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“Bild” stützt Althaus mit “raschen, festen Schritten”

“Mediale Kumpanei” – Unter diesem Titel fasst das NDR-Medienmagazin “Zapp” Merkwürdigkeiten in der “Bild”-Berichterstattung über den Thüringischen Ministerpräsidenten Dieter Althaus zusammen, der sich seit nunmehr sieben Wochen in einer Klinik von den Folgen eines schweren Skiunfalls erholt und dessen Vater kürzlich verstarb.

Von der Beerdigung des Vaters nämlich, zu der laut “Zapp” für die zahlreichen Journalisten ein “Fotoverbot” angeordnet worden war, berichtete “Bild”-Reporter Jan Wehmeyer über Althaus:

Ganz vorsichtige Schritte macht er, zu sehr geschwächt ist er nach seinem schweren Skiunfall (…). Gestützt von Ehefrau Katharina (47) nahm der Politiker auf der Bank Platz. Blasses Gesicht, die linke Hand ist verbunden. Ein Reporter der Nachrichtenagentur AP beschreibt, wie Althaus sich mehrfach nach vorne beugte, “als werde er vom Schmerz übermannt; auch musste er sich oft hinsetzen”. Bei Gesängen bewegte Althaus nur die Lippen. (…)

Und ähnlich war auch die quasi einhellige Einschätzung anderer Medien (die zudem vom Bruder des Ministerpräsidenten Bernd Uwe Althaus in einem ungewöhnlich ehrlich wirkenden MDR-Interview bestätigt wird).

Dennoch stand bereits einen Tag nach obigem “geschwächt”-Artikel etwas ganz anderes in “Bild”. Unter der Überschrift “Rückkehr! Althaus will Ministerpräsident in Thüringen bleiben” und illustriert mit einem Exklusiv-Foto am Grab seines Vaters (ohne Quellenangabe) schrieb wiederum “Bild”-Reporter Wehmeyer:

(…) Kurz darauf verlässt Althaus (schwarzer Wollmantel, breitkrempiger Hut) mit festen, raschen Schritten den Friedhof, wird wieder in die Reha-Klinik nach Allensbach zurückgefahren. Die Genesung des Ministerpräsidenten von seinem Schädel-Hirn-Trauma macht weiter Forschritte. (…) Mittlerweile ist klar: Dieter Althaus wird schon bald in die Politik zurückkehren. (…)

Laut “Zapp” ist das Exklusiv-Foto “offenbar kein heimlicher Schnappschuss”. So