Suchergebnisse für ‘focus’

Guttenberg, The Atlantic, 9Live

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Liebe der Adeligen in den Zeiten des Krieges”
(dradio.de, Arno Orzessek)
Arno Orzessek erkennt kunsthistorische Ahnenreihen im Bildprogramm des “nach Posen lechzenden Verteidigungsministers” Karl-Theodor zu Guttenberg. “Offenkundig will er die vom Gleichheitswahn angekränkelten Deutschen durch moderne Re-Inszenierung wieder mit dem Herrschaftsporträt alter Schule vertraut machen.”

2. “Marke Wikileaks: was Verlage neidisch macht”
(meedia.de, Don Alphonso)
Don Alphonso glaubt, dass Wikileaks etwas hat, von dem die Verleger träumen: “ein funktionierendes Geschäftsmodell im Internet auf Basis der Einnahmen von Lesern. Und das ohne jede Abhängigkeit von Werbung.”

3. Interview mit Vaughan Smith
(zeit.de, Khue Pham)
Vaughan Smith hat Wikileaks-Gründer Julian Assange Unterschlupf geboten. “Die Medien missbrauchen Wikileaks als Schild: Sie publizieren die Geschichten und machen damit Quote, zeigen gleichzeitig aber mit dem Finger auf ihn, schreiben über Sexgeschichten und machen ihn zum Bösewicht.”

4. “Das CIA-Gerücht im Infokrieg – Julian Assanges falsche Freunde”
(rpzine.de, Robert Pitterle)
Eine der beiden Frauen, die Julian Assange anklagen, habe CIA-Kontakte. Robert Pitterle prüft die durch einen Retweet von Keith Olbermann ausgehenden Gerüchte.

5. “Web Focus Helps Revitalize The Atlantic”
(nytimes.com, Jeremy W. Peters)
“The Atlantic” erzielt nach tiefgreifenden Umstrukturierungen (Abbruch der Paywall, Zusammenführung von Print- und Onlineredaktion, Aufhebung der Unterschiede zwischen Print und Online bei den Anzeigenverkäufen, Einstellung junger Journalisten) fast 40 Prozent der Werbeeinnahmen online.

6. “Cashcow hat ausgedient: Sind die Tage von 9Live gezählt?”
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Der Call-In-Sender 9Live befindet sich in der Krise, weil “die Auflagen und Informationspflichten verschärft” wurden – “die kontinuierliche Aufklärungsarbeit über die Tricks des Call-In-Geschäfts durch aufmerksame und engagierte TV-Zuschauer im Internet hat dort sicher ihren Beitrag geleistet.” Nachtrag, 16. Dezember: Christoph Bellmer von ProSiebenSat.1 dementiert: “Presse-Spekulationen über eine Einstellung von 9Live entbehren jeder Grundlage.”

Geld vom Staat für alle!

Es ist eine erstaunliche Nachricht, die “Focus Online” da relativ unauffällig verbreitet:

In Deutschland ist nach Angaben des Statistischen Bundesamts fast jeder Bürger auf finanzielle Hilfen des Staats angewiesen. Im Vergleich zum Vorjahr stieg auch die Zahl der Hartz-IV-Empfänger auf 6,7 Millionen.

Vielleicht fehlt aber auch einfach nur ein Wort wie “zehnte”:

Fast jeder zehnte Einwohner in Deutschland ist auf Hilfen des Staates angewiesen, um seine Existenz zu sichern. Wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte, erhielten Ende vergangenen Jahres 9,5 Prozent der Menschen Existenz sichernde finanzielle Hilfen des Staates. Ende 2008 waren es 9,3 Prozent der Bevölkerung gewesen.

Mit Dank an Rainer T.

Nachtrag, 10. Dezember: “Focus Online” hat das fehlende “zehnte” im Vorspann ergänzt.

