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Internetüberwacher BND, Corona-Daten, “Zensurheberrecht”

1. So überwacht der BND das Internet
(spiegel.de, Max Hoppenstedt & Wolf Wiedmann-Schmidt)
Heute urteilt das Bundesverfassungsgericht über die Rechtmäßigkeit der Internetüberwachung durch den Bundesnachrichtendienst (BND). Was bedeutet die Internetüberwachung durch eine der mächtigsten deutschen Behörden für unseren Alltag? Kann der BND auch verschlüsselte Kommunikation knacken? Und welche privaten Daten sind für den BND tabu? Max Hoppenstedt und Wolf Wiedmann-Schmidt geben Antworten auf die wichtigsten Fragen.

2. Medien fordern bessere Corona-Daten vom RKI
(ndr.de, Daniel Bouhs)
45 Datenjournalisten und Datenjournalistinnen fordern vom Robert-Koch-Institut (RKI) die Herausgabe der detaillierten Corona-Daten. In ihrem “#OpenCoronaData-Appell” wenden sie sich an RKI-Präsidenten Lothar Wieler: “Bitte tragen Sie auch Sorge dafür, dass Ihre Behörde (und insbesondere Ihre Pressestelle) personell, technisch und inhaltlich in die Lage versetzt wird, diesem datenbezogenen Informationsinteresse der Medien Rechnung tragen zu können.”

3. Redaktionsstart unter genauer Beobachtung
(deutschlandfunk.de, Vera Linß, Audio: 5:55 Minuten)
Nun schwimmt es also tatsächlich auf der Spree im Berlinger Regierungsbezirk: Gabor Steingarts Redaktionsschiff “Pioneer One”. Rund 15 Journalistinnen und Journalisten sollen sich dort um Newsletter, Podcasts und Events kümmern — bezahlt von Abonnenten und Abonnentinnen. Der Deutschlandfunk stellt das Projekt vor und lässt dabei auch Wiebke Loosen zu Wort kommen, die als Professorin an der Universität Hamburg zu Pionierjournalismus forscht.
Weiterer Lesetipp: Der Erklärungsversuch von Stefan Niggemeier auf “Übermedien”: “Ich male mir das so aus, dass Gabor Steingart irgendwann zu Springer-Chef Mathias Döpfner gegangen ist und ihn überzeugt hat, Millionen in das neue Unternehmen zu stecken statt in sowas wie, sagen wir, die ‘Welt’, indem er es nicht als Schnäppchen, sondern absurd teure Sache verkauft hat. Je mehr es kostete, je absurder es wurde (und dann lassen wir ein eigenes Schiff bauen und fahren damit auf der Spree zwischen Friedrichstraße und Hauptbahnhof hin und her!), desto attraktiver schien die Investition.”

Bildblog unterstuetzen

4. Oberstes Gericht setzt Grenzen für “Message Control” durch Zensurheberrecht
(netzpolitik.org, Leonhard Dobusch)
Die österreichische Regierung bemüht sich um die totale Kontrolle ihrer Außenwirkung. Das führte unter anderem dazu, dass ein unpassend erscheinendes Hintergrundbild noch zwei Jahre später durch eine Heimatlandschaft mit Kühen ersetzt wurde. Als Online-Medien darüber berichten wollten, verfiel man auf einen Trick: die Berichterstattung verletze angeblich das Urheberrecht des Fotografen. Dem habe nun letztinstanzlich der Oberste Gerichtshof widersprochen: Die Nutzung als Bildzitat sei zulässig gewesen. Leonhard Dobuschs Fazit: “Meinungsfreiheit schlägt hier also klar ein Urheberrecht, das für die Zwecke der Message Control instrumentalisiert werden sollte.”

5. Das sind die Podcast-Tipps im Mai
(sueddeutsche.de, Kathleen Hildebrand & Nicolas Freund & Carolin Gasteiger & Stefan Fischer & Theresa Rauffmann)
Die “Süddeutsche Zeitung” stellt einige empfehlenswerte Podcasts vor und zeigt, dass es jenseits unterhaltsamer Laber-Formate auch anspruchsvolle und aufwändige Produktionen gibt. Diesen Monat mit dabei: ein fünfteiliges Feature zum Tod des Asylbewerbers Oury Jalloh, der unter zweifelhaften Umständen in der Gefängniszelle einer Polizeiwache in Dessau starb, ein amerikanisches Format über die Auswirkungen von Corona im Mississippi-Delta, eine Produktion zur Zukunft der Arbeit, ein Krimi sowie eine Chronologie der Pannen beim Bau des Berliner Flughafens.

6. Amazon steigt kurzfristig in Bundesliga ein – mit Pannen
(faz.net)
Amazon versuchte sich an einer Übertragung eines Bundesliga-Spiels, kämpfte jedoch mit technischen Problemen. Der Einstieg von Amazon in das Fußball-TV-Geschäft ist auch angesichts der Differenzen der bisherigen Rechteinhaber bemerkenswert. Dazu auch der weitere Lesehinweis: Bundesliga kurios: Eurosport produziert für Amazon (dwdl.de, Alexander Krei).

Mysteriöser AfD-“Wahlhelfer“, Filterblasen, Netflix-Blasphemie?

