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Bauernopfer Drosten, Twittern wie Trump, Herres Frauenbild

1. Medienforscherin über inszenierte Corona-Konflikte: “‘Bild’-Chef Julian Reichelt schlägt um sich”
(rnd.de, Imre Grimm)
Die Medienforscherin Johanna Haberer ist insgesamt recht zufrieden mit der Corona-Berichterstattung deutscher Redaktionen. Sie kritisiert jedoch den Umgang der “Bild”-Medien mit dem Virologen Christian Drosten und vermutet politische Gründe hinter der Kampagne: “Es geht gar nicht um Drosten. Es geht um die Kanzlerin. Es geht darum, eine weitere Amtszeit – um die viele Menschen in der Republik sie im Moment ja vergeblich beknien – auf jeden Fall zu verhindern. Diese Statue, zu der Merkel gerade wieder erwächst, kann ‘Bild’ einfach nicht ertragen. Das Problem der Zeitung ist, dass die Bundesregierung mit der Krise unterm Strich sehr gut umgegangen ist, dass also die Politik nach Beratung durch die Experten vieles richtig gemacht hat. Das passt ‘Bild’ nicht in den Kram. Das ist für die Spektakelpresse unaushaltbar. Drosten ist in diesem Kontext nur ein Bauernopfer.”

2. Rassenunruhen – ein “grundfalscher” Begriff
(deutschlandfunk.de, Annika Schneider, Audio: 2:25 Minuten)
Im Zusammenhang mit den derzeitigen Demonstrationen in den USA wird von manchen Medien gelegentlich der Begriff “Rassenunruhen” verwendet. Treffender sei es, von “Protesten gegen Polizeigewalt und Rassismus” zu sprechen: “Wer klarmachen will, dass es dabei auch zu Ausschreitungen und Krawallen kommt, kann die konkret benennen – und differenziert so zwischen friedlichen und gewalttätigen Demonstrierenden.”

3. Wie bunt is(s)t Maischberger?
(planet-interview.de, Jakob Buhre)
Jakob Buhre hat die “Maischberger”-Gästelisten der vergangenen zwei Jahre untersucht (PDF), um herauszufinden, wie es mit der Zusammensetzung tatsächlich bestellt ist. Der Anteil weißer Gäste belaufe sich auf 95 Prozent – ein Wert, der nicht unsere bunte Gesellschaft abbilde. Da Buhre sich nicht sicher ist, ob er bei der “Maischberger”-Redaktion mit seinen Zahlen durchdringt, versucht er es mit einem anschaulichen Beispiel: “Hallo Frau Maischberger, auf dem Weg zur Arbeit fahre ich täglich an Ihrer Produktionsfirma vorbei. Wissen Sie eigentlich, was für leckere Restaurants es in Ihrer Straße gibt? Nein? Kein Problem, ich habe heute mal nachgeschaut. Also, wir hätten da fünf Mal italienische Küche, vier mal Japanisch, zwei vietnamesische und chinesische Restaurants, einen Koreaner, einen Inder und zwei Mal deutsche Küche. Auch das Angebot an Falafel/Schawarma ist top! Oder wie wäre es mit Südamerika? Da haben Sie die Wahl zwischen Mexikanisch, Argentinisch und Peruanisch! So, und jetzt stellen Sie sich mal ganz kurz vor, in Ihrer Straße gäbe es zu 95 Prozent nur Currywurst und Kartoffeln. Danke!”

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4. Die ARD und ihr Männerproblem
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
ARD-Programmdirektor Volker Herres hat in einem Interview mit “Bild am Sonntag” unter anderem die Meinung vertreten, es gebe kein “weibliches Pendant zu Kai Pflaume”. In der Showunterhaltung treffe man laut Herres nicht viele Frauen an. Er habe jedoch nicht den Eindruck, dies sei das Ergebnis vorsätzlicher Diskriminierung. “Aber ändern würde ich es gern. Falls wir also jemanden übersehen haben, darf man sich gern bei uns melden.” Augenblicklich meldeten sich auf Twitter zahlreiche Menschen zu Wort – mit teilweise langen und fundierten Vorschlagslisten.

5. ZDF gibt Bildungsinhalte nicht nur für Schulen und Wikipedia frei
(heise.de)
Erstmals stellt das ZDF zahlreiche Medien und Animationen unter freier Lizenz online, so dass sie von jeder Person genutzt und weiterverbreitet werden können. Der Sender folgt damit einer gewissen Logik, denn die Beiträge wurden oft mit öffentlichen Geldern beziehungsweise Beiträgen der Allgemeinheit produziert. Da liegt es nahe, sie nach der Erstausstrahlung auch der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen. Betroffen sind zunächst 50 Beiträge zu Geschichte und Wissenschaft, die beispielsweise im Schulunterricht verwendet oder von Plattformen wie Wikipedia genutzt werden können. Einzige Voraussetzung sei die korrekte Nennung der Quelle.

6. Wer twittert wie Donald Trump, wird gesperrt
(spiegel.de)
Was passiert, wenn man sich auf Twitter verhält wie der US-Präsident? Ein US-Amerikaner hat das Experiment gewagt, den Text einiger Trump-Tweets übernommen und auf seinem Account gepostet. Es dauerte nicht lange, bis die erste Sperre erfolgte. Der “Spiegel” hat mit dem Twitterer über dessen Versuch und die bisherigen Erkenntnisse gesprochen. Es gebe eine “reale Doppelmoral in Bezug auf akzeptables Verhalten zwischen normalen Nutzern und Anführern der Welt”.

