Suchergebnisse für ‘focus’

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1. Peter Wälty im Interview
(persoenlich.com, Christian Lüscher)
“Wir werden niemals in Versuchung geraten, einen Tages-Anzeiger zu trivialisieren”, sagt der Chefredaktor von Newsnetz. Er ist mehr oder weniger zufrieden mit seinem im August gestarteten Projekt, räumt aber massive technische Probleme ein: “Für unsere Journalisten war die Arbeit am Anfang definitiv eine Zumutung.”

2. “Man müsste viele Leute rausschmeißen”
(focus.de)
Der am Wochenende mit einem Fernsehpreis ausgezeichnete Marcel Reich-Ranicki fragt sich: “Was für einen Preis habe ich bekommen? Das war ein Preis ohne Geld, musste extra hinfahren nach Köln, und da soll ich dankbar dafür sein?”

3. “Reich-Ranicki: Der Partyschreck”
(tagesspiegel.de, Harald Martenstein)
“Der alte Mann brachte einen Mut auf, den nicht viele besitzen. Wer schafft es, hunderten von Leuten geradeaus ins Gesicht zu sagen, dass man für dumm hält, was sie gerade stundenlang bejubelt haben? Während Reich-Ranicki redete, zeigten die Kameras Gesichter aus der Zuschauermenge, Ferres- und Kernergesichter. Das Dauergrinsen, das sie an diesem Abend trugen, ging nicht ab. Sie lächelten weiter. Anders können sie offenbar gar nicht.”

4. “Zur Klage der Nation”
(spex.de, Thomas Hübener)
Die Spex über das unverständlicherweise inzwischen auf vanityfair.de offline gestellte Blog “Klage” von Rainald Götz.

5. “Tagebuch eines Fotoreporters”
(fokussiert.com, Jan Zappner)
“Jan Zappner hat als Fotojournalist in Weissrussland Ende September die Wahlen verfolgt. Für fokussiert.com hat er ein Tagebuch verfasst: Einblick in die Arbeit eines Fotoreporters.”

6. “Mainstream News Outlets Start Linking to Other Sites”
(nytimes.com, Brain Stetler)
“‘Thou shalt not link to outside sites’ — a long-held commandment of many newsrooms — is eroding.”

Neuigkeiten vom Mond

Gertrud Höhler (67), Unternehmensberaterin, CDU-Politikerin und u.a. Ex-Beraterin von Kai Diekmanns Trauzeugen sowie ehemalige Professorin für Literatur an der Universität Paderborn (oder auch, wie “Bild” vor knapp drei Wochen schrieb, “Deutschlands bekannteste Management-Beraterin”), stand der “Bild”-Zeitung gestern für deren Aktion “öffentliche Blattkritik” zur Verfügung. Ihre Kritik war… wie sagen wir’s… überraschend. Wir dokumentieren einige Höhepunkte:

