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Warburg-Warner Joffe dankt ab, Richtiges Signal, Auf Wahlparty

1. »Zeit«-Mitherausgeber Josef Joffe dankt ab
(spiegel.de)
Der “Spiegel” hat unlängst enthüllt, dass Josef Joffe, langjähriger Mitherausgeber der Wochenzeitung “Die Zeit”, einen mit ihm befreundeten Bankier vor Recherchen seiner eigenen Zeitung gegen das Geldhaus gewarnt hatte. Nun hätten Verleger und Mitherausgeber einvernehmlich entschieden, Joffes Mandat als Herausgeber bis zum Vertragsende ruhen zu lassen.

2. Mit Holocaustverharmlosern spricht man nicht
(tagesspiegel.de, Sebastian Leber)
Die “Leipziger Volkszeitung” habe sich geweigert, einen szenebekannten Holocaustverharmloser zu einer Diskussionsrunde über die lokale Verkehrspolitik einzuladen. Das sei nicht nur gut so, sondern dringend nötig, findet Sebastian Leber: “Einerseits als Signal, dass sich dieser Mann mit seinen Entgleisungen außerhalb des demokratischen Diskurses bewegt. Andererseits wäre Grell vermutlich clever genug, auch vermeintlich harmlose Sachthemen für seine Provokationen zu nutzen. In einem seiner Videos stellte er spöttisch die Frage: ‘Ist CO2 das neue Zyklon B?'”

3. Gute Ausbildung auch in schwierigen Zeiten
(verdi.de, Felix Koltermann)
Henriette Löwisch leitet die Deutsche Journalistenschule (DJS) in München, die jedes Jahr 45 ausgewählte Nachwuchsjournalistinnen und -journalisten “für die ganze Vielfalt von Tätigkeiten in Online-, Print-, Radio- und Fernsehredaktionen” ausbildet. Felix Koltermann hat sich mit Löwisch unter anderem über die Journalismusausbildung unter Pandemiebedingungen, die neue Rolle des Wissenschaftsjournalismus sowie den Stellenwert der Fotografie in der DJS-Ausbildung unterhalten.

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4. Tag der Entscheidung naht
(djv.de, Hendrik Zörner)
Wer es noch nicht getan hat, sollte schnell noch die Petition der Reporter ohne Grenzen für den Wikileaks-Gründer Julian Assange unterschreiben, appelliert Hendrik Zörner vom Deutsche Journalisten-Verband: “Die britische Innenministerin muss den öffentlichen Druck spüren, muss begreifen, dass hier nicht ein paar Organisationen Amok laufen, sondern dass es ein Anliegen vieler Menschen ist, Julian Assange nicht auszuliefern.”

5. Ist die ARD in der Ukraine präsent genug?
(deutschlandfunk.de, Annika Schneider, Audio: 32:51 Minuten)
Der Deutschlandfunk (Dlf) lässt regelmäßig seine Hörerinnen und Hörer zu Wort kommen und stellt sich dabei auch deutlicher Kritik, etwa an den Öffentlich-Rechtlichen. Diesmal geht es um die Frage, ob die ARD ihre Fernsehreporterinnen und -reporter nach der russischen Invasion zu spät in die Ukraine geschickt hat. Über die Entscheidungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zur Entsendung von Korrespondententeams diskutiert ein Hörer mit der WDR-Chefredakteurin Ellen Ehni, der Osteuropa-Journalistin und ehemaligen Korrespondentin Gemma Pörzgen und Annika Schneider aus der Dlf-Medienredaktion.

6. “Sekt, Wein und Wasser: Ich glaube, alles ist hier möglich”
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz, Video: 3:44 Minuten)
Boris Rosenkranz hat sich einen Teilaspekt der Berichterstattung nur NRW-Wahl herausgepickt und daraus ein unterhaltsames Kurzvideo gemacht: “In Nordrhein-Westfalen wurde gewählt – und die Fernsehsender waren mit ihren Reporter:innen auf den Wahlpartys unterwegs. Was es da alles gab! ‘Schnitzlchen und Frikadellen’, Wein, Bier, sogar Wasser! Hammer.”

Burda vs. Mayer, Fluch der Kameras, Offener Brief an den offenen Brief

1. Burda verklagt zurückgetretenen CSU-Generalsekretär
(dwdl.de, Alexander Krei)
Der CSU-Generalsekretär Stephan Mayer hat seinen Rücktritt bekannt gegeben und dafür vor allem gesundheitliche Gründe angeführt. Das scheint jedoch nicht die ganze Geschichte zu sein. Mayer soll zuvor einen “Bunte”-Reporter bedroht und für einen ihm nicht genehmen Artikel 200.000 Euro Schmerzensgeld verlangt haben (“die müssen Sie mir noch heute überweisen”). Nun habe der Burda-Verlag, in dem die “Bunte” erscheint, rechtliche Schritte gegen den Politiker eingeleitet. Mayer seinerseits habe ebenfalls juristische Schritte angekündigt.

