Suchergebnisse für ‘falschmeldung’

Whistleblowing Policy, Freie, Desinformationen ohne Lizenz?

1. Eine Whistleblowing Policy für die Zivilgesellschaft
(freiheitsrechte.org)
Verschiedene NGOs wie die Gesellschaft für Freiheitsrechte, Transparency International Deutschland, das Whistleblower-Netzwerk, LobbyControl und Foodwatch haben sich eine gemeinsame Whistleblowing Policy (PDF) gegeben, um Hinweisgeberinnen und Hinweisgeber besser zu schützen: “Wir rufen alle zivilgesellschaftliche Organisationen auf, sich zu beteiligen.”

2. Weshalb arbeiten so viele Journalist:innen frei?
(uebermedien.de, Pia Pentzlin)
Viele Menschen können sich nicht vorstellen, wie freie Medienschaffende ihr berufliches Leben ohne Festanstellung und ohne Netz und doppelten Boden meistern. Entscheiden sie sich aktiv dafür? Oder geht es einfach nicht anders? “Übermedien” hat darüber mit Sigrid März gesprochen, der Vorsitzenden von Freischreiber, dem Berufsverband freier Journalisten und Journalistinnen.

3. Desinformationen ohne Lizenz?
(tagesschau.de, Carla Reveland & Pascal Siggelkow)
“Der österreichische Sender AUF1 verbreitet Falschmeldungen und Verschwörungsmythen – und erreicht dabei auch in Deutschland viele Menschen. Die österreichische Medienbehörde hat nun ein Verfahren gegen AUF1 eingeleitet.” Die ARD-“Faktenfinder” Carla Reveland und Pascal Siggelkow erklären den Fall, bei dem auch die politischen Hintergründe der Senderleitung interessant sind.

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4. Was die Öffentlich-Rechtlichen löschen müssen
(sueddeutsche.de, Wolfgang Janisch)
Vor vier Jahren habe sich ein Facebook-Nutzer ein regelrechtes Scharmützel mit dem MDR geliefert, weil einige seiner Kommentare gelöscht worden waren. Er sah sich als ein Opfer von Zensur. Nun hat das Bundesverwaltungsgericht über den Fall entschieden: “Danach haben ARD und ZDF nicht nur das Recht, bestimmte Beiträge zu löschen, sondern sogar die Pflicht. Denn Kommentare von Nutzern sozialer Netzwerke müssen sich auf Sendungen aus dem Programm beziehen.”

5. Betty kommt nicht mehr
(kontextwochenzeitung.de, Josef-Otto Freudenreich)
Die Insolvenz der “Sozialistischen Verlagsauslieferung” habe Auswirkungen auf die gesamte linke Buchbranche, berichtet Josef-Otto Freudenreich: Durch die Pleite des Auslieferers falle “ihr Herzstück weg”. Freudenreich hat mit einem der 75 betroffenen Verlage gesprochen, der sich trotz des empfindlichen Schlags nicht unterkriegen lassen will.

6. Radio mit besonderem Anstrich
(deutschlandfunk.de, Christoph Sterz)
Das Digitalradio DAB+, der digitalen Nachfolger von UKW, lebt von seiner Programmvielfalt mit rund 300 Sendern. Zwischen all den Angeboten taucht auch das Brillux Radio auf, das vom gleichnamigen Farbenhersteller betrieben und finanziert wird. Das wirft Fragen auf, über die auch die zuständige Landesmedienanstalt nachdenkt.

Panne in der Causa Hildmann, Totalversagen, Zukunft von G+J

1. Attila Hildmann könnte ausgeliefert werden – Berliner Staatsanwaltschaft muss peinlichen Fehler zugeben
(stern.de, Tina Kaiser)
Wie der “Stern” berichtet, muss die Berliner Staatsanwaltschaft einen folgenschweren Ermittlungsfehler im Fall um Attila Hildmann eingestehen. Entgegen früherer Aussagen habe der flüchtige Rechtsextremist Hildmann doch nicht die türkische Staatsbürgerschaft und hätte von der Türkei nach Deutschland ausgeliefert werden können. Doppelt peinlich: Dies sei der Behörde bereits seit Ende März 2022 bekannt gewesen, ohne dass die notwendigen Schritte unternommen wurden.

2. “Das Berghain schließt für immer!” – Nope. Über ein journalistisches Totalversagen mit Ansage
(groove.de, Kristoffer Cornils)
Ein vermeintlicher “Insider” hatte das Gerücht gestreut, der bekannte Berliner Technoclub Berghain werde bald schließen. Zahlreiche Medien haben die Falschmeldung übernommen und verbreitet. Kristoffer Cornils ist der Frage nachgegangen, wie es zu diesem “journalistischen Totalversagen mit Ansage” kommen konnte.

3. Öffentlich-rechtlicher Systemfehler
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Ex-ZDF-Intendant Thomas Bellut könne mit 5,8 Millionen Euro Altersversorgung rechnen, eine RBB-Direktorin verdiene mehr als Brandenburgs Ministerpräsident. Bei den Bezügen in der obersten öffentlich-rechtlichen Ebene laufe etwas gewaltig schief, findet Joachim Huber im “Tagesspiegel”: “Da liegt kein Rechenfehler vor, das ist ein Systemfehler. Ein öffentlich-rechtlicher.”

