Suchergebnisse für ‘schleichwerbung’

Bild  

Schlechte Gewinner

Wenn der Presserat eine Rüge gegen “Bild” ausspricht, dann berichtet die Zeitung in den meisten Fällen nicht darüber, obwohl sie es laut §15 der Beschwerdeordnung eigentlich müsste. Wenn der Presserat aber dann doch einmal eine Beschwerde zurückweist, sieht das ganz anders aus. Dann macht “Bild” denjenigen, der sich beschwert hat, einfach zum “Verlierer”:

Als Chef von "Studi-VZ" konnte Clemens Riedl (40) offensichtlich ganz schlecht mit Konkurrenz umgehen: Beim Deutschen Presserat beschwerte er sich über die BILD-Serie "So machen Sie bei Facebook mit". Vorwurf: Schleichwerbung. Jetzt wies der Presserat die Beschwerde zurück, Riedl ist inzwischen gefeuert. BILD meint: Recht so!

Übrigens: Dass Riedl inzwischen nicht mehr bei StudiVZ arbeitet, hat natürlich nichts mit der abgelehnten Beschwerde beim Presserat zu tun. Er hat das Unternehmen am 11. Oktober “auf eigenen Wunsch” verlassen und steht “in der nächsten Zeit noch für einen reibungslosen Übergang zur Verfügung”, weswegen er auch immer noch im Impressum der VZ-Netzwerke genannt wird.

Mit Dank an Christian M.

Eine Partnerschaft fürs Leben

Wenn Menschen es leid sind, sich das Gejammer ihrer alleinstehenden Freunde anzuhören, raten sie diesen zum Online-Dating. Dort unterscheidet man offenbar zwischen Singlebörsen und Online-Partnervermittlungen, wie die “Süddeutsche Zeitung” kürzlich schrieb und erklärte, dass bei den Partnervermittlungen das Portal Parship mit seinen etwa fünf Millionen Mitgliedern auf Platz eins vor Elitepartner und eDarling liege.

Im Dezember 2010 porträtierte die gedruckte “Süddeutsche Zeitung” den früheren Gebrauchtwagenhändler und heutigen Parship-Chef Peter Schmid als “Kuppler der Nation”. Der Medienunternehmer Stefan von Holtzbrinck wurde von der “Süddeutschen Zeitung” mit seinen drei namhaftesten Produkten vorgestellt: “Zeit, Südkurier, Parship”. Für die Beantwortung der drängenden Frage “Engel oder Bärchen – welcher Kosename ist beliebter?” zitierte die Zeitung eine Umfrage auf parship.de (der meist verwendete Kosename bei Männern wie bei Frauen ist übrigens “Schatz”).

Am vergangenen Samstag nun widmete sich die “Süddeutsche Zeitung” auf ihrer Seite 2 intensiv dem Thema Online-Dating. Die Erkenntnisse, die ein Soziologe in einem Forschungsprojekt der Uni Bamberg zum Thema gewonnen hatte, ließ sich die Zeitung von der Soziologin Christiane Schnabel (“Sie leitet die wissenschaftliche Abteilung bei Parship, eigenen Angaben zufolge Europas älteste Online-Partneragentur”) noch einmal bestätigen.

Bei sueddeutsche.de sieht die entsprechende Stelle im Artikel so aus:

(Je nach Aufruf kann dort auch andere Werbung erscheinen.)

Im Artikel über Betrug beim Online-Dating war es die “Sprecherin der Online-Partnerbörse Parship”, die ein paar Beispiele nennen durfte, wie so ein Betrug abläuft.

Gilt es zu erklären, warum München zu den deutschen Städten mit den meisten Singles gehört, steht für sueddeutsche.de der Buchautor und Single-Coach (“unter anderem für die Online-Partnerbörse Parship”) Eric Hegmann bereit — der lebt zwar in Hamburg, hat aber natürlich trotzdem “einige gute Tipps parat, wo die Münchner Singles ihren Traumpartner finden können”.

Und sagt eine Frau, dass man als Single in München “einfach viel mehr Möglichkeiten” habe, dann muss sueddeutsche.de das ja irgendwo verifizieren — und erklärt nebenbei alle Singles der Stadt zu Bisexuellen:

Das hat auch eine Studie der Online-Partnerbörse Parship herausgefunden. München ist demnach die Stadt mit den meisten Singles in Deutschland. Ganze 28,8 Prozent der Münchner leben nicht in einer Partnerschaft, das sind 243.000 Menschen. 243.000 potentielle Kandidaten.