1. “Radikalisierung ist nicht erst durch das Internet entstanden”
(zeit.de, Lisa Hegemann)
Kommunikationswissenschaftlerin Merja Mahrt forscht seit Jahren zu Filterblasen und Echokammern. Im Interview mit “Zeit Online” erklärt sie unter anderem, wie Empfehlungsalgorithmen zur Entstehung von Filterblasen beitragen: “Schauen Sie sich ein Video auf YouTube an, schlägt Ihnen das Portal vor, was Sie sich als Nächstes anschauen könnten, oder startet vielleicht sogar automatisch den nächsten Clip. Solche Empfehlungsalgorithmen sind in der Regel darauf trainiert, mehr vom Gleichen zu zeigen — sie sind nicht darauf programmiert, einen breiten Überblick zu geben. Dadurch bestätigen auch sie uns möglicherweise in unseren Meinungen.”

2. Wer hinter dem “Wahlhelfer” in Thüringen steckt: Der Mr. X der “freien” Medien
(correctiv.org, Till Eckert & Marcus Bensmann & Ulrich Stoll)
T-online.de berichtete jüngst über eine AfD-nahe und äußerst dubiose Wahlkampfzeitschrift in Thüringen, bei der es sich um verdeckte Parteienfinanzierung beziehungsweise Wahlkampffinanzierung handeln könnte. “Correctiv” und “Frontal21” haben den Fall weiterverfolgt und sich auf die Suche nach dem im Impressum angegebenen Herausgeber “Hanno Vollenweider” gemacht. Keine einfache Aufgabe, denn “selbst gegenüber seinen Vertrauten soll der Mann nicht seinen tatsächlichen Namen preisgeben. In der an Irrungen und Wirrungen inzwischen reichen Spendenaffäre der AfD dürfte das ein Novum sein. ”

3. Nikolaus Blome verlässt “Bild”
(taz.de, Steffen Grimberg)
Die “taz” beschäftigt sich mit dem Ausscheiden des stellvertretenden Chefredakteurs Nikolaus Blome bei “Bild”. Ein Rückzug aus “persönlichen Gründen”, bei dem viele über die wahren Hintergründe spekulieren würden. Eine kleine Spitze hat die “taz” in der Bildzeile versteckt, in der es heißt: “Nicht gerade die intellektuelle Spitze des deutschen Politjournalismus: Nikolaus Blome”.

4. Sind Serien über Gott, Teufel und Paradies Blasphemie?
(evangelisch.de, Till Frommann)
Auf der Suche nach neuen Filmstoffen und frischem Serienmaterial kommen Streaminganbieter wie Netflix und Amazon auch auf Geschichten mit im weitesten Sinn religiöser Thematik. Sind solche Serien blasphemisch? Tragen sie gar zur Trivialisierung des christlichen Glaubens und der Bibel bei? Till Frommann hat sich mit Pfarrer Sascha Heiligenthal über Gott, die Welt und Popkultur unterhalten.

5. Freie Journalisten beklagen erschwerte Recherche
(deutschlandfunk.de, Annika Schneider, Audio: 5:13 Minuten)
Vor einigen Wochen hat sich der Journalist Christian Gesellmann bei Facebook die Wut über das prekäre Leben als freier Journalist von der Seele geschrieben: “Wenn vom Zustand der Pressefreiheit in Deutschland die Rede ist, dann geht es meist um Bedrohung von Journalisten durch Neonazis oder Diskriminierung durch Behörden. Das gibt es alles, und es ist ein Problem. Aber was das viel größere, viel mehr Autoren und andere freie Berufe betreffende Problem ist: unanständig niedrige Honorare und die Arschloch-Zahlungsmoral unserer Auftraggeber.” Der Deutschlandfunk hat die Thematik aufgegriffen und lässt Fachleute wie die Journalistikprofessorin Wiebke Möhring sowie Carola Dorner von der Gewerkschaft Freischreiber zu Wort kommen.

6. Das Märchen vom royalen Märchen
(spiegel.de, Patricia Dreyer)
Als Meghan Markle sich in den britischen Prinz Harry verliebte, sei sie von ihren Freunden gewarnt worden: “Als ich meinen Mann kennenlernte, waren meine Freunde wirklich happy für mich, weil ich so glücklich war. Aber meine britischen Freunde sagten: ‘Er ist bestimmt ganz toll — aber du solltest ihn nicht heiraten, die Boulevardpresse wird dein Leben zerstören.'” Patricia Dreyer beschreibt bei “Spiegel Online”, welchem medialen Psychoterror und welchen Angriffen durch die Boulevardpresse das royale Paar ausgesetzt ist.

Gegenwind, Phrasenschwein, Kübel-Kopf

1. “Hass-Postings können wir nicht ignorieren, die brauchen Gegenwind.”
(kattascha.de, Katharina Nocun)
Susanne Tannert ist Sprecherin der Initiative #ichbinhier, einer Aktionsgruppe von 45.000 Menschen, die sich auf Facebook gegen Hassrede engagieren. Im Interview erzählt sie über das Vorgehen der Gruppe und erzielte Erfolge und gibt Tipps, wie man selbst aktiv werden kann.
Weiterer Tipp: Hörenswert ist die spezielle Ausgabe des “Denkangebot”-Podcasts, in der Katharina Nocun mit verschiedenen Gesprächspartnern über “Hass und Gewalt im Netz” spricht.

2. Phrasen: Die Medien müssen präziser werden
(fachjournalist.de, Oliver Georgi)
Wir ärgern uns alle, wenn Politikerinnen und Politiker nur in Phrasen sprechen, doch sie haben dafür durchaus ihre Gründe. Einer davon ist eine zur Skandalisierung neigende Debattenkultur. Und durch die in Deutschland übliche Autorisierungspraxis wird es ihnen besonders leicht gemacht, spitze Aussagen nachträglich zu glätten. Oliver Georgi schreibt über ein Dilemma, dem nicht so leicht beizukommen ist.
Weiterer Lesetipp: Schöne-Worte-Gesetze (neusprech.org, Martin Haase).