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4. Rückschläge für große Pläne bei Bertelsmann
(verdi.de, Günther Herkel)
Bertelsmann, immerhin Deutschlands größter Medienkonzern, hat einen rigorosen Sparkurs angekündigt. Dies betreffe vor allem das einstige Flaggschiff Gruner+Jahr. Das Zeitschriftengeschäft stehe aktuell besonders unter Druck, so Konzernchef Thomas Rabe. Man werde “das Titelportfolio überprüfen und nur solche Titel mit RTL zusammenführen, die wirklich synergetisch sind”. Medienjournalist Günther Herkel interpretiert die Aussage so, dass nur Titel eine Chance haben, die sich für ein TV-Format eignen.

5. Wie Erdoğan das Internet zensieren will
(netzpolitik.org, Julien Schat)
In der Türkei ist ein neues Gesetz gegen “Desinformation” in Kraft getreten, das die Pressefreiheit auf dramatische Weise einschränke und weitreichende Folgen für die bevorstehenden Wahlen habe, wie Julien Schat berichtet. Die Opposition wolle zwar gegen das Gesetz vor das türkische Verfassungsgericht ziehen, mit einer richterlichen Entscheidung sei jedoch nicht vor dem Wahltermin zu rechnen: “Damit dürfte Erdoğans Plan, die öffentliche Meinung im Lande auch online unter seine Kontrolle zu bringen, zumindest vorläufig aufgehen.”

6. Telegram muss mehr als fünf Millionen Euro Strafe zahlen
(faz.net)
Das Bundesamt für Justiz hat hohe Bußgelder gegen den Messengerdienst Telegram erlassen: 4,25 Millionen Euro wegen Verstößen gegen das Netzwerkdurchsetzungsgesetz sowie 875 .000 Euro wegen der Nichtbenennung des Zustellungsbevollmächtigten. Die Bußgeldbescheide seien jedoch noch nicht rechtskräftig, Telegram könne noch Einspruch einlegen.

KW 38/22: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, endlich Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Samstagsausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Die rbb-Affäre
(hinterdenzeilen.de, Niklas Münch & Tobias Hausdorf, Audio: 47:42 Minuten)
Niklas Münch und Tobias Hausdorf haben sich gefragt, wie die rbb-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter mit den Verfehlungen ihrer Führungsspitze umgehen. Sie haben deshalb Oliver Noffke aus dem rbb-eigenen Rechercheteam in ihren Podcast “Hinter den Zeilen” eingeladen. Und sie haben Stimmen gesammelt – zu Desillusionierung, Erschöpfung und neuer Motivation.

2. An allen Fronten
(zdf.de, Charlotte Krüger, Video: 43:23 Minuten)
Ohne die Arbeit von Kriegsreportern und Kriegsreporterinnen gäbe es viel weniger bis keine Informationen über das, was sich bei Kriegen und kriegsähnlichen Auseinandersetzungen tatsächlich abspielt; es gäbe kaum Informationen, wie sich die militärischen Ereignisse auf die Zivilbevölkerung auswirken. In Charlotte Krügers Dokumentation “An allen Fronten” berichten einige bekannte Journalistinnen und Journalisten von ihrer riskanten Arbeit und erzählen, wie sie mit der täglichen Gefahr umgehen. (Triggerwarnung: Im Film sind logischerweise auch Aufnahmen aus Kriegsgebieten zu sehen, darunter auch (geblurrte) Bilder getöteter Menschen.)

3. Wie schwer kanns schon sein, eine Falschmeldung zu verbreiten?
(youtube.com, Walulis, Video: 20:11 Minuten)
“Wie schwer kann’s schon sein, eine Falschmeldung in seriösen Medien einzuschleusen?” Die “Walulis”-Redaktion hat sich einige Falschmeldungen aus der jüngsten Vergangeneheit angeschaut, kurzerhand eine “Initiative Interaktive Medien” erfunden und selbst eine Falschmeldung herausgegeben, die prompt von verschiedenen Medien übernommen wurde.

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4. Tulpen, Tomaten, Königshaus – Klischees in der Niederlande-Berichterstattung
(deutschlandfunk.de, Pia Behme, Audio: 40:08 Minuten)
Im Deutschlandfunk-Gespräch mit Hörerinnen und Hörern geht es dieses Mal um Klischees in der Niederlande-Berichterstattung: Woran hapert es bei der Auslandsberichterstattung? Und wie arbeiten Auslandskorrespondentinnen und -korrespondenten überhaupt? Ein Dlf-Hörer diskutiert mit der Niederlande-Korrespondentin Kerstin Schweighöfer, dem Medienwissenschaftler Janis Brinkmann und Pia Behme aus der Dlf-Medienredaktion.

5. Spiel mit der Wahrheit
(deutschlandfunkkultur.de, Susanne Burg, Audio: 11:08 Minuten)
Bully Herbig hat die “Spiegel”-Affäre um Claas Relotius verfilmt, der Film kommt nächste Woche in die Kinos. Im Gespräch mit Susanne Burg erzählt Herbig, wie es dazu kam. Als er hörte, dass die Ufa sich die Filmrechte gesichert hat, habe ihn das zunächst gewurmt. Zwei Wochen später sei das Regieangebot gekommen, so Herbig: “Das war ein riesen Glücksfall für mich.”

