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1. “Wie BILD am SONNTAG aus Fehlern Profit schlägt” (danielbroeckerhoff.de, Tina Schober)
Tina Schober beleuchtet die Hintergründe zu einem in der “Bild am Sonntag” abgedruckten Foto eines siebenjährigen Mädchens aus Thüringen, das ermordet wurde. “Die Redaktion entschuldigt sich also für ein falsch abgedrucktes Foto – und belohnt sich mit einem Exklusiv-Bild.”
2. “Ein Schweizer Opfer packt aus” (sonntagonline.ch, Nadja Pastega)
Ex-Fußballschiedsrichter Urs Meier erzählt, was ihm widerfuhr, nachdem er 2004 England ein Tor aberkannte. “Britische Journalisten haben in Portugal recherchiert, ob ich dort eine Ferienwohnung oder ein Haus besitze. Sie wollten mir nachweisen, dass ich mal Geld genommen habe oder korrupt war. Meiner Ex-Frau haben sie 30000 Pfund geboten, weil sie eine Story machen und mich in die Pfanne hauen wollten. Meinem damals 14-jährigen Sohn haben sie auf dem Schulweg abgepasst. Sie wollten wissen, von welcher englischen Mannschaft er Fan sei. Wenn er über seinen Vater rede, würden sie organisieren, dass er zu einem Spiel seiner Lieblingsmannschaft gegen Manchester United eingeladen werde.”
3. “Die Macht der Boulevard-Zeitungen” (echo-online.de, Klaus Thomas Heck)
Klaus Thomas Heck erinnert an die Boulevardzeitung “Super!”, die Anfang der 1990er-Jahre in Ostdeutschland erschien: “Ein Jahr lang kübelt die Zeitung, die im englischen Tabloid-Format erscheint, eine widerliche Mischung aus Übertreibungen und Halbwahrheiten aufs Papier, dann endet die Ära von ‘Super!’ am 24. Juli 1992 wegen sinkender Auflagen. Doch viele ihrer Redakteure landen später problemlos bei anderen Medien. Franz Josef Wagner ist heute Kolummnist für ‘Bild’. Und auch die Verleger von ‘Super!’ haben ihr ostdeutsches Abenteuer gut überstanden. Sie hießen Hubert Burda – und Rupert Murdoch.”
6. “Der ZEIT-Online-Totenrechner: 1500 deutsche Opfer in Norwegen” (blog.dummy-magazin.de)
“Auf Deutschland mit seinen 80 Millionen Menschen umgerechnet, würde dies fast 1500 Tote in einer Nacht bedeuten”, schreibt Christoph Bertram auf zeit.de zu den Opfern in Norwegen. Das dummyblog erweitert die Umrechnung: “Wieso bei der Umrechnung der Opfer auf Deutschland aufhören? Viel eindrucksvollere Ergebnisse verspricht der Vergleich mit China. 90 Norweger entsprechen 24000 Chinesen!”
Am 5. Mai eröffnete das Museum “Keltenwelt am Glauberg” (Hessen) und nur wenige Stunden später gab es laut Bild.de einen “Skandal”, der für einige der Beteiligten noch Folgen haben sollte:
Der Fall schien klar:
Wie BILD erfuhr sind die zwei Wachmänner bekannte NPDler. Einer ist Beisitzer im NPD-Landesvorstand, der andere aktiv bei der NPD im Wetterau-Kreis.
Ein schauriges Bild! Zwei Sicherheits-Männer in SA-ähnlichen Uniformen stehen neben dem angeleuchteten 230 Kilo schweren Keltenherrscher im 1. Obergeschoss des neuen Museums. Die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Braune Hemden, schwarze Krawatten, schwarze Kampfhosen, dicke Koppelschlösser.
Doch die Wirklichkeit lässt sich nicht so einfach in Schwarz und Weiß – oder in diesem Fall Braun und Weiß – aufteilen, wie Bild.de es gerne hätte.
Es beginnt damit, dass die NPD nach Bekanntwerden des Vorfalls die Darstellung dementierte, einer der beiden Wachleute wäre im Landesvorstand, was auch die Antifaschistische Bildungsinitiative vor Ort bestätigte.
Bei den “SA-ähnlichen Uniformen”, die nicht weniger und nicht mehr nach SA aussehen als viele andere Uniformen, handelt es sich laut Ilona Huth, der Chefin der Sicherheitsfirma, bei der die beiden Wachleute angestellt waren, um reguläre Dienstkleidung.
“Wir beschäftigen neben Deutschen auch Italiener, Marokkaner, Türken, Ukrainer, Armenier, Polen, Bulgaren, Syrer, Kosovaren, bosnisch-herzegowinische, ägyptische, kroatische, serbische und französische Mitarbeiter. Insgesamt sind es im Kern 60 Mitarbeiter mit Aushilfen im Stamm, die für uns arbeiten. Wir hatten, seitdem wir 2006 am Markt sind, noch nie irgendwelche Probleme mit einem unseren Mitarbeiter und speziell unseren beiden neuen Mitarbeiter sind bei uns nie durch irgendeine Äußerung aufgefallen, die an eine Verbindung mit rechtsextremistischem Gedankengut hätte denken lassen können”, sagt Huth. Dieses habe sie auch in ihrem Widerspruch auf die fristlose Kündigung geschrieben.
Es gibt außerdem Hinweise darauf, dass das Foto auf Bild.de gestellt sein könnte:
In Stellungnahmen, die dem Mittelhessenblog vorliegen, wird insbesondere von Tobias B. der Vorwurf erhoben, dass Bilder retuschiert worden seien. Zudem habe es von einem Reporter, der sich als Bild-Mitarbeiter vorgestellt habe, die Bitte um Aufnahmen und entsprechende Regieanweisungen gegeben, die “ernste Bewachung” symbolisieren sollten.
Auch die Entstehungsgeschichte eines Fotos der Nachrichtenagentur dapd, bei dem der Schatten so auf einen der beiden Wachleute fällt, dass der Eindruck eines nur allzu bekannten Seitenscheitels entsteht, ist mindestens interessant.