“Bild” vs. Drosten, Polizeigewalt, Erlösmodelle für Journalismus

1. Warum Drosten die “Bild”-Zeitung so scharf angeht
(tagesspiegel.de, Tilman Schröter & Gloria Geyer)
Der Chefvirologe der Berliner Charité Christian Drosten ärgert sich über eine Anfrage der “Bild”-Zeitung, die er als tendenziös und unfair empfand. Noch dazu hatte man ihm zur Beantwortung der komplexen Fragestellung lediglich eine Antwortzeit von einer Stunde eingeräumt. In der Anfrage, die eher einer Konfrontation glich, hatte sich “Bild” auf verschiedene Wissenschaftler bezogen, von denen sich mehrere sofort von dieser Art der Berichterstattung distanzierten.
Weiterer Lesehinweis: Wissenschaftler distanzieren sich im Streit um Drosten-Studie von “Bild” (turi2.de, Benjamin Horbelt). Lesenswert ist auch das Interview von Alexander Kühn mit dem vermeintlichen “Bild”-Kronzeugen, dem deutschen Ökonomen Jörg Stoye, der an der Cornell-Universität in Ithaca, USA, Statistik lehrt: “Drosten ist ein Gigant der Virologie. Ich habe von seiner Disziplin keine Ahnung, ich bin Statistiker. Als ich heute von dem ‘Bild’-Artikel erfahren habe, habe ich ihm gleich eine E-Mail geschrieben, wie unangenehm mir das ist.” (spiegel.de)
Und selbst altgedienten “Bild”-Recken wie Georg Streiter ist das Vorgehen seiner ehemaligen Kollegen unangenehm, wie auf Facebook zu lesen ist: “Selbst wenn man die nur als niederträchtig zu bezeichnenden ‘Recherche’-Methoden von Herrn Piatov ignoriert (darüber ist schon ausreichend geschrieben worden), bleibt festzustellen: Diese Schlagzeile ist durch NICHTS belegt.”
Außerdem aus unserem Archiv: Wie die “Bild”-Redaktion mit schmutzigen Tricks versucht, Christian Drosten zu zerlegen.

2. Ein Spotify für Journalismus?
(message-online.com, Pauline Tillmann)
Medien erleben die Corona-Krise als eine höchst paradoxe Zeit: Einerseits sind sie als Informationslieferanten wertvoll wie noch nie und verzeichnen explodierende Online-Abrufe. Andererseits brechen die Anzeigeneinnahmen in dramatischer und existenzbedrohender Weise ein. Wie können Gegenstrategien aussehen? Könnten Spotify, Netflix und andere Streamingdienste Beispiele für neue Geschäftsmodelle sein? Was ist nötig, um die Zahlungsbereitschaft für digitalen Journalismus zu verbessern. Anhaltspunkte dafür können laut Pauline Tillmann Modelle wie die “Krautreporter”, das Schweizer Digitalmagazin “Republik” und der Abo-Abwickler Steady liefern (Offenlegung: Wir nutzen Steady als einen Weg, über den man uns unterstützen kann).

3. Jung & Live mit Bernhard Pörksen
(youtube.com, Tilo Jung & Hans Jessen, Video: 2:04:00 Stunden)
Zwei kurzweilige Stunden ohne überfrachtetes Medien-Blabla, sondern mit dem spürbaren Wunsch, den Dingen auf den Grund zu gehen: Bei “Jung & live” war der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen zu Besuch. In dem Gespräch mit Tilo Jung und Hans Jessen geht es um die mediale Wahrnehmung der Corona-Pandemie, die Kunst des Miteinander-Redens, Filter-Bubbles und Filter-Clashs sowie die große Gereiztheit in unserer Gesellschaft. Schön ist auch die Anekdote, wie Pörksen bei einer Talkshow-Teilnahme von einem anderen Talkshow-Gast “bestohlen” wurde.

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4. Netflix: Wer nicht glotzt, fliegt raus
(wuv.de)
Normalerweise freuen sich Unternehmen darüber, wenn zahlende Kundinnen und Kunden die Dienste nicht in Anspruch nehmen (bei Fitnessstudios scheint dies gar zum Geschäftsprinzip zu gehören). Nicht so beim Video-Streaming-Dienst Netflix: Dort wolle man inaktiven Nutzerinnen und Nutzern (oder genauer: Nicht-Nutzerinnen und -Nutzern) das Konto künftig automatisch kündigen. Dies betreffe jene, die ihr Konto seit zwei Jahren nicht mehr genutzt haben oder die ein Jahr nach ihrer Anmeldung nicht in Erscheinung getreten sind. Die Zahl dieser Fälle sei höher als man erwartet: Die Rede ist von mehr als 900.000 Konten.

5. Böse Überraschungen
(taz.de, Lotta Laoire)
Die Kamera-Assistentin Lea R. ist nach eigenen Angaben ein Opfer von Polizeigewalt geworden. Ein Polizist habe ihr am 1. Mai in Berlin mit voller Absicht ins Gesicht geschlagen, während ihr Team eine Festnahme aufgenommen habe. Die medizinischen Folgen für die 22-Jährige seien gravierend. Derzeit sei unklar, ob ihre abgebrochenen Schneidezähne überhaupt repariert werden können. Die Ermittlung des Täters in den Polizeireihen gestalte sich, wie oft bei derartigen Fällen, als schwierig bis unmöglich. Laut einer Studie komme es nur in rund zwei Prozent der Fälle von Polizeigewalt zu Gerichtsverfahren.

6. Pixel-Nacktbilder und SMS-Chats: Der Teletext wird 40
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
Man mag es kaum glauben, aber Teletext wird auch 40 Jahre nach seiner Erstausstrahlung immer noch fleißig aufgerufen. Die Rede ist von mehr als zehn Millionen täglichen Nutzerinnen und Nutzern. Matthias Schwarzer lässt die vergangenen 40 Jahre Revue passieren und versucht die Frage zu beantworten, warum der Dienst bei vielen Menschen immer noch so beliebt ist — jenseits des nostalgischen Retrocharmes.