Wikileaks, Tiefenthal, KI.KA

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “5 Aspekte der aktuellen WikiLeaks-Revolution”
(neunetz.com, Marcel Weiß)
Eine lange, lesenswerte Einordnung der Ereignisse rund um die jüngsten Veröffentlichungen von Wikileaks. “Die Tatsache, dass WikiLeaks aktuell so vehement von allen Seiten angegriffen werden kann und etwa die finanziellen Transaktionsmöglichkeiten abgeschnitten werden können, ist nur möglich, weil nicht die komplette Presse hinter WikiLeaks steht, wie sie hinter einer NYT oder einem Guardian stehen würden, deren Bankkonten plötzlich überall aufgelöst würden.”

2. “Prost!”
(klatschkritik.blog.de, Antje Tiefenthal)
Photoshop-Arbeiten in der “Grazia”: “Auf den ersten, schnellen Blick sieht es aus so aus, als ob die beiden Schauspielerinnen gut gelaunt gemeinsam auf einer Party unterwegs sind. Auf den zweiten, genauen Blick entpuppen sich die Bilder als eine besonders misslungene Photoshop-Montage.” Siehe dazu auch “Bunte Klatschblätter und ihre Lügeleien”, ein Porträt der Bloggerin Antje Tiefenthal (ndr.de, Video, 5:39 Minuten).

3. “KI.KA-Mitarbeiter wegen Untreue festgenommen”
(mdr.de, Video, 1:29 Minuten)
Ein Mitarbeiter des öffentlich-rechtlichen Kinderkanals KI.KA wird festgenommen. Er soll “seit 2005 gemeinsam mit einer Berliner GmbH 72 Rechnungen für Dienstleistungen fingiert haben”. Es geht um einen Betrag von über vier Millionen Euro.

4. “‘Wetten, dass…’: Ein Unfall – kein Politikum”
(novo-argumente.com, Johannes Richardt)
Johannes Richardt hält die Aufregung nach der abgebrochenen “Wetten, dass..?”-Sendung für übertrieben: “Man kann fast froh sein, dass bei der letzten Bundestagswahl kein Mensch zu Schaden kam, sonst würden demnächst vielleicht sogar Wahlen unter dem Vorwand aus Sicherheits- und Gesundheitsbedenken abgesagt. Das Eingehen von Risiken gehört nun mal zum Leben dazu und macht es nicht selten auch erst deshalb lebenswert.”

5. “Kachelmann-Prozess: Verteidiger greift Medien an”
(faz.net, David Klaubert)
Johann Schwenn, Anwalt von Jörg Kachelmann, beantragt beim Landgericht Mannheim, die Redaktionen von “Bunte” und “Focus” zu durchsuchen: “Eine Durchsuchung solle entsprechende Beweise, zum Beispiel Zahlungsvereinbarungen zwischen dem Verlag und Zeuginnen, zutage fördern.”

6. “Sport Bild-Watch (7)”
(el-futbol.de, Sidan)
Söldneralarm in der “Sport Bild”: “Der Söldner ist eines der Lieblingsmotive der Sport Bild. Nichts ruft beim Leser mehr Abscheu hervor: ein stinkreicher, stinkfauler Profi, Sauerei. Söldner kommen in fast jeder Ausgabe vor.”

Wohin hinkt Brüderles Vergleich?

“Stasivergleiche machen immer was her”, muss sich Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) gedacht haben, als er gestern auf dem fünften nationalen IT-Gipfeltreffen in Dresden folgende Worte sagte:

Manches, was ich bei Wikileaks da entnehme, erinnert mich an die Sammelwut, die früher Institutionen im Osten hatten, die Stasi dabei.

Beim absehbaren kollektiven Aufschrei, etwa auf Twitter, hinterher gab es allerdings ein Problem: Wen oder was genau hat Brüderle denn jetzt eigentlich mit dem berüchtigten DDR-Geheimdienst verglichen?

Für die “Financial Times Deutschland” war ganz klar die US-Botschaft gemeint:

Wikileaks-Enthüllungen Brüderle vergleicht US-Sammelwut mit Stasi Die Enthüllungen auf Wikileaks erregen noch immer die Gemüter der Liberalen. Der Wirtschaftsminister sieht Parallelen zwischen der US-Botschaft und dem Überwachungsapparat der früheren DDR. Das geht selbst Parteifreunden zu weit. Brüderle rudert zurück.

