Suchergebnisse für ‘falschmeldung’

Weils Regierungserklärung, Medienprofi IS, Faktenfinder

1. Was ist dran an den Anschuldigungen gegen Weil?
(ndr.de)
Hat der Ministerpräsident Niedersachsens, Stephan Weil (SPD), wirklich seine Regierungserklärung von VW “frisieren” lassen wie die “Bild am Sonntag” (“BamS”) behauptet? Als Beleg hatte die “BamS” mehrere Zitate genannt, die im Entwurf dieser Regierungserklärung gestanden haben sollen und später gestrichen worden seien. Dabei hätte es sich offenbar aber nur um die Rede-Vorbereitungen für den Ministerpräsidenten durch einen Mitarbeiter der Staatskanzlei und nicht um das endgültige Skript von Weil gehandelt. Außerdem seien Zitate aus dem Zusammenhang gerissen worden. Bei Spiegel Online gibt es einen Vorher-Nachher-Vergleich: Diese Passagen wurden auf Wunsch von VW geändert

2. „Der IS ist ein Medienprofi“
(taz.de, Laila Oudray)
Der Fotograf Simon Senner beschäftigt sich im Rahmen seines Kunstprojekts “Terror Complex” mit der islamistischen Propaganda der Taliban und des „Islamischen Staats“. Die teilweise bearbeiteten Bilder fasst er auf seiner Homepage in verschiedenen Sammlungen thematisch zusammen. Im Interview mit der “taz” erzählt er, was ihn dabei antreibt, welche Entwicklungen in der medialen Terrorvermarktung ihm aufgefallen sind und wohin es in der Zukunft gehen wird.

3. Die schlechtesten Moderatoren der Welt
(faz.net, Johanna Dürrholz)
Johanna Dürrholz hat sich Gedanken über die “ZDFneo”-Produktion “Schulz und Böhmermann” gemacht. Sie hält die beiden Protagonisten, wie sie sagt, für das netteste Entertainer-Team Deutschlands und gleichzeitig für die schlechtesten Moderatoren der Welt: “Schulz und Böhmermann kennen sich schon ewig. In ihrem Podcast „Fest & Flauschig“ (früher: „Sanft & Sorgfältig“) plaudern sie regelmäßig über Themen, die sie bewegen, und haben sich mit ihrem schlagfertigen Geschnatter eine solide Anhängerschaft aufgebaut. In ihrer Talkshow machen sie im Prinzip dasselbe, nur müssen obendrein vier arme Tröpfe neben ihnen hocken und sich lieblos konzipierte Fragen gefallen lassen, deren Antwort in der Regel nicht mehr abgewartet wird.”

4. Das hätte nicht passieren dürfen
(nordbayerischer-kurier.de, Otto Lapp)
Im wöchentlich erscheinenden Anzeigenblatt des “Nordbayerischen Kuriers” gibt es stets auch eine Eigenanzeige. Dabei ist es jüngst zu einer Panne gekommen, die “nicht hätte passieren dürfen” wie der Chefredakteur in einer Stellungnahme in eigener Sache schreibt. Für die Werbung werde in der Regel auf einen der meistgelesenen Artikel zurückgegriffen; hier war es fatalerweise ein schrecklicher Unfall mit Todesfolge. “Durch unsere Anzeige haben wir die Hinterbliebenen der Opfer in ein noch größeres Leid gestürzt. Das tut uns unendlich leid. Auch wenn wir es nicht mehr gutmachen können, wir möchten uns aufrichtig und von ganzem Herzen dafür entschuldigen.”

5. Faktenchecker und Fake-Aufdecker
(faktenfinder.tagesschau.de, Fiete Stegers)
Mittlerweile gibt es einige Webseiten, die Aussagen von Politikern überprüfen, Gerüchten nachgehen und Falschmeldungen entlarven. Fiete Stegers stellt einige der Faktencheck-Initiativen vor. Die Bandbreite reicht von Aktionen der großen Medienhäuser bis zu Freiwilligen-Initiativen.

6. Es war einmal in Amerika
(sueddeutsche.de, Viola Schenz)
Der Filmemacher und Reporter Dan Bell hat eine Youtube-Serie über das Shopping-Mall-Sterben in den USA produziert. In 43 Folgen seiner “Dead Malls Series” geht es durch gespenstisch leere Einkaufscenter, trostlose Galerien und depressionsauslösende Shoppingcenter auf der Schwelle zwischen Leben und Tod.

Bezahl-Parlamentarier, Parteien-Hashtags, Sex-Podcast

1. News Feed: Neue Tests gegen Falschmeldungen
(de.newsroom.fb.com, Sara Su)
Facebook schraubt mal wieder an den Algorithmen. Dieses Mal, um angeblich Fake News zurückzudrängen. Produktmanagerin Sara Su: “Wir beginnen ab sofort damit, verbessertes maschinelles Lernen zu nutzen. So wollen wir noch mehr potenzielle Falschmeldungen identifizieren, um diese an externe Faktenprüfer weiterzuleiten. Wenn ein Artikel von den unabhängigen Faktenprüfern überprüft wurde, zeigen wir gegebenenfalls die Darstellung des Themas der Faktenüberprüfung unter dem ursprünglichen Beitrag an.” Nun denn, warten wir’s ab.