Prof. Dr. Verschwörung, “Bild” am Gartenzaun, Evas Telegram-Protest

1. Prof. Dr. Verschwörung
(sueddeutsche.de, Bastian Brinkmann)
Der Finanzwissenschaftler und Direktor des Instituts für Öffentliche Finanzen der Leibniz-Universität Hannover Stefan Homburg ist während der Corona-Krise zur Medienfigur geworden. Bekannt gemacht haben ihn jedoch nicht seine wirtschaftspolitischen Forschungen, sondern seine öffentlichen Äußerungen zu der angeblichen Wirkungslosigkeit von Kontaktbeschränkungen, einer angeblich bevorstehenden “Zwangsimpfung” und den “Sklaven-Masken, mit denen die Bevölkerung psychisch niedergehalten werden soll”. “SZ”-Redakteur Bastian Brinkmann hat sich fast zwei Stunden mit dem Professor unterhalten, den er bei aller Kritik als durchaus eloquent empfand.
Weiterer Lesehinweis: Homburgs Reaktion auf Twitter fiel weniger eloquent aus: “Medienprostitution vom Feinsten. Wenn Sie Ihr Abo kündigen, tut das der Süddeutschen wegen der neuen Subventionen für Linientreue nicht weh. Wer einem ‘Bastian Brinkmann’ ein Wort glaubt, ist selbst schuld. Schreiben Sie ihn an!”

2. “Bild” filmt Sidos Garten – Rapper geht auf Kamerateam los
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
Ein “Bild”-Kamerateam hat dem Rapper Sido vor dessen Haus aufgelauert, um ihn über den Gartenzaun zu seinen verschwörerischen Äußerungen zu befragen. In dem Zusammenhang kommt es zu einem Wortgefecht, Sido geht auf das Kamerateam los, es scheint ein Gerangel zu geben. Ein Vorfall, den “Bild” samt Video gleich gewinnbringend hinter der Bezahlschranke verkauft. Matthias Schwarzer kommentiert: “Medienrechtlich ist die Aktion der ‘Bild’-Zeitung derweil mindestens heikel. Denn auch Prominente haben das Recht auf Privatsphäre und müssen es keineswegs hinnehmen, mit jedem Teil ihres Lebens in die Öffentlichkeit gezerrt zu werden — dazu zählt zum Beispiel auch das private Grundstück.”

3. Follower bei der Arbeit
(deutschlandfunk.de, Mirjam Kid & Michael Borgers)
Deutschlandfunk-Autor Stefan Römermann berichtete vor einigen Tagen über die Wirkmächtigkeit des Messengerdienstes Telegram für die Verschwörungsszene (Audio: 6:31 Minuten). Er zitierte dabei auch die ehemalige Moderatorin Eva Herman, die sich missverstanden fühlte und an ihre mehr als 100.000 Accounts umfassende Telegram-Gefolgschaft schrieb: “Deutschlandfunk hört meinen Telegram-Kanal ab und reißt meine Äußerungen willkürlich aus dem Zusammenhang. So arbeiten die zwangsgebührenfinanzierten Sender”. Wie zur Bestätigung der These von der enormen Wirkmächtigkeit des Messengerdienstes hätten sich daraufhin unzählige Telegram-Nutzerinnen und -Nutzer bei Römermann gemeldet.

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4. Sechs Tipps für den Umgang mit Verschwörungstheoretiker*innen
(editionf.com, Dana Buchzik)
Die Journalistin Dana Buchzik ist in einer radikalen Sekte aufgewachsen und lebte einige Zeit in einem Umfeld radikaler Meinungen. In ihrem Beitrag verrät sie sechs Tipps, wie man mit davon betroffenen Personen umgehen kann, denn: “Wenn wir verstehen, wie Radikalisierungsprozesse ablaufen, können wir im Gespräch nicht nur uns selbst besser schützen, sondern auch unserem Gegenüber vermitteln, dass es noch immer einen gemeinsamen Boden humanistischer Werte gibt, auf den sie*er zurückkehren kann.”

5. Das sind die Corona-Unwörter
(spiegel.de, Samira El Ouassil)
Samira El Ouassil beschäftigt sich in ihrer neuen “Spiegel”-Kolumne mit Sprache in der Krise: “Wörter wie ‘Grenzöffnung’, ‘Klimahysterie’ und ‘Lockdown’ ermöglichen auf geradezu magische Weise die Beschreibungen einer Gegenwart, die nicht stattgefunden hat, von der wir jedoch glauben, dass wir sie so wahrgenommen und erlebt haben.”

6. “Man muss den Leuten etwas erzählen und erklären wollen”
(fachjournalist.de, Ulrike Bremm)
Silke Hansen ist als Leiterin des ARD-Wetterkompetenzzentrums unter anderem für den Wetterbericht in der “Tagesschau” verantwortlich. Im Interview mit dem “Fachjournalist” schildert sie ihren Alltag als Wettermoderatorin, spricht über spannende Wetterphänomene und erzählt, was sie mit der Formel 1 und dem Rallyesport verbindet.

Durchdrehende Promis, Infokrieger “Peter”, Im Zweifel für den Zweifel

1. “Sie sind eine homogene Enklave”
(sueddeutsche.de, Hans Hoff)
Die Neuen deutschen Medienmacher*innen haben ihren Bericht zur Diversität im deutschen Journalismus (PDF) vorgestellt (“Eine Recherche über interkulturell vielfältiges Medienpersonal in deutschen Redaktionen und die Ansichten von Führungskräften im Journalismus zu Diversity in den Medien.”). Trotz einiger Appelle in den Vorjahren seien Menschen mit Migrationshintergrund in deutschen Redaktionen weiterhin deutlich unterrepräsentiert.

2. Corona-Verschwörungen: Warum drehen so viele Promis durch?
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
Xavier Naidoo, Detlef D! Soost, Attila Hildmann, Til Schweiger … Wer sich ab und zu in den Sozialen Medien aufhält, könnte den Eindruck gewinnen, dass Musiker und TV-Stars derzeit besonders viel Unsinn rund um die Corona-Pandemie verbreiten. Matthias Schwarzer fragt sich: “Was ist da los? Und warum driften plötzlich so viele Promis ab?”
Weiterer Lesehinweis: Wie zur Bestätigung ein neuer Fall: Sido plaudert über Kinderblut und verteidigt Xavier Naidoo.

3. Warum es nicht “Verschwörungstheorie” heißen sollte
(deutschlandfunk.de, Stefan Fries, Audio: 2:10 Minuten)
Im etwa zweiminütigen Sprachcheck des Deutschlandfunks kümmert sich Stefan Fries um den Begriff “Verschwörungstheorie”, den er für wenig geeignet hält. Der Wortbestandteil “Theorie” täusche eine Wissenschaftlichkeit vor: “Der Begriff gibt Propaganda, Desinformation und Lügen nur fälschlicherweise einen wissenschaftlichen Anstrich. Dabei handelt es sich aber je nach Ausprägung um Erzählungen, um Ideologien, Mythen oder Legenden.”