2. Update im Fall Ofarim: Jetzt spricht das Hotel
(ardmediathek.de, Kim Kristin Mauch & Konstanze Nastarowitz, Video: 14:05 Minuten)
Der Musiker Gil Ofarim hatte in den Sozialen Medien beklagt, in einem Leipziger Hotel antisemitisch diskriminiert worden zu sein, was große Wellen der Empörung nach sich gezogen hatte. Es bestehen jedoch erhebliche Zweifel an Ofarims Version, die darin resultierten, dass das Verfahren gegen den belasteten Hotelmitarbeiter eingestellt und Ofarim wegen des Vorwurfs der falschen Verdächtigung und Verleumdung angeklagt wurde. Das Medienmagazin “Zapp” nahm sich des Falls bereits Anfang März an (Der Fall Gil Ofarim, ndr.de, Kathrin Drehkopf, Video: 24:27 Minuten). Nun gibt es ein Update, in dem sich der Direktor des Hotels zu dem Fall und dessen Auswirkungen äußert.
Weiterer Lesetipp: Andreas Raabe erklärt, warum die Ermittlungen im Fall Ofarim so schwierig sind, und nennt dafür sieben Gründe: Wer ist der unbekannte dritte Mann? (t-online.de)

3. Dramatische Lage für Medien in Afghanistan
(verdi.de, Günter Herkel)
Am 3. Mai, dem Internationalen Tag der Pressefreiheit, fand in Berlin eine Veranstaltung von Reporter ohne Grenzen zur derzeitigen Lage für Medien in Afghanistan statt. Günter Herkel fasst die Erkenntnisse zusammen. Seit der Machtübernahme durch die Taliban im August 2021 sei unabhängiger Journalismus in Afghanistan kaum noch möglich.

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4. Johnny Depp und der Fluch der Kameras
(lto.de, Lucas Brost)
Der Schauspieler Johnny Depp und die Schauspielerin Amber Heard werfen sich derzeit im Gerichtssaal vor laufenden Kameras gegenseitig häusliche Gewalt und Verleumdung vor, was in den USA für viele Klicks sorgt. Aber nicht nur dort – auch hier stürzen sich viele Redaktionen auf den Fall, was nicht unproblematisch sei, wie Medienanwalt Lucas Brost ausführt: “Dass das Verfahren in den USA stattfindet, bedeutet nicht, dass für die Berichterstattung der deutschen Medien andere Maßstäbe gelten. Das allgemeine Persönlichkeitsrecht schützt auch die US-Bürger Heard und Depp, denn es handelt sich um ein ‘Jedermann’-Grundrecht. Vor diesem Hintergrund verwundert die Unbekümmertheit, mit der die deutschen Medien über das Verfahren berichten.”

5. Ist Mastodon das bessere Twitter?
(taz.de, Johannes Drosdowski)
Seitdem die Nachricht die Runde macht, dass der Hightech-Milliardär Elon Musk Twitter übernimmt, wandern viele Nutzer und Nutzerinnen zum Twitter-Konkurrenten Mastodon ab. Johannes Drosdowski erklärt, worin sich Mastodon von Twitter unterscheidet, und was man machen muss, um sich dort einen Account anzulegen.

6. Offener Brief an den offenen Brief
(uebermedien.de, Samira El Ouassil)
In letzter Zeit scheinen sich alle gegenseitig offene Briefe zu schreiben, nur der offene Brief selbst bekommt keine Post. Samira El Ouassil hat diesem Missstand ein Ende bereitet und einen offenen Brief an den offenen Brief verfasst, der von jedem und jeder unterzeichnet werden kann.

KW 13/22: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, endlich Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Samstagsausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Uschi Jonas über Faktenchecks in Zeiten des Krieges
(denkangebot.org, Katharina Nocun, Audio: 1:02:22 Stunden)
Was für Falschmeldungen kursieren gerade zum Thema Krieg in der Ukraine? Welche Rolle spielen dabei russische Medien? Und wie arbeitet eigentlich eine Faktencheck-Redaktion? Darüber spricht “Denkangebot”-Podcasterin Katharina Nocun mit Uschi Jonas, die sich bei “Correctiv” mit Factchecking beschäftigt. Weitere Stimmen im Podcast: die beiden Autorinnen Marina Weisband und Karolin Schwarz.

2. Hauptsache Aufmerksamkeit: Die Medienstrategie der “Letzten Generation”
(ndr.de, Kim Kristin Mauch, Video: 10:45 Minuten)
Die Klimaschutzgruppe “Aufstand der letzten Generation” bekommt für ihren Protest viel mediale Aufmerksamkeit, doch die Aktionen sind äußerst umstritten. Das Medienmagazin “Zapp” hat dazu Carla Hinrichs, Sprecherin der “Letzten Generation”, interviewt, ebenso wie Grünen-Politikerin Renate Künast, die die Medienstrategie skeptisch sieht.

3. Das MDR-Gelände in Leipzig: Vom Schlachthof zur Sendezentrale
(ardmediathek.de, Nina Rothermund, Video: 44:40 Minuten)
Wo heute die Sendezentrale des MDR steht, versorgte von 1888 bis 1991 einer der größten Schlachthöfe Deutschlands die Stadt Leipzig mit Fleich- und Wurstwaren. Zum 30. Geburtstag des MDR widmet sich eine Doku der Geschichte und Gegenwart des heutigen Sendestandortes in Leipzig.