3. 100 Jahre MT
(mindenertageblatt.de)
Das “Mindener Tageblatt” feiert sein hundertjähriges Bestehen mit einer umfangreichen, kostenlosen E-Paper-Jubiläumsausgabe. Man erfährt nicht nur etwas über die Geschichte des Blatts, sondern auch über die redaktionellen Abläufe und die Macher und Macherinnen. Außerdem gibt es zahlreiche Artikel zur Situation der Medien und ihrer Wirkung.

4. Sind besetzte Häuser eine Tabuzone für Journalisten?
(nzz.ch, Rainer Stadler)
Um mit Hausbesetzern ins Gespräch zu kommen, hat eine Journalistin eine Villa betreten. Die Recherche hat ihr einen Rechtsstreit eingebrockt, denn die Besitzer der Villa haben sie wegen Hausfriedensbruch angezeigt. Eine kostspielige Angelegenheit: Die Journalistin habe dies bereits 15.000 Franken gekostet, von denen sie 10.000 Franken durch Crowdfunding abdecken konnte.

5. Wenn wir alle für Lokaljournalismus bezahlen
(deutschlandfunk.de, Christoph Sterz)
Der Lokaljournalismus in Deutschland hat es nicht leicht. Deshalb wird immer wieder diskutiert, wie man den Journalismus vor Ort stärken kann. Eine Idee könnten staatliche oder öffentliche Unterstützungszahlungen sein, doch dagegen wenden sich Häuser wie die Funke-Mediengruppe. Und es gibt auch noch andere Dinge zu bedenken, wie Journalistik-Professorin Wiebke Möhring betont: “Wenn wir jetzt über eine öffentliche Förderung nachdenken, dann muss man natürlich die Förderbedingungen ein bisschen stärker sich vielleicht nochmal vor Augen führen und unter anderem aber auch klarmachen: Warum hat diese Zeitung, dieses Medienhaus jetzt an dieser Stelle ein wirtschaftliches Problem? Und was hat sie auch schon an Maßnahmen ergriffen? Will sagen: Es kann ja nicht sein, dass dann durch eine öffentliche Förderung Management-Fehler gegenfinanziert werden.”

6. Ich musste es einfach tun.
(twitter.com/leitung296, Video: 2:17 Minuten)
Auch, wenn es vielleicht etwas wehtut. Es lohnt sich, die zwei Minuten durchzuhalten: “Das Best of des legendären SPD-Kübel-Kopf-Zitats von Robin Alexander — in der Rezitation von Markus Lanz.”

Falschen im Visier, Medienphänomen “Gelbwesten”, Politisches Adbusting

1. Ermittlungen wegen CumEx-Files: Angriff auf die Pressefreiheit?
(daserste.ndr.de/panorama)
Die Staatsanwaltschaft Hamburg ermittelt gegen den Investigativjournalisten und “Correctiv”-Chefredakteur Oliver Schröm. Im Oktober hatte “Correctiv” gemeinsam mit 18 Medienpartnern die Rechercheergebnisse zum Cum-Ex-Skandal veröffentlicht, der als größter Steuerraubzug Europas (geschätzter Schaden: mehr als 55 Milliarden Euro) in die Geschichte eingehen könnte. Anstatt Schröm (und die anderen an der Aufdeckung Beteiligten) mit dem Verdienstkreuz auszuzeichnen, ermittelt man gegen ihn wegen angeblicher “Anstiftung zum Verrat von Geschäfts- und Betriebsgeheimnissen”.
Weiterer Lesehinweis: Journalismus ist kein Verbrechen: Der offene Brief von “Correctiv” an Justizministerin Barley und Finanzminister Scholz: “Sehr geehrter Herr Finanzminister Olaf Scholz, wir fordern Sie auf, gemeinsam mit Ihren Kollegen in Europa endlich unsere Staatskassen vor Ausplünderung zu schützen. Sehr geehrte Frau Justizministerin Katarina Barley, wir fordern Sie auf, investigative Recherchen von Journalisten nicht zu kriminalisieren. Sorgen Sie dafür, dass Journalisten nicht wegen Verrats von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen strafrechtlich verfolgt werden können. Der Rechtsstaat muss sich auf die Verfolgung der Täter konzentrieren. Steuerraub ist ein Verbrechen. Journalismus nicht.”
Bei “Spiegel Online” ordnet Tobias Gostomzyk, Professor für Medienrecht an der TU Dortmund, den Fall juristisch ein: “Pressefreiheit stößt manchmal an Grenzen”.

2. Absage an eine Gesellschaft
(spiegel.de, Nils Minkmar)
Die französischen “Gelbwesten” sind das perfekte Medienphänomen, wie Nils Minkmar bei “Spiegel Online” ausführt: “Man kann etwas Revolutionsfolklore hineindeuten, nach Belieben personalisieren und viel Häme gegen Macron verbreiten. Gescheiterter Star, das lesen die Leute ja gern. Aber diese Deutungen verkennen die fundamentale, ja intime Dimension der Verzweiflung in Frankreich. Sie hat mit der Erkenntnis zu tun, dass der Nationalstaat nicht mehr viel, aber Europa noch lange nicht genug vermag, um normale Bürger zu fördern.”

