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Blick  

Verrückte Deals

Marc Walder, CEO des Ringier-Verlags für die Schweiz und Deutschland, erzählte der “Zeit” kürzlich in einem Interview, dass die Medienwelt für Marketing-Manager unübersichtlich geworden sei. Die würden “gar nicht mehr wissen, wo und vor allem wie sie ihr Geld am effektbringendsten ausgeben sollen”:

Die fragen sich: Was mache ich mit meinen zwei Millionen Euro für die neue Biomilch? Mache ich ein Guerilla-Video für YouTube? Veranstalte ich eine witzige Castingshow? Suche ich das schönste Butter-Girl? Oder doch nur klassische Werbung wie früher? Da kommen sie gern zu uns und lassen sich ein Konzept entwickeln.

Die Medienwelt ist aber auch für den Ringier-Verlag unübersichtlich geworden. So verdient das Unternehmen nicht nur Geld mit Boulevardzeitungen wie dem “Blick”, sondern hält auch Beteiligungen an den verschiedensten Unternehmen, so zum Beispiel seit diesem Sommer 60% an DeinDeal.ch, einem Gutschein-Discounter.

Wie genau die Konzepte aussehen, die Ringier für seine Werbepartner entwickelt, wissen wir nicht. Wir können aber einfach mal einen Blick in den “Blick” werfen.

Am 1. Dezember 2011:

IWC zum halben Preis!

Am 2. Dezember 2011:

10 IWC bei DeinDeal.ch

Und am 3. Dezember 2011 gab es noch eine gute Nachricht auf der Titelseite, ganz ohne weiterführenden Artikel. Vermeldet wurde, dass der CEO von IWC Schaffhausen “ein neues Produktionsgebäude sowie den Ausbau der Büroräumlichkeiten” (stadt-schaffhausen.ch) plant.

IWC baut neue Uhrenfabrik!

Timothy McVeighs Perp-Walk-Marathon

Perp Walk nennen die Amerikaner den Gang, mit dem Verdächtige vor der Öffentlichkeit bloßgestellt werden. Meist in Handschellen und umringt von Polizisten werden sie medienwirksam abgeführt.

Über dieses Ritual wird gerade wieder heftig diskutiert, weil der zurückgetretene Chef des Internationalen Währungsfonds IWF, Dominique Strauss-Kahn, es über sich ergehen lassen musste, nachdem er in New York festgenommen wurde. Die “Süddeutsche Zeitung” versuchte deshalb vergangene Woche, die Geschichte des Perp Walks nachzuerzählen:

Den längsten “Perp Walk” hatte Timothy McVeigh, der Attentäter von Oklahoma City, zu erdulden. Drei Stunden lang wurde er öffentlich ausgestellt, bevor er dem Richter vorgeführt wurde.

Das kann man sich sehr schlecht vorstellen. Entweder hätte der Transporter viele Kilometer vom Gefängnis entfernt geparkt sein müssen. Oder McVeigh hätte viele Male um das Gebäude herum- oder immer wieder hin- und hergeführt werden müssen. Oder man hätte ihn — ohne Schutzweste — drei Stunden vor einem Pulk aufgebrachter Bürger herumstehen lassen müssen.

In Wahrheit dauerte McVeighs Perp Walk nur wenige Sekunden (Video). Es mag dem SZ-Autor wie Stunden vorgekommen sein, weil diese Aufnahmen so oft wiederholt wurden. Wahrscheinlicher ist, dass er eine leicht missverständliche Formulierung aus dem englischen Wikipedia-Eintrag zu Perp Walk missverstanden hat. Dort heißt es:

In 1995 Oklahoma City bomber Timothy McVeigh, already in Oklahoma State Police custody for a firearms violation, was paraded before television cameras by the FBI nearly three hours before he was officially arrested for the bombing.

Die knapp drei Stunden sind der Zeitpunkt (vor der offiziellen Verhaftung wegen des Attentates), nicht die Länge des Perp Walks. Aber das hat nicht nur die SZ falsch verstanden.

Die mit edlen Uhren wedeln

19 verschiedene Uhrenmarken sind in diesen Tagen am Salon International de la Haute Horlogerie (SIHH), der internationalen Uhrenmesse in Genf, vertreten.

Im Artikel auf Bild.de werden aber nur zwei erwähnt:

Blanchett (41) überraschte auf dem roten Teppich der Edel-Uhrenmarke "IWC", die ihre neue "Portofino"-Kollektion feierte, mit neuer Kurzhaarfrisur.