6. Wie überlebt man als London-Korrespondentin eine Queen-Beerdigung?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 26:39 Minuten)
Holger Klein hat sich mit ARD-Korrespondentin Annette Dittert über die Tage rund um die Beerdigung der Queen unterhalten: “Wie erlebt man als Journalistin so ein Ereignis? Warum ist beim deutschen Publikum das Interesse für die britischen Royals so groß? Muss das sein, dass die ARD da acht Stunden live sendet? Gab es genügend Raum für Kritik?”

Google News und seine Quellen, Rechtes Netzwerk, Trauerarbeit

1. Google News verkauft Staatspropaganda als “vertrauenswürdig”
(netzpolitik.org, Sebastian Meineck & Alexander Fanta & jocca)
Google News präsentiert sich als vertrauenswürdige Quelle für Nachrichten, doch zwischen seriösen News würden chinesische Staatspropaganda und für Falschmeldungen bekannte rechte Blogs auftauchen, so das Ergebnis einer netzpolitik.org-Recherche: “Google teilt gegenüber netzpolitik.org mit, es verstoße gegen die Richtlinien, wenn Inhalte dem wissenschaftlichen oder medizinischen Konsens zuwiderlaufen. Bei wiederholten oder schwerwiegenden Verstößen könne es passieren, dass eine Website nicht mehr bei Google News erscheinen dürfe. Fakten spielen bei Google News also durchaus eine Rolle. Aber Selbstbeschreibung und Wirklichkeit klaffen offenbar weit auseinander.”

2. “Der Kampf ist derselbe”: Wie “Unser Mitteleuropa” ein Netzwerk rechter Medien in Europa aufbaut
(correctiv.org, Alice Echtermann)
Recherchen von “Correctiv” zeigen, dass die Medienkooperation “Unser Mitteleuropa” wohl mehr als 25 Websites aus dem konservativen bis rechtsextremen Spektrum umfasst und Verbindungen zu mehreren rechtspopulistischen Parteien aus Europa aufweist: “Die Zusammenarbeit der Medien folgt einem simplen Prinzip: Unser Mitteleuropa übernimmt und übersetzt ihre Berichte und verhilft diesen – und sich selbst – zu größerer, internationaler Reichweite.” Alice Echtermann erklärt, wie das Netzwerk funktioniert.

3. Fassade des kritischen Journalismus in Katar
(deutschlandfunk.de, Ronny Blaschke, Audio: 5:16 Minuten)
Es sind nur noch wenige Wochen, bis im arabischen Wüstenstaat Katar mit großem Aufwand die Fußball-Weltmeisterschaft ausgetragen wird. Das Land will sich als moderner Gastgeber präsentieren und um Investitionen, Touristen und Fachkräfte werben. Doch es könne sein, dass sich Katar kurz vor der WM als liberaler präsentiert, als es eigentlich ist, wie der Journalist Benjamin Best berichtet.

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4. Eure Plattform, unsere Lügen
(faz.net, Nina Bub)
Nina Bub hat sich angeschaut, was das “Disinformation Situation Center” über die Bemühungen Facebooks, die Verbreitung russischer Staatspropaganda einzudämmen, sagt. Bubs Ansicht nach versage Facebook “nicht nur darin, Inhalte auf der Plattform zu moderieren und zu entfernen, es bietet Anhängern des Kremls die Möglichkeit, Putin und Russland zu verherrlichen.” Außerdem zeige das Ausweichen auf andere Websites, dass die russische Regierung auf die Sperrung ihrer staatlichen Sender vorbereitet war. Bubs Fazit: “Es be­darf wohl weiterer Anstrengungen seitens der EU, um den Fluss der Desinformation des Kremls in der Europäischen Union zu unterbrechen.”

5. Drohen bei “Welt”- und “Bild”-Gruppe tiefgreifende Veränderungen?
(meedia.de, Gregory Lipinski)
Der Branchendienst “Meedia” berichtet von einer E-Mail der Springer-Führungsspitze für das Ressort “News Media National”, in der diese die Neustrukturierung von “Welt” und “Bild” ankündigt. “Meedia”-Redakteur Gregory Lipinski berichtet: “Die betroffenen Mitarbeiter befürchten tiefgreifende Veränderungen. Dabei kochen diverse Spekulationen hoch. Von der Einstellung der werktäglich gedruckten Ausgabe der ‘Welt’ bis zu radikalen Änderungen in der Redaktionsstruktur bei der blauen und rote Gruppe machen die Runde, auch die Sorge über einen Stellenabbau ist im Gespräch.”