3. Livestreams von Schießereien
(twitter.com, Martin Kaul)
“taz”-Reporter Martin Kaul erklärt auf Twitter, warum aus seiner Sicht Leute ohne journalistischen Hintergrund keine Livestreams von Schießereien erstellen sollten.

4. Wenn Unternehmen unfreiwillig gegen die AfD werben
(faz.net, Jonas Jansen)
Jonas Jansen berichtet über die aktuellen Fälle von politischem Adbusting. Dabei handelt es sich um gefälschte Wahlplakate, auf denen bekannte Marken vermeintlich eine politische Botschaft verkünden. Für großes Aufsehen hatte kürzlich ein angebliches Coca-Cola-Plakat gesorgt (“Sag nein zur AfD”). Nun wurde ein Nutella-Plakat gefälscht und das Bild davon in den sozialen Medien verbreitet. Die Einordnungen der Adbustings gehen auseinander: Die Aktivisten sehen sie als legitime politische Äußerung, die betroffenen Unternehmen als Sachbeschädigung und Rufgefährdung.

5. Übersetzungsautomaten statt Sprachbarrieren
(medienwoche.ch, Adrian Lobe)
Die Übersetzungstechnologie hat in den vergangenen Jahren gewaltige Fortschritte gemacht. Medienhäuser könnten davon profitieren, indem sie ihre Publikationen demnächst in verschiedenen Sprachen anbieten und dadurch ausländische Märkte erschließen. Dabei sind sie jedoch auf Unternehmen wie Google und deren Übersetzungsdienste angewiesen. Adrian Lobe sieht neben den Chancen auch die Risiken: “Die Gefahr dabei ist, dass der Internetkonzern nicht nur die Verbreitung von Inhalten kontrolliert (wer sieht welche Artikel?), sondern dass dem Konzern auch eine Sprachmacht zuwächst, indem seine Algorithmen Auslegungsregeln für Übersetzungen festzurren. Es geht dabei nicht um Stilkritik, sondern um die Deutungshoheit über Begrifflichkeiten. Ob man die Ausschreitungen in Chemnitz als einen “wütenden Mob” (angry mob, so die NYT) oder “Hetzjagd” bezeichnet, macht in der politischen Bewertung der Vorkommnisse einen erheblichen Unterschied.”

6. 26 Jahre später …
(twitter.com, Patrick Bahners)
Vor 26 Jahren hatte Patrick Bahners in der “FAZ” über die plagiatsverdächtige Doktorarbeit von Margarita Mathiopoulos geschrieben und dafür eine Gegendarstellung kassiert. 26 Jahre später schließt sich der Kreis: Die Potsdamer Honorarprofessorin verliert ihren zusammenplagiierten Doktortitel nun endgültig. Ihre Klage vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte wurde abgelehnt.

Kino mit Kavanaugh, Fernsehhölle, “Geflüchtete” oder “Flüchtlinge”?

1. Ganz großes Kino mit Kavanaugh
(deutschlandfunk.de, Matthias Dell)
Vergangene Woche fand im Justizausschuss des US-Senats eine denkwürdige Veranstaltung statt: In einer achtstündigen Sitzung wurden Donald Trumps Supreme-Court-Kandidat Brett Kavanaugh und die ihn der versuchten Vergewaltigung beschuldigende Psychologieprofessorin Christine Blasey Ford angehört. Matthias Dell ist sich im “Deutschlandfunk” sicher, dass das Spektakel in die Mediengeschichte eingehen wird.

2. Christoph Schulte-Richtering: Es gibt keine Fernsehhölle
(dwdl.de, Christoph Schulte-Richtering)
Diese Woche ist auf “DWDL” ein Interview mit dem TV-Regisseur Kai Tilgen erschienen, der ein Buch über seine Zeit bei verschiedenen Unterhaltungsformaten, Scripted Realitys und Dokusoaps geschrieben hat. Im Gespräch beherrscht der moralisch äußerst flexible “Fernsehhöllen”-Autor Tilgen das Kunststück, sich gleichermaßen einsichtig wie uneinsichtig zu zeigen, und rechtfertigt sein verwerfliches Handeln mit seiner Lust an der Manipulation, seiner angeblich großen Professionalität und ökonomischen Zwängen (sechs Kinder). Buch- und Fernsehautor Christoph Schulte-Richtering hat eine lesenswerte Replik verfasst. Es ist die Abrechnung mit der Abrechnung geworden.

3. Begriffsflucht: Warum ich gegen “Geflüchtete” bin
(schantall-und-scharia.de, Fabian Goldmann)
Durch die Diskussion ums Framing sensibilisiert, fordern viele, auf die Verwendung des Wortes “Flüchtling” zu verzichten und stattdessen von “Geflüchteten” zu sprechen. Der Journalist Fabian Goldmann hält nichts von dieser Sprachregelung, und er hat gute Gründe dafür.

4. Weniger Infos für Journalisten? Wie Bundesministerien mit IFG-Anfragen umgehen
(fragdenstaat.de, Arne Semsrott)
Die Bundesministerien gehen mit Anfragen nach dem Informationsfreiheitsgesetz von Journalistinnen und Journalisten höchst unterschiedlich um. Der Initiative “Frag den Staat” liegen interne “Anwendungshinweise” vor, die teilweise von falschen Annahmen ausgehen würden oder schlicht falsch seien.

