Suchergebnisse für ‘falschmeldung’

Chinas Klarnamenzwang, Instagram-Schleichwerbung, Scharlatanmagazin

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1b. Klarnamenpflicht: China verbietet anonyme Kommentare
(netzpolitik.org, Johannes Steiling)
Nach Angaben des Aktivistennetzwerks „Global Voices“ werden chinesische Nutzer von Anfang Oktober an keine Möglichkeit mehr haben, anonyme Kommentare auf den meisten Websites zu hinterlassen. Danach müssen Webseiten einen Mechanismus zur Identitätsfeststellung einrichten oder die Kommentarfunktion ihrer Website abschalten. Diese Authentifizierungsdienste sind für kleinere Anbieter finanziell nicht tragbar, so dass insgesamt mit einem deutlichen Kommentarrückgang zu rechnen ist. Außerdem arbeite China bereits seit 2014 an der Implementierung eines Einstufungsprogramms für Bürger mit umfassenden Informationen zu sozialem Verhalten und Kreditwürdigkeit.

2. Facebook blockiert Werbeanzeigen von Seiten, die wiederholt Falschmeldungen teilen
(de.newsroom.fb.com, Satwik Shukla & Tessa Lyons)
Facebook verbietet Werbetreibenden Anzeigen zu schalten, die Geschichten und Inhalte bewerben, deren Wahrheitsgehalt von unabhängigen Faktenprüfern bereits angezweifelt wurden. Nun will man einen Schritt weitergehen: Wenn Seitenbetreiber wiederholt bereits angezweifelte Inhalte teilen, dürfen sie nicht länger Werbeanzeigen auf Facebook schalten. Dies sei „ein weiterer Schritt, damit Menschen verlässlichere Informationen auf Facebook sehen können.“ Ganz verscherzen will man es sich mit den notorischen Falschmeldern und potentiellen Werbekunden jedoch nicht: „Unterlassen die Seiten die weitere Verbreitung von Falschmeldungen, wird diese Einschränkung wieder aufgehoben.“

3. Instagram-Schleichwerbung: „#ad“-Kennzeichnung eher unzureichend
(flurfunk-dresden.de)
Es könnte ein Urteil mit Signalwirkung sein: Das Oberlandesgericht Celle hat die Kennzeichnung “#ad” bei einem Schleichwerbungs-Posting für die Drogeriekette Rossmann auf Instagram als unzureichend beurteilt. Bei Zuwiderhandlung droht Rossmann ein Ordnungsgeld von bis zu 250.000 Euro. Das komplette Urteil gibt es unter: “Zur Kennzeichnungspflicht gesponsorter Posts bei Instagram mittels Hashtag zur Vermeidung von Schleichwerbung, OLG Celle, Urt. v. 08.06.2017, Az.: 13 U 53/16”

4. Das sind die 20 größten Podcast-influencer Deutschlands
(omr.com, Torben Lux & Martin Gardt)
Die Macher sprechen selbst von einer „wenig repräsentativen Liste der wichtigsten Menschen im Podcast-Business“ und in der Tat: Auf der Liste fehlen Podcast-Größen wie Holger Klein (“Wrint”) und Stefan Schulz und Tilo Jung (“Aufwachen-Podcast”/“Jung & Naiv”). Dennoch bietet die ausführlich kommentierte Liste viele Anregungen zum Weiterforschen und Reinhören.

5. Smartphone-Journalist versus TV-Team
(de.ejo-online.eu, Panu Karhunen)
Ein Feldversuch in Finnland hat ergeben, dass Journalisten mit mobilen Journalismus-Techniken näher an die Menschen und eine Story herankommen als mit traditionelleren Mitteln: Ein Smartphone-Journalist konnte mehr Passanten dazu bewegen, an einer Umfrage teilzunehmen, als ein zweiköpfiges Fernsehteam. Der Feldversuch hätte aber auch einen Nachteil des mobilen Journalismus zutage gefördert: mangelnde Glaubwürdigkeit. So hätten einige der Passanten gesagt, dass sie „richtigen“ Fernsehteams eben doch mehr vertrauen.

6. Scharlatanerie auf Hochglanz
(medienwoche.ch, Antonio Fumagalli)
Das Magazin „Herzstück“ verspricht „Inspirationen für Leib und Seele“. Antonio Fumagalli hat sich für die „Medienwoche“ durch das Magazin gelesen. Er lobt das Layout, aber die Lektüre sei ein Kampf gewesen…

Linksunten-Verbot, Hasskommentar-Anzeige, Youtube-Kriegsverbrechen

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1b. Innenministerium verbietet linksextreme Plattform
(spiegel.de, Jörg Diehl)
Das Bundesinnenministerium hat nach Informationen des “Spiegel” die Internetseite “linksunten.indymedia.org” verboten. Die Seite laufe “nach Zweck und Tätigkeit den Strafgesetzen zuwider” und richte sich gegen die verfassungsmäßige Ordnung. Obwohl die Sicherheitsbehörden das Forum bereits seit einigen Jahren beobachten würden, käme das Verbot überraschend.

2. Deshalb haben wir Anzeige erstattet
(nwzonline.de, Lars Reckermann)
Die „Nordwest Zeitung“ hat einen Facebook-Kommentar gelöscht, in dem einem schwarzen Kleinkind mit beleidigenden Worten der Tod gewünscht wurde. Doch mit der Löschung hat es die Zeitung nicht belassen und den Hasskommentierer wegen Volksverhetzung angezeigt. Chefredakteur Lars Reckermann erklärt, warum seine Zeitung den mittlerweile verurteilten Mann (sechs Monate auf Bewährung und 60 Stunden gemeinnützige Arbeit) vor Gericht gebracht hat.

