Suchergebnisse für ‘exklusiv’

6 vor 9

“Meine Mutter ist zum Power-User geworden”
(zeit.de, Falk Lüke)
Der Franzose Tariq Krim, Gründer von Netvibes, über seine wachsende RSS-Feed-Community, die Zukunft der alten Medien im Internet und neue Informationskanäle.

«Ehrgeizig, ich? Eher leidenschaftlich»
(weltwoche.ch, Bruno Ziauddin)
Als Chefredaktorin von Vanity Fair und The New Yorker prägte Tina Brown den amerikanischen Journalismus. Ein Gespräch über Lady Di, die Medien und neurotische Männer.

Ich hab dich zum Fressen gern
(werbewoche.ch, Karin Müller)
Hektisch schmückt sich die Braut und verliert an Gewicht, um dann in ihrem schönsten Kleid dem Bräutigam übergeben zu werden. Die Rede ist vom schleichenden Ausverkauf im Hause Ringier.

Titel, Türken, Temperamente
(tagesspiegel.de, Ferda Ataman)
Warum Migranten Zeitungen lieber in ihrer Muttersprache lesen. Ein Redaktionsbesuch bei ?Hürriyet?.

Der Pfennigfuchser und die Ignoranz von RTL
(faz.net, Karen Krüger)
Fast hätte die Kandidatin bei ?Wer wird Millionär?? die halbe Million gewonnen. Hat sie aber nicht. Ein Zuschauer weist nach, dass die entscheidende Antwort nicht eindeutig ist. RTL lobt seinen ?sportlichen Ehrgeiz? – und legt den Fall zu den Akten.

Die exklusive Revolution der neuesten Generation?
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Klappern gehört zum Handwerk der PR-Branche. Kaum eine Pressemitteilung, die nicht übertreibt und schönt. Was sich aber die Verlage im Markt der Programmzeitschriften einfallen lassen, ist an Absurdität schwer zu überbieten. DWDL.de-Chefredakteur Thomas Lückerath wirft einen Blick auf “tv14”, “tv life” und “TV Guide”.

Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan

Ende April, also vor sechs Wochen, hatte “Bild” bekannt gegeben, dass der Afrika-Aktivist Bob Geldof kurz vorm anstehenden G8-Gipfel “für 1 Tag BILD-Chefredakteur” werden würde. Der Ankündigung folgte eine sechsteilige “Bild”-Serie “Sir Bob Geldof exklusiv in BILD” und am vergangenen Freitag schließlich Geldofs “Afrika-BILD”.

“Pop trifft Politik”

Geldof erinnerte Merkel laut “Bild” unter anderem an die Zusage, “die Entwicklungshilfe bis 2010 auf 0,51 Prozent der Wirtschaftskraft der G8-Staaten anzuheben”, Merkel erwiderte, die deutsche Entwicklungshilfe werde “2008 um etwa 750 Millione Euro aufgestockt”, Geldof fand das zu wenig, Merkel erwiderte, man werde gemachte Zusagen erfüllen.

“Bild” hatte Bob Geldof gelobt, Bob Geldof hatte sich bei “Bild” bedankt — und Bundeskanzlerin Angela Merkel treffen dürfen (O-Ton Geldof: “Angela Merkel ist eine Vermittlerin, wie sie im Buche steht. (…) Diese Frau hat echt was im Kopf. Zu meiner Überraschung ist Angela Merkel aber auch eine sehr warmherzige Persönlichkeit. Mit ihrem Intellekt habe ich gerechnet, aber nicht mit dieser Wärme und Offenheit”). Geldofs Interview mit Merkel (siehe Kasten) war einer der Höhepunkte seiner “Afrika-BILD”.

Tags drauf durfte Bob Geldof noch einmal sagen, wie gut ihm seine “Afrika-BILD” gefallen hat und dass sein Tag als “BILD-Chefredakteur” einer der besten Tage seines Lebens gewesen sei.