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4. AWFNR: Linda Zervakis
(awfnr.podigee.io, Paul Ripke, Audio: 59:30 Minuten)
Die Nachrichtensprecherin und Fernsehmoderatorin Linda Zervakis hat sich nach fast zwei Jahrzehnten bei den Öffentlich-Rechtlichen vom Privatfernsehen abwerben lassen und moderiert nun mit ihrem Kollegen Matthias Opdenhövel das ProSieben-Journal “Zervakis & Opdenhövel”. Mit Paul Ripke plaudert sie über die Hintergründe ihres Wechsels und sie erzählt, wie sich ihre Arbeit verändert hat.

5. Schieflage in der Russland-Berichterstattung
(deutschlandfunk.de, Brigitte Baetz, Audio: 36:39 Minuten)
Deutschlandfunk-Hörer Tim Kremser ärgert sich über Interviews mit sogenannten Russland-Experten, die die russische Aggression aus seiner Sicht heruntergespielt haben. Über die Auswahl von Interviewpartnern im Journalismus diskutiert Kremser mit Dlf-Osteuropa-Expertin Sabine Adler, Kommunikationswissenschaftler Daniel Nölleke und Brigitte Baetz aus der “Mediasres”-Redaktion.

6. Unsichtbar – Follow for Follow. Macht mich berühmt!
(mdr.de, Jonathan Doll, Video: 14:45 Minuten)
“Muss ich als junger Journalist mein Berufs- und Privatleben verwerten und vermarkten, um erfolgreich zu sein? Kann ich durch Follower und Followerinnen sichtbar werden und bekomme dann womöglich auch bessere Jobangebote?” Jonathan Doll hat ein zweiwöchiges Selbstexperiment gestartet und mit viel Fleiß, Geld und Tricks einen Instagram-Kanal aufgebaut. War es den Aufwand wert?

Lobbying-Vorstoß der Verlage, Meta-Schmutzkampagne, Ofarim angeklagt

1. Der Streit über Presseverlage zeigt deutlich, was bei der EU-Gesetzgebung falsch läuft
(uebermedien.de, Felix Reda)
Offenbar wollte die EU-Kommission in letzter Minute ein Gesetzesvorhaben im Sinne der Presseverlage ändern. Die Regelung hätte Suchmaschinen und Soziale Netzwerke verpflichtet, Ausschnitte aus Presseartikeln bezahlen zu müssen, die in Suchergebnissen oder Social-Media-Posts angezeigt werden. Felix Reda erlärt den Lobbying-Vorstoß der Verlage. Seine Kritik: Das sogenannte Trilogverfahren mache die EU anfällig für Lobbyismus.

2. “Fakten checken wird auf ein Podest gestellt, wo es nicht hingehört”
(deutschlandfunk.de, Sebastian Wellendorf, Audio: 5:40 Minuten)
Anlässlich des fünfjährigen Bestehens des ARD-“Faktenfinder” hat sich der Deutschlandfunk mit dem Leiter des Portals, Patrick Gensing, über die Herausforderungen und Grenzen von dessen Arbeit unterhalten: “TikTok ist da beispielsweise nochmal wirklich eine Plattform, die ganz neue Herausforderungen mit sich bringt, wo es Manipulationsmöglichkeiten gibt, die in sekundenschnell umgesetzt werden können.”

3. Keine Spur von Reporterin
(taz.de, Bernhard Clasen)
Der “taz” liegen Informationen vor, die darauf hinweisen, dass die ukrainische Journalistin Irina Dubtschen­ko von russischen Militärs entführt worden sein soll. Demnach habe Dubtschenko, die für die ukrainische Nachrichtenagentur Unian arbeitet, in dem Haus ihrer Großmutter einen verletzten ukrainischen Soldaten versteckt. Nachbarn sollen dies an russische Soldaten verraten haben, mutmaßt eine Kollegin.

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4. Gericht: FAZ darf Carolin Emcke nicht länger falsch zitieren
(sueddeutsche.de, Anna Ernst)
Die Autorin Carolin Emcke hat einen Gerichtsbeschluss gegen die “FAZ” erwirkt. Ein Satz von ihr sei “völlig aus dem Zusammenhang gerissen und falsch zitiert worden”, so Emckes Anwalt. Der “FAZ” liege der Gerichtsbeschluss derzeit noch nicht vor, sie könne daher noch nicht entscheiden, ob sie Rechtsmittel einlege.

5. Facebook finanziert Schmutzkampagne gegen TikTok
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Recherchen der “Washington Post” zufolge soll Facebooks Muttergesellschaft Meta eine Agentur damit beauftragt haben, den Konkurrenten TikTok in einem schlechten Licht darzustellen. In diesem Zusammenhang habe man sich auch Undercover-Taktiken wie dem Versenden falscher Leserbriefe bedient.

6. Anklage gegen Musiker Gil Ofarim erhoben
(zdf.de)
Der Musiker Gil Ofarim hatte in den Sozialen Medien beklagt, in einem Leipziger Hotel antisemitisch diskriminiert worden zu sein, was große Wellen der Empörung nach sich gezogen hatte. Nun hat die Staatsanwaltschaft Leipzig Ofarim wegen des Vorwurfs der falschen Verdächtigung und Verleumdung angeklagt. Das Verfahren gegen den belasteten Hotelmitarbeiter sei hingegen eingestellt worden.
Gucktipp zum Hintergrund: Der Fall Gil Ofarim (ndr.de, Kathrin Drehkopf, Video: 24:27 Minuten).

