Suchergebnisse für ‘spiegel online’

Hetze aus Österreich, Schüler-Recherche, affiger “Echo”

1. “Unzensuriert” kommt nach Deutschland: Wir haben der Hetzseite bei der Geburt zugeschaut
(motherboard.vice.com, Theresa Locker)
Bisher hat die Website “Unzensuriert” in Österreich zu hauptsächlich österreichischen Themen gehetzt. Nun hat das FPÖ-nahe Portal einen deutschen Ableger gegründet, mit Themen, die hier in der Berichterstattung eine Rolle spielen. Theresa Locker hat den Deutschland-Start von “Unzensuriert” beobachtet: “Tatsächlich sind die neuen Inhalte sorgfältig auf den deutschen Markt zugeschnitten. Die Artikel auf der .de-Seite sind zuwanderungsfeindlich, islamophob, russland- und AfD-freundlich.” Dazu auch: Matthias Meisner beim “Tagesspiegel” mit “‘Die rechte Blase im Netz wächst'”.

2. Wirbel um Hayalis “Junge Freiheit”-Interview
(ndr.de, Caroline Schmidt, Video, 8:11 Minuten)
Kann man, darf man, soll man einem mindestens rechten Blatt wie der “Jungen Freiheit” ein Interview geben? ZDF-“Morgenmagazin”-Moderatorin Dunja Hayali hat’s gemacht und ist dafür teils heftig kritisiert worden. Im NDR-Medienmagazin “Zapp” haben Jan Fleischhauer vom “Spiegel” und Heribert Prantl von der “Süddeutschen Zeitung” das Für (Fleischhauer) und Wider (Prantl) von Hayalis “Junge Freiheit”-Gespräch diskutiert.

3. Jenseits von Tabu und Sensation: Depressionen und Suizid in den Medien
(fachjournalist.de, Elisabeth Gregull)
Der heutige Weltgesundheitstag hat das Motto “Depression — Let’s talk”. Aber wie können Medien über Depressionen und Suizide berichten, ohne dabei stereotype Bilder zu wählen oder zu stigmatisieren? Sie müssten schon schon bei der Wahl der richtigen Begrifflichkeiten anfangen, schreibt Elisabeth Gregull und bietet weitere Tipps sowie Links mit weiteren Tipps für Journalisten. Eines der Ziele dabei sei: Papageno-Effekt statt Werther-Effekt.

4. Ist das Vertrauen in die Medien wirklich gestiegen?
(de.ejo-online.eu, Michael Haller)
Michael Haller ist verwirrt. Die einen (Medienwissenschaftler aus Würzburg) sagen: “Das Medienvertrauen ist so hoch wie seit 15 Jahren nicht mehr”. Die anderen (“Infratest”-Repräsentativerhebung) sagen fast zeitgleich: “Nur gut die Hälfte (52 Prozent) hält die Informationen in den deutschen Medien alles in allem für glaubwürdig”. Ja, was denn nun? Haller hat sich die verschiedenen Erhebungen, ihre Fragebogenformulierungen genauer angeschaut. Sein Fazit zur Jubelschlagzeile “Vertrauen in Medien so hoch wie lange nicht”: “Es handelt sich um Zufallsbefunde, die mal so, aber auch ganz anders ausfallen können.”

5. Von der Schülerzeitung entlarvt
(faz.net, Veronika Hock)
Eigentlich wollten die Mitglieder der Schülerzeitung “The Booster Redux” ihrer künftigen Schulleiterin in einem Interview nur ein paar Fragen stellen. Eine Antwort zum Lebenslauf war allerdings so merkwürdig, dass die Schüler der Pittsburg High School weiter recherchierten. Mit Folgen: Die Schule im US-Bundesstaat Kansas muss die Stelle neu besetzen.

6. Eier aus Stahl: Max Giesinger und die deutsche Industriemusik
(youtube.com, Neo Magazin Royale, Video, 22:11 Minuten)
Jan Böhmermann hat ein großes Ziel: Fünf Schimpansen aus dem Gelsenkirchener Zoo sollen nächstes Jahr einen “Echo” gewinnen, für ihren Song “Menschen Leben Tanzen Welt”. Mit einem “kleinen Experiment” und einer neuen Folge “Eier aus Stahl” zeigt das “Neo Magazin Royale”, wie musikalisch beliebig, maxgiesingerhaft und werbegesteuert die deutsche Industriemusik Musikindustrie ist.

Moscheereport, Mafiamethoden, FBI-Chef-Enttarnung

1. Gesicht der Misstrauenskultur
(taz.de, Daniel Bax)
Der Grimme-Preis-ausgezeichnete Journalist Constantin Schreiber hat Moscheen besucht und über seine Beobachtungen ein Buch verfasst (“Inside Islam”) und für die “ARD” den Mehrteiler “Moscheereport” produziert. “taz”-Redakteur Daniel Bax wirft Schreiber fehlende Sorgfalt und fehlende Sachkenntnis vor: “Leider nähert sich Schreiber dem Thema aber wie ein Ethnologe aus der Kolonialzeit, der einem vermeintlich wilden und gefährlichen Indianerstamm nachspürt, was sich schon am Buchcover im Lawrence-von-Arabien-Stil zeigt. Und leider unterlaufen ihm ein paar peinliche Schnitzer.”
Schreibers Moscheereport wurde auch von anderer Seite kritisiert. Der “Tagesspiegel” veröffentlich einen offenen Brief der Freiburger Islamwissenschaftlerin Johanna Pink an die zuständigen ARD-Chefredakteure.
Nachtrag: Daniel Bax ist Verfasser des Buchs “Angst ums Abendland” und hat insofern zur ähnlichen Thematik publiziert.