6. Trauer auf Twitter
(taz.de, Jagoda Marinić)
Jagoda Marinić hat Schwierigkeiten mit dem kollektiven Trauern über den Tod der Queen: “Über Tage zieht sich das Trauern, eine der längsten Warteschlangen in der Geschichte der Wartschlangen, um der Queen die letzte Ehre zu erweisen, die mediale Dauerpräsenz, die darin gipfelte, das königliche Begräbnis auf ARD und ZDF zu senden, als wollte man selbst für eine Zusammenlegung der beiden plädieren. Tagelang.”

tagesschau.de und der “Erfinder”, VerschwörungsChecker, Royales

1. Fehler auf tagesschau.de zu “Erfinder” aus Simbabwe
(blog.tagesschau.de, Juliane Leopold)
tagesschau.de ist auf einen angeblichen Erfinder aus Simbabwe hereingefallen und veröffentlichte vergangenen Freitag einen Artikel, in dem der Hochstapler mitsamt seiner Quatsch-Technologie vorgestellt wurde. Nun meldet sich die verantwortliche Korrespondentin zu Wort: “Ich bin den pseudowissenschaftlichen Erklärungen des Protagonisten meines Beitrags aufgesessen. Die Forschungen des Simbabwers sind wissenschaftlich nicht belegt. Es ist wahrscheinlich, dass sie auch nie belegt werden, weil sie physikalischen Grundsätzen widersprechen. Für die Falschmeldung bitte ich aufrichtig um Entschuldigung. Sie trifft mich zutiefst in meinem journalistischen Selbstverständnis und steht nicht für mein Ethos als Berichterstatterin.”

2. Debatte um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Die Springer-Presse mache gerade vor, wie sich eine notwendige Diskussion über Missststände bei den Öffentlich-Rechtlichen in absoluten Nebensächlichkeiten verlieren kann, findet Joachim Huber im “Tagesspiegel”. Sein Vorschlag: “Vielleicht treten jetzt mal alle einen Schritt zurück, um die Problemlage genauer und schärfer zu erkennen, um vom Detail zum Großen und Ganzen zu kommen. Wenn ‘Bild’ und ‘Welt’ in ihrer Wadenbeißerei das nicht schaffen, dann müssen das die anderen Medien schaffen – aus der schlichten Erkenntnis heraus, dass es dieser Gesellschaft nicht gut bekäme, wenn Springers TV ARD und ZDF ersetzen würde.”

3. Der Journalismus der Zukunft
(netzpolitik.org, Markus Beckedahl)
netzpolitik.org-Gründer Markus Beckedahl hat bei der “Besser-Online”-Konferenz des Deutschen Journalisten-Verbands über die Zukunft des Journalismus gesprochen: Wie kann moderner Journalismus aussehen? Und was braucht er unter den heutigen Bedingungen? Der Beitrag fasst die wichtigsten Punkte der Keynote zusammen.

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4. Wir müssen die Welt sichtbarer machen
(journalist.de, Carsten Stormer)
Kriegsreporter Carsten Stormer berichtet seit Jahren über Konflikte und Krisen. Beim “journalist” appelliert er an die Redaktionen, ihren Blick zu weiten. In einer globalisierten und vernetzten Welt hänge alles irgendwie miteinander zusammen: “Ich frage mich oft, wieso wird etwas erst dann zur Bedrohung, wenn es vor der eigenen Haustüre auftritt. So kommt der Journalismus zwangsweise immer zu spät.”

5. Neues Online-Tool gegen Verschwörungserzählungen
(belltower.news, Veronika Ertl)
Die Amadeu Antonio Stiftung hat einen “VerschwörungsChecker” programmieren lassen, mit dem man entsprechende Erzählungen ganz einfach auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen können soll: “Der Checker ist so konzipiert, dass man jede beliebige Verschwörungserzählung checken kann – auch aus dem Grund, dass uns in unserer Arbeit und auch in der Pandemie so viele verschiedene Verschwörungserzählungen begegnet sind, die zwar zum Teil total absurd und leicht zu durchschauen sind, aber zum Teil eben auch sehr real klingen.”

6. Eine Königin, die mit Bildern herrschte
(deutschlandfunk.de, Pia Behme & Mirjam Kid)
Das Staatsbegräbnis der Queen war ein einzigartiges internationales Medienereignis mit Milliarden von Zuschauerinnen und Zuschauern. Anlass für den Deutschlandfunk, einen Blick auf die Medienarbeit und die Medienresonanz der verstorbenen Regentin zu werfen, die bereits bei der Inthronisierung für Rekorde sorgte: “Schon die Amtszeit der Queen begann mit einem bis dahin nie dagewesenen Medienspektakel. Die Krönung von Elisabeth II. am 2. Juni 1953 war die erste, die live übertragen wurde. Laut der BBC verfolgten damals mehr als 20 Millionen Menschen die Zeremonie im Fernsehen und übertrafen damit zum ersten Mal die Zahl der Radiohörenden.”
Weiterer Lesehinweis: Lindner fordert Deckelung der Rundfunkgebühren: “Dass mit ARD, ZDF und Phoenix drei deutsche Sender live und parallel vom Begräbnis der Queen aus London sendeten, belege sehr gut, welch ‘erhebliches Einsparpotenzial’ es beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk gebe, sagte Lindner.” (faz.net)

Facebook und Insta als Grabschaufler, “Offener” Funke-Diskurs, 12 Euro

1. Angst vor Tiktok: Schaufeln sich Facebook und Instagram ihr eigenes Grab?
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
Wie bereits am 25. Juli in den “6 vor 9” berichtet, wollen Facebook und Instagram – offenbar in Reaktion auf die Konkurrenz durch den Kurzvideo-Dienst TikTok – ihre Seiten umbauen. Das könnte schiefgehen, analysiert Matthias Schwarzer: “Die US-Techkonzerne stehen nun vor einer riesigen Herausforderung – und möglicherweise vor einem Dilemma. Sie setzen technisch alles daran, Tiktok die Nutzerinnen und Nutzer abzugewinnen – und laufen gleichzeitig Gefahr, mit den Updates Kreative und die Stammnutzerschaft zu verjagen.”