Seitens dapd wird versichert, der dapd-Fotograf habe die beiden Wachleute nicht in Szene gesetzt. Er habe aber, um ein “seiner Meinung nach interessantes Foto zu machen”, einen von der Kamera ausgelösten Blitz eingesetzt. Dadurch sei der Schattenwurf auf Wachleute und Keltenfürst entstanden.
Eine weitere Eskalationsstufe war erreicht, als wenige Tage späterbekanntwurde, dass einer der beiden Wachleute bereits vor der Eröffnung des Keltenmuseums den Holocaust geleugnet haben soll.
(…) nun berichtete Wissenschaftsministerin Eva Kühne-Hörmann (CDU), dass der Museumsleitung schon zuvor Hinweise auf eine rechtsextreme Gesinnung eines der Männer vorgelegen hätten. Dieser habe schon Tage zuvor in dem Museum den Massenmord der Nazis an den europäischen Juden geleugnet. Bei Aufbauarbeiten habe dies ein Mitarbeiter gehört und Museumsleiterin Katharina Kurzynski gemeldet.
Besagter Mitarbeiter hat diese Behauptung allerdings umgehend nach Bekanntwerden des Vorwurfs revidiert und konnte immerhin gegenüber der “Frankfurter Rundschau”, der “FAZ” und dem “Hessischen Rundfunk” seine Sicht der Dinge darlegen. Gegenüber BILDblog sagt er, es habe zwar ein Gespräch gegeben, in dem er einem der Männer “gedanklich eine rechte Gesinnung unterstellt” habe, aber:
Ich widerspreche (…), daß der Wachmann den Holocaust geleugnet habe, ich Mitarbeitern gegenüber behauptet hätte, von einer Holocaustleugnung des Wachmannes gehört zu haben und daß ich die Museumsleiterin informiert hätte.
Was also letztlich bleibt, ist viel Lärm um sehr wenig. Und obwohl erst kürzlich das Bundesarbeitsgericht die mit einer NPD-Mitgliedschaft begründete Kündigung gegen einen Behördenmitarbeiter gekippt hat, führte der mediale Wirbel um die Wachleute des Keltenmuseums zu folgenden Ergebnissen:
Nachdem BILDblog vor einem Jahr aufgezeigt hatte, wie man erfolgreich gegen ein Land aufhetzt, ist es nun Zeit für die Königsdisziplin: Der ultimative Leitfaden für das Herausdrängen eines Landes aus der Eurozone — veranschaulicht anhand einiger ausgesuchter Artikel von “Bild” und Bild.de aus den vergangenen vier Wochen:
1. Stellen Sie rhetorische Fragen, die entweder nicht zu beantworten sind oder deren Antworten eigentlich schon klar sind. Wichtig: Bereits die Fragestellung muss eine Provokation beinhalten.
Sorgen Sie außerdem mit Fragen wie “Was machen die anderen Euro-Versager?” dafür, dass klar ist, dass Sie Griechen für Versager halten, auch wenn Sie es nicht konkret ansprechen.
2. Damit sind wir auch schon beim zweiten Punkt: Verwenden Sie möglichst symbolische Bilder. Hier: Ein Foto der alten griechischen Währung neben einer griechischen Euromünze unterstreicht Ihre Forderung nach der Rückkehr der Griechen zur Drachme.
3. Heizen Sie Spekulationen, dass Griechenland aus dem Euro austreten wolle, fleißigselbst mit an:
Verschweigen Sie anschließend unbedingt, dass es sich bei den “Gerüchten” um eine unbestätigte Falschmeldung von “Spiegel Online” gehandelt hatte.
4. Natürlich gilt wieder: Lassen Sie fast ausschließlich “Top-Ökonomen” zu Wort kommen, die sich negativ über Griechenland äußern — oder in anderen Worten: Lassen Sie fast ausschließlich Hans-WernerSinn zu Wort kommen:
Ignorieren Sie dabei völlig, wenn Ihr Experte seine Position anderswo später relativiert:
Er fordere nicht den Austritt Griechenlands aus der Eurozone. Gerade erst hat Sinn gegenüber der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung” einen Austritt Griechenlands als “das kleinere Übel” bezeichnet. Dies sei aber keine Empfehlung gewesen, präzisiert er nun, er habe lediglich die Möglichkeiten aufgezählt; die Journalisten neigten dazu, Dinge zu überspitzen.
Sollte doch einmal ein Verteidiger zu Wort kommen, dann kompensieren Sie diesem Umstand am besten mit einer krawalligen Überschrift:
5. Als flankierende Maßnahme empfiehlt es sich, den Austritt Griechenlands aus der Eurozone auch ganz unverblümt und direkt in Kommentaren zu fordern. Etwa so:
6. Lassen Sie Ihre bereits aufgehetzten Leser zwischendurch auch gerne über eine Frage abstimmen, bei der das Ergebnis dank Ihrer einseitigen Berichterstattung ohnehin schon klar ist: “Soll Griechenland raus aus der Euro-Zone?”
Fühlen Sie sich in Ihrer Kampagne bestätigt, wenn 84 Prozent diese Frage mit “Ja” beantworten!
7. Geben Sie Aussagen von Experten wie dem Ökonom Thomas Straubhaar möglichst verzerrt wieder, sodass es aussieht, als müsste Griechenland austreten, um nicht so unterzugehen wie seinerzeit die DDR:
Man beachte das harmonische Zusammenspiel von rhetorischer Frage (siehe 1.) und Symbolbild (siehe 2.).
Ignorieren Sie, dass Straubhaar in Wahrheit das exakte Gegenteil dessen gesagt hatte — nämlich dass ein Austritt für Griechenland einen ähnlichen Niedergangseffekt haben könnte, wie er in der Endphase der hochverschuldeten DDR zu beobachten war.
8. Sie können den Niedergang der Wirtschaft des Landes, das Sie loswerden wollen, sogar selbst beschleunigen. Berichten Sie einfach darüber, dass Griechen ihr Geld auf deutschen Konten in Sicherheit bringen, damit noch mehr Griechen ihr Geld auf deutschen Konten in Sicherheit bringen:
9. Berichten Sie über die durch die Sparmaßnahmen hervorgerufenen Streiks stets so, als wären die Griechen zu faul zu arbeiten:
Europa stützt Griechenland mit Milliarden Euro, die nächste Hilfsaktion ist in Vorbereitung – doch die Griechen weigern sich weiter, den Gürtel richtig eng zu schnallen. Stattdessen gehen sie wieder auf die Straße.
