Suchergebnisse für ‘gleichstellung’

Gleichstellung, Kummer, Hitler

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Spiegel-Online und die Studie zur Geschlechtergleichstellung”
(campus-web.de, Sebastian Eckert)
Sebastian Eckert prüft die Meldung “Deutschland fällt bei Frauen-Gleichstellung zurück” auf “Spiegel Online”. “Anstatt dass der Spiegel titelt: ‘Frauen in Deutschland gleichgestellter denn je’, spricht er von einem (nominalen) Rückfall im Ländervergleich. Das stimmt natürlich, Platz 13 ist schlechter als 12. Im internationalen Vergleich hat man sich aber nicht ‘deutlich verschlechtert’.”

2. Interview mit Markus Notter
(zeit.de, Peer Teuwsen)
Peer Teuwsen diskutiert mit Markus Notter, sozialdemokratischer Regierungsrat im Kanton Zürich, die Frage, wie sich Medien und Politik gegenseitig beeinflussen: “Alles, was in der Boulevardpresse auf der Front erscheint, interessiert die Politiker. Aber mehr nicht. (…) Es hat eine flächendeckende Boulevardisierung der Themen und ihrer Aufbereitung stattgefunden. Das scheint kommerzielle Gründe zu haben.”

3. “Der höllisch lange Freitag in ‘Heute’: 427 Stunden!”
(kobuk.at, Peter Pfeiffer)
Kobuk.at rechnet eine Kalkulation der Gratiszeitung “Heute” nach: “6398 Crashes, alle vier Minuten einer – ein Freitag dauert also 25.592 Minuten, rund 427 Stunden.”

4. “Unsere tägliche Desinformation”
(blog.markusgaertner.com)
Markus Gaertner holt die Schlagzeile “OPEC boosts oil demand forecast” auf den Boden zurück.

5. “Welt des Journalismus (17)”
(zweitens-magazin.de, max)
Max hat sich den Film “Bad Boy Kummer” über Tom Kummer angesehen. “All die Empörung seiner Weggefährten von einst, die ihren Beruf bedroht sehen durch seine Machenschaften, sie geht am Punkt vorbei: dieser Mann machte keinen Journalismus, auch keinen New Journalism und keinen Borderline-Journalism, er arbeitete im und mit dem Journalismus, um etwas Umfassenderes zu diskutieren, vielleicht ohne es dabei selbst zu durchschauen.”

6. “Ihre Meinung zu BILD, Herr Hitler?”
(eulenspiegel-zeitschrift.de)
Eine etwas andere Version der Kampagne “BILD Dir Deine Meinung!”.

Gaza, Kommt die Digitalabgabe?, Ohrfeigen für den Journalismus

1. Journalisten müssen vor Gericht gehört werden
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen setzt sich dafür ein, dass palästinensische Journalistinnen und Journalisten, die in Gaza Opfer israelischer Angriffe wurden, beim Internationalen Strafgerichtshof offiziell als Opfer und nicht nur als Zeugen gehört werden. Ziel sei es, den betroffenen Medienschaffenden zu Gerechtigkeit zu verhelfen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.

2. Kulturstaatsminister will Internetriesen zur Kasse bitten
(spiegel.de)
Kulturstaatsminister Wolfram Weimer plane eine Digitalabgabe, bei der große Internetplattformen wie Google und Meta künftig zehn Prozent ihrer in Deutschland erzielten Umsätze abführen sollen. Vorbild für das Vorhaben sei Österreich, wo eine ähnliche Abgabe bereits seit 2020 gelte und keine relevanten Preiserhöhungen für Endkunden verursacht habe.

3. “TikTok ist schuld, oder nicht?”
(blog.medientage.de, Bettina Pregel)
Der Blogger und Politikberater Martin Fuchs warnt im Gespräch mit Bettina Pregel davor, gesellschaftliche Probleme wie Radikalisierung und Einsamkeit allein TikTok zuzuschreiben. Fuchs betont, dass zur demokratischen Meinungsbildung eine umfassende Medienkompetenz aller Altersgruppen nötig sei, da viele Menschen Schwierigkeiten hätten, belastbare Quellen von unseriösen Informationen zu unterscheiden.

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4. SWMH-Mediengruppe will sich von Regionalzeitungen in Baden-Württemberg trennen
(swr.de)
Die Südwestdeutsche Medienholding, unter anderem mehrheitliche Eigentümerin der “Süddeutschen Zeitung”, beabsichtige, ihre Regionalzeitungen in Baden-Württemberg wie die “Stuttgarter Zeitung” und die “Stuttgarter Nachrichten” an die Neue Pressegesellschaft (unter anderem “Südwest Presse”) zu verkaufen. Die Übernahme stehe noch unter Vorbehalt der kartellrechtlichen Zustimmung, soll aber nach Genehmigung ein neues Zeitungshaus mit rund 700.000 Exemplaren Gesamtauflage schaffen. Arbeitnehmervertreter und die Gewerkschaft Verdi seien besorgt wegen möglicher Arbeitsplatzverluste und würden vor einer zunehmenden Medienkonzentration warnen.