5. “Wir mussten mehrmals wegrennen”
(journalist-magazin.de, Michael Kraske)
Das Medienmagazin “Journalist” hat mit Arndt Ginzel gesprochen, jenem Journalisten, der von der sächsischen Polizei eine Dreiviertelstunde an der Berichterstattung gehindert wurde. Ginzel fordert einen besseren Schutz von Journalisten und ein klares Vorgehen gegen Rechtsextreme. Und erzählt von seinen Erfahrungen aus Chemnitz: “Wir mussten mehrmals wegrennen. Vorne lief die AfD. Weiter hinten in den Seitenstraßen jagten organisierte Hooligans Menschen. Das habe ich auch im Bild. Ich will nicht übertreiben, aber es waren mindestens 100 Hooligans, die in den Gassen alle möglichen Leute jagten, darunter viele Journalisten. (…) Das war hochgefährlich, weil in dem Moment keine Polizei zur Stelle war.”

6. Bin jetzt endgültig überzeugt
(twitter.com/marga_owski, Margarete Stokowski)
Margarete Stokowski ist beim aktuellen Cover der “InTouch” hängengeblieben, bei dem man angesichts des geballten Trashs nicht weiß, ob man Teil eines Satire-Experiments ist. Es geht um eine Muskel-Mutti, um Fusel-Nachschub und, ja, um den “Hupen-Hammer”.

Omnipräsente AfD, Risikofaktor Facebook-Seite, Neonazi-Angriff

1. Datenschützer bekommen vor dem EuGH recht – theoretisch
(faz.net)
Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat entschieden, dass Betreiber von Facebook-Seiten gemeinsam mit Facebook für die Verarbeitung der personenbezogenen Nutzerdaten verantwortlich sind, was für viel Aufregung und Verunsicherung in den sozialen Medien gesorgt hat. Das Urteil wurde jedoch nach alter Rechtslage entschieden. Mittlerweile gilt die DSGVO und das mache die Sache eher noch komplizierter.
Weiterer Lesetipp: Licht ins juristische Dunkel kann vielleicht Rechtsanwalt Dr. Thomas Schwenke bringen, der das Urteil eingeordnet und einen ausführlichen Frage-und-Antwort-Teil verfasst hat: EUGH Urteil: Müssen nun alle Facebook-Seiten geschlossen werden? (allfacebook.de)
Und auf “Meedia” kommentiert die Juristin Anja Neubauer die Auswirkungen des Richterspruchs. Sie hat für sich selbst den radikalen Schritt gewählt: “Ich persönlich werde daher meine Facebook-Seiten nun erst einmal auf „nicht sichtbar“ schalten, bis Mark Zuckerberg eine rechtskonforme Lösungsmöglichkeit für die Sammlung der Nutzer meiner Seiten bereithält und diese mir als Betreiber der Seiten zur Verfügung stellt. Eine andere Alternative sehe ich persönlich nach dem Urteil des EuGH nicht.”

2. “Selbst wenn die AfD nicht in Talkshows sitzt, sind ihre Inhalte omnipräsent”
(sueddeutsche.de, Jakob Biazza & Johannes Hillje)
Die „Süddeutsche Zeitung“ hat sich mit dem Politik- und Kommunikationsberater Johannes Hillje über den Umgang der Medien mit der AfD unterhalten. Hillje hält den Einfluss der Rechtspopulisten auf unsere öffentlichen Debatten für deutlich größer als ihre politische Relevanz, gemessen an den Wahlergebnissen. Selbst wenn die AfD nicht in Talkshows sitze, seien ihre Inhalte oft omnipräsent. Die AfD setzte dabei nicht immer die Themen, bestimme aber, wie darüber geredet werde: „Dank der AfD führen wir eine Desintegrations- statt der nötigen Integrationsdebatte.“

3. Tilo Jung in der Bundespressekonferenz: Merkels Geheimwaffe
(taz.de, Tobias Schulze)
Wer die Bundespressekonferenz kennt, kennt auch Tilo Jung, der dort mit seinen unbequemen Fragen regelmäßig die Regierungsvertreter zum Schwitzen bringt. Und danach die Zusammenfassungen auf seinem YouTube-Kanal “Jung und Naiv” ins Netz stellt. 
Nun ist Jung eine besondere Gunst zuteil geworden: Anlässlich des Besuchs des israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu durfte er im Kanzleramt Fragen an den Politiker richten. Weiterer Tipp: Im „Aufwachen-Podcast“ beschäftigen sich Tilo Jung und Stefan Schulz regelmäßig mit dem politischen Geschehen und der Medienberichterstattung. In der aktuellen Folge geht es auch um besagten Netanjahu-Besuch.

4. Fußball-WM in Russland: Stolz und Vorurteil
(ndr.de, Hendrik Maaßen)
Bald beginnt die Fußball-WM in Russland. Das “journalist network” hat eine 11-tägige Kennenlern-Reise durchs Land organisiert, an der junge Journalisten teilnehmen durften. „Zapp“-Reporter Hendrik Maaßen war dabei und berichteten von seinen Eindrücken.

5. Warum zwei Neonazis einen Monat nach ihrer Jagd auf Journalisten noch auf freiem Fuß sind
(vice.com, Matern Boeselager)
Vor vier Wochen verfolgten zwei mutmaßliche Neonazis in Thüringen Journalisten mit einem Auto, drängten sie in einen Graben und griffen sie mit Schraubenschlüssel, Messer, Baseballschläger und Pfefferspray an. Obwohl die Identität der Täter bekannt ist und dokumentiert wurde, kam es bislang weder zur Vernehmung noch zur Anklage. Laut der zuständigen Staatsanwaltschaft gebe es “keinen dringenden Tatverdacht”. Wie kann das sein, fragt Matern Boeselager nicht nur sich selbst, sondern auch den zuständigen Staatsanwalt.