10. Nutzen Sie überhaupt jede Gelegenheit, um Missstände unter Verwendung wenig repräsentativer Extrembeispiele anzuprangern. Wichtig: Ignorieren Sie dabei alle bisher gemachten Fortschritte und scheuen Sie sich nicht vor schalen Wortspielen!
11. Berichten Sie groß darüber, wenn sich ein Politiker dazu hinreißen lässt, etwas zu sagen, was auch von Ihnen stammen könnte:
Berichten Sie stattdessen über die Reaktion im betroffenen Land. Denken Sie dabei immer daran, dass alle Aussagen, die Ihnen nicht passen, als “Pöbelei” bezeichnet werden müssen:
Viel Erfolg! Ihre Leser werden die bemitleidenswerten Opfer Ihrer Kampagne so schnell wie möglich loswerden wollen, die Politik wird sich Ihnen womöglich anschließen.
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1. “nr-Mediendisput zur Bild-Zeitung” (ustream.tv, Video, 102 Minuten)
Bela Anda, Markus Feldenkirchen, Wolfgang Storz, Ulrike Simon, Harald Schumann und Thomas Leif diskutieren über “Bild”. Ab 2 Minuten stellt Hans-Jürgen Arlt die “Bild-Studie” vor: “Das Wesentliche an der Bild-Zeitung kriegt man nicht mit, wenn man sie journalistisch und politisch beobachtet.” Über den Abend berichtet auch Sonja Pohlmann für Tagesspiegel.de.
2. “Falsche Fotos, falsche Fakten” (spiegel.de, Stefan Kuzmany)
Der in Peking lebende Autor Christian Y. Schmidt hält Teile der westlichen China-Berichterstattung für Propaganda: “In den westlichen Medien wird zum Teil Propaganda betrieben, wenn es um China geht. Und das wird in China gerade von den Nationalisten immer wieder aufgegriffen: Falsche Fotos, falsche Fakten, das wird alles mit großer Begeisterung im chinesischen Internet aufgelistet. Die Fallbeispiele sind sehr umfangreich.”
3. “Schwarm-Intelligenz und Schwarm-Feigheit” (sprengsatz.de, Michael Spreng)
Die Meinungsfreiheit ist (neben seiner Frau) die grosse Liebe des Lebens von Michael Spreng: “Meinungsfreiheit ist nicht von Generationen vor mir mit Blut und Opfern erkämpft worden, um im Internet zu anonymer Denunziation zu verkommen. (…) In einer freien Gesellschaft, in der man seine Meinung offen äußern darf, gehört zur Meinungsäußerung, erst recht zur Entblößung anderer, auch der Absender. Das bisschen Mut muss sein.”
4. “Die mediale Vorverurteilung von Strauss-Kahn” (ndr.de, Video, 6:39 Minuten) Dominique Strauss-Kahn wird von einer Hotelangestellten der Vergewaltigung beschuldigt. “Spekulationen gibt es viele, Tatsachen bislang nur wenige. (…) Er ist noch nicht einmal angeklagt, doch in den Medien schon verurteilt.”
5. “Hamburger Anzeigenblatt” (golfnerd.de, Denis Krah)
Denis Krah über das Golfmagazin “Eagle”, das unter der Marke “Hamburger Abendblatt” erscheint. “500 Euro werden für ein redaktionelles Clubporträt plus 1/4-Seiten-Anzeige verlangt. Einen Hinweis auf diese bezahlte Berichterstattung sucht man in ‘Eagle’ vergebens. Keine ‘Sonderveröffentlichung’ und auch keine ‘Anzeige’ prangt über den Auftragsarbeiten/Advertorials.”
6. “Mit den Millionären kann man es ja machen” (sportmedienblog.de) Matthias Brügelmann, Chefredakteur von “Sport Bild”, fordert in einem Editorial sowas wie ein Berufsverbot für Fußballspieler Diego: “Spieler wie Diego, die so drastisch gegen ihren Arbeitsvertrag verstoßen, müssen für Vereine in der ganzen Welt gesperrt werden können bei gleichzeitigem Gehaltsstopp. Das wäre die einzig wirksame Abschreckung für solche Typen.”
Seit Kevin Russell, der ehemalige Sänger der Band “Böhse Onkelz”, am Silvesterabend 2009 einen Verkehrsunfall mit zwei Schwerverletzten verursachte und anschließend Fahrerflucht beging, konnten es “Bild” und Bild.de kaum noch erwarten, ihn hinter Gittern zu sehen.
BILDblog dokumentiert auszugsweise die wachsende Empörung und Ungeduld von “Bild” und Bild.de.
Konsequenterweise und vermutlich einfach nur, weil sie es können, nutzt “Bild” heute die vielleicht letzte Chance, um noch einmal nachzutreten. Überregional sieht das so aus:
Das Foto, auf dem Russell die Zunge heraustreckt, entstand allerdings nicht, wie von “Bild” behauptet, “nach dem Urteil”, sondern bereits am zweiten Verhandlungstag. Die ausgestreckte Zunge galt wohl vor allem den Fotografen, von denen Russell ständig umgeben war. “Bild” schrieb damals übrigens:
DER BÖHSE ONKEL VERHÖHNT DIE OPFER!
Bei der Urteilsverkündung meinte Bild.de hingegen:
Kevin Russell nahm das Urteil (zwei Jahre und drei Monate Haft) nahezu regungslos zur Kenntnis
Der Gipfel ist aber dann doch, wie Max Schneider in der Frankfurter Regionalausgabe von “Bild” mit der völlig überflüssigen Information, in welchem Gefängnis Russell seine Strafe absitzen muss, umgeht:
(Unkenntlichmachung von uns)
Der Name der JVA steht außerdem in der Bundesausgabe und auf Bild.de. Offenbar will “Bild” Russell das Leben ganz bewusst so schwer wie möglich machen:
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1. “Obama/Osama mixups mar breaking news reports” (regrettheerror.com, Craig Silverman, englisch)
Craig Silverman überrascht es nicht, dass nun Journalisten “Obama” und “Osama” verwechseln (BILDblog berichtete), denn das tun sie schon seit Jahren. Ein Blick auf einige der Fehler gestern in den USA.