5. SLAPP: Ohrfeigen für den kritischen Journalismus
(dfjv.de, Gunter Becker)
Gunter Becker beschreibt in seinem Beitrag, wie Journalistinnen und Journalisten durch sogenannte SLAPP-Klagen (strategische Klagen gegen öffentliche Beteiligung) eingeschüchtert und mundtot gemacht werden sollen, insbesondere wenn sie über brisante Themen wie Korruption oder gesundheitliche Risiken recherchieren. Anhand konkreter Fälle zeigt Becker, dass SLAPP-Klagen von Behörden, Unternehmen sowie Politikerinnen und Politikern genutzt werden, um kritische Berichterstattung durch juristischen und finanziellen Druck zu unterbinden.

6. Gleichstellungsbeauftragte im ÖRR stärken
(verdi.de, Claudia Krieg)
Das Verdi-Medienmagazin “M” hat mehrere Gleichstellungsbeauftragte von öffentlich-rechtlichen Sendern (SWR, NDR, BR) dazu befragt, ob sie ihre Arbeit als effektiv für mehr Geschlechtergerechtigkeit erleben. Die Antworten würden zeigen, dass die jeweiligen Maßnahmen der Sender unterschiedlich erfolgreich und vielfältig sind. Dazu gehören Maßnahmen wie spezielle Mentoringprogramme, die Teilnahme an Initiativen wie der “50:50-Challenge” und der Einsatz von Checklisten und Schulungen, um Diskriminierung zu verhindern und das Bewusstsein für Vielfalt zu stärken.

Lieber “unter eins” als “unter drei”, Päpstlicher Dank, Kein Kokain

1. “Unter drei” ist ein Demokratieproblem
(journalist.de, Jost Müller-Neuhof)
Jost Müller-Neuhof kritisiert die gängige Praxis vertraulicher Hintergrundgespräche (“unter drei”) zwischen Journalistinnen und Journalisten auf der einen Seite und Regierungsstellen auf der anderen. Dieses Vorgehen untergrabe die Transparenz und beschädige den demokratischen Auftrag der Medien. So entstehe ein intransparentes Zusammenspiel von Staat und Medien. Müller-Neuhofs Fazit: “Die Medien können sich nur selbst schützen: indem sie, statt vertraulich mit Behörden zu kooperieren, die rechtlich vorgesehenen Wege beschreiten, um an Informationen aus der Exekutive zu gelangen und sie dann auch als solche öffentlich – ‘unter eins’ – zu benennen.”

2. Papst dankt Medienleuten – “Nein zum Krieg der Worte und Bilder”
(katholisch.de)
Papst Leo XIV. habe sich bei seiner ersten Audienz bei Medienschaffenden für deren Einsatz für Wahrheit, Frieden und Menschenrechte bedankt und den Schutz von Presse- und Meinungsfreiheit angemahnt. Er habe dazu aufgerufen, “Nein zum Krieg der Worte und Bilder” zu sagen und eine respektvolle, wahrhaftige Kommunikation zu fördern. Der Deutsche Journalisten-Verband begrüße die klaren Worte des Papstes als wichtiges Signal im Kampf gegen Desinformation, Hass und Einschränkungen der Pressefreiheit.

3. Video mit Merz, Macron und Starmer sorgt für Aufregung
(tagesschau.de, Pascal Siggelkow)
Wie beim ARD-“Faktenfinder” zu lesen ist, sorgt ein Video der europäischen Regierungschefs Friedrich Merz, Emmanuel Macron und Keir Starmer auf deren Weg nach Kiew für Aufregung. Verschwörungsideologen behaupten, darin Kokainkonsum erkennen zu können. Belege dafür gebe es jedoch keine. Laut französischer Regierung und CDU handele es sich bei dem erkennbaren weißen Gegenstand lediglich um ein Taschentuch, was auch andere Aufnahmen bestätigen. Die Vorwürfe seien Teil einer bekannten prorussischen Desinformationskampagne, die westliche Politikerinnen und Politiker sowie den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj diskreditieren solle.

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4. Manipulative Narrative erkennen – Zwei Perspektiven auf Desinformation in Europa
(de.ejo-online.eu, Merle Van Berkum)
Timo Lenk und Martin Lestra analysieren in ihrem Gespräch mit Merle Van Berkum, wie manipulative Desinformationsnarrative gezielt Ängste schüren, Polarisierung fördern und über digitale Plattformen besonders effektiv verbreitet werden. Beide betonen: Nur durch gemeinsame Anstrengungen von Forschung, Journalismus, Zivilgesellschaft und Politik lässt sich die demokratische Widerstandskraft gegen Informationsmanipulation wirksam stärken.