6. Der offene Brief – Zweihänder des kleinen Mannes
(medienwoche.ch, Reto Hunziker)
Journalisten greifen gerne zum Stilmittel des offenen Briefs. Nun hat Reto Hunziker einen offenen Brief an denjenigen verfasst, der wohl noch nie einen offenen Brief erhalten hat: den offenen Brief.

Gefahr für Whistleblower, Falsche Aufmerksamkeit, Gewöhnungssache

1. Wir veröffentlichen den Gesetzentwurf zu Geschäftsgeheimnissen: Fehlender Schutz für Whistleblower
(netzpolitik.org, Arne Semsrott)
Das Justizministerium arbeitet an einem Gesetzentwurf, mit dem eine EU-Richtlinie zu Geschäftsgeheimnissen umgesetzt werden soll. „Netzpolitik.org“ konnte einen Blick auf den Referentenentwurf werfen und ist wenig begeistert: Das geplante Gesetz schütze Whistleblower unzureichend und könne zu einer Gefahr für die Informationsfreiheit werden.
Bei der Gelegenheit: „Netzpolitik.org“ hat in einem Transparenzbericht seine aktuellen Ein- und Ausgaben offengelegt. Vielleicht inspiriert es den einen oder anderen oder die eine oder andere zu einer Spende.

2. Hypernormal: An was wir uns in Sachen Alternativer Fakten schon gewöhnt haben
(fearlessdemocracy.org, Gerald Hensel)
Der Parlamentarische Geschäftsführer der AfD im Bundestag twittert nachweislich Falsches und argumentiert mit nicht-existenten Grundgesetzartikeln. Gerald Hensel fragt, wie sich derartige Falschbehauptungen tagelang halten können und befindet: „Selbst plumpste Falschbehauptungen, die noch vor Jahren dem Urheber Spott und Häme eingebracht hätten, sind alternative Realitäten, die einfach so stehen bleiben. Wir haben uns dran gewöhnt. Es ist hypernormal.“
NACHTRAG: “Fearless Democracy” hat den Beitrag anscheinend im Lauf des Vormittags gelöscht.

3. Lengsfeld in den „Merkelmedien“
(taz.de, Andreas Fanizadeh)
„Mit wachsendem Befremden beobachten wir, wie Deutschland durch die illegale Masseneinwanderung beschädigt wird.“, heißt es in der umstrittenen „Erklärung 2018“, über die sich die zu den Erstunterzeichnern zählende Vera Lengsfeld in den „Tagesthemen“ äußern durfte. Die „taz“ stellt fest: „Mit wachsendem Befremden beobachten wir, wie Vera Lengsfeld immer weiter nach rechts abdriftet“. Und fragt, ob und womit wir derartige österliche Auftritte verdient haben.

4. Fake News zu ignorieren, ist keine Lösung
(faktenfinder.tagesschau.de, Patrick Gensing)
Vor einem Jahr ging der „ARD-Faktenfinder“ online. Patrick Gensing erklärt zu diesem Anlass nochmal den Sinn und Zweck des Projekts und wirft einen Blick zurück auf die großen Themen des vergangenen Jahres,

5. Transparenz als Strategie
(de.ejo-online.eu, Marlis Prinzing)
Dank einer seit drei Jahren umgesetzten Rekrutierungsstrategie der „New York Times“ sind 61 Prozent der neu angestellten Personen Frauen und 39 Prozent „People of Color“. Journalismus-Professorin Marlis Prinzing lobt das amerikanische Medienhaus für Entwicklung und Offenlegung. Das dürfe jedoch nicht das Ende der Bemühungen sein: „Zur Rekrutierungs-Transparenz kommt die Tracking-Transparenz: Inwiefern und an wen werden Online-Spuren, die das Publikum auf journalistischen Plattformen hinterlässt, verkauft?“


6. Macht dumme Menschen nicht berühmt!
(futurezone.at, Florian Aigner)
Florian Aigner beschäftigt sich in seiner Meinungs-Kolumne mit einer kostbaren Währung: Unserer Aufmerksamkeit. Er sieht im „Verplempern“ von Aufmerksamkeit an all zu Banales und Unwichtiges eine Gefahr, die über das Individuum hinausgeht: „Ähnlich wie wir als Lebensmittelkonsumenten durch unser Kaufverhalten kollektiv entscheiden, welche Nahrungsmittel produziert werden, legen wir durch das Vergeben unserer Aufmerksamkeit gemeinsam fest, welche Themen, Gedanken und Personen als wichtig gelten. Und dabei greifen wir heute auf abenteuerliche Weise daneben.“ Aigners Forderung: „Stop making stupid people famous!“

Bild  

Die Frau von

Was muss eine Ehefrau eines mehr oder weniger prominenten Mannes im Leben erreicht haben, damit die “Bild”-Redaktion sie als eigenständiges Wesen anerkennt und sie nicht als “die Frau von XY” präsentiert?

Wie wäre es mit: ein abgeschlossenes Medizinstudium, angesehene Oberärztin, Professorin, Leiterin der Frauenklinik an einem Universitätsklinikum, Bundesverdienstkreuz am Bande, Mitglied der “Leopoldina” und nun Ministerin in einem Bundesland? Das müsste doch reichen.