Ähnlich berichteten gestern die Nachrichtenagentur dpa und “Focus online”, sowie in jeweils abgeschwächter Form “Spiegel Online” und die “Süddeutsche Zeitung”.

Auch Brüderles Parteifreund Wolfgang Kubicki, der den Wirtschaftsminister nach dessen Rede heftig kritisierte, sah hier einen Affront gegen die Amerikaner. Der “Leipziger Volkszeitung” sagte er laut Vorabbericht:

Die Depeschen der US-Botschaften mit Stasi-Unterlagen zu vergleichen, heißt erstens das Unrecht der DDR zu relativieren und heißt zweitens, einen Rechtsstaat mit einem Unrechtsstaat zu vergleichen. Beides sollte sich von selbst verbieten.

Dennoch hatte eine ganze Reihe anderer Medien und Blogs aus Brüderles Aussage einen ganz anderen Adressaten herausgehört — nämlich die Enthüllungsplattform Wikileaks selbst.

Bild.de etwa titelte:

Internet-Portal: Brüderle vergleicht Wikileaks mit Stasi. Minister: Eine "Sammelwut, die früher Institutionen im Osten hatten"

Im Artikel heißt es:

Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) hat die Internet-Plattform Wikileaks scharf attackiert. Das Vorgehen der Enthüllungsplattform bereite ihm Unbehagen und erinnere ihn an die DDR-Staatssicherheit!

Ähnlich sehen das die Presseagentur dapd, “Welt online” und zunächst auch netzpolitik.org und “Carta”. Beide Blogs schwächten allerdings im Laufe des gestrigen Abends ihre Artikel noch ab.

Aber wer ist denn nun wirklich gemeint? BILDblog hat beim Wirtschaftsministerium nachgefragt und von Pressesprecherin Beatrix Brodkorb die Bestätigung erhalten: Brüderle habe tatsächlich nicht die US-Botschafter mit der Stasi vergleichen wollen, sondern den Überbringer der Nachricht, Wikileaks. Der Wirtschaftsminister sei unter anderem wegen der Ankündigung weiterer Veröffentlichungen zu den Geschäftspraktiken amerikanischer Großbanken in Sorge.

Alle Unklarheiten beseitigt? Dann empören Sie sich jetzt!

Küssen verboten

“Die 25 verrücktesten Sex-Gesetze” versprach Bild.de am Donnerstag – selbstverständlich immer mit Blick auf den Bildungsauftrag gegenüber dem Leser – und lieferte dazu eine 25-teilige Klickstrecke. Viel Zeit für Recherche dürfte dabei nicht draufgegangen sein, denn ausnahmslos alle Beispiele geistern zum Teil schon seit den späten Neunzigern in zahllosen Sammlungen und häufig sogar im gleichen Wortlaut durchs Internet oder erschienen schon einmal auf Bild.de.

Noch leichter macht man es sich da nur noch beim Online-Auftritt der Schweizer Boulevardzeitung “Blick”, wo die 25 verrückten “Sex-Gesetze” von Bild.de einfach zwei Tage später als “Verrückte Erotikgesetze” im selben Wortlaut erschienen. Einzige nennenswerte Eigenleistung: blick.ch sortiert nach Ländern.

Bei vielen dieser Gesetze ist es auch aufgrund des komplizierten angelsächsischen Fallrechts nahezu unmöglich zu überprüfen, ob sie immer noch gültig sind oder ob sie überhaupt jemals existiert haben. Zwar lässt sich ein Teil der Gesetze auf der Seite dumblaws.com wiederfinden, aber auch dort fehlt häufig eine Quellenangabe.

Ganz sicher falsch sind jedoch folgende:

Nr. 17 (Bild.de):

Auf Hawaii darf ein Mann nicht mit einer Unter-18-Jährigen zusammen sein. Verstößt er gegen das Gesetz, müssen die Eltern des Mädchens drei Jahre ins Arbeitslager, weil sie ihre Tochter “freizügig” erzogen haben.

Abgesehen davon, dass es im US-Bundesstaat Hawaii keine “Arbeitslager” gibt, findet sich dieses Gesetz weder auf dumblaws.com, noch erscheint es realistisch, wenn man bedenkt, dass auf Hawaii selbst “Unter-18-Jährige” für eine Abtreibung keine elterliche Zustimmung benötigen.