2. Die 10 BESTEN Grafiken über Donald Trump aller Zeiten
(medium.com, Frederic Huwendiek)
“Der US-Präsident macht Datenvisualisierung great again”, findet Frederic Huwendiek und zeigt, was sich “New York Times”, “Washington Post”, “Quartz”, “Politico”, “BuzzFeed” und Co. haben Kreatives einfallen lassen in Sachen Trump-Regentschaft.

3. Wie der FBI-Direktor auf Twitter enttarnt wurde
(zeit.de, Patrick Beuth)
FBI-Direktor James Comey sprach auf einer Veranstaltung von seinem persönlichen Umgang mit Social-Media. Da er “großen Wert” auf seine “Privatsphäre und Sicherheit im Internet” lege, hätte er auf Twitter und Instagram “geheime” Pseudonym-Accounts. Patrick Beuth erzählt, wie die Geheimkonten des FBI-Direktors von einer Journalistin enttarnt wurden und wie lange das Ganze gedauert hat: Etwa vier Stunden.

4. Von der Mafia lernen heißt schweigen lernen
(faz.net, Andreas Rossmann)
„Jeder, der über die Mafia schreibt, tut das auf eigene Gefahr.“ So steht es in einem Beitrag von Petra Reski in der Wochenzeitung “Freitag”. Nun scheint eben dieser Satz die Autorin in mehrfacher Hinsicht einzuholen. Sie wurde verklagt und von ihrer Zeitung im Stich gelassen, wie “FAZ”-Autor Andreas Rossmann findet.

5. Klicken Sie hier, es lohnt sich!
(spiegel.de, Markus Böhm)
Wie aus dem Nichts erschien vor drei Jahren die Webseite “Heftig”, die in Deutschland als so etwas wie der Inbegriff des “Clickbait” gilt. Aus einem Zweimannprojekt ist eine 70-Personen-Firma geworden, die mehrheitlich der Funke Mediengruppe gehört. Markus Böhm hat sich durchs “Heftig”-Universum geklickt, zu dem mittlerweile vier deutsche Schwesterseiten gehören.

6. Doppelmoderation bei Sat.1 Bayern
(uebermedien.de)
Auf “Übermedien” hatte man beim Beitrag über den Schottland-Besuch der bayrischen Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) ein Déjà-vu … Die Redaktion von “Sat.1 Bayern” begründet den seltsamen Doppler-Effekt mit unterschiedlichen Lizenzvereinbarungen.

Schwere Geburt einer internationalen Ente

Manchmal ist es ja schon verblüffend, wie der Blick von außen dabei helfen kann, Dinge zu sehen, die man sonst nicht wahrnimmt. Da entdeckt zum Beispiel ein beachtlicher Teil der Weltpresse einen Babyboom auf Island, ziemlich genau neun Monate nach einem tollen Sieg der isländischen Fußballnationalmannschaft, zwinkerzwinker. Und die Isländer selbst bekommen das vor Ort gar nicht mit.

Doch der Reihe nach: Bei der Fußballeuropameisterschaft in Frankreich im vergangenen Jahr besiegte das isländische Team im Achtelfinale am 27. Juni England mit 2:1. Ein ziemlich überraschender Erfolg. Und vor drei Tagen, am 28. März und somit fast exakt neun Monaten nach dem isländischen Triumph, melden Medien weltweit: Auf Island gibt es einen Babyboom, angeblich ausgelöst durch wilde Liebesnächte nach dem Erfolg bei der EM.

Medien aus Spanien berichten:

Aus Nordirland:

Aus den USA:

Aus Neuseeland:

Aus England:

Selbst die BBC produziert ein Video, in dem Comicbabys aus einem isländischen Geysir geschossen kommen:

Und auch deutsche Medien greifen die Geschichte auf. Bild.de zum Beispiel:

“Focus Online”:

Tagesspiegel.de:

Derwesten.de:

Der SWR:

Gala.de:

“RP Online”:

Und, und, und.

Nur: Die Sache mit dem Babyboom auf Island stimmt wohl nicht. Der öffentlich-rechtliche Rundfunksender RÚV schreibt von “Falskar fréttir” und berichtet, dass in den Geburtskliniken in den vergangenen Tagen alles ganz normal gewesen sei. Das Portal “Nútíminn” fragt bei einigen Hebammen nach, und auch die sagen: alles wie immer. Und auf der Seite “The Reykjavík Grapevine” heißt es schon in der Überschrift: “No, There’s No Football-Fueled Baby Boom in Iceland”.