5. Vernetzte Frauen im Journalismus
(verdi.de, Claudia Krieg)
Claudia Krieg beschreibt, wie wichtig Netzwerke wie der Journalistinnenbund (JB) für die Sichtbarkeit, Gleichstellung und Solidarität von Frauen im Journalismus seien. Der JB engagiere sich seit 1987 für mehr Frauen in Führungspositionen und eine gendersensible Berichterstattung. Er biete unter anderem Mentoringprogramme und Auszeichnungen an. Angesichts rückläufiger Frauenanteile in Redaktionen und zunehmender gesellschaftlicher Spannungen mahne die JB-Vorsitzende Friederike Sittler mehr Zusammenhalt unter Journalistinnen an.

6. Neue Show für Raab: RTL beendet “Du gewinnst hier nicht die Million”
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Thomas Lückerath berichtet, dass RTL die von Stefan Raab entwickelte Show “Du gewinnst hier nicht die Million” nach der Sommerpause nicht fortsetzen werde. Die Einschaltquoten im linearen TV seien zu schwach gewesen. Stattdessen wolle der Sender ab Herbst in Zusammenarbeit mit Raab ein neues wöchentliches Format mit klarerer Trennung von Comedy und Gameshow entwickeln. Trotz des Scheiterns halte RTL-Content-Chefin Inga Leschek an der Kooperation mit Stefan Raab fest und sehe sie weiterhin als “smartesten Deal” ihrer Karriere.

Print-Zahlen, Wiederholungstäter, Frauenmachtanteile rückläufig

1. Print-MA: “BamS”-Reichweite sackt um fast eine Million ab
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Uwe Mantel fasst bei “DWDL” die neuesten Reichweitenzahlen für Zeitungen und Zeitschriften der Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse zusammen, schränkt deren Aussagekraft aber deutlich ein: “Auch wenn man einen enormen Aufwand für die Ermittlung betreibt, u.a. 20.000 Interviews führt und zusätzlich ausgewählte Leute ihre Print-Nutzung scannen lässt, bleibt das Ergebnis unverändert zweifelhaft, weil sich die ermittelten Reichweiten in sehr vielen Fällen schon lange in keinem sinnvoll erklärbaren Verhältnis mehr zur Zahl der verkauften Exemplare befinden.”

2. Ihr erinnert euch vielleicht …
(bsky.app, Ann-Katrin Müller)
Ann-Katrin Müller, Redakteurin im Hauptstadtbüro des “Spiegel”, berichtet auf Bluesky, dass der AfD-Politiker und Bundestagsabgeordnete Stephan Brandner sie auf X/Twitter mehrfach als “Faschistin” bezeichnet habe, wofür er von einem Gericht zu 20.000 Euro Ordnungsgeld verurteilt worden sei. Trotz dieses Verbots habe Brandner die Beleidigung am Abend der Europawahl wiederholt, was ihm weitere 30.000 Euro plus Verfahrenskosten eingebracht habe. Außerdem sei ein Ermittlungsverfahren gegen ihn anhängig.

3. Frauenmachtanteile in Leitmedien rückläufig
(verdi.de)
Der Frauenanteil in Führungspositionen deutscher Leitmedien sei rückläufig, wie die aktuellen Daten von ProQuote Medien zeigen. Während die “taz” mit einem Frauenanteil von 65,1 Prozent weiterhin Spitzenreiter sei, müsse der “Focus” den größten Rückgang hinnehmen. ProQuote Medien betone, dass die Gleichstellung weiterhin aktiv gefördert werden müsse, da das Ziel einer 50:50-Verteilung noch nicht erreicht sei.

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4. Gemeinnützigkeit für Non-Profit-Journalismus
(reporter-ohne-grenzen.de)
Wie die Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) berichtet, plane die Bundesregierung eine Neuregelung des Gemeinnützigkeitsrechts, die die Anerkennung eines gemeinnützigen Journalismus weiterhin den Finanzbehörden überlasse. Dies führe zu Unsicherheit, da die Anerkennung der Gemeinnützigkeit weiter von Fall zu Fall entschieden werden müsse. ROG fordert in einem offenen Brief, gemeinnützigen Journalismus als eigenständigen gemeinnützigen Zweck in der maßgebenden Abgabenordnung klar zu verankern, um die Finanzierung solcher Projekte zu erleichtern.

5. Newsletter Netzwerk Recherche
(netzwerkrecherche.org, Annelie Naumann)
Wie immer eine Empfehlung wert, nicht nur für investigativ arbeitende Journalistinnen und Journalisten: der Newsletter des Netzwerk Recherche (NR). Die aktuelle Ausgabe beginnt mit einem Rückblick von Annelie Naumann auf die vergangene NR-Jahrestagung und den “Tipps des Monats”. Außerdem gibt es den gewohnten Überblick über medienrelevante Nachrichten, Veranstaltungen, Preise und Stipendien.