Nr. 20:

Im US-Bundesstaat Connecticut dürfen Kondome offiziell nicht verkauft werden.

Tatsächlich ist der Kondomverkauf in Connecticut seit einem Grundsatzurteil des Obersten Gerichtshofs der Vereinigten Staaten (Griswold v. Connecticut) im Jahre 1965 zulässig.

Nr. 21:

Und in Indiana ist es nur Frauen verboten, Kondome zu kaufen.

Kondome werden in Indiana sowohl geschlechts- als auch altersunabhängig verkauft — und zwar in Drogerien, Apotheken, Supermärkten und online.

Nr. 22:

Wenn Sie nach Irland fahren, nehmen Sie lieber einen großen Vorrat an Kondomen mit: Auch im streng katholischen Inselstaat sucht man vergeblich nach Lümmeltüten.

Ja, die Mehrheit der Iren ist katholisch. Deshalb sind Kondome auf der grünen Insel auch erst seit 1979 nicht mehr verschreibungspflichtig. Und erst seit 1993 können sie auch von Jugendlichen unter 17 Jahren legal erworben werden. Aber wenn Sie am Flughafen jemanden sehen, der wegen eines Koffers voller “Lümmeltüten” Übergepäck anmelden muss, handelt es sich sicher um Redakteure von Bild.de oder blick.ch.

Andere “verrückte” US-Gesetze wie etwa die gesetzliche Beschränkung auf maximal “zwei Dildos pro Haushalt” in Arizona (Nr. 24) versuchte der amerikanische Jurist Daniel Enevoldsen zu verifizieren — erfolglos. Ihm gebührt das Schlusswort, das wohl auf den Großteil der Gesetze aus der Liste zutreffen dürfte:

Ich glaube, dass es sich dabei irgendwann tatsächlich um Gesetze gehandelt hat, die aber inzwischen nicht mehr angewendet werden. Sie sind vermutlich so alt, dass sie nicht in Online-Datenbanken aufgezeichnet sind. Möglich ist auch, dass die Gesetze nie existiert haben und einfach von irgendwelchen Leuten erfunden wurden. Wie auch immer: Es scheint sie nicht mehr zu geben.
(Übersetzung von uns.)

Mit Dank an Michael und einen anonymen Helfer!

AFP, dpa, SDA  

Slumdog Billionaire

Hohe Gebäude sind richtig teuer, schreiben Nachrichtenagenturen.

dpa:

Der 174 Meter hohe Wolkenkratzer mit dem Namen “Antilia” hat rund 755 Millionen Euro Baukosten verschlungen und gilt damit als das teuerste Privathaus der Welt.

AFP:

Das Haus ist 174 Meter hoch und Medienberichten zufolge mit Kosten von mehr als einer Milliarde Dollar (752 Millionen Euro) das teuerste Privathaus der Welt.

Und SDA:

Das Haus ist 174 Meter hoch und Medienberichten zufolge mit Kosten von mehr als einer Milliarde Dollar das teuerste Privathaus der Welt.

1 Milliarde US-Dollar für ein Wohnhaus mit 174 Metern Höhe? Während das derzeit höchste Gebäude der Welt, der 828 Meter hohe “Burj Chalifa” in Dubai, rund 1.5 Millarden US-Dollar kostete? Das kam kobuk.at schon im Oktober seltsam vor (s.a. “6 vor 9” vom 1. November).

Doch die Zahl war bereits 2008 in einem “Forbes”-Artikel zu lesen gewesen:

The cost, originally set at $1 billion, is approaching $2 billion.

Zwei Milliarden Dollar wären verdammt viel Geld. Zwei Milliarden indische Rupien hingegen entsprachen im April 2008 rund 50 Millionen Dollar. Diese Größenordnung passt auch besser zur Aussage eines Sprechers von Reliance Industries, der im Juni 2008 der “New York Times” sagte, die Kosten würden letztlich 50 bis 70 Millionen US-Dollar betragen. Mukesh Ambani, der nun in das Haus einzieht, ist Vorstandsvorsitzender von Reliance Industries.