Aber wie kommt dann die Nachricht der isländischen Fußballbabys in die internationalen Titelzeilen? Viele der Seiten, die eine Quelle angeben, berufen sich auf die isländische Website “Visir”. Der dortige Artikel basiert lediglich auf einer einzigen Quelle: dem Tweet eines Mannes, der offenbar Arzt ist und von einem Rekord bei den Periduralanästhesien auf der Entbindungsstation seines Krankenhauses am vergangenen Wochenende schreibt, “neun Monate nach dem 2-1 Sieg gegen England”. Sein Tweet beginnt mit einem “hehehe” und endet mit einem Zwinkersmiley:

Das ist dann auch schon alles, worauf sich die Meldungen aus der ganzen Welt stützen: einen Zwinkertweet.

Mit Dank an Timm F. für den Hinweis!

Polizei und Medien gehen mit Bushido auf Verbrecherjagd

In Buxtehude gab es einen Raub. Schon vor einigen Tagen überfielen zwei Männer eine Frau und nahmen ihr Geld und Handy ab. Die zuständige Polizeiinspektion Stade hat in einer Pressemitteilung nun ein paar Details zu einem der Täter veröffentlicht:

Männlich — nicht über 30 Jahre — 190-200cm groß, sportlich schlank — südländisches Erscheinungsbild — kräftiger Vollbart – sprach gebrochenes deutsch – dunkelrotes Basecap mit einem silbernen Button an der Unterseite der Schirms

Und, noch besser, es gibt auch ein Phantombild:

Viele lokale, aber auch überregionale Medien berichten über die Suche der Polizei. Zum Beispiel die Hamburg-Ausgabe der “Bild”-Zeitung heute:

Oder Bild.de bereits gestern Abend:

Das Onlineportal des “Hamburger Abendblatts” mit leicht verzerrtem Phantombild:

“Focus Online” berichtet ebenfalls:

Und die Onlineredaktion der “Hamburger Morgenpost”:

Wir haben eine gute Nachricht: Die Polizei kann die Suche einstellen. Wir wissen nämlich, wer der Mann auf dem Foto ist: der Rapper Bushido. Gewisse Zweifel, dass er etwas mit dem Raubüberfall in Buxtehude zu tun hat, haben wir durchaus. Aber: Das auf dem Foto ist Bushido.

Die Polizeiinspektion Stade hat offenbar ein Foto des Rappers genommen …

… es gespiegelt …

… das Foto leicht verzerrt, einen fancy Filter über das Bild gelegt, Bushidos Kette wegretuschiert, seinen Bart verlängert, ein paar Punkte und Striche in sein Gesicht gemalt, ihm ein Käppi aufgesetzt. Und schon war das Phantombild fertig:

Für eine größere Version einfach auf die Collage klicken. Dann erkennt man auch drei besonders prägnante Stellen: ein helles Haar in der Augenbraue, ein rausstehendes Nasenhaar und die Spuren der wegretuschierten Kette am Kragen des T-Shirts.

Mit Dank an Sebastian für den Hinweis!

Nachtrag, 13:14 Uhr: Laut tageblatt.de beruft sich die Polizeiinspektion Stade darauf, dass es sich um eine “‘zufällige Ähnlichkeit'” handelt. Das Phantombild sei von einem Zeichner des Landeskriminalamtes nach Angaben einer Zeugin angefertigt worden.

Und Bushido will sich demnächst “ein rotes Cap” zulegen.

Nachtrag, 31. März: Laut kreiszeitung.de gibt inzwischen auch das fürs Phantombild zuständige Landeskriminalamt Niedersachsen zu, dass das Bushido-Foto als Grundlage für die Zeichnung diente. Die Polizeiinspektion Stade bestritt gestern noch einen Zusammenhang und sprach von einem “Zufall”.

Nachtrag, 18. April: Anfangs bedankte sich Bushido zwar noch für den Modetipp bei der Polizei, ganz so lustig fand er die Verwendung seines Fotos als Vorlage für das Phantombild dann aber offenbar doch nicht. Denn inzwischen hat der Rapper Anzeige erstattet, wegen Verleumdung und Verfolgung Unschuldiger.

Dunz-Festspiele, Kolonialhumor, Storchenklage

1. Vom Erfolg, dem US-Präsidenten eine Frage gestellt zu haben
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Die deutsche “dpa”-Journalistin Kristina Dunz hat dem amerikanischen Präsidenten beim Merkelbesuch eine kritische Frage gestellt und wurde dafür von ihrem “dpa”-Vorgesetzten und weiteren Medien vielfach und ausgiebig gefeiert. Stefan Niggemeier von “Übermedien” kann mit den “Dunz-Festspielen” aus vielerlei Gründen wenig anfangen.

2. Stellungnahme zur Karikatur in der FAZ zum Thema „Erdogan möchte eine Rede halten“
(isdonline.de)
Das Karikaturistenduo Greser & Lenz hat auf “faz.net” ein Bild veröffentlicht, das bei vielen Menschen für Entsetzen gesorgt hat, die darin Rassismus sehen (Erdogan im Kannibalen-Kochtopf. Sprechblasentext: “Massa Osman wolle halte eine Rede”). Nun hat der Verein “Initiative Schwarze Menschen in Deutschland” eine Stellungnahme abgegeben und verlangt eine Entschuldigung.