Nun ist es nicht so, dass Parship die einzige Single-Börse wäre, die bei sueddeutsche.de und der “Süddeutschen Zeitung” Erwähnung fände: Im Januar berichtete die Website, dass das Online-Portal Elite Partner “seit eineinhalb Jahren mit derselben Single-Frau” werbe — “Im Netz gibt es deshalb viel Spott.” Und ein Jahr zuvor hatte sueddeutsche.de über die “internationale Singlebörse Beautifulpeople.com” geschrieben, die etwa 5.000 Mitglieder-Profile gelöscht hatte: “Dabei waren ausschließlich Mitglieder betroffen, die auf aktuellen Fotos überzählige Feiertagspfunde aufwiesen.”

Parship ist auch nicht die einzige Partnervermittlung, die bei sueddeutsche.de Anzeigen geschaltet hat — aber die einzige, die mit dem Internetportal umfassend kooperiert:

Wir haben bei der Chefredaktion von sueddeutsche.de nachgefragt, ob es einen Zusammenhang zwischen der Berichterstattung über Parship und der Kooperation mit dem Unternehmen gibt. Die Chefin vom Dienst sagte, sie könne das “definitiv aus mehreren Gründen ausschließen”:

Zum einen zählt Parship zu den größten Online-Partnervermittlungen in Deutschland, wird von der Stiftung Warentest als absolut seriös eingestuft und gibt regelmäßig wissenschaftliche und repräsentative Untersuchungen zum Thema Partnersuche in Auftrag. Da ist es vielleicht nicht besonders kreativ, die Experten von Parship in Artikeln zu zitieren, liegt aber nahe und ist unserer Ansicht nach seriös.

Zum anderen könne sie einen positiven Grundtenor “längst nicht in allen Beispielen” erkennen. In einem Artikel ginge es ja explizit um die Gefahren des Online-Datings. An anderer Stelle werde Parship lediglich in der Einleitung zum Interview genannt, “da der Interviewpartner dort auf freier Basis Coachings durchführt”. Schleichwerbung oder ähnliches könne sie in keinem der Texte entdecken, in denen wir auf den Namen Parship gestoßen waren.

Auf unsere Nachfrage, ob es vor dem Hintergrund der Kooperation mit Parship eine gute Idee sei, das Unternehmen in redaktionellen Artikeln von “Süddeutscher Zeitung” und sueddeutsche.de als O-Ton-Geber zu verwenden und damit die Grenzen zwischen redaktionellen und werblichen Inhalten zu verwischen, schrieb die Chefredaktion Chefin vom Dienst:

Da bei uns das Geschäft mit Vermarktung, Anzeigen und Kooperationen tatsächlich völlig losgelöst von der Redaktion geschieht, ist es uns offenbar einfach nicht hinreichend bewusst gewesen, dass die Erwähnung von Parship auf Außenstehende seltsam wirken könnte.

Künftig wolle man dort “feinfühliger” vorgehen.

Mit Dank an Takuro K.

Presserat missbilligt Nutella-Geschmiere

(Diese Geschichte lag ein bisschen bei uns rum, ist aber immer noch gut.)

Anfang März erschien in der “Bild”-Zeitung ein erstaunlicher Hinweis “In eigener Sache”:

Am 08.01.2011 hatten wir im Rahmen eines Interviews mit Mats Hummels dessen Tätigkeit als Werbepartner und das von ihm beworbene Produkt in unangemessener Weise betont. Wir bedauern dies.

Das ist eine erstaunlich treffende Beschreibung für das “Nutella-Frühstück”, zu dem sich “Bild” Anfang Januar mit dem Dortmunder Bundesliga-Spieler Mats Hummels getroffen hatte. Der Brotaufstrich war in Wort und Bild groß in Szene gesetzt:

Die Bild.de-Version des Artikels ist Anfang März ebenfalls durch Hinweis “In eigener Sache” ersetzt worden.