  • Wer “Bild” nicht liest, gibt Auskunft darüber, dass er politisch unreif ist.
  • Herr Seehofer hat offenbar in dieser Redaktion viele Feinde. Warum haben Sie den denn drei Mal plattmachen lassen in dem Blatt, in der heutigen Ausgabe? Warum? Also das hat eine Tendenz, die man sonst bei “Bild” nicht findet. Einseitigkeit.
  • Die Frage mit der Menschenwürde… Ich muss Ihnen sagen: Wenn man blättert und sucht und sich fragt, warum stellen die [die Kritiker] diese Frage überhaupt, dann wird einem folgendes Prinzip deutlich: Wenn da Dinge die Würde der Menschen antasten, dann macht “Bild” das über Zitate der Betroffenen – die verletzen selber ihre Menschwürde. Und da kann man dann nur noch fragen (…): Müssen wir jetzt darüber nachdenken, was die Menschwürde der Leser verletzt? Aber ich finde es vom Journalistischen her beispiellos und sehr virtuos, wie diese Zeitung es schafft, Dinge, die Grenzen überschreiten, zu zitieren, von anderen sagen zu lassen, tun zu lassen und entsprechend zu bebildern, sodass das Thema Menschenwürde eigentlich nicht eins ist, was man Ihnen vorhalten kann. Also ich müsste lange suchen. Ich hab’ hier nichts gefunden.
  • Ich finde eine gewisse Balance-Störung, weil Sie natürlich das Monströse, das Grausame, das Negativ-Außerordentliche, das Schaurige, das Böse besonders ausführlich zeigen. Ich komme jetzt nicht mit einem Plädoyer dafür, dass Sie die erfreulichen Dinge zeigen sollen, sondern ich sage: Einen Neben-Effekt hat das – dass der Normalo (…) endlich begreift, welchen Vorsprünge er vor den Leuten hat, die auf besonderen Plätzen sind. Das ist ungeheuer wichtig. Das ist ein alltägllicher Tugendvorsprung, den der Normal-Mensch vor denen hat, die in höheren Positionen sind oder eben durch Publizität großen Versuchungen ausgesetzt sind. Ich glaube, dass bei der Affinität der Zeitung das eine große Rolle spielt – dass man sie für diese Bestätigung sich besorgt, weil man ja oft im Alltagsleben häufig gedemütigt und eingeschüchtert wird. Und da spürt man, wo man Vorsprünge hat.
  • Und gleichzeitig bin ich ja, wenn ich die Zeitung habe, ein Voyeur; ich bin einer, der Bescheid weiß (…); ich bin jemand, der mit den großen Themen jeden Tag so bekannt gemacht wurde, dass ich die Vokabeln auch wieder ausspucken kann, die ich da kriege. Darum geht’s ja: (…) Wenn ich das Ding gelesen hab, dann kann ich von den Sachen sprechen. Und gleichzeitig wird das ja nicht weggeschluckt. Sie finden das halt in den anderen Blättern nicht, und deshalb finde ich das so großartig.
  • Und zur Vielfalt noch mal: Wir haben ja heute wieder von der Frau mit dem Beil gehört. Das ist natürlich auch ‘n toller Frauen-Auftritt, dass sie dem Alten da das Leben… nicht ausbläst, sondern weghaut – mit’m Beil. Und gleichzeitig blätterst du ein Stückchen weiter: “Wie mache ich meinen Garten winterfest?” Das ist die Welt, in der wir leben. Das ist wunderbar. Diese Vielfalt. Das nenn’ ich auch Meinungsfreudigkeit. Und andere Zeitungen schreiben das über sich und bieten es eigentlich nicht.
  • Und dann noch was ganz allgemeines zu Schluss: Was ist diese Zeitung? Man denkt darüber so oft nach. Ich glaube, (…) was ihren Erfolg verursacht, ist es vor allem: Sie ertappt uns jeden Tag bei Wünschen, die wir nicht zugeben (…); bei Neugierden, für die wir uns schämen; bei Sehnsüchten nach ganz einfachen Antworten – zum Beispiel, dass gut gut und böse böse sein soll. Und sie sorgt für ganz starke Gefühle, die wir sonst nirgendwo mehr kriegen. Das heißt: Es ist im allerbesten Sinne eine Spiegelung der Welt, in der wir leben – aber jeden Tag mit Erklärungen, wie wir damit umgehen, um unsere Ängste zu bannen. (…) Das Kuriose ist: “Bild” berichtet täglich über außerordentliche, unheimliche Dinge. Aber: “Bild” bannt Ängste. Das heißt: Die Anhänglichkeit von Millionen Lesern hat sehr viel seriösere Gründe als allgemein gesagt wird. Vielen Dank.

“Bild”-Chef Kai Diekmann bedankte sich seinerseits für Höhlers 13-minütige Kritik mit den Worten: “Jetzt mag ich eigentlich gar nix mehr sagen (…).” Wir schließen uns an.

Symbolfoto LV

Ein britisches Service-Unternehmen, das bei Autounfällen hilft, hat offenbar die Ergebnisse einer Studie veröffentlicht, die einen Zusammenhang zwischen der Häufigkeit von Verkehrsunfällen und dem Sternzeichen der Unfallbeteiligten herstellt. (In den vergangenen Jahren haben dasselbe u.a. auch schon ein britisches Fuhrparkverwaltungsunternehmen, ein australischer Finanzdienst und sonstwer gemacht; ein Online-Versichungsmakler bietet sogar ein Buch und eine Website zum Thema an.) Aber natürlich — obwohl wahrscheinlich wissenschaftlicher Mumpitz — wird die PR-Meldung auch diesmal von zahlreichen Medien weiterverbreitet. Auch von Bild.de. Ist doch witzig!