Ob man damit in Mumbai so ein Haus bauen kann, wurde allerdings bereits im April 2010 auf skyscrapercity.com diskutiert:

Ich persönlich schätze 50 bis 70 Millionen USD für ein solches Gebäude etwas tief ein, aber über was reden wir? Nur über die reinen Baukosten? Innerhalb oder ausserhalb der besten Wohnlage in Mumbai? Mit oder ohne Innenausstattung? Die Zahlen sind so durcheinander an diesem Punkt, dass es nichts bringt, es herauszufinden.

(Übersetzung von uns.)

Doch wenn eh alles durcheinander ist, kann man sich natürlich einfach irgendeine, möglichst hohe Zahl aussuchen: Der Übernahme von Agenturtexten wegen kostet das Haus deshalb auf bild.de 750 Millionen Euro, auf welt.de, stern.de und badische-zeitung.de 752 Millionen Euro, auf focus.de, abendzeitung.de und merkur-online.de 755 Millionen Euro und auf epochtimes.de nur 700 Millionen Euro.

Da die Schweizer Nachrichtenagentur SDA nicht umrechnen wollte, ist in den nahezu deckungsgleichen Berichten von blick.ch, 20min.ch, swissinfo.ch, cash.ch und anderen immer von “einer Milliarde Dollar” die Rede.

Mit Dank an Leo S. und Markus.

Nachtrag, 30. November: Badische-zeitung.de korrigiert ihren Bericht und versieht ihn mit einer “Anmerkung der Redaktion”.

Bild  

“Tatort Internet” und das Recht zu schweigen

Mindestens genauso spannend wie das, was in der Zeitung steht, ist ja häufig das, was nicht in der Zeitung steht.

Aber erst mal zurück zu dem, was tatsächlich gedruckt wird:

Seit dem Start von “Tatort Internet” berichtete “Bild” immer wieder wohlwollend über die RTL2-Sendung. Stephanie zu Guttenberg, First Lady von “Bilds” Gnaden und Gastmoderatorin der ersten Ausgabe, wurde für ihr Engagement gefeiert und zur “Gewinnerin” ernannt (BILDblog berichtete mehrfach darüber).

Am 12. November vermeldete “Bild” auf Seite 2:

“Tatort Internet” verstößt nicht gegen Jugendschutz

München – Wichtiger Erfolg für die RTL-2-Reihe “Tatort Internet”: Die TV-Sendung verstößt nicht gegen die Jugendschutzbestimmungen! Das bestätigte die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM). Der KJM-Vorsitzende Wolf-Dieter Ring sagte, dass die Gefahren des sexuellen Missbrauchs im Internet durch diese Sendung “ein Stück weit breiter diskutiert” und neue Zielgruppen erreicht würden.

Vergangene Woche sprach der niedersächsische Innenminister Uwe Schünemann bei einem Symposium der Initiative “White IT” in Hannover mit Fachleuten von Polizei und Wirtschaft über die Bekämpfung von Kinderpornografie und Kindesmissbrauch jenseits medialer Show-Effekte. Im Rahmen der Veranstaltung wurde “Tatort Internet” mehrfach kritisiert — so forderte die EU-Abgeordnete Sabine Verheyen (CDU) von den Medien “gehaltvolle Information” und setzte hinzu: “Damit meine ich nicht, was in der letzten Zeit über den Äther gegangen ist”.

Die Lokalredaktion Hannover jedoch ignorierte die Veranstaltung nahezu komplett und lud Minister Schünemann zum gemeinsamen Fernsehgucken, um seine Meinung zu “Tatort Internet” zu erfahren. Schünemanns durchaus differenzierte Antworten (“Eine ehrenwerte Idee.”, “Fahndung ist Aufgabe der Polizei, nicht von TV-Reportern.”) fasste “Bild” in der Überschrift so zusammen:

Innenminister über TV-Jagd auf Kinderschänder: "Dieser dunkle Bereich gehört ins Licht der Öffentlichkeit"

Diesen Dienstag teilte die Kommission für Zulassung und Aufsicht der Landesmedienanstalten (ZAK) mit, dass “Tatort Internet” gegen den Rundfunkstaatsvertrag verstoßen habe: In den beiden ersten Folgen seien die potentiellen Täter nicht hinreichend unkenntlich gemacht worden, “so dass sie von ihrem sozialen Umfeld durchaus identifizierbar waren”.

