion ein, dass es nicht 30.000 verschwundene abgelehnte Asylbewerber sind.

Katastrophenduell, Lügenspezialist AfD, Fernsehgesicht Nordkoreas

1a. BILDblog braucht Deine Hilfe — unterstütze uns bei Steady
(bildblog.de)
Hier beim BILDblog sieht es finanziell nicht gut inzwischen etwas besser aus. Das ist großartig, aber immer noch knapp kalkuliert. Um BILDblog eine solidere Basis zu geben, brauchen wir Deine Unterstützung. Es fehlen mit Stand von heute morgen nur 172 Euro, und das nächste Ziel ist erreicht. Zur Belohnung erhält jeder Unterstützer exklusiv einmal in der Woche einen Newsletter mit Hintergrundinfos, Werkstattberichten und den schönsten Anfeindungen von “Bild”-Oberchef Julian Reichelt. Unterstütze uns bei Steady (monatlich oder jährlich per Lastschrift, Paypal oder Kreditkarte), und wir erreichen gemeinsam das nächste Ziel!
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1b. “Die Sendung war ziemlich katastrophal”
(deutschlandfunkkultur.de, Falk Richter & Liane von Billerbeck)
Das Kanzler-Duell vom Sonntag beherrscht immer noch die Medien. Im “Deutschlandfunk” kritisiert Theaterregisseur Falk Richter das defensive Verhalten von Herausforderer Martin Schulz. Stefan Niggemeier macht auf “Übermedien” als Gewinner des Talks die AfD aus und weist den Journalisten die Schuld dafür zu: “Verlierer ist die öffentliche Debatte, die aus Angst vor der AfD deren Thesen, Positionen und Perspektiven übernimmt.” Marvin Schade kritisiert bei “Meedia” den Sat1-Moderator Claus Strunz, der durch Verkürzungen, Pauschalisierungen und tendenziöse Fragen aufgefallen sei.

2. Wie die AfD gezielt Lügen verbreitet
(blog.zeit.de, Christian Fuchs)
Mitte August kritisierte die “Zeit” die umstrittene Wahlbeobachter-Mission einiger AfDler in Osteuropa: “Unabhängig sind diese Missionen nicht — sie dienen den Expansionsfantasien des Kreml.” Im “Zeit”-Blog gibt es eine Art Fortsetzung des Beitrags, denn die AfD hat die Recherche scharf kritisiert und Behauptungen aufgestellt, für die es jedoch keine Belege gebe. Investigativreporter Christian Fuchs hat mehrere Anläufe zur Klärung unternommen und konstatiert: “Mit Kälte und Unverfrorenheit beharrt die AfD auf ihrer Behauptung, sie leugnet die Fakten.”

3. Die Asche auf dem Haupt der alten Tante
(nzz.ch, Frank Sieber)
Mit einer gehörigen Portion Selbstironie geht Frank Sieber auf die größte Schwachstelle in Redaktionen ein: Den Menschen. Zur Demonstration hat er einige “Zeugnisse des Versagens” aus dem NZZ-Archiv gekramt: “Eine kleine, schamvolle Zusammenstellung mit Gelegenheiten für Sie zu beweisen, dass Sie es besser wissen.”

4. Interviewreihe: Wer spielt hier falsch?
(journalist-magazin.de)
Das Medienmagazin “journalist” geht zusammen mit Studierenden der Kölner Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft (HMWK) dem Thema „Fake News“ nach. Dazu hat man eine Interviewreihe mit Spezialisten gestartet, die derzeit acht Gespräche umfasst.

5. Das Fernsehgesicht Nordkoreas
(sueddeutsche.de, Christoph Giesen)
Die 74-jährige Nachrichtensprecherin Ri Chun-hui ist das Fernsehgesicht Nordkoreas. Seit 1971 trägt sie beim staatlichen Sender Korean Central Television (KCTV) die Nachrichten vor, stets in traditionell koreanischer Tracht und farblich meist dem jeweiligen Anlass angepasst. Ihre Ansagen würzt die ältere Dame mit Kraftausdrücken und rassistischen Entgleisungen: Die Amerikaner nennt sie dann schon mal “Bastarde”, Ex-Präsident Barack Obama ist für sie der “schwarze Affe”.

6. Liebe Journalisten…
(truckonline.de, Maik Erdmann)
Trucker Maik Erdmann kommentiert die Berichterstattung der “Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen” über eine LKW-Stilllegung. Er hat sich das Bild des stillgelegten LKW angeschaut und ist über einige Widersprüche und Auffälligkeiten gestolpert. “Was für eine Bordwand? Diese Auflieger haben keine Bordwände. Wenn doch, habe ich meine irgendwo verloren. Scheiße!”

US-Polit-Satire, Sparmaßnahmen, Frühstücksfernsehen

1. “Satiriker analysieren Trump besser als die klassischen Nachrichten”
(sueddeutsche.de, Kathleen Hildebrand)
Die amerikanische Kulturwissenschaftlerin Sophia McClennen beschäftigt sich mit der Funktionsweise von Polit-Satire. Sie sieht das Medium gegenüber klassischen Nachrichtenmedien im Vorteil: Satiriker wie Stephen Colbert, Trevor Noah oder Samantha Bee hätten schneller einen klareren Standpunkt gegenüber der neuen Regierung gefunden. Im Interview mit der „SZ“ spricht sie über 24-Stunden-Nachrichtenkanäle, kritisches Denken und erklärt, warum Republikaner seltener für Satire zugänglich sind.

2. Algorithmen oder Journalisten können das Fake-News-Problem nicht lösen. Das Problem sind wir.
(netzpolitik.org, Danah Boyd)
Danah Boyd ist Medienwissenschaftlerin und Sozialforscherin und seit einigen Jahren Präsidentin des „Data & Society Research Institute“ in New York. Laut Boyd liegt die Verantwortung bei der Bekämpfung von Fake News nicht nur bei den großen Unternehmen wie Google und Facebook, sondern vor allem bei uns: „Wenn wir technische Lösungen für komplexe sozio-technische Probleme suchen, können wir uns nicht einfach aus der Verantwortung stehlen und ein paar Unternehmen beauftragen, die Brüche in der Gesellschaft zu kitten, die sie sichtbar gemacht und verstärkt haben. Wir müssen zusammenarbeiten und Bündnisse mit Gruppen eingehen, die nicht unsere politischen und sozialen Vorstellungen teilen, um die Probleme anzugehen, die wir gemeinsam sehen. Die Alternative wäre ein kultureller Krieg, in dem die Unternehmen als Vermittler und Schiedsrichter fungieren.“

3. Eine Frage der Glaubwürdigkeit
(taz.de, Silke Burmester)
Silke Burmester beschäftigt sich in ihrem Kommentar mit der Berichterstattung über die französischen Präsidentschaftswahlen: „ZDF-Moderator Claus Kleber und Korrespondent Theo Koll nennen Macron schon den künftigen Präsidenten. Haben die nichts gelernt?“ Den beiden Topjournalisten seien die Erkenntnisse der letzten anderthalb Jahre egal. Für sie liege die Gefahr nicht in der Destabilisierung unserer Demokratie, sondern darin, als Mann vor der Kamera kein Gewicht zu haben.