6. KI-Chatbot bestritt Trump-Attentat – Meta gibt Halluzinationen die Schuld
(spiegel.de)
Der Social-Media-Konzern Meta habe auf Kritik reagiert, nachdem sein KI-Chatbot fälschlicherweise behauptete, ein Attentat auf Donald Trump habe nicht stattgefunden. Das Unternehmen erklärte, diese “Halluzinationen” seien auf die Funktionsweise der Künstlichen Intelligenz zurückzuführen und nicht beabsichtigt.

KI als Superkraft?, Umgang mit Rechtsruck, Gründe für das Fediverse

1. “Für Journalisten kann KI zur Superkraft werden”
(journalist.de, Catalina Schröder)
Catalina Schröder hat mit dem Wissenschaftsjournalisten Jakob Vicari über den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) gesprochen. “KI-Euphoriker” Vicari betrachtet diese als revolutionäres Werkzeug im Journalismus, das personalisierte Nachrichten und neue Rechercheansätze ermögliche. Ein lesenswertes Interview, auch wegen der darin angesprochenen und unter dem Gespräch verlinkten KI-Tools.
Dazu noch ein Hörtipp: Alles nur noch KI? – Künstliche Intelligenz in der Medienproduktion: “Eine kürzlich herausgekommene Studie von Bertelsmann bescheinigt der Künstlichen Intelligenz in der Medienproduktion ein enormes Potential. Ganze Inhaltebereiche könnten künftig von der KI produziert werden.” (sr.de, Michael Meyer & Florian Mayer, Audio: 19:46 Minuten)

2. Haben Medien eine Antwort auf den Rechtsruck?
(sueddeutsche.de, Nadja Zaboura, Audio: 42:05 Minuten)
Im Medienpodcast “quoted” ist der Sozialwissenschaftler Cihan Sinanoğlu, Leiter des Nationalen Monitorings Diskriminierung und Rassismus, zu Gast. Nadja Zaboura spricht mit ihm über die Rolle von Medien angesichts problematischer politischer Entwicklungen: “Welche Rolle spielen ganz konkret journalistische Medien bei der Frage, wie polarisiert oder differenziert politische und gesellschaftliche Debatten verlaufen? Welche Art der Berichterstattung fördert eher konstruktive, welche eher destruktive Kräfte? Was ist gut am Umgang der Medien mit dem Rechtsruck und was müsste sich ändern?”

3. “Journalismus ist ja immer noch der tollste Beruf”
(deutschlandfunk.de, Martin Krebbers)
Die Deutsche Journalistenschule (DJS) bildet jedes Jahr 45 ausgewählte Nachwuchsjournalistinnen und -journalisten aus. Anlässlich des 75-jährigen Bestehens der DJS hat Martin Krebbers mit der aktuellen Leiterin Henriette Löwisch einen Blick auf die Geschichte der Schule geworfen. Löwisch spricht über die Veränderungen im Journalismus seit ihrer Zeit als DJS-Schülerin, insbesondere durch die Digitalisierung, die zwar Effizienz in der Recherche gebracht, aber auch zu weniger direktem menschlichen Kontakt und Vertrauensverlust geführt habe.

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4. Stuttgarter Zeitungen im Streik
(verdi.de)
Seit fast zwei Jahren bemühe sich die Gewerkschaft Verdi vergeblich, die Geschäftsführung der Zeitungsgruppe Stuttgart GmbH zu Tarifverhandlungen zu bewegen, woraufhin nun Streikmaßnahmen begonnen hätten: “Rund 100 Teilnehmer*innen einer Kundgebung vor dem Stuttgarter Gewerkschaftshaus prangerten am vergangenen Freitag die ungerechten Arbeitsbedingungen und die zunehmende Tarifflucht in der Medienholding Süd an. Zu dem Konzern gehören unter anderem die beiden renommierten Blätter Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten.”

5. BJV startet “Woche der Medienpolitik” vor der Europawahl
(bjv.de, Benedikt Frank)
Direkt vor der anstehenden Europawahl initiiert der Bayerische Journalisten-Verband (BJV) eine “Woche der Medienpolitik”, um auf wichtige Themen wie Pressefreiheit, KI, SLAPP-Klagen, Gleichstellung und die Whistleblower-Richtlinie aufmerksam zu machen. Themen also, die durch EU-Gesetzgebung direkt beeinflusst werden. Im Rahmen dieser Aktion wurden digitale Diskussionsrunden mit deutschen Europa-Politikerinnen und -Politikern aufgezeichnet. Diese Gespräche werden vom 3. bis 7. Juni täglich auf dem Youtube-Kanal des BJV sowie auf dessen Website veröffentlicht.

6. Viele gute Gründe für das Fediverse
(netzpolitik.org, Mario Birkholz)
Mario Birkholz plädiert in seiner Kolumne für eine aktivere Rolle der Hochschulen in der digitalen Kommunikationslandschaft: “Statt es einigen wenigen Großkonzernen zu überlassen, könnte an den Hochschulen die Entwicklung von Software für das Fediverse unterstützt, die Software getestet, Server in Betrieb genommen, Instanzen moderiert und zukünftige Fediverser geschult werden.”