Gwyneth Paltrow schmückte die glanzvolle Garten-Party, zu der die Edeluhrenmarke "Baume Mercier" geladen hatte.

Schauspieler Jean Reno mit seiner Frau Zofia, Schauspieler Sebastian Koch, Box-Champ Vitali Klitschko, Weltfußballer Luis Figo mit Frau Helen, Oliver Bierhoff mit Frau Klara, Sänger Ronan Keating (trat auf), der als Schmuckstück neben einer IWC-Uhr auch einen Ohrring in Form eines Peace-Zeichens trug.

Baume & Mercier und IWC gehören beide zur Schweizer Richemont-Gruppe, einem Luxusgüterkonzern.

Die Marke IWC, die beinahe traditionell im redaktionellen Teil von “Bild” auftaucht, bildet denn auch den Hintergrund der meisten der 15 Bilder in der Bildergalerie:

Bei der Edel-Uhrenmarke "IWC" stapelten sich die Promis auf dem roten Teppich: Boris Becker und Frau Lilly ...

... die Beckers mit "IWC"-CEO Georges Kern ...

Boris Becker ist ein Stammgast bei dem Event, was nicht verwundert, denn er ist, wie viele andere, Botschafter von IWC. Bild.de bezeichnete ihn 2006 als “Botschafter”, 2008 als “der sogenannte IWC-Botschafter” — 2011 erschien diese Verbindung dann offenbar gar nicht mehr als erwähnenswert.

Und in der gedruckten “Bild” war dann für andere Marken kein Platz mehr:

IWC-Party in Genf: Uhr-là, là! Sooo viele Stars auf einmal!

Mit Dank an Lothar Z., Thomas D., Giovanni, Dennis H. und Christian S.

Zöllner nehmen Klitschko tolle Markenuhr weg!

Box-Weltmeister Vitali Klitschko scheint gestern am Frankfurter Flughafen vom Zoll überprüft worden zu sein — und das, obwohl er den Leuten sofort gesagt hat: “Jungs, ich bin kein Schmuggler!” Die Beamten behielten vorläufig eine Uhr und eine Tasche. Klitschko findet das: “Unmöglich!”

Keine große Sache? Haben Sie ‘ne Ahnung:

Aber, keine Sorge, Sie müssen das nicht alles lesen. Wir haben die aus “Bild”-Sicht offenbar zentralen Punkte der Geschichte hier noch einmal übersichtlich zusammengestellt:

Der Schweizer Uhrenhersteller IWC ist ein guter, alter Bekannter im, äh, redaktionellen Teil von “Bild” und gehört zufällig zur gleichen Unternehmensgruppe wie Montblanc.

Mit Dank an Stefan K., Christian H., Marko B. und David K.!

Der Mann, der bei “Bild” kein großer Esser war

Grundsätzlich lassen sich zwei Arten von “Bild”-Interviews unterscheiden. Die eine Art wird tendenziell eher mit Politikern geführt, die Steuern erhöhen oder Verbrecher laufen lassen wollen, und nennt sich “BILD-Verhör”. Die andere Art wird gerne mit Spitzenfunktionären großer Unternehmen geführt und hat keinen eigenen Titel, was vermutlich daran liegt, dass “Das offene Mikrofon”, “Der ungestörte Monolog” oder “Es geht auch ohne Nachfragen” nicht so rubriktauglich sind.

Und wenn Ihnen diese Sätze bekannt vorkommen, könnte das daran liegen, dass wir sie vor ziemlich genau einem Jahr schon einmal geschrieben haben, als wir zum ersten Mal über die besondere Art der Interviews berichteten, wie sie “Bild”-Wirtschaftschef Oliver Santen mit anderen Wirtschaftschefs führt.

Wir haben viele Zeilen geschrieben, von “Nichtverhören” und “Kuschelgesprächen” gesprochen und getitelt: “Das Santenmännchen ist da!”. Wir hätten uns die Mühe sparen können. Ein einziges Foto fasst die ganze kritisch-journalistische Haltung Santens zu seinen Gegenübern zusammen, und freundlicherweise zeigt es die “Bild”-Zeitung heute zu seinem neuesten Gespräch:

Eine treffendere Bildunterschrift unter dem Foto wäre natürlich: “Ach, das sind also diese leckeren Pommes Frites, die die Leute so gerne bei Ihnen essen?!” Aber vielleicht haben Sie, liebe Leser, ja noch bessere Ideen.