4. Sparmaßnahmen schüren Ängste
(deutschlandfunk.de, Thomas Wagner, Audio: 5:24 Minuten)
Beim sogenannten “ARD-Freienkongress” haben sich einige der rund 18.000 freien Mitarbeiter getroffen, die den Funkhäusern den Großteil der journalistischen Inhalte liefern. Sorgen macht den freien Mitarbeitern vor allem die geplante ARD-Strukturreform, bei der es darum geht, Rationalisierungs- und  Effizienzpotentiale zu nutzen. Die geplanten Sparmaßnahmen hätten gravierende Auswirkungen auf die journalistische Qualität.

5. Markus Beckedahl: „Facebook soll Hilfssheriff, Richter und Henker spielen“
(t3n.de, Stephan Dörner)
Markus Beckedahl beschäftigt sich als Betreiber von Netzpolitik.org seit 2002 mit netzpolitischen Themen wie staatlicher Überwachung, Open-Source-Software, Telekommunikationsgesetzen sowie schöpferischem Gemeingut und einer freien Wissensgesellschaft. Im Interview verrät er, warum Algorithmen die Demokratie gefährden — und warum er das Hatespeech-Gesetz der Bundesregierung ablehnt.

6. Dunkle Prophezeiungen im Frühstücksfernsehen – Wie Claus Strunz argumentiert | WALULIS
(youtube.com, Philipp Walulis, Video: 6:13 Minuten)
Mediensatiriker Philipp Walulis setzt sich mit dem journalistischen Wirken von Claus Strunz auseinander: „Wieso er immer im Sat.1-Frühstücksfernsehen auftaucht, mit welchen Tricks er den Untergang des Abendlands herbeiargumentiert und was das alles mit Viagra zu tun hat, schauen wir uns jetzt mal an.“

Bild  

Wir sind der Meinung, das war spitze!

Wenn Sie in Berlin in der Nähe der Axel-Springer-Zentrale am Checkpoint Charlie wohnen und sich in den letzten Tagen über die merkwürdigen Plopp-Geräusche gewundert haben: Das waren nur die Champagnerkorken. Es gibt nämlich quasi jeden Tag was zu Feiern.

Gestern, zum Beispiel, als Claus Strunz, der ehemalige Chefredakteur der “Bild am Sonntag” und des “Hamburger Abendblatts”, zum “Gewinner des Tages” ernannt wurde:

Gewinner: Andere verlieren, er legt zu: TV-Talker Claus Strunz (45). Seine Sendung "Eins gegen Eins" (montags 23.30 Uhr, Sat.1) setzt ihren Erfolgskurs fort: 730000 Zuschauer schalteten diese Woche ein. Die Sendung hat ihren Marktanteil in der Zielgruppe damit von gut 4 Prozent im Frühjahr auf satte 7,5 Prozent gesteigert. BILD meint: Quotenkönig!

Nun liegen die 7,5 Prozent noch unter dem Senderschnitt von Sat.1, der im September bei “satten” 10,9 Prozent lag. Auch hatte die zeitgleich auf RTL ausgestrahlte “Future Trend Reportage” einen etwa doppelt so hohen Marktanteil wie “Eins gegen Eins”, aber das alles soll den Erfolg von “Quotenkönig” Strunz natürlich nicht schmälern — auch nicht der Umstand, dass Bild.de im Vorfeld der montäglichen Sendung ordentlich die Werbetrommel gerührt hatte:

"Eins gegen Eins": Schamhaar-Eklat bei Politik-Talkshow. Skandal-Rapperin kam mit Nippel-Huren-Catsuit und Plüsch-Penis in TV-Sendung

Heute dann der nächste Triumph:

Gewinner: Große Ehre für BILD: Die erfolgreiche iPad-App ist beim Ranking des US-Consulting-Unternehmens McPheters & Company auf Platz 1 gelandet. "BILD HD" setzte sich unter 3500 News-Apps aus aller Welt durch. Die BILD-App überzeugte die Experten in puncto Design, Funktionalität und Mehrwert. BILD meint: APPsolute Weltspitze!

Die “große Ehre” äußert sich darin, dass die in Branchenkreisen weitgehend unbekannte Firma McPheters & Company eine Pressemeldung herausgegeben hat, in der sie die “Top 10 Newspaper Apps” auszeichnet.

Zum Vorgehen schreibt die Firma:

Die Liste basiert auf dem iMonitor Bewertungssystem das jede App nach ihrem Design, ihrer Funktionalität und ihrem Einsatz von Multimedia-Inhalten bewertet. Jede Variable wird auf einer Fünf-Punkte-Skale beurteilt und in einer einzelnen App-Bewertung mit einem maximal möglichen Wert von 15 Punkten zusammengefasst. Die höchste bisher erzielte Bewertung liegt bei 14,5 — eine Bewertung, die alle Veröffentlichungen auf dieser Liste gemeinsam haben, die wir in alphabetischer Reihenfolge angeordnet haben.

(Übersetzung und Hervorhebung von uns.)

Und … nun ja … “Bild” fängt halt mit “B” an:

BILD HD, Germany, Axel Springer AG

“Bild” scheint übrigens das einzige Medium zu sein, das sich öffentlich über diese große Ehre freut.

Mit Dank auch Andreas Sch. und Martin D.

  

“Bild”-Wörterbuch

In den “Bild”-Redaktionen werden beständig neue Wörter produziert: selbsthaftende Etiketten für die kleinen Merkwürdigkeiten und das große Schlimme. Fast täglich werden es mehr. Eine unvollendete Sammlung, von niedlich bis menschenverachtend, von verharmlosend bis vorverurteilend.

Hinweis: Seit den Relaunch von Bild.de Anfang 2006 führen leider einige externe Links im Wörterbuch nicht mehr zum Ziel.

 

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

 

Abschiebe-Mädchen: minderjährige weibliche Person, der eine Ausreise-Aufforderung zugestellt wurde.

Altersangabe: geschätzter, vermuteter oder geratener Wert, der das mögliche Alter einer Person illustrieren soll.

Aids-Mann, unheimlicher: männliche Person afrikanischer Herkunft, die mehrere Frauen wissentlich mit HIV infiziert hat.

Aids-Playboy: männliche Person, die mehrere Frauen wissentlich mit HIV infiziert hat.

Airboss: Airbus A 380.

Amy Weinhouse: Amy Winehouse.

anonyme Handy-Nachricht: SMS, deren Absender die Empfängerin zu kennen glaubt.

Aschenputtel-Richterin: Richterin in Robe.

Atom-Chaoten: Greenpeace-Aktivisten, die gegen Atomkraft demonstieren.

Ausbrech-Bär: Brillenbär Juan aus dem Berliner Zoo (→ Flucht-Affe).

Baby-Beweis: Foto von Heidi Klum mit ihrem vier Tage alten Kind.

Badewannenfrau: telefonierende Kellnerin in der Badewanne, deren Wohnung von SEK-Beamten mit der eines Drogendealers verwechselt wird.