Danach wurde es in “Bild” stiller um Geldof:

  • eine kurze Meldung aus London: “Bob Geldof (55) und Naomi Campbell (37) unterstützen die Krebs-Stiftung”
  • eine kurze Meldung aus Rostock: “Pop-Stars wie Herbert Grönemeyer, U2-Sänger Bono, Bob Geldof und die ‘Die Toten Hosen’ haben gestern bei einem Konzert in Rostock vor 70000 Zuhörern ihre ‘Stimmen gegen Armut’ erhoben.”
  • und am vergangenen Donnerstag unter der Überschrift “G8-News: Bauern wollen Geld für zertrampelte Felder” dies:

    (…) Kanzlerin Merkel traf gestern auch mit Bono und Bob Geldof zusammen (Foto) – die Popstars forderten sie zu einer Umsetzung der Versprechen gegenüber Afrika auf. Abends wollte Geldof, der erst vor wenigen Tagen eine BILD-Afrika-Ausgabe gestaltet hatte, auch mit US-Präsident Bush sprechen. (…)

Anderen Medienberichten zufolge gibt diese kurze Zusammenfassung vielleicht nicht so ganz den Kern des Treffens zwischen Bono, Geldof und Merkel wieder. Und dass Geldof den G8-Gipfel gestern abschließend als “Farce” bezeichnet hatte, weil sich Merkel “zwar bei einem Treffen ihre Vorschläge für eine größere Afrikahilfe angehört, aber leider alle zurückgewiesen” habe und das G8-Abschlussdokument zu Afrika [pdf] “ein zynischer Text” sei, in dem lediglich alte Versprechungen wiederholt würden, findet sich heute in der kläglichen “Bild”-Formulierung (“Bob Geldof und Bono kritisierten die Beschlüsse.”) wieder. Es gibt schließlich, nun ja, Wichtigeres.

Und außerdem hatte “Bild” diese leidige Afrika-Sache doch bereits gestern schon auf gewohnte Weise abgehakt:

“Bild” schlägt Terror-Alarm beim Gipfel

Man kann sich vorstellen, dass dies ungefähr die bestmögliche Schlagzeile einer Boulevardzeitung in diesen Tagen ist:

Riesenlöcher im Unterwasser-Zaun entdeckt! Terror-Alarm beim Gipfel!

Noch dazu, wo es sich um eine Exklusiv-Geschichte handelt. Oder anscheinend: eine Ente.

“Bild” schreibt unter Berufung auf “höchste Sicherheitskreise” und einen “Top-Sicherheitsmann”:

Im 4,5 Kilometer langen Unterwasser-Sperrnetz, das die Staats- und Regierungschefs vor terroristischen Angriffen von See her schützen soll, wurden zwei riesige Löcher entdeckt! (…) ein mutmaßlicher Sabotageakt! (…) Außerdem war ein Straff-Seil zwischen zwei Verankerungen auf einer Länge von 15 Meter beschädigt. Sofort sicherten rd. 50 Polizeiboote das Leck in der Netzsperre. Versuche, die beiden Löcher zu reparieren, schlugen fehl.

Die Polizei dementierte in der vergangenen Nacht umfassend:

“In der Netzsperre, die den G-8-Tagungsort seeseitig sichert, sind weder größere Löcher entdeckt worden, noch war ein Spannseil auf der Länge von 15 Metern beschädigt. Ein Sicherheitsdefizit besteht nicht.”

Polizeiboote sichern das rätselhafte Loch im Sicherheitsnetz abDabei hat “Bild” sogar so etwas wie einen Foto-Beweis (Ausriss rechts). Welche Bedeutung der rote Kreis um eines der Boote hat, bleibt allerdings mindestens so “rätselhaft” wie das Loch selbst. In den Texten der Nachrichtenagenturen, die das Foto aus “Bild” und viele ähnliche verbreiten, gibt es weder einen Hinweis auf die besondere Bedeutung des markierten Schiffes – noch auf irgendein Loch, das die Boote angeblich absichern.

“Bild” spekuliert auch über einen möglichen Zusammenhang mit der Durchsuchung eines Greenpeace-Schiffes durch die Polizei:

Vorsorglich enterten Beamte der Bundespolizei von fünf Schiffen aus die auf der Ostsee kreuzende “Arctic Sunrise”.
Das sturmerprobte Schiff, ein ehemaliger Eisbrecher, gehört seit 1996 zur “Greenpeace”-Flotte. Nach BILD-Informationen machten die Beamten alle Schlauchboote an Bord – bis auf eines – unbrauchbar, stellten außerdem einen Heißluftballon sicher.