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4. Im Zweifel für den Zweifel
(journalist.de, Ingrid Brodnig)
In der aktuellen Folge der Serie “Mein Blick auf den Journalismus” schreibt die österreichische Journalistin und Autorin Ingrid Brodnig über die Schwierigkeit, in Krisenzeiten den Überblick zu behalten. Qualitätsvoller Journalismus müsse offenlegen, wenn es keine gesicherten Informationen gibt: “Es ist eine gesellschaftliche Herausforderung, dass wir Menschen uns nach Einordnung, nach Gewissheit sehnen — auch dort, wo diese nur ein trügerisches Gefühl ist. Die Corona-Krise ist auch hierfür ein Paradebeispiel: Wir wissen vieles nicht.”

5. Harte Konkurrenz für Fotojournalisten
(de.ejo-online.eu, Felix Koltermann)
Fotojournalisten und -journalistinnen haben kein leichtes Leben. Redaktionen beziehen ihre Bilder bei den Großanbietern, greifen auf kostenloses Material zurück oder ermuntern ihre Redakteure, “mal eben” mit dem Handy zu knipsen. Felix Koltermann hat sich mit Sabine Pallaske, Vorsitzende der Mittelstandsgemeinschaft Fotomarketing, über die derzeitigen Schwierigkeiten bei der Nutzung und Verwertung von “visuellem Content” unterhalten.

6. Video: Infokrieger – Die neuen rechten Medienmacher
(daserste.de, Dennis Leiffels & Anna Breithausen & Alexander Tieg & Marvin Milatz, Video: 44:00 Minuten)
Wie funktioniert der “Infokrieg” der neuen rechten Medienmacher? Anderthalb Jahre haben Reporterinnen und Reporter Kommunikationsdaten aus verschiedenen Sozialen Netzwerken ausgewertet und sind den Strukturen nachgegangen. Dies führte sie rund um den Globus bis nach Uruguay zu “Peter”, der dort zahllosen rechten und rechtsextremen Websites die Heimat für deren Impressum bietet. Ein spannender Film mit interessanten Einblicken in den “digitalen Maschinenraum” der Neuen Rechten.

Pochers Attacken, Mausgezeichnete Einschaltquoten, Lisa Eckhart

1. Täter hatten vor Übergriff wohl Streit mit “heute-show”-Team
(tagesspiegel.de, Alexander Fröhlich)
Der genaue Hintergrund des Angriffs auf ein Team der “heute-show” (ZDF) ist nach wie vor unklar. Laut “Tagesspiegel”-Informationen soll es jedoch vor der Attacke Streit zwischen dem TV-Team und den Angreifern gegeben haben. Für die Staatsanwaltschaft seien alle Verdächtigen “dem linken Spektrum zuzurechnen”.
Weiterer Gucktipp: Im ZDF-Interview (Video, 13:31 Minuten) schildert der Satiriker Abdelkarim, wie er den Angriff erlebt hat: “Das war auch keine Schlägerei, das war ein Einschlagen auf eine völlig wehrlose Gruppe, von der null Gefahr ausging. Viel feiger kann ein Angriff gar nicht sein.”

2. Niveaulos und frauenverachtend: Wer stoppt Oliver Pocher?
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
Der Comedian Oliver Pocher hat offenbar eine neue Möglichkeit gefunden, Aufmerksamkeit zu generieren: Er drischt öffentlich auf Influencerinnen ein. In einem aktuellen Fall legte er die Pornovergangenheit eines seiner Opfer offen. “Sollte Pocher mit seinem pseudointellektuellen Moralgeplänkel tatsächlich so etwas wie journalistischen Anspruch gehabt haben, so ist er damit krachend gegen die Wand gefahren”, kommentiert Matthias Schwarzer. Sein Fazit: “Je mehr grölendes Publikum Pocher bekommt, desto mehr pöbelt sich der Comedian in Rage. Dass hinter jedem Influencer auch ein Mensch steht, wird da zweitrangig. Da wird jeder Fehltritt ausgeschlachtet, jedes Nacktvideo, jede Dominavergangenheit zum Auslachexzess. Die Grenze ist hier bereits lange überschritten.”

3. Klassiker räumt ab: “Sendung mit der Maus” im Höhenflug
(dwdl.de, Alexander Krei)
Trotz ihres mittlerweile stolzen Alters von 50 Jahren ist “Die Sendung mit der Maus” so erfolgreich wie lange nicht. Bei den 14- bis 49-Jährigen habe die Kindersendung einen Marktanteil von fast 17 Prozent erzielt. Ein außergewöhnlich guter Wert für den Klassiker, der sich auch bei den Erwachsenen großer Beliebtheit erfreue.

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4. Renan Demirkan protestiert gegen “Eliminierung” älterer Schauspieler aus Drehbüchern und Besetzungslisten
(presseportal.de)
Die Autorin und Schauspielerin Renan Demirkan warnt vor einer existenziellen Bedrohung älterer Künstlerinnen und Künstler durch die Corona-Krise. In einem Offenen Brief (nur mit Abo lesbar) an NRW-Ministerpräsident Armin Laschet schreibt die 64 Jahre alte Demirkan: “Ich bin mir nicht sicher, ob sich Nichtkünstler ein Künstlerleben wirklich vorstellen können. Ob auf der Bühne oder auf der Leinwand; ob in Büchern oder Bildern; ob als Musiker oder Komponisten: Das, was wir tun, das sind wir — uneingeschränkt und ohne Altersgrenze!”

5. Pulitzer-Preis für die “New York Times”
(sueddeutsche.de)
Der Pulitzer-Preis geht dieses Jahr unter anderem an die “New York Times”. Der Jury habe die Russland-Berichterstattung gefallen, mit der die Zeitung das aggressive Vorgehen des russischen Präsidenten Wladimir Putin enthüllt habe. Weitere Auszeichnungen gingen unter anderem an die in Alaska ansässige “Anchorage Daily News”, die Recherche-Plattform “ProPublica”, das “Courier-Journal” und die “Baltimore Sun”.