KW 09/22: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, endlich Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Samstagsausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Krieg gegen die Ukraine – Wie berichten, was zeigen?
(br.de, Linus Lüring & Sissi Pitzer, Audio: 24:11 Minuten)
Es wird zunehmend schwieriger, über den Krieg Russlands gegen die Ukraine zu berichten. Im Medienmagazin des Bayerischen Rundfunks spricht Daniel Bouhs darüber, wie viele Reporter und Reporterinnen deutsche Medien in das Kriegsgebiet entsenden, und welche Probleme diese vor Ort haben. Außerdem geht es um die Verifikation von Bildern und Videos aus dem Kriegsgebiet und das EU-weite Verbot der russischen Staatsmedien.

2. Zwischen Professionalität und Emotion: Journalismus im Ukraine-Krieg
(deutschlandfunk.de, Stefan Fries, Audio: 38:02 Minuten)
Auch beim Deutschlandfunk geht es um die Berichterstattung über den Krieg in der Ukraine: Wie behalten Journalistinnen und Journalisten den Überblick, welche Herausforderungen gibt es, wie schaffen sie den Spagat zwischen Hoffnung und Alarmismus, und welche Rolle spielen eigene Ängste? In “Nach Redaktionsschluss” diskutieren die freie Reporterin Rebecca Barth in der Ukraine, der ehemalige Moskau-Korrespondent des Deutschlandfunks (Dlf), Thielko Grieß, und die Medienwissenschaftlerin Marlis Prinzing von der Macromedia-Hochschule Köln mit Stefan Fries aus der Dlf-Medienredaktion.

3. Kriegsbilder auf TikTok, Seitenwechsel im Journalismus, Stalking mit Trackinggeräten
(deutschlandfunkkultur.de, Katja Bigalke & Marcus Richter, Audio: 34:47 Minuten)
In der aktuellen Ausgabe von “Breitband” sprechen Katja Bigalke und Marcus Richter über Kriegsbilder auf TikTok, Seitenwechsler im Politik-Journalismus und den Missbrauch von Ortungsgeräten wie Apples AirTag.

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4. Der Fall Gil Ofarim
(ndr.de, Kathrin Drehkopf, Video: 24:27 Minuten)
Im dritten und letzten Teil der “Zapp”-Serie “Verurteilt im Netz” geht es um den Fall von Gil Ofarim, der in den Sozialen Medien angab, in einem Leipziger Hotel antisemitisch diskriminiert worden zu sein, und die darauffolgende mediale Debatte. Die ersten beiden Folgen der Serie beschäftigten sich mit dem Fall Luke Mockridge und dem Fall Nemi El-Hassan (jeweils 25 Minuten).

5. Gespräch mit Dalia Antar
(anchor.fm, Lisabell Shewafera, Audio: 40:43 Minuten)
Bei “Inside Medien” ist diesmal Dalia Antar zu Gast. Sie arbeitet beim “heute journal” des ZDF als Redakteurin, Reporterin und Co-Chefin-vom-Dienst. Im Podcast gibt Antar unter anderem Auskunft zu folgenden Themen: Wie kann man sich den Arbeitsalltag als Redakteurin und Reporterin beim ZDF vorstellen? Wie ist das, in der aktuellen Berichterstattung zu arbeiten? Und wie komme ich an ein Praktikum in öffentlich-rechtlichen Medienhäusern?

6. Diener des Volkes
(arte.tv, Video: Serie mit 23 Folgen)
“Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, ehemaliger Schauspieler und Komiker, spielt in der Serie ‘Diener des Volkes’ die Rolle, die sein Leben veränderte: einen Geschichtslehrer, der über Nacht zum Präsidenten der Ukraine wird.” Arte zeigt in der Mediathek alle 23 Folgen in der Originalfassung mit deutschen Untertiteln.

Desinformations-Organ “Bild”, Paid Content der Verlage, Buchmesse

1. “Bild” schiebt Karl Lauterbach falsche Aussage unter, die er nicht gemacht hat
(uebermedien.de, Frederik von Castell)
Die “Bild”-Redaktion hat Gesundheitsminister Karl Lauterbach in einer Schlagzeile eine Aussage untergeschoben, die dieser nie getätigt hat. Frederik von Castell ist der Sache nachgegangen und hat die entsprechenden Stellen um Stellungnahmen gebeten. Sein Fazit: “Was bleibt, ist eine nachweislich nicht den Sachverhalt wiedergebende Überschrift, die eifrig geteilt und als Aussage Lauterbachs wahrgenommen wird. Wer eine Aussage in dieser Weise verfälscht, wie es ‘Bild’ getan hat, muss sich auch den harten Vorwurf der Desinformation gefallen lassen.”