Was war passiert? Nun, es könnte etwas damit zu tun haben, dass BILDblog sich beim Presserat über die Werbegeschichte beschwert hatte. Im Lauf des Verfahrens bekommt dann immer das Medium Gelegenheit zu Stellungnahme, und in diesem Fall fiel sie für “Bild”-Verhältnisse ungewöhnlich aus:

Die Rechtsabteilung der Axel Springer AG räumte ein, einen Fehler gemacht zu haben. Der Presserat fasst ihre Erklärung so zusammen:

Zwar sei der Begriff der sogenannten “Nutella-Boys” (…) in Sportkreisen und auch anderen Medien inzwischen allgemein verbreitet. (…) Dennoch hätte die penetrante Nennung des Produktnamens in BILD-(Ruhr) keineswegs erfolgen dürfen. Die Chefredaktion habe den Artikel umgehend moniert und mit den Kollegen besprochen. Leider sei zu diesem Zeitpunkt der Artikel bereits von BILD-Online übernommen worden.

Der Presserat sah in dem “Nutella-Interview” klar Schleichwerbung, wertete die Erklärung “in eigener Sache” aber zugunsten der Zeitung und sprach deshalb keine “Rüge”, sondern nur eine “Missbilligung” aus.

Horror-Keime, Versuchungen, Enzensberger

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “EHEC – nix gelernt”
(zapp.blog.ndr.de, Zapp Redaktion)
EHEC als “Horror-Keime”, “Killer-Keime” und “Gefährliche Bakterien”. Für die Zapp-Redaktion wiederholt sich die Geschichte mit der Angst, “nicht genauso, aber ähnlich”: “Von wegen Sex sells – Angst sells.”

2. “Nun also doch EHEC”
(blog.tagesschau.de, Kai Gniffke)
“Tagesschau”-Chefredakteur Kai Gniffke bloggt erneut zu EHEC. Anfang und Schluß des Beitrags lauten so: “Gestern habe ich hier ausführlich begründet, warum wir in der 20Uhr nicht mit EHEC aufgemacht haben. Seither hat es keine weiteren bestätigten Todesfälle gegeben und auch die Fallzahlen sind nicht dramatisch gestiegen. Trotzdem war EHEC heute auf Platz 1 in der Tagesschau. (…) Ich werde schon in wenigen Wochen sicher wieder auf irgendeinem Podium eines Medienkongresses sitzen und darüber diskutieren, dass die Medien bei EHEC (oder war es SARS oder H2N1?) mal wieder übertrieben haben.”

3. “Gruselkeim statt Kernschmelze!”
(blog-cj.de, Christian Jakubetz)
“Dreifache Kernschmelze in Fukushima? Nimmt man mal so mit, weil man im Journalistensprech sagen würde: Hatten wir schon. Hatten wir oft genug. Will keiner mehr lesen. Dagegen: Ein neuer, unheimlicher, gruseliger Killerkeim? Dem bereits eine 83jährige Frau zum Opfer gefallen ist? Endlich was neues, nachdem Rinderwahn, Schweinegrippe, Vogelgrippe und all die anderen unheimlichen Epidemien durch sind und nicht mal mehr Berufshysterikern Angst machen.”

4. “Die alltägliche Versuchung”
(ankommen.nordbayerischer-kurier.de, jbraun)
Joachim Braun, Chefredakteur des “Nordbayerischen Kuriers”, wird ein “Wagner-Wochenende in Bayreuth” angeboten: “Anreise per Flugzeug oder im Testwagen, Übernachtung in einem Luxushotel ein paar Kilometer außerhalb der Stadt, eine Ehrenkarte für die Bayreuther Festspiele – ja, richtig, Normalsterbliche müssen dafür zehn Jahre anstehen. Dazu eine persönliche Einweisung in Wagner und der Transfer von zu Hause nach Bayreuth, vom Hotel zum Grünen Hügel – natürlich – wieder im Testwagen, und das alles mit Partner oder Partnerin.”

5. “Wieviel Schleichwerbung passt in eine einzige Tageszeitung?”
(kobuk.at, Alex Calanducci)
Redaktionelle Inhalte und die dazu passende Werbung in der Tageszeitung “Österreich”.

6. “Die Sprache des Spiegel”
(spiegel.de, Hans Magnus Enzensberger, 1957)
Meedia.de erinnert an einen Essay von Hans Magnus Enzensberger in der “Spiegel”-Ausgabe 10/1957 (“mit dessen Einverständnis hier eine unwesentlich gekürzte Fassung”): “Objektivität ist ein Kriterium, das auf die Story schlechterdings nicht anwendbar ist. Maßgebend für das Gelingen einer Story ist einzig und allein ihr Effekt.”