“Wetten, dass..?”, Weder Geisel- noch Gefangenenaustausch, “Karla”

1. Kritik an “Wetten dass”
(tiktok.com, Alana Reimer, Video: 4:36 Minuten)
Die letzte Ausgabe von “Wetten, dass..?” mit Thomas Gottschalk war nach Ansicht einiger Medien kein Ruhmesblatt für den Entertainer: “Jetzt bleibt er als verbitterter Alter in Erinnerung, der nicht einsehen will, dass seine zunehmenden Aussetzer und sexistischen Geschmacklosigkeiten einfach nicht mehr lustig sind, und deshalb wütend aufhört”, konstatiert beispielsweise Lukas Wallraff in der “taz”. Doch auch an anderer Stelle tut sich Kritik auf – und die dreht sich um den Umgang mit einem im Rollstuhl sitzenden Wettkandidaten. Alana Reimer erklärt in einem sehenswerten Video die “unangenehme Szene”.

2. Zehn häu­fige Fehler in der Straf­jus­tiz­be­rich­t­er­stat­tung
(lto.de, Urban Sandherr)
Urban Sandherr, Richter am Kammergericht, beschreibt bei “Legal Tribune Online” typische “Fehler in der Strafjustizberichterstattung”. Einer sei beispielsweise die fälschliche Behauptung, die Staatsanwaltschaft erlasse Haftbefehle; tatsächlich würden Haftbefehle in der Regel vom Gericht, meist dem Amtsgericht, erlassen. Dieser und andere Fehler würden auf ein mangelndes Verständnis grundlegender Rechtsprinzipien wie Rechtsstaatlichkeit, Gewaltenteilung und Strafrechtspflege hindeuten, nicht nur in der Boulevardpresse, sondern auch in der breiteren Justizberichterstattung, kritisiert Sandherr.

3. Weder Geisel- noch Gefangenenaustausch
(deutschlandfunk.de, Stefan Fries, Audio: 1:52 Minuten)
Einige Medien verwenden im Zusammenhang mit der Nahost-Berichterstattung die Begriffe “Geiselaustausch” und “Gefangenenaustausch”. Stefan Fries hält diese Wortwahl für falsch. Streng genommen sei es nicht mal ein Austausch: “Die Hamas übergibt ihre Geiseln an Israel. Israel dagegen übergibt die Gefangenen nicht an die Hamas, sondern lässt sie an die Orte im Westjordanland und in Ost-Jerusalem zurückkehren, an denen sie zuvor gelebt haben.”

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4. Gericht stärkt Presseausweis
(djv.de, Hendrik Zörner)
Nach einem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts sieht der Deutsche Journalisten-Verband den bundeseinheitlichen Presseausweis gegenüber dem Ausweis eines kommerziellen Anbieters aufgewertet. Das Urteil sei gegen eine Aktiengesellschaft ergangen, die Presseausweise an überwiegend nebenberuflich tätige Fachjournalisten ausgibt und eine Gleichstellung mit dem bundeseinheitlichen Presseausweis verlangt hatte. Das Gericht habe entschieden, dass eine solche Gleichstellung für das Funktionieren einer freien Presse nicht erforderlich sei.

5. Immer mehr Medien machen Schluss mit Twitter
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Dem unter seinem ursprünglichen Namen Twitter bekannten Netzwerk X laufen immer mehr Nutzerinnen und Nutzer weg, darunter zahlreiche Medien. Nun hat sich auch die Redaktion von “Correctiv” verabschiedet: “In den vergangenen Monaten haben die Verbreitung von Desinformation und Hassrede auf der Plattform deutlich zugenommen. Dessen Eigentümer selbst verbreitet rassistische, antisemitische und populistische Inhalte. CORRECTIV nimmt seine Verantwortung als gemeinwohlorientiertes Medienhaus wahr und verlässt den Kurznachrichtendienst.”

6. Darum stellen wir unseren Betrieb ein
(karla-magazin.de)
Ein ehrgeiziges lokaljournalistisches Onlineprojekt aus Konstanz gibt auf. Dem Mitte vergangenen Jahres gestarteten digitalen Stadtmagazin “Karla” ist es offenbar nicht gelungen, die für den Weiterbetrieb notwendigen Finanzmittel zu akquirieren: “Von den vier Stiftungen, mit denen wir im Gespräch waren, hat sich leider nur eine zu einer Förderung entschlossen – und das auch nur unter der Bedingung, dass weitere Stiftungen ebenfalls unterstützen. Damit ist unser Finanzierungsmodell für 2024 nicht tragfähig und wir sehen keine Chance, karla am Leben zu halten.”