2. Abgeordnete kassieren Millionensummen von Unternehmen
(abgeordnetenwatch.de)
“abgeordnetenwatch.de” hat die Selbstauskünfte aller 655 Abgeordneten, die in der laufenden Wahlperiode ein Bundestagsmandat hatten, erfasst und ausgewertet. Das Resultat: Viele Parlamentarier verfügen über keine meldepflichtigen Einkünfte von mehr als 1.000 Euro im Monat bzw. 10.000 Euro im Jahr. Es gibt einige jedoch spektakuläre Ausreißer mit beträchtlichen Geldzahlungen von Unternehmerverbänden, Wirtschaft und Lobbyvereinen. “abgeordnetenwatch” fordert mehr Transparenz. Dass Abgeordnete Millionensummen aus anonymen Quellen kassieren, sei nicht hinnehmbar. Außerdem müsse ein verbindliches Lobbyregister eingeführt werden. Lobbyjobs von Parlamentariern in der Wirtschaft gehörten schlicht verboten.

3. [Interaktiv] Die Hashtags der Parteien von Januar bis Juli 2017. Und Juli alleine. Und Tabellen.
(blog.holnburger.com)
Josef Holnburger hat eine Reihe interaktiver Grafiken mit den von Parteien auf Twitter verwendeten Hashtags generiert. Interessant, wenn man sich schnell einen Überblick über die Schlagwort-Schwerpunkte von SPD, CDU, CSU, den Grünen, der Linken und der AfD verschaffen möchte. Holnburger sind bei der Analyse der Partei-Tweets, wie zuvor schon dem Tagesspiegel, Besonderheiten beim Twitterverhalten der AfD aufgefallen, denen er sich später nochmal zuwenden möchte.

4. Wegen Terrorverdacht festgenommen
(taz.de)
In der Türkei ist ein freier Mitarbeiter des französischen Fernsehsenders “TV5”, Loup Bureau, festgenommen worden. Der Vorwurf: Angebliche Verbindungen zur kurdischen YPG-Miliz. Vor drei Jahren hatte Bureau eine Reportage vom Kampf der YPG in Nordsyrien gedreht, die von “TV5 Monde” ausgestrahlt wurde (kann auf Vimeo angeschaut werden, Länge 3:21 Minuten, Sprache: französisch).

5. Vom Virginia Jetzt!-Bassisten zum Medienunternehmer: So hat Matze Hielscher „Mit Vergnügen“ aufgebaut
(omr.com)
Im Podcast der “Online Marketing Rockstars” gibt es ein Gespräch mit dem “Mit Vergnügen”-Gründer Matze Hielscher. Hinter dieser Medienmarke stecken ein digitales Stadtmagazin und eine erfolgreiche Podcastreihe. Anfangs als Partyprojekt gestartet, ist es mittlerweile ein Medienunternehmen mit 18 Mitarbeitern und Millionenumsatz. Im Podcastbereich besonders erfolgreich ist der Podcast “Sexvergnügen” mit 150.000 ZuhörerInnen pro Folge. Geld verdiene “Mit Vergnügen” vor allem durch Native Advertising. In dem etwa einstündigen Gespräch geht es um Podcasts im Allgemeinen und Besonderen, um Fragen der Monetarisierung und einen Ausblick in die Zukunft.

6. Live aus dem Jenseits
(sueddeutsche.de, Christian Zaschke)
Ende August jährt sich der Todestag von Prinzessin Diana zum 20. Mal. In den britischen Medien ist deswegen ein Hype ausgebrochen, der jeden Rahmen sprenge. Vor allem der Boulevardpresse sei keine Geschichte zu abstrus, um sie nicht genüsslich und in aller Ausführlichkeit ausschlachten zu können. Aber auch das Fernsehen lässt eine ganze Flut von Diana-Filmen auf das britische Volk los.

Pressefreiheitstag, Versagen, Gelöschtes Gestern

1. Türkische Journalisten in Geiselhaft
(sueddeutsche.de, Can Dündar)
Heute beginnt in Istanbul der Prozess gegen 17 Journalisten und andere Mitarbeiter der regierungskritischen türkischen Tageszeitung “Cumhuriyet”. Ex-Chefredakteur Can Dündar ist auch mitangeklagt, kann den Prozess aber aus dem sicheren Exil verfolgen. Für die “Süddeutsche” hat er einen Gastbeitrag verfasst, in dem er auf die geradezu makabre Ironie des heutigen Datums hinweist. “Wenn das ein Zufall ist, dann gewiss ein ironischer: Der 24. Juli ist der Jahrestag der Aufhebung der Zensur in der Türkei, der seit 1908 als Pressefreiheitstag gefeiert wird. Dieses Jahr feiern wir den Pressefreiheitstag als “Kampf um die Pressefreiheits-Tag”, in Gefängnissen, in Gerichtssälen und im Exil.”

2. Haben Medien wirklich versagt?
(taz.de, Peter Weissenburger)
Die Otto-Brenner-Stiftung und der Medienwissenschaftler Michael Haller haben eine Studie über den Umgang von Tageszeitungen mit der sogenannten „Flüchtlingskrise“ durchgeführt. Die “Zeit” durfte vorabberichten und machte daraus die Vorabmeldung: „Studie der Otto Brenner Stiftung: Medien haben in der Flüchtlingskrise versagt.“ Medienwissenschaftler Haller ist entsetzt: “Die Zeit hat Zuspitzungen vorgenommen, die ich für boulevardesk halte. Das hatte ich von der Zeit nicht erwartet.” Weitere Lesetipps: Stefan Niggemeier auf Übermedien mit Alles Versager? Die mediale Sturzgeburt einer Studie und die Studienzusammenfassung in der FAZ: Wie Medien über die Flüchtlingskrise berichteten

3. Verfassungsbeschwerde abgewiesen
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Verfassungsbeschwerde von “Reporter ohne Grenzen” gegen die Massenüberwachung des Bundesnachrichtendienstes wurde vom Bundesverfassungsgericht nicht zur Entscheidung angenommen. Ein anderer Teil der ursprünglichen Klage sei jedoch weiterhin beim Bundesverwaltungsgericht anhängig, wie die Organisation berichtet. Dieser Klageteil richte sich gegen das Metadaten-Analysesystem „VerAS“, mit dem der BND seit dem Jahr 2002 ohne gesetzliche Grundlage Verbindungsdaten über Telefongespräche mit Auslandsbezug sammle.

4. Macron verscherzt es sich mit den Medien
(nzz.ch, Matthias Sander)
Frankreichs Staatschef Macron spricht kaum noch mit Journalisten und fährt im Umgang mit Medien einen sehr rigiden Kurs. Matthias Sander sieht darin auch einen Vorteil: “Für die Medien könnte die Brüskierung letztlich heilsam sein. Sie sollten sich, ähnlich wie die «New York Times» und die «Washington Post» seit Trumps Wahl, auf das Wesentliche besinnen: Analysen und längerfristige Recherchen. Wo ein Mächtiger selbstherrlich agiert, sind gesprächswillige Enttäuschte meist nicht weit.”

5. Im Netz der Lügen – Falschmeldungen im Internet
(zdf.de, Video: 41:55 Minuten)
Filterblasen und “Fake News”: Wie groß ist die Gefahr durch Nachrichtenmanipulation wirklich? Und warum nehmen viele Menschen krude Verschwörungstheorien ernst? Diesen Fragen ist Mario Sixtus in seinem neuen Film nachgegangen, der noch bis Donnerstag auf zdf.de zu sehen ist.

6. Dieser Mann soll jetzt Trumps Politik anpreisen
(sueddeutsche.de, Simon Hurtz)
Trump hat einen neuen Kommunikationschef: Dem glücklosen und dauerverspotteten Sean Spicer folgt der Hedgefonds-Manager Anthony Scaramucci. Das ist insofern pikant, als dass Scaramucci in der Vergangenheit einige trumpkritische Äußerungen auf Twitter gemacht hat, die er nun prompt zu löschen beginnt. Simon Hurtz hat sich auf sueddeutsche.de die Mühe gemacht, die Scaramucci-Tweets zu dokumentieren und einzuordnen. Eine Fundgrube an Querverweisen für alle, die sich für das aktuelle Geschehen in Amerika interessieren.

G20-Dekkreditierung, Rechte Echokammer, Boulevard-Selbstjustiz

1. G20-Akkreditierungsentzug: Scharfer Streit über Datenschutz und Pressefreiheit
(heise.de, Stefan Krempl)
Beim G20-Gipfel wurden 32 Medienvertretern aufgrund von “Sicherheitsbedenken” die bereits gewährten Akkreditierungen wieder entzogen. Der Grund: Sie standen auf einer zweifelhaften Schwarzen Liste des Bundeskriminalamts. Datenschützer und Medienexperten verurteilen den Vorgang. Verschärfend kommt hinzu, dass der Verdacht besteht, dass ausländische Geheimdienste hinter dem Ausschluss stecken. Weiterer Lesetipp: Das Protokoll zweier betroffener Journalisten: “Das kommt einem Berufsverbot gleich”

2. „Rechtspopulistische Vereinnahmung des Berliner Kurier“: DuMont geht gegen AfD-nahen Deutschland Kurier vor
(meedia.de)
Heute ist es so weit: Die AfD-nahe Wochenzeitung “Deutschland Kurier” erscheint mit einer Auflage von 300.000 Exemplaren auf dem Berliner Markt. Das Blatt wird vom rechtskonservativen “Verein zur Erhaltung der Rechtsstaatlichkeit und der bürgerlichen Freiheiten” herausgegeben und hat bereits im Vorfeld für viel Gesprächsstoff gesorgt. Nun kommt ein neuer Aspekt hinzu: Das Logo der Rechts-Postille ähnelt auf frappierende Weise dem des “Berliner Kuriers”. Dort prüft man rechtliche Schritte.

3. Sieben Dinge, die ich in der rechten Facebook-Echokammer gelernt habe
(sueddeutsche.de, Simon Hurtz)
“SZ”-Autor Simon Hurtz startete 2015 ein Experiment: Auf Facebook legte er den Fake-Account “Tim” an. Tim interessiert sich für schnelle Autos, schläft in FC-Bayern-Bettwäsche und hat ein stark ausgeprägtes, rechtskonservatives Weltbild. Diesem Weltbild entsprechend liket er sich durch Facebook. Die Motivation: “Ich wollte keinen politischen Extremisten erschaffen, sondern einen möglichst realistischen Eindruck bekommen, wie Facebook für Menschen aussieht, mit denen ich außerhalb sozialer Medien kaum ins Gespräch komme.” Nach mehr als anderthalb Jahren fasst Simon Hurtz seine Erkenntnisse aus dem Versuch zusammen: “Facebook verwandelt tolerante Bürger nicht in Rassisten. Mir hat mein Experiment aber gezeigt, wie erschreckend einfach es ist, sich eine Echokammer zusammenzuklicken, in der Hass entsteht. Hier entwickeln Menschen ein “Wir da unten gegen die da oben”-Gefühl – und ich kann nachvollziehen, woher ihre Wut kommt.”

4. Von wann ist der Tweet?
(faktenfinder.tagesschau.de, Wolfgang Wichmann)
Twitter hat sich zu einem wichtigen Nachrichtenkanal entwickelt, der von vielen als Informationsquelle genutzt wird. Doch es gibt auch Falschmeldungen, die von den Medien ungeprüft verbreitet werden. Dabei oft besonders wichtig: Wann wurde ein Tweet verfasst? Wolfgang Wichmann vom “Faktenfinder”-Team der “Tagesschau” zeigt anhand von praktischen Beispielen, wie man bei der Verifikation vorgeht.

5. Ein bisschen Transparenz bei Facebook
(tagesschau.de, Dennis Horn)
Facebook hat erstmals Journalisten in sein Berliner Löschzentrum eingeladen, das von der Bertelsmann-Tochter “Arvato” betrieben wird. Anscheinend wollte man der kritischen Berichterstattung der Vergangenheit Transparenz entgegensetzen. Doch so recht klappen wollte das mit der Transparenz nicht. Bei Fragen nach konkreten Zahlen, zum Beispiel zur Fehlerquote bei Löschentscheidungen oder zur Zahl der Mitarbeiter, die sich konkret um deutschsprachige Inhalte kümmern, hätte man sich weiter verschlossen gegeben.

6. Über die Kraft der 140 Zeichen
(faz.net, Eric Posner)
Eric Posner ist Professor für Internationales Recht an der “University of Chicago Law School”. Und er scheint sich mit Twitter auszukennen, denn er hat 20 knackige Thesen über die “Kraft der 140 Zeichen” verfasst. Eine Frage bleibt jedoch offen: Hat er überhaupt einen Twitter-Account? Wir konnten ihn dort jedenfalls nicht aufspüren. Tipps willkommen!

7. Kommissar Reichelt und die „Bild“-Sheriffs üben Titelseiten-Selbstjustiz
(bildblog.de, Moritz Tschermak)
Ausnahmsweise heute ein zusätzlicher Link aus dem eigenen Haus: Moritz Tschermak berichtet über den fragwürdigen “Bild”-Fahndungsaufruf (“Gesucht. Wer kennt diese G20-Verbrecher?”) und die Reaktionen von Polizei und Medien darauf. Mit umfangreicher Linkliste zu weiterführenden Artikeln.

6-vor-9-Spezial: G20-Gipfel in Hamburg

1. BKA entzieht Journalisten G20-Zulassung – Presseverbände verlangen Klärung
(stern.de, Petra Gasslitter)
Während des G20-Gipfels entzogen Beamte des Bundeskriminalamtes mehreren Journalisten die Akkreditierung. Und zwar ohne Begründung und wiederholt. Beim Mediensekretär der Gewerkschaft Verdi hätten sich verschiedene Journalisten gemeldet, denen man die Akkreditierung abgenommen hätte. Der Vorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbandes, Frank Überall, hat sich beim BKA beschwert. Dort heißt es in einer Stellungnahme: “Im Rahmen der Akkreditierung für den G20-Gipfel wird eine Sicherheitsprüfung durchgeführt.” Und weiter: “Das Bundespresseamt entscheidet gemeinsam mit den Sicherheitsbehörden über einen möglichen Entzug der Akkreditierung. Das war in einigen Fällen gegeben.”
Auch der ARD-“Faktenfinder” berichtet über die Vorfälle: Keine Auskunft zum Ausschluss von Journalisten

2. Die Presse ist beim G20-Gipfel in Hamburg nicht mehr sicher
(huffingtonpost.de, Flo Smith)
Der Fotojournalist Flo Smith hat nach eigenen Angaben bereits an zahlreichen Brennpunkten der Welt als Reporter gearbeitet, unter anderem drei Jahre im Irak und in der Türkei bei den Gezi-Protesten. Und doch empfand er seine bisherigen Einsätze als “Ponyhof” im Vergleich zu dem, was er in Hamburg erlebt hätte: Ihm und seinem Kameramann sei von einer Polizistin mit voller Absicht und dem Kommentar “”Fuck the press, fuck, fuck!” Pfefferspray ins Gesicht gesprüht worden.

3. Kampf gegen “Online-Hetzjagd”
(faktenfinder.tagesschau.de, Wolfgang Wichmann)
Im Zuge der Auseinandersetzungen um den G20-Gipfel kam es in den sozialen Medien mehrfach zu Falschmeldungen und Gerüchten. In Hamburg wurden zum G20-Gipfel beispielsweise keine Panzer eingesetzt, es gab keinen Angriff auf ein Krankenhaus, die “Rote Flora” wurde nicht gestürmt und Tote gab es bei den Krawallen auch nicht. Doch derartige Falschmeldungen wieder einzufangen ist nicht einfach. Die Hamburger Polizei habe es durch Richtigstellungen auf Twitter versucht, während die “Deutsche Polizei-Gewerkschaft” (DPolG) und “Bild” dafür gesorgt hätten, dass sich die Falschmeldungen munter weiter verbreiten.

4. Journalisten in Demos – wie funktioniert das?
(ennolenze.de)
Enno Lenze erzählt von seinen persönlichen Erfahrungen als Journalist auf politischen Demonstrationen, ob links oder rechts. Von der Polizei sei er fast immer ordentlich behandelt worden und sogar mehrfach am Rande von Demos eskortiert worden, wenn er aus der Menge bedroht wurde. Sein Fazit: “Insofern bin ich mit dem System zufrieden – es müssen aber alle Beteiligten ihre jeweiligen und wenigen Kriminellen outen und der Strafverfolgung zuführen.”

5. Selfie vor Krawallkulisse
(spiegel.de)
Das Bild des jungen Manns, der sich mit seinem iPhone vor dem Lagerfeuer der Kapitalismusgegner fotografiert, verbreitete sich rasend schnell im Netz. Viele bezweifelten die Echtheit des Bildes und unterstellten eine Photoshop-Montage. Doch dem sei nicht so: “Eine Prüfung der Metadaten des Bildes deckt sich mit den Angaben des Fotografen zum Entstehungszeitpunkt und Aufnahmeort. Eine einfache fotoforensische Analyse unserer Bildredaktion liefert keine Anhaltspunkte für eine Manipulation. Bei Twitter melden sich Personen zu Wort, die die Szene mit eigenen Augen gesehen haben wollen.” Mittlerweile hat sich das Bild des “Riothipsters von der Schanze” zu einer Art Meme entwickelt.

6. Mein Abend mit Ivanka
(abendblatt.de, Ulrich Gassdorf)
Zum Abschluss die Einladung zu einer Runde Fremdschämen: Der Chefreporter des “Hamburger Abendblatts” berichtet in einer Sternstunde des Journalismus über seine Begegnung mit Ivanka Trump in einem Hamburger Restaurant.

Justizia live, Bedrohter Gronkh, Fake-News über RT-Deutsch

1. Bundesgerichte: Parlament erlaubt Live-Streaming von Urteilsverkündungen
(heise.de, Stefan Krempl)
In seltener Einigkeit wurde der Gesetzesentwurf der Bundesregierung von den Fraktionen beschlossen: Urteilsverkündungen der obersten Bundesgerichte dürfen bald über Internet und Fernsehen übertragen werden. Und auch für mündliche Verhandlungen gelten demnächst neue Regeln. Generell solle es auch zulässig werden, Tonaufnahmen mündlicher Verhandlungen in einen Arbeitsraum direkt vor Ort für Medienvertreter zu übertragen.

2. „Wenn Deniz schreibt, lebt er in einer anderen Welt“
(welt.de, Hilal Köse)
Die türkische Zeitung „Cumhuriyet“ hat mit Dilek Mayatürk Yücel gesprochen, die seit April mit dem in der Türkei inhaftierten Denis Yücel verheiratet ist. Im Interview geht es um die Haftbedingungen, aber auch um Gefühle. So endet das Gespräch mit einem Liebesgedicht und den an Denis Yücel gerichteten Worten: „Ich liebe dich sehr. Ich küsse deinen Edelmut. Und bitte, rauch nicht so viel, okay?“

3. Viele nutzen soziale Medien, vertrauen ihnen aber nicht
(de.ejo-online.eu, David Levy)
In den meisten Ländern vertrauen die Nutzer weiterhin klassischen Nachrichtenmedien mehr als den sozialen Medien. Zu diesem Ergebnis ist jedenfalls der sechste „Digital News Report“ gekommen, der auf einer Online-Befragung von 70.000 Mediennutzern in 36 Ländern basiert.

4. Medienanstalt droht mit Verfahren gegen Gronkh
(golem.de)
Die Landesmedienanstalt Nordrhein-Westfalen scheint Ernst zu machen: Nach Peter Smits („Pietsmiet TV“) wurde nun auch Erik “Gronkh” Range aufgefordert, eine Rundfunklizenz vorzulegen. Die Begründung: Da es sich um eine regelmäßige Sendung mit mehr als 500 Zuschauern handele, sei eine entsprechende Zulassung nötig. Gronkhs Anwalt hat einen Antrag auf “rundfunkrechtliche Unbedenklichkeit” gestellt, den die Medienanstalt vorerst abgelehnt hat. Pikanter Nebenaspekt: Im Koalitionsvertrag der neuen Landesregierung von NRW sei vereinbart worden, dafür zu sorgen, dass Streamer künftig keine Rundfunklizenz mehr benötigen. Die Umsetzung könne jedoch Jahre dauern.

5. Als ich versehentlich Fake-News über Russia Today Deutschland (RT-Deutsch) verbreitet habe…
(politicaldatascience.blogspot.de, Simon Hegelich)
In einem Bericht der „Wirtschaftswoche“ hieß es, eine Studie würde belegen, dass „Russia Today Deutsch“ (RT-Deutsch) auf Facebook die einflussreichste deutsche Nachrichtenseite sei. Der Autor der Studie, Prof. Simon Hegelich von der TU München, reagiert darauf („Unsinn“) und erklärt, wie es zu der Falschmeldung gekommen ist.

6. “Überall war Helmut Kohl”
(deutschlandfunk.de, Silke Burmester)
Nach dem Tod von Helmut Kohl fühlte sich Kolumnistin Silke Burmester in einer “Kohl-Matrix” gefangen. Wohin sie auch sah, liefen Sondersendungen, Live-Schalten und Dokumentationen. „Es scheint mittlerweile egal, was da kommt, ob ein Unwetter, ein Terrorangriff oder der erwartbare Tod einer Persönlichkeit. Man unterscheidet nicht mehr, ob das Ereignis eine Relevanz für die Gegenwart hat oder ob es allein eine emotionale Bedeutung hat – alles wird genutzt, um zur Ergötzung der eigenen, sender-immanenten Eitelkeit den Apparat in Bewegung zu halten.“

Erster Arbeitstag von “Bild”-Ombudsmann Ernst Elitz

Der BILD-Ombudsmann - BILD hat einen Fehler gemacht

Ja, doch, das steht da tatsächlich. Wir dachten auch zuerst an einen Witz, an irgendeinen Trick. Aber offenbar hat “Bild”-Ombudsmann Ernst Elitz, nach etwas mehr als 100 Tagen im Amt, die Idee gehabt, wie ein Ombudsmann zu arbeiten.

Bisher schien Elitz’ Leitsatz stets gewesen zu sein: “Die Redaktion hat alles richtig gemacht”. Doch jetzt hat sich die “Bild”-Zeitung etwas geleistet, das nicht mal Chef-Verteidiger Obumdsmann Elitz geradebiegen kann: Am vergangenen Freitag dankte die Regionalausgabe aus Frankfurt am Main auf einer Doppelseite allen Polizisten der Stadt, die in den vergangenen 150 Jahren im Einsatz waren — explizit auch dem früheren Polizeipräsidenten Adolf Beckerle, einem überzeugten Nazi. Beckerle soll maßgeblich an der Deportation und Ermordung von etwa 11.000 Juden beteiligt gewesen sein. Wir berichteten hier im BILDblog am Dienstag über den Fall.

Ernst Elitz hat sich nun informiert, wie der Dank an Beckerle zustande kam:

Ich habe untersucht, wie es zu dem Bericht kommen konnte. Ergebnis:

Die Redaktion hat auf eigene Recherchen verzichtet und sich allein auf eine von der Polizei vorbereitete Festschrift gestützt, die keine kritischen Anmerkungen zum Fall Beckerle enthielt. Der Verzicht auf eigene Recherche ist ein Verstoß gegen klassische journalistische Standards.

In der Redaktion haben die Verantwortlichen weder den Verzicht auf Eigenrecherche noch den Mangel an historischer Einordnung erkannt und die Veröffentlichung in dieser kritikwürdigen Form zugelassen.

Einfach mal auf Recherche verzichten, blind das PR-Material der Polizei abschreiben, bei der Jahreszahl 1933 nicht stutzig werden — kann natürlich mal passieren.

Damit das alles nicht wieder vorkommt, zählt Elitz noch mal “die Grundlagen professioneller journalistischer Arbeit” auf:

Dieser Fall gibt Anlass darauf hinzuweisen, dass Eigenrecherche, Überprüfung der Quellen und verantwortungsvolle Kontrolle die Grundlage professioneller journalistischer Arbeit sind. In diesem Fall wurde gegen diese Regeln verstoßen.

Da können wir dann auch nur noch zustimmen.

Mehr über den “Bild”-Ombudsmann:

Mit Dank an @AndyOSW und @SidneyGennies für die Hinweise!

Hetze, Manipulation und Wahlkampf auf den Titelseiten

“Bild” will nicht nur berichten, “Bild” will auch Politik machen. Die Redaktion setzt dann alles daran, den amtierenden Bundespräsidenten abzusägen, einen Verteidigungsminister ganz nach oben zu schreiben oder einen uralten Vorschlag der Grünen kurz vor der Bundestagswahl zum großen Skandal aufzubauschen. Häufig klappt es.

Bei all der Parteilichkeit und Einmischung der “Bild”-Zeitung bleibt das, was vor Wahlen in Großbritannien passiert, etwas Besonderes und besonders Eindrucksvolles: Die dortigen Boulevardblätter berichten nicht — sie machen Wahlkampf auf ihren Titelseiten, sie hetzen und manipulieren.

Die Briten stimmen heute über ein neues Parlament ab. Ein kurzer Blick auf die aktuellen Cover von “Daily Mirror”, “Daily Express”, “Daily Mail” und “The Sun” reicht, um zu sehen, wie einseitig die Schlagzeilen und Artikel sind, wie deutlich sich die jeweiligen Redaktionen auf die Seite der Labour Party beziehungsweise der Tories schlagen.

Der “Daily Mirror” ist für Labour, die Anweisung an die Leserschaft eindeutig: “VOTE Labour”. Das Blatt macht Theresa May zum “FACE OF FEAR”, das man heute an der Wahlurne loswerden könne: “Today’s your chance to get rid of Mrs May”.

Titelseite Daily Mirror - Lies, damned lies and Theresa May - Don't condemn Britain to five more years of Tory broken promises
(Draufklicken für eine größere Version.)

Der “Daily Express” druckt eine ähnlich klare Anweisung, allerdings im Sinne der Tories und Premierministerin May:

Titelseite Daily Express - Vote for May today
(Draufklicken für eine größere Version.)

Die “Daily Mail” positioniert sich ebenfalls explizit für die Tories. Mit dem richtigen “tactical voting guide” könnten die Leserinnen und Leser den britischen Geist neu entfachen:

Titelseite Daily Mail - Your tactical voting guide to boost the Tories an Brexit - Let's reignite British spirit
(Draufklicken für eine größere Version.)

Die mit Abstand übelste Titelseite hat “The Sun” veröffentlicht. Das Blatt hat Labour-Parteichef Jeremy Corbyn — hehe, lustiges Wortspiel mit dessen Nachnamen — in einen Mülleimer gepackt, ihn zum “Terroristen-Freund” erklärt und geschrieben, dass nur ein “vote for Theresa May’s Conservatives — not Ukip, or any other –” helfen werde, um den “MARXIST EXTREMIST” Corbyn zu verhindern:

Titelseite The Sun - Don't chuck Britain in the Cor-bin - terrorists friend, useless on Brexit, destroyer of jobs, enemy of business, massive tax hikes, puppet of unions, nuclear surrender, ruinous spending, open immigration, marxist extremist
(Draufklicken für eine größere Version.)

100 Tage “Bild”-Ombudsmann: Die Redaktion hat alles richtig gemacht

Schampus raus, es gibt was zu feiern!

Am 22. Februar machten “Bild”-Chefredakteurin Tanit Koch und “Bild”-Chefchef Julian Reichelt den früheren Intendanten des “Deutschlandradios” Ernst Elitz zum “Bild”-Ombudsmann.

Und seitdem?

Die Festschrift, die heute in der “Bild”-Zeitung und gestern Abend bereits bei Bild.de erschienen ist, bietet leider kein brauchbares 100-Tage-Resümee. Stattdessen hat der Jubilar selbst ein tolles Geschenk mitgebracht:

Viele Leser wünschen sich mehr Möglichkeiten, ihre Meinung zu äußern. Da in der Zeitung der Platz für Leserbriefe begrenzt ist, habe ich die Chefredaktion gebeten, zusätzlich Leserbriefe bei BILD.de zu veröffentlichen. Das klappt: Sie finden mehr Leserbriefe ab heute unter http://www.bild.de/ombudsmann

Mit dem Elitz als Ombudsmann — da bewegt sich richtig was bei “Bild”. Und so werden jetzt endlich auch solche Leserbriefe veröffentlicht:

Zu: Kann die weg? Oder brauchen wir die Ein-Cent-Münze noch?

Im Portemonnaie nerven sie. Aber abschaffen würde ich diese nicht. Ich lege die Ein-Cent-Stücke immer beiseite und bringe sie zweimal im Jahr zur Bank.
[anonym]

Oder diese zwei fundierten Debattenbeiträge:

Zum Kommentar: Letzte Chance für die SPD

Die SPD kommt noch aus den Puschen!
Wolfgang J[.]

Die SPD ist wie 1860 München. Schnell geht es abwärts.
Klaus Guido S[.]

Doch zurück zur 100-Tage-Bilanz von Ernst Elitz. Tanit Koch und Julian Reichelt schrieben im Februar an ihre Leserinnen und Leser: “Wir wollen, dass Sie bei uns Gehör finden, wenn Sie sich über uns ärgern oder etwas falsch dargestellt sehen. Wir wollen, dass Sie unseren Fakten nicht nur vertrauen, sondern sie transparent nachvollziehen können. Wir wollen von Ihnen hören, wenn Sie meinen, einen Fehler entdeckt zu haben.”

Hat das geklappt? Hat die Leserschaft Gehör gefunden? Hat der Ombudsmann die kritischen Fragen, die ihn erreicht haben, ernstgenommen?

Hier eine Auswahl von Ernst Elitz’ Urteilen zur “Bild”-Berichterstattung:













Der “Bild”-Ombudsmann ist ein schlechter Witz.

Elitz schreibt, ihn erreichen 150 Briefe von Leserinnen und Lesern pro Woche. 100 Tage ist er im Amt, also etwas mehr als 14 Wochen. Bei über 2000 Leserhinweisen hat er es nicht hinbekommen, irgendetwas rauszufischen, das wenigstens den Anschein eines Fehlers oder Verstoßes durch die “Bild”-Redaktion besitzt. Die heftigste Kritik äußerte der Ombudsmann, als “Bild” nach dem Champions-League-Viertelfinale aus Fußballer Cristiano Ronaldo “der verfluchte Cristiano Ronaldo” machte:

Das “verflucht”, als Ronaldo die Bayern aus dem Halbfinale schoss, war in der Redaktion selbst umstritten. Ich bin bei denen, die diese Wortwahl nicht für angemessen halten. Bitte fair nicht nur auf dem Rasen, sondern auch beim Spiel mit Worten!

Hui!

Dabei hätte es in den vergangenen 100 Tagen zahlreiche kritische Texte vom Ombudsmann geben können, wenn Ernst Elitz seiner Aufgabe ernsthaft nachgegangen wäre, und wenn “Bild” ein ehrliches Interesse daran hätte. Elitz hätte beispielsweise darüber schreiben können, wieso die Redaktion Fotos von Jugendlichen verbreitet, die seit dem Attentat in Manchester verschwunden sein sollen, obwohl sie zum Zeitpunkt der Tat gar nicht in der Stadt waren. Oder ob er es für richtig hält, dass Bild.de findet, “Mädels” sollten ihrem Sexpartner “den Gefallen” tun, das Kondom mit dem Mund überzuziehen. Oder wie Bild.de darauf kommt, dass es für den Verdächtigen beim Anschlag auf den BVB um Millionen von Euro ging. Warum Bild.de auf einen Witz aus Island reinfällt. Wieso die “Bild”-Medien über die Figur eines Angeklagten witzeln, obwohl dessen Körpergewicht nichts mit dem Fall zu tun hat. Warum “Bild” eine falsche Ursache zum Tod eines 14-Jährigen in Umlauf bringt. Ob er es gut findet, dass Bild.de die Beleidigung “Mongo” auf der Startseite verbreitet. Ob er es für angemessen hält, Fußballer als “Flaschen” zu bezeichnen. Wieso Bild.de auf eine gestellte Hoverboard-Explosion reinfällt. Wie Bild.de und “Bild am Sonntag” auf ihre falsche Ein-Sekunden-Theorie beim Bombenattentat auf den BVB kamen. Ob Norbert Körzdörfers Aussage tatsächlich so rassistisch ist, wie man sie verstehen kann. Oder warum Bild.de und “Bild am Sonntag” falsche Informationen über eine Frau, die im Koma liegt, veröffentlichen.

Über all das hätte Ernst Elitz in den vergangenen 100 Tagen schreiben können. Stattdessen hat er die “Bild”-Medien lieber gelobt.

Mehr über den “Bild”-Ombudsmann:

Unpopuläre Populisten, Arte-fiziell, Menschenfleisch

1. Unpopuläre Populisten
(sueddeutsche.de, Jürgen Schmieder)
In den USA zeichnet sich ein neuer Trend ab: Die Nutzerzahlen von “Breitbart” und anderen rechtspopulistischen Webseiten wie “National Review Online”, “Infowars” und “Drudge Report” sind rückläufig. Jürgen Schmieder hat nach den Gründen für diese Entwicklung gesucht und ist auf mehrere Dinge gestoßen: Die “Rebellen” seien nun Teil des Systems. Die Entlassung von FBI-Direktor James Comey am 9. Mai hätte eine Zäsur bedeutet und zahlreiche interne Skandale wie die Pädophilieverharmlosung der Breitbart-Galionsfigur Milo Yiannopoulos hätten das Übrige dazu beigetragen, dass Klicks und Einschaltquoten sinken würden.

2. Die „FAZ“ hat Archiv-Angst
(taz.de, Christian Rath)
Unlängst hat die “FAZ” einen offenen Brief als Eigenanzeige veröffentlicht, in dem sich das Verlagshaus gegen das von der Bundesregierung geplante neue Urheberrecht wendet. In Frankfurt sieht man vor allem das Archivgeschäft bedroht und spricht von jährlichen Verlusten in Millionenhöhe. An den FAZ-Vorwürfen sei allerdings nicht viel dran, findet der rechtspolitische Korrespondent der “taz” Christian Rath. Die Befürchtung, dass die Deutsche Nationalbibliothek alle FAZ-Texte aufnimmt und unentgeltlich zur Verfügung stellt, sei beispielsweise unbegründet.
Die Regelung gelte nur, „wenn Inhalte nicht dauerhaft zugänglich sind, wie etwa Blogeinträge“. Presseerzeugnisse seien aber typischerweise dauerhaft verfügbar, etwa in Archiven der Verlage – auch wenn der Zugang hierzu kostenpflichtig ist. Die DNB dürfe sie also nicht online stellen, so das Ministerium.

3. “Wenn es Arte nicht schon gäbe, dann müsste man ihn jetzt erfinden”
(deutschlandfunk.de, Bernd Mütter & Brigitte Baetz)
Der deutsch-französische Kulturkanal “Arte” feiert seinen 25. Geburtstag. Der Deutschlandfunk hat sich mit dem stellvertretenden Programmleiter über Gegenwart und Zukunft des Senders unterhalten. Eine Art persönliche Liebeserklärung hat Holger Kreitling auf “welt.de” verfasst. “Bei Arte geht es um Geschmack, immer. Sofort, noch mit der Fernbedienung in der Hand, erfasst einen ein „Gefühl bedeutsamer Weitläufigkeit“ (Thomas Mann). Es ist das Distinktionswerkzeug des Kulturbürgers, der sinistre Pate des Senders heißt von Beginn an Pierre Bourdieu, nirgendwo sind die feinen Unterschiede im Fernsehverhalten so sichtbar wie hier.”
Kritik kommt von Regisseur und Produzent Arne Birkenstock, der sich in einem Gastbeitrag auf “taz.de” darüber beklagt, dass der Sender seine Identität verliere, weil er am großen Dokumentarfilm spare.

4. Die Welt: Den Redakteursjob vergessen??
(klima-luegendetektor.de)
Die “Welt” hat einen Biologen zu Wort kommen lassen, der behauptet, die globale Temperatur sei seit fünfzehn Jahren nicht mehr angestiegen. Und der fordert, dass man darüber reden dürfe, ohne “verunglimpft” zu werden. Die Betreiber des “Klima-Lügendetektors” haben sich die Behauptungen im Detail angeschaut und sind entsetzt: Der betrachtete Zeitraum sei zu kurz, und selbst wenn man dies außer Acht lasse, sei die Aussage schlicht falsch. Eine Pause bei der Erderwärmung habe es ebenfalls nicht gegeben. Zum Schluss erinnern die Lügendetektoren die Redakteure der “Welt” daran, dass die journalistische Sorgfaltspflicht laut Deutschem Presserat auch für Meinungsbeiträge gelte.

5. Was ist neu an Fake News?
(derstandard.at, Liriam Sponholz)
Liriam Sponholz hat sich als Wissenschaftlerin mit dem Begriff “Fake News” auseinandergesetzt und die nötigen Abgrenzungen unternommen. So seien “Fake News” kein “Fehlverhalten”, sondern ein Geschäftsmodell und das Resultat einer Click Economy: “Fake News sind weder mit Propaganda noch mit tendenziöser Berichterstattung gleichzusetzen. Im Kern handelt es sich um die systematische Produktion von Meldungen, die einen Realitätsbezug vorgeben, aber wissentlich von der Wirklichkeit abweichen. Es handelt sich um keine Bias, weil eine tendenziöse Berichterstattung ohne Erfindungen auskommt. Fake News lassen sich aber auch nicht mit Propaganda gleichsetzen, weil die Absichten der Produzenten vielfältiger sind und die Produktion nicht alleinig, oftmals sogar gar nicht politisch motiviert ist.”

6. Lokal durch Fake-Story über Menschenfleisch fast ruiniert
(futurezone.at, Florian Christof)
Ein Fake-News-Artikel hätte beinahe ein indisches Restaurant in London in den Ruin getrieben. Über eine Prank-Seite, auf der man seine Freunde mit Falschmeldungen reinlegen soll, war das Gerücht in Umlauf gebracht worden, dass das Lokal schließen müsse, weil dort angeblich Menschenfleisch auf der Speisekarte stand.

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