Four Lions, Frankfurter Rundschau, Fußnägel

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Wer sticht wen”
(zeit.de, Matthias Kalle und Tanja Stelzer)
Das Magazin der “Zeit” widmet sich diese Woche der Frage, “was Journalisten anrichten”. Es geht unter anderem um die Methoden des Boulevard: “Man ruft grundsätzlich ohne Nummernkennung an. Man überrumpelt Verwandte von Prominenten, man schickt junge Reporter zu Partys, die am Buffet die Prominenten in ein Gespräch verwickeln.”

2. “Four Lions: Wir erfinden uns eine Zensurdebatte”
(buttkickingbabes.de, Rochus Wolff)
“Spiegel Online” (“CSU will Islamistensatire verbieten”) und andere Medien deuten eine Aussage eines CSU-Politikers zur Filmkomödie “Four Lions” als Aufruf zur Zensur: “Die CSU hat nie etwas in Bezug auf Four Lions gefordert, und auch Stephan Meyer hat weder von Zensur noch von Verbot gesprochen.”

3. “Aus der Redaktion – Heute: schwatzgelb, Nuri und der Boulevard”
(schwatzgelb.de)
Wie das Borussia-Dortmund-Fanzine schwatzgelb.de seit 2009 versucht, sich “Bild”-frei zu halten.

4. “WAZ muss für Schleichwerbung kein Bußgeld zahlen”
(blogs.taz.de/rechercheblog, Sebastian Heiser)
Sebastian Heiser schreibt, wieso die WAZ trotz Gesetz kein Bußgeld für Schleichwerbung bezahlt. “Das Landespressegesetz sieht vor, dass Schleichwerbung mit einem Bußgeld von bis zu 10.000 DM geahndet werden kann (ja, in dem Gesetz steht wirklich noch ‘Deutsche Mark’).

5. “Ihr Charme, ihr Drama”
(freitag.de, Ina Hartwig)
Ina Hartwig erinnert an die guten Zeiten der “Frankfurter Rundschau”: “Überhaupt, das Rauchen und Trinken! Der ältere Kollege, nachdem er den ganzen Tag leidenschaftlich telefoniert (und geraucht) hatte oder mit der Schreibmaschine Briefe zusammengehackt, öffnete abends seinen Schrank, wo eine Selektion von Rotweinflaschen mehr über seine Einstellung zum Leben und Arbeiten aussagte, als es die heutigen aseptischen, mit Energiesparlicht abgetöteten Arbeitsplätze im Großraumbüro vermögen.”

6. “Toemageddon 2011 – This Little Piggy Went to Hell”
(thedailyshow.com, Video, 6:11 Minuten)
US-Medien beschäftigen sich mit den pink bemalten Fußnägeln eines fünfjährigen Jungen.

Focus  

Nicht Stefan Raabs Mettbrötchen

Der aktuelle “Focus” enthält folgende Gegendarstellung von Stefan Raab:

FOCUS veröffentlichte am 25.10.2010 auf Seite 161ff den Artikel “Will der nur spielen?” über mich.

1. In dem Artikel wird behauptet, ich hätte mit meiner Lebensgefährtin im Haus meiner Eltern gelebt.
Hierzu stelle ich fest, dass ich nicht mit meiner Lebensgefährtin im Haus meiner Eltern gelebt habe.

2. Daneben behauptet FOCUS, ich hätte mir beim Turmspringen das Jochbein gebrochen.
Hierzu stelle ich fest, dass ich mir beim Turmspringen nicht das Jochbein gebrochen habe.

3. Weiter heißt es: “Zur Gewinnmaximierung nimmt Raab mit schöner Regelmäßigkeit Schleichwerbung ins Programm. Und sein Sender zahlt in noch schönerer Regelmäßigkeit Strafen dafür.”
Hierzu stelle ich fest, dass ich keine Schleichwerbung ins Programm nehme und mein Sender keine Strafen dafür bezahlt.

4. Weiter heißt es: “Er verdient auch mit am Beinahe-Erfolg eines Oliver Pocher und am Massenerfolg eines Mario Barth.”
Hierzu stelle ich fest, dass ich an Oliver Pocher und Mario Barth nicht mitverdiene.

5. Weiter heißt es: “Seine TV-Karriere startet 1993. Raab fährt vor mit einem Wagen, auf dem in großen Buchstaben steht: “Metzgerei Raab”.
Hierzu stelle ich fest, dass ich bei keinem Sender oder Produktionsunternehmen mit einem Wagen vorgefahren bin, auf dem “Metzgerei Raab” stand.