3. Fischer, Frauen und die taz: Thomas Fischer zur Geschichte eines gescheiterten Interviews
(meedia.de, Thomas Fischer)
Gestern haben wir hier den offenen Brief der “taz”-Redakteurin Simone Schmollack an den BGH-Richter und “Zeit Online”-Kolumnisten Thomas Fischer verlinkt. Schmollack hatte sich den Frust über ein nicht autorisiertes Interview mit Fischer von der Seele geschrieben. Nun antwortet Fischer beziehungsweise schlägt zurück.

4. Klage gegen Buch über AfD: Von Storch schießt scharf gegen “Spiegel”-Journalistin Amann
(kress.de, Bülend Ürük)
Nach Informationen von “kress” will die AfD-Europaabgeordnete Beatrix von Storch einen Verkaufsstopp des Buches “AfD – Angst für Deutschland” der “Spiegel”-Journalistin Melanie Amann bewirken. Streitpunkt sei eine Textstelle, die ein Zitat von Beatrix von Storch aus der Debatte um einen Schießbefehl auf Frauen an der Grenze aufgreift. Der Verlag will sich hinter seine Autorin stellen: “Wir werden mit allen rechtlichen Mitteln gegen diesen Versuch, den Verkauf des Buches zu stoppen vorgehen.”

5. Klagewelle gegen die ARD
(rnd-news.de, Ulrike Simon)
Zwischen den Verlagen und Öffentlich-Rechtlichen wird immer wieder hart darüber gestritten, wer was darf. Die Verlage sehen in den Webangeboten der Öffentlich-Rechtlichen eine Bedrohung: Die Fernsehanstalten mögen sich auf Video und Audio beschränken. Texte und Fotos seien Sache der Verlage! Nun wollen die Verlage gegen den “rbb” vorgehen, auf dessen Internetpräsenz sie angeblich zu viel Text entdeckt hätten. Ulrike Simon erklärt den Konflikt und rätselt, wen es als nächstes trifft.

6. Ende der Tonspur
(sueddeutsche.de, Marc Hairapetian)
Eines der ältesten und größten deutschen Synchronunternehmen, die “Berliner Synchron”, zieht auf einen modernen Campus um. Anschließend werden die historischen Studios abgerissen. Anlass an den fast romantischen Charme des alten Gebäudes und seine besonderen Geschichte zu erinnern.

Pro-Adblock, Fischer-Brief, Fernsehballett

1. Richter fordern Auskunft über anonyme Hetzer
(zeit.de)
Die geplante Strafverschärfung gegen Onlinedienste, die rechtswidrige Postings nicht löschen, stößt nun auch bei Richtern auf Kritik. Der Deutsche Richterbund wünscht sich eine Verpflichtung, die Namen anonymer Verfasser von Hasskommentaren an die Betroffenen herauszugeben. Der Geschäftsführer des Deutschen Richterbundes: “Es macht auf die Täter weitaus mehr Eindruck, wenn ihre Hasskommentare nicht nur gelöscht werden, sondern ihnen auch empfindliche Strafen oder Schadensersatzforderungen drohen.”

2. Interview über Adblocker und das Wohlergehen der Schadsoftware-Branche: „Das Problem Malvertising nicht aussitzen!“
(netzpolitik.org, Ingo Dachwitz)
Onlinewerbung kann genutzt werden, um Schadsoftware zu installieren (“Malvertising”). Das Ausblenden von Werbung mittels Adblocker kann daher als eine Art digitale Selbstverteidigung gesehen werden. Das ist jedenfalls die Meinung von IT-Sicherheitsberater Thorsten Schröder, der sich gegen ein Verbot von Adblockern ausspricht. Schröders Aufforderung an die Verlage: “Es ist höchste Zeit, die Sicherheitsauswirkungen eines gescheiterten Finanzierungskonzepts für Online-Nachrichtenportale zu diskutieren! Liebe Verlage, das Problem Malvertising wird nicht kleiner, und ihr könnt es nicht aussitzen!”

3. Er packt noch eins drauf
(taz.de, Simone Schmollack)
“taz”-Redakteurin Simone Schmollack hat sich mit Thomas Fischer (bekannter Richter und Autor der Kolumne “Fischer im Recht” bei “Zeit Online”) zum Interview getroffen. Nach einem einigermaßen harmonisch klingenden Treffen fährt sie nach Hause, bereitet die Inhalte für eine “taz”-Doppelseite vor und schickt sie der guten Ordnung halber an ihren Interviewpartner zwecks Autorisierung. Doch nun beginnen die Probleme… Schmollack verzichtet letzten Endes auf den Abdruck des Interviews und schreibt sich ihren Frust in einem offenen Brief an Fischer von der Seele. Thomas Fischer hat inzwischen bei “Meedia” geantwortet.

4. „Die eigentlichen Narben sind für die Kamera nicht sichtbar” (Teil I)
(Erik Marquart, Marko Risovic, Stefan Günther)
Wie soll man als Fotojournalist mit der Flüchtlingsthematik umgehen? Bei stetig steigender Nachfrage nach neuem Material, ökonomischem Druck und dem Wissen, dass mit den Bildern auch Politik gemacht wird? Ein serbischer und ein deutscher Fotograf reden darüber, warum der eine die Situation der Flüchtlinge in Belgrad in den letzten Wochen dokumentiert hat und der andere nicht.