Funkes Hellseh-Business, Assange-Berichterstattung, “Hype & Hustle”

1. Dank Soraya: Niemand kann so gut schlecht in die Zukunft sehen wie “Echo der Frau”
(uebermedien.de, Mats Schönauer)
Die Funke Mediengruppe hat für ihre Klatschblätter seit zwei Jahrzehnten eine “Hellseherin” am Start, die mit “durchwachsener Erfolgsbilanz” (Zitat eines Funke-Sprechers) zu beiderseitigem Vorteil in die Glaskugel schaut: Die Funke-Blätter bekommen Sensationsmeldungen, die “Hellseherin” möglichen Kundenzulauf. Mats Schönauer hat dem Verlag eine Reihe von Fragen geschickt und sich wegen einer Funke-Schlagzeile an den Deutschen Presserat gewandt. Die Reaktion des Funke-Imperiums fiel erstaunlich aus.

2. Gegen transfeindliche Medienberichte
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Mehrere Organisationen haben eine Petition gegen transfeindliche Medienberichterstattung gestartet: “Zunehmend werden Medienbeiträge veröffentlicht, in denen von ‘Trans* als Trend’, von angeblich unsicheren Frauenschutzräumen, von einer sogenannten ‘Trans*-Ideologie’ oder von ‘Mädchen, die keine Mädchen sein wollen’ die Rede ist. Diese Berichterstattungen gehen soweit, die Existenz von trans* Personen zur Debatte oder sogar in Frage zu stellen. Sie schüren Ängste und Hass gegenüber trans* Personen, ihrer rechtlichen Anerkennung und gesellschaftlichen Gleichstellung, indem diese als ‘gefährlich’ für die Mehrheitsbevölkerung dargestellt werden.”

3. Warum Julian Assange nur wenig Unterstützung erhält
(infosperber.ch, Rainer Stadler)
Im Fall von Julian Assange seien die Reaktionen aus der Medienwelt auffällig “lau”, die Solidarität sei äußerst schwach ausgefallen, findet Rainer Stadler. In seiner Analyse stellt er Überlegungen an, woran das liegen könnte.

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4. Pinar Atalay in der Hörbar Rust
(radioeins.de, Bettina Rust, Audio: 1:18:53 Stunden)
Die Journalistin Pinar Atalay moderierte viele Jahre die “Tagesthemen” im Ersten, bis sie im vergangenen Sommer zu RTL wechselte. Dort steht sie unter anderem für “RTL aktuell” und das neue Nachrichtenjournal “RTL Direkt” vor der Kamera. In der “Hörbar Rust” erzählt Atalay von ihrer Herkunft, den Umgang mit Interviewgästen und den aktuellen täglichen Herausforderungen in ihrem Job.

5. Wie Medien besser über Traumatisierendes berichten
(deutschlandfunk.de, Stephan Beuting, Audio: 34:15 Minuten)
“Wie können Medien über Missstände bei sensiblen Themen berichten, notwendige Informationen vermitteln und dennoch die Bedürfnisse von traumatisierten Menschen berücksichtigen?” Über diese Fragen diskutieren eine Deutschlandfunk-Hörerin, die Psychologie-Professorin Rita Rosner, Journalismus-Trainerin Fee Rojas und Stephan Beuting aus der Dlf-Medienredaktion.

6. Sie sind so frei
(sueddeutsche.de, Clara Meyer)
Im Doku-Podcast “Hype & Hustle – Die OnlyFans Revolution” (exklusiv bei Spotify) geht es um den Aufstieg der Monetarisierungsplattform OnlyFans, die vielen Sexarbeiterinnen und -arbeitern ein neues Geschäftsmodell bietet. Clara Meyer hat sich die sechs Folgen angehört. Ihr Fazit: “Hype & Hustle bietet das nötige Hintergrundwissen zu der Plattform, unterhaltsam und unaufgeregt aufbereitet.”

ZDF vs. “Bild”, Irre Geschichte, Patt bei der Intendantenwahl

1. “Berliner Runde”: ZDF erwirkt einstweilige Verfügung gegen “Bild”
(dwdl.de, Alexander Krei)
“Bild TV” strahlte am Abend der Bundestagswahl über 13 Minuten lang den Beginn der “Berliner Runde” von ARD und ZDF aus. Eine derartig lange Passage hätte der Springer-Kanal laut einer Entscheidung des Kölner Landgerichts jedoch nicht übernehmen dürfen. Die einstweilige Verfügung gegen “Bild” geht auf eine Klage des ZDF zurück, das Verfahren der ARD gegen Springer läuft derzeit noch.

2. Eine Journalistenschule für jede und jeden
(tagesspiegel.de, Anne Klesse)
Der langjährige “Spiegel”-Reporter Cordt Schnibben hat 2007 mit seinen Kollegen Stephan Lebert von der “Zeit” und Ariel Hauptmeier das “Reporter-Forum” gegründet, eine jährliche Fortbildungs- und Netzwerkveranstaltung für den journalistischen Nachwuchs. 2017 startete Schnibben mit der “Reporterfabrik” das nächste Fortbildungsprojekt, eine Webakademie für jedermann. Anne Klesse hat bei Schnibben nachgefragt, wie sich die Fabrik in den zurückliegenden Jahren entwickelt hat.