3. Was kann Facebooks neue Waffe gegen Fake News? Ein Blick hinter die Kulissen
(motherboard.vice.com, Max Hoppenstedt)
Facebook hat ein neues Tool entwickelt, mit dem man Falschnachrichten bekämpfen will. Unter dem Link zu einer Falschmeldung will man einen Verweis auf einen “Related Article” mit einer Art Richtigstellung einblenden. Erstellt und eingebaut von vier Mitarbeitern des journalistischen Portals „Correctiv“. Max Hoppenstedt blickt hinter die Kulissen und stellt das verwendete Tool und die Vorgehensweise vor. Zurück bleibt die Irritation, warum eines der größten Internetunternehmen der Welt mit einem Börsenwert von mehreren hundert Milliarden US-Dollar eine derartige Dienstleistung an ein Unternehmen mit der vergleichsweise winzigen Manpower von vier Projektmitarbeitern auslagert. Noch dazu unbezahlt. Und warum sich die beauftragte Firma auf einen solchen Deal einlässt.

4. Internetprovider erringt Teilsieg im Streit um US-Nutzerdaten”
(zeit.de)
Das US-Justizministerium verlangte den Zugriff auf Daten von 1,3 Millionen Besucher einer Anti-Trump-Website. Der Grund: Auf der Seite „disruptj20.org“ wurden auch Proteste gegen US-Präsident Donald Trump organisiert. Über eine Durchsuchung der Nutzerdaten wollte das Justizministerium zu Hinweisen über die Organisatoren kommen. Nun hat der Obergerichtshof entschieden: Das Ministerium darf die Daten einsehen, aber mit erheblichen Einschränkungen.

5. Youtube tilgt Dokumentation von Kriegsverbrechen
(sueddeutsche.de, Hakan Tanriverdi)
Youtube setzt auf künstliche Intelligenz, um die Propagandavideos von Terrororganisationen automatisch zu erkennen und zu entfernen. Die Algorithmen sollen den menschlichen Kontrolleuren die belastende Arbeit abnehmen, die verstörenden Aufnahmen zu sichten und zu löschen. Doch das System hat seine Tücken: Tausende Videos, die Kriegsverbrechen aus dem Syrienkonflikt dokumentieren, fielen der Löschpraxis zum Opfer. Damit wird die Arbeit von Aktivisten und Journalisten behindert. So wurde das investigative Recherche-Netzwerk „Bellingcat“ auf YouTube kurzerhand abgeschaltet. “Bellingcat”-Gründer Eliot Higgins: “Teilweise werden drei Videos aus Tausenden als problematisch erkannt und der gesamte Kanal wird gelöscht”

6. Die “Bunte” schreibt über Guttenbergs angebliche Millionengeschäfte – der klagt
(sueddeutsche.de, Stephan Handel)
Der Ex-Minister Karl-Theodor zu Guttenberg klagt wegen der “Bunte”-Schlagzeile: “Guttenberg: Millionengeschäfte im Steuerparadies”. Er mache keine Millionengeschäfte und schon gar keine in einem Steuerparadies. Doch der Antrag Guttenbergs auf eine Gegendarstellung wird wohl zurückgewiesen werden. Die Schlagzeile mit den Millionengeschäften sei nach Angaben des Richters so “unbestimmt”, dass sie alles Mögliche bedeuten könne. Außerdem fehle der Kammer das „Tu-Wort“.

Dreckscherer Twitter, Kontrolliertes Schweigen, Zeit-Magazin-Sprengung

1. „Twitter schert das alles einen Dreck“
(faz.net, Florian Kölsch)
Auf Twitter kann man manchmal schlimme Dinge lesen wie “Deutschland braucht für den Islam wieder die Endlösung” oder “Schwule raus nach Auschwitz”. Diese Tweets kann man bei Twitter melden, was jedoch in aller Regel zu keiner Reaktion führt: Der sich selbst abkapselnde Kurznachrichtendienst antwortet schlicht nicht. Nachdem der deutsch-israelische Satiriker Shahak Shapira derartige Hass-Tweets bei Twitter gemeldet hatte und keine Reaktion bekam, sprühte er die Sätze mit Kreide vor die Twitter-Zentrale. Im Gespräch mit der “FAZ” erklärt er den Hintergrund der Aktion und wann der Hass im Netz gefährlich wird.

2. Wie wir die Fakten der britischen Wahlen in Echtzeit überprüften
(de.firstdraftnews.com, Ryan Watts & Alexandra Ma & Nic Dias)
Wie können Journalisten Unterhaltungen auf sozialen Netzwerken beobachten, Informationen online in Echtzeit mitverfolgen und verifizieren? “First Draft” zeigt anhand des Projektbeispiels “Wahlen in Großbritannien” wie Journalisten schnell auf berichtenswerte Online-Unterhaltungen reagieren und den Fluss an Fehlinformationen eindämmen können. Dabei spielen Analysetools eine große Rolle.