Zahlreiche Medien berichteten über die Entscheidung der ZAK — in “Bild” ist dazu nichts zu finden.

Mit Dank an a Friend.

Focus  etc.

Hilfe, die Mohammedaner kommen! (2)

Die Meldung, dass die meisten Neugeborenen in England und Wales im vergangenen Jahr “Mohammed” genannt worden seien, hat über zwei Wochen gebraucht, um im vermeintlichen Nachrichtenmagazin “Focus” anzukommen. Auf dem Weg dahin ist sie älter geworden. Richtiger nicht.

Mohammeds Siegeszug in England. Der Prophet der Muslime ist auf dem Vormarsch in Großbritannien. Der meistgewählte Jungenname für Neugeborene in England und Wales lautete im Jahr 2009 zum ersten Mal Mohammed. Offiziell gaben die Angestellten des Büros für nationale Statistiken zwar an, der traditionell britische Name Oliver liege an erster Stelle, gefolgt von Jack, Mohammed komme erst auf Platz 16. Nur waren die Statistiker einem Irrtum aufgesessen und hatten zwölf verschiedene Schreibweisen des Prophetennamen - bespielsweise Muhammad oder Mohammad - getrennt gewertet.

Also noch einmal: Die Statistiker sind, anders als die beiden (!) Autoren des “Focus”, keineswegs einem “Irrtum aufgesessen”; es war einfach ihre Methode, die unterschiedlichen Schreibweisen von Namen getrennt zu zählen. Fasst man sie aber zusammen, muss man das natürlich nicht nur bei Mohammed/Muhammad tun, sondern zum Beispiel auch bei Oliver/Olli, Harry/Henry usw. Zählt man dann entsprechend durch, liegen Oliver und Harry aber wieder vor Mohammed.

Ihre Falschmeldung, Mohammed sei 2009 der beliebteste Jungenname in England und Wales gewesen, haben bis heute weder die Nachrichtenagenturen dpa und AFP noch Medien wie “Spiegel Online”, “Welt Online”, die “Frankfurter Allgemeine Zeitung” oder die “Financial Times Deutschland” korrigiert.

Mit Dank an Kai!

Focus  

Nicht Stefan Raabs Mettbrötchen

Der aktuelle “Focus” enthält folgende Gegendarstellung von Stefan Raab:

FOCUS veröffentlichte am 25.10.2010 auf Seite 161ff den Artikel “Will der nur spielen?” über mich.

1. In dem Artikel wird behauptet, ich hätte mit meiner Lebensgefährtin im Haus meiner Eltern gelebt.
Hierzu stelle ich fest, dass ich nicht mit meiner Lebensgefährtin im Haus meiner Eltern gelebt habe.

2. Daneben behauptet FOCUS, ich hätte mir beim Turmspringen das Jochbein gebrochen.
Hierzu stelle ich fest, dass ich mir beim Turmspringen nicht das Jochbein gebrochen habe.

3. Weiter heißt es: “Zur Gewinnmaximierung nimmt Raab mit schöner Regelmäßigkeit Schleichwerbung ins Programm. Und sein Sender zahlt in noch schönerer Regelmäßigkeit Strafen dafür.”
Hierzu stelle ich fest, dass ich keine Schleichwerbung ins Programm nehme und mein Sender keine Strafen dafür bezahlt.

4. Weiter heißt es: “Er verdient auch mit am Beinahe-Erfolg eines Oliver Pocher und am Massenerfolg eines Mario Barth.”
Hierzu stelle ich fest, dass ich an Oliver Pocher und Mario Barth nicht mitverdiene.

5. Weiter heißt es: “Seine TV-Karriere startet 1993. Raab fährt vor mit einem Wagen, auf dem in großen Buchstaben steht: “Metzgerei Raab”.
Hierzu stelle ich fest, dass ich bei keinem Sender oder Produktionsunternehmen mit einem Wagen vorgefahren bin, auf dem “Metzgerei Raab” stand.