6. Sie ist von Kopf bis Fuß aufs Böse eingestellt
(faz.net, Andrea Diener)
Wer gelegentlich die Satiresendung “Nuhr im Ersten” schaut, ist dort eventuell schon einmal der österreichischen Kabarettistin Lisa Eckhart begegnet, die bevorzugt gegen die “politische Korrektheit” anredet. Derzeit wird ein bereits älterer Ausschnitt der Kabarettsendung “Mitternachtsspitzen” diskutiert, in der Eckhart jahrhundertealte Vorurteile gegen Juden reproduziert. Anlass für Andrea Diener, einen genaueren Blick auf die Künstlerin und ihr Programm zu werfen: “Zusammenfassen lässt sich ein Großteil ihres Programms mit ‘stellt euch mal nicht so an’. Gemobbte Schulkinder, Magersüchtige, rassistisch angegangene Corona-Chinesen: alle mal die Fresse halten, früher ging es den Leuten noch viel schlechter. Früher wurde nicht ‘gemobbt’, früher wurde noch zünftig geprügelt und es hat keinen gestört, weil die Gesellschaft noch nicht so verweichlicht und dekadent war. Zack, über alle Zwischentöne drübergebügelt. Es gibt Pilsstuben, in denen hat man das schon differenzierter gehört.”
Nachtrag: Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser “6 vor 9”-Ausgabe war der Artikel noch frei abrufbar. Inzwischen hat die “FAZ”-Redaktion ihn hinter die Paywall gestellt.

Corona-Lexikon, Rücktritt oder auch nicht, Ruth Moschners Telefonterror

1. Corona-Lexikon
(journalist.de, Sebastian Pertsch)
Das kleine “Corona-Lexikon” wendet sich in erster Linie an Medienschaffende, die sich nicht im Dschungel der Begrifflichkeiten und Fachtermini verirren wollen. Es ist aber auch eine klare Empfehlung für alle, die sich in Sachen Corona-Krise auf dem Laufenden halten wollen und die Berichterstattung dazu verfolgen.

2. Fal­sche Worte in den Mund gelegt
(lto.de)
Es versteht sich eigentlich von selbst, dass man nur das zitiert, was gesagt wurde, und anderen Personen keine falschen Worte in den Mund legt. Dies gelte auch und insbesondere bei mehrdeutigen Äußerungen, bei denen man verpflichtet sei, die eigene Deutung durch einen “Interpretationsvorbehalt” kenntlich zu machen, so das Oberlandesgericht Frankfurt in seinem Beschluss zu einem mehrdeutigen Zitat von Renate Künast. Die Grünen-Abgeordnete hatte sich gegen ein Bild gewehrt, das ein Facebook-Nutzer gepostet und ihr dabei eine Aussage zur Zulässigkeit von Sex mit Kindern in den Mund gelegt hatte.

3. In Schleswig-Holstein ist gegebenenfalls jemand zurückgetreten. Weiß man aber nicht so genau. Können wir aber schon mal melden.
(stefan-fries.com)
In einer “Spiegel”-Eilmeldung informierte das Nachrichtenmagazin über den Rücktritt des schleswig-holsteinischen Innenministers. So richtig klar sei in der Meldung jedoch nicht rübergekommen, ob der Minister den Rücktritt angeboten habe, ob er ihn eingereicht habe oder ob er bereits zurückgetreten sei. Die korrekte Berichterstattung über Rücktritte scheint häufiger Probleme zu bereiten, wie Stefan Fries schon vor einem Jahr schrieb: Ein Rücktritt ist nicht immer ein Rücktritt.

4. VZ.net im Selbstversuch: So ist die neue Social-Media-Plattform
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
Das Netzwerk StudiVZ ist schon lange tot, feiert jedoch derzeit unter dem Namen VZ eine Art Wiederauferstehung, samt solch nostalgischer Elemente wie “Buschfunk”, “Plauderkasten” und “gruscheln”. Für Matthias Schwarzer fühlte sich der Besuch auf der Seite deshalb auch ein bisschen an wie eine Erstiparty von 2006. Kurzerhand importierte er seine alten Daten, was jedoch nur unzureichend beziehungsweise gar nicht gelang. Sein Fazit: “Das neue VZ läuft technisch einwandfrei, ist schick und übersichtlich. Zu übersichtlich. Denn ohne einen vollständigen Import der alten Daten dürften sich wohl die wenigsten zu einer Anmeldung im neuen Netzwerk entschließen.”

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5. Audio-Offensive mit FYEO: Leben im Ausland, epochale Ereignisse und jede Menge Fußball
(innovation.dpa.com, Niddal Salah-Eldin)
Die Sendergruppe ProSiebenSat.1 hat eine neue Audio-Plattform mit dem Namen “FYEO” gestartet (“For Your Ears Only”). Die Nachrichtenagentur dpa hat vier eigene journalistische Formate beigesteuert: den Podcast “Abseits des Tourismus”, das Format “Meine Liebe, mein Verein”, den Geschichtserinnerer “Damals genau heute” und das Fußballformat “Als der Ball im Netz war”. Die stellvertretende dpa-Chefredakteurin Niddal Salah-Eldin stellt die Audio-Produktionen aus dem eigenen Haus vor.

6. Kenntse, kenntse! Ruth Moschners Telefonterror bei “The Masked Singer”
(uebermedien.de, André Wieland, Video: 1:50 Minuten)
Gestern Abend endete die aktuelle Staffel der Musikshow “The Masked Singer” (ProSieben), ein Gesangswettstreit mit in Ganzkörperkostümen gekleideten Prominenten. Damit werden wir erstmal nicht mehr erfahren, wen Jury-Mitglied Ruth Moschner alles kennt und wem sie alles eine WhatsApp-Nachricht geschickt hat. “Übermedien” hat die schönsten Moschner-Momente in einem Zwei-Minuten-Clip zusammengefasst.