3. Tamedia plant ein Massaker
(woz.ch, Andreas Fagetti)
Die Schweiz steht vor dem möglicherweise heftigsten Abbau ihrer Pressevielfalt. “Tamedia”, die größte private Mediengruppe in der Schweiz, bereitet den radikalen Umbau ihrer Tageszeitungen vor. Bestandteil des Umbaus: Der gemeinsame, von sogenannten Kompetenzzentren bestückte Mantel. Bei der “Berner Zeitung” droht ein besonders heftiger Stellenabbau. Ende August, so munkelt man, entscheidet der Verwaltungsrat über ein konkretes Abbauprojekt. Dann stelle sich heraus, ob ein schleichender Abbau eingeleitet oder ein Erdbeben stattfinden wird

4. “Es gibt Handlungsbedarf”
(detektor.fm, Kais Harrabi)
Auch Kinder sind Opfer von Falschmeldungen und Fehlinformationen im Netz. Inwieweit können oder müssen Schulen gegensteuern? “detektor.fm”-Moderator Kais Harrabi hat mit dem Präsidenten des Deutschen Lehrerverbandes Heinz-Peter Meidinger über Fake News und entsprechende Lösungsansätze an Schulen gesprochen.

5. Die Wucht des Schweigens in Zeiten des Dauergeplappers
(sueddeutsche.de, Joseph Hanimann)
Der französische Präsident Macron geht auf Abstand zu den Medien. Immer öfter bleiben Journalisten außen vor. Parallel baut Macron eine PR-Abteilung auf, die künftig die Botschaften des Präsidenten vermitteln soll: “Die Aura des Unnahbaren scheint sich zum Markenkern des Kommunikationsprofis Macron zu entwickeln – während unter ihm eine Menge Profis arbeiten, um seine Inhalte unter die Leute zu bringen.”

6. Leo Fischer wirft Atombombe auf den Twitter-Account des Zeit-Magazins
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Wer es noch nicht mitbekommen hat: Ex-“Titanic”-Chef Leo Fischer wurde vom “Zeit-Magazin” als “Gast-Twitterer” eingeladen. Aus Eifersucht drohte “Bild”-Chef-Julian Reichelt mit der atomaren Zerstörung Pjöngjangs und dem Tod von Mehmet Scholl. Fischer, dem man Ambitionen auf eine Führungsposition bei Springer nachsagt, gab daraufhin seine Gast-Twitterer-Funktion auf und zog sich vorzeitig aufs Altenteil zurück. Weil der Klügere nachgeben müsse und “ohne Anerkennung einer Rechtspflicht”. (Nun, ganz so war es nicht, aber fast…)

Weils Regierungserklärung, Medienprofi IS, Faktenfinder

1. Was ist dran an den Anschuldigungen gegen Weil?
(ndr.de)
Hat der Ministerpräsident Niedersachsens, Stephan Weil (SPD), wirklich seine Regierungserklärung von VW “frisieren” lassen wie die “Bild am Sonntag” (“BamS”) behauptet? Als Beleg hatte die “BamS” mehrere Zitate genannt, die im Entwurf dieser Regierungserklärung gestanden haben sollen und später gestrichen worden seien. Dabei hätte es sich offenbar aber nur um die Rede-Vorbereitungen für den Ministerpräsidenten durch einen Mitarbeiter der Staatskanzlei und nicht um das endgültige Skript von Weil gehandelt. Außerdem seien Zitate aus dem Zusammenhang gerissen worden. Bei Spiegel Online gibt es einen Vorher-Nachher-Vergleich: Diese Passagen wurden auf Wunsch von VW geändert

2. „Der IS ist ein Medienprofi“
(taz.de, Laila Oudray)
Der Fotograf Simon Senner beschäftigt sich im Rahmen seines Kunstprojekts “Terror Complex” mit der islamistischen Propaganda der Taliban und des „Islamischen Staats“. Die teilweise bearbeiteten Bilder fasst er auf seiner Homepage in verschiedenen Sammlungen thematisch zusammen. Im Interview mit der “taz” erzählt er, was ihn dabei antreibt, welche Entwicklungen in der medialen Terrorvermarktung ihm aufgefallen sind und wohin es in der Zukunft gehen wird.

3. Die schlechtesten Moderatoren der Welt
(faz.net, Johanna Dürrholz)
Johanna Dürrholz hat sich Gedanken über die “ZDFneo”-Produktion “Schulz und Böhmermann” gemacht. Sie hält die beiden Protagonisten, wie sie sagt, für das netteste Entertainer-Team Deutschlands und gleichzeitig für die schlechtesten Moderatoren der Welt: “Schulz und Böhmermann kennen sich schon ewig. In ihrem Podcast „Fest & Flauschig“ (früher: „Sanft & Sorgfältig“) plaudern sie regelmäßig über Themen, die sie bewegen, und haben sich mit ihrem schlagfertigen Geschnatter eine solide Anhängerschaft aufgebaut. In ihrer Talkshow machen sie im Prinzip dasselbe, nur müssen obendrein vier arme Tröpfe neben ihnen hocken und sich lieblos konzipierte Fragen gefallen lassen, deren Antwort in der Regel nicht mehr abgewartet wird.”