Balken-Fußball: Fernseh-Übertragung im “Quetsch-Format” 16:9.

Balkonmonster: (auch: Balkon-Vergewaltiger). Mann, der bei Frauen einsteigt, um sich sexuell an ihnen zu vergehen.

Bauch-Geheimnis: Operationsnarbe von Uwe Ochsenknechts Ehefrau Natascha.

Bein-ab-Professor: Dozent der Fachhochschule Dessau, dem anlässlich einer Entzündung in einer kostarikanischen Klinik das rechte Bein amputiert wurde, dessen linkes Bein aber nach Angaben der “Mitteldeutschen Zeitung” in einer deutschen Klinik gerettet werden konnte. (vgl. → Ohr-ab-Hund)

Benz-Baby: Luca-Timon Schrempp.

Benzin-Wut: Unzufriedenheit über die Höhe des Benzinpreises.

Berlinackte, die: (1) Von “Bild” erdachter Spitzname für die Schauspielerin Bai Ling, die während der Berlinale 2004 durch sparsame Bekleidung aufgefallen war. (2) Bezeichnung für Frauen, die irgendetwas mit Berlin und nackten Brüsten zu tun hatten oder einfach unbekleidet in der Stadt waren.

Bestie, fette: übergewichtiger Angeklagter.

Beton-Mutter: Sonderfall der → Todes-Mutter.

Bibber-Oma: 88-Jährige, die “bei 15 Grad bibbern” muss, weil der → Herzlos-Vermieter ihr die Heizung abgedreht hat.

Bin-Laden-Vize: Abu Mussab el Sarkawi.

Blut-Rallye, perverse: Fahrt mit einem Personenkraftwagen über eine Schaf-Weide, bei der ca. sechs Tiere zu Tode kommen.

Blutschande-Kinder: Abkömmlinge zweier Verwandter ersten Grades (→ Inzest-Paar).

Blut-Vermögen: Nachlass eines Mannes, der Amok lief.

Bojen: → Dutten; → Hupen.

Boller-Brüste: Brüste von Pamela Anderson.

Boris Specker: Boris Becker, von Paparazzi unvorteilhaft fotografiert.

Brücken-Teufel-Witwer: Ehemann des → Holzklotz-Opfers.

Brummi-Killer: Lkw-Fahrer, dem mehrere Morde zur Last gelegt werden.

Brust-ab-Mord: Tötungsdelikt, bei der das Opfer “pervers verstümmelt” worden sein soll.

Busen-Alarm: Noch mehr Fotos von leichtbekleideten Frauen (→ Popo-Alarm).

Busen-Ballarina: Ballettänzerin mit Körbchengröße 75 H.

Busen-Bettlerinnen: Frauen, die um Spenden für Brust-OPs bitten.

Busenblitzalarm: Kurzzeitiger Blick auf sekundäres Geschlechtsmerkmal prominenter Frauen (→ Nippel-Alarm)

Busenmacher-Witwe: Frau mit operativ vergrößerter Brust und gestorbenem reichen Ehemann, die sich gegen die Bezeichnung → Busenwitwe wehrt.

Busen-Krieg: Zwist zweier Frauen wegen eines Mannes.

Busen-Witwe: Frau mit operativ vergrößerter Brust und gestorbenem reichen Ehemann.

China-Sklaven: illegal eingeschleuste Chinesen.

danach: davor (→ davor)

Danny DeCitro: Danny DeVito, wenn er Zitronenlikör verkauft.

David Gagahoff: David Hasselhoff als Opfer von Internet-Spott.

davor: danach (→ danach)

Deutürken: Türken mit Deutschland als zweiter Heimat.

Deutürk-Fahne: schwarz-rot-goldene Flagge mit Halbmond und Stern.

Döner-Killer: mutmaßliche/r Serienmörder von Opfern, die minderheitlich (2 von 9) in einem Dönerimbiss gearbeitet bzw. einen Döner-Imbiss besessen haben.

Doppel-Nackt-Triumpf: Zwei Frauen, die bei einem “Playboy”-Wettbewerb erfolgreich waren, kommen aus derselben Stadt.

3D-Papst: Filmregisseur James Cameron, dessen Erfolgsfilm “Avatar” in 3D gedreht wurde.

Drogen-Attacke auf dem Schulhof: Wortspiel (Schultüte / Haschisch-Tüte) im Fernsehen auf Kosten einer Mutter.

Dutten: Brüste der Sängerin Courtney Love (→ Hupen, → Schaumglocken).

Eis-Baby: Kind, das nach seinem Tod in der Tiefkühltruhe aufbewahrt wird (→ Eis-Eltern).

Eis-Eltern: Paar, dessen gemeinsames Kind (→ Eis-Baby) nach dessen Tod in der Tiefkühltruhe aufbewahrt wird.

Eis-Halle: Handballhalle im tunesischen Sousse.

Eis-Mädchen: Kind auf Intensivstation, nachdem es in einen vereisten See eingebrochen war.

Eis-Mutter: Frau, die eines ihrer Kinder nach dessen Tod in der Tiefkühltruhe aufbewahrt.

Eis-Vater: Mann, dessen Ehefrau das gemeinsame Kind nach dessen Tod in der Tiefkühltruhe aufbewahrt.

Energie-Abzocker: Energieversorgungsunternehmen, die die Preise erhöht haben.

Engel mit den Eisaugen, der: amerikanische Studentin, die in Italien ihre Mitbewohnerin getötet haben soll.

enthüllen: (1) etwas behaupten; (2) etwas längst Bekanntes mit Verspätung aufgreifen.

Erb-Penner: Obdachloser, der von seinem Vater ein Haus geerbt hat.

Erdnuss-Komet: Asteroid, dessen Form an eine Erdnuss erinnert.

exklusiv: bei einer Pressekonferenz mitgeschrieben.

Fesselsex-Anwalt: Schwiegersohn der → Fesselsex-Oma.

Fesselsex-Oma: Schwiegermutter des → Fesselsex-Anwalts.

Fliegenmädchen: äthiopisches Mädchen, das kein Geld für Waschwasser hat und deshalb Fliegen anzieht (→ Tränenjunge).

Flucht-Affe: Gorilla Bokito aus dem Berliner Zoo (→ Ausbrech-Bär).

folgenlos Beschuldigter: Angeklagter, dessen Karriere und Ruf durch einen Strafprozess, an dessen Ende er freigesprochen wurde, zerstört wird.

Fremdgeh-Wetter: Sonnenschein mit sommerlichen Temperaturen.

Fremdkuss (auch: fremdknutschen): Begrüßungsbussi in Anwesenheit von Paparazzi.

Ganz Deutschland: die “Bild”-Redaktion (in Wendungen wie Ganz Deutschland spricht über…”, “Ganz Deutschland diskutiert…”, “Ganz Deutschland rätselt…”).