6. Weiter heißt es: “Der Metzgerssohn, der heute noch das Mettbrötchen mit Zwiebeln, Gurkenscheibe dazu, ganz hinten in seiner Stammkneipe schätzt (…).”
Hierzu stelle ich fest, dass ich nie Mettbrötchen mit Gurkenscheiben dazu esse und auch keine Stammkneipe habe.

7. Weiter heißt es: “Wenn der ‘lieve Jong’ einmal die Woche von seiner Villa seine Eltern (…) besuchen kommt (…).”
Hierzu stelle ich fest, dass ich meine Eltern in unregelmäßigen Abständen besuche.

8. Weiter heißt es: “Die Nervosität steigert sich im Wochenrhythmus, wenn Raab auf die Quoten wartet.”
Hierzu stelle ich fest, dass die Quoten meiner Sendungen am Folgetag im Teletext veröffentlicht werden.

9. Zudem wird behauptet, ich wäre anlässlich meines Grundwehrdienstes Politikern begegnet.
Hierzu stelle ich fest, dass ich anlässlich meines Grundwehrdienstes keinen Politikern begegnet bin.

10. Weiter heißt es: “Zu Terminen fliegt er gern mit dem eigenen Hubschrauber.”
Hierzu stelle ich fest, dass ich keinen Hubschrauber habe.

11. Zudem wird behauptet, ich meide hartnäckig die (Gerichts)Öffentlichkeit”(…) – und das selbst auf die Gefahr hin, dass er ein Ordnungsgeld riskiert.”
Hierzu stelle ich fest, dass ich stets rechtzeitig durch die Gerichte vom persönlichen Erscheinen entbunden wurde und niemals ein Ordnungsgeld riskiert habe.

12. Weiter heißt es: “Eine Dornröschen-Hecke umschließt den Garten, und nur manchmal reitet der Prinz auf seiner Harley-Davidson aus.”
Hierzu stelle ich fest, dass mein Grundstück von keiner Hecke umschlossen ist und ich keine Harley-Davidson habe.

13. Weiter heißt es: “Zur September-Ausgabe seiner Millionenshow kommt Stefan Raab erst gerade eine Stunde vor dem Sendebeginn. In derselben Kleidung tritt er vor die Kameras. Sie riecht noch nach dem heimischen Grill.”
Hierzu stelle ich fest, dass ich zur September-Ausgabe meiner Show früher als eine Stunde vor Sendebeginn erschienen bin, an dem Tag nicht gegrillt und meine Kleidung – wie vor jeder TV-Show – gewechselt habe. Diese Kleidung trug auch keinen Grillgeruch.

14. Weiter heißt es: “Die Metzgerfamilie Raab kauft sich ein ins Aloisiuskolleg in Bad Godesberg.”
Hierzu stelle ich fest, dass ich mich für die Aufnahme ins Aloisiuskolleg beworben habe und erst nach einer persönlichen Vorstellung aufgrund einer Entscheidung des Kollegs aufgenommen wurde. Meine Familie hat sich nicht ins Kolleg eingekauft.

15. Weiter heißt es: “Schüler Stefan zieht in das Haus ‘Stella Rheni’.”
Hierzu stelle ich fest, dass ich nie im Haus “Stella Rheni” gewohnt habe.

16. Zudem wird behauptet, Stefan Raab habe sich vor einem Modellschiff aufgebaut und gesagt: “Das wär’s, einmal mit einem Segelschiff um die Welt.”
Hierzu stelle ich fest, dass ich mich weder vor diesem noch vor einem anderen Modellschiff aufgebaut und keine solche Äußerungen vor dem Modellschiff getätigt habe.

17. Weiter heißt es: “Die Gitarre hat Stefan Raab stets dabei. Wenn er (…) im Tor steht, liegt sie griffbereit hinterm Netz. Geht im Spiel etwas schief, singt Stefan sofort sein Spottlied.”
Hierzu stelle ich fest, dass ich niemals meine Gitarre griffbereit hinterm Netz hatte. Ich habe auch keine Spottlieder auf dem Spielfeld gesungen.

18. In der Bildunterzeile des Fotos auf S. 162, das ein Modellschiff zeigt, heißt es: “Sein Traumschiff – im Internat”.
Hierzu stelle ich fest, dass das Modellschiff nicht mein Traumschiff ist.