5. Lechz! Würg! Stöhn!
(spiegel.de, Linus Volkmann)
Geschichte und Erfolg des amerikanischen Satireblatts “MAD” sind in Deutschland eng mit dem Namen Herbert Feuerstein verknüpft. Bei Ausgabe 32 stieg Feuerstein als Ein-Mann-Redaktion ein. Damals betrug die Auflage noch unter 8.000 Exemplaren, doch das sollte sich ändern: Zu den besten Zeiten in den Achtzigerjahren erreichte das Nonsenseblatt eine Verkaufsauflage von 300.000 Stück. Linus Volkmann zeichnet die Geschichte des Blatts voller Wahnsinn, Albernheiten und Rebellion nach und lässt ihren deutschen Mastermind Feuerstein zu Wort kommen.

6. Kuttner und Niggemeier: „Wir helfen dem Fernsehen“
(haz.de, Imre Grimm)
Sarah Kuttner und Stefan Niggemeier starten einen Fernseh-Podcast: „Das kleine Fernsehballett“ ist ab sofort jeden Dienstag beim Musikstreamingdienst Deezer zu hören. Im Interview verraten die beiden, was es mit dem neuen Format auf sich hat, über welche Sendungen sie sich bevorzugt aufregen und wie sie sich kennengelernt haben (“Ich bin zu dem freundlicheren älteren Herrn gegangen und habe gefragt, ob ich seinen Hund streicheln darf”).

Klima-Demagogie, Trampelwerbung, Trumps Steuererklärung

1. Michael Miersch: Bild-schöne Klima-Demagogie
(klima-luegendetektor.de)
Einige kennen den Publizist Michael Miersch als einen der Mitgründer der “Achse des Guten”, der seit vielen Jahren hingebungsvoll Öko-Bashing betreibt. Vor mittlerweile knapp zwei Jahrzehnten erschien Mierschs “Lexikon der Öko-Irrtümer”, das er zusammen mit dem anderen Achse-des-Guten-Mitgründer Dirk Maxeiner verfasste. Ein Buch, über das die “Zeit” seinerzeit schrieb, es entlarve “Öko-Irrtümer”, die gar keine seien. Nun hat Miersch “Bild” ein Interview zur “Klima-Hysterie” gegeben, wie er sie bezeichnet. Die Fachleute vom “Klima-Lügendetektor” haben sich drei Passagen vorgenommen und auf ihre Wahrheit hin überprüft. Ohne spoilern zu wollen: All zu viel blieb nicht übrig …

2. Mädels, aufgepasst: Die „Brigitte“ will ALLES haben!
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
In fremdschämverdächtiger Tonlage bejubelt die “Brigitte” Produkte aus dem “Aldi”- und “Tchibo”-Waren-Imperium. Stefan Niggemeier hat bei der “Brigitte” nachgefragt, was die mal im Plauderton und mal hysterisch aufgeregt daherkommenden Werbetexte kosten würden. Die Pressestelle hat geantwortet und in geschraubten und salbungsvollen Worten erklärt, dass die penetrante TrampelSchleichwerbung Teil des redaktionellen Auftrags der “Brigitte” und somit ein Dienst an den Leserinnen sei.

3. Hacker schmähen Deutschland und die Niederlande auf Twitter
(zeit.de)
Hacker haben sich Zugang zu zahlreichen prominenten Twitter-Profilen (Unicef, Amnesty International, ProSieben, Borussia Dortmund etc.) verschafft und in deren Namen politische Schmähungen gegen Deutschland und die Niederlande verbreitet. In den Tweets fanden sich die Hashtags #Nazialmanya und #Nazihollanda sowie Hakenkreuz-Symbole. Die Angriffe erfolgten über den Twitter-Analysedienst “TwitterCounter”, der den Vorgang untersuchen will und momentan nicht erreichbar ist.

4. Der Journalist, der Trumps Steuererklärung im Briefkasten hatte
(sueddeutsche.de, Kathleen Hildebrand)
Einem amerikanischen Reporter wurde die Steuererklärung von Donald Trump aus dem Jahr 2005 zugespielt. Dank seines Auftritts bei “MSNBC” wussten einen halben Tag später Millionen von Zuschauern über die grobe Einkommenslage des Präsidenten Bescheid. Donald Trump wütete auf Twitter von einem “Reporter, von dem noch nie irgendjemand gehört hat”. David Cay Johnston ist jedoch nicht der unbekannte Reporter, als den ihn Trump hinstellt, sondern ein renommierter Investigativjournalist. Kathleen Hildebrand stellt Johnston in einem Porträt vor und zeichnet seine Reporterkarriere nach.

5. 99 posen online, der 100. ermordet jemanden
(spiegel.de, Sascha Lobo)
Sascha Lobo beschäftigt sich mit den Verrohungstendenzen im Internet bzw. den als solche wahrgenommenen. Eines seiner Beispiele sind die Poserbilder von Gewalttätern: “Es handelt sich meiner Einschätzung nach um eine fehlgeleitete Form digitaler Männlichkeitsbeweise, eine Mischung aus Netzmutprobe, dem Kampf gegen die eigenen Minderwertigkeitskomplexe und einem Rollenspiel der Provokation. Bloß, dass nicht nur die Clique zuschaut, sondern potenziell die ganze Welt, was anstachelnd wirken kann.” Der Gesetzesentwurf des Bundesjustizministeriums zur Eindämmung von Hate Speech hält er für gut gemeint, aber dumm. Lobos Schlussworte: “Verrohung war immer, und wir führen einen immerwährenden, aber inzwischen nicht unerfolgreichen Kampf dagegen. Er heißt Zivilisierung. Davon brauchen wir jetzt die Digitalausgabe.”