2. Schon knauserig, oder?
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Der RBB und dessen Intendantin Patricia Schlesinger sehen sich in Zusammenhang mit der Planung des Digitalen Medienhauses zahlreichen Vorwürfen ausgesetzt. Auch der Hauptausschuss des Brandenburger Landtags hat Fragen an Schlesinger und ihr, nachdem sie einer Einladung in eine Ausschusssitzung nicht gefolgt war, einen entsprechenden Fragenkatalog geschickt. Nun soll eine vom Sender mandatierte Kanzlei Klarheit in das Dickicht aus Beraterverträgen, Medienhaus und Abendessen bringen. Für Unterstützung soll eine journalistisch vorgebildete Aushilfskraft sorgen, die der Sender für ihre Mitarbeit bei der Recherche, Aufarbeitung und “Identifizierung des Aktualisierungsbedarfs der rbb-internen Regelungen” mit 12 Euro die Stunde entlohnen will.
Weiterer Lesehinweis: RBB-Intendantin gibt erste Auskünfte: “Was die Abendessen bei RBB-Chefin pro Gast kosteten. Brandenburger Politiker über Auskünfte empört” (tagesspiegel.de, Joachim Huber & Benjamin Lassiwe).

3. Die Funke-Mediengruppe und der “offene Diskurs” über Presseethik
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Die Funke-Mediengruppe hat ein recht ambivalentes Verhältnis zur Presseethik. Nach außen hin gibt man sich moralisch, verantwortungsvoll und zum “offenen Diskurs” bereit. Wenn ein medienkritisches Portal das Haus mit Vorwürfen zu Falschmeldungen oder Schleichwerbung konfrontiert, kippe die Stimmung jedoch schnell, berichtet Stefan Niggemeier bei “Übermedien”. Dann werde gemauert, geghostet und mit Gegenvorwürfen operiert. Niggemeier erzählt vom schwierigen Verhältnis mit der Mediengruppe und erklärt, warum er immer noch und trotz alledem an die Wirksamkeit von Presserats-Beschwerden glaubt.

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4. Kommentar: Wie sollen Betroffene über Rassismus sprechen?
(annabelle.ch, Alice Hasters)
Die Journalistin, Podcasterin und Buchautorin Alice Hasters (“Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten”) beschäftigt sich mit der mitunter nicht leichten Frage, wie Betroffene über Rassismus sprechen sollen, aber auch damit, was Medienschaffende tun können, um dem Thema vollumfänglich gerecht zu werden: “Meines Erachtens sind die haarsträubende Inkompetenz und die mangelnde Diversität in Redaktionen für den frustrierenden Stand des Rassismus-Diskurs zum grossen Teil verantwortlich. Journalist:innen unterscheiden oft nicht, wer Expert:in ist, wer Betroffene, wer beides ist. Wer Aktivist:in ist, mit konkreten Forderungen; wer Pädagog:in, mit Interesse für Erziehung und Aufklärung; wer Akademiker:in, wer Autor:in, wer Künstler:in. Und dass zusätzlich zu diesen Rollen auch noch unterschiedliche antirassistische Ansätze und Schwerpunkte kommen.”

5. Italien schränkt Informationsfreiheit drastisch ein
(netzpolitik.org, Matthias Monroy)
Die italienische Regierung wolle Medien keine Auskunft mehr zur Zusammenarbeit ihres Landes mit der libyschen Küstenwache erteilen und habe zu diesem Zweck das Recht auf Zugang zu Verwaltungsdokumenten drastisch eingeschränkt, berichtet Matthias Monroy bei netzpolitik.org. Als Grund werde behördlicherseits “die Gefährdung der nationalen Sicherheit oder Verteidigung” angegeben.

6. Antonia Rados – Reporterin im Ruhestand?
(sr.de, Thomas Bimesdörfer & Michael Meyer, Audio: 17:45 Minuten)
Thomas Bimesdörfer und Michael Meyer sprechen mit Antonia Rados, die auf mehr als vier Jahrzehnte in der Auslandsberichterstattung zurückblicken kann: “Wie konnte sie sich als Frau behaupten, wie hat sich ihr Beruf verändert, was hat sie motiviert?”