4. Das hätte nicht passieren dürfen
(nordbayerischer-kurier.de, Otto Lapp)
Im wöchentlich erscheinenden Anzeigenblatt des “Nordbayerischen Kuriers” gibt es stets auch eine Eigenanzeige. Dabei ist es jüngst zu einer Panne gekommen, die “nicht hätte passieren dürfen” wie der Chefredakteur in einer Stellungnahme in eigener Sache schreibt. Für die Werbung werde in der Regel auf einen der meistgelesenen Artikel zurückgegriffen; hier war es fatalerweise ein schrecklicher Unfall mit Todesfolge. “Durch unsere Anzeige haben wir die Hinterbliebenen der Opfer in ein noch größeres Leid gestürzt. Das tut uns unendlich leid. Auch wenn wir es nicht mehr gutmachen können, wir möchten uns aufrichtig und von ganzem Herzen dafür entschuldigen.”

5. Faktenchecker und Fake-Aufdecker
(faktenfinder.tagesschau.de, Fiete Stegers)
Mittlerweile gibt es einige Webseiten, die Aussagen von Politikern überprüfen, Gerüchten nachgehen und Falschmeldungen entlarven. Fiete Stegers stellt einige der Faktencheck-Initiativen vor. Die Bandbreite reicht von Aktionen der großen Medienhäuser bis zu Freiwilligen-Initiativen.

6. Es war einmal in Amerika
(sueddeutsche.de, Viola Schenz)
Der Filmemacher und Reporter Dan Bell hat eine Youtube-Serie über das Shopping-Mall-Sterben in den USA produziert. In 43 Folgen seiner “Dead Malls Series” geht es durch gespenstisch leere Einkaufscenter, trostlose Galerien und depressionsauslösende Shoppingcenter auf der Schwelle zwischen Leben und Tod.

Bezahl-Parlamentarier, Parteien-Hashtags, Sex-Podcast

1. News Feed: Neue Tests gegen Falschmeldungen
(de.newsroom.fb.com, Sara Su)
Facebook schraubt mal wieder an den Algorithmen. Dieses Mal, um angeblich Fake News zurückzudrängen. Produktmanagerin Sara Su: “Wir beginnen ab sofort damit, verbessertes maschinelles Lernen zu nutzen. So wollen wir noch mehr potenzielle Falschmeldungen identifizieren, um diese an externe Faktenprüfer weiterzuleiten. Wenn ein Artikel von den unabhängigen Faktenprüfern überprüft wurde, zeigen wir gegebenenfalls die Darstellung des Themas der Faktenüberprüfung unter dem ursprünglichen Beitrag an.” Nun denn, warten wir’s ab.

2. Abgeordnete kassieren Millionensummen von Unternehmen
(abgeordnetenwatch.de)
“abgeordnetenwatch.de” hat die Selbstauskünfte aller 655 Abgeordneten, die in der laufenden Wahlperiode ein Bundestagsmandat hatten, erfasst und ausgewertet. Das Resultat: Viele Parlamentarier verfügen über keine meldepflichtigen Einkünfte von mehr als 1.000 Euro im Monat bzw. 10.000 Euro im Jahr. Es gibt einige jedoch spektakuläre Ausreißer mit beträchtlichen Geldzahlungen von Unternehmerverbänden, Wirtschaft und Lobbyvereinen. “abgeordnetenwatch” fordert mehr Transparenz. Dass Abgeordnete Millionensummen aus anonymen Quellen kassieren, sei nicht hinnehmbar. Außerdem müsse ein verbindliches Lobbyregister eingeführt werden. Lobbyjobs von Parlamentariern in der Wirtschaft gehörten schlicht verboten.

3. [Interaktiv] Die Hashtags der Parteien von Januar bis Juli 2017. Und Juli alleine. Und Tabellen.
(blog.holnburger.com)
Josef Holnburger hat eine Reihe interaktiver Grafiken mit den von Parteien auf Twitter verwendeten Hashtags generiert. Interessant, wenn man sich schnell einen Überblick über die Schlagwort-Schwerpunkte von SPD, CDU, CSU, den Grünen, der Linken und der AfD verschaffen möchte. Holnburger sind bei der Analyse der Partei-Tweets, wie zuvor schon dem Tagesspiegel, Besonderheiten beim Twitterverhalten der AfD aufgefallen, denen er sich später nochmal zuwenden möchte.

4. Wegen Terrorverdacht festgenommen
(taz.de)
In der Türkei ist ein freier Mitarbeiter des französischen Fernsehsenders “TV5”, Loup Bureau, festgenommen worden. Der Vorwurf: Angebliche Verbindungen zur kurdischen YPG-Miliz. Vor drei Jahren hatte Bureau eine Reportage vom Kampf der YPG in Nordsyrien gedreht, die von “TV5 Monde” ausgestrahlt wurde (kann auf Vimeo angeschaut werden, Länge 3:21 Minuten, Sprache: französisch).

5. Vom Virginia Jetzt!-Bassisten zum Medienunternehmer: So hat Matze Hielscher „Mit Vergnügen“ aufgebaut
(omr.com)
Im Podcast der “Online Marketing Rockstars” gibt es ein Gespräch mit dem “Mit Vergnügen”-Gründer Matze Hielscher. Hinter dieser Medienmarke stecken ein digitales Stadtmagazin und eine erfolgreiche Podcastreihe. Anfangs als Partyprojekt gestartet, ist es mittlerweile ein Medienunternehmen mit 18 Mitarbeitern und Millionenumsatz. Im Podcastbereich besonders erfolgreich ist der Podcast “Sexvergnügen” mit 150.000 ZuhörerInnen pro Folge. Geld verdiene “Mit Vergnügen” vor allem durch Native Advertising. In dem etwa einstündigen Gespräch geht es um Podcasts im Allgemeinen und Besonderen, um Fragen der Monetarisierung und einen Ausblick in die Zukunft.