Zu Besuch bei Gujer, Zukunft von “Buzzfeed”, Fragerecht per Los

1. Wie war ich?
(republik.ch, Daniel Ryser)
Daniel Ryser hat ein überaus lesenswertes Porträt des “NZZ”-Chefredakteurs Eric Gujer verfasst. Er hat ihn im Schweizer Stammhaus besucht und ist nicht davor zurückgeschreckt, Gujer auch mit unangenehmen Fragen zur wirtschaftlichen Entwicklung zu konfrontieren: “Gujer lächelt das mit einem Kopf­schütteln weg, und natürlich kann man durchaus sagen, dass es völlig unwesentlich ist, dass in meinen komplett vernachlässigbaren, in Bubbles erstickenden linken Zecken­kreisen niemand mehr die NZZ liest, weil man es zum Beispiel in einer Welt der Trumps, Erdoğans, Putins, Orbáns, Bolsonaros und Johnsons irgendwann als intellektuelle Beleidigung empfand, wöchentlich erzählt zu bekommen, dass wir offenbar — zumindest in der Wahrnehmung an der Falkenstrasse — kurz vor einer totalitären Diktatur eines queer­feministischen Regen­bogens stehen. Aber 30’000 verloren gegangene Print-Jahres­abos lassen sich womöglich doch nicht so einfach mit Bubble und ‘lesen einfach keine Zeitung mehr’ schönreden.”

2. Was wird aus der deutschen Redaktion?
(deutschlandfunk.de, Daniel Bouhs, Audio: 4:51 Minuten)
Vergangenes Jahr wurde “Buzzfeed News”-Chef Daniel Drepper noch als “Chefredakteur des Jahres” ausgezeichnet. Heute bangen er und seine Redaktion um die berufliche Existenz. Die “Buzzfeed”-Zentrale will seinen mit Lob und Preisen ausgezeichneten deutschen Ableger abstoßen. Man möchte meinen, dass sich deutsche Medienhäuser um das tüchtige Team reißen, doch die derzeitigen Aussichten seien ungewiss.

3. Rechtsextreme podcasten ungestört bei Spotify
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
Rechtsextreme haben das Medium Podcast für sich entdeckt — um in der Corona-Krise die Deutungshoheit zu erlangen und um ihre Ideen unters Volk zu bringen. Matthias Schwarzer hat sich angeschaut beziehungsweise angehört, wie die Gruppierung “Ein Prozent” bei ihren Audio-Produktionen vorgeht und welche Köpfe hinter dem Netzwerk stecken.

4. Lotterie: Gewinner dürfen Fragen stellen
(verdi.de, Reiner Wandler)
Pressekonferenzen der spanischen Regierung finden derzeit online und vor leeren Stuhlreihen statt. Journalistinnen und Journalisten, die eine Frage stellen wollen, müssen auf eine Art Gewinnspiel hoffen: Nur wer ausgelost werde, könne per Videoschalte auf der Pressekonferenz zu Wort kommen. Dagegen richte sich nun der Widerstand zahlreicher Medienschaffender: Mittlerweile hätten über 400 von ihnen ein Manifest mit dem Titel “Die Freiheit zu fragen” unterzeichnet.

5. Podcasts zwischen Corona-Hype und Spotify-Monopol
(medienwoche.ch, Nick Lüthi)
Corona-Podcasts haben viel für die Akzeptanz des Mediums Podcast getan. Gleichzeitig versuche Spotify, eine marktbeherrschende Stellung zu erreichen, so Nick Lüthi in der Schweizer “Medienwoche”: “Befürchtungen gehen dahin, dass sich Spotify zu einem Gatekeeper entwickelt, vergleichbar mit der Rolle von Google oder Facebook im Netz. Noch ist es nicht so weit, aber Spotify geht den Weg in diese Richtung ziemlich zielstrebig. Dabei profitiert das Unternehmen auch von jenen Produzenten, die ihre Podcasts dort zum Abruf einstellen. Und das sind so ziemlich alle.”

6. “Misstrauen Sie dieser Video-Kolumne!”
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz, Video: 1:19 Minuten)
“Focus”-Kolumnist Jan Fleischhauer kommentiert die Video-Kolumne von Jan Fleischhauer. Boris Rosenkranz hat eine Video-Collage mit Fleischhauer-Sprech-Schnipseln arrangiert und lässt ihn unter anderem sagen: “Misstrauen Sie dieser Video-Kolumne! Bis irgendwann die Polizei kommt.”

Neue Fakten der “Storymachine”, Was für ein Aufzug, Sonja Zietlow

1. Streeck, Laschet, StoryMachine: Schnelle Daten, pünktlich geliefert
(riffreporter.de, Christian Schwägerl & Joachim Budde)
Die “Riffreporter” haben in einem längeren Lesestück die Vorgänge um das sogenannte “Heinsberg Protokoll” rekonstruiert. Eine lesenswerte Chronologie und Analyse mit erschreckenden Erkenntnissen: “Es ist Laschet, Streeck und StoryMachine gelungen, in der politischen Themen- und Prioritätensetzung neue Fakten zu schaffen und Aufmerksamkeit vom Lockdown auf den Exit umzulenken. Doch das PR-Bündnis hat einen Preis: Die Kritik an der Seriosität des Vorgehens.”

2. Traue keiner Statistik, …?
(spiegel.de, Marcel Pauly & Patrick Stotz)
Die Berichterstattung über das Coronavirus basiert häufig auf Zahlen. Doch welche Datenquellen und welche Messgrößen werden verwendet? Der “Spiegel” erklärt, woher die Daten kommen, wie aussagekräftig die Infiziertenzahlen sind, welche Kennzahlen für die Ländertabelle verwendet werden, und beantwortet weitere Fragen zum Umgang mit den Covid-19-Zahlen.

3. Was machen all diese Politiker in einem Aufzug?
(hessenschau.de)
Im ganzen Land heißt es Abstand halten, aber ausgerechnet die, die es besser wissen müssten, quetschen sich in einen proppenvollen Aufzug. Mit dabei: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, Kanzleramtsminister Helge Braun, Ministerpräsident Volker Bouffier, Regierungssprecher Michael Bußer (alle CDU) und Hessens Gesundheitsminister Kai Klose (Grüne), dazu noch mindestens sechs weitere Personen. Das Foto der irren Szene sorgte in den Sozialen Medien für allerlei Gesprächsstoff: von kritischen Anmerkungen bis hin zu spöttischen und lakonischen Bemerkungen.