König der Trolle, Kleinmütiges Ablenken, Lebendiger Spieleberater

1. König der Trolle: Was der Twitter-Kauf von Elon Musk bedeutet
(freitag.de, Aditya Chakrabortty)
“Elon Musk ist der König der Trolle im Zeitalter der Troll-Politik. Es ist an der Zeit, ihn nicht mehr zu füttern”, lautet der Appell von Aditya Chakrabortty, dessen “Guardian”-Kolumne beim “Freitag” in deutscher Übersetzung vorliegt: “Das Wichtigste, was man über Musk wissen muss, ist, dass er ein Troll ist. Wie alle Trolle legt er es darauf an, zu kränken und aus der Fassung zu bringen, allein mit dem Ziel, die Aufmerksamkeit der Welt zu bekommen. Dabei ist Musk im Trollen nicht nur besser als jeder andere. Es ist auch Teil seines Geschäftsmodells und der Art und Weise, wie er mit der Welt umgeht. Das aber macht seinen Twitter-Erwerb so gefährlich.”

2. “Ist die Lage wirklich so dramatisch?”
(journalist.de, Jürgen Overkott)
“Ich habe gelernt: Mit Vereinsberichterstattung ist kein Blumentopf zu gewinnen. Aber ohne sie kann ich den ganzen Garten verlieren.” Im “Journalist” erzählt Jürgen Overkott, Redakteur bei der “Westfalenpost”, warum er seinen Job als Alleinredakteur im sauerländischen Balve gerne macht, und dass Storytelling auch im Lokalen möglich ist. Ein überaus angenehmes, da sehr persönlich und authentisch klingendes Plädoyer für den Lokaljournalismus.

3. #gutgemeint
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
In der “Süddeutschen Zeitung” forderte Leonhard Dobusch eine Art öffentlich-rechtliches Twitter (nur mit Abo lesbar). Dem entgegnet nun Joachim Huber im “Tagesspiegel”: “Twitter & Co. wollen ihre Nutzer nicht ändern, sondern von ihnen gewinnbringend profitieren, indem sie Emotionen pushen, Vorurteile eskalieren lassen. Ein anderes, ein öffentlich-rechtliches Twitter wäre von alldem purifiziert. Mir fehlen Überzeugung und Fantasie, einen Erfolg zu prognostizieren, wenn der Programmauftrag auch im Netz als Erziehungsauftrag missverstanden wird.”

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4. Kleinmütiges Ablenken von eigenen Fehlern
(verdi.de, Jasper Prigge)
Jasper Prigge kritisiert den Umgang der Polizei mit Medienschaffenden auf einer Demonstration am vergangenen Wochenende in Berlin: “Von einer Behörde ist zu erwarten, dass sie sich für die Pressefreiheit einsetzt. Mahnende Worte gegenüber der Versammlungsleitung, die Berichterstattung zu gewährleisten oder sich zu mäßigen, sind auf den im Internet kursierenden Videos nicht zu sehen. Es ist kleinmütig, die Verantwortung im Nachhinein auf das Gesetz zu schieben, statt sich kritisch mit den eigenen Fehlern auseinanderzusetzen.”

5. Viele Podcasts für Grimme Online Award nominiert
(faz.net)
Unter den 27 für den Grimme Online Award nominierten Online-Angebote sind gleich acht Podcasts. In der Kategorie “Information” dominieren sie gar das Feld: “Nominiert für die Preise wurden dort die Audio-Produktionen ‘Cui Bono: WTF happened to Ken Jebsen?’ (Studio Bummens, NDR, RBB, K2H), ‘Breitscheidplatz’ (RBB, SWR), ‘Narcoland – Das Meth-Kartell im Dreiländereck’ (Aachener Zeitung, Aachener Nachrichten) und ‘Slahi – 14 Jahre Guantánamo’ (NDR).”

6. Medien können Tod von Mino Raiola nicht abwarten
(uebermedien.de, Frederik von Castell)
Viele Medien meldeten gestern den Tod von Mino Raiola, einem prominenten Spielerberater im internationalen Fußballzirkus. Doch Raiola ist gar nicht tot und kommentiert auf Twitter sarkastisch: “Aktueller Gesundheitszustand für alle, die sich wundern: Ich bin angepisst, weil sie mich zum zweiten Mal innerhalb von 4 Monaten umgebracht haben. Anscheinend kann ich mich wiederbeleben.” Frederik von Castell hat sich die Ausbreitungswege der Falschmeldung angeschaut und zeigt, wie (schlecht) die betroffenen Redaktionen mit ihrem Fehler umgehen.

KW 13/22: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, endlich Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Samstagsausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Uschi Jonas über Faktenchecks in Zeiten des Krieges
(denkangebot.org, Katharina Nocun, Audio: 1:02:22 Stunden)
Was für Falschmeldungen kursieren gerade zum Thema Krieg in der Ukraine? Welche Rolle spielen dabei russische Medien? Und wie arbeitet eigentlich eine Faktencheck-Redaktion? Darüber spricht “Denkangebot”-Podcasterin Katharina Nocun mit Uschi Jonas, die sich bei “Correctiv” mit Factchecking beschäftigt. Weitere Stimmen im Podcast: die beiden Autorinnen Marina Weisband und Karolin Schwarz.

2. Hauptsache Aufmerksamkeit: Die Medienstrategie der “Letzten Generation”
(ndr.de, Kim Kristin Mauch, Video: 10:45 Minuten)
Die Klimaschutzgruppe “Aufstand der letzten Generation” bekommt für ihren Protest viel mediale Aufmerksamkeit, doch die Aktionen sind äußerst umstritten. Das Medienmagazin “Zapp” hat dazu Carla Hinrichs, Sprecherin der “Letzten Generation”, interviewt, ebenso wie Grünen-Politikerin Renate Künast, die die Medienstrategie skeptisch sieht.