Nachtrag, 14. November. Auf die naheliegendste Bildunterschrift sind wir nicht gekommen, aber viele unserer Leser, als erster Boris H.:

“Auch Ihnen fress’ ich gern aus der Hand.”

Weitere Vorschläge, die uns gut gefallen haben:

Man beißt nicht die Hand, die einen füttert.
(Hauke H. und viele andere)

“Lecker Pommes! Und wenn ich die Hand so halte, kommt auch meine wunderschöne IWC-Uhr (10.000 Euro) voll zur Geltung.”
(Florian S.)

“Danke, Herr Skinner, ich habe an Ihrem Kartoffelstäbchen gerochen und tu’s jetzt wieder in die Pappschachtel!”
(Michael B.)

“Ein kleiner Bissen für mich, ein großer Artikel für die BILD-Zeitung!”
(Lukas H.)

“Wes ‘fries’ ich ess, des Lied ich sing!”
(Karim a.)

“Moment… was steht da drauf? – “Ihren Scheck finden Sie in der Apfeltasche”.
(Gingi)

Vielen Dank an alle fürs Mitmachen!

Körzdörfers Erbin

Weil in der “Bild”-Redaktion offenbar niemand aufzutreiben war, der sich mit dem “Welt-Phänomen” der Filmreihe “High School Musical” auskennt, durfte kurzerhand Dina, die neunjährige Tochter von Norbert Körzdörfer, den Hauptdarsteller Zac Efron interviewen.

Körzdörfer hielt sich mit dem, was die “große BILD-Zeitung” gefragt hätte, zurück und überließ stattdessen für 50 Zeilen der “BILD-Kid-Reporterin” und ihren sieben Kinderfragen den Artikel. Entweder konnte er sich aber dann doch nicht ganz zurückhalten …

Zac zieht mit seiner Hand („IWC“-Uhr, ca. 10 000 Euro) aus dem T-Shirt eine Halskette mit einem spitzen Kupferklumpen: „Das ist ein Haifischzahn, den ich aus meiner Kindheit habe! Er beschützt mich.“

… oder es sind alle im Hause Körzdörfer Experten für teure Armbanduhren einer bestimmten Marke oder lernen früh die ganz eigene Art von Körzdörfer-Journalismus.

Allgemein  

“Bild” macht Täter zum Attentäter

“Bild” berichtet heute über das Urteil gegen einen 23-jährigen “Deutsch-Afghanen”, der im September 2007 einen Rabbiner niedergestochen und schwer verletzt hatte:

"Mildes Urteil nach Messer-Attacke: Rabbi-Attentäter geht lachend nach Hause"

Für “Bild” ist der Täter ein “Attentäter” und das Urteil (dreieinhalb Jahre Haft) ein “mildes Urteil”. Und über letzteres kann man diskutieren. Allerdings sollte man dafür zumindest wissen, auf welche Feststellungen das Gericht sein Urteil gründet. Als “Bild”-Leser weiß man es nicht:

Der Deutsch-Afghane hatte Rabbi Zalman G. (43) erst mit Worten attackiert (“Scheißjude, ich bring dich jetzt um”), dann mit einem Messer lebensgefährlich verletzt.

Was “Bild” hier über die Tat schreibt, ist nicht nur arg verkürzt, es widerspricht auch den Feststellungen des Gerichts. Zwar sah es als erwiesen an, dass der Täter den Rabbiner beleidigt habe, aber:

Eine Todesdrohung hielt die Strafkammer für nicht bewiesen. Sie ging davon aus, dass ein Streit bei der zufälligen Begegnung auf der Straße zu den Tätlichkeiten führte.

So oder so ähnlich lässt sich das in diversen Meldungen und Berichten zu dem Fall nachlesen. Was “Bild” als Tatsache darstellt, ist lediglich die (nicht erwiesene) Behauptung des Rabbiners. Demgegenüber erwähnt “Bild” mit keinem Wort, wie der Täter das Ganze darstellte. Der berief sich nämlich auf Notwehr. Das Gericht hielt keine der beiden Versionen für glaubwürdig und verließ sich lieber auf einen Zeugen:

[Die Strafkammer] hielt die Aussage eines Zeugen für glaubwürdig, der die Auseinandersetzung zufällig mitbekommen und gehört hatte, wie der junge Mann den Juden beleidigte. Der körperlich überlegene Rabbiner habe den Angreifer “am Schlafittchen” gepackt, sagte Richter Drescher. Sajed A. habe sich losgerissen und ohne Warnung sein Messer seitlich in den Unterbauch des Rabbiners gestochen.