6. Live aus dem Jenseits
(sueddeutsche.de, Christian Zaschke)
Ende August jährt sich der Todestag von Prinzessin Diana zum 20. Mal. In den britischen Medien ist deswegen ein Hype ausgebrochen, der jeden Rahmen sprenge. Vor allem der Boulevardpresse sei keine Geschichte zu abstrus, um sie nicht genüsslich und in aller Ausführlichkeit ausschlachten zu können. Aber auch das Fernsehen lässt eine ganze Flut von Diana-Filmen auf das britische Volk los.

Pressefreiheitstag, Versagen, Gelöschtes Gestern

1. Türkische Journalisten in Geiselhaft
(sueddeutsche.de, Can Dündar)
Heute beginnt in Istanbul der Prozess gegen 17 Journalisten und andere Mitarbeiter der regierungskritischen türkischen Tageszeitung “Cumhuriyet”. Ex-Chefredakteur Can Dündar ist auch mitangeklagt, kann den Prozess aber aus dem sicheren Exil verfolgen. Für die “Süddeutsche” hat er einen Gastbeitrag verfasst, in dem er auf die geradezu makabre Ironie des heutigen Datums hinweist. “Wenn das ein Zufall ist, dann gewiss ein ironischer: Der 24. Juli ist der Jahrestag der Aufhebung der Zensur in der Türkei, der seit 1908 als Pressefreiheitstag gefeiert wird. Dieses Jahr feiern wir den Pressefreiheitstag als “Kampf um die Pressefreiheits-Tag”, in Gefängnissen, in Gerichtssälen und im Exil.”

2. Haben Medien wirklich versagt?
(taz.de, Peter Weissenburger)
Die Otto-Brenner-Stiftung und der Medienwissenschaftler Michael Haller haben eine Studie über den Umgang von Tageszeitungen mit der sogenannten „Flüchtlingskrise“ durchgeführt. Die “Zeit” durfte vorabberichten und machte daraus die Vorabmeldung: „Studie der Otto Brenner Stiftung: Medien haben in der Flüchtlingskrise versagt.“ Medienwissenschaftler Haller ist entsetzt: “Die Zeit hat Zuspitzungen vorgenommen, die ich für boulevardesk halte. Das hatte ich von der Zeit nicht erwartet.” Weitere Lesetipps: Stefan Niggemeier auf Übermedien mit Alles Versager? Die mediale Sturzgeburt einer Studie und die Studienzusammenfassung in der FAZ: Wie Medien über die Flüchtlingskrise berichteten

3. Verfassungsbeschwerde abgewiesen
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Verfassungsbeschwerde von “Reporter ohne Grenzen” gegen die Massenüberwachung des Bundesnachrichtendienstes wurde vom Bundesverfassungsgericht nicht zur Entscheidung angenommen. Ein anderer Teil der ursprünglichen Klage sei jedoch weiterhin beim Bundesverwaltungsgericht anhängig, wie die Organisation berichtet. Dieser Klageteil richte sich gegen das Metadaten-Analysesystem „VerAS“, mit dem der BND seit dem Jahr 2002 ohne gesetzliche Grundlage Verbindungsdaten über Telefongespräche mit Auslandsbezug sammle.

4. Macron verscherzt es sich mit den Medien
(nzz.ch, Matthias Sander)
Frankreichs Staatschef Macron spricht kaum noch mit Journalisten und fährt im Umgang mit Medien einen sehr rigiden Kurs. Matthias Sander sieht darin auch einen Vorteil: “Für die Medien könnte die Brüskierung letztlich heilsam sein. Sie sollten sich, ähnlich wie die «New York Times» und die «Washington Post» seit Trumps Wahl, auf das Wesentliche besinnen: Analysen und längerfristige Recherchen. Wo ein Mächtiger selbstherrlich agiert, sind gesprächswillige Enttäuschte meist nicht weit.”

5. Im Netz der Lügen – Falschmeldungen im Internet
(zdf.de, Video: 41:55 Minuten)
Filterblasen und “Fake News”: Wie groß ist die Gefahr durch Nachrichtenmanipulation wirklich? Und warum nehmen viele Menschen krude Verschwörungstheorien ernst? Diesen Fragen ist Mario Sixtus in seinem neuen Film nachgegangen, der noch bis Donnerstag auf zdf.de zu sehen ist.

6. Dieser Mann soll jetzt Trumps Politik anpreisen
(sueddeutsche.de, Simon Hurtz)
Trump hat einen neuen Kommunikationschef: Dem glücklosen und dauerverspotteten Sean Spicer folgt der Hedgefonds-Manager Anthony Scaramucci. Das ist insofern pikant, als dass Scaramucci in der Vergangenheit einige trumpkritische Äußerungen auf Twitter gemacht hat, die er nun prompt zu löschen beginnt. Simon Hurtz hat sich auf sueddeutsche.de die Mühe gemacht, die Scaramucci-Tweets zu dokumentieren und einzuordnen. Eine Fundgrube an Querverweisen für alle, die sich für das aktuelle Geschehen in Amerika interessieren.

