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Max Mosley: “Bild” soll zahlen

Selbst für die in solchen Fällen nicht ganz unerfahrenen Anwälte des Axel Springer Verlags dürfte dieser Fall etwas besonderes sein: Der Präsident des Internationalen Automobilverbands FIA, Max Mosley, geht nämlich mit erstaunlicher Massivität gegen “Bild” und die Axel Springer AG vor.

Max Mosley ist ein Mann, der vielen Menschen lange Zeit relativ egal gewesen sein dürfte. Wer sich nicht für Automobilsport interessierte, der hatte womöglich nicht einmal von dem FIA-Präsidenten gehört – bis zum Frühjahr dieses Jahres.

Am 30. März nämlich hatte die britische Boulevard-Zeitung “News of the World” über eine “kranke Nazi-Orgie mit 5 Huren” berichtet, an der Mosley teilgenommen habe. “News of the World” hatte Bilder aus einem Video gedruckt, das von dieser “Orgie” aufgenommen wurde, und auch Ausschnitte des Videos veröffentlicht. Angeblich hätten die Prostituierten Nazi-Uniformen getragen oder seien wie KZ-Häftlinge gekleidet gewesen.

"Formel-1-Boss: Wirbel um Nazi-Sex-Party"“Bild” berichtete einen Tag später über die Geschichte von “News of the World”. Auf der Titelseite und in einem großen Artikel im Innenteil. Auch “Bild” druckte diverse Bilder aus dem Orgien-Video, eines davon bereits auf der Titelseite. Und während die “Bild”-Zeitung im Text selbst für ihre Verhältnisse sehr vorsichtig formulierte, also fast ordnungsgemäße Verdachtsberichterstattung betrieb, war die Titelschlagzeile schon wesentlich weniger zurückhaltend. “Formel-1-Boss: Wirbel um Nazi-Sex-Party” stand da. Und: “Huren trugen Nazi-Uniformen” (siehe Ausriss). Und einen Tag später stand unter anderem in “Bild”:

Der Formel-1-Boss nackt bei einer Nazi-Sexorgie (…)

Seit Sonntag kennt die Welt [Mosleys] dunkle Seite. Das perverse Doppelleben des Formel-1-Bosses. Die englische Zeitung “News of the World” schockte mit einem Skandal-Video. Mosley vergnügte sich mit fünf Prostituierten in Nazi-Uniformen und KZ-Häftlingsklamotten. Eine Nazi-Sexorgie! (…)

Die ekelhafte Nazi-Sexorgie dauerte fast fünf Stunden.

“News of the World” wurde gestern für ihre Berichterstattung vom britischen High Court zur Zahlung von 60.000 Pfund an Mosley verurteilt. Laut dem “Guardian” ist das der höchste Schadensersatz in der “jüngeren Rechtsgeschichte”, der wegen Persönlichkeitsrechtsverletzungen ausgesprochen wurde.

Die Untreue:

Wie uns Mosleys Anwältin sagt, gehe sie davon aus, dass die von “Bild” veröffentlichten Aufnahmen aus dem Orgien-Video die “Bild”-Zeitung “über 65.000 Euro” gekostet haben dürften. Ausgaben in dieser Größenordnung müsse der Springer-Vorstand absegnen. Da die Veröffentlichung der Bilder rechtswidrig gewesen sei, hätte der Vorstand damit Firmengelder rechtswidrig verwendet. Insofern sehe sie hier den Tatbestand der Untreue zum Nachteil der Axel Springer AG als gegeben an.

Und wegen der Berichterstattung der “Bild”-Zeitung hat Max Mosley über seine Anwältin in Deutschland Strafanzeige gestellt. Gegen die an der Berichterstattung Beteiligten, unter anderen gegen die “Bild”-Chefredaktion, wegen Beleidigung, übler Nachrede, Verleumdung und Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Bildaufnahmen. Und gegen den Vorstand der Axel Springer AG wegen Untreue (siehe Kasten).

Mosleys Anwältin sagt, sie bereite zudem eine Schadensersatzklage gegen “Bild” und Bild.de vor, die sie voraussichtlich nächste Woche einreichen werde. Sie werde von “Bild” eine Million und von Bild.de 500.000 Euro fordern. Diverse einstweilige Verfügungen habe sie schon gegen die Berichterstattung in “Bild” und auf Bild.de erwirkt (tatsächlich sind alle Artikel über das Mosley-Video, die Nazi-Bezüge enthalten, bereits aus Archiven verschwunden und auf Bild.de nicht mehr auffindbar). Außerdem verlange sie die Veröffentlichung von Widerrufen — auf der “Bild”-Titelseite und auf der Startseite von Bild.de.