2. Bild ist eine Rügenpresse!
(katapult-magazin.de, Lilly Graschl & Daniela Krenn & Fahima Makanga)
“Die Bild hat es geschafft, 26 von den 60 verteilten Rügen des Presserats 2021 abzubekommen. Was es dazu braucht? Die konstante Missachtung des Pressekodex.” Das “Katapult”-Magazin hat die Informationen des Deutschen Presserats in eine Grafik umgesetzt, die auf eindrucksvolle Weise zeigt, wer Deutschlands meistgerügtes Medium ist.
Weiterer Lesehinweis: Das Geschäft mit Falschbehauptungen und Verstößen gegen die Branchenregeln scheint ein lukratives zu sein: Bonusrunde: Den Springer-Vorstand erwarten 88,8 Millionen Euro (kreiss.de, Markus Wiegand).

3. Warum Paid Content Verlage (so) nicht retten wird
(indiskretionehrensache.de, Thomas Knüwer)
“Betrachtet mit den Mitteln der Betriebswirtschaft kann Paid Content in seiner aktuellen Form nicht funktionieren”, lautet die These von Thomas Knüwer, für die er in einem ausführlichen Beitrag viele Argumente aufzählt. Er diskutiert dort auch die immer wiederkehrenden Vorschläge einer Nachrichten-Flatrate und eines Einzelartikelverkaufs. Außerdem zeigt Knüwer die mangelhafte Service-Orientiertheit vieler Verlage auf, die ihre Prozesse immer noch nicht an aktuelle Erfordernisse angepasst hätten.

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4. Heinrich Breloer wird 80: Der Mann, der das Dokudrama erfand
(deutschlandfunk.de, Annika Schneider & Sebastian Wellendorf, Audio: 6:06 Minuten)
Heinrich Breloer gilt als der Erfinder des Filmgenres Dokudrama und wurde für seine Arbeit mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Nun ist er 80 Jahre alt geworden – für den Deutschlandfunk ein schöner Anlass, an Breloers Arbeit und dessen Einfluss auf die nach ihm kommenden Filmemacher und Filmemacherinnen zu erinnern: “Sein Werk legte den Grundstein für ein ganzes Genre: Das von ihm erfundene Dokudrama ist heute weit verbreitet. Auf Streaming-Plattformen finden sich unzählige Beispiele, und selbst für Netzwerke wie Instagram wird Zeitgeschichte inzwischen dramaturgisch aufbereitet”.

5. Zeitgenosse der Tiefen und Untiefen deutscher Geschichte
(tagesspiegel.de, Hermann Rudolph)
Der ARD-Journalist und Publizist Peter Merseburger ist im Alter von 93 Jahren in Berlin gestorben. Hermann Rudolph erinnert an den Mann, der in den 1970er-Jahren zu einer der zentralen Figuren der kritischen Fernsehberichterstattung wurde: “Als Leiter von ‘Panorama’, dem Magazin des NDR, war er damals eine höchst streitbare – und umstrittene – Größe, der mit in charakteristischer Manier vorgeschobenen Kopf die Republik gleichsam auf die Hörner zu nehmen schien.”

6. buchmesse_popup in Leipzig vom 18.-20. März 2022
(buchmarkt.de)
Nach der Absage der Leipziger Buchmesse haben sich über 50 Verlage zusammengetan und bieten eine Alternativveranstaltung an. Mit dabei sind unter anderem die Aufbau Verlage, C.H.Beck, Hanser, Jung und Jung, Kampa, Kanon, Katapult, Klett-Cotta, Kunstmann, Mare, Matthes & Seitz, Schöffling, Suhrkamp/Insel, Verbrecher, Voland & Quist und Wagenbach. Die “buchmesse_popup” findet vom 18. bis 20. März dieses Jahres in Leipzig statt.

“Bild” im Umbruch, dpa kuratiert für Facebook, Falscher Attentäter

1. Wohin zieht es Ex-Chef Julian Reichelt?
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Bei “Bild” ist einiges im Umbruch, und das nicht nur an der Redaktionsspitze: Die verkaufte Auflage beträgt erstmals seit 1953 weniger als eine Million Exemplare. Und auch “Bild TV” sendet an nicht wenigen Tagen unter der messbaren Wahrnehmungsgrenze. Nach dem Weggang von Ex-Chefredakteur Julian Reichelt wird an der Programmstruktur gebastelt. Beispielsweise wird die auf Krawall ausgelegte Sendung “Viertel nach Acht”, der “Talk, der Schlagzeilen macht”, von 20:15 Uhr in den späten Abend verlegt. Um Reichelts Zukunft ranken sich derweil Gerüchte: Er soll neulich mit einem milliardenschweren Fernsehsender-Besitzer gesehen worden sein.

2. Für dpa wird das Desinformationsproblem von Meta zum Geschäftszweig
(uebermedien.de, Alexander Fanta)
Die Nachrichtenagentur dpa beschäftige ab April ein 15-Leute-Team, das für Facebook deutsche Nachrichten kuratieren soll. Wie die Nachrichtenauswahl erfolgt, sei unbekannt, das rund 30-seitige “Redaktionsstatut” werde geheim gehalten. Alexander Fanta kommentiert: “Facebooks Desinformationsproblem wird für dpa zum Geschäftszweig. Das Kerngeschäft, unabhängig für Leserinnen und Leser zu berichten, könnte ins Hintertreffen geraten. Die Agentur, die die deutsche Medienlandschaft prägt, muss wachsam sein, sich nicht im Gewirr von Facebooks undurchsichtigen Geschäftsinteressen zu verlieren.”