19. In der Bildunterzeile des Fotos auf S. 163, das ein Klassenzimmer zeigt, heißt es: “Seine Klasse – im Internat”.
Hierzu stelle ich fest, dass es sich nicht um mein Klassenzimmer handelt.

20. In der Bildunterzeile des Fotos auf S. 166, das ein Mettbrötchen zeigt, heißt es: “Sein Brötchen – in der Kölschkneipe”.
Hierzu stelle ich fest, dass es sich nicht um mein Mettbrötchen handelt.

Köln, den 10.11.2010
Stefan Raab

Die Redaktion der Illustrierten wollte das offenbar nicht unkommentiert lassen, verzichtete interessanterweise aber auf die übliche Beteuerung, sie bleibe bei ihrer Darstellung. Stattdessen schrieb sie unter Raabs Gegendarstellung:

Bekannt ist STEFAN RAAB, 44, als Spaßvogel und als Musikfreund, der Lena Meyer-Landrut großgemacht hat. Eine andere Seite zeigt Raab, wenn es um die eigene Person geht. Dies verrät diese Gegendarstellung, die FOCUS mit Blick auf den Informationsgehalt sehr gern druckt. Schon zu Beginn der Recherche zum Stefan-Raab-Porträt “Will der nur spielen?” hatte der Medienunternehmer mit rechtlichen Schritten drohen lassen. FOCUS recherchierte trotzdem. Reporter gingen ins Handelsregister, sie sprachen mit Nachbarn und Weggefährten, mit Mitschülern und Jugendfreunden, mit Anwälten, einstigen Lehrern und Priestern. Einige haben schon angeboten, ihre Erinnerungen mit eidesstattlichen Versicherungen zu unterstützen. Den Wahrheitsgehalt der Gegendarstellung wollen wir nicht kommentieren. Unseren Lesern, die sich ein eigenes Bild machen möchten, empfehlen wir besonders die Punkte 6, 18 und 20.

Watchblogs, Weltregie, Gala

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Wächter über dem Mainstream”
(zeit.de, Stefan Mesch)
“Zeit Online” verlinkt mehrere Watchblogs. “Watchblogs sind wichtige Gegenstimmen. Doch sie sind auch, immer stärker: attraktive Investitionen.”

2. “Das Glaubwürdigkeitsproblem anonymer Kritik”
(netzwertig.com, Martin Weigert)
Martin Weigert zieht es vor, “auf gleicher Augenhöhe” zu diskutieren. “Natürlich bedeutet dies nicht, dass ich anonyme Kritik ignoriere. Nur lassen sich dabei Zweifel am Motiv niemals ganz aus dem Weg räumen, im Gegensatz zu einem Kommentar, der mit einer realen Identität verknüpft ist. Nur derartiges Feedback besitzt die Authentizität und den Nachdruck, um bei mir als Autor einen maximalen Effekt zu erreichen.”

3. “Ein Bild vom Spiel”
(fr-online.de, Daniel Haufler)
Woher die Fernsehbilder der Fußball-WM kommen: “Die Weltregie – so nennt sich das wirklich – muss Bilder für über 200 Länder liefern und nimmt daher Rücksicht. Nicht zu viele jubelnde Anhänger der einen oder anderen Seite, keine Prominenten aus diesem oder jenem Land, die man anderswo nicht kennt, nicht zu viel nackte Haut, damit keine strenggläubigen Zuschauer verärgert werden.”

4. “Selbsthilfe oder Propaganda? Über Schleichwege des Pharma-Marketings”
(ondamaris.de, Ulrich Würdemann)
Ulrich Würdemann bemerkt, dass hinter einem Blogger, der über HIV schreibt, eine “Agentur für Unternehmenskommunikation” steht. “Wird hier das Image eines ‘Blogs eines HIV-Positiven’ benutzt, instrumentalisiert, um über immer neue Wege direkten Zugang zu Patienten zu bekommen?”

5. “Die Schleichwerbungsoffensive”
(klatschkritik.blog.de, Antje Tiefenthal)
Ein Kosmetikhersteller wird in der Zeitschrift “Gala” vielfach genannt. “Nach meinem Verständnis ist die Sachlage klar: Über dem Beitrag aus der aktuellen Ausgabe der Gala (Nummer 28/2010) hätte Anzeige oder Anzeigensonderveröffentlichung stehen müssen.”