Und nun zu etwas ganz anderem, weniger witzigem:

Am Nachmittag des 9. Juni dieses Jahres, also vor ca. vier Monaten, bog ein blauer Opel Astra in Scharbeutz bei Lübeck in eine Bundesstraße. Die 25-jährige Fahrerin übersah dabei einen von links kommenden Lastwagen, der den PKW auf der Fahrerseite rammte und quer über die Fahrbahn schleuderte. Das Auto stürzte eine fünf Meter tiefe Böschung hinunter und überschlug sich; die Fahrerin wurde im Auto eingeklemmt, erlitt lebensgefährliche Verletzungen, musste mit dem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus geflogen und dort in ein künstliches Koma versetzt werden. Zwei Wochen später berichtete die “B.Z.”, die junge Frau liege weiterhin im Koma, die Ärzte seien aber zuversichtlich, dass sie überlebe…

Der tragische Unfall ist deshalb so gut dokumentiert, weil auf dem Beifahrersitz des Wagens ein populärer Schriftsteller saß, der weniger schwer verletzt wurde, und viele Medien berichteten (“Bild” schrieb damals “Horror-Crash”) — nur: Was hat das jetzt alles mit der “Unfall-Astrologie”-Meldung auf Bild.de zu tun?

Nun. Die Bild.de-Redaktion hat sich entschieden, die alberne Meldung nicht mit irgendeinem harmlosen Auffahrunfall o.ä. zu bebildern und anzuteasern, sondern dafür (vermutlich auch zur Freude der Betroffenen oder Freude und Verwandten) kurzerhand ein Foto des total zerbeulten Autowracks vom “Horror-Crash” in Scharbeutz aus dem Archiv geholt.

Mit Dank an Stefanie für den Hinweis.

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1. Susan Grant, Online-Chefin von CNN, im Interview
(focus.de, Frank Fleschner)
“Journalismus ist ein Geschäft. Guter Journalismus ist ein gutes Geschäft. Darauf konzentrieren wir uns. Mit dieser Strategie hat cnn.com schon das Platzen der ersten Dotcom-Blase im Jahr 2000 überlebt.”

2. “Sarkozy plant ‘Medienchampions'”
(ftd.de, Hans-Hermann Nikolei)
“Zeitungen hinweggefegt durch das Internet, TV-Sender, die taumeln. Dieses Horrorszenario entwirft Frankreichs Präsident. Sein Gegenmittel: Der Staat soll helfen, ‘internationale Medienchampions’ zu schaffen. Kritiker meinen: Das hilft vor allem Sarkozys Freunden. Und ihm selbst.”

3. “Vom Ende des Fernsehens”
(handelsblatt.com, Joachim Hofer und Hans-Peter Siebenhaar)
“Die Zukunft der Fernsehbranche ist ungewiss. Zwar sitzen die Bundesbürger im Schnitt immer noch satte 225 Minuten am Tag vor der Mattscheibe, doch vor allem junge Menschen meiden den Fernseher zunehmend. Weniger Zuschauer, weniger Werbung und ein immer beliebteres Konkurrenzmedium – ist Fernsehen ein Auslaufmodell?”

4. “Der Ehrabschneider von Panama”
(medienspiegel.ch, Daniel Weber)
“Im Internet geht man nicht besonders pfleglich mit dem Copyright um. Oft gar nicht in böser Absicht: Heute hat ja jeder eine Website, und warum sollte er da nicht mit Copy & Paste draufpappen, was ihm für seine Zwecke interessant erscheint? Das passiert auch mit ‘NZZ Folio’-Artikeln.”