Hui, “nach ‘Bild’-Informationen”, das klingt investigativ. Lustig, diese Formulierung in einen Absatz zu schreiben, dessen Inhalt vollständig einer Pressemitteilung entstammt, die Greenpeace gestern um kurz vor 18 Uhr herausgegeben hat:

Die Wasserschutzpolizei Rostock und die Bundespolizei haben heute das Greenpeace-Schiff “Arctic Sunrise” auf der Ostsee außerhalb des Sperrgebietes von Heiligendamm durchsucht. Die Beamten beschlagnahmten einen Heißluftballon und machten die Schlauchboote an Bord fahruntüchtig, bis auf eines. Die Beamten waren mit fünf Schiffen (…) längsseits gegangen. (…) Die “Arctic Sunrise”, ein ehemaliger Frachter und Eisbrecher, wurde 1996 für Greenpeace umgerüstet.

Mit Dank an Mark F., Jens L., Matthias W. und Astrid G.!

Nachtrag, 8. Juni. “Bild” schreibt heute:

Die Polizei dementierte gestern zunächst den BILD-Bericht über zwei Löcher im 4,5 Kilometer langen Seenetz vor dem Luxushotel. Später räumte sie dann ein: “Offensichtlich durch Seegang wurde das Netz durch die Wellenbewegung zusammengeschoben.”

BILD bleibt bei seiner Darstellung: Am Seenetz wurde offenbar manipuliert — es gab zwei Löcher! BILD wurde diese Version in hohen Sicherheitskreisen noch einmal ausdrücklich bestätigt!

Neue EM-Trikots des DFB jetzt auch in “Bild”

Gut möglich, dass sich inzwischen herumgesprochen hat, dass das Wort exklusiv in “Bild” gelegentlich etwas anderes bedeutet als im allgemeinen Sprachgebrauch.

Gut möglich aber auch, dass “Bild” sich davon nicht beirren lässt — und auch heute wieder (mit entsprechender Ankündigung auf der Titelseite) in einer angeblich “exklusiven” Meldung behauptet:

Es ist geheime Kommandosache, soll erst im November vorgestellt werden. BILD enthüllt es jetzt: Das Deutschland-Trikot für die Europameisterschaft 2008!

Dabei findet sich z.B. im offiziellen Forum des FC Schalke 04 offenbar bereits seit Freitag letzter Woche ein Link, der die “Bild”-Behauptung (“jetzt”, “exklusiv”, “enthüllt”) eindeutig widerlegt.

Mit Dank an Sascha M. für den Hinweis.
 
Nachtrag, 10.40 Uhr (mit Dank an Alex W., Heiko E. und andere): Auch hier und hier wird bereits seit dem 31. Mai in aller Öffentlichkeit über das neue Trikot-Design diskutiert.

Nachtrag, 8.6.2007: Auch einen Tag nach der angeblichen “Exklusiv”-Meldung blieb die “Bild”-Zeitung bei ihrer Darstellung und behauptete unter der Schlagzeile “Riesen-Diskussion um das neue Deutschland-Trikot”:

BILD hat es gestern exklusiv enthüllt — und jetzt diskutiert Fußball-Deutschland (…).

Nachtrag, 10.6.2007: Auch Bild.de beharrt auf der nachweislich falschen Behauptung, dass das neue Trikot erst durch “Bild” öffentlich geworden sei und schreibt:

BILD hat das Design des neuen Nationaltrikot exklusiv enthüllt.

Bob Geldof arbeitet mit “Bild”-Methoden

Es ist eine sehr eindrucksvolle Liste von Prominenten und Politikern, die die “Bild”-Zeitung in ihrer heutigen Sonderausgabe versammelt hat, um für mehr Hilfe für Afrika zu werben. Und es ist eine eindrucksvolle Demonstration, was eine Zeitung wie “Bild” auf die Beine stellen kann, wenn sie versucht, ihre Beziehungen, ihre Reichweite und die Mittel des Boulevardjournalismus für einen guten Zweck einzusetzen. Keine Frage.

“Bild” selbst ist auch ganz begeistert und lässt die eigene Aktion von Ersatz-Chefredakteur Bob Geldof als “historische BILD-Ausgabe” feiern, die eine “einmalige Koalition aus Künstlern, Unternehmern, Politikern, Journalisten, Sportlern, Staatsmännern und den Völkern aller Nationen” versammelt habe. Sogar der amerikanische Präsident George W. Bush scheint Teil dieser Koalition zu sein und eigens für die Afrika-Ausgabe einen Gastbeitrag geschrieben zu haben:

"US-Präsident George W. Bush exklusiv in BILD"

Auch eine solche womöglich gut gemeinte Sonderausgabe ist für “Bild” also kein Grund, plötzlich wahrhaftig zu berichten, denn Bushs Text ist alles andere als “exklusiv”. Es handelt sich um eine Rede, die George W. Bush am Mittwochmittag (Ortszeit) im Rosengarten des Weißen Hauses vor Journalisten gehalten hat — in einer gekürzten, übersetzten und mit Flüchtigkeitsfehlern durchsetzten Version.