3. Assange darf vor den Supreme Court ziehen
(reporter-ohne-grenzen.de)
Reporter ohne Grenzen begrüßt, dass Wikileaks-Gründer Julian Assange gegen seine drohende Auslieferung in die USA vor den britischen Supreme Court ziehen darf: “Dieses Verfahren ist ein Präzedenzfall mit enormen Auswirkungen auf den Journalismus und die Pressefreiheit in der ganzen Welt. Wir wünschen uns, dass die neue deutsche Bundesregierung die Tragweite erkennt und sich ebenfalls dafür einsetzt, Julian Assange freizulassen.”

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4. Heidelberg: Medien nennen falschen Attentäter
(dw.com)
Als es am gestrigen Montag auf dem Gelände der Universität Heidelberg zu einem Amoklauf kam, nutzte ein anonymer Twitter-User die Aufmerksamkeit, bezichtigte einen vollkommen Unbeteiligten der Tat und verbreitete Fotos und Videos des Unschuldigen. Doch damit nicht genug – internationale Medienportale übernahmen den Namen ungeprüft und sorgten so dafür, dass sich die Falschnachricht weiter verbreitete.

5. MDR fresh, das Nachwuchs-Talente-Programm
(mdr.de)
Der MDR bietet ein neunmonatiges, bezahltes Nachwuchs-Talente-Programm an, das sich aus Workshops und verschiedenen Stationen beim MDR in Halle, Leipzig und Erfurt zusammensetzt: “Wir suchen nach Nachwuchs-Talenten, die mehr Diversität in die Redaktionen bringen. Ausdrücklich möchten wir mit diesem Programm Menschen ansprechen, die sonst nicht den Weg zum MDR finden. Du brauchst kein abgeschlossenes Studium. Wir möchten gern Menschen mit einer Migrationsgeschichte zu einer Bewerbung ermuntern.”

6. ZDF erklärt: Darum gibt es keine “Mainzelfrauchen” – verschweigt aber einen Fakt
(rnd.de)
Warum gibt es eigentlich keine “Mainzelfrauchen”? Auf diese Frage eines Zuschauers gab das ZDF in einem Facebook-Post Antworten, die jedoch nicht die ganze Wahrheit abbilden.

“Spiegel” behauptet sich gegen Reichelt, “Stern TV”, Astrologie

1. “Das OLG Hamburg hat heute …”
(twitter.com, Der Spiegel)
Wie der “Spiegel” auf Twitter mitteilt, hat das Oberlandesgericht Hamburg in einem Rechtsstreit mit dem früheren “Bild”-Chef Julian Reichelt zugunsten des “Spiegel” entschieden. Der Artikel “Vögeln, fördern, feuern” sei aus diesem Grund ab sofort wieder online verfügbar.
Weiterer Lesehinweis: Wie sich Julian Reichelt verteidigt: “Der geschasste “Bild”-Chefredakteur spricht bei Servus TV über seinen Rausschmiss und seine beruflichen Pläne. Über einen, der versucht, seine Haut zu retten.” (sueddeutsche.de, Aurelie von Blazekovic)

2. Ein schlechtes Magazin für Leute, die wissen, dass sie die Guten sind
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Stefan Niggemeier hat erhöhten Puls: “Am Sonntag lief eine Sonderausgabe von ‘Stern TV’ auf RTL, und nachdem ich sie gesehen habe, bin ich jetzt kurz davor, zum Impfskeptiker, ‘Querdenker’ und Corona-Leugner zu werden – aus reinem Trotz und kindischem Protest und weil es beinahe wie eine angemessene Reaktion wirkt auf eine Sendung, die so unfassbar und umfassend dumm war in der Art, wie sie mit dem Thema umging und überhaupt: mit allem.” Ein lesenswerter Verriss, weil Niggemeier ein ganzes Bündel an Denk- und Konstruktionsfehlern der Sonderausgabe offenlegt.

3. Pressefreiheit in Gefahr?
(luhze.de, Adefunmi Olanigan)
Die Immobilienfirma United Capital geht juristisch gegen die ehrenamtliche Hochschulzeitung “luhze” aus Leipzig vor. Die Studierendenzeitung hatte zuvor die Methoden des Unternehmens kritisiert und dabei auch betroffene Mieterinnen und Mieter zitiert. Das Unternehmen argumentiere, “luhze” habe sich deren Vorwürfe zu eigen gemacht. Die Redaktion entgegnet: “Dass United Capital die Vorwürfe der Mieter*innen als solche darstellt, die unsere Zeitung selbst erhoben hat, können wir uns nur damit erklären, dass unliebsame Berichterstattung mit allen Mitteln verhindert werden soll.”

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4. Warum moderieren so wenige Frauen große Unterhaltungsshows?
(dwdl.de, Peer Schader)
Peer Schader beschäftigt sich in seiner neuen Kolumne mit dem Geschlechterungleichgewicht im deutschen Fernsehen: “Moderatorinnen großer Unterhaltungsshows sind im deutschen Fernsehen irgendwie immer noch – gesondert erwähnungsbedürftig. Und für die allermeisten lautet die Antwort auf die Frage ‘Wer stiehlt mir die Show?’: Bommes und Pflaume, Silbereisen und Kerner, Lanz und Gätjen, Opdenhövel und Hartwich usw.”