Auch das lässt sich so, oder so ähnlich in diversen Medien nachlesen.

Bei “Bild” indes hat man sich, wie gesagt, entschieden, den Täter als “Rabbi-Attentäter” zu bezeichnen. Und darüber, dass das abwegig ist, kann man eigentlich nicht diskutieren – außer man hat keine Ahnung, was das Wort “Attentat” so grob bedeutet.

P.S.: Bild.de hat es übrigens mal wieder nicht auf die Reihe gekriegt, eine dpa-Meldung von gestern morgen zu korrigieren, in der noch von einer Tötungsabsicht die Rede war. Dabei gab dpa eine gute halbe Stunde später eine Meldung heraus, in der es deutlich in der Überschrift hieß: “Berichtigung: Keine Tötungsabsicht”.

Mit Dank an Torsten B. für den sachdienlichen Hinweis.

Nachtrag, 22.5.2008: Auch andere Medien nennen den Täter übrigens “Rabbi-Attentäter”. Anders als “Bild”, schildern sie den Fall aber immerhin so, wie er sich nach den Feststellungen des Gerichts darstellt.

Markenticktatuhr

"Großer Uhrenvergleich in Genf: Diese Promis ticken richtig"In Genf ist gerade Uhrenmesse. Und “Bild” ist in Person von “BILD-Chefreporterin” Annette Pawlu mit dabei. Kein Wunder, da sind ja auch die ganzen Prominenten und halten zum Beispiel ihre Uhren in die Kameras: Zinedine Zidane, Boris Becker, Oliver Bierhoff, Kevin Spacey, Jean Reno, Sebastian Koch oder Johann Lafer.

Uhrenhersteller sind natürlich auch vor Ort. Die “16 nobelsten Uhrenmarken der Welt”, stand gestern (siehe Ausriss) in “Bild” – und dass der Fußballer Zinedine Zidane sich eine Uhr “bei IWC”, einem Schaffhausener Uhrmacher, aussuchte. Heute erfahren wir, dass IWC “schon wieder” eine Party geschmissen hat.

"Hitzfeld (schmunzelt): „Ich werde mir eine schöne Uhr von IWC bestellen. Ich habe sie mir schon ausgesucht...“"Apropos IWC. “Meistertrainer” Ottmar Hitzfeld erzählte bereits vorgestern im “Bild”-Sportteil, dass er sich “eine schöne Uhr von IWC bestellen” werde: “Ich habe sie mir schon ausgesucht…”.

Ob sich Boris Becker, Oliver Bierhoff, Kevin Spacey, Jean Reno, Sebastian Koch oder Johann Lafer auch eine IWC aussuchen würden, steht nicht in “Bild”. Aber Boris Becker und Oliver Bierhoff sind “Botschafter” für IWC, ebenso wie Zinedine Zidane und Ottmar Hitzfeld “Botschafter” für IWC sind. Kevin Spacey hat schon auf der Uhrenmesse im vergangenen Jahr für IWC geworben. Schon damals wurde auch Jean Reno mit einer IWC gesichtet. Dass Sebastian Koch eine “schwarze IWC-Flieger-Uhr” trägt, berichtete Norbert Körzdörfer im Dezember 2007. Johann Lafer trägt Berichten von Uhrliebhabern zufolge öfter eine “Keramik Doppelchrono von IWC”. Und alle diese IWC-Promis tauchten im Zusammenhang mit IWC in den letzten drei “Bild”-Ausgaben auf.

Wie das Schweizerische Wirtschaftsmagazin “Bilanz” kürzlich schrieb, werben IWC-“Botschafter” für ihren Werbepartner übrigens “diskret und ohne Testimonials”.

Bleibt die Frage, welche eigentlich die anderen 15 “nobelsten Uhrenmarken der Welt” sind, die in Genf ausstellen. Darüber erfährt man nämlich gar nichts in “Bild”. Aber wahrscheinlich haben die keine so gerissene Werbestrategie schmeißen die einfach nicht so gute Partys.

Mit Dank an Christian H. für den sachdienlichen Hinweis.

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