3. Das MDR-Gelände in Leipzig: Vom Schlachthof zur Sendezentrale
(ardmediathek.de, Nina Rothermund, Video: 44:40 Minuten)
Wo heute die Sendezentrale des MDR steht, versorgte von 1888 bis 1991 einer der größten Schlachthöfe Deutschlands die Stadt Leipzig mit Fleich- und Wurstwaren. Zum 30. Geburtstag des MDR widmet sich eine Doku der Geschichte und Gegenwart des heutigen Sendestandortes in Leipzig.

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4. AWFNR: Linda Zervakis
(awfnr.podigee.io, Paul Ripke, Audio: 59:30 Minuten)
Die Nachrichtensprecherin und Fernsehmoderatorin Linda Zervakis hat sich nach fast zwei Jahrzehnten bei den Öffentlich-Rechtlichen vom Privatfernsehen abwerben lassen und moderiert nun mit ihrem Kollegen Matthias Opdenhövel das ProSieben-Journal “Zervakis & Opdenhövel”. Mit Paul Ripke plaudert sie über die Hintergründe ihres Wechsels und sie erzählt, wie sich ihre Arbeit verändert hat.

5. Schieflage in der Russland-Berichterstattung
(deutschlandfunk.de, Brigitte Baetz, Audio: 36:39 Minuten)
Deutschlandfunk-Hörer Tim Kremser ärgert sich über Interviews mit sogenannten Russland-Experten, die die russische Aggression aus seiner Sicht heruntergespielt haben. Über die Auswahl von Interviewpartnern im Journalismus diskutiert Kremser mit Dlf-Osteuropa-Expertin Sabine Adler, Kommunikationswissenschaftler Daniel Nölleke und Brigitte Baetz aus der “Mediasres”-Redaktion.

6. Unsichtbar – Follow for Follow. Macht mich berühmt!
(mdr.de, Jonathan Doll, Video: 14:45 Minuten)
“Muss ich als junger Journalist mein Berufs- und Privatleben verwerten und vermarkten, um erfolgreich zu sein? Kann ich durch Follower und Followerinnen sichtbar werden und bekomme dann womöglich auch bessere Jobangebote?” Jonathan Doll hat ein zweiwöchiges Selbstexperiment gestartet und mit viel Fleiß, Geld und Tricks einen Instagram-Kanal aufgebaut. War es den Aufwand wert?

Bleiben oder gehen?, EU-Sanktionen, Reitschuster endgültig draußen

1. In Moskau bleiben oder gehen? Deutsche Reporter reagieren uneins auf das neue russische Mediengesetz
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz)
Nachdem Russland ein Gesetz gegen angebliche “Falschmeldungen” erlassen hat, das mit langjährigen Haftstrafen für missliebige Berichterstattung droht, ziehen sich viele Medien aus Moskau zurück. Einzelne Reporter von “Welt”, “Bild” oder RTL bleiben jedoch. Das wirft Fragen auf, wie Boris Rosenkranz findet.

2. EU-Kommission will offenbar Suchergebnisse und Social-Media-Inhalte zensieren
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
“Eine E-Mail aus der EU-Kommission an Google erklärt, wie weitreichend das Verbot der russischen Propagandasender RT und Sputnik sein soll. Suchergebnisse und Social-Media-Inhalte sollen nicht nur zensiert werden, wenn sie von den Sendern kommen, sondern auch, wenn sie deren Inhalte wiedergeben.” Markus Reuter erklärt den Umfang und die Schwierigkeiten der EU-Sanktionen gegen russische Propaganda.

3. Boris Reitschuster aus der Bundespressekonferenz ausgeschlossen
(sueddeutsche.de, Aurelie von Blazekovic)
Die Bundespressekonferenz ist ein als Verein organisierter Zusammenschluss von etwa 900 hauptberuflichen Journalistinnen und Journalisten. Unter dem Begriff “Bundespressekonferenz” wird aber auch die von ihm regelmäßig veranstaltete Pressekonferenz verstanden, in der Medienschaffende vor allem Politikerinnen und Politiker befragen können. Nun hat der Verein eines seiner Mitglieder endgültig ausgeschlossen – Boris Reitschuster. Der Grund liegt nicht an Reitschusters politischer Haltung, wie dieser gerne in den Sozialen Medien streut, sondern an schlichten Formalien: Reitschusters Sitz befindet sich seit Kurzem in Montenegro, damit seien die Voraussetzungen für eine Mitgliedschaft nicht mehr erfüllt.

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4. Belarus stuft Deutsche Welle als “extremistisch” ein
(dwdl.de, Alexander Krei)
Seit einigen Monaten blockiert Belarus die Newsseiten der Deutschen Welle (DW), nun hat das Land den deutschen Auslandssender als “extremistisch” eingestuft. Sogar das DW-Logo sei vom belarussischen Regime mit einem Zensur-Bann belegt worden.