5. Gabor Steingart lässt zweites Medienschiff bauen – mit Ballsaal
(meedia.de)
Der Publizist Gabor Steingart hat mit seinem Redaktionsschiff “Pioneer One” für einige Aufmerksamkeit im Medienbetrieb gesorgt. Nun wolle er expandieren: Die “Pioneer Two” soll 52 Meter lang werden und zwei Studios sowie einen Ballsaal beherbergen. Außerdem wolle Steingarts Unternehmen Media Pioneer 25 neue Leute einstellen.

6. Astrologie im öffentlich-rechtlichen Fernsehen: Der ORF hat ein Problem
(scienceblogs.de, Florian Freistetter)
Das öffentlich-rechtliche Fernsehen in Österreich habe ein Problem mit der Astrologie, findet der Astronom Florian Freistetter. Immer wieder werde dort völlig unkritisch damit umgegangen: “Es geht hier nicht um Boulevardzeitungen und Privatsender. Sondern um einen gebührenfinanzierten öffentlich-rechtlichen Sender mit einem Bildungsauftrag. Es steht dem ORF nicht gut zu Gesicht, die Astrologie immer wieder so unkritisch zu präsentieren.”

Nischenthema Klimawandel, Angriff auf MDR-Team, “Drecksblätter”

1. Klimawandel bleibt ein Nischenthema
(deutschlandfunk.de, Christoph Sterz, Audio: 7:47 Minuten)
Angesichts der Klimakonferenz in Glasgow findet man in den Medien derzeit verhältnismäßig viele Beiträge zum Thema Klima. Michael Brüggemann, Professor für Kommunikationswissenschaft in Hamburg, bezeichnet dies jedoch als “Ausnahmesituation”. Insgesamt sei das Niveau der Klimaberichterstattung recht niedrig. Nur zwei bis drei Prozent der von ihm untersuchten Nachrichtenartikel enthielten das Wort “Klimawandel” oder entsprechende Synonyme. Das werde dem Problem nicht gerecht, so der Wissenschaftler.

2. MDR verurteilt Angriff auf eigenes TV-Team in Zwickau
(mdr.de)
Ein MDR-Team wurde am Montagabend in Zwickau tätlich angegriffen, während es für “MDR exakt” bei einem sogenannten “Spaziergang” gegen Corona-Maßnahmen drehte. Zu der nicht genehmigten Versammlung hatten unter anderem die “Freien Sachsen” aufgerufen, die vom sächsischen Verfassungsschutz zuletzt als rechtsextremistische und verfassungsfeindliche Bestrebung eingestuft wurden. MDR-Intendantin Karola Wille kommentiert: “Die immer gewalttätigere Auseinandersetzung um Corona-Maßnahmen ist erschreckend und unerträglich, der MDR verurteilt den Angriff aufs Schärfste.”

3. Springer-Mitarbeiter sollen Beziehungen am Arbeitsplatz offenlegen
(sueddeutsche.de)
In einem Gespräch mit der “Financial Times” habe Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner angekündigt, die Angestellten des Konzerns dazu zu verpflichten, sexuelle Beziehungen von Führungskräften mit Mitarbeitenden offenzulegen. Springer müsse sich auf dem Weg zu einem globalen Unternehmen bewusst sein, dass auf dem wichtigen US-Markt striktere Regeln am Arbeitsplatz üblich seien.

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4. Hat der WDR im Fall von Nemi El-Hassan gegen Arbeitsrecht verstoßen?
(berliner-zeitung.de, Stefan Buchen)
Die Ärztin und Journalistin Nemi El-Hassan sollte eigentlich die Moderation der WDR-Wissenschaftssendung “Quarks” übernehmen, doch im Vorfeld tauchten Vorwürfe hinsichtlich El-Hassans Gesinnung auf, die auch von “Bild” befeuert wurden. Nachdem sich Nemi El-Hassan mit einer Stellungnahme in der “Berliner Zeitung” zu Wort gemeldet hatte (“Ich bin Palästinenserin – deal with it!”), rückte der WDR endgültig von einer Zusammenarbeit ab. Nun stelle sich die Frage, ob der Sender in Vorgesprächen womöglich zu weit gegangen ist und arbeitsrechtlich unzulässige Fragen gestellt hat.

5. DJV Update – Bundesverbandstag und eine kleine Bild-Geschichte
(getrevue.co, DJV Sachsen)
In seinem aktuellen Newsletter berichtet der DJV Sachsen von seiner Teilnahme am Bundesverbandstag des Deutschland Journalisten-Verbands. Im Anschluss gibt es noch eine kleine “Bild”-Geschichte: “Die Bild-Zeitung hat sich für ihre Berichterstattung über die Querdenker- und Neonazi-Demonstration am vergangenen Sonnabend in Leipzig beim Instagram-Account zweier junger Leipziger Kollegen bedient und einen Screenshot eines Videos als Foto genutzt. Offenbar in der Bundesausgabe, immerhin mit – kleinem – Quellenhinweis, ganz bestimmt aber ohne Rückfrage und Genehmigung.”