G20-Dekkreditierung, Rechte Echokammer, Boulevard-Selbstjustiz

1. G20-Akkreditierungsentzug: Scharfer Streit über Datenschutz und Pressefreiheit
(heise.de, Stefan Krempl)
Beim G20-Gipfel wurden 32 Medienvertretern aufgrund von “Sicherheitsbedenken” die bereits gewährten Akkreditierungen wieder entzogen. Der Grund: Sie standen auf einer zweifelhaften Schwarzen Liste des Bundeskriminalamts. Datenschützer und Medienexperten verurteilen den Vorgang. Verschärfend kommt hinzu, dass der Verdacht besteht, dass ausländische Geheimdienste hinter dem Ausschluss stecken. Weiterer Lesetipp: Das Protokoll zweier betroffener Journalisten: “Das kommt einem Berufsverbot gleich”

2. „Rechtspopulistische Vereinnahmung des Berliner Kurier“: DuMont geht gegen AfD-nahen Deutschland Kurier vor
(meedia.de)
Heute ist es so weit: Die AfD-nahe Wochenzeitung “Deutschland Kurier” erscheint mit einer Auflage von 300.000 Exemplaren auf dem Berliner Markt. Das Blatt wird vom rechtskonservativen “Verein zur Erhaltung der Rechtsstaatlichkeit und der bürgerlichen Freiheiten” herausgegeben und hat bereits im Vorfeld für viel Gesprächsstoff gesorgt. Nun kommt ein neuer Aspekt hinzu: Das Logo der Rechts-Postille ähnelt auf frappierende Weise dem des “Berliner Kuriers”. Dort prüft man rechtliche Schritte.

3. Sieben Dinge, die ich in der rechten Facebook-Echokammer gelernt habe
(sueddeutsche.de, Simon Hurtz)
“SZ”-Autor Simon Hurtz startete 2015 ein Experiment: Auf Facebook legte er den Fake-Account “Tim” an. Tim interessiert sich für schnelle Autos, schläft in FC-Bayern-Bettwäsche und hat ein stark ausgeprägtes, rechtskonservatives Weltbild. Diesem Weltbild entsprechend liket er sich durch Facebook. Die Motivation: “Ich wollte keinen politischen Extremisten erschaffen, sondern einen möglichst realistischen Eindruck bekommen, wie Facebook für Menschen aussieht, mit denen ich außerhalb sozialer Medien kaum ins Gespräch komme.” Nach mehr als anderthalb Jahren fasst Simon Hurtz seine Erkenntnisse aus dem Versuch zusammen: “Facebook verwandelt tolerante Bürger nicht in Rassisten. Mir hat mein Experiment aber gezeigt, wie erschreckend einfach es ist, sich eine Echokammer zusammenzuklicken, in der Hass entsteht. Hier entwickeln Menschen ein “Wir da unten gegen die da oben”-Gefühl – und ich kann nachvollziehen, woher ihre Wut kommt.”

4. Von wann ist der Tweet?
(faktenfinder.tagesschau.de, Wolfgang Wichmann)
Twitter hat sich zu einem wichtigen Nachrichtenkanal entwickelt, der von vielen als Informationsquelle genutzt wird. Doch es gibt auch Falschmeldungen, die von den Medien ungeprüft verbreitet werden. Dabei oft besonders wichtig: Wann wurde ein Tweet verfasst? Wolfgang Wichmann vom “Faktenfinder”-Team der “Tagesschau” zeigt anhand von praktischen Beispielen, wie man bei der Verifikation vorgeht.

5. Ein bisschen Transparenz bei Facebook
(tagesschau.de, Dennis Horn)
Facebook hat erstmals Journalisten in sein Berliner Löschzentrum eingeladen, das von der Bertelsmann-Tochter “Arvato” betrieben wird. Anscheinend wollte man der kritischen Berichterstattung der Vergangenheit Transparenz entgegensetzen. Doch so recht klappen wollte das mit der Transparenz nicht. Bei Fragen nach konkreten Zahlen, zum Beispiel zur Fehlerquote bei Löschentscheidungen oder zur Zahl der Mitarbeiter, die sich konkret um deutschsprachige Inhalte kümmern, hätte man sich weiter verschlossen gegeben.

6. Über die Kraft der 140 Zeichen
(faz.net, Eric Posner)
Eric Posner ist Professor für Internationales Recht an der “University of Chicago Law School”. Und er scheint sich mit Twitter auszukennen, denn er hat 20 knackige Thesen über die “Kraft der 140 Zeichen” verfasst. Eine Frage bleibt jedoch offen: Hat er überhaupt einen Twitter-Account? Wir konnten ihn dort jedenfalls nicht aufspüren. Tipps willkommen!

7. Kommissar Reichelt und die „Bild“-Sheriffs üben Titelseiten-Selbstjustiz
(bildblog.de, Moritz Tschermak)
Ausnahmsweise heute ein zusätzlicher Link aus dem eigenen Haus: Moritz Tschermak berichtet über den fragwürdigen “Bild”-Fahndungsaufruf (“Gesucht. Wer kennt diese G20-Verbrecher?”) und die Reaktionen von Polizei und Medien darauf. Mit umfangreicher Linkliste zu weiterführenden Artikeln.