Erfahrungsgemäß ist es unwahrscheinlich, dass Mosley tatsächlich insgesamt 1,5 Millionen Euro Schadensersatz zugesprochen werden (für gewöhnlich bewegen sich die Summen in Deutschland bei solchen Fällen eher im fünfstelligen Bereich). Doch wenn es zur Verhandlung kommt, wird dabei sicher eine Rolle spielen, was Richter David Eady des britischen High Court in der Verhandlung gegen “News of the World” festgestellt hat und was sich in verschiedenen britischen und auch deutschen Medien nachlesen lässt:

“Ich habe keine Beweise dafür gefunden, dass das Treffen am 28. März 2008 ein Nachspielen von Nazi-Verhalten oder die Übernahme von Nazi-Haltungen sein sollte. Und das war es auch nicht. Ich sehe keine echte Basis für die Behauptung, dass die Teilnehmer die Opfer des Holocaust lächerlich gemacht hätten”, sagte Eady.

“Es gab Bondage, Schläge und Dominanz, was typisch zu sein scheint für S&M-Praktiken.”

Mit Dank an das “Manager Magazin”.

6 vor 9

Schweizer Fernsehen: Eine Frage der Glaubwürdigkeit
(beobachter.ch, Christoph Schilling)
“News-Journalisten müssen unabhängige, kritische Geister sein. Ist das noch gewährleistet, wenn sie für gutes Geld PR-Anlässe für Firmen moderieren, über die sie sonst berichten?”

Herr Bankhofers PR-Interviews
(scienceblogs.de/plazeboalarm, Marcus Anhäuser)
WDR feuert Hademar Bankhofer: “Wir dokumentieren, in welcher Form er für die MCM Klosterfrau tätig war: Als Gesundheitsexperte in PR-Interviews für Produkte der Firma.”

Aus »Unbekannt« mach »Telekom«
(message-online.com, Uwe Krüger)
“Waren die Doping-Recherchen des Spiegel 1999 korrekt? Ein Informant von damals spricht über verbogene Zitate, falsche Bildunterschriften und dubiose eidesstattliche Versicherungen.”

Schön und gut
(nzz.ch, H. Sf.)
“Die Berliner Zeitschrift ‘Liebling’ fällt auf, formal und inhaltlich. Auch da, wo es um Mode und Kunst geht, fehlt der Jargon der Insider, gibt es nicht das sich enigmatisch spreizende Gefasel.”

Nazi-Worte im Sprachgebrauch
(sueddeutsche.de, Ruth Schneeberger)
Interview mit dem Sprachforscher Thorsten Eitz: “Der NS-Vergleich ist die treffsicherste Variante, öffentliche Aufmerksamkeit zu erzielen. Sowohl die attackierten Gegner als auch Journalisten reagieren reflexartig und empört. So läuft das immer weiter.”

Wess’ Brot ich ess’ …
(kurier.at)
“Superrudi-Zeichner Szyszkowitz soll der Wiener Zeitung keine polit-kritischen Karikaturen mehr liefern.”

6 vor 9

Bitte hier klicken!
(stefan-niggemeier.de)
Brillanter FAS-Artikel, in dem Stefan Niggemeier das Problem, das die Messung mit Page Impressions im Online-Journalismus mit sich bringt, festnagelt: “Sollen wir die schönsten Zahlen zwischen 1 und 10 000 bringen? Oder hundert Bauchnabel? Wie der Online-Journalismus seine Autorität verspielt.” Lesen!

Verändern Blogs das Leben?
(debatte.welt.de, Don Dahlmann)
“Das Internet ist nun eine ganz nette Nummer für kontaktschwache Menschen wie mich. Man kann Kontakt halten, ohne dass man sich sehen muss. Und Blogs ermöglichen einen die neuesten Dinge zu berichten, ohne dass man reden muss. Ich mag es am Leben anderer auf diesen Weg teilzunehmen, ich mag es etwas von mir zu berichten. Ich mag es, dass ich das nicht am Telefon tun muss, denn ich telefoniere nicht so gern wenn es nichts dringendes ist und bin sowieso besser, wenn ich es aufschreiben kann.”