Gasnosse: Gerhard Schröder, der im Anschluss an seine Kanzlerschaft Berater einer russischen Gasfirma wurde.

geheim: (1.) der “Bild”-Zeitung erst seit Kurzem bekannt; (2.) der “Bild”-Zeitung und ihren Lesern schon länger bekannt; (3.) weltweit lange bekannt; (4.) irgendwas mit Hitler; (5.) öffentlich; (6.) falsch; (7.) öffentlich und von “Bild” gefälscht; (8.) von “Bild” bis heute nicht verstanden; (9.) von “Bild” aus anderen Zeitungen abgeschrieben; 10.) privat (vgl. auch → heimlich).

Gewissheit, traurige: Befürchtung, schlimme.

Glatzen-Gau: eigenhändiges Abrasieren des Haupthaars in einem von Paparazzi belagerten Frisiersalons.

Glatzkopf-Killer: Mann mit kurzen Haaren und Halbglatze, der wegen Totschlags angeklagt ist.

Gluck-gluck-weg-war’n-sie-Schwimmer: Schwimmer des Deutschen Schwimmverbandes, die bei Olympischen Spielen nicht die Medaillenerwartungen der “Bild”-Zeitung erfüllen.

Google-Killer: Wegen Mordes Verurteilter, der vor seiner Tat im Internet recherchiert hat.

Grand-Prix-Porno: privater Videofilm mit pornografischem Inhalt unter Mitwirkung der späteren kroatischen Teilnehmerin am Eurovision Song Contest 2006, der “schon vor zwei Jahren für großes Aufsehen sorgte”.

Grinse-Killer: mutmaßlicher Mörder, von dem die Polizei ein Fahndungsfoto veröffentlichte, das ihn lachend zeigt.

Grinsi-Klinsi: Jürgen Klinsmann, lächelnd.

Grusiker: Marilyn Manson.

Gyros-Bomber: griechischer Fußballspieler.

Hamster-Dödel: überdurchschnittlich kleiner Penis (→ Mini-Enrique).

Haschisch-Bomber: Ebi Smolarek (mehrere Jahre, nachdem er 2002 wegen Haschisch-Konsums von der Europäischen Fußball-Union mal für drei Monate gesperrt worden war).

heimlich: ohne “Bild” einzuladen (vgl. auch → geheim).

Herzlos-Vermieter: Vermieter, der einer 88-jährigen Frau (→ Bibber-Oma) die Heizung abgestellt hat.

“Hinkefering”, Franz: Vize-Kanzler Müntefering (SPD) mit Bänderriss.

Hitlerkind Franz Josef Wagners ganz persönliche Bezeichnung für Neonazis (vgl. auch → Nazi-Killer).

Hitler-Putsch: Putschversuch, bei dem es sich nicht um den “Hitler-Putsch” handelt.

Hochhaus-Baby, totes: Kleinkind, das den offenbar vorsätzlich herbeigeführten Sturz aus einem 21-stöckigen Haus nicht überlebte.

Holocaust-Bestie: Adolf Eichmann, NS-Kriegsverbrecher.

Holzklotz-Opfer: Frau, die durch einen von einer Autobahnbrücke geworfenen Holzklotz ums Leben kam.

Horror-Eltern: Elternpaar, das wegen Mordes an seiner Tochter angeklagt ist.

Hunger-Hund: abzumagernde Mischlingshündin, die bei Flugreisen ins Handgepäck passen sollte.

HunSticker, Michelle: Moderatorin Michelle Hunziker als Gratis-Aufkleber-Motiv der Springer-Zeitschrift “TV Digital”.

Hupen: Weibliche Brüste (“Freie Sicht auf die Hupen”: → Nippel-Alarm).

Hurensohn: Kind einer Prostituierten.

Igelmädchen: 21-jährige Frau, die einen Igel von der Straße retten wollte und dabei tödlich verunglückte.

Inzest-Paar: Verwandte, die gemäß § 173 StGB den Beischlaf zwischen Verwandten vollzogen haben. → Inzest-Bruder, → Inzest-Vater.

Inzest-Monster: Mann, der seine Tochter 24 Jahre lang im Keller eingesperrt und mit ihr gegen ihren Willen zahlreiche Kinder gezeugt haben soll.

Irak: Iran.

“Irre von Teheran”, der: Mahmud Ahmadinedschad, iranischer Präsident.

Jahrtausend-Papst: Karol Józef Wojtyła (1920 – 2005, von 1978 – 2005 als Johannes Paul II. Oberhaupt der katholischen Kirche)

Jammer-Buch: Magnus Gäfgen, “Allein mit Gott – Der Weg zurück”, Atlantic Milenium Press 2005, 215 S.

jetzt: Zeitraum, der grob zwischen einem, drei, fünf und 22 Jahren liegt.

Käfigbande: Mit-Angeklagte.

Kaiser-Heli: Hubschrauber vom Typ “Agusta A 109”.

Karne-geil, der: Hochstimmung beim Karneval.

Käse-Tussi: Niederländerin.

Käs Moss: Kate Moss, die mit einem Käsesandwich nach Pete Doherty geworfen haben soll.

Kate Singleton: Kate Middleton, (Ex-)Freundin von Prinz William.

Katzen-Kraft: Aus Müll gewonnener Diesel-Treibstoff.

Killer-Krankheit: Schlaganfall.

Killer-Nazis (pl.): Gruppe von Rechtsextremisten, die mindestens zehn Menschen erschossen haben (ursprünglich und irreführenderweise auch “Nazi-Killer”).

Killer-Schüler (pl.): 17-jährige Jugendliche, die ein Ehepaar getötet haben.

King Knall: Miroslav Klose.

Klapprad-Rentner: 92-Jähriger, der von einem LKW “totgequetscht” wurde.

Klau-Chance, keine: unumstrittene olympische Goldmedaillen für deutsche Teilnehmer.

Klima-Heuchler: Sigmar Gabriel.

Klümchen: Leni Klum (Tochter von Heidi Klum).

Klümchen Nr. 2: Henry Günther Ademola Dashtu Samuel Klum (Sohn von Heidi Klum) (→ Klümchen).

Klum-Kugel: Bauch der schwangeren Heidi Klum.

klumen: unbestimmte Handlung von Heidi Klums ganzem Glück.

Krawall-Bär: Braunbär auf deutschem Boden.

Krebsjunge: (1.) An Krebs erkranktes Kind, das in Mexiko starb. (2.) Vom Krebs geheilter Jugendlicher, der im Michael-Jackson-Prozess als Ankläger und Zeuge auftrat.

Krebsmädchen: An Krebs erkrankte Minderjährige, über deren Schicksal “Bild” eine Zeitlang berichtet.

Kuckucks-Vater (auch “Zahle-Papa”): Mann, der Unterhalt für ein Kind bezahlt, das er nicht gezeugt hat.

Kuss-Mädchen: vermeintliche Freundin von Tom Kaulitz.

Kuss-Unfall: öffentlicher Kuss.

Kurti (auch “faltiger Kurti”): Kurt Russells Penis.

Kurvikova: die frühere Profi-Tennisspielerin Anna Kournikova, als sie noch “ultra-feminin” war und “schöne Rundungen” hatte.