6. “NW: It’s Not Right But It’s OK”
(photoshopdisasters.blogspot.com, Cosmo7, englisch)
Das “NW magazine” zeigt Whitney Houston beim Essen. Während zwei Hände einen Becher halten, hält eine dritte Hand eine Waffel.

Blumenkohl, Eier, Jolie

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Blumenkohl billiger”
(sprengsatz.de, Michael Spreng)
Michael Spreng über einen “Bild”-Redakteur, der dem Ministerium für Staatssicherheit seinen Einfluss demonstrierte, in dem er dafür sorgte, dass eine Meldung, der Blumenkohl werde billiger, zweimal nacheinander abgedruckt wurde.

2. “Schleichwerbung oder nicht Schleichwerbung, das ist hier die Frage!”
(klatschkritik.blog.de, Antje Tiefenthal)
In der Zeitschrift “Jolie” verhilft Visagist Boris Entrup zu “Hollywood-Lips” mit “Star-Appeal”. “Doch wo Boris Entrup ist, kann der Kosmetikhersteller Maybelline Jade nicht weit weg sein. Und siehe da, gleich im Vorspann zum Artikel taucht der Firmenname auf. Dann noch einmal unter einem Zitat von Boris Entrup.”

3. “Journalistische Vergütungsregeln unexplained”
(filmjournalisten.de, Julian)
Julian weiß nicht recht, was er mit einem Flyer vom DJV zu Vergütungsregeln anfangen soll. “Dass es sich bei der Einheit für die Auflage um ‘Exemplare’ oder ‘Stück’ handelt, kann ich mir ja noch zusammenreimen, aber ob die mir zustehenden Summen Cent oder Euro bedeuten ist mir ebenso unbekannt wie die Frage, ob diese pro Zeichen, Wort, Zeile, Absatz, Artikel, Arbeitsstunde, Arbeitstag oder sonstwas bedeuten. Rein theoretisch könnte es sich bei der Vergütung also auch um Käselaibe pro Schaltjahr handeln oder um Kinokarten pro Quartal.”

4. Interview mit Wolfram Weimer
(fr-online.de, Joachim Frank und Daland Segler)
Der neue “Focus”-Chefredakteur Wolfram Weimer appeliert “an die Verlage, auf Qualität zu setzen” – das sei auch eine Frage der wirtschaftlichen Vernunft. “Qualität, Glaubwürdigkeit, Evidenz. Hier müssen wir investieren – die Journalisten wie auch die Verlage.”

5. “Shock as EU says: ‘You can still buy a dozen eggs if you want'”
(tabloid-watch.blogspot.com, englisch)
Die Sonntagsausgabe der “Daily Mail” titelt: “EU to ban selling eggs by the dozen”. Ein Statement der EU dagegen: “Selling eggs by the dozen, for example, will not be banned.”

6. “Allah, Allah, Allah …Goooooooooool”
(blogs.taz.de/arabesken, Karim El-Gawhary, Videos)
“Deutschland-England auf arabisch.”

Fernsehgarten, Focus, Futurezone

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Wir Meinungsspekulanten”
(taz.de, Wolfgang Storz)
Für den Ex-Chefredakteur der “Frankfurter Rundschau”, Wolfgang Storz, ist “die gute alte Zeit, in der nur Bild dummmachte”, vorbei. “Auf die immer komplizierteren Entscheidungssituationen der Politik reagieren die meisten Journalisten mit immer banaleren Personalisierungen, die Ereignisse in Duelle umwandelt: Merkel gegen …, Wulff gegen …, Gabriel für …, Niederlage oder Sieg, Schwarz oder Weiß.”

2. “Focus enthüllt”
(dieganzewahrheit.blog.com, Thomas Weiss)
Thomas Weiss liest eine “Focus”-Story mit dem Titel “Die junge Republik – Präsident mit 51: Das aufwühlende Leben des Christian Wulff”.

3. “Sarkozy will über die Welt bestimmen”
(fr-online.de, Axel Veiel)
Die französische Regierung redet mit im Bieterverfahren um die Zeitung “Le Monde”. “Wenn zutrifft, was das Konkurrenzblatt Libération schreibt, dann ist Sarkozy die Vorstellung, die drei könnten die Kontrolle über Le Monde übernehmen, so unangenehm, dass er Fottorino gar mit dem Entzug staatlicher Unterstützung für die Modernisierung der Zeitungsdruckerei gedroht hat.”