6. Weiter heißt es: “Der Metzgerssohn, der heute noch das Mettbrötchen mit Zwiebeln, Gurkenscheibe dazu, ganz hinten in seiner Stammkneipe schätzt (…).”
Hierzu stelle ich fest, dass ich nie Mettbrötchen mit Gurkenscheiben dazu esse und auch keine Stammkneipe habe.

7. Weiter heißt es: “Wenn der ‘lieve Jong’ einmal die Woche von seiner Villa seine Eltern (…) besuchen kommt (…).”
Hierzu stelle ich fest, dass ich meine Eltern in unregelmäßigen Abständen besuche.

8. Weiter heißt es: “Die Nervosität steigert sich im Wochenrhythmus, wenn Raab auf die Quoten wartet.”
Hierzu stelle ich fest, dass die Quoten meiner Sendungen am Folgetag im Teletext veröffentlicht werden.

9. Zudem wird behauptet, ich wäre anlässlich meines Grundwehrdienstes Politikern begegnet.
Hierzu stelle ich fest, dass ich anlässlich meines Grundwehrdienstes keinen Politikern begegnet bin.

10. Weiter heißt es: “Zu Terminen fliegt er gern mit dem eigenen Hubschrauber.”
Hierzu stelle ich fest, dass ich keinen Hubschrauber habe.

11. Zudem wird behauptet, ich meide hartnäckig die (Gerichts)Öffentlichkeit”(…) – und das selbst auf die Gefahr hin, dass er ein Ordnungsgeld riskiert.”
Hierzu stelle ich fest, dass ich stets rechtzeitig durch die Gerichte vom persönlichen Erscheinen entbunden wurde und niemals ein Ordnungsgeld riskiert habe.

12. Weiter heißt es: “Eine Dornröschen-Hecke umschließt den Garten, und nur manchmal reitet der Prinz auf seiner Harley-Davidson aus.”
Hierzu stelle ich fest, dass mein Grundstück von keiner Hecke umschlossen ist und ich keine Harley-Davidson habe.

13. Weiter heißt es: “Zur September-Ausgabe seiner Millionenshow kommt Stefan Raab erst gerade eine Stunde vor dem Sendebeginn. In derselben Kleidung tritt er vor die Kameras. Sie riecht noch nach dem heimischen Grill.”
Hierzu stelle ich fest, dass ich zur September-Ausgabe meiner Show früher als eine Stunde vor Sendebeginn erschienen bin, an dem Tag nicht gegrillt und meine Kleidung – wie vor jeder TV-Show – gewechselt habe. Diese Kleidung trug auch keinen Grillgeruch.

14. Weiter heißt es: “Die Metzgerfamilie Raab kauft sich ein ins Aloisiuskolleg in Bad Godesberg.”
Hierzu stelle ich fest, dass ich mich für die Aufnahme ins Aloisiuskolleg beworben habe und erst nach einer persönlichen Vorstellung aufgrund einer Entscheidung des Kollegs aufgenommen wurde. Meine Familie hat sich nicht ins Kolleg eingekauft.

15. Weiter heißt es: “Schüler Stefan zieht in das Haus ‘Stella Rheni’.”
Hierzu stelle ich fest, dass ich nie im Haus “Stella Rheni” gewohnt habe.

16. Zudem wird behauptet, Stefan Raab habe sich vor einem Modellschiff aufgebaut und gesagt: “Das wär’s, einmal mit einem Segelschiff um die Welt.”
Hierzu stelle ich fest, dass ich mich weder vor diesem noch vor einem anderen Modellschiff aufgebaut und keine solche Äußerungen vor dem Modellschiff getätigt habe.

17. Weiter heißt es: “Die Gitarre hat Stefan Raab stets dabei. Wenn er (…) im Tor steht, liegt sie griffbereit hinterm Netz. Geht im Spiel etwas schief, singt Stefan sofort sein Spottlied.”
Hierzu stelle ich fest, dass ich niemals meine Gitarre griffbereit hinterm Netz hatte. Ich habe auch keine Spottlieder auf dem Spielfeld gesungen.