Leichenprofessor (auch: Leichen-Mann): der umstrittene Anatom Gunther von Hagens, Visiting Professor an der New York University (USA), Gastprofessor an der Dalian Medical University (China) und Honorarprofessor an der Bishkek State Medical Academy (Kirgisien).

Liebesdepp, Deutschlands größter: Mann, der auf Mallorca eine Frau kennenlernt, sie nicht nach Name und Telefonnummer fragt und sich anschließend an “Bild” wendet.

Liebesmonster, tätowiertes: Erwachsener Mann, der möglicherweise eine Zeitlang in einer Intimbeziehung mit einer Minderjährigen zusammenlebte.

Luder-Alarm: wird von “Bild” meist bei → Luder-Rückfall ausgelöst, kann gleichzeitig mit → Busenblitzalarm oder → Nippel-Alarm auftreten.

Luder-Rückfall: wiederholtes freizügiges Verhalten einer meist prominenten, weiblichen Person. Oftmals gekennzeichnet durch → Busenblitzalarm oder → Nippel-Alarm.

Lügen-Politiker: Politiker, der nachweislich mehrere falsche, eidesstattliche Versicherungen abgegeben hat.

Maulkorb-Urteil: Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte zur Veröffentlichung von Paparazzi-Fotos.

Mini-Enrique: überdurchschnittlich kleiner Penis (→ Hamster-Dödel).

Mini-Models: Brüste von Kate Moss.

Mord-Reiter: die Janjawid (berittene arabische Miliz), denen der → Tränen-Junge entkam.

Müll-Kinder: Kinder, von denen “Bild” behauptet, sie seien verwahrlost.

nachrechnen: Online-Berechnungen anderer (z.T. ohne Quellenangabe) übernehmen.

Nackt-Freundin: Striptease-Tänzerin, deren Beruf in einem Mord-Prozess keine Rolle spielt.

NacktFotograf: Aktfotograf mit Stalkerneigung (nicht zu verwechseln mit “Nackt-Fotograf”).

Nackt-Künstler: Aktmaler.

Nackt-Test: niederländische DVD, die Ausländern Informationen über ihr Einwanderungsziel vermittelt.

Nackt-Unfall: TV-Auftritt der Sängerin Kylie Minogue in einem kurzen geschlitzten Rock, bei der sekundenlang ihr vermutlich hautfarbener Slip zu sehen war.

NacktTochter: junge Frau mit prominentem Vater, von der “Bild” monatlang wiederholt verschiedene Oben-ohne-Fotos zeigte.

Nackt-Zensur: (1.) Überlegung der griechischen EU-Sozialkommissarin Anna Diamantopoulou, das Abbilden sog. “Seite-1-Mädchen” europaweit zu verbieten. (2.) Entscheidung, einen TV-Film ohne eine überflüssige Nacktszene zu zeigen.

Narbenmann (auch: Narben-Sänger): der an Lupus erythematodes erkrankte Sänger Seal Henry Olusegun Olumide Adelo Samuel (genannt Seal).

Nippel-Alarm: Kurzzeitiger Blick auf sekundäres Geschlechtsmerkmal prominenter Frauen (“Freier Blick auf die → Hupen).

Nippel-News: mit einem Schriftzug bedruckte T-Shirts für Frauen.

Ohr-ab-Hund: Hund, dem die Ohren abgeschnitten wurden.

Ohr-Abschneider: Mann, der dem → Ohr-ab-Hund die Ohren abschnitt.

Okrakel: Oktopus, der den Ausgang von Fußballspielen richtig vorhersagt.

Pannen-Pipi: Tomislav Piplica, Torwart von Energie Cottbus.

Papstneidische Glaubensbrüder: papstkritische Christen.

Pasta-Schnute: Mund eines Italieners.

Penis-Attacke: Entblößung eines männlichen Geschlechtsteils spätabends im Fernsehen.

Penis-Gerücht, irres: (auch: Penis-Anhängsel, irres) die im Internet aufgekommene und mit unseriösen Quellen untermauerte Behauptung, die Sängerin Lady Gaga habe (auch) ein männliches Geschlechtsorgan.

Penis-Opfer: Chavdar Yankov.

Perversling, feiger: Angeklagter (wg. sexuellen Missbrauchs Minderjähriger), der sein Gesicht vor Fotografen verbirgt.

Pete Drogerty: Pete Doherty.

Pfui-Liga: Fußball-Bundesliga.

Pfui-Profis: Bundesliga-Fußballspieler, die versteckte Fouls begehen.

Pfui-Skandal: umstrittene “Struwwelpeter”-Bühnenfassung am Berliner Carrousel-Theater.

Pfui-TV: britische Fernsehserie “The Farm”.

Pfusch-Mädchen: Junge Frau nach missglückter Dutten- Hupen- Schaumglocken- Zuckertüten- Brust-OP.

Pilzminator: US-Politiker und ehemaliger “Terminator”-Darsteller Arnold Schwarzenegger, in dessen verkaufter Villa ein Schimmelpilzbefall festgestellt wurde.

Pipi-Bombe: Abwässer, die in gefrorenem Zustand aus der defekten Bordtoilette eines → Pipi-Jets austreten.

Pipi-Fälschung: Austausch einer Urinprobe gegen Fremdurin aus einem an den Genitalien befestigten Plastiksack.

Pipi-Jet: Flugzeug, aus dessen defekter Bordtoillete Abwässer austreten (→ Pipi-Bombe).

Pipi-Überwachung: Urin-Probe zur Dopingkontrolle (→ Schummel-Pinkler).

Plapper-Assi: Assistenztrainer Roland Koch.

Pleite-Griechen, die: Einwohner Griechenlands.

Pleite-Protz-Scheich, der: (auch: Scheich Protz) Muhammad ibn Raschid Al Maktum, Vizepräsident der Vereinigten Arabischen Emirate.

Pocasso (auch: Po-mmendorf, Po Vinci oder Toulouse Po-utrec): Tätowierung auf dem Steiß.

Polen-Schumi: Robert Kubica, polnischer Formel-1-Pilot.

Pop-Titan: Dieter Bohlen.

Popo-Alarm: Veröffentlichung von Fotos leichtbekleideter Frauen (→ Busen-Alarm).

Popo-Unfall, gemeiner: Steißbeinbruch.

Porno-Rückfall, schwerer (auch: Schmuddel-Rückfall, erschütternder): “FHM”-Kolumne einer ehemaligen Porno-Darstellerin über “erotischen Erfahrungen mit farbigen Männern” (“Bild”).

Porno-Verdacht: Vermutung, dass Illustrationen auf Kaubonbon-Verpackungen sexuelle Handlungen darstellen.

Prinz Pause: Lukas Podolski als Ersatzspieler.

Prinz Peng: Lukas Podolski.

Prinz Peng, kleiner: Louis Podolski, Sohn von Lukas Podolski.

Prinzessin von Hohenkullern: Prinzessin Maja von Hohenzollern, deren rechte Brustwarze durch das Verrutschen ihres Kleides beim Tanz kurzzeitig zu sehen war (→ Zuckertüte).

Prof. Kara-Flex: der mit umgangssprachlichen Begriffen aus dem Hand- und Heimwerkermillieu wenig vertraute Anekdotenerzähler Hellmuth Karasek.