Zum Vergleich:

Bushs Rede Bush “exklusiv” in “Bild”
When I took office, an HIV diagnosis in Africa’s poorest communities was usually a death sentence. Parents watched their babies die needlessly because local clinics lacked effective treatments. Als ich mein Amt antrat, war eine HIV-Infektion in Afrikas ärmsten Gemeinden ein Todesurteil. Eltern mussten zusehen, wie ihre Babies einen unnötigen Tod starben, weil die örtlichen Kliniken keine wirkungsvollen Behandlungen anbieten konnten.
This modern-day plague robbed Africa and other countries of the hope of progress, and threatened to push many communities toward chaos.

The United States has responded vigorously to this crisis.

Diese moderne Plage raubte Afrika und anderen Ländern ihre Hoffnung auf Fortschritt und drohte viele Gemeinschaften ins Chaos zu stürzen. Wir reagieren mit aller Macht auf diese Katastrophe.
usw. usf.

Der Preis für das Bemühen, die längste und imposanteste Liste von Gast-Autoren aller Zeiten zusammenzubringen, ist hoch. Nicht nur, weil “Bild” dazu eine Presseerklärung zu einem Gastbeitrag umetikettieren muss. Sondern weil die Zeitung dadurch auf die Möglichkeit verzichtet, Bushs Aussagen kritisch zu hinterfragen. Neben drei süßen Fotos, die ihn mit dem Sohn einer HIV-infizierten Mutter zeigen, behauptet Bush in “Bild”:

Wegen dieses Erfolges beantrage ich beim amerikanischen Kongreß [sic], dass die Anstrengungen im Kampf gegen die Plage HIV/Aids verdoppelt werden und zusätzliche 30 Milliarden Dollar für die Prävention, Behandlung und Nachsorge von HIV/Aids in den nächsten 5 Jahren zu genehmigen. (…)

Soviel Hilfe gab es noch nie und diese Hilfe ist die größte Zusage die je eine Nation im Kampf gegen eine einzelne Seuche in der Geschichte der Menschheit gemacht hat.

Kritiker relativieren diese Superlative. Sie weisen zum Beispiel darauf hin, dass die Zahl der Patienten, die von den amerikanischen Hilfen profitieren, gegenüber dem bereits bestehenden Programm nur leicht steigen würde — prozentual entspräche das sogar einem Rückgang. Und von einer “Verdoppelung” der Ausgaben zu sprechen, wie Bush es tut, sei ohnehin irreführend.

Darüber kann man natürlich streiten. Aber man kann es nicht, wenn man ohne jede journalistische Einordnung einfach eine Presseerklärung des amerikanischen Präsidenten unter der Überschrift “US-Präsident George W. Bush exklusiv in BILD: Soviel Hilfe gegen Aids gab es noch nie!” abdruckt.

PS: “Spiegel Online” sieht in der Afrika-“Bild” einen Beweis dafür, “wie rasch moralische Beweggründe sich in einen wohlfeilen Moralismus verwandeln können, der in verlogenem Kitsch und objektivem Zynismus endet”.

Mehr zur “Afrika-BILD” hier und hier.

Schon wieder geheime DSDS-Listen aufgetaucht

Vielleicht ist gestern bei “Bild” jemand ganz aufgeregt zum diensthabenden Redakteur gelaufen und hat mit sich überschlagender Stimme gerufen: “Chef! Chef! Ich hab sie! Ich hab die genauen Abstimmungsergebnisse von ‘Deutschland sucht den Superstar’! Die total geheimen Abstimmungsergebnisse, von jeder Folge! Das ist die Sensation! Darf ich’s aufschreiben? Bitte?”

Die wahren Abstimmungs-Ergebnisse
BILD liegen die geheimen Listen mit den Ergebnissen der Telefonabstimmungen aller "Superstar"-Sendungen vor. Lesen Sie hier, wie die Zuschauer entschieden haben.