18. In der Bildunterzeile des Fotos auf S. 162, das ein Modellschiff zeigt, heißt es: “Sein Traumschiff – im Internat”.
Hierzu stelle ich fest, dass das Modellschiff nicht mein Traumschiff ist.

19. In der Bildunterzeile des Fotos auf S. 163, das ein Klassenzimmer zeigt, heißt es: “Seine Klasse – im Internat”.
Hierzu stelle ich fest, dass es sich nicht um mein Klassenzimmer handelt.

20. In der Bildunterzeile des Fotos auf S. 166, das ein Mettbrötchen zeigt, heißt es: “Sein Brötchen – in der Kölschkneipe”.
Hierzu stelle ich fest, dass es sich nicht um mein Mettbrötchen handelt.

Köln, den 10.11.2010
Stefan Raab

Die Redaktion der Illustrierten wollte das offenbar nicht unkommentiert lassen, verzichtete interessanterweise aber auf die übliche Beteuerung, sie bleibe bei ihrer Darstellung. Stattdessen schrieb sie unter Raabs Gegendarstellung:

Bekannt ist STEFAN RAAB, 44, als Spaßvogel und als Musikfreund, der Lena Meyer-Landrut großgemacht hat. Eine andere Seite zeigt Raab, wenn es um die eigene Person geht. Dies verrät diese Gegendarstellung, die FOCUS mit Blick auf den Informationsgehalt sehr gern druckt. Schon zu Beginn der Recherche zum Stefan-Raab-Porträt “Will der nur spielen?” hatte der Medienunternehmer mit rechtlichen Schritten drohen lassen. FOCUS recherchierte trotzdem. Reporter gingen ins Handelsregister, sie sprachen mit Nachbarn und Weggefährten, mit Mitschülern und Jugendfreunden, mit Anwälten, einstigen Lehrern und Priestern. Einige haben schon angeboten, ihre Erinnerungen mit eidesstattlichen Versicherungen zu unterstützen. Den Wahrheitsgehalt der Gegendarstellung wollen wir nicht kommentieren. Unseren Lesern, die sich ein eigenes Bild machen möchten, empfehlen wir besonders die Punkte 6, 18 und 20.

Gala  

Til Schweigers Achselhaare des Bösen

Es ist an der Zeit, dass endlich einmal über die wirklich wichtigen Themen gesprochen wird: Sollten sich Männer die Achselhaare rasieren? Zu welcher Zeit trugen Frauen wie viel Intimbehaarung? Tut Haarentfernung mit Wachs wirklich so weh, wie alle sagen?

Das People-Magazin “Gala” war so frei, sie mit dem Schauspieler und Brusthaarrasierer Til Schweiger zu diskutieren.

Zum Beispiel so:

Kommen wir zur Enthaarung bei Frauen. Eine Frau mit Achselhaaren hätte bei Ihnen vermutlich wenig Chancen, oder?
Achselhaare bei einer Frau finde ich jetzt nicht so prickelnd.Aber wenn ich die Frau total lieben würde und sie die lustigste und tollste Person wäre, die mir je begegnet ist, dann würde ich auch eine Zeitlang über die Achselhaare hinwegsehen. Irgendwann würde ich sie dann wahrscheinlich heimlich nachts im Bett abschneiden …(lacht)

Das etwas unmotiviert wirkende Interview ist mit dieser schwer unmotiviert wirkenden Fotomontage bebildert:

Zwei scharfe Superhelden: Schauspieler Til Schweiger und der "Braun Bodycruzer" (ca. 70 Euro).

Andererseits ist Schweiger Testimonial von Braun, was das ganze Interview in einem etwas anderen Licht erscheinen lässt.

Und weil “Gala” ein paar Krumen aus dem Gespräch vorab von dapd weiterverteilen ließ, berichten auch “Spiegel Online”, abendblatt.de oder “Focus Online” davon, dass sich Schweiger seine Brusthaare entferne — “mit dem Rasierer”.

Mit Dank an Marcel Sch. und an Jeannine J. für den Ausriss.

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