Prügelnacht von Istanbul, die (auch “Prügelnacht von Türkei gegen Schweiz”): Gewalttätigkeiten unter Fußballern nach einem WM-Qualifikationsspiel (→ “Türken-Sünder”)

Prügel-Nacht von Potsdam, die: Übergriff auf den Deutsch-Äthiopier Ermyas M.

Prügel-Prinz: ursprünglich Ernst-August von Hannover, inzwischen auch Harry Windsor und Frederic von Anhalt.

Prügel-Türke: Özalan Alpay; vgl. auch Prügelminister (Christoph Palmer), Prügel-Gauchos (Argentinische Fußballnationalmannschaft von 2006), Prügel-Model (May Andersen), Prügel-Männer und Prügel-Mädchen (diverse) sowie → Prügel-Prinz.

Pummelnaldo: der brasilianische Fußballspieler Ronaldo Luís Nazário de Lima nach Gewichtszunahme.

Pummel-Tore: erfolgreiche Torschüsse des brasilianischen Fußballspielers Ronaldo Luís Nazário de Lima trotz Übergewichtes.

Reifen-Depp: Michelin-Sportchef Pierre Dupasquier.

renommiert: umstritten.

Rollstuhl-Mädchen: 30-jährige Rheumakranke.

Rollstuhl-Sängerin: gelähmte Volksmusikinterpretin.

“Sahara-Sex”: Geschlechtsverkehr bei Außentemperaturen von bis zu 37 Grad Celsius.

Sarrazin-Land: Stadtteil mit sehr hohem Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund, besonders Muslimen.

SAT 1-Baby: Fötus einer Mitarbeiterin in der Sat.1-Abteilung “Show & Unterhaltung”, der mutmaßlich von RTL-Chef Marc Conrad gezeugt wurde.

schänden: Ein mit einem Hakenkreuz bekritzeltes Din-A-4-Papier vor das Wappen der deutschen Botschaft in Athen halten.

Schamlos-Ehepaar: Paar, das angekündigt hat, während seiner Teilnahme an der RTL2-Show “Big Brother” ein Kind zeugen zu wollen.

Schaumglocken: Brüste der Sängerin Britney Spears (→ Hupen).

Schiri-Frau: Schiedsrichterin.

Schlechtschreibreform: Rechtschreibreform.

Schleck-Fall: Begrüßungskuss zwischen Dieter Thomas Heck und Jürgen Drews.

Schlüpfer-Opa: verheirateter 59-Jähriger, der heimlich Damenunterwäsche kauft und trägt.

schmidtzig: wichtigstes Kriterium zur Bewertung der Sat.1-Show “Anke Late Night”.

Schnief-Viren: Krankheitserreger, die “böse rumschwirren” und mit dem Verzehr von Sauerkraut bekämpft werden können.

Schniedel-Woods Eldrick “Tiger” Woods (→ Tiger-Woods-Syndrom).

Schnitzel-Stefan: mutmaßlicher Zechpreller, dessen Lieblingsgericht “Schnitzel mit Pommes oder Eisbein mit dicker Schwarte und viel Senf” sein soll.

Schummel-Huren: Prostituierte, die “gefälschten Geschlechtsverkehr” praktizieren.

Schummel-Pinkler: jmd., der eine Urinprobe gegen Fremdurin aus einem an den Genitalien befestigten Plastiksack austauscht (→ Pipi-Fälschung).

Schummel-Urin: → Pipi-Fälschung.

Schwarz-Rot-Geil: 1.) positives Nationalgefühl 2.) Deutschland (“Heute gegen Georgien will er wieder für ‘Schwarz-Rot-Geil’ ballern”).

Schweinirei: Foul von Bastian Schweinsteiger.

See-Schlacht: Nachbarschaftstreit um die Länge von Wolfgang Joops Bootssteg.

Sekt-Anschlag: jmd. öffentlich Sekt über den Kopf gießen.

Sekt-Politiker (→ Sekt-Anschlag): CDU-Wirtschaftssenator, der jmd. öffentlich Sekt über den Kopf gießt.

Sendezeit schinden: Wiederholungen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen.

sexeln: küssen, umarmen.

Sex-Erpressung: Verkaufsverhandlungen über den Preis von Nacktfotonegativen.

Sex-Hure: Frau, die (anders als gewöhnliche Huren oder Prostituierte, die sexuelle Handlungen gegen Bezahlung anbieten) sexuelle Handlungen gegen Bezahlung anbietet.

Sex-Lehrerin: (beliebige) Lehrerin, die mit einem Schüler (oder dem Vater eines Schülers) in sexuelle Handlungen verstrickt war (nicht zu verwechseln mit Sexlehrerin).

Sex-Tragödie: Situation einer geschlechtsreifen Eisbären-Dame, die mit einem noch nicht geschlechtsreifen Eisbärenbullen anzubandeln versucht.

Sing-Unfall: Textschwäche beim öffentlichen Absingen der deutschen Nationalhymne.

Single: Mensch in fester Beziehung, aber unverheiratet.

SMSeln: flirten per SMS.

Strom-Wut: Unterstellte Ungerechtigkeit bei Energiepreisen.

Super-Polizist: (1.) Lee Paige, Fahnder der US-amerikanischen Anti-Drogenbehörde DEA, von “Bild” auch “Polizei-Trottel” genannt. (2.) Wolfgang Geier, Leitender Kriminaldirektor im Polizeipräsidium Mittelfranken, von “Bild” auch “Spezialist für aussichtslose Fälle” genannt.

SNN: Kurzform für “short nippel-news” (→ Nippel-News).

Suppen-Sylvie: Ex-MTV-Moderatorin Sylvie van der Vaart, die gemeinsam mit ihrem Fußball spielenden Mann Rafael in Holland einen Werbevertrag mit Knorr abgeschlossen hat.

Tanga-Grapscher, perverser: Mann, der Mädchen in den Schritt oder an die Unterhose greift (→ Tanga-Terror).

Tanga-Terror: Mädchenunterhosen, die einem Popstar von seinen Fans per Post zugestellt werden.

Telefonbusen: mit Telefonnummer beschriftetes Dekolletee.

Tequila-Junge: 16-jähriger, der, nachdem er größere Mengen Alkohol (Tequila) getrunken hatte, rund einen Monat später an den Folgen einer Alkoholvergiftung starb (→ Wodka-Mädchen).

Terror-Witwe: (islamische) Selbstmordattentäterin, deren Mann im Krieg gestorben ist.

Tiger-Woods-Syndrom: Sexsucht.

Todes-Mutter, die: Bezeichnung für eine Frau, die im jeweils aktuellsten, öffentlich gewordenen (oder von “Bild” öffentlich gemachten) Fall mit dem gewaltsamen Tod eines eigenen Kindes in strafrechlich relevanten Zusammenhang gebracht werden kann (oder von “Bild” gebracht wird).

Todespfleger: → Tot-Spritzer.

Tomaten-Schiri: Knut Kircher, Schiedsrichter.