Marion Kiechle ist seit gestern bayerische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst. Sie ist die einzige Person im Kabinett des neuen bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder ohne eine CSU-Mitgliedschaft. Sie war bis vor Kurzem Direktorin der Frauenklinik des “Klinikums rechts der Isar” der TU München. Sie hat das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommen. Sie ist Mitglied der “Leopoldina”. Und sie ist verheiratet mit dem TV-Moderator Marcel Reif.

So präsentiert “Bild” Marion Kiechle heute:

Foto eines Bild-Zeitungskasten mit der Titelzeile Marcel Reif - Seine Frau ist jetzt Ministerin in Bayern

Mit Dank an Julian Geist für das Foto!

Selbstenthüllung, Kinderbastelstunde, Schelte und Replik zur Causa “Wedel”

1. Matthias Matussek enthüllt selbst erfundenen Skandal der Flüchtlingspolitik
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Es ist eine Entwicklung, die einen etwas ratlos macht: Matthias Matussek, der früher in leitenden Positionen bei „Spiegel“ und „Welt“ tätig war, scheint dauerhaft ins Verschwörungslager gewechselt zu sein. Aktuell verbreitet er die Behauptung, hinter der Aufnahme von Flüchtlingen stecke in Wahrheit ein groß angelegtes und lang geplantes Programm des Bevölkerungsaustausches in Mitteleuropa. Natürlich von den Medien absichtlich verschwiegen oder um es im Matussekschen-Lügenpresse-Deutsch auszudrücken: „Diese öffentlich verifizierbaren Fakten werden uns seitens der -vermeintlich- mehrheitlich qualitätsorientiert arbeitenden Traditions-Verlage und der öffentlich-rechtlichen Sender seit längerem überwiegend vorenthalten, trotz höchstrichterlich geschützter Meinungsbildungsfreiheit und deren Grundvoraussetzung eines mehrheitlich qualitätsorientierten Journalismus.“ Der Medienjournalist Stefan Niggemeier hat sich mit Matusseks Argumentation auseinandergesetzt und erklärt die Denkfehler und falschen Schlüsse (und wird deswegen von Matussek auf Twitter auf eine verstörend peinliche Art angegangen).

2. “Man kommt sich vor wie in einem Krimi”
(deutschlandfunk.de, Brigitte Baetz, Audio, 6:19 Minuten)
Dass die systematischen Dopingpraktiken in Russland aufgedeckt werden konnten, ist vor allem einem Whistleblower zu verdanken: Grigori Rodschenkow, dem ehemaligen Leiter des russischen Dopingkontrolllabors. Der hat nämlich spektakulär die Seiten gewechselt und ausgepackt. Nun hat die Deutschlandfunk-Journalistin Andrea Schültke den Kronzeugen Rodschenkow interviewt. Die Bedingungen dafür waren schwierig: Der Whistleblower fürchtet um sein Leben und befindet sich im Zeugenschutzprogramm in den USA. Zwei seiner früheren Kollegen sollen ums Leben gekommen sein, “einer unter mysteriösen Umständen“.

3. Medien 2018: Eine Scheinwende und das Ende des Videowahns
(universal-code.de, Christian Jakubetz & Thomas Knüwer)
Wenn zwei Medienexperten aufeinandertreffen: Christian Jakubetz hat sich mit Thomas Knüwer über die zukünftigen Entwicklungen auf dem Medienmarkt unterhalten. Geht der Video-Boom zu Ende? Erleben Facebook und Snapchat ein eher ungemütliches Jahr? Und fallen deutsche Zeitungsverlage auf eine „Scheinwende“ herein? Das unterhaltsame Gespräch liegt als Transkript zum Lesen und als Audiomitschnitt zum Mitnehmen und Anhören vor.

4. Die Hass-Produktionsstrasse: Innenansichten aus einer rechten Trollfabrik.
(fearlessdemocracy.org, Kai Heiderich)
Kai Heiderich beschreibt anhand konkreter Beispiele wie in rechten Zirkeln Bilder von politischen Gegnern für Hetzkampagnen manipuliert werden und kommentiert. : „…diese Form von Digital-Mobbing/Manipulation ist kollektives Storytelling. Es wirkt wie eine Kinderbastelstunde, bei der sich die lieben Kleinen ihre selbstgemalten Machwerke zeigen und dann austauschen. Nur dass die malenden Kinder die sind, die Lügenpresse schreien, während sie es selbst komplett in Ordnung finden, den Hass durch Bildmanipulationen weiter zu schüren.“

5. Einspruch, Herr Fischer! Die Replik einer Jura-Professorin auf die Medientribunal-Schelte im Fall Wedel
(meedia.de, Elisa Hoven)
Der frühere Bundesrichter und „Zeit“-Kolumnist Thomas Fischer hat unlängst die Berichterstattung der „Zeit“ im Fall Dieter Wedel kritisiert. Von einem „selbsternannten Geheim-Tribunal“ war die Rede und und Fehlern in der Beweiswürdigung und Beweisführung. Dem widerspricht nun Elisa Hoven, Jura-Dozentin an der Universität Köln und freie Autorin der „Zeit“. Der Tenor: Fischer ziehe falsche Schlüsse, da er von falschen Prämissen ausgehe. In der Kommentarsektion treffen die unterschiedlichen Ansichten der Juristen dann direkt aufeinander.