5. Interview mit Joscha Sauer
(stern.de, Markus Wanzeck)
Der Macher von nichtlustig.de erzählt im Gespräch, dass er in den schwierigen Zeiten, als er neu in Berlin war und die Abnehmer seiner Cartoons pleite gingen, erst Cornflakes mit Milch und dann Cornflakes mit Wasser essen musste.

6. “Ist Gewalt doch die Lösung?”
(zeit.de, Harald Martenstein, Video, 2:05 Minuten)
“Was kann man gegen die Bildungskrise machen? Harald Martenstein erzählt die Erfolgsgeschichte der Neuköllner Rütli-Schule.”

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1. “Berichterstattung bei Geiselnahme”
(taz.de, Karim El-Gawhary)
Karim El-Gawhary klärt auf über die Hilflosigkeit von Korrespondenten, von denen stündlich News gefordert wird, die aber auch nicht mehr wissen als die Redaktion zuhause: “Fakt ist, dass eine Gruppe von 11 Touristen und ihre acht ägyptischen Begleiter verschleppt wurden. Wir wissen nicht von wem, wir haben in Wirklichkeit keine Ahnung wie die Forderungen der Entführer lauten, wir wissen nicht einmal genau wer mit wem verhandelt.”

2. “Die Zeitungsnutzung der Generation ‘Twitter'”
(relevantmedianow.typepad.com, Stephan Sperling)
Stephan Sperling beweist, dass auch Twitterer Zeitung lesen. Es ist also nur fast alles, nicht ganz alles verloren.

3. “Knuts Papa, die Zeitungen und das Internet”
(medienpiraten.tv, Peer Schader)
Was ist Medienkompetenz heute? Wenn eine 22jährige im Internet Fact-checking macht, nachdem sie etwas im Fernsehen gesehen hat. Das Zitat des Tages, festgehalten vom Berliner Kurier, lautet so: “Als die Meldung im Fernsehen kam, habe ich im Internet nachgesehen, ob es wirklich stimmt.”

4. “ARD und ZDF im Internet”
(focus.de, Frank Fleschner)
“Mit neuen Google-Diensten lässt sich jetzt abschätzen, wie mächtig ARD und ZDF im Internet sind.”

5. “Mitten in der Revolution”
(faz.net, Marcus Theurer)
“1,2 Millionen ‘Bravo’-Hefte verkaufte Deutschlands größtes Zeitschriftenhaus, der Heinrich Bauer Verlag, noch im Jahr 1998 Woche für Woche. Heute, nur zehn Jahre später, ist die Auflage auf knapp 500.000 Exemplare geschmolzen. Dazwischen liegt mit der Geburt des Internets als Massenmedium der Beginn einer Medienrevolution, die mittlerweile in vollem Gang ist.”

6. “Internettourismus: Die Welt auf Vorovoro”
(woz.ch, Mirco Lomoth)
“Auf der Fidschi-Insel Vorovoro lebt eine Gemeinschaft von InternetfreundInnen eine neue Form des Tourismus: natürliches Leben in einem polynesischen Stamm.”

“Bild” (er)findet “heiße Spur” im Fall Michelle

Vier Tage ist es her, dass die Leiche der 8-jährigen Michelle aus Leipzig gefunden wurde. Und die Polizei weiß noch nicht, wer Michelle getötet hat. Für die “Bild”-Zeitung ist das offenbar ein unerträglicher Zustand.

Schon am vergangenen Samstag berichtete sie, die Polizei habe eine “1. heiße Spur”. “Bild” veröffentlichte auf der Titelseite das Phantombild eines Mannes, nach dem die Polizei angeblich “fahndet” und schrieb groß darüber:

"Michelle († 8): Ist das ihr Mörder?"

“Bild” sparte auch nicht mit Details, die sie aus “Ermittlerkreisen” erfahren haben wollte. “Zwischen Michelle und ihrem Killer” habe es “einen Kampf” gegeben, schrieb “Bild”. “Haarbüschel” seien gefunden worden, und Michelle habe “blaue Flecken am Körper”.

Gestern verhängte die Polizei eine Nachrichtensperre, weil in den Medien über sogenanntes “Täterwissen” berichtet wurde. Dazu gehört unter anderem, dass blaue Flecken am Körper des Mädchens gefunden worden seien, und dass es einen Kampf gegeben habe, wie uns ein Polizeisprecher sagt. Beides bestätigt die Polizei nach wie vor nicht. Dass Haarbüschel gefunden wurden hingegen schon.