4. Susanne Gaschke fragt sich, ob Corona der neue Hitler ist
(uebermedien.de, Jürn Kruse)
Gefallen sich die Deutschen tatsächlich “in 150-prozentigem Corona-Gehorsam”, wie von Susanne Gaschke in der “NZZ” behauptet? Jürn Kruse hat sich den Artikel absatzweise vorgenommen und die darin enthaltenen Vorwürfe und Unterstellungen (“Totalitarismus”, “Ermächtigungsgesetz”, “Unterwerfung”) seziert.

5. Forum Recht, Ausgabe “Don’t @ me” (1/2020)
(forum-recht-online.de)
“Forum Recht” ist ein rechtspolitisches Magazin, das vom Bundesarbeitskreis kritischer Juragruppen sowie einem Trägerverein herausgegeben und vor allem von Studierenden, Referendarinnen und Referendaren gefüllt wird. Die aktuelle Ausgabe widmet sich dem Thema Social Media: Wie agieren Menschen und staatliche Akteure in den Sozialen Medien? Und wie kann das Recht darauf reagieren? Das Heft steht jetzt zur freien Online-Lektüre bereit.

6. Sonja Zietlow irritiert mit Facebook-Posts zum Coronavirus
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
In den vergangenen Tagen postete die prominente RTL-Moderatorin Sonja Zietlow (“Dschungelcamp”) allerlei Seltsamkeiten auf ihrem verifizierten Facebook-Kanal und lockte damit Verschwörungstheoretiker der unterschiedlichsten Couleur an. Am Ostersonntag veröffentlichte sie eine Liste mit Personen aus Medizin und Forschung, die ihrer Auffassung nach in der Gesellschaft als “Verschwörungstheoretiker” gelten würden. Das Problem: Viele davon hatten tatsächlich fragwürdige oder gänzlich widerlegte Aussagen über das Coronavirus verbreitet. “Wer nicht als Verschwörungstheoretiker gilt”, so Zietlow weiter in ihrem Post: “Prof. Dorsten (!), Lothar Wieler RKI, Bill Gates, Spahn.” Der Spuk scheint jedoch beendet, zumindest vorerst: Zietlows Facebookseite ist seit gestern Abend nicht mehr erreichbar.

AfD vs ARD, “E-Mail ist die neue Homepage”, Weinsteins Schuld

1. Jubel und Ausladung: ARD wehrt sich gegen AfD-Vorwürfe
(uebermedien.de, Jürn Kruse)
Haben sich bei der ARD-Wahlberichterstattung tatsächlich “Kameramann und Regieassistent vor Freude in die Hose gemacht”, als die schlechte AfD-Prognose bei der Wahl in Hamburg eingeblendet wurde? Dies behaupten jedenfalls verschiedene Abgeordnete der Partei. Jürn Kruse ist für “Übermedien” der Behauptung nachgegangen, die sich, so viel sei bereits verraten, als falsch herausstellt.
Weiterer Lesehinweis: RTL-Reporterin bejubelt Hamburg-Wahlergebnis: Darf sie das? (rnd.de, Matthias Schwarzer).

2. Geschworene sprechen Harvey Weinstein schuldig
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Ex-Filmmogul Harvey Weinstein ist von einem Geschworenengericht wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung schuldig gesprochen worden. Ihm drohen nun mehrere Jahre Haft. Von einem der schwerwiegendsten aller Anklagepunkte, dem “raubtierhaften sexuellen Angriff”, wurde er jedoch freigesprochen. Bei Spiegel.de kommentiert Milena Hassenkamp: “Der Fall Weinstein belegt in mehrfacher Hinsicht, dass das amerikanische Justizsystem Frauen nicht ausreichend vor männlicher Gewalt schützt. Zunächst taten sich die Staatsanwälte in New York schwer damit, eine Anklage aufzubauen, da manche der Taten verjährt waren, Frauen nicht aussagen wollten, oder Fälle außerhalb des Bundesstaates stattgefunden hatten. Dann war es schwer, mehrere Frauen zu finden, deren Geschichten ausreichend glaubwürdig waren — und am Ende scheiterte das entscheidende Urteil genau daran.”

3. Kostenlose Stockfotos finden – gute Quellen und Tipps
(netzpiloten.de, Moritz Stoll)
Wer einen Blog oder eine Internetseite betreibt oder auf Social Media engagiert ist, weiß um die Wichtigkeit von professionellen Bildern zur Hervorhebung und Illustration der Beiträge. Doch woher nehmen und nicht stehlen? Moritz Stoll führt einige Quellen für lizenzfreie Fotos auf und gibt Tipps zu Einsatz und Verwendung.

4. “E-Mail ist die neue Homepage” – über bessere Newsletter
(dirkvongehlen.de)
Die schon oft totgesagte E-Mail erlebt eine Renaissance sondergleichen und zwar in der Gestalt des per Mail versandten Newsletters. Dirk von Gehlen geht dem Phänomen nach und widmet sich auf briefingbriefing.de aus journalistischer Perspektive der Frage, wie man erfolgreiche Newsletter erstellt.

5. Was Sie jetzt über den Fall Julian Assange wissen sollten
(zeit.de, Meike Laaff)
Meike Laaff beantwortet in einem kompakten, aber gründlichen und mit vielen Quellen und Lesehinweisen gespickten FAQ die wichtigsten Fragen zum Fall Julian Assange: Was genau wird dem Wikileaks-Gründer vorgeworfen? Welche Strafe droht ihm? Warum könnte die Sache zum Präzedenzfall für die Pressefreiheit werden?