6-vor-9-Spezial: G20-Gipfel in Hamburg

1. BKA entzieht Journalisten G20-Zulassung – Presseverbände verlangen Klärung
(stern.de, Petra Gasslitter)
Während des G20-Gipfels entzogen Beamte des Bundeskriminalamtes mehreren Journalisten die Akkreditierung. Und zwar ohne Begründung und wiederholt. Beim Mediensekretär der Gewerkschaft Verdi hätten sich verschiedene Journalisten gemeldet, denen man die Akkreditierung abgenommen hätte. Der Vorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbandes, Frank Überall, hat sich beim BKA beschwert. Dort heißt es in einer Stellungnahme: “Im Rahmen der Akkreditierung für den G20-Gipfel wird eine Sicherheitsprüfung durchgeführt.” Und weiter: “Das Bundespresseamt entscheidet gemeinsam mit den Sicherheitsbehörden über einen möglichen Entzug der Akkreditierung. Das war in einigen Fällen gegeben.”
Auch der ARD-“Faktenfinder” berichtet über die Vorfälle: Keine Auskunft zum Ausschluss von Journalisten

2. Die Presse ist beim G20-Gipfel in Hamburg nicht mehr sicher
(huffingtonpost.de, Flo Smith)
Der Fotojournalist Flo Smith hat nach eigenen Angaben bereits an zahlreichen Brennpunkten der Welt als Reporter gearbeitet, unter anderem drei Jahre im Irak und in der Türkei bei den Gezi-Protesten. Und doch empfand er seine bisherigen Einsätze als “Ponyhof” im Vergleich zu dem, was er in Hamburg erlebt hätte: Ihm und seinem Kameramann sei von einer Polizistin mit voller Absicht und dem Kommentar “”Fuck the press, fuck, fuck!” Pfefferspray ins Gesicht gesprüht worden.

3. Kampf gegen “Online-Hetzjagd”
(faktenfinder.tagesschau.de, Wolfgang Wichmann)
Im Zuge der Auseinandersetzungen um den G20-Gipfel kam es in den sozialen Medien mehrfach zu Falschmeldungen und Gerüchten. In Hamburg wurden zum G20-Gipfel beispielsweise keine Panzer eingesetzt, es gab keinen Angriff auf ein Krankenhaus, die “Rote Flora” wurde nicht gestürmt und Tote gab es bei den Krawallen auch nicht. Doch derartige Falschmeldungen wieder einzufangen ist nicht einfach. Die Hamburger Polizei habe es durch Richtigstellungen auf Twitter versucht, während die “Deutsche Polizei-Gewerkschaft” (DPolG) und “Bild” dafür gesorgt hätten, dass sich die Falschmeldungen munter weiter verbreiten.

4. Journalisten in Demos – wie funktioniert das?
(ennolenze.de)
Enno Lenze erzählt von seinen persönlichen Erfahrungen als Journalist auf politischen Demonstrationen, ob links oder rechts. Von der Polizei sei er fast immer ordentlich behandelt worden und sogar mehrfach am Rande von Demos eskortiert worden, wenn er aus der Menge bedroht wurde. Sein Fazit: “Insofern bin ich mit dem System zufrieden – es müssen aber alle Beteiligten ihre jeweiligen und wenigen Kriminellen outen und der Strafverfolgung zuführen.”

5. Selfie vor Krawallkulisse
(spiegel.de)
Das Bild des jungen Manns, der sich mit seinem iPhone vor dem Lagerfeuer der Kapitalismusgegner fotografiert, verbreitete sich rasend schnell im Netz. Viele bezweifelten die Echtheit des Bildes und unterstellten eine Photoshop-Montage. Doch dem sei nicht so: “Eine Prüfung der Metadaten des Bildes deckt sich mit den Angaben des Fotografen zum Entstehungszeitpunkt und Aufnahmeort. Eine einfache fotoforensische Analyse unserer Bildredaktion liefert keine Anhaltspunkte für eine Manipulation. Bei Twitter melden sich Personen zu Wort, die die Szene mit eigenen Augen gesehen haben wollen.” Mittlerweile hat sich das Bild des “Riothipsters von der Schanze” zu einer Art Meme entwickelt.

6. Mein Abend mit Ivanka
(abendblatt.de, Ulrich Gassdorf)
Zum Abschluss die Einladung zu einer Runde Fremdschämen: Der Chefreporter des “Hamburger Abendblatts” berichtet in einer Sternstunde des Journalismus über seine Begegnung mit Ivanka Trump in einem Hamburger Restaurant.

Justizia live, Bedrohter Gronkh, Fake-News über RT-Deutsch

1. Bundesgerichte: Parlament erlaubt Live-Streaming von Urteilsverkündungen
(heise.de, Stefan Krempl)
In seltener Einigkeit wurde der Gesetzesentwurf der Bundesregierung von den Fraktionen beschlossen: Urteilsverkündungen der obersten Bundesgerichte dürfen bald über Internet und Fernsehen übertragen werden. Und auch für mündliche Verhandlungen gelten demnächst neue Regeln. Generell solle es auch zulässig werden, Tonaufnahmen mündlicher Verhandlungen in einen Arbeitsraum direkt vor Ort für Medienvertreter zu übertragen.

2. „Wenn Deniz schreibt, lebt er in einer anderen Welt“
(welt.de, Hilal Köse)
Die türkische Zeitung „Cumhuriyet“ hat mit Dilek Mayatürk Yücel gesprochen, die seit April mit dem in der Türkei inhaftierten Denis Yücel verheiratet ist. Im Interview geht es um die Haftbedingungen, aber auch um Gefühle. So endet das Gespräch mit einem Liebesgedicht und den an Denis Yücel gerichteten Worten: „Ich liebe dich sehr. Ich küsse deinen Edelmut. Und bitte, rauch nicht so viel, okay?“

3. Viele nutzen soziale Medien, vertrauen ihnen aber nicht
(de.ejo-online.eu, David Levy)
In den meisten Ländern vertrauen die Nutzer weiterhin klassischen Nachrichtenmedien mehr als den sozialen Medien. Zu diesem Ergebnis ist jedenfalls der sechste „Digital News Report“ gekommen, der auf einer Online-Befragung von 70.000 Mediennutzern in 36 Ländern basiert.