Totraser: jmd., der einen tödlichen Autounfall verursacht.

Tot-Spritzer: Krankenpfleger, der Patienten mit Medikamenten tötet.

Tränenjunge (auch Tränenkind): der einjährige Sudanese Abdelsalam, fotografiert in einem Flüchtlingslager im Tschad.

Tränen-Krieg: Sorgerechtsprozess, bei dem eine der streitenden Parteien weinend den Gerichtssaal verlässt.

Tsunami-Kind, deutsches: Seit einem Seebeben im Indischen Ozean von ihren Eltern vermisstes Mädchen.

Türkei-Virus: Aus Zentralasien stammender Krankheitserreger H5N1, landläufig als “Vogelgrippe” bekannt.

Türken-Sünder: → “Prügel-Türke”

TV-Titan: Thomas Gottschalk.

Unterpfotung: Abschluss eines Arbeitsvertrages durch und für Daisy, den Hund des verstorbenen Rudolph Moshammer.

Umzugskisten-Gorilla (auch Gorilla aus der Umzugskiste, Umzugs-Gorilla): Gorilla-Junges, das den Zoo wechselt.

Uuuupsala-schön-anzusehen-sind-sie-ja: Brüste von Britney Spears.

Urlaub-Weg-Minister: SPD-Politiker, der den Deutschen nahegelegt hatte, man solle “im Zweifel auf eine Urlaubsreise verzichten, um für später vorzusorgen”.

Venus-Geweih: symmetrische Tätowierung unterhalb des Bauchnabels.

verklagen: anzeigen.

Versexen: den Look von DSDS-Gewinnerin Elli ändern.

Wasser-Schweini: Bastian Schweinsteiger, von einem Laienpaparazzo beim Wasserskilaufen fotografiert.

wegsexen: durch freizügiges Auftreten einen Wettbewerbsvorteil erlangen.

Wirbel (auch Riesen-Wirbel / Sex-Wirbel / Liebes-Wirbel / Porno-Wirbel / Baby-Wirbel): Sachverhalte, über die “Bild” an mindestens zwei Tagen berichtet (→ ganz Deutschland).

Wodka-Mädchen (auch Absturz-mädchen): 14-Jährige, die wenige Tag nach dem → Tequila-Jungen größere Mengen Alkohol (Wodka) getrunken hatte und mit dem Verdacht auf Alkoholvergiftung mehrere Tage im Krankenhaus verbrachte.

Zisch-und-weg-Polo: VW Polo GTI.

Zombie-Killer: Amokläufer bei einer Mottoparty.

Zuckertüte: rechte Brust des Fotomodells Naomi Campbell.

Zwischen Schambein und Schaumglocken: Bauch.

 

Danke auch an die vielen Hinweisgeber!

Blogcharts, Lobbyismus, Photoshop

1. Michael Konken sieht inexistente Werbung auf Google News

(netzwertig.com, Marcel Weiss)

Die Frankfurter Allgemeine veröffentlicht einen Artikel des DJV-Vorsitzenden Michael Konken, der darin fälschlicherweise behauptet, das bisher werbefreie Angebot Google News übernehme “einen wichtigen Teil des Anzeigengeschäfts” der Verlage: “Es ist bezeichnend für den deutschen selbsternannten ‘Qualitätsjournalismus’, dass ein Vorsitzender eines Journalistenverbandes eine solche offensichtlich falsche Behauptung in einem Artikel in einem Qualitätsmedium wie der FAZ veröffentlichen kann, ohne dass ihm selbst oder den zuständigen Redakteuren das in irgendeiner Form peinlich zu sein scheint. Solang es um Lobbyismus in eigener Sache geht, zählt die Wahrheit anscheinend keinen Deut mehr.”

2. “Die Zeitung ist sterbenskrank. Traurig oder egal?”

(falter.at, Matthias G. Bernold)

Auch der Falter glaubt, an der Anzeigenmisere der alten Medien sei ausschliesslich das “Internet” schuld: “Dass die Zeitungshäuser heute weltweit in der Krise stecken, ist eine direkte Folge des Internet. (…) Außerdem müssen Zeitungen im Netz gegen Platzhirsche wie Google, Yahoo, Microsoft und Millionen von Blogs antreten. Letztere waren in der Vergangenheit vor allem dafür bekannt, Nachrichten abzuschreiben und schmarotzend wiederzuverwerten.”

3. “technorati ist tot, die blogcharts leben”

(deutscheblogcharts.de/blog, Jens)

Die Deutschen Blogcharts basieren per sofort nicht mehr auf Technorati, sondern auf Icerocket.

4. “Was erlauben Strunz?”

(blogmedien.de)

“Wie sich eine Pressemitteilung des Marktforschungsunternehmens ‘The Nielsen Company’ per Copy and Paste bei ‘abendblatt.de’ in einen redaktionellen Beitrag verwandelte.”

5. “Hoppla, Saxe nach OP stark verändert”

(hl-live.de)

“Der Fahrradsturz von Bürgermeister Bernd Saxe am Sonntag war auch der BILD-Zeitung einen Bericht wert. Erstaunlich ist nur die Bebilderung: Der Verwaltungschef scheint sich durch die Operation an der Schulter doch stark verändert zu haben.”

6. Photoshop-Covers

(latimes.com, Jeannine Stein)

Scott Kelby, Präsident der NAPP (National Association of Photoshop Professionals), sagt: “My belief is that every single major magazine cover is retouched. I don’t know how they couldn’t be.”

Seemannsgarn

Heute wollen wir noch einmal kurz auf das “Hamburger Abendblatt” zurückkommen. Dort erfindet der nette Herr Chefredakteur nämlich nicht nur drollige Kampagnen, sondern beantwortet immer dienstags auch Leserzuschriften – und wir haben ein Déjà Vu. Aber nicht deshalb, weil das Foto von ihm dasselbe ist, das offenbar noch aus seiner Zeit als Chefredakteur der “Bild am Sonntag” stammt, sondern auch die Masche.

So hat der ehemalige “BamS”-Chef – angeregt durch eine Leserzuschrift – einen Leser-Aufruf zur Rettung des “Hamburgischen” gestartet (“Das Abendblatt-Hamburg-Wörterbuch”) und schrieb dazu vergangenen Dienstag an “Abendblatt”-Leserin Erica K. aus Norderstedt:

Unser Aufruf (…) hat offenbar einen Nerv getroffen. Viele Menschen in dieser ganz besonderen Stadt spüren: Hamburg wird ärmer, wenn wir das Hamburgische verlieren. Aber nicht nur das. Die “Süddeutsche Zeitung” hat über die Abendblatt-Initiative berichtet. Und bis heute melden sich Hamburger, die nun in einer anderen Stadt leben müssen, voller Heimweh – und mit sprachlichen Anregungen.
(Hervorhebung von uns.)