Die “Bild”-Zeitung indes behauptet heute im Wesentlichen noch einmal als Tatsache, was sie schon am Samstag behauptet hatte und was nach wie vor unbestätigt ist. “Michelle kämpfte mit ihrem Killer” lautet die Überschrift und im Text heißt es erneut:

Es ist eine erste heiße Spur auf der Suche nach dem Mörder der kleinen Michelle († 8)!

Und wieder zeigt “Bild” auch das Phantombild, das sie bereits am Samstag auf der Titelseite druckte. “Das Fahndungsfoto der Polizei” steht darunter (siehe Ausriss).

Während man jedoch dem “Bild”-Artikel vom Samstag noch entnehmen konnte, dass das Phantombild eigentlich von einem anderen Fall stammt und bereits vier Monate alt ist, fehlt in der “Bild” von heute jeglicher Hinweis darauf. Dabei hatte die Polizei nach der ersten Veröffentlichung am Samstag ausdrücklich klargestellt, dass das Phantombild nicht aktuell von der Sonderkommission Michelle erstellt worden sei und lediglich ein Anhaltspunkt unter vielen sei (siehe Kasten).

Das Phantombild:

“Ein Polizeisprecher dementierte am Samstag Informationen der ‘Bild’-Zeitung, dass sie eine heiße Spur von dem Täter habe. Die Zeitung hat das Phantombild eines Mannes veröffentlicht (…).”
(AP vom 23.8.2008.)

“Eine heiße Spur gebe es jedoch nicht, sagte Polizeisprecher Uwe Voigt. Damit wies er einen Bericht der ‘Bild’-Zeitung zurück, die in ihrer Samstagsausgabe ein Phantombild eines Mannes veröffentlicht hatte.”
(dpa vom 23.8.2008.)

“Auch ein Mann, der vor vier Monaten ein elfjähriges Mädchen in der Gegend belästigte und von dem es ein Phantombild gibt, stehe nicht konkret unter Verdacht.”
(dpa vom 23.8.2008.)

“Ein Polizeisprecher hatte am Samstag klargestellt, ein von einer großen Zeitung veröffentlichtes Phantombild sei nicht aktuell von der Sonderkommission Michelle erstellt worden.”
(AFP vom 24.8.2008.)

Daran hat sich bis heute nichts geändert, wie uns ein Polizeisprecher bestätigt. Dass die Polizei nach dem Mann auf dem Phantombild fahnde, sei falsch. Vielmehr gehe man allen Hinweisen nach, auch denen, die sich auf die Veröffentlichung des Phantombildes in “Bild” beziehen. “Wir fahnden nach allem möglichen”, so der Polizeisprecher, es gebe nach wie vor “keine heiße Spur”.

Sagen wir es so: Die Polizei ermittelt in alle Richtungen. Die “Bild”-Zeitung hat sich weitgehend festgelegt.

P.S.: Weil es so gut passt, hier einige Passagen aus einer Meldung der Nachrichtenagentur AP von heute morgen:

Bei der Suche nach dem Mörder der achtjährigen Michelle aus Leipzig hat die Polizei noch immer keine heiße Spur. Es gebe fast stündlich neue Hinweise, der entscheidende sei aber noch nicht dabei gewesen, sagte ein Polizeisprecher am Montag der AP. “Es gibt absolut nichts Neues.” (…) Der Sprecher dämpfte zugleich Hoffnungen auf einen schnellen Fahndungserfolg. “Zu glauben, wir sind in wenigen Tagen mit der Überprüfung aller Spuren und Hinweise durch, ist nicht realistisch.” Die Polizei müsse und werde gründlich und akribisch vorgehen, fügte er hinzu. “Schnellschüsse sind dabei wenig hilfreich.”

Mit Dank an Stephan L.