6. When the Children Crashed Dad’s BBC Interview: The Family Speaks
(wsj.com, Alastair Gale, Video, 1:58 Minuten)
Vielleicht haben Sie in den letzten Tagen das BBC-Interview mit dem Asienexperten Robert Kelly gesehen. Mitten in die Liveschalte hinein platzten seine beiden kleinen Kleinkinder. Kelly hatte vergessen, das Arbeitszimmer abzuschließen. Das Video des Überraschungsbesuchs ging in der Folge viral. Nun hat das “Wall Street Journal” die komplette Familie vor die Kamera geholt.

Fakenews-Rapid-Response, GWB-Novelle, Twitter-Bots

1. “Wir müssen das stoppen”
(spiegel.de, Marcel Rosenbach)
Robby Mook arbeitet seit den Neunzigerjahren als Berater für die Demokratische Partei und war Hillary Clintons Wahlkampfmanager in ihrem Kampf ums Weiße Haus. Zur Zeit ist er auf einer Rundtour durch Berliner Parteizentralen. Im Gespräch mit dem “Spiegel” erzählt er von seinen Erfahrungen und erklärt, wie sich Parteien gegen Fake News wehren können. “Sie sollten “Rapid-Response”-Teams einrichten, schnelle Eingreiftruppen, die sämtliche relevanten Onlineplattformen ständig im Auge behalten und sehr schnell reagieren können. Wir hatten eine solche Abteilung, aber sie war nicht auf Fake News spezialisiert – das würde ich heute anders machen. Diese Teams müssen in engem Dialog mit den sozialen Netzwerken stehen und von ihnen einfordern, Fake News zu löschen.”

2. Was die 9. GWB-Novelle den Verlagen wirklich bringt (und was nicht)
(kress.de, Jochen Zenthöfer)
Das “Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen” (GWB) ist die zentrale Norm des deutschen Kartell- und Wettbewerbsrechts. Nun steht die 9. GWB-Novelle an, die es Verlagen in Zukunft erleichtert, in allen verlagswirtschaftlichen Bereichen zusammenzuarbeiten. Der Bundestag hat das Gesetz bereits beschlossen, noch im März soll die Bestätigung durch den Bundesrat folgen. Der Präsident des Bundeskartellamtes stört sich an der Freistellung vom Kartellverbot für Presseverlage: “Es ist nicht ersichtlich, dass eine solch weitreichende Privilegierung erforderlich wäre, um den legitimen Kooperationsinteressen von Presseverlagen angemessen Rechnung zu tragen. Die Freistellung, die auch Kernbeschränkungen wie Preisabsprachen erfasst, erscheint systemwidrig und sendet ein falsches Signal.” Und auch andere Experten sehen das Ganze skeptisch, insbesondere was die erhofften, positiven Folgen angeht.

3. Studie: Bis zu 15 Prozent aller aktiven, englischsprachigen Twitter-Konten sind Bots
(netzpolitik.org, Lennart Mühlenmeier)
Forscher der Universitäten von Indiana und Southern California in den USA haben ein Vorgehen zum Erkennen von Twitter-Bots entwickelt. Das Ergebnis ihrer Untersuchung: Hochgerechnet auf die gesamte Nutzerbasis würde es sich bei 48 Millionen Twitter-Konten um automatisierte, Interaktivität vorgebende Bots handeln.

4. “Kronen Zeitung”: Katzen retten, Frauen treten
(derstandard.at, Lisa Mayr)
Die österreichische “Kronen Zeitung” hat sich in kritikwürdiger Weise über die Literatin Stefanie Sprengnagel geäußert, indem Dinge aus dem Zusammenhang gerissen und skandalisiert wurden. Dies löste einen regelrechten Shitstorm gegen die Künstlerin aus und führte zu ihrer (mittlerweile aufgehobenen) Sperrung bei Facebook. Lisa Mayr findet im “Standard” deutliche Worte für die Causa “Krone”: “Bevor Frauen Opfer tätlicher Gewalt werden, werden sie praktisch immer verbal als Mensch abgewertet. Diesen Teil hat die “Krone” erledigt. Jede Partei und jede Firma, die die “Krone” über öffentliche Gelder, Inserate und Presseförderung mitfinanziert, muss sich bewusst sein, dass sie damit die Menschenhatz fördert.”

5. „Dokus sind nachhaltiger“
(taz.de, Daniel Bouhs)
Die “Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten” (KEF) hat das ZDF zum Sparen verdonnert. In der Folge trennte man sich von Magazinen wie „ZDF Reporter“, „ZDF Umwelt“ und „ML mona lisa“ und setzt stärker auf Dokus. Eine strategische Entscheidung wie ZDF-Chefredakteur Peter Frey im Interview zugibt: “In Magazinen laufen häufig dieselben Themen, nur anders aufbereitet. Dokumentationen bieten mehr Chancen zu Originalität und Vertiefung. Außerdem bleiben sie länger frisch und können so immer wieder eingesetzt werden – im Hauptprogramm, auf ZDFinfo, 3sat und Phoenix. Dokus sind nachhaltiger als Magazine.”