4. Medienanstalt droht mit Verfahren gegen Gronkh
(golem.de)
Die Landesmedienanstalt Nordrhein-Westfalen scheint Ernst zu machen: Nach Peter Smits („Pietsmiet TV“) wurde nun auch Erik “Gronkh” Range aufgefordert, eine Rundfunklizenz vorzulegen. Die Begründung: Da es sich um eine regelmäßige Sendung mit mehr als 500 Zuschauern handele, sei eine entsprechende Zulassung nötig. Gronkhs Anwalt hat einen Antrag auf “rundfunkrechtliche Unbedenklichkeit” gestellt, den die Medienanstalt vorerst abgelehnt hat. Pikanter Nebenaspekt: Im Koalitionsvertrag der neuen Landesregierung von NRW sei vereinbart worden, dafür zu sorgen, dass Streamer künftig keine Rundfunklizenz mehr benötigen. Die Umsetzung könne jedoch Jahre dauern.

5. Als ich versehentlich Fake-News über Russia Today Deutschland (RT-Deutsch) verbreitet habe…
(politicaldatascience.blogspot.de, Simon Hegelich)
In einem Bericht der „Wirtschaftswoche“ hieß es, eine Studie würde belegen, dass „Russia Today Deutsch“ (RT-Deutsch) auf Facebook die einflussreichste deutsche Nachrichtenseite sei. Der Autor der Studie, Prof. Simon Hegelich von der TU München, reagiert darauf („Unsinn“) und erklärt, wie es zu der Falschmeldung gekommen ist.

6. “Überall war Helmut Kohl”
(deutschlandfunk.de, Silke Burmester)
Nach dem Tod von Helmut Kohl fühlte sich Kolumnistin Silke Burmester in einer “Kohl-Matrix” gefangen. Wohin sie auch sah, liefen Sondersendungen, Live-Schalten und Dokumentationen. „Es scheint mittlerweile egal, was da kommt, ob ein Unwetter, ein Terrorangriff oder der erwartbare Tod einer Persönlichkeit. Man unterscheidet nicht mehr, ob das Ereignis eine Relevanz für die Gegenwart hat oder ob es allein eine emotionale Bedeutung hat – alles wird genutzt, um zur Ergötzung der eigenen, sender-immanenten Eitelkeit den Apparat in Bewegung zu halten.“

Erster Arbeitstag von “Bild”-Ombudsmann Ernst Elitz

Der BILD-Ombudsmann - BILD hat einen Fehler gemacht

Ja, doch, das steht da tatsächlich. Wir dachten auch zuerst an einen Witz, an irgendeinen Trick. Aber offenbar hat “Bild”-Ombudsmann Ernst Elitz, nach etwas mehr als 100 Tagen im Amt, die Idee gehabt, wie ein Ombudsmann zu arbeiten.

Bisher schien Elitz’ Leitsatz stets gewesen zu sein: “Die Redaktion hat alles richtig gemacht”. Doch jetzt hat sich die “Bild”-Zeitung etwas geleistet, das nicht mal Chef-Verteidiger Obumdsmann Elitz geradebiegen kann: Am vergangenen Freitag dankte die Regionalausgabe aus Frankfurt am Main auf einer Doppelseite allen Polizisten der Stadt, die in den vergangenen 150 Jahren im Einsatz waren — explizit auch dem früheren Polizeipräsidenten Adolf Beckerle, einem überzeugten Nazi. Beckerle soll maßgeblich an der Deportation und Ermordung von etwa 11.000 Juden beteiligt gewesen sein. Wir berichteten hier im BILDblog am Dienstag über den Fall.

Ernst Elitz hat sich nun informiert, wie der Dank an Beckerle zustande kam:

Ich habe untersucht, wie es zu dem Bericht kommen konnte. Ergebnis:

Die Redaktion hat auf eigene Recherchen verzichtet und sich allein auf eine von der Polizei vorbereitete Festschrift gestützt, die keine kritischen Anmerkungen zum Fall Beckerle enthielt. Der Verzicht auf eigene Recherche ist ein Verstoß gegen klassische journalistische Standards.

In der Redaktion haben die Verantwortlichen weder den Verzicht auf Eigenrecherche noch den Mangel an historischer Einordnung erkannt und die Veröffentlichung in dieser kritikwürdigen Form zugelassen.

Einfach mal auf Recherche verzichten, blind das PR-Material der Polizei abschreiben, bei der Jahreszahl 1933 nicht stutzig werden — kann natürlich mal passieren.

Damit das alles nicht wieder vorkommt, zählt Elitz noch mal “die Grundlagen professioneller journalistischer Arbeit” auf:

Dieser Fall gibt Anlass darauf hinzuweisen, dass Eigenrecherche, Überprüfung der Quellen und verantwortungsvolle Kontrolle die Grundlage professioneller journalistischer Arbeit sind. In diesem Fall wurde gegen diese Regeln verstoßen.

Da können wir dann auch nur noch zustimmen.

Mehr über den “Bild”-Ombudsmann:

Mit Dank an @AndyOSW und @SidneyGennies für die Hinweise!

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