4. “Fall Kölle: Dünger für Andrea Kiewel”
(sueddeutsche.de, Antje Hildebrandt)
Nach Informationen von sueddeutsche.de soll der “Wert der sogenannten Produkthilfen” (Pflanzen und Gartenzubehör), die eine private Firma dem ZDF-Fernsehgarten in einer vertraglich festgesetzten Kooperation zur Verfügung stellt, 250’000 Euro betragen.

5. “Die Futurezone, der VÖZ und die Politik.”
(datum.at, Jacqueline Godany)
Jacqueline Godany bloggt über die Einstellung, die der ORF Futurezone droht. “Zeitungsverleger sollten für Informationsfreiheit stehen. Stattdessen lassen sie per Gesetz die Konkurrenz abschalten.”

6. “Ist das Gleichberechtigung?”
(raul.de, Raul Krauthausen)
Rollstuhlfahrer Raul Krauthausen wird beim Telefonieren das iPhone aus der Hand gerissen. “Im Grunde bin ich froh, dass mir nicht mehr passiert ist. Sie hätten mir auch locker den Arm brechen oder mich zusammenschlagen können. Insofern hatte ich Glück im Unglück. So langsam kommt auch wieder meine sarkastische Seite hoch und fragt sich, ob es nicht auch irgendwie eine Form der Gleichberechtigung ist, wenn sogar vor Behinderten nicht Halt gemacht wird.”

Der König der Kekswerbung

Es muss ein besonderer Keks sein, dem der Kolumnist von “Herzrasen”, der Jugendabteilung von “Rheinischer Post” und “RP
Online”, da erlegen ist.

Ein ganz besonderer:

Der beste Keks der Welt

Man könnte Sebastian Dalkowski sogar glauben, dass seine Begeisterung für eine bestimmte, “überwiegend in großen Supermärkten” aber auch “im Fabrikverkauf des Herstellers” erhältliche Keksmarke echt ist und er diese nur halb ironisch übersteigert niedergeschrieben hat:

Der beste Keks der Welt heißt Prinzenrolle Mehrkorn. Ja, Mehrkorn. Was nach dem Biss in eine bröselige Betonplatte klingt, ist in Wirklichkeit die beste mit Schokocreme denkbare Kombination. Ist die normale Prinzenrolle bereits fast uneinholbar großartig, lässt der Mehrkorn die Schokocreme noch mehr nach Schokocreme schmecken. Das ist wie Ribery und Robben. Alleine schon eine Klasse für sich, sind sie im Verbund nicht aufzuhalten.

Man könnte sich aber auch fragen, wie sich solche Produkthymnen, die auch direkt aus der PR-Abteilung des Herstellers kommen könnten, mit der kritischen Grundausrichtung eines Nachrichtenportals vertragen.

Zwar ist eine derartige Begeisterung das Konzept der Rubrik “Mein Herz schlägt schneller”:

Hier feiert die Herzrasen-Redaktion alles ab, was ihr gefällt: Filme, Platten, Klamotten, Bücher, Lebensmittel und alle anderen Dinge, denen die Autoren im Alltag begegnen und die sie begeistern. Dabei geht es nicht um ausgewogene Rezensionen und nüchterne Betrachtung, sondern um gnaden- und rücksichtslose Hymnen.

Doch was bei Kulturgütern wie Filmen, Platten und Büchern noch durchgehen mag, wirkt bei konkreten Produkten gleich wie schlecht getarnte Schleichwerbung.

“RP Online” erklärt uns dazu auf Anfrage:

Den Herzrasen-Text “Der beste Keks der Welt” kann man sicherlich in der Kategorie “gnaden- und rücksichtslose Hymnen” einordnen. Er spiegelt eindeutig die persönliche Meinung unseres Kolumnisten Sebastian Dalkowski wider.

Selbstverständlich gibt es zu diesem Produkt keine Werbung bei RP ONLINE oder andere finanzielle Zuwendungen für die Nennung.

Während der Kekshersteller die persönliche Meinung des Kolumnisten also unter unbezahlter Werbung verbuchen kann, setzt “RP Online” seine Reputation aufs Spiel für Produktloblieder, von denen das Nachrichtenportal noch nicht einmal einen finanziellen Nutzen hat.

Die Journalisten könnten einem fast leid tun.

Mit Dank an Stefan K.

Blättern:  1 ... 9 10 11 ... 16