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1. Interview mit Focus-Online-Chefredakteur Jochen Wegner
(meedia.de, Alexander Becker)
Jochen Wegner erzählt, dass es “Standard in den deutschen Nachrichtenredaktionen” ist, sich “eigene SEO-Experten” zu halten: “Gegen den Zukauf von Traffic ist nichts einzuwenden. Mich stört lediglich die oft eher verschämte Kommunikation in diesem Zusammenhang.” Ausserdem: “Helmut Markwort liest jeden Leserbrief.”

2. Interview mit TV-Journalist Ulrich Tilgner
(tagesanzeiger.ch, Philipp Mäder)
Ulrich Tilgner wird genötigt, über sein “versteinertes Gesicht” zu reden: “Dieser Gesichtsausdruck hat nichts mit meinem Beruf zu tun. Ich lache auch auf Kinderfotos nicht.” Zudem verrät er, wie man als Journalist in Krisengebieten am besten überlebt.

3. “Ein Blick hinter die Kulissen von Zattoo”
(infoweek.ch, Marcel Wüthrich)
Ein Hintergrundbericht über das P2P-TV Zattoo: “Zattoo hat das Potential, zum Inbegriff für Internetfernsehen zu werden und die Welt zu erobern.”

4. “Wir machen das Magazin nicht, weil grün ‘cool’ ist”
(persoenlich.com, Stefan Wyss)
Das deutsche Ivy wurde vom deutschen Verlag Burda am 25.07.2008 eingestellt, da “keine ausreichende wirtschaftliche Basis” vorhanden war – kein Grund für schweizer Verlage, mit nicht weniger als drei grünen Lifestyle-Magazinen ihr Glück zu versuchen. Ein Gespräch mit “ecoLife”-Chefredaktor Paul Stierli.

5. “Mona wird auf eBay verramscht”
(blick.ch, Peter Padrutt)
“Wer in diesen Tagen eBay anklickt, glaubt an ei­­nen Sonnenstich. SF verhökert Kram, den Mona Vetsch auf ihrer ‘Fernweh’-Reise ein­gekauft hat.” (Link: medienlese.com)

6. “Neger gesucht”
(spiegel.de, Petra Bornhöft)
“Ein Grüppchen Parlamentarier fühlte sich nicht genug hofiert auf der Dienstreise nach Amerika. Ihre Beschwerden sind ein Dokument der Peinlichkeit.”

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1. “Springer-Chef Döpfner zur US-Zeitungskrise”
(handelsblatt.com, Hans-Peter Siebenhaar)
Mathias Döpfner, Vorstandschef des Medienkonzerns Axel Springer, kennt den Weg aus dem “Krisengerede”: “Unser Geschäft ist Inhalt. Wenn wir guten Journalismus pflegen, egal ob gedruckt oder online, dann ist mir nicht bange. Wer sein Kerngeschäft herunter redet oder sich gar zu Tode spart, wird scheitern.”

2. Der Organisator der TV-Übertragungen der ARD
(ftd.de, Lutz Knappmann)
Olympia-Produktionsleiter Gerald Heitzig beklagt sich über die ständigen Sicherheitskontrollen:”Obwohl wir unsere Ausrüstung minutiös angemeldet haben und hochtransparent sind, müssen wir ständig alles öffnen und vorführen. Jeden Tag eine neue Hürde. Die Sicherheitsmaßnahmen machen uns das Leben wirklich schwer.”

3. “Ernüchternd – Die Verwirrung der Medien im Fall Clement”
(ndr.de, Video, 6:58 Minuten)
Die Sendung “Zapp” beleuchtet das Wesen der Entschuldigung. Da viele Politiker überaus viel Mühe bekunden, ein Wort der Entschuldigung über ihre Lippen zu bringen, sind viele Medien dazu übergegangen, auch schon Ansätze von Entschuldigungen als Entschuldigungen zu werten.

4. Roger Schawinski über Radiokonzessionen und Ehrverletzung
(weltwoche.ch, Philipp Gut und Peer Teuwsen)
Die Weltwoche befragt Roger Schawinski: “Bei der Fahrt zu diesem Gespräch haben wir Radio 1 gehört. Das Thema war: ‘Hundeknochen im Abo’. Macht man so Qualitätsradio?” Schawinski: “Das ist eine sehr kursorische Sendekritik.”

