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Symbolfoto XVIII

Minu Barati und Joschka Fischer haben am Sonnabend geheiratet. Und da ist es natürlich kein Wunder, dass “Bild” heute darüber berichtet. Sogar “Exklusiv-Fotos” hat “Bild” sich besorgt.

Auf der Seite 10 sind es ganze sechs Stück. Auf dreien von ihnen ist Barati zu sehen. Und drei weitere Fotos zeigen Joschka Fischer. Auf keinem der sechs Paparazzi-Fotos, die “Bild” druckt, sind sie gemeinsam abgebildet.

Die “Bild”-Titelseite aber sieht so aus:

Neben die Abbildung hat “Bild” folgenden Text geschrieben:

Wunderschöne Braut: Minu Barati (29) verlässt im champagnerfarbenen Kleid als 5. Ehefrau von Joschka Fischer das Rathaus von Rom. Rechts: Noch-Außenminister Fischer (57) auf dem Weg zum Hochzeitsessen Fotos: ABACA

Und der Text kommt einem ja nun etwas seltsam vor. Warum diese umständlich, zweigeteilte Formulierung, wenn die “5. Ehefrau von Joschka Fischer” und der “Noch-Außenminister” doch scheinbar gemeinsam auf dem Weg zum Hochzeitsessen das Rathaus von Rom verlassen? Im Grunde ganz einfach: Sie tun es gar nicht. Für die Aufmacher-Optik hat “Bild” einfach zwei Paparazzi-Fotos von Fischer und Barati genommen, wie sie auch auf Seite 10 abgebildet sind, und nebeneinander montiert.

Wenn man das weiß, dann erkennt man sogar relativ schnell, dass es das schöne Paarfoto, das “Bild” heute auf seiner Titelseite zeigt, gar nicht gibt. Aber eben nur dann.

PS: Bild.de hat sich für eine andere Symbolfotovariante entschieden und illustriert den Satz “Joschka Fischer hat seine Lebensgefährtin Minu in Rom geheiratet” (ohne weiteren Kommentar) mit einem Foto vom 10. Mai 2005, das die beiden im Anschluss an die Verleihung des Leo-Baeck-Preises in Berlin zeigt.

Schumis Winterurlaub

“Bild” hatte gestern mal wieder eine Exklusivmeldung.

Schumi kürzt seinen Urlaub

BILD erfuhr: Für WM-Sieg Nr. 8 kürzt Schumi (36) sich selbst den Winterurlaub! Nix mehr Mammut-Ferien im Schnee: Bis Weihnachten Test- statt Ski-Piste… (…)

Nach dem Saison-Finale in Schanghai (16. Oktober) schuftet Schumi dieses Mal weiter.

Heute steht im Online-Magazin “F1total.com” ein Interview mit Schumacher und folgender Passage:

Frage: “Was wirst du nach dem letzten Rennen in Shanghai machen?”
Schumacher: “Nach Hause fahren!”

Frage: “Wirst du nicht weiterhin testen? Die ‘Bild’-Zeitung schreibt ja, dass du diesmal weniger Urlaub machen wirst. Ist das richtig?”
Schumacher: “Nein, überhaupt nicht.”

Danke an Matthias K. für den Hinweis!

Allgemein  

Dramatische Szenen

Britney Spears hat ein Kind bekommen. Viele Medien verbreiten die freudige Nachricht – und die meisten, allermeisten, ja, eigentlich fast alle, berichten unter Berufung auf die US-Zeitschrift “US Weekly” folgendes: Dass nämlich die Sängerin am frühen Mittwochmorgen kurz vor 6 Uhr (Ortszeit) von einer Polizeieskorte begleitet ins UCLA Medical Center in Santa Monica gefahren worden ist, gegen 12.15 Uhr von ihrem Zimmer in den Kreißsaal gebracht wurde, und ihr Baby dort innerhalb weniger Minuten per Kaiserschnitt entbunden hat.

Nur bei Bild.de steht, quasi weltexklusiv, eine ganz andere Geschichte – wie damals, am Tag, als Marlon Brando starb. Laut Bild.de nämlich (wo man sich auf das “Star Magazin” beruft, das, nebenbei bemerkt, ebenfalls die eingangs geschilderte Version verbreitete), “hatten sich dramatische Szenen abgespielt”. Unter der Überschrift “Baby-Drama um Britney Spears” ist wiederholt von einer “6-Stunden-OP” die Rede, und weiter heißt es:

“Bereits am Morgen rufen Britney und ihr Ehemann Kevin Federline (27) die Polizei. Mit Blaulicht geht’s sofort in die Klinik. (…) Die Ärzte zögern keine Minute. Bringen die Pop-Sängerin in den OP-Saal. (…) Draußen banges Warten, drinnen operieren die Ärzte auf Hochtouren. Nach 6 langen Stunden die Erlösung. Das Baby ist da (…).”

Mit Dank an Jörg F. für den sachdienlichen Hinweis.
 
Nachtrag, 16:30:
Der Operations-Experte bei Bild.de hat immerhin keine sechs Stunden gebraucht, um die zahlreichen Stellen, an denen Bild.de ursprünglich eine nie stattgefundene “6-Stunden-OP” erwähnt hatte, komplett zu entfernen.

Der Schnarch-Skandal von Lübeck II

Es gibt eine jahrzentelange “Bild”-Tradition, nach der — egal wie falsch ein Bericht war — Begriffe wie “Richtigstellung”, “Widerruf” oder “Korrektur” um jeden Preis zu meiden sind. Sogar in solchen Fällen, in denen selbst “Bild” es angebracht findet, die eigene Darstellung zu korrigieren. Wie die Redaktion dann vorgeht, zeigt beispielhaft der Fall des angeblichen Skandal-Knastes in Lübeck.

Am Mittwoch enthüllte “Bild” (wie berichtet) exklusiv und überregional die vermeintlich skandalösen Zustände in der Justizvollzugsanstalt Lübeck-Lauerhof. Fotos dokumentierten, wie ein Gefangener über einen Zaun ausbricht, während eine Aufseherin die Füße hochgelegt hat und in der Sonne ein Buch liest.

An diesem Artikel ist, wie die “Lübecker Nachrichten” am Donnerstag berichteten, ungefähr alles falsch: Die Fotos sind mehrere Jahre alt, vermutlich zeigen sie nicht einmal einen Ausbruch oder überhaupt den Zaun, über den man ausbrechen müßte.

Am Freitag erschien nun in “Bild” (allerdings diesmal nicht bundesweit) ein weiterer Artikel zum Thema. Überschrift:

Carstensen macht JVA Lübeck jetzt zur Chefsache

Diese Zeile wird durch nichts im zugehörigen Text gedeckt. Und in der Realität gibt es, nach allem was man weiß, auch keinen Anlass für eine solche Maßnahme.

Der Artikel selbst ist eine waghalsige Mischung aus dem Richtigstellen der gröbsten Fehler und einer noch weitergehenden Verdrehung der Tatsachen. Die “Bild”-Autoren Bernd Prawitz und Martin Wichmann, die auch schon die Falschmeldung verantworteten, erwecken nun den Eindruck, als sei die CDU/SPD-Regierung durch den von “Bild” enthüllten erfundenen “Skandal” aufgerüttelt worden. Die Richtigstellung besteht darin, dass “Bild” nicht mehr behauptet, dass es einen aktuellen Fall gibt. Stattdessen wird dem “Bild”-Leser suggeriert, dass der Ausbruchsversuch entweder gar nicht stattgefunden hat, oder von der früheren grünen Justizministerin zu verantworten sei.

Aus einer Richtigstellung wird so eine perfide politische Unterstellung. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) wird mit den Worten zitiert:

“Die JVA ist jetzt sicher. Zustände wie unter der grünen Justizministerin gibt es nicht mehr. (…) Die Fotos sind lange vor meiner Amtszeit entstanden. Wenn Aufsichtsbeamte heute so ihre Pflicht vernachlässigen würden, wären sie morgen nicht mehr im Amt.”

Wohlgemerkt: “Bild” hat keinerlei Hinweis darauf, dass überhaupt Aufsichtsbeamte ihre Pflicht vernachlässigt haben. Oder in den Worten der Zeitung selbst:

Warum der Mann auf dem Foto über den Zaun klettert, wenn er doch sowieso im offenen Vollzug war, ist nicht geklärt.

P.S.: Erst nach mehreren Anfragen von uns hat Bild.de am heutigen Abend die Falschmeldung vom Mittwoch aus dem Online-Angebot entfernt.

Schlagzeile verhindert

Aus einem “taz”-Interview mit Walter Riester:

taz: Hat Rot-Grün sich von Medien-Coups steuern lassen?

Riester: Das mit den Medien-Coups ging am Beispiel der Pflicht-Riester-Rente so: Ein Bild-Redakteur rief an, dass morgen die Bild mit der Schlagzeile “Zwangsrente Riester” aufmacht. Nur wenn ich ihm ein Exklusivinterview gäbe, würde er die für den Folgetag geplante Schlagzeile “Wann fliegt Riester?” verhindern können. Und ich blöder Hund bin auch noch darauf eingegangen! Die Schlagzeile am Tag drauf lautete: “Wutwelle rollt auf Bonn”. Das war kaum besser.

Mit Dank an Jan H. für den Hinweis.

neu  

Der Schnarch-Skandal von Lübeck

Es ist der Stoff, aus dem Boulevardzeitungs-Träume sind. Ein Häftling bricht für einen Tag aus dem Gefängnis aus, klettert einfach über den Zaun, und die Aufseherin merkt nichts, weil sie ein Buch liest, aber ein anderer Häftling fotografiert alles und informiert exklusiv die “Bild”-Zeitung. Die macht daraus natürlich eine riesige Geschichte über den “Skandal-Knast von Lübeck” und den “Schnarch-Skandal in der Justizvollzugsanstalt Lübeck-Lauerhof”:

Hier haut ein Knacki ab ... und hier sitzt die Aufseherin in der Sonne

Noch schöner sind solche Knüller natürlich, wenn sie auch stimmen. Also, wenigstens ein bißchen. Wenn sich nicht hinterher herausstellt, dass der angebliche “Knacki” schon im Juli vorigen Jahres entlassen worden sei. Und dass sich die Aufseherin schon seit zweieinhalb Jahren in Altersteilzeit befinde. Und dass der abgebildete Zaun gar kein “Sicherheitszaun” (“Bild”) sei, der das Ausbrechen von Gefangenen verhindern soll, sondern nur eine harmlose Begrenzung. Und dass es für Gefangene im offenen Vollzugsbereich, um den es geht, gar keinen Sinn ergebe, über einen Zaun zu klettern, weil sie einfach durch die Tür gehen könnten. Und dass dieser Bereich mit dem Hochsicherheitsbereich, aus dem im vergangenen Jahr spektakulär der Schwerverbrecher Christian Bogner flüchtete, wie “Bild” bedeutungsvoll erwähnt, nicht das Geringste zu tun habe.

All das haben aber Recherchen der “Lübecker Nachrichten” (LN) ergeben, die in der heutigen Ausgabe der LN nachzulesen sind. Ein Sprecher des Justizministeriums wird darin mit dem schlichten Satz zitiert: “Die Bilder sind ein Fake.”

Die “Lübecker Nachrichten” gehören übrigens fast zur Hälfte zur Axel Springer AG, in der auch “Bild” erscheint. Ihr Artikel endet mit dem Satz:

Die Bild-Zeitung wollte sich dazu gestern nicht äußern.

Vielen Dank an Carsten S. für den Hinweis!

“Publizistische Begleitung”

In seiner aktuellen Ausgabe (S. 129) berichtet nun auch der “Focus” über die Hintergründe dessen, was “Bild” kürzlich auf ihrer Titelseite “Deutschlands perverseste Wette” nannte und als Einfall einer Schülerin ausgegeben hatte, die gemeinsam mit einer Freundin herausfinden wollte, wer an einem Tag “mehr Männer in die Kiste” bekomme.

Laut “Focus” handelte es sich bei der Aktion jedoch “um einen cleveren PR-Gag“: Armin Lobscheid, Chef des Kölner Bordells “Pascha”, in dem die “Sexwette” stattfand, habe im Vorfeld für deren “publizistische Begleitung” (O-Ton Lobscheid) gesorgt und verschiedenen Medien einen entsprechenden “Themenvorschlag” gemacht. Weiter heißt es:

“Der Kölner ‘Express’ und das RTL-Magazin ‘extra’ hatten wegen ‘zu viel Hardcore’ abgewinkt. ‘Bild’ dagegen signalisierte erfreut Zustimmung, erst in der Kölner Redaktion, dann die Kettwiger NRW-Zentrale, schließlich die Chefredaktion in Hamburg.

So kooperierte Europas größtes Boulevardblatt exklusiv mit Europas größtem Puff.”

Zusammenfassend nennt der “Focus” die Kooperation (die “der Leserschaft allerdings verborgen” blieb) “eine Art Notgemeinschaft gegen Auflagenschwund und Freierabstinenz”, die “Bild” immerhin eine verkaufte Auflage von “deutlich über vier Millionen Exemplaren” beschert habe…

Schlechte Verlierer

“Bild” macht heute die ARD-“Tagesschau” zum “Verlierer” des Tages und schreibt:

“Lange Leitung bei der ‘tagesschau’: 20 Stunden nach der BILD-Vorabmeldung und elf Stunden nach der Bestätigung durch die Deutsche Presse-Agentur tat die ARD so, als hätte sie Exklusives zu berichten: ‘Nach Informationen unseres Hauptstadtstudios will Merkel den Steuerexperten Paul Kirchhof in ihr sogenanntes Kompetenz-Team holen’.”

Und es stimmt: “Bild” veröffentlichte bereits in der Nacht zum Dienstag eine Vorabmeldung zur Kirchhof-Personalie, die ab 0.30 Uhr von verschiedenen Nachrichtenagenturen weiterverbreitet wurde. So hieß es etwa bei dpa:

“Dies berichtet das Blatt (…), ohne eine Quelle zu nennen. “

Um kurz nach 9 Uhr dann veröffentlichte dpa das, was “Bild” die “Bestätigung” nennt. Genauer gesagt, hieß es in der dpa-Meldung:

“Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur (dpa) am Dienstag in Berlin.”

Wie “Bild” darauf kommt, dass die “Tagesschau” erst “20 Stunden” bzw. “elf Stunden” später darüber berichtete, ist hingegen schleierhaft. War’s gelogen? Kirchhofs Name jedenfalls fiel (entsprechend der Quellenlage noch etwas vage formuliert) bereits um 14 Uhr. Und schon um 16 Uhr hieß es dann ausdrücklicher:

“Nach Informationen unseres Hauptstadtstudios soll der frühere Verfasssungsrichter Kirchhof den Bereich Haushalt und Finanzen übernehmen.”

Aber wer weiß: Vielleicht ticken die ja anders bei “Bild”, die Uhren.

Was “Bild” jedoch in ihrer heutigen “Verlierer”-Meldung komplett verschweigt: Die Nachricht, dass Merkel Kirchhof ins Kompetenzteam holen wollte, war nicht etwa in der Dienstagnacht durch die “BILD-Vorabmeldung” bekannt geworden, sondern bereits einige Stunden zuvor am Montagabend durch die “Wirtschaftswoche”…

Allgemein  

Was ist aus der kleinen Isabell geworden?

Am 31. Juli sind in Brieskow-Finkenherd die Leichen von neun Kindern gefunden worden, die von ihrer Mutter getötet worden sein sollen. Am 1. August fand eine Pressekonferenz statt, auf der unter anderem gesagt wurde, dass die Mutter drei erwachsene Kinder sowie eine fast zweijährige Tochter namens Elisabeth hat. Entsprechend berichteten ab 2. August Medien wie die “Berliner Zeitung”, der “Tagesspiegel”, der “Berliner Kurier”, die “Berliner Morgenpost”, die “B.Z.”, die “Leipziger Volkszeitung” und andere über dieses Kind. Sie nannten es: Elisabeth.

Und “Bild”? Nannte es: Isabell.

Exklusiv in “Bild” hieß Elisabeth Isabell. Eine ganze Woche lang.

Die Wahrheit setzte sich nur zögernd durch. Am 7. August flackerte sie schon einmal kurz in der “Bild am Sonntag” auf, die Elisabeth Elisabeth nannte. Aber am 8. August, als “Bild” einen Brief der Mutter aus dem Gefängnis veröffentlichte, schwärzte das Blatt die Stelle, an der der (vermutlich richtige) Name stand und behauptete, dort stünde Isabell. Erst am 9. August trug Isabell auch in “Bild” ihren eigenen Namen.

Verwirrt? Ratlos? Wir auch. Warum zeigt “Bild” ein einjähriges Mädchen identifizierbar auf Fotos, verwendet aber eine Woche lang — anders als alle anderen Blätter — einen falschen Namen für das Kind?

Danke an Andreas W. für den Hinweis!

Scheiß Details!

Als die “Bild”-Klatschkolumnistin Christiane Hoffmann letzten Samstag für ihre “Ich weiß es!”-Kolumne mal wieder ein paar Paparazzi-Fotos betexten musste, war die Sache klar. Hoffmann schrieb:

“Wir sehen unseren Tennis-Helden Boris Becker (37) privat im Mallorca-Urlaub.”

Und auf die Frage, “wer (…) denn diese junge Frau an seiner Seite” sei, hatte Hoffmann sogar lauter Antworten parat, wusste nicht nur, dass “das Mallorca-Mädchen” eine “grazile Schönheit” sei, sondern auch, wo sie geboren wurde, welche vier Sprachen sie spricht und wie oder wann sie mit was für einem Autotyp welcher Farbe mit Becker auf Malle rumfuhr. Und dann wusste es Hoffmann noch genauer:

“Sie heißt Elena, kommt aus Berlin und ist gerade mal 17 Jahre jung.”

Das war, wie gesagt, am letzten Samstag. Am Montag hatte “Bild” die Berliner Wohnung der “hübschen Mallorca-Bekanntschaft” ausfindig gemacht und ihr Klingelschild fotografiert. Außerdem hieß es:

“Das Mädchen ist süße 17.”

Und am gestrigen Dienstag hatte “Bild” dann zwar nichts Neues zu berichten, berichtete aber trotzdem über “Elena L. (17)”.

Und heute? Heute, nachdem die Zeitschrift “Gala” exklusiv und gut informiert Beckers Trennung vermelden konnte, ist “die schöne Elena” auf der “Bild”-Titelseite plötzlich:

“(23)”

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