Und falls Sie auch gerade ein Déjà-vu haben:

20. März 2006:

Exklusiv in BILD: So haben die Zuschauer abgestimmt

14. März 2004:

BamS liegen die geheimen Abstimmungslisten vor.

10. März 2003:

BILD liegen die geheimen Listen mit den Ergebnissen der Telefonabstimmungen aller “Superstar”-Sendungen vor.

Um also das Wort “geheim” ein bisschen zu erläutern: In vier von vier DSDS-Staffeln hat RTL die “wahren Abstimmungs-Ergebnisse” spätestens am Montag nach dem Finale veröffentlicht, heute zum Beispiel um 10.05 Uhr. Und in vier von vier Staffeln hat RTL die Ergebnisse vorher schnell noch an “Bild” oder “Bild am Sonntag” weitergereicht.

Kurz korrigiert (415)

Seit geraumer Zeit kooperiert Bild.de auch mit dem Schuhdiscounter Deichmann. Neuerdings kooperiert Deichmann auch mit der Popgruppe Pussycat Dolls. Und über die Pussycat Dolls berichtet Bild.de häufiger — sei es, dass sie mit Deichmann kooperieren (und Bild.de “exklusiv die Video-Vorschau” zeigte), oder…

auch heute wieder: Laut Bild.de war nämlich eine der Sängerinnen der Pussycat Dolls, “bislang Cheerleaderin beim legendären US-Baseballteam New York Knicks”.

Dass aber das “legendäre US-Baseballteam” New York Knicks ausgerechnet einen Basketball im Logo hat (siehe Ausriss), gibt uns zu denken.

Mit Dank an die zahlreichen Hinweisgeber.

Nachtrag, 16.30 Uhr: Bild.de hat ihren “Baseball”-Fehler durch Hinzufügen der Buchstaben k und t an der richtigen Stelle korrigiert.

Neu: Nichts Neues von Beckenbauer über “Klinsi”

Auf Bild.de steht heute, dass Ex-Fußballbundestrainer Jürgen Klinsmann “nach Informationen der BILD-Zeitung” offenbar doch Trainer des britischen Fußballclubs Chelsea London werden könnte. Weiter heißt es dort, Franz Beckenbauer habe sich in der britischen “Sun” von heute zu dem Thema geäußert:

Kaiser Franz in der “Sun”: “Er müsste aus Kalifornien nach England umziehen. Ein Klub in einer Liga mit 20 Mannschaften, die auch Weihnachten und Neujahr spielt, dazu die nationalen Cup-Wettbewerbe und die Champions League — das ist nicht aus der Ferne zu handhaben. London frisst dich auf mit Haut und Haaren. Da kann man nicht wie als deutscher Teamchef zwischendurch in Amerika ausspannen.” Beckenbauer weiter: “Zwei Jahre in Chelsea können dich genauso fertig machen wie vier Jahre bei einem anderen Klub.”

Das kommt uns irgendwie bekannt vor:

Chelsea bedeutet: Komplett-Umzug von Kalifornien nach London. Eine Liga mit 20 Klubs, Spiele am zweiten Weihnachtstag und Neujahr, mehrere nationale Pokalwettbewerbe und die Champions League. Als Zugabe noch die wenig zimperliche englische Presse. London frisst dich auf mit Haut und Haaren, da hat man keine Zeit — wie als Bundestrainer — in Amerika zu entspannen. (…) Bei den Erwartungen in Chelsea sind zwei Jahre als Trainer so aufreibend wie vier bei einem anderen Klub.

"Exklusiv: Kaiser Franz schreibt in BILD"So stand’s gestern in “Bild”. “Exklusiv” aufgeschrieben von “Kaiser Franz” (siehe Ausriss). Und es sind bei Weitem nicht die einzigen Beckenbauer-Zitate aus der heutigen “Sun”, die quasi identisch sind mit dem, was Beckenbauer gestern in der “Bild”-Zeitung geschrieben hatte. Das hätte man leicht rausfinden können, denn der exklusive “Bild”-Text von Beckenbauer ist auf Bild.de sogar direkt verlinkt.

Aber offenbar zitiert man bei “Bild” lieber die “Sun” als sich selbst. Man weiß ja nie.

Mit Dank für den sachdienlichen Hinweis an Andreas U.

“Kein Respekt vor der Privatsphäre der Kanzlerin”

Im Jahr 2006 verbrachte Angela Merkel ihren Osterurlaub auf Ischia.