6. Wie und warum Günther Jauch gegen die “gelben Drecksblätter” kämpft
(uebermedien.de, Mats Schönauer)
Was Mats Schönauer über die Abwehrschlacht des TV-Unterhalters Günther Jauch gegen die Yellow Press zusammengetragen hat, ist in mehrfacher Hinsicht erschütternd: Es zeigt, mit welch industrieller Perfidie die Regenbogenbätter ihre Leserinnen und Leser in die Irre führen und welch gewaltigen Aufwand an Zeit und juristischen Mitteln Jauch seit Jahren an den Tag legt, ohne dass es grundsätzlich besser wird.

Das Bild, das “Bild” abgibt

Angesprochen auf den äußeren Schaden, der durch die Affäre um Ex-“Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt entstanden ist, sagt der neue “Bild”-Chef Johannes Boie im Interview mit der “Süddeutschen Zeitung” (nur mit Abo lesbar):

Ich denke, dass der Schaden nach außen vorhanden ist, aber an manchen Stellen auch gezielt größer gemacht wird, als er tatsächlich ist.

Eine grundsätzlichere Frage wäre: Was ist überhaupt noch an (positivem) “Bild”-Image vorhanden, das – auf welche Weise auch immer – beschädigt werden kann? Es gibt mehrere Studien und Umfragen, die darauf Antworten geben.

Das Reuters Institute for the Study of Journalism der Universität Oxford zum Beispiel hat in seinem “Digital News Report 2021” auch für Deutschland “Brand trust scores” erfragt, also: Wie sehr vertrauen die Befragten dem jeweiligen Medium? Das Ergebnis:

“Bild” landet unter den abgefragten Medien mit weitem Abstand auf dem letzten Platz. 60 Prozent der befragten Personen sagen, dass sie “Bild” nicht vertrauen. (Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt die Universität Mainz. “Wie vertrauenswürdig finden Sie diese Angebote?”, fragten die Forscherinnen und Forscher 2020, wobei sie dabei nicht konkrete Medienmarken nannten, sondern Gattungen. Darunter auch “Boulevard-Zeitungen”, deren wichtigster Vertreter nach wie vor “Bild” ist. Sie landeten ganz hinten (7 Prozent “sehr/eher vertrauenswürdig”, 56 Prozent “überhaupt/eher nicht vertrauenswürdig”).)

Einen etwas anderes Fokus haben die Initiative Reset. und die Agentur pollytix in ihrer Studie zur Debattenkultur (PDF) gesetzt. Sie fragten im Juni 2021 in einer bundesweiten repräsentativen Umfrage:

Glauben Sie, die folgenden haben einen eher positiven oder eher negativen Einfluss auf die Art und Weise, wie Diskussionen in Deutschland geführt werden?

Das Ergebnis:

Auch hier landet “Bild” auf dem letzten Platz, mit dem niedrigsten Wert bei “eher positiv” und dem höchsten bei “eher negativ”.

Der “GemeinwohlAtlas” der Leipziger Graduate School of Management und der Universität St. Gallen will den “gesellschaftlichen Nutzen” von deutschen sowie internationalen Unternehmen, Marken, Organisationen und Institutionen untersuchen und abbilden:

Im Jahr 2019 nahmen insgesamt 11.769 Personen im Alter zwischen 18 und 93 Jahren an der Befragung teil.

Kannten die Befragten mindestens eine der aufgelisteten Organisationen, wurden sie aufgefordert, für einzelne, randomisiert ausgewählte Organisationen den Beitrag zum Gemeinwohl in den vier Dimensionen Lebensqualität, Aufgabenerfüllung, Zusammenhalt und Moral zu bewerten.

Hier landet “Bild” nicht auf dem letzten, sondern auf dem drittletzten Platz – Rang 133 von 135. Schlechter bewertet wurden nur die FIFA und Marlboro:

Und wie sieht die “Bild”-Belegschaft das selbst? Nach dem Compliance-Verfahren gegen Julian Reichelt im Frühjahr hat der Springer-Verlag eine Befragung unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von “Bild”, “Bild am Sonntag” und “B.Z.” durchgeführt. Sie konnten 51 vorgegebene Aussagen bewerten, auf einer Skala von 0 bis 10, von wenig bis hoher Zustimmung.

Der “Spiegel” berichtete Anfang Juni über die Ergebnisse (nur mit Abo lesbar). Und über die interne Präsentation durch “Bild”-Geschäftsführerin Carolin Hulshoff Pol:

Sie tritt an diesem Montagnachmittag demütig auf. Bei einem Wert, sagt sie, habe sie sich “echt erschrocken”. Er betrifft den Blick, den die Mitarbeiter auf die Außenwirkung ihrer Blätter haben, auf den Wert für die demokratische Öffentlichkeit. Abgefragt worden war: Werden “Bild”, “BamS” und “BZ” ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht? Die Belegschaft vergab dafür den Wert 5,5. “Das darf nicht unser Anspruch sein”, sagt Hulshoff Pol.

Das “Bild”-Image scheint auch aus Sicht der dort arbeitenden Menschen so ramponiert zu sein, dass nicht wenige nur ungern erzählen, wo sie arbeiten:

Und noch eine Zahl: 225 Befragte, also ein Viertel, erzählen nach außen ungern, dass sie bei “Bild” arbeiten. Eine Redaktion, die sich zumindest in Teilen für den eigenen Arbeitgeber schämt.

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