5. “Jagdinstinkt sollte nicht zum Jagdfieber werden”
(journalist.de, Jan Freitag)
Holger Stark ist stellvertretender Chefredakteur der “Zeit” und leitet dort das Investigativ-Team. Im Interview mit dem “journalist” spricht er über die sensiblen Bereiche bei investigativen Recherchen und über die Frage, wie bei Fällen von Machtmissbrauch und #MeToo differenziert werden muss: “Ich betrachte investigativen Journalismus fast immer als Entwicklungsprozess nach bestem Wissen und Gewissen, der nur selten bei Weiß beginnt und bei Schwarz aufhört. Wir starten mit einem Verdacht, und wenn einem nicht gerade Verträge oder glasklare Fakten vorliegen, ist zu Beginn meist offen, wo eine Recherche endet. Auch das ist ein Argument gegen das erwähnte Jagdfieber”.

6. Journalismus fördern von unten
(taz.de, Steffen Grimberg)
“Katapult” ist eigentlich ein populärwissenschaftliches Magazin, das für seine Infografiken und Karten bekannt ist. Das würde das Unternehmen jedoch nur unzureichend beschreiben. Der umtriebige Firmengründer expandiert mit Lokaljournalismus, hat ehrgeizige Baupläne und will eine Journalistenschule gründen. Doch damit nicht genug: Gerade stellt “Katapult” für ein Newsteam 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Ukraine ein.

Abwägungsfragen, Badawis Haft ist illegal, Twittern über Tor-Netzwerk

1. “Ein Symbol dieses Krieges”
(tagesspiegel.de, Kurt Sagatz)
Trigger-Warnung: Im verlinkten Beitrag ist ein Foto eingebaut, auf dem erschossene Menschen zu sehen sind.
Zu den Aufgaben der Kriegsberichterstattung gehört es, über die Schrecken des Krieges zu berichten und sie visuell festzuhalten. Doch welche Bilder kann und darf man dem Publikum zumuten? Es sind schwierige Abwägungsfragen: Wo endet die Informationspflicht, und wo beginnt der Voyeurismus? Und ist das Informationsinteresse der Öffentlichkeit wichtiger als die Interessen der Opfer?

2. Rütteln und Schütteln
(taz.de, Steffen Grimberg)
Nachdem der Kreml neue Mediengesetze erlassen hat, die bei angeblichen “Falschmeldungen” zu bis zu 15 Jahren Haft führen können, hatte sich eine Reihe von TV-und Radiosendern, darunter auch die BBC, aus dem Land zurückgezogen. Die britische öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt hat sich die Sache inzwischen jedoch anders überlegt und berichtet wieder aus Russland: “Wir haben die möglichen Folgen der neuen Vorschriften abgewogen, mit der unabdingbaren Pflicht und Schuldigkeit, direkt aus Russland zu berichten”. Und nicht nur das – die BBC stellt ihr Material anderen Sendern zur kostenlosen Übernahme zur Verfügung.

3. Twitter hilft russischen Nutzern, die Zensur zu umgehen
(spiegel.de)
Russland hat nach der Invasion in der Ukraine unter anderem Einschränkungen bei der Nutzung von Twitter eingeführt. Darauf antwortet das Unternehmen nun mit einer speziell für den Anonymisierungsdienst Tor ausgelegten Version, die es ermöglicht, die Zensur zu umgehen. Der “Spiegel” erklärt, wie das Ganze funktioniert.

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4. Civey warb irreführend
(faz.net, Reiner Burger)
Das Berliner Start-up Civey führt Online-Umfragen auf Medienseiten wie Spiegel.de, t-online.de oder “Focus Online” durch, wobei die Ergebnisse unmittelbar danach angezeigt werden. In ihrer Werbung rühmten sich die Online-Demoskopen unter anderem damit, “zuverlässiger als die Konkurrenz” zu sein, womit sich diese nicht abfinden wollte, klagte und gewann.

5. Badawis Haft ist illegal
(reporter-ohne-grenzen.de)
Der saudische Blogger Raif Badawi hat seine drakonische Strafe – zehn Jahre Haft und 1.000 Peitschenhiebe – nach saudischem Recht mittlerweile verbüßt, wird aber weiterhin gefangen gehalten. Reporter ohne Grenzen verlangt seine umgehende Freilassung: “Die andauernde Inhaftierung von Raif Badawi ist empörend, nach einer Haftstrafe, die er ohnehin niemals hätte verbüßen müssen. Indem die saudischen Behörden ihn weiter gefangen halten, fügen sie ihrer langen Liste von Verbrechen gegen die Pressefreiheit ein weiteres hinzu. Doch genug ist genug – öffentliche Debatten und Journalismus sind keine Verbrechen. Badawi muss ohne weitere Verzögerung freigelassen werden!”

6. Zur medialen Kritik an der medialen Mode “Putinologie”: Der wilde Wladimir aus Leningrad
(deutschlandfunk.de, Arno Orzessek, Audio: 4:01 Minuten)
Arno Orzessek wirft einen (nicht immer ernst gemeinten) Blick auf die “Putinologie”. Darunter versteht er den Versuch vieler Medien, die Persönlichkeit des russischen Präsidenten einzuordnen.

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