Und als britische Boulevardzeitungen dies zum Anlass nahmen, Paparazzifotos der deutschen Bundeskanzlerin abzudrucken und despektierlich zu kommentieren, berichtete bekanntlich auch “Bild”:

Kein Respekt vor der Privatsphäre der Kanzlerin (…)

"IZwei britische Zeitungen (“Sun”, “Daily Sports”) verhöhnen unsere Kanzlerin, drucken intime Pool-Fotos von Angela Merkel und ihrem Mann, Prof. Joachim Sauer. Heimlich aufgenommen beim Osterurlaub auf Ischia!

Es sind Aufnahmen aus dem Privatbereich, die kein Mensch von sich in der Zeitung sehen möchte.
(Hervorhebungen von uns.)

In diesem Jahr verbringt Merkel wieder ihren Osterurlaub auf Ischia.

Und während Bild.de und andere (wie schon im letzten Jahr) das Ehepaar Merkel/Sauer beim bloßen Herumbummeln zeigen, druckt “Bild” heute auf Seite 2 ein großes Foto von Merkel und Sauer im Hotel-Pool. Man könnte die Aufnahme aus dem Privatbereich ein intimes Pool-Foto nennen, heimlich aufgenommen beim Osterurlaub auf Ischia — und gekauft von einer Agentur, die noch viele weitere “exklusive” Paparazzifotos von Merkel (“am Hotelpool”, “am Strand”, “gönnt sich ein Schläfchen unter Palmen”) im Angebot hat.

Im vergangenen Jahr zitierte “Bild” den Vize-Regierungssprecher Thomas Steg mit den Worten: “Auch die Bundeskanzlerin und ihr Mann haben ein Recht auf Privatsphäre!”

Und zu den aktuellen Merkel-Fotos sagte uns ein Regierungssprecher nun auf Anfrage: Es habe auf Ischia “keinen offiziellen Fototermin” mit Merkel gegeben, die Fotos seien “ohne ihr Einverständnis” gemacht und veröffentlich worden — und Merkels Urlaubsreisen “eigentlich eine private Angelegenheit”. Dennoch wird die Bundesregierung es wohl auch jetzt so handhaben wie im vergangenen Jahr, als sie “die Sache auf sich beruhen lassen” wollte (“Juristische Schritte sind nicht beabsichtigt”).

Bei “Bild” aber ist die Entscheidung, ob man sich über eine Verletzung der Privatsphäre eines Menschen empört (2006) oder die Privatsphäre selbst verletzt (2007), offensichtlich keine Frage des Respekts oder des Rechts — sondern davon abhängig, was der Redaktion gefällt.

Nachtrag, 11.4.2007: Auch der “Berliner Kurier” druckte gestern (unter der Überschrift: “Planschela Merkel: So verliebt, so glücklich — Die Sonnentage der Klima-Kanzlerin”) ein Paparazzifoto derselben Agentur von Merkel und Sauer im Pool.

Nachtrag, 13.4.2007: Und der “Stern” druckt dasselbe Foto wie “Bild” in seiner aktuellen Ausgabe (16/2007) sogar als “Bild der Woche” auf einer Doppelseite und schreibt scheinheilig dazu: “Sie hat es wieder getan. Trotz schlechter Erfahrungen aus dem vergangenen Jahr. Trotz dreister Paparazzi-Überfälle und bösartiger Bild-Attacken vor allem in ausländischen Boulevardzeitungen. Kanzlerin ANGELA MERKEL ist über Ostern wieder nach Ischia gereist. (…)” An der grundsätzlichen Unzulässigkeit des Abdrucks ändert jedoch auch das nichts.

Allgemein  

Im Zweifel für den Rufmord

Am Freitag, dem 9. März, waren zwei Jungen, elf- und zwölfjährig aus Leipzig, von zu Hause ausgerissen und hatten eine Nacht bei einem 28-jährigen Berliner verbracht. Am Samstagmorgen wurden sie dort von der Polizei abgeholt. Soweit das.

Aber dies ist die Geschichte, wie “Bild” einen Mann zwei Tage lang fast seitenfüllend zu Unrecht als “Kinder-Fänger in der Unterhose” verunglimpfte — und, nachdem sich der Mann dagegen wehrte, die Schuld nicht bei sich, sondern bei anderen suchte.