Medien-Ausverkauf
(medienspiegel.ch, Martin Hitz)
“Nicht nur Finanztitel scheinen das Vertrauen der Anleger verloren zu haben. Auch Medienunternehmen stehen – zumindest in den USA – derzeit nicht hoch im Kurs. So ist etwa die Marktkapitalisierung der untenstehenden zehn amerikanischen Medienunternehmen laut Alan D. Mutter inzwischen auf 3,6 Mia. US Dollar abgesunken.”

ARD und ZDF denken nicht an erneuten Boykott der Tour de France
(neues-deutschland.de, Oliver Händler)
“Die üblichen Dopingbeiträge sendet die ARD nun auch nicht mehr am Anfang der Sendung, sondern nach dem Zieleinlauf, um die vom Dopingthema müde gewordenen Fans nicht sofort an Eurosport zu verlieren. Das führte zu so skurrilen Momenten, als etwa der Zuschauer nach dem Sturz von Stefan Schumacher auf der 6. Etappe rätselte, ob sich nun der Deutsche oder Kim Kirchen aus Luxemburg das Gelbe Trikot überstreifen darf, das Erste aber eine Reportage aus einem Jugendcamp ausstrahlte, in dem französische und deutsche Talente über Doping aufgeklärt wurden.”

Zensur: Der kleine Unterschied
(ef-magazin.de, Marco Kanne)
“Es grenzt fast an Comedy. Ausgerechnet Mitglieder der SPD krähen ‘Zensur, Zensur!’ in einem der wirklich wenigen Fälle, in denen ihre Partei mal nichts mit mit der staatlichen Einschränkung der Meinungsfreiheit zu tun hat.”

Simon’s Cat ‘TV Dinner’
(youtube.com, Video, 2:35 Minuten)
Simons grausame Katze hat wieder zugeschlagen. Diesmal guckt sie mit ihrem Ernährer gemeinsam TV.

Deutschlands schnellste Meinungsmache

Seit gestern kann man im Online-Angebot der “Bild”-Zeitung darüber abstimmen, ob man die “Urteile gegen die U-Bahn-Schläger für gerecht” halte.

Wem diese Frage zu kompliziert ist, oder wer beispielsweise mit Begriffen wie Gerechtigkeit nicht so viel anfangen kann, dem bietet “Deutschlands schnellste Meinung” die Möglichkeit, die Frage gar nicht zu beantworten und sich für die Option “D” zu entscheiden. Eine Mehrheit der Leser (derzeit 47 Prozent) hat das getan:

"Halten Sie die Urteil gegen die U-Bahn-Schläger für gerecht? Ausländische Straftäter immer ausweisen!"

Passend dazu fragt “Bild” heute:

"Wann werden die Schläger abgeschoben?"

Gut möglich, dass das genau die Frage ist, die “Bild”-Leser heute bewegt. Aber sie ist falsch gestellt – und die Antwort, die “Bild” gibt, auch deshalb wenig hilfreich:

Die Täter müssen einen Teil der Strafe in Deutschland absitzen, erklärt die zuständige Behörde. Mindestens die Hälfte, möglicherweise aber auch drei Viertel der Haft. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) kündigte erneut an, an der Abschiebung nach der Haft festzuhalten.

Das hatte Herrmann schon gestern gefordert – in “Bild”. Doch was “Bild” offenbar nicht wahrhaben will: Herrmann kann das überhaupt nicht entscheiden, sondern die “zuständige” Ausländerbehörde (gegen deren Entscheidung wiederum vor dem Verwaltungsgericht geklagt werden kann). Und die müsste erstmal klären, ob die “Schläger” überhaupt ausgewiesen werden dürfen. Anders als “Bild” offenbar meint, ist das keineswegs sicher.

Zwar steht in Paragraph 53 Aufenthaltsgesetz, ein Ausländer “wird ausgewiesen”, wenn er zu einer Freiheits- oder Jugendstrafe von mindestens drei Jahren verurteilt worden ist. Aber EU-Bürger genießen einen erhöhten Ausweisungsschutz (einer der Verurteilten ist Grieche). Und der Paragraph 56 schränkt die “zwingende Ausweisung” aus Paragraph 53 unter bestimmten Voraussetzungen ein. So zum Beispiel für Leute, die längere Zeit rechtmäßig in Deutschland leben oder “mit einem deutschen Familienangehörigen oder Lebenspartner in familiärer oder lebenspartnerschaftlicher Lebensgemeinschaft” leben (der andere Verurteilte wurde in Deutschland geboren, ist mit einer Deutschen verlobt und hat ein Kind mit ihr). Gemäß Paragraph 56 Aufenthaltsgesetz genießt ein Ausländer in diesen Fällen einen “besonderen Ausweisungsschutz”:

Er wird nur aus schwerwiegenden Gründen der öffentlichen Sicherheit und Ordnung ausgewiesen.