3. Irre Geschichte über “irres Gesetz”, das Klauen in Kalifornien erlaubt
(uebermedien.de, Michalis Pantelouris)
Michalis Pantelouris ist sich nicht sicher, was “Focus Online” mit einem Artikel über angeblich legalen Diebstahl in Kalifornien bezweckt: “Es könnte ein Experiment sein, und ich bin der, der gerade darauf reinfällt, aber ich bin mir fast sicher, bei ‘Focus Online’ meinen sie den Artikel ‘Irres Gesetz ist schuld: In Kalifornien schieben Tausende Diebe Beute seelenruhig aus Läden’ ernst. Was erstaunlich ist, denn ihn zu lesen, ist so faszinierend und kopfschmerzhaft zugleich, wie jemandem dabei zuzusehen, wie er ein fünf Meter langes Auto in eine vier Meter lange Parklücke bugsiert, indem er vorne und hinten so lange andengelt, bis das Auto kurz genug ist.”
Update: “Focus Online” hat den Artikel (hier archiviert) anscheinend gelöscht. Ein Klick auf den Link führt zu einer entsprechenden Fehlermeldung.

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4. Nach Patt bei der Intendantenwahl: HR-Mitarbeiter wünschen sich Doppelspitze
(rnd.de, Imre Grimm)
Beim Hessischen Rundfunk steht die Neubesetzung der Intendanz an, doch bei der Wahl Ende Oktober stand es nach drei Wahlgängen 16 zu 16 zwischen dem Bewerber und der Bewerberin – also eine klassische Pattsituation. Am 3. Dezember werde nun erneut gewählt. Einige Beteiligte plädieren für eine Doppelspitze, was einer kleinen Revolution gleichkäme. Imre Grimm erklärt die schwierige, aber auch chancenreiche Situation.

5. Digitale Gewalt – nicht mit uns
(freischreiber.de)
Freischreiber, der Berufsverband freier Journalistinnen und Journalisten unterstützt die “Meldestelle Misogynie”. Die Initiative kritisiert das “Zögern der Social-Media-Plattformen, entschiedene Maßnahmen zur Verringerung geschlechtsspezifischer digitaler Gewalt zu ergreifen”. Das habe “nicht nur reale Auswirkungen auf die Opfer selbst, sondern auch auf die Demokratie, die Meinungsfreiheit und die Gleichstellung der Geschlechter”.

6. A–Z: Fremdscham
(freitag.de)
“Was haben Philister mit dem Jugendwort des Jahres zu tun? Warum sollten Mütter nicht auf Snapchat gehen – und erinnert sich überhaupt noch jemand an Trumps Gesichtsfarbe?” Der “Freitag” hat verschiedene Autorinnen und Autoren gebeten, kurze Erklärschnipsel für ein “Fremdscham-Lexikon” zu liefern.

“Klima Update”, Muslimfeindlichkeit, Genderdebatte und Sportjournalismus

1. “Der Rechtsstaat im Herzen getroffen”
(deutschlandfunk.de, Sebastian Wellendorf, Audio: 5:55 Minuten)
In Amsterdam wurde am Dienstagabend der bekannte niederländische Kriminalreporter Peter de Vries auf offener Straße niedergeschossen und lebensgefährlich verletzt. Sebastian Wellendorf hat mit der Korrespondentin Kerstin Schweighöfer über die Hintergründe der Tat gesprochen. De Vries habe in mehreren spektakulären Fällen recherchiert und an der Aufklärung mitgewirkt: “Er ist nicht nur Reporter, er hat sich auch als eine Art Privatdetektiv einen Namen gemacht – spezialisiert auf ‘cold cases’. Zum Beispiel hat er einen 20 Jahre alten Mord an einem elfjährigen Jungen gerade erst aufgelöst.” Zudem herrsche gegenüber Journalistinnen und Journalisten in den Niederlanden schon seit Jahren ein feindliches Klima.

2. Türkischer Exiljournalist in Berlin angegriffen
(reporter-ohne-grenzen.de)
Am Mittwochabend ist in Berlin ein regierungskritischer türkischer Journalist von drei Männern angegriffen und verletzt worden. Für Reporter ohne Grenzen kommentiert Christian Mihr: “Wir kennen die Hintergründe der Tat noch nicht, aber dass ein regierungskritischer Journalist aus der Türkei in Berlin angegriffen wird, ist besorgniserregend und könnte andere Exiljournalistinnen und -journalisten im Land einschüchtern. Die Behörden müssen dem Verdacht nachgehen, dass der Angriff mit seiner journalistischen Arbeit zusammenhängt. Medienschaffende im Exil sind vor Repressionen in ihren Heimatländern geflohen. Sie müssen sich hier sicher fühlen können.”