"Der Kinderfänger in der Unterhose" "Warum sitzt dieser Kinderfänger nicht im Knast?"Am 15. und 16. März berichtete “Bild” über einen 28-jährigen Mann (siehe Ausrisse). “Bild” nannte ihn zwar Horst Z., nannte aber auch den Berliner Stadtteil, in dem er wohnt, und garnierte beide Geschichten mit einem großen Foto von Horst Z., auf dem er nicht unkenntlich gemacht war. In beiden Artikeln behauptete “Bild”, der “Kinderfänger in der Unterhose” sei “wegen Kindesmissbrauchs” vorbestraft. Zudem erweckte “Bild” in beiden Artikeln den Eindruck, als sei den Jungen etwas Schlimmes widerfahren. So fragte sie am 15. März bereits in der Unterzeile: “Was hat er ihnen nur angetan?”

Dabei wusste man bei “Bild” schon da, dass Ärzte festgestellt hatten, dass die Jungs “körperlich unversehrt” waren. Dennoch schrieb “Bild” noch am 16. März:

Gestern berichtete BILD über Horst Z. (28), den vorbestraften Kinderfänger in der Unterhose. (…) Aber warum kam der Mann, der wegen Kindesmissbrauchs vorbestraft ist, nicht gleich in den Knast?

Und der Text endet mit den Worten:

Elf Stunden hatte Horst Z. so Zeit mit den Kindern. Was in der Zeit geschah, weiß niemand…

"Gegendarstellung"Danach dauerte es zwei Wochen, bis “Bild” am vergangenen Freitag erneut über Horst Z. berichtete. Diesmal allerdings wesentlich weniger auffällig und in Form einer Gegendarstellung (siehe Ausriss), in der drei Dinge richtig gestellt wurden:

In der Bildzeitung vom 15. März 2007 verbreiten Sie (…) über mich die Darstellung, ich sei wegen Kindesmissbrauchs vorbestraft. Das ist falsch. Ich bin nicht vorbestraft.

Sie zitieren mich wie folgt: “Später schliefen sie in meinem Bett ein. Ich habe ihnen zugeschaut, bin wohl auch eingenickt.” Dazu stelle ich fest: ich habe weiter gesagt, dass ich nicht in meinem Bett lag dabei, sondern auf einer Fitnessliege.

Zu ihrer Darstellung in der Bildzeitung vom 16. März 2007 (…), ich hätte die Jungs eine Nacht lang in meiner Wohnung gehalten, erst dann seien sie von der Polizei befreit worden, stelle ich fest: Die Jungs gingen ein und aus, auch ohne mich. Sie mussten nicht befreit werden.

“Bild” schreibt zu dieser Gegendarstellung in einer Anmerkung der Redaktion:

Horst Z. hat recht. Die Falschbehauptung über die Vorstrafe basierte auf einer falschen Pressemitteilung der Leipziger Polizei, die zwischenzeitlich zurückgezogen wurde. Die Polizei ermittelte auch gar nicht wegen der Beherbergung der beiden Ausreißer gegen Horst Z., weil es keinerlei Straftaten gab.

Also alles die Schuld der Leipziger Polizei?

Nicht wirklich. Zwar hieß es in einer Pressemitteilung der Polizei vom 13. März tatsächlich, dass Horst Z. wegen Kindesmissbrauchs vorbestraft sei. Doch dass den Jungen nichts passiert war, ließ sich ihr auch deutlich entnehmen. So hieß es darin:

Umgehend wurden die Berliner Kollegen informiert, die die zwei Kinder am Samstagmorgen wohlbehalten aus der Wohnung des “Mitreisenden” herausholten. (…) Laut eigenen Aussagen wurde den Kindern kein Leid zugefügt.

Außerdem habe die Leipziger Polizei, so eine Sprecherin zu BILDblog, bereits am 14. März, also einen Tag vor dem ersten “Bild”-Artikel, die Pressemitteilung zurückgezogen, in der Horst Z. als wegen Kindesmissbrauchs vorbestraft bezeichnet worden war. Zugleich habe man die Medien über den Fehler informiert.

Die “Bild”-Zeitung hielt das nicht von ihrer falschen und verunglimpfenden “Exklusiv-Story” ab. Sie muss nach unseren Informationen ein erhebliches Schmerzensgeld an Horst Z. zahlen.

Blättern:  1 ... 48 49 50 ... 64