Bei Verurteilungen zu Haftstrafen von über drei Jahren liegen diese Gründe zwar “in der Regel” vor – aber eben nur “in der Regel”. Und das Bundesverfassungsgericht entschied im August 2007, dass es bei sogenannten “faktischen Inländern” (Ausländer, die seit vielen Jahren rechtmäßig in Deutschland leben) immer auf deren “individuelle Lebensumstände” ankommt.

Auch wenn die “Bild”-Zeitung und ihre Leser es offenbar gerne anders hätten, müsste die korrekte Frage auch nach der Verurteilung der beiden “U-Bahn-Schläger” noch immer lauten:

"Werden die Schläger abgeschoben?"

Mit Dank an die zahlreichen Hinweisgeber.

Wochenrückblick Nr. 27

Der medienlese.com-Rückblick auf die Kalenderwoche 27: Intellektuelle top, Blocher-Film geprüft, Schnäppchen schlagen.

Attentat auf Wachs-Hitler (Bild Keystone)

Das Bild der Woche: Im neu eröffneten Madame Tussauds in Berlin sass ein Wachs-Hitler im nachgebauten Führerbunker. Bis ein erboster Besucher der Figur den Kopf abriss. Die Medien sind begeistert: Hitler-Attentat! Endlich geglückt! (Bild Keystone/Rainer Jensen)

Die Top 5 der Intellektuellen weltweit heissen Fethullah Gülen, Muhammad Yunus, Yusuf Al-Qaradawi, Orhan Pamuk und Aitzaz Ahsan. Das jedenfalls kommt raus, wenn das amerikanische Newsmagazin Foreign Policy seine Online-Leser befragt. 20min.ch fragte: “Fethullah wer? Im Westen ist der je nach Quelle 1938 oder 1941 geborene Türke weitgehend unbekannt. Als freischaffender Theologe setzt er sich in zahlreichen Büchern für eine Modernisierung des Islam und für Toleranz ein.” Die Abstimmung massgeblich beeinflusst haben soll die Erwähung dieser auf der Titelseite einer türkischen Zeitung.

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6 vor 9

Digitale Beduinen
(dasmagazin.ch, Peter Haffner)
“Wozu noch ins Büro gehen, wenn man dank drahtloser Technologie überall arbeiten kann? In San Francisco lässt sich die Zukunft der Arbeitswelt schon heute besichtigen.”

“Tagesthemen” zeigen einen Stripe zu viel unter den Stars
(spiegel.de, plö.)
“Viele Zuschauer trauten ihren Augen nicht: Keine zwei Wochen nach der rot-schwarz-goldenen Deutschlandfahne ist den ARD-‘Tagesthemen’ wieder ein Flaggen-Fauxpas passiert. Vor einem Beitrag zur neuen Berliner US-Botschaft zeigten sie neben Tom Buhrow die Stars and Stripes mit einem Streifen zu viel.”

Bill Gates geht und bleibt doch
(freitag.de, Mathias Mertens)
Nerdforschung: “Fragt man herum, was denn ein Nerd genau sei, dann gibt es, außer dass Bill Gates ein solcher sei, keine wirklich befriedigende Erklärung. Nerds sind irgendwie anders, heißt es, sie gehören nicht richtig dazu, sehen seltsam aus, verhalten sich noch seltsamer, haben abwegige Interessen und einen unverständlichen Humor. Vor allem aber beschäftigen sie sich mit Computern, die exakt dieselben Eigenschaften aufweisen.”

Was man den Online-Medien vorwirft
(netzeitung.de)
“Unglaubwürdig, oberflächlich, schnelllebig, Massenware – gegen solche Vorurteile kämpfen Online-Medien. Die Netzeitung hat Gegenargumente.”

Lieber Herr Dichand…
(taz.de, Christine Zeiner)
“Die österreichische ‘Kronen Zeitung’ schreibt Politiker hoch oder versenkt sie. Derzeit überbieten sich die Politiker mit Briefen an den Herausgeber.”