Und damit Erica K. aus Norderstedt weiß, was der Chefredakteur ihrer Tageszeitung damit meint, wenn er ihr schreibt, dass die “Süddeutsche Zeitung” über die Abendblatt-Initiative berichtet habe, zeigen wir ihr hier mal den kompletten Bericht:

Die SZ “berichtet”:

“Das Hamburger Abendblatt will künftig mehr typisch hamburgische Wörter verwenden. Chefredakteur Claus Strunz sicherte am Dienstag in einer Kolumne zu, künftig ‘Schlachter’ statt ‘Metzger’ zu schreiben. Der ‘Schreiner’ werde wieder ‘Tischler’ genannt. Auch solle es ‘Rundstück’ heißen und nicht ‘Semmeln’ oder ‘Schrippen’. Unschlüssig sei sich die Redaktion jedoch, ob für katholische Geistliche der Begriff ‘Pfarrer’ oder ‘Pastor’ verwendet wird.”

Ach ja: Die 12-zeilige Übernahme einer ähnlich kurzen Meldung der Nachrichtenagentur epd trägt die Überschrift: “Was macht Strunz?”

Wie man aus einer Not ein Geschäft macht

Das “Hamburger Abendblatt” hat einen neuen Begriff für “verzweifelte Abo-Kampagne” erfunden: “große Bildungsinitiative”.

Anfang der Woche wurde nämlich bekannt, dass Hamburg beim Lesetest für Viertklässler “IGLU” wieder hinter fast allen anderen Bundesländern lag. Das “Abendblatt” reagierte mit aufrüttelnden Sätzen:

Dagegen müssen wir etwas tun! Und wir werden etwas tun: Heute startet das Hamburger Abendblatt eine große Bildungsinitiative. Wir wollen, dass alle weiterführenden Schulen der Hansestadt mit Abendblättern ausgestattet werden. So sollen Schüler die Möglichkeit bekommen, in ihren Pausen das Abendblatt zu lesen.

Feine Sache. Und wieviele Abos spendet die Zeitung für diesen guten Zweck?

Offenbar kein einziges. Bezahlen sollen die Aktion die Leser, was insofern eine besonders feine Sache ist, weil die “Paten” damit nicht nur die Hamburger Jugend, sondern auch das “Hamburger Abendblatt” retten.

Die “Paten”-Abonnements, die das “Abendblatt” im Rahmen seiner “Bildungsinitiative” anbietet, kosten 20,75 Euro pro Monat. Weil sie nur von montags bis freitags gelten, entspricht der Preis genau dem für reguläre Abonnements, die für sechs Tage 24,90 Euro kosten. Dafür spart das “Abendblatt” sich die sonst üblichen Prämien- oder Werbungskosten.

Schülerreaktionen laut “Abendblatt”:

Gunnar, 16: “Die Zeitungen wären sicher heiß begehrt.”

Nils, 16: “Ich habe letztes Jahr bei ‘Schüler machen Zeitung’ mitgemacht und da täglich das Abendblatt gelesen. Ich habe es richtig vermisst, deswegen freue ich mich darauf, wieder den Sportteil lesen zu können.”

Lasse, 14: “Ich glaube, es wäre gut, wenn vor allem Wortführer bei uns öffentlich Zeitung lesen würden, das würde viele motivieren, auch zu lesen.”

Anil, 18: “Ich habe zu Hause keine Zeitung. Deswegen würde ich sie gerne in der Schule lesen, dann hätte man wenigstens Gesprächsstoff für die Pausen.”

Übrigens kostet ein “Abendblatt”-Abo mit sechs Ausgaben wöchentlich für Studenten oder Auszubildende regulär nur 16,75 Euro. So gesehen zahlen die Paten mit jedem “Abendblatt”, das sie den Schulen über die neue “Bildungsinitiative” schenken, einen “Abendblatt”-Solidaritäts-Aufschlag von fast 50 Prozent.

Das Geld spendet man aber ja gern, wenn man weiß, wie glücklich man mit so einer Zeitung die Schüler machen kann (siehe Kasten rechts). Wie glücklich man mit einem Abo die Zeitung machen würde, zeigt das “Abendblatt” heute. Es hat erneut eine ganze Seite freigeräumt, auf der es finanzielle Klammheit demonstriert. Die Zeitung bietet an, einzelnen Schulen “Lese-Ecken” zu “spenden”, bemüht sich aber, mögliche übertriebene Vorstellungen, die sich mit dem Wort “Lese-Ecke” verbinden, gleich wieder zu relativieren:

In einer Cafeteria oder Mensa könnte man einen schönen Zeitungsständer gut integrieren. Stühle und Tische könnten eventuell aus dem vorhandenen Mobiliar stammen. Eine Trennwand sorgt für etwas Abgeschiedenheit.

Eine andere Variante sieht so aus:

In einer Pausenhalle könnten Stellwände zur Lesewand werden. So hätten viele Schüler die Möglichkeit, das aktuelle Abendblatt an verschiedenen Stellen gleichzeitig zu lesen.

Wenn es nicht so eine selbstlose “Bildungsinitiative” wäre, käme man glatt auf den Gedanken, das “Abendblatt” wolle große Werbetafeln in den Schulen aufstellen. Aber, immerhin:

Zu jedem Abo gibt es auf alle Fälle einen Zeitungshalter, den viele aus Cafés kennen und der ein Auseinanderfleddern des Abendblatts verhindert.

Das ist der Deal, den das “Hamburger Abendblatt” unter dem neuen Chefredakteur Claus Strunz bei seiner großen “Bildungsinitiative” seinen Lesern anbietet: Sie zahlen überteuerte Abos und dafür verkaufen wir uns als Bildungsretter der Stadt und legen noch einen Zeitungshalter mit drauf.

Mit Dank an Gesine G.!

Wochenrückblick Nr. 41

Pleiten und Pannen: Bild empfahl isländische Bank, Blick am Abend bekommt Zahlen durcheinander und .ch muss Hauszustellung beenden – der medienlese.com-Rückblick auf die 41. Kalenderwoche.

Die Geschäftsführerin der Gratiszeitung .ch Caroline Thoma informiert die Medien: Ende Oktober wird neu lanciert (Keystone/Alessandro Della Bella)
“In fünf, sechs Jahren haben wir Tamedia in die Knie gezwungen”, zitierte Artur Vogel, Chefredakteur des Bunds (Tamedia) und bisher bekannt unter dem Namen Artur K. Vogel, einen Ausspruch von Sacha Wigdorovits von Ende 2007. Das ging so nicht auf. Stattdessen musste Wigdorovits, bisher treibende Kraft hinter der Gratiszeitung .ch, das Projekt zusammen mit der Aufgabe des einzigartigen und enorm teuren Verteilkonzepts verlassen. Die Investoren glauben dennoch weiterhin an das Projekt. Trotz Verlust des Alleinstellungsmerkmals der Zeitung soll an “an einer ausserordentlichen Generalversammlung das Aktienkapital von 10 auf 18 Millionen Franken” erhöht werden.

Auf tagesanzeiger.ch, der Website von Tamedias Tages-Anzeiger, heißt es dazu: “Werber haben ‘.ch’ schon abgeschrieben”. Das könnte sein, muss aber doch unter dem Gesichtspunkt gelesen werden, dass Tamedia mit News und 20 Minuten der grösste Konkurrent von .ch war und ist.

Read On…

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