6. Peter Schilling, Gründer Media Partisans, im Video-Interview
(horizont.net, Video, 4:33 Minuten)
Im Interview erklärt der “Heftig.co”-Gründer Peter Schilling wie das erfolgreiche Clickbait-Portal funktioniert, welche “Verticals” man noch am Start hat und was für die Zukunft geplant ist.

Babykatzengate, Fusselnabelschau, BILDverschwörer

1. ROG entsperrt blockierte Webseiten
(reporter-ohne-grenzen.de)
Am gestrigen Welttag gegen Internetzensur hat “Reporter ohne Grenzen” fünf zensierte Webseiten in Aserbaidschan, Katar, Saudi-Arabien, der Türkei und Turkmenistan entsperrt. Um die zensierten Seiten zugänglich zu machen, wurden die Webseiten gespiegelt und auf den Cloud-Servern großer Anbieter wie Amazon, Microsoft und Google abgelegt. “Zahlreiche autoritäre Regime sperren Inhalte im Internet, um kritische Informationen von ihren Bürgern fernzuhalten. Mit dieser Aktion protestieren wir gegen die Bemühungen von Staaten, unabhängige Informationsquellen zu sperren. Regierungen dürfen nicht nach Belieben entscheiden, was Menschen wissen und welche Meinungen sie sich bilden.“

2. Fünf Vorschläge für den Umgang mit Fake News
(sueddeutsche.de, Georg Mascolo)
Georg Mascolo macht auf “sueddeutsche.de” fünf Vorschläge für den Umgang mit Fake News. Gleich am Anfang klärt er einen beliebten Irrtum in der Fake-News-Debatte auf: “Irrtümer, falsche Einschätzungen, Übertreibungen oder schlechter Journalismus sind keine Fake News. Nur wenn Journalisten trotz späteren besseren Wissens erkannte Fehler nicht korrigieren, wird aus einem Irrtum eine Lüge. Journalismus lebt von sorgfältiger Abwägung und doppelter Überprüfung, Vereinfachung ist notwendig, darf aber die Substanz nicht verändern.”

3. Michael Wolffsohn weiß die „Wahrheit“ über sämtliche Axt-Angriffe
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Einen “außergewöhnlich dummen und gefährlichen Kommentar” nennt Stefan Niggemeier das, was der Historiker Michael Wolffsohn an unbewiesenen Behauptungen und Verschwörungsvermutungen um die Axt-Angriffe in Düsseldorf zusammengezimmert hat. “Wolffsohn ist damit nicht allein, er ist in bester rechter und rechtsextremer Gesellschaft. Man findet Leute wie ihn, die nichts mehr glauben und alles schon wissen, die eine große Verschwörung zur Irreführung der Bevölkerung vermuten, an vielen Stellen im Internet. „Bild“ verschafft ihnen Gehör.”

4. Berliner Nabelschau
(faz.net, Andrea Diener)
Zwischen 1912 und 1937 erschien in Berlin das Magazin “Die Dame”. Die Texte drehten sich um Kultur, Mode und Gesellschaft, das Frauenbild war fortschrittlich. Nun relauncht der Axel Springer Verlag das historische Magazin. Andrea Diener kann dem Unternehmen wenig Gutes abgewinnen: “Diese Zeitschrift guckt auf sich selbst, seziert die Fusseln im eigenen Nabel und stolpert dabei über die zu großen Stöckelschuhe. Man möchte ihr beim besten Willen nicht dabei zusehen müssen, Unfälle gibt es auf der Straße schon genug.”

5. Er hat CIA gesagt!
(zeit.de, Patrick Beuth)
Das Ansehen von Wikileaks hat in den letzten Jahren sehr gelitten. Kritiker werfen der Plattform vor, durch das unredigierte Veröffentlichen, Unschuldige zu gefährden, fragwürdige Botschaften zu verbreiten und einer politischen Agenda zu folgen. Wie also mit den Leaks umgehen? Patrick Beuth hat sich auf “Zeit Online” Gedanken zu diesem Problem gemacht.

6. Babykatzengate
(taz.de, Malte Göbel)
Die Literatin und Bachmann-Preisträgerin Stefanie Sargnagel muss sich seit Tagen eines absurden Shitstorms erwehren, losgetreten von der rechten österreichischen Boulevardzeitung “Kronenzeitung”. Im Zuge des “Babykatzengates” ist sie nun auch noch für 30 Tage auf Facebook gesperrt worden. Sargnagel vermutet, “weil FPÖ-Wähler und Kroneleser mein Profil gemeldet haben“. Auf Twitter hat sie den Vorgang aus ihrer Sicht zusammengefasst.