“Man vergibt mir nicht”
(sz-magazin.sueddeutsche.de, Andreas Burkert und Thomas Kistner)
“Morgen beginnt die Tour de France. Jörg Jaksche war ein Jahr wegen seiner Doping?-Beichte gesperrt, jetzt könnte er eigentlich wieder mitfahren. Aber im Radsport hassen sie ihn. Weil er die Wahrheit gesagt hat.”

6 vor 9

Die Mär der unbekannten Amazonasindianer
(taz.de, Gerhard Dilger)
“Vor vier Wochen erregten Fotos von einem bislang von der Zivilisation ‘nicht kontaktierten’ Indianervolk in Amazonien weltweit Aufsehen. Nun hat ein Artikel im Observer [dieser?] eine Kontroverse ausgelöst, die vor allem eines zeigt: Immer mehr Medien verzichten auf eigene Recherche, andere manipulieren bewusst.”

Macht Bildblog ihre Bild stärker?
(brainblogger.de, Patrick Breitenbach)
“Es gibt ja vereinzelnd spöttische Zungen, die behaupten, dass ‘Bildblog lesen’ im Grunde nichts anderes ist, als die Bildzeitung mit einem reinem Gewissen zu konsumieren.”

Werbung in Zeiten des Web 2.0 – oder warum Verlage auch im Internet noch drucken
(blog.kooptech.de, Thomas Wanhoff)
Thomas Wanhoff erklärt, wie Tageszeitungs-Verlage auf das Internet reagier(t)en: “Zunächst ernannte man denjenigen Redaktionskollegen, der immer die Computerprobleme löste, zum Leiter der Onlineredaktion. Der traf sich dann einmal mit dem Kollegen von der Anzeigenabteilung, um gesagt zu bekommen, dass man derzeit Internet nicht verkaufen könne. Dabei blieb es dann meist. Schliesslich schloss man sich dann irgendeinem Vermarkter an, der den Bannerplatz füllte und verdiente ein paar Cent.”

Alles muss raus
(faz.net, Peer Schader)
“Kein Geld, kein Plan, kein Personal: Was wird bloß aus der ?Berliner Zeitung?? Vielleicht wechseln die Leser zur Konkurrenz, vielleicht wird die Zeitung aber auch verkauft. Bloß: Wer will ein Blatt haben, das nur noch eine Hülle ist, um Werbung zu transportieren?”

“ARD und ZDF machen das bessere Fernsehen”
(sueddeutsche.de, Caspar Busse)
Georg Kofler über Reaktion der Verlage auf die Ausweitung der Internetaktivitäten von ARD und ZDF: “Mit denselben Argumenten haben wir vom Privatfernsehen vor 15 Jahren gearbeitet. Wir haben frustrierend wenig erreicht. Aber die Verleger haben eine deutlich stärkere Lobby, als das Privatfernsehen sie je hatte. Denn die Politiker finden sich jeden Tag in den Zeitungen der Verleger wieder.”

Kollektiv der Rückgratlosen
(spiegel.de, Christian Krug, 23.06.2008)
“Modejournalismus ist eine absurde Medienart, die mit kritischer Unabhängigkeit so viel gemein hat wie Rudis Reste Rampe mit Prada. Der Zirkus wird dominiert von einer Handvoll Konzerne, die sich der Macht ihrer Werbemillionen durchaus bewusst sind.”

medienlese – der Wochenrückblick

Verzögerter Jubel, falsche Flagge, Spiegel mit Korrekturen.

Die leicht unterschiedlichen Übertragungszeiten der Euro 2008-Spiele brachten einiges durcheinander: “Scheiss Zattoo: Die Nachbarn kreischen bevor ich das Tor sehe”, twitterte beispielsweise Raul. Dr. Gonzo hingegen fand heraus, dass Türken in der Schweiz statt SF das leicht verzögerte Signal von ARD oder ZDF verfolgen. Er spielte mit dem Gedanken, unter Ausnützung seines Wissensvorsprungs “beim nächsten verwandelten Penalty der Türken aus dem Fenster zu rufen und die nachbarschaftlichen Fans vorzeitig aus der schrecklichen Anspannung zu erlösen”.
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6 vor 9

Ein seltsames Freiheitsverständnis
(nzz.ch, Heribert Seifert)
“Das Wochenblatt ‘Junge Freiheit‘ erregt in Deutschland immer wieder Kritik. Die oft überrissene Aufregung zeigt die engen Grenzen für eine national-konservative Publizistik im Nachbarland.”

Online-“Journalismus”
(vierzudrei.xwsnet.de)
Sexmythen über Männer“, eine Bildergalerie von rp-online.de, zeigt ein Wildschwein im Schnee zusammen mit der Bildunterschrift “Manchmal wollen auch Frauen einfach nur Sex”.

Die Anti-Aging-Creme hat versagt
(spiegel.de, Christian Buß)
“Busenblatt, Qualitätsillustrierte, Männermagazin und Frauenzeitschrift: Die ‘Neue Revue’ hatte in den 62 Jahren ihres Bestehens viele Gesichter. Zum faltenfreien People-Heft ließ sich das ältliche Blatt aber nicht mehr umoperieren – im Juli erscheint die letzte Ausgabe.”

“Yes we can!” auf pfälzisch
(sueddeutsche.de, Ben Schwan)
“Kurt Beck ist nicht Barack Obama. Diese leicht erkennbare Tatsache gilt nicht nur in Sachen Popularität in Partei und Bevölkerung, sondern auch im Internet.”

Blog von Regierung geschlossen
(gulli.com)
“Wenn jemand unbequem wird, beziehungsweise der Regierung das, was man von sich gibt, nicht gefällt, dann muss man dies offenbar aus dem Weg räumen. In einer Zeit, in der besonders darauf geachtet wird was die Leute im Netz schreiben, so muss man in Italien mit seinen Formulierungen sehr vorsichtig sein. In Italien wurde kürzlich der Blog eines Journalisten ohne jegliche Vorwarnung geschlossen.”

Flaggen zeigen
(freitag.de, Mark Terkessidis)
“Was bedeutet ‘Nation’, wenn in allen Nationalmannschaften Brasilianer spielen?”

6 vor 9

“Wer hat uns verraten?”
(ftd.de, Matthias Lambrecht)
“Ex-‘Spiegel’-Chef Aust spekuliert im Magazin ‘Cicero’ über den Grund seiner Absetzung. Dass die SPD ihn gestürzt hat, sei aber nur ein Gerücht.”

“Zapp”, die neue Nebelkerze der ARD
(achgut.com, Wolfgang Röhl)
“‘Zapp’ ist ein so genanntes Medienmagazin, das bislang im dritten TV-Programm des NDR lief. Der ARD gefällt es so gut, dass sie jetzt drei Ausgaben ins sonntägliche Hauptprogramm hob; offenbar, um die dauerhafte Beförderung ins Erste vorzubereiten. Kein Wunder, denn ‘Zapp’ erfüllt alle Forderungen, die an ein politisches ARD-Magazin gestellt werden: extreme Einäugigkeit, ausgetüftelte Vernebelungstaktik, streng parteiliche Auswahl der Interviewpartner, sorgfältig redigierte Halbwahrheiten?”

“Recherche ist ein Stiefkind der Medien geworden”
(jungewelt.de, Peter Wolter)
Der Vorsitzende der Journalistenvereinigung “netzwerk recherche“, Thomas Leif, im Interview: “Alle ernsthaften Studien besagen, daß es im deutschen Journalismus im wesentlichen um die Bestätigungs- oder Überprüfungsrecherche geht. Das heißt, es werden bestimmte Quellen – etwa in den Meldungen der Nachrichtenagenturen – nur noch einmal überprüft, meistens per Suchmaschine.”

Warum Journalisten meist schlecht gelaunt sind
(blog.nz-online.de/vipraum)
“Franken + Journalist = Mumpfligkeit im Quadrat. Ich weiß, wovon ich rede, denn ich bin fränkischer Journalist.”

“Vor der Bugwelle” – Interview mit Peter Hogenkamp
(blog.kooptech.de, Christiane Schulzki-Haddouti)
Peter Hogenkamp im Interview: “Wir brauchen vielleicht nicht mal einen fundamental anderen Ansatz, aber es ist doch ein Unterschied, ob jemand eine Analyse von Göldi zehn Minuten lang liest, die aber nur als eine Page Impression gewertet wird, oder ob er die gleiche Impression bei der ‘Süddeutschen’ mit den 100 besten Biersorten oder mit Dekolleté-Raten auslöst.”

The Romenesko Empire
(portfolio.com, Howell Raines)
“How the first media gossip site inadvertently ushered in the era of fact-free journalism.”

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