6. Die Algorithmen nerven, ich will die Chronologie zurück!
(futurezone.at, Claudia Zettel)
Claudia Zettel ist genervt von der Auswahl an Beiträgen, die die Sozialen Netzwerke ihr in der Timeline ausspielen und wünscht sich die Chronologie zurück: „Ich weiß schon, die Firmen und ihre Geschäftsmodelle und der Kampf um die Aufmerksamkeit und eigentlich soll doch das alles unser Leben besser machen, usw. Und dann könnte man noch Listen erstellen und dann könnte man diesen oder jenen Work-around versuchen. Aber am Ende ist es doch so: Die Algorithmen schlagen zurück. Da kann ich noch so oft meinen Facebook-Feed auf “Most Recent” stellen, wenn ich das nächste Mal komme, zeigt man mir doch wieder die sogenannten “Top Stories” an.“
Weiterer Lesetipp: “Das Blumenkübelnetzwerk” (“SZ”, Eike Kühl) über Facebooks Absicht den Nutzern mehr Lokalnachrichten anzuzeigen, „weil sie das fröhlicher stimme“.

DSDS-Krankenausbeutung, Medien-Putinismus, Facebooks Crystal Meth

1. DSDS-Kandidat Diego sorgt für Diskussionen: „Ein psychisch kranker Mensch wird richtiggehend ausgestellt“
(meedia.de, Thomas Borgböhmer)
In der neuen Staffel von „Deutschland sucht den Superstar” (DSDS) sorgte ein Kandidat mit seltsamen Äußerungen für Irritationen. Er sei der Sohn von US-Rapper Tupac Shakur, von der Mafia entführt und nach Deutschland verschleppt worden. RTL verkauft den Bewerber als lustigen Paradiesvogel, verrät aber nicht, dass dieser sich seit zwei Jahren wegen einer Psychose in psychiatrischer Behandlung befindet. Aus medienethischer Sicht ein kritischer Fall wie die Professorin Marlis Prinzing findet: „Schon jetzt wird unübersehbar die Schaulust des Publikums bedient: ein psychisch kranker Mensch wird richtiggehend ausgestellt und zum Klatschobjekt, er wird benutzt, um medial breit durch diesen offenbar vorsätzlich erzeugten ‚Skandal‘ auf die Sendung aufmerksam zu machen.“

2. Ehre und Verantwortung
(wiwo.de, Miriam Meckel)
In einem Beitrag des „Zeitmagazins“ wurde über die Anschuldigungen von drei Frauen gegen den Regisseur Dieter Wedel berichtet, was in den Medien vereinzelt als „mediale Hinrichtung“ oder „Kampagne“ kritisiert wurde. Miriam Merkel findet in ihrer Kolumne, dass derartige Berichterstattung erlaubt sein muss: „Menschen mit Macht haben eine besondere Verantwortung als Vorbild und Führungskraft. Diese moralische Dimension verjährt nicht. Nicht bei mutmaßlich korrupten Politikern, nicht bei Unternehmern als mutmaßlichen Steuerhinterziehern und nicht bei Kulturschaffenden als mutmaßlichen Vergewaltigern. In solchen Fällen gibt es immer zwei Antworten auf die Frage der Ehre: die der potenziellen Täter und die der potenziellen Opfer.“

3. Medientrends 2018: Personalisierte Angebote, zahlende Nutzer
(de.ejo-online.eu)
Was sind die Medientrends 2018? Nic Newman vom Reuters Institute hat knapp 200 internationale Medienmacher befragt. Sprachaktivierte Assistenten und Podcasts wurden häufig genannt. Außerdem wollen Medienmacher auf einen Mix von Einnahmequellen setzen. Sorgen würden vor allem die Tech-Giganten wie Google, Facebook, Apple und Amazon machen. Werbung würde in Zukunft an Bedeutung verlieren, was den Druck erhöhen würde.

4. “Putinismus funktioniert durch Furcht”
(zeit.de, Steffen Dobbert)
Welchen Einfluss hat die russische Regierung auf das Internet und die Medien und wie funktioniert Zensur heute in Russland? Der Geheimdienstexperte Andrej Soldatow spricht im Interview mit der “Zeit” über Fake News, Folter und Propaganda des Kreml.
Weiterer Lesetipp: Mit diesen Tricks haben Kreml-Freunde die AfD vor der Wahl im Netz gepusht (“Motherboard”, Karolin Schwarz)

5. Facebook versorgt den Stammtisch mit Crystal Meth
(sueddeutsche.de, Andrian Kreye)
Facebook will uns zukünftig weniger Medieninhalte und mehr Texte, Fotos, Videos und Links einblenden, die von Freunden und Familie stammen. Bevorzugt solche, die Reaktionen auslösen. Adrian Kreye kritisiert den Vorstoß des Netzwerks: „Zuckerbergs Plan, Facebook zu emotionalisieren, wirkt deswegen, als würde er einem aufgebrachten Stammtisch einen Beutel Crystal Meth hinstellen und den Erzürnten viel Vergnügen damit wünschen. Die werden in der Nacht sicher länger bleiben. Allerdings werden sie sich wahrscheinlich auch an die Gurgel gehen. Das geschieht im Internet zwar nur virtuell. Der Effekt auf ganze Gesellschaften ist jedoch durchaus ernst zu nehmen.“

6. Die Geschichte des ersten viralen Videos
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Das erste virale Video stammt aus dem Jahr 1997: Ein Mann schlägt in seiner Großraumbüro-Wabe mit der Tastatur seines Rechners wutentbrannt auf den Monitor ein. „Wired“ ist der Geschichte des Videos nachgegangen, das seinerzeit für Werbezwecke aufgenommen und auf Promo-CDs verteilt wurde: In der seinerzeit „hohen Auflösung“ von 352×240.

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