3. Olympiahoffnung: Mehr Frauen im Sport und im Sportjournalismus
(genderleicht.de, Anna E. Poth)
Angesichts der bevorstehenden Olympischen Spiele in Tokio hat der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) die Medien in einem offenen Brief (PDF) dazu aufgerufen, mehr über Sportlerinnen zu berichten: “Unsere Forderung ist: das Gewährleisten einer ausgewogenen und gleichwertigen Sportberichterstattung – ohne stereotype und diskriminierende Darstellungen von Sportlerinnen in Wort und Bild.” Die Initiative “Genderleicht” hat sich mit verschiedenen Fachfrauen über den Einfluss der Genderdebatte auf den Sportjournalismus unterhalten: mit Ulrike Spitz, Pressesprecherin des DOSB, mit Susanne Opitz, langjährige Sportjournalistin und Reporterin für das ZDF, und mit Nina Probst, Chefredakteurin des Sportblogs Sportfrauen.net.

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4. “Klima Update” bei RTL: “Zeichen der Zeit erkannt”
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Lange hatten sich die Verantwortlichen der “Klima-vor-acht”-Initiative für ein regelmäßiges Klimaformat im Ersten eingesetzt, waren dort jedoch regelmäßig abgeblitzt. Konkurrent RTL hat die Gunst der Stunde genutzt und bringt das Format als “Klima Update” auf Sendung, das künftig immer donnerstags und samstags im Anschluss an die Nachrichtensendung “RTL Aktuell” zu sehen sei.

5. Muslimfeindlichkeit: Medien unter Druck
(verdi.de, Bärbel Röben)
Beim Interkulturellen Mediendialog in Frankfurt am Main wurde unter anderem über die Studie “Mediale Wahrnehmung des Islam bei Politiker*innen und Journalist*innen” diskutiert. Bärbel Röben fasst den Vortrag und die anschließende Diskussion zusammen.

6. Donald Trump klagt gegen Twitter, Facebook und Google
(zeit.de)
Der frühere US-Präsident Donald Trump will sich seine Socia-Media-Verbannung nicht gefallen lassen und hat Twitter, Facebook und Google auf Wiederherstellung seiner Accounts verklagt.
Weiterer Lesehinweis in Sachen Twitter: “Ein französisches Gericht ordnet an, dass Twitter seine Moderationspraktiken bei Hassrede offenlegen muss. Geklagt hatten französische Organisationen, die zuvor in einer Studie den nachlässigen Umgang des sozialen Netzwerks mit hetzerischen Inhalten angeprangert hatten.” – “Twitter muss endlich Verantwortung übernehmen” (netzpolitik.org, Denise Stell).

Bild  

Hilfe!

Die “Bild”-Titelseite von heute:

Ausriss Bild-Titelseite - Wolfgang Schäuble fordert - Männer sollen mehr im Haushalt helfen - putzen, kochen, bügeln

Die Wahl des Wortes “helfen” ist interessant. Es impliziert: Die Aufgabe liegt hauptsächlich bei den Frauen, die Männer kommen als Helfer dazu. Die helfenden Männer sollen im Haushalt zwar auch einen Teil übernehmen, aber eben nur übernehmen, was normalerweise Frauen zu erledigen haben. Das mag als Zustandsbeschreibung passen, es taugt aber nicht als Forderung im Sinne einer Gleichberechtigung.

Die Wahl des Wortes “helfen” kam nicht, wie man beim Blick auf die “Bild”-Titelseite denken könnte, von Wolfgang Schäuble, sondern von der “Bild”-Redaktion. Schäuble sagte gestern in seiner Begrüßungsansprache zur Feierstunde “100 Jahre Frauenwahlrecht”:

Bei aller Auseinandersetzung um die richtigen Mittel und Wege zur tatsächlichen Gleichstellung werden wir um eine Erkenntnis wohl nicht herum kommen: Dass wir die für unsere Gesellschaft unverzichtbaren Tätigkeiten, die auch heute noch ganz überwiegend Frauen unbezahlt verrichten, anders aufteilen müssen: Kindererziehung, Hausarbeit, Pflege. Eine weithin akzeptierte Erkenntnis, an deren Umsetzung Männer gelegentlich mit Nachdruck erinnert werden müssen. Erst wenn Frauen und Männer wirklich frei entscheiden können, wo sie die Prioritäten in ihrem Leben setzen wollen, ohne auf Beruf oder Familie oder gesellschaftliches Engagement zu verzichten, ist das Ziel erreicht. Die Geschichte der Emanzipation von Frauen lehrt: es könnte noch ein längerer Weg sein. Aber mit Blick auf die starken, selbstbewussten Frauen, die wir in diesem Land haben, ist mir um den Erfolg nicht bange.

Kein “helfen”, dafür “anders aufteilen”. Das klingt schon deutlich mehr nach Gleichberechtigung.

Mit Dank an @rinaliebt für den Hinweis!

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