Trumps Adblocker, Grimmige Grimme-Juroren, Kluger Kotau

1. Endlich Klarheit: Adblocker sind schuld an Trump und Brexit
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Der Zeitungsverleger-Verband Nordrhein-Westfalen will Adblocker verbieten lassen, zum “Schutz der Integrität von journalistisch-redaktionellen Telemedienangeboten”. Der Verband feilt in einer für den Landtag bestimmten Stellungnahme sogar an der Theorie, Adblocker hätten Donald Trump an die Macht gebracht: “Die Meinungsbildung für die breite Masse erfolgt dann durch Blogger ohne journalistische Standards und soziale Netzwerke. Erste Auswirkungen eines solchen Trends lassen sich in den letzten Wahlen in Großbritannien und den USA besichtigen.” Darüber hinaus werden die Onlineannoncen im bedeutungsschweren Schwampfdeutsch als “Nachrichten” bezeichnet, die einen “informations-, meinungs- und bildungsfördernden Einfluss auf den Leser hinsichtlich des jeweiligen Sachgebietes” hätten. Markus Reuter hat auf “Netzpolitik.org” ein paar Anmerkungen dazu.

2. Kluger Kotau
(taz.de, Georg Löwisch)
Demutsgesten der freien Presse gegenüber ihren Gegnern seien gefährlich, doch der Brief von “Welt”-Chef Poschardt an Erdogan sei richtig, so “taz”-Chefredakteur Löwisch: “Sein Ziel ist es, Deniz Yücel freizubekommen, den der Autokrat als Geisel genommen hat. Der Chefredakteur verspricht nichts, er entschuldigt sich nicht. Er macht sich allerdings klein, damit sich Erdoğan größer machen kann. Er setzt darauf, dass der Präsident vom Bild des starken Mannes lebt, der jedes Armdrücken gewinnen muss.”

3. Opposition ist kein Mist
(sueddeutsche.de, Hans Hoff)
Das Politikmagazin “Monitor” (WDR) kann auf mehr als 50 Jahre Fernsehgeschichte zurückblicken. Seit 2012 wird die Sendung von “Monitor”-Chef Georg Restle moderiert, der auch vor Kritik am eigenen Haus nicht zurückschreckt. “Wenn man Restle eine Weile zuhört, wie er die Dinge beschreibt, wie er das Feuer seiner sechsköpfigen Redaktion beschreibt, wie er die Widerständigkeit seiner Mannschaft skizziert, dann kommt man auf das Bild vom kleinen gallischen Dorf, das sich in seiner Sendung ganz allein alle drei Wochen eine halbe Stunde lang gegen die Römer wehrt.”

4. Organversagen
(kreuzer-leipzig.de, Juliane Streich)
Ein in Leipzig über lange Jahre wegen vieler Großprojekte bekannter Baudezernent wird neuer Chef des Berliner Flughafenprojekts BER. Man möchte meinen, dass ein lokales Medium wie die “Leipziger Volkszeitung” den Mann gut kennen und entsprechend berichten müsste, doch dort wird vor allem seine Haartolle erwähnt. Was eventuell an Stellenabbau und Umstrukturierung liegen wird, die dafür gesorgt haben, dass derartige Texte jetzt wahrscheinlich aus dem fernen Hannover kommen. Im Leipziger Stadtmagazin “Kreuzer” kommentiert Juliane Streich den Vorgang: “In der Praxis des Redaktionsalltages scheint dieses Konzept leider oft nicht aufzugehen, wie nicht nur dieses Beispiel zeigt. Mit Stärkung des Lokaljournalismus hat dies nichts mehr zu tun, wobei nur noch ein Motivationsgrund bleibt: Sparen. Das Zeitungssterben wird man so nicht aufhalten können, denn Lütke Daldrups Haartolle kann man im kostenlosen Internet weitaus besser sehen als in der LVZ.”

5. Merkels Geheimgespräche mit der Presse bleiben geheim
(tagesspiegel.de, Jost Müller-Neuhof)
Das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg (OVG) wies die Informationsklage eines Tagesspiegel-Redakteurs ab, der unter anderem Auskünfte zu Treffen begehrte, bei denen Merkel mit anderen Journalisten über die Flüchtlingskrise, den Brexit sowie den Umgang mit der AfD gesprochen hatte. Bundeskanzlerin Angela Merkel muss nach dem neuen Richterspruch und anders als erstinstanzlich entschieden, keine Auskünfte über ihre geheimen Zusammenkünfte mit Journalisten geben.

6. Zwei Jury-Mitglieder distanzieren sich von Grimme-Preisvergabe an Oliver Polak und seine Sendung “Applaus und raus”
(medienkorrespondenz.de)
Comedian Oliver Polak hat für seine mittlerweile abgesetzte Talkshow “Applaus und raus” einen Grimme-Preis bekommen. Die Entscheidung der Jury ist umstritten. Von den sieben Jury-Mitgliedern haben sich zwei von der Entscheidung öffentlich distanziert: „Medienkorrespondenz“-Chefredakteur Dieter Anschlag und der Leiter des “taz”-Medienressorts Jürn Kruse. Beide Juroren finden es unter anderem nicht hinnehmbar, dass für die Sendung der Hashtag “#gastoderspast” verwendet wurde. Weiterer Lesetipp: Unter Bist du behindert, du Spast? berichtet eine Bloggerin davon, was sie nach ihrer Kritik an dem Hashtag Unschönes erlebte und wie der Sender reagierte.

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