6. Stefan Brink meint es ernst mit dem Datenschutz
(netzpolitik.org, Lucia Parbel)
Viele Behörden nutzen Soziale Netzwerke, um Bürger und Bürgerinnen zu informieren. Sie sind Teil der behördlichen Öffentlichkeitsarbeit. Auch Stefan Brink, der Landesdatenschutzbeauftragte von Baden-Württemberg, tat dies über einen Twitter-Account, den er jedoch mittlerweile gelöscht habe. Eine weitere Nutzung sei mit der seit 2017 geltenden Richtlinie für die behördliche Nutzung von Social Media nicht vereinbar. Im Gespräch mit Netzpolitik.org rät Brink allen Behörden, es ihm gleich zu tun und ihre Social-Media-Praxis hinsichtlich Transparenz und Datenschutz zu überprüfen: “Für Behörden dürfte es eigentlich nicht überraschend sein, dass man sich an bestimmte Regeln hält, aber offensichtlich müssen viele das neu lernen.”

Queer.de unter Druck, Nichts gelernt, Im Zentrum des Shitstorms

1. “Queer.de” unter Druck
(taz.de, Eva-Maria Tepest)
Das LGBT-Medium queer.de wurde von einem christlichen Bildungsverein abgemahnt. Das “Zentralorgan der Homo-Lobby”, so die augenzwinkernde Selbstbezeichnung, habe angeblich falsche Fakten über den umstrittenen Verein verbreitet, der Homosexualität in seinen Lehrunterlagen schon mal als heilbare “Verirrung” bezeichnet. queer.de-Geschäftsführer Micha Schulze will trotz des juristischen Drucks an der Berichterstattung festhalten: “Kein anderes Portal berichtet so ausführlich und so hartnäckig über die neue gefährliche Allianz aus fundamentalistischen Christen und rechtsextremen Hetzern”.
Weiterer Lesehinweis zum Hintergrund des christlichen Vereins: Bildungsministerium verweist Sexualkundeverein aus Klassenzimmern (diepresse.com).

2. Angestachelt vom #AfD-Fanboy …
(twitter.com, Sebastian Pertsch)
Der Journalist und “Floskelwolken”-Mitbetreiber Sebastian Pertsch sieht sich einem Shitstorm aus der rechten Szene ausgesetzt. Er werde verbal angegriffen, beleidigt, mit Hass und Häme überzogen — und auch bedroht. Auf Twitter hat er in einem Thread seine Beobachtungen dazu notiert. Besonders bitter, dass sich anscheinend auch Leute dem Shitstorm (direkt oder indirekt) anschlossen, die es besser hätten wissen müssen: “Außerdem likten ein Ressortleiter des Spiegels, ein ehemaliger Journalist des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, Mitarbeiter der WELT, ein Preisträger des Deutschen Radiopreises aus diesem Jahr und ein paar FDP- und CDU-Politiker die Hate-Posts, weil sie offensichtlich nicht in der Lage waren, die Hintergründe zu recherchieren.”
Weiterer Lesehinweis: Der Journalist Stefan Fries hat Ähnliches erlebt, auch was den Auslöser des Shitstorms betrifft.

3. Debatte um Meinungsfreiheit: Offenbar haben wir nichts gelernt
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
Anlässlich der Debatte um Meinungsfreiheit fragt Matthias Schwarzer in seinem Kommentar, wann Journalistinnen und Journalisten endlich damit aufhören, ständig übers rechte Stöckchen zu springen. Und er fragt sich sowie seine Kollegen und Kolleginnen in den Medien: “Warum veranstalten wir schon seit Jahren ganze TV-Talkshows zu Themen wie Political Correctness und zu Scheindiskussionen, ob man heute eigentlich noch “Zigeunerschnitzel” sagen darf? Haben wir (und nein, das ist kein Whataboutismus) denn wirklich gerade keine anderen Probleme?”

4. “Fake-Nachrichten können die Wikipedia-Community nicht beeindrucken”
(spiegel.de, Torsten Kleinz)
Torsten Kleinz hat sich für “Spiegel Online” mit dem Wikipedia-Gründer Jimmy Wales über die aktuellen Entwicklungen bei der Online-Enzyklopädie unterhalten. Es geht um Themen wie “Fake News”, Desinformationskampagnen und Diversität. Wales beklagt im Gespräch außerdem den nicht immer fairen Umgang mit den Wikipedia-Inhalten: “Natürlich sind wir zufriedener, wenn wir als Quelle genannt werden. Google macht das ganz gut. Wenn man aber Alexa fragt: “Wer ist Tom Cruise?”, dann liest sie die ersten zwei Sätze aus dem Wikipedia-Artikel vor, ohne dem Nutzer zu sagen, woher die Informationen stammen. Es wäre schlecht, wenn Leute meinten, dass die Wikipedia entbehrlich ist, weil Alexa ja alles weiß.”

5. Sibel Schick erzählt, wie es ist, wenn man ständig Morddrohungen bekommt
(vice.com, Marlene Halser)
Wie ist es, wenn man ständig Morddrohungen bekommt? Die Journalistin und Autorin Sibel Schick kennt dieses Gefühl leider viel zu gut. Bei “Vice” erzählt sie vom jüngsten Fall, als ihr Name auf einer Todesliste auftauchte: “Menschen, die noch nie Nachrichten von mehr als fünf unbekannten Personen gleichzeitig auf Twitter bekommen haben, denken immer: Mach das Handy aus, Problem gelöst. Aber so einfach ist es nicht. Ich bin ja als Person betroffen. Ich werde als Person bedroht und beleidigt und nicht als Social-Media-Account. Und mich selbst kann und will ich nicht ausschalten.”

6. Mit maximaler Erregung
(sueddeutsche.de, Bernd Graff)
“Titelbilder buhlen im Zeitschriftenständer um Aufmerksamkeit. Ein höchst dissonanter Chor ist das, doch darum will (und muss) jede Ausgabe neu und sensationell sein, versucht, auf unerhörte, nie gesehene Schätze in ihrem Inneren zu verweisen, will als das einzig lohnende Spektakel in diesem Überbietungskampf des Spektakulären erscheinen.” Bernd Graff stellt den Bildband “Titelseiten, die Geschichte schrieben” vor, in dem einige der eindrücklichsten Zeitschriftencover von 1949 bis heute zusammengestellt und abgebildet sind.

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