4. “Die medialen Baustellen der EU” (derstandard.at, Rubina Möhring)
Heute ist der internationale Tag der Pressefreiheit. Rubina Möhring denkt dazu über ein gemeinsames EU-Mediengesetz nach. Das sei “theoretisch eine optimale Lösung”: “Realiter ist ein solches Projekt jedoch leider auch mit Fragezeichen zu versehen. (…) Eine Knebelung der Medienfreiheit käme im äußersten Fall einer kollektiven Verdummung oder Gehirnwäsche gleich.”
6. “Die Reaktoren spielen verrückt” (schweizermonat.ch, René Zeyer)
Von Normalität im Journalismus könne keine Rede mehr sein, schreibt René Zeyer: “Unmittelbarkeit wird mit Authentizität verwechselt, Geschwindigkeit mit Informationswert, in Liveschaltungen stehen völlig überforderte Reporter mit dem Mikrofon in der Hand vor wechselnden Kulissen, gerne auch im schützenden Hotelzimmer oder im Übertragungszentrum einer lokalen TV-Station. Das soll keine Kritik an ihnen sein, sie wurden zum Opfer eines ausser Rand und Band geratenen Journalismus, genauso wie der Zuschauer oder Leser.”
Für die Redakteure von “Bild” ist es schwer hinnehmbar, dass auch Menschen, die schlimme Dinge getan haben, Rechte haben. Menschenrechte zum Beispiel.
Im vergangenen Dezember wurde ein Krankenpfleger aus Berlin wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs von Kindern verhaftet. In seiner Wohnung fand die Polizei Filmaufnahmen, die ihn bei den Taten zeigen. In der Untersuchungshaft unternahm der Mann einen Selbstmordversuch und trennte sich einen Hoden ab. In einem Abschiedsbrief bereute er seine Taten und entschuldigte sich dafür.
All das schrieb “Bild” am 22. Dezember in der Regionalausgabe Berlin/Brandenburg. Dann muss der Redaktion aufgefallen sein, dass die eigene Berichterstattung viel zu sachlich war.
Deshalb sah die Berichterstattung am nächsten Tag ein bisschen anders (man könnte auch sagen: “Bild”-typischer) aus:
In der Berliner Ausgabe prangte ein großformatiges Foto des Tatverdächtigen, in der riesigen Überschrift fragte “Bild” “Wie wird so einer zum Sex-Monster?”
Der Bruder des mutmaßlichen Täters, der seit dessen Selbstmordversuch dessen vorläufiger Betreuer ist, ging Anfang Januar mit anwaltlicher Hilfe gegen die Berichterstattung vor und forderte die Axel Springer AG auf, die Verbreitung der privaten Fotos zu unterlassen. Springer lehnte mit der Begründung ab, es bestehe ein “außerordentliches Berichtsinteresse der Öffentlichkeit” und die Taten seien besonders verwerflich.
Am 11. Januar erließ das Landgericht Berlin eine einstweilige Verfügung, die “Bild” verbietet, weiterhin Fotos zu verbreiten, auf denen der Mann erkennbar abgebildet ist. Gegen diese einstweilige Verfügung zog die Axel Springer AG vor Gericht — verlor aber überwiegend.
Dabei hatten sich die Springer-Anwälte so eine schöne Begründung zurechtgelegt, warum “Bild” auf diese Weise berichten dürfe: Der Mann sei “zweifelsfrei” der Täter, dem die schwer kranken Kinder hilflos ausgeliefert gewesen seien. Weil er seine Stellung als Pfleger auf einer Intensivstation ausgenutzt haben soll, bestehe ein “erhebliches öffentliches Interesse” an seiner Person, eine Berichterstattung mit Foto sei wegen der “Schwere und der Art der Begehung” dieser Taten auch zulässig.
Sogar den Selbstmordversuch wertet “Bild” als Grund für ihre Berichterstattung: Er stelle wegen der Selbstverstümmelung einen “ebenfalls ganz außergewöhnlich brutalen Zerstörungsakt” dar, weshalb von einem herausragenden zeitgeschichtlichen Ereignis zu sprechen sei. Und dass “Bild” ein Foto des Mannes zeigen konnte, sei der ja quasi selbst schuld: Er habe das Bild ja selbst auf der Internetseite StudiVZ “für alle registrierten Nutzer öffentlich gemacht”.
Das Landgericht Berlin bestätigte die einstweilige Verfügung “im Tenor”. In seiner sehr differenzierten Urteilsbegründung (PDF) erklärt das Gericht, die erste Berichterstattung von “Bild” sei nicht zu beanstanden, wohl aber die weiteren Artikel:
Bereits in der großformatigen Überschrift wird der Antragsteller (“so einer”) nicht als Mensch sondern als “Sex-Monster” bezeichnet. Der Artikel enthält wenig objektive Information, stattdessen verschiedene reißerische Textpassagen (“Wie wird so einer zum Sex-Monster”, “ER IST EIN MONSTER. DAS HABE ICH NICHT ERKANNT”, “Es war offenbar die Maske eines Perversen.”), die über ein bloßes boulevardmäßiges Zuspitzen von Tatsachen hinausgehen.
Die Angst des mutmaßlichen Täters, er könne anhand der Fotos identifiziert und durch die Berichterstattung zum Opfer gewalttätiger Übergriffe werden, erschien dem Gericht “nicht völlig abwegig”. Die Veröffentlichung des Fotos sei daher nicht zulässig gewesen.
Auch bei der Berichterstattung in der Bundesausgabe hätte “Bild” auf ein Foto verzichten müssen:
Die dem Antragsteller zur Last gelegten Taten werden nicht als Vorwurf sondern als feststehende Tatsachen dargestellt. Im Übrigen wird auf einen bereits erfolgten Bericht der Zeitung verwiesen. Einerseits sind Artikel und Foto insgesamt klein gehalten. Andererseits ist zu berücksichtigen, dass der Artikel in Bezug auf den Antragsteller keine neue sachbezogene Information enthält, die das erneute Abdrucken des Fotos rechtfertigen könnte.
Unmissverständlich äußert sich das Gericht zu der bei “Bild” so beliebten “Quelle” Soziale Netzwerke:
Eine Einwilligung des Antragstellers in die Verbreitung der Bilder liegt nicht vor. Unbeachtlich ist, ob der Antragsteller mit der Verbreitung seines Bildnisses gegenüber dem begrenzten Kreis der Nutzer von “studiVZ” einverstanden war. Hier geht es um eine Veröffentlichung von Bildern in einer Zeitung im Zusammenhang mit dem Vorwurf schwerer Straftaten.
Mit Hilfe seines Anwalts Ulrich Dost hat der Mann auch einstweilige Verfügungen gegen die “B.Z.” und den “Berliner Kurier” erwirkt. Der “Kurier” hatte über mehrere Tage das Foto des Tatverdächtigen gezeigt und ihn als “Sex-Bestie” bezeichnet, einmal sogar auf der Titelseite. Das Berliner Landgericht hat auch die einstweilige Verfügung gegen den “Berliner Kurier” bestätigt.
In beiden Fällen sind die Urteile noch nicht rechtskräftig, da die unterlegenen Boulevardzeitungen in Berufung gegangen sind.
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1. “Falsches Foto von Mordopfer” (diepresse.com)
“Österreich” wurde am Mittwoch vom Landesgericht für Strafsachen in Wien zu einer Entschädigungszahlung von 20.000 Euro verurteilt. Die Tageszeitung wies ein von Facebook stammendes Foto einer unbeteiligten Studentin als Abbildung einer ermordeten Prostituierten aus.
2. “Die Story sichtbar machen” (politik-kommunikation.de, Maximilian Steinbeis)
Der langjährige Parlamentskorrespondent Maximilian Steinbeis plädiert dafür, von der langweiligen Personalisierung wegzukommen und sich um den spannenderen Datenjournalismus zu kümmern. Es interessiere ausserhalb der Hauptstadtdunstglocke niemanden, “wenn irgendein langweiliger Politiker Ärger mit irgendeinem anderen langweiligen Politiker hat.”
3. “Datenjournalismus und die Zukunft der Berichterstattung” (netzpolitik.org, Lorenz Matzat)
Auch Lorenz Matzat tritt für den Datenjournalismus ein: “Journalismus, der sich selbst ernst nimmt, muss sich diesem Feld widmen. Mit der ihm eigenen Spezifik und seinen Werkzeugen.”
4. “Geschichte muss mehr sein als Entertainment” (zeit.de, Christian Staas)
Das deutsche Geschichtsfernsehen habe sich aus der Debattenkultur verabschiedet, kritisiert Christian Staas. Er regt an, das Fernsehen “könnte die Technik der Montage nicht nur zum Addieren einander stützender Aussagen benutzen, sondern Widersprüche in Szene setzen – zwischen Zeitzeugenerinnerung und Historikersicht, zwischen großer und kleiner Geschichte, zwischen einzelnen Bildquellen. ”
5. “Die arme Familie Grüttner” (tina-andi.blogspot.com, Andreas)
Andreas fragt sich, warum ein RTL-Reporter in einer kalten Wohnung vor einem nicht angefeuerten Kamin sitzt.
6. “Warum mir 02 keinen Vertrag geben möchte II: Nachricht von Arvato Infoscore” (mindsdelight.de, Marco)
Marco erhält einen Brief von Arvato Infoscore: “Ich wohne also alleine in Neukölln, bin 24 Jahre alt und zahle meine Rechnungen nicht. In Wahrheit weiss Arvato das alles aber gar nicht. Sie nehmen sich nur die Daten, die ich O2 beim Vertragsgesuch gab, schauen in ihrer Tabelle über Neukölln nach und gehen einfach davon aus, dass ich meine Rechnungen nicht bezahle.”
Es ist die Liebesgeschichte des Jahres: die “Bild”-Zeitung & Stephanie zu Guttenberg. Zum Weihnachtsfest schenken wir Ihnen, liebe Leser, die Chronologie einer Romanze, die in diesen kalten Tagen das Herz erwärmt.
Es begann schon im vorigen Jahr, und es begann mit Haaren, Blut und Beinen. Noch bevor die “Bild”-Zeitung die Ehefrau des damaligen Wirtschaftsministers Theodor zu Guttenberg “gutt” fand, fand sie sie geil. Sie sortierte sie am 20. Mai 2009 auf Platz 30 ihrer Liste der “100 erotischsten Frauen Deutschlands”. Mit mehr als nur einem Hauch von Homoerotik schwärmte “Bild”-Mitarbeiterin Christiane Hoffmann:
Stephanie zu Guttenberg (32) Frau unseres Wirtschaftsministers, blondeste Versuchung, seit es Politikergattinen gibt. Blaues, wallendes Blut. Absolut großartige Beine! Wow!
14. August 2009. Damit Karl-Theodor zu Guttenberg nicht wieder, wie in Bayreuth, mit schiefer Fliege da sitzt, korrigierte “seine hinreißende Frau Stephanie (32) sein Erscheinungsbild fürsorglich auf dem Weg in die Oper”, notiert Adels-Experten-Adel Alexander von Schönburg und stellt fest: Sie “sorgt sich rührend um die makellose Erscheinung ihres Mannes, unseres Wirtschaftsministers”.
26. September 2009. “KT und Stephanie zu Guttenberg” werden auf der Wiesn gesehen. “Bild” sorgt sich: “Dürfen Franken denn Lederhose tragen?”
5. Oktober 2009. Weil sie “mit ihrer lässigen Schönheit” “der heimliche Star bei ‘Wetten, dass..?'” war, “erklärt BILD die schöne Frau von Wirtschafts-Minister Guttenberg” – die erste Titelgeschichte. Erstaunliche Erkenntnis:
Stephanie zu Guttenberg hält wenig von Starkult. Sie sagt: “Die wichtigsten Dingen im Leben sind Demut und Dankbarkeit.”
31. Oktober 2009. “Bild”-Kolumnistin Evelyn Holst seufzt: “Ich wäre so gern eine richtig coole Technikmaus, so wie Stephanie zu Guttenberg, die mir kürzlich nach einem Interview zack, zack mein Navi im Leihwagen programmierte, an dem ich erfolglos herumgedrückt hatte.”
19. November 2009. Alexander von Schönburg beobachtet, wie sich Stepanie zu Guttenberg bei einer Filmpremiere von “Bild”-Filmgott Arthur Cohn “mit Nachos, Popcorn und Cola” ausrüstet.
21. November 2009. Alexander von Schönburg berichtet, wie es bei Verdis “Requiem” in der Berliner Philharmonie zu einem “Familientreffen der Guttenbergs” kam. “Zum Konzert gebeten hatte Stephanie zu Guttenberg, die kluge und schöne Frau des Ministers”, um für ihre Organisation “Innocence in Danger” zu sammeln.
27. November 2009. Bei der “Bambi”-Verleihung hat Stephanie zu Guttenberg den “bezauberndsten Auftritt”, als sie ihren Mann “in einer hinreißenden roten Robe” vertritt.
7. Dezember 2009. Großes Interview: “So kämpfe ich gegen den Missbrauch von Kindern. Stephanie Freifrau von und zu Guttenberg.”
12. Dezember 2009. Stephanie zu Guttenberg wird an der “Bild”-Spendengala “Ein Herz für Kinder” im ZDF teilnehmen.
14. Dezember 2009. In einer “bewegenden Rede” hat Stephanie zu Guttenberg bei der “Ein Herz für Kinder”-Gala die Arbeit von Pater Max gewürdigt.
19. Januar 2010. Stephanie zu Guttenberg wird an der “Bild”-Spendengala für die Erdbebenopfer in Haiti teilnehmen:
“Ich finde es großartig, dass es BILD und dem ZDF gelungen ist, so schnell etwas auf die Beine zu stellen, womit den Menschen auf Haiti geholfen wird.”
22. Januar 2010. “Frau Guttenberg betet für unsere Soldaten”. “Bild” zitiert sie mit den Worten:
“Mein Mann konnte wegen der Haushaltswoche nicht aus Berlin weg. Ich bin gekommen, weil es mir sehr viel bedeutet, dass wenigstens ein Mitglied unserer Familie bei diesem wichtigen Gottesdienst dabei ist.”
22. Februar 2010. Stephanie zu Guttenberg lässt Maria Riesch im Deutschen Haus bei den Olympischen Winterspielen einen Blick auf ihr iPhone werfen.
1. April 2010. Die ARD zeigt einen Film zum Thema Kindesmissbrauch. In einer Sondersendung von “Beckmann” ist auch Stephanie zu Guttenberg zu Gast. Sie sagt: “Es wird eindeutig zu wenig für die Opfer getan!”
22. Mai 2010. Stephanie zu Guttenberg ist zu Gast beim Champions-League-Finale FC Bayern München gegen Inter Mailand.
27. Mai 2010. “Bild” macht Stephanie zu Guttenberg zur “Gewinnerin” des Tages, weil sie mit dem Deutschen Kinderpreis ausgezeichnet wurde.
Die Preisträgerin: “Ich werde weiter kämpfen wie ein Löwe.”
BILD meint: Gut gebrüllt, Jury!
5. Juli 2010. “Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (38, CSU) und Gattin Stephanie (33) verfolgten das Deutschland-Spiel gegen Argentinien im fränkischen Kulmbach, wo der Minister einst selber kickte.”
2. August 2010.“Der Preis für den schönsten Urlaubs-Schnappschuss geht heute an Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (38) und seine entzückende Frau Stephanie (33). ‘Wir verbringen unsere wenigen freien Tage in der oberfränkischen Heimat’, schwärmt Stephanie, die als Halb-Schwedin im Dirndl eine erstaunlich gute Figur macht.”
11. September 2010. Stephanie zu Guttenberg erklärt in einem Ratgeber: “So schützen Sie Ihr Kind vor Missbrauch”. “Bild” druckt ihre “wichtigsten Ratschläge”.
13. September 2010. “Es ist ein mahnender Appell aus Sorge um die Seelen unserer Kinder! Stephanie zu Guttenberg, Ehefrau unseres Verteidigungsministers, beschreibt als Präsidentin des Vereins “Innocence in Danger”, wie gefährlich die Sexualisierung unserer Gesellschaft für die Jugend ist.” In “Bild”.
14. September 2010. Zweiter Teil des Vorabdrucks aus Guttenbergs Buch: “Die Heidi-Klum-Show ist kein Vorbild für unsere Kinder / Stephanie zu Guttenberg kritisiert den Sex-Chic”.
16. September 2010. Stephanie zu Guttenberg stellt ihr Buch vor.
17. September 2010. “Bild”-Kolumnist Mainhardt Graf Nayhauß nimmt Stephanie zu Guttenberg in seine “Top 10 der Woche” auf:
6. Der heißeste Wunsch von Stephanie zu Guttenberg, Präsidentin des Vereins gegen Kindesmissbrauchs “Innocence in Danger”, lautet: “Wenn morgen in der BILD stünde: Telekomchef Obermann spendete 1 Million Euro”.
23. September 2010. Ein “Bild”-Leser hat Stephanie und Karl-Theodor zu Guttenberg auf der Wiesn fotografiert. “Bild” titelt: “Total verschossen auf der Wiesn!” Und schreibt:
Das glamouröse Polit-Paar ganz verschossen! Am Schießstand, gleich neben dem Käfer-Zelt, hatten sich die beiden zuvor als Präzisionsschützen hervorgetan. Der Budenbesitzer: “Respekt! Die Frau zu Guttenberg schießt saugut. Er aber noch besser.” Reingewinn: Eine rote Plastikrose für SIE. Eine Hutfeder für IHN.
27. September 2010. Auf der “Funk & Soul Night” zugunsten von “Innocence in Danger”:
Ihre Haare fliegen ihr ins Gesicht, sie lacht, tanzt ausgelassen…
Hier rockt Deutschlands heimliche First Lady Stephanie zu Guttenberg (33)! (…)
Stephanie überzeugt. Souverän wie sonst ihr Mann steht sie am Rednerpult, mahnt eindringlich gegen sexuellen Missbrauch von Kindern. “KT” streichelt ihr nach ihrer Rede stolz über die Wange…
Stephanie hat eine Wahnsinns-Ausstrahlung. Sie trinkt Weißwein, glitzert im schwarzen Paillettenkleid. “Ein bisschen funky, passend zum Abend”, sagt sie mir. JEDER Gast will mit ihr reden — und sie weicht niemandem aus.
Stephanie zu Guttenberg — elegant und lässig. Eine Frau, die was zu sagen hat — sich aber nicht in den Vordergrund spielt. Deutschlands heimliche First Lady!
29. September 2010. “Bild”-“Stilkritik”:
Sie rockte und glitzerte wundervoll. Stephanie zu Guttenberg (33), Gattin des Bundesverteidigungsministers, setzt DEN neuen Mode-Trend! Was trägt frau, wenn sie mal so richtig glänzen will? Schwarze Pailletten!
5. Oktober 2010. Die Wiesn geht zu Ende. Fazit von “Bild”: “Karl-Theodor und Stephanie zu Guttenberg. Die Wiesn-Könige in puncto Stil- und Treffsicherheit”
7. Oktober 2010. Große “Bild”-Schlagzeile: “Stephanie zu Guttenberg jagt Kinderschänder im TV!”
Marion Horn kommentiert:
Respekt, Frau zu Guttenberg!
Viele Politiker-Frauen engagieren sich sozial, aber keine geht so weit wie Stephanie zu Guttenberg. Sie geht da hin, wo es weh tut. Mitten in die Abgründe perverser Täter, die sich an unseren Kindern vergreifen wollen. (…)
Stephanie zu Guttenberg zwingt Polizei, Justiz und Eltern, sich mit diesem widerlichen Thema auseinanderzusetzen. Zum Schutze unserer Kinder.
Respekt!
8. Oktober 2010. “Bild”-Kommentator Einar Koch fordert “mehr Härte gegen Kinderschänder” und behauptet: “Tatort Internet: Stephanie zu Guttenberg stellt potenzielle Kinderschänder vor laufender Kamera bloß.”
“Bild” zeigt, wie Stephanie zu Guttenberg zeigt, wie sie auf der “Bild”-Titelseite ist und zitiert sie: “Es sind diese Schlagzeilen, die wir brauchen – zum Schutz unserer Kinder!”
9. Oktober 2010. “Tatort Internet – die RTL-2-Sendung mit Stephanie zu Guttenberg erschüttert Deutschland.”
11. Oktober 2010. “Bild”-Reporter Hans-Jörg Vehlewald prangert an: “Nach mutiger TV-Doku: Kinderschänder beschimpfen Stephanie zu Guttenberg”. Mit den Kinderschändern im Bund sieht er die “Süddeutsche Zeitung” und zitiert empört und verkürzt: “Die Ministergattin wecke einen ‘gefährlichen Volkszorn’ gegen erwachsene Männer, die mit 13-jährigen Kindern Sex haben wollen.”
16. Oktober 2010.
18. Oktober 2010.
Stephanie zu Guttenberg sagt zu “Bild”, sie sei empört, wie sich Medienexperten, Juristen und Journalisten so offensichtlich auf die Seite von Tätern stellen, statt die Opfer zu schützen. Ein vierfacher Vater namens Til Schweiger sagt zu “Bild”, er sei “erst sprachlos und dann vor allen Dingen wütend”, wie mit Frau zu Guttenberg umgegangen werde. Er stellt die Frage: “In was für einer Gesellschaft leben wir denn?”
19. Oktober 2010.
5. November 2010. Stephanie zu Guttenberg wird für ihr Engagement gegen Kindesmissbrauch mit der “Goldene Erbse” des Deutschen Zentrums für Märchenkultur geehrt.
8. November 2010.
Diese Guttenbergs! Sie waren DAS Glamour-Paar beim Sportpresseball in der Alten Oper. Entwaffnend sympathisch, erfrischend ehrlich. So gesteht Stephanie zu Guttenberg (33) in ihrem nachtblauen Abendkleid: “Ich fühle mich eindeutig wohler in Jeans.”
10. November 2010. Stephanie zu Guttenberg ist erneut “Gewinnerin” des Tages in “Bild”:
Seit die Ministergattin mit der Sendung “Tatort Internet” gegen Kinderschänder kämpft, steigt die Zahl von Hinweisen auf Kinderpornografie bei der Beschwerdestelle der Internet-Wirtschaft rasant. Kindersex-Fotos und -Videos verschwinden schneller aus dem Netz.
15. November 2010. Stephanie zu Guttenberg wird an der Promi-Ausgabe von “Wer wird Millionär” teilnehmen.
16. November 2010. Stephanie zu Guttenberg wird an der Promi-Ausgabe von “Wer wird Millionär” teilnehmen. Sie sagt: “Ich bin schon nervös. Doch Nervosität muss ja nicht unbedingt schaden.” Günther Jauch sagt: “Sie spricht fünf Sprachen und ist hochgebildet. Aber dennoch kann man bei einer Frage hängen bleiben (…).”
30. November 2010. Stephanie zu Guttenberg wird an der “Bild”-Spendengala “Ein Herz für Kinder” teilnehmen.
1. Dezember 2010. “Innocence in Danger” stellt Strafanzeige gegen Redakteure der “Frankfurter Rundschau”, die die Arbeitsweise des Vereins kritisiert haben. “Bild” berichtet auf Seite 1. Stephanie zu Guttenberg sagt: “Wir lassen uns die erfolgreiche Arbeit zum Schutz der Kinder nicht von der absurden Verleumdungskampagne des DuMont-Verlags kaputt machen.”
3. Dezember 2010. “Bild” veröffentlicht eine 30-köpfige Liste: “Diese Deutschen wollen wir öfter im TV sehen!” Auf Platz 1 landet überraschend Stephanie zu Guttenberg:
Sie ist definitiv schuld daran, wenn der Blondinenwitz ausstirbt! Klug, witzig, tough. Wer interessiert sich da noch für Ur-Ur-Opa Bismarck? Nicht mal der eigene Minister-Ehemann kann ihr die Show stehlen. Bleibt nur noch die Frage: Wie schafft die das bloß?
4. Dezember 2010. Stephanie zu Guttenberg wird an der “Bild”-Spendengala “Ein Herz für Kinder” teilnehmen.
8. Dezember 2010. “Bild” präsentiert das Werk “Verletzungen – Verbindungen” des Künstlers Günther Uecker. Unter den Gästen: Stephanie zu Guttenberg.
10. Dezember 2010. “Bild”-Kolumnist Mainhardt Graf Nayhauß rühmt “den besten Beweis für tadelfreies Arbeiten”, den Stephanie zu Guttenberg für “Innocence in Danger” von der deutschen UNESCO-Kommission erhalten habe, die erklärte, sie unterstütze “mit Nachdruck die Ziele des Vereins”.
Unterdessen erklären Stephanie zu Guttenberg und Maria Riesch in “Bild”: “Jetzt kämpfen wir gemeinsam gegen Kindes-Missbrauch!”
14. Dezember 2010. Stephanie zu Guttenberg begleitet ihren Mann zu einem Truppenbesuch in Afghanistan:
Die Ministergattin sucht das Gespräch mit Soldatinnen – in sandfarbenen Jeans, Karo-Bluse, Parker und “Ugg”-Boots -, lässt sich von Oberfeldwebel Stefanie ein “Yak” erklären (gepanzertes Sanitätsfahrzeug), besichtigt die leere Intensivstation des Einsatzlazaretts: “Wenn in Krankenhäusern nichts los ist, ist es ja großartig …”
15. Dezember 2010. Ein Coming-Out:
“Bild” zitiert Hauptfeldwebel Stefan B. (39), Kunduz: “Für uns war es schön, dass beide bei uns waren. Frau zu Guttenberg war sozusagen stellvertretend für unsere Freundinnen, Frauen und Mütter hier.”
“Bild” fragt bei Moderator Johannes B. Kerner nach: “Gab es Reaktionen auf Frau zu Guttenberg?” Kerner antwortet: “Frau zu Guttenberg war hauptsächlich in Kunduz und wir in Mazar-e-Sharif. Mir haben zwei Soldatinnen gesagt, dass sie es gut finden, dass die Ministergattin mitgekommen ist. Mehr habe ich nicht gehört.”
17. Dezember 2010. Stephanie zu Guttenberg erklärt, warum sie ein “Herz für Kinder” hat: “Weil das Lächeln eines Kindes und in diesem Fall meiner eigenen Kinder mit nichts auf dieser Welt aufzuwiegen ist.”
18. Dezember 2010. Stephanie zu Guttenberg wird an der “Bild”-Spendengala “Ein Herz für Kinder” teilnehmen. Sie war als Projekt-Patin im Oktober in ein Waisenhaus nach Nepal gereist.
20. Dezember 2010. Stephanie zu Guttenberg hat an der “Bild”-Spendengala “Ein Herz für Kinder” teilgenommen.
SIE kämpfte für den guten Zweck, ER kam direkt aus dem Krieg dazu …
DIE GUTTENBERGS.
Millionen TV-Zuschauer sehen im ZDF eine Stephanie zu Guttenberg (34), die sich leidenschaftlich für verstoßene und missbrauchte Kinder in Nepal einsetzt. (…)
Nach ihrem bewegenden Auftritt fällt Stephanie zu Guttenberg dann auch ihrem Mann in die Arme. Sie küssen sich innig.
Kurz nach ein Uhr gehen die Guttenbergs — Hand in Hand.
Power-Paar: Stephanie und Karl-Theodor zu Guttenberg. SIE in einem eleganten Kleid von Rena Lange. ER direkt vom Flughafen — noch im Afghanistan-Outfit.
(Übersicht möglicherweise unvollständig. Alle Artikel ausschließlich aus der gedruckten werktäglichen “Bild”-Zeitung. Auf Bild.de ist das Korpus natürlich größer.)
Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].
1. “Nach dem Facebook-Event: Der Hype-Journalismus im Schatten der Web-Giganten” (wasmitmedien.de, Daniel Fiene)
Es reicht, Journalisten statt zu einer “Pressekonferenz” zu einem “Event” einzuladen und in einem Nebensatz ein völlig neues Zeitalter zu versprechen – und schon ist das von Facebook angekündigte Messaging-System in allen Medien: “In großen Teilen sind auch heute Morgen die Nachberichte vom Facebook-Event völlig unkritisch – und das obwohl die meisten Autoren nicht einmal persönlich das System oder zumindest eine Demo testen konnten. Sie müssen sich auf das verlassen, was ihnen bei dem Event präsentiert wurde.”
2. “Einmal rein und raus” (journalist.de, Gabriele Bärtels)
Journalistin Gabriele Bärtels schildert, wie ein klassisches 15-Minuten-Interview mit einem Filmstar abläuft: “Ich ballere zusammenhanglose Fragen ab, weil mir aus Zeitmangel nichts anderes übrig bleibt. Der Prominente guckt vertraut, tut erfreut, obwohl er weiß, dass ich lüge, und er lügt.”
3. Interview mit Frank Westphal (stefanmey.wordpress.com, Stefan Mey)
Frank Westphal gibt zu, dass er bei dem von ihm entwickelten Newsaggregator Rivva auch redaktionell eingreift. Neben der Monetarisierung des Diensts geht es in Teil 2 des Gesprächs um Links.
4. “Let’s Play A Game: Anarchist Or Photo Op?” (techdirt.com, Mike Masnick, englisch)
Viele britische Zeitungen hieven ein Foto einer Gewalttat anlässlich der Studentenproteste auf die Titelseite. Die vielen danebenstehenden Fotografen werden konsequent weggeschnitten.
5. “Tief im Western mit der ‘Aktuellen Stunde'” (coffeeandtv.de, Lukas Heinser) Kerpen muss seinen Status als Formel-1-“Weltmeisterstadt” an Heppenheim abgeben. Die WDR-Sendung “Aktuelle Stunde” spricht dazu mit von diesem Umstand nicht besonders aufgewühlten Kerpenern.
6. “Showdown beim Elternabend” (stern.de, Holger Witzel)
“Ob es um den Kuchenbasar für die Erdbebenopfer geht oder um die meisten überflüssigen Fragen zur Klassenfahrt – an ihrem Benehmen auf Elternabenden sollt ihr sie erkennen.”