5. “sf lanciert tagesschau-timeline”
(benkoe.ch, Thomas Benkö)
“alle news der vergangenen 24 h chronologisch im überblick. bitte aufs bild klicken.”

6. “Markwort – Allein zu Haus”
(riesenmaschine.de, Jan Bölsche)
Focus bringt eine aufsehenerregende Titelstory, wie man durch Fahrradfahren Sprit sparen kann. Was die Riesenmaschine zu weiteren Titeln inspiriert. Zum Beispiel: “Die neue Gang-Art: Schlendern – entschleunigt, entspannt, entertaining! Toll: Ihr Körper bringt schon alles mit, was sie dazu brauchen!”

Abschiedsbrief

Lieber Claus Strunz,

wenn ich ehrlich bin, würde meine Mutter Sie vermutlich einen Sonnyboy nennen (also eigentlich “Sanniboi”), wenn sie Sie mal wieder in einer dieser Polit-Talkshows gesehen hätte, in denen besser Ihr Kollege Kai Diekmann von der “Bild”-Zeitung hätte gesessen haben sollen. Aber dann saßen doch immer Sie da – mit der zweifellos telegeneren Frisur und… diesem Lächeln. Das immer so aussieht, als wären die Zeitungen, die man jeden Sonntag kaufen kann, “informativ, enthüllend und hintergründig”, ein “Anwalt des Bürgers und kritischer Beobachter” und “Service-Dienstleister für alle Lebenslagen” bzw. so wie Ihr Lächeln: vertrauenswürdig, wohlwollend, selbstkritisch, zugänglich, selbstgewiss (naja, Sie kennen das ja aus dem Badezimmerspiegel) – so, als wären Sie eben nur Chef der “Bild am Sonntag“, der sonntagslächelnd Leserfragen beantwortet (siehe Kasten).

Worauf der Chefredakteur antwortet:

“Warum hat BamS einen so breiten Rand, Herr Strunz?”

“Gibt es zur EM wieder eine DVD-Reihe, Herr Strunz?”

“Muss es denn immer Hitler sein, Herr Strunz?”

“Wie komme ich noch an ein BamS-Panini-Abo, Herr Strunz?”

“Kann ich aus BamS ein T-Shirt machen, Herr Strunz?”

“Wo gibt es meine Geburtstags-BamS, Herr Strunz?”

“Wo ist unser Grill, Herr Strunz?”

“Haben Sie uns im TV gesehen, Herr Strunz?”

“Wo sind meine Togo-Fotos, Herr Strunz?”

“Wo sind die Panini-Bilder, Herr Strunz?”

“Wo kriege ich Ihr Sudoku-Heft, Herr Strunz?”

“Warum sind Sie so feige, Herr Strunz?”

“Warum hetzen Sie das Volk auf, Herr Sonntag Strunz?”

“Schenken Sie auch mir nächsten Sonntag eine DVD, Herr Strunz?”

“Wo war denn mein Panini-Album, Herr Strunz?”

“Wie kriege ich diesen Vogel los, Herr Strunz?”

“Wollten Sie Ihre Leser verar…, Herr Strunz?”

“Was ist des Rätsels Lösung, Herr Strunz?”

(halbwillkürliche Auswahl)

Jetzt hab’ ich aber irgendwo gelesen, dass Sie’s bald nicht mehr sind, “BamS”-Chef — und anderswo was von “unüberbrückbaren Differenzen” zwischen Ihnen und dem Diekmann.

Ganz ehrlich, Claus? Ich glaub’ das nicht. Immerhin ähnelt Ihre “BamS” Diekmanns “Bild” schon seit geraumer Zeit nicht nur im Auflagentrend, den Sie und Diekmann Ihren Blättern seit Amtsantritt verpasst haben, sondern jede Woche auch sonst so. Und vielleicht hält man sich ja wirklich für was besseres, bloß weil man besser aussieht. Was weiß denn ich.

Aber das mit den unüberbrückbaren Differenzen passt natürlich prima. Weil’s sowieso schon immer alle denken: dass Sie so’n stiller Querkopf sind. “Seine Unterschrift fehlt regelmäßig unter den rührenden Manifestationen konzerninterner Geschlossenheit, die alle Springer-Titel treu und diensteifrig abdrucken”, schrieb mal einer, der Ihnen offenbar derart auf den Leim gegangen war, dass er sogar öffentlich behauptete, Sie gölten “bei Springer als der vermutlich wichtigste Chefredakteur des Hauses”. Und wenn ich sehe, dass es Ihnen schon als Errungenschaft ausgelegt wird, wenn sich in Ihrer Zeitung auch mal ein kritisches Wort über Dieter Bohlen oder ein Argument für die Rechtschreibreform fand, dann klappt(e) der Trick mit dem “Good Guy der ‘Bild-Zeitung'” offenbar ganz gut. So gut, dass Leute wie Anke Engelke, die “Bild” vermutlich nicht mal mit dem A**** angucken, der “Bild am Sonntag” 2-seitige Interviews geben und ein Trittin bei Ihnen einfach mal den Gastautor macht. Claus Strunz, das unbeugsame Feigenblatt – da hatten irgendwie alle was davon.

Dooferweise hab’ ich Sie schon ganz anders erlebt. Als einen, der lügt. Oder als einen, der lügt. Oder die Unwahrheit sagt. Oder zulässt. Oder oder oder oder. Oder als einen, den meine Mutter ‘ne fiese Möpp nennen würde. Wollte ich nur mal sagen.

Viel Spaß in Hamburg,
Ihre Clarissa

P.S.: Ihr Nachfolger kommt ja, wie man hört, von der “B.Z.”, dem schmuddeligen kleinen Schwesterblatt der “Bild”. Womit nach acht Jahren wenigstens die Heuchelei ein Ende haben dürfte – und ich mich frage, wer wohl demnächst an Diekmanns Stelle in den Talkshows sitzt.

Das Santenmännchen ist wieder da

Was bedeutet es eigentlich, wenn “RWI-Experte Manuel Frondel” in “Bild” sagt:

"Durch eine Verschiebung des Atomausstiegs um 20 Jahre könnten uns Kosten von 50 Milliarden Euro und mehr erspart bleiben."

Bedeutet das wirklich, dass mit einer “Milliarden-Ersparnis für Wirtschaft und Verbraucher” zu rechnen sei, wie “Bild” behauptet (und “Focus Online” weiterverbreitet)?

Nicht unbedingt. Wie der “Klima-Lügendetektor” berichtet, räume sogar “RWI-Experte” Frondel auf Nachfrage ein, dass “die Erzeugungskosten erstmal nichts mit dem Endpreis des Stroms zu tun” hätten. Die errechnete Ersparnis falle vielmehr bei den Stromkonzernen an und müsse von denen natürlich nicht an die Verbraucher weitergegeben werden – was Frondel “so auch nie gesagt” haben will, offenbar nicht mal zu “Bild”.

Die 7 “Bild”-Wahrheiten über unsere Kernkraft:

1. “Kernkraft ist sicher”

2. “Kernenergie gehört zum Energiemix der Zukunft”

3. “Kernkraft dämpft den Preisanstieg beim Strom”

4. “Der Ausstieg schadet dem Standort Deutschland”

5. “Kernkraft ist gut für den Klimaschutz”

6. “Das Problem mit dem Atomabfall ist ungelöst”

7. “Die Zustimmung zur Kernenergie wächst”

Der “Klima-Lügendetektor” schließt aber nicht mal aus, dass Frondel in seinem “Bild”-O-Ton mit “uns” ohnehin nicht “Wirtschaft und Verbraucher” (also uns) gemeint hat, sondern bloß seine unsere Energiewirtschaft.

Und die dürfte sich dann nicht nur über die via “Bild” in Aussicht gestellte “Milliarden-Ersparnis” freuen, sondern auch über den “Bild”-Artikel drumherum mit der Überschrift: “7 Wahrheiten über Kernkraft”. Immerhin sechs der sieben “Wahrheiten” fallen da für die Kernkraft überraschend positiv aus (siehe Kasten) – und achtens steht oben drüber als Autor: “Oliver Santen”.
 

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