Die “Bild”-Zeitung hatte gestern, was viele deutsche Medien gerne gehabt hätten: 
Und wie kam es dazu, dass ausgerechnet “Bild” diesen Scoop landen konnte? Der ARD-Korrespondent in der Türkei, Peter Althammer, beschrieb die Hintergründe gestern im Magazin “Brisant” so: Diekmann habe beim “Hürriyet”-Chefredakteur angerufen und das Schlagwort “Midnight-Express” fallen lassen — der Titel eines berühmten Hollywood-Filmes, der die schlimmen Verhältnisse in türkischen Gefängnissen extrem dramatisch schilderte. Offenbar war das wie eine Drohung zu verstehen: Die “Bild”-Zeitung könnte massiv in dieser für die Türkei unliebsamen Richtung berichten.* Jedenfalls sprach der “Hürriyet”-Chefredakteur daraufhin nach eigenen Angaben persönlich mit dem türkischen Justizminister und dem Ministerpräsidenten und bekam die Möglichkeit, das Exklusiv-Interview mit dem 17-jährigen für seine Zeitung und für “Bild” zu führen.
Solche Deals haben oft ihren Preis, nicht immer einen finanziellen. Im konkreten Fall mutmaßt Althammer, Marco W. und das Interview könnten von der türkischen Regierung dafür instrumentalisiert werden, die Haftumstände besonders rosig zu malen. Filmaufnahmen des Interviews zeigten, wie ihm “fast demonstrativ” Speisen auf einem Tablett gereicht wurden. Der deutsche Anwalt von Marco W. äußerte bereits den “ganz stillen Verdacht, dass nun die Zustände besser gemacht werden sollen als sie sind”.
Schwer zu sagen, ob das so ist. Aber es fällt auf, wie sich seit dem Interview auch die Berichterstattung in “Bild” geändert hat. Am vergangenen Samstag und Montag nannte “Bild” das Gefängnis den “Horror-Knast”. Gestern, am Tag nach dem Interview, fehlte dieser Begriff; heute spricht “Bild” ausdrücklich vom “angeblichen ‘Horror-Knast'”.
Am Samstag schrieb “Bild”:
Er muss sich mit 30 ausländischen Gefangenen eine Zelle teilen, eine Dusche, eine Toilette. Nur einmal pro Woche darf der Schüler für zehn Minuten seine Mutter sehen. Durch Panzerglas. Sie weint vor Verzweiflung.
Am Sonntag schrieb die “BamS”:
“Marco geht es seelisch sehr schlecht. Er ist körperlich gezeichnet, zittrig, nervös, leidet an Schlafentzug”, so sein Vater.
Heute zitiert “Bild” den “Hürriyet”-Reporter wie folgt:
“Ich war erstaunt. Marco sah zufrieden aus. (…) Hin und wieder lachten wir sogar über das, was er sagte. (…)Marco erzählte von der Zellendusche ohne Duschkopf. ‘Wir seifen uns ein, kippen uns das Wasser mit einem Eimer über den Kopf. Es gibt nur kaltes Wasser. Da wir Sommer haben, ist es sehr angenehm. Die Dusche ist von 7 bis 20 Uhr geöffnet (…)
Und das Knastessen? ‘Es wäre prima, wenn es mal Pommes und Steak gäbe!’ (…)”
Na, das klingt ja ganz lauschig. Schwer vorstellbar, dass “Bild”-Chef Diekmann noch vor wenigen Tagen irgendwelche Assoziationen an “Midnight-Express” gehabt haben soll.
*) Korrektur, 10. Juli: Die “Brisant”-Version der Ereignisse, auf die wir uns teilweise gestützt haben, ist höchst problematisch. Ob Kai Diekmann gegenüber dem “Hürriyet”-Chefredakteur Ertugrul Özkök den Begriff “Midnight Express” benutzt hat, ist zumindest unbewiesen. In dem “Hürriyet”-Artikel, auf den sich ARD-Korrespondent Althammer bezieht, sagt Özkök zwar, er habe mit Diekmann gesprochen. Die Film-Assoziation bringt er aber selbst ins Spiel: “Ich hatte die Befürchtung, dass sich diese Angelegenheit zu einem neuen ‘Midnight Express’ entwickeln könnte.”



Zirkus “Sarrasani”: “Sarrasani-Tiger wohnen jetzt im Supermarkt!” (siehe Ausriss). Mieter hätten sich wegen des Gebrülls beschwert, hieß es. “Bild” zitierte eine 71-jährige Anwohnerin, die sich gar nicht mehr traue, “an unserem alten Supermarkt vorbeizugehen”. Außerdem stinke es “schrecklich”. Eine weitere Mieterin “schimpft” angeblich: “Das Gebrüll hört sich so qualvoll an!” Zwar habe die Stadt die “seltsame Raubtierhaltung” genehmigt. Allerdings zitiert “Bild” einen Amtstierarzt, er habe nicht gewusst, dass die Tiger “im Warenlager” gehalten würden.
wieder über den “Skandal”, den “Bild”-Leser “aufgedeckt” hätten. Unter der Überschrift “Rettet die Tiger aus dem Supermarkt” behauptete “Bild”, Sarrasani lasse seine zwei Tiger “seit Wochen” und “heimlich” im Supermarkt wohnen. Und Tierschützer würden fordern, dass “Sarrasani seine Tiere sofort artgerecht unterbringt”. (Nebenbei: Als wir einen der von “Bild” zitierten Tierschützer fragten, ob er die konkrete Unterbringung der Sarrasani-Tiger kenne, beendete der abrupt das Telefon-Gespräch.)
Sarrasani jetzt aus dem Supermarkt?” “Bild” habe herausgefunden, dass nicht mal der Vermieter der Halle über die “merkwürdige Nutzung als Raubtierkäfig” informiert gewesen sei. “Ob Sarrasani rausfliegt”, wolle der Vermieter nach einem Gespräch entscheiden. Und wieder hieß es, “Bild”-Leser hätten “aufgedeckt, dass der Varieté-Chef seit Wochen seine Tiger (…) mitten im Wohngebiet hausen lässt.”
hatte ein Foto gemacht, das, nun ja, einen Tiger hinter Gittern zeigt, und offenbar die Behauptung Sarrasanis widerlegen sollte, es gehe den Tigern gut. “Bild” fasste noch kurz ihre Kampagne der vorhergehenden Tage zusammen und schrieb, dass sich “wieder Mieter der angrenzenden Wohnblocks bei BILD” gemeldet hätten. Von “mehreren Eingaben wegen des Gebrülls und Gestanks” war die Rede. Zu Wort kam dann allerdings wieder nur die 71-jährige Mieterin, die “Bild” schon am ersten Tag ihrer Kampagne zitiert hatte und die sich nun auch noch über “das Zirkus-Zelt mit Bumbum bis 23 Uhr” beschwerte. “BILD bleibt dran!” hieß es abschließend.



Dabei hat “Bild” sogar so etwas wie einen Foto-Beweis (Ausriss rechts). Welche Bedeutung der rote Kreis um eines der Boote hat, bleibt allerdings mindestens so “rätselhaft” wie das Loch selbst. In den Texten der Nachrichtenagenturen, die das Foto aus “Bild” und viele ähnliche verbreiten, gibt es weder einen Hinweis auf die besondere Bedeutung des markierten Schiffes – noch auf irgendein Loch, das die Boote angeblich absichern.
Gut möglich aber auch, dass
Dabei findet sich z.B. im
Es ist eine 
Der Preis für das Bemühen, die längste und imposanteste Liste von Gast-Autoren aller Zeiten zusammenzubringen, ist hoch. Nicht nur, weil “Bild” dazu eine Presseerklärung zu einem Gastbeitrag umetikettieren muss. Sondern weil die Zeitung dadurch auf die Möglichkeit verzichtet, Bushs Aussagen kritisch zu hinterfragen. Neben drei süßen Fotos, die ihn mit dem Sohn einer HIV-infizierten Mutter zeigen, behauptet Bush in “Bild”:
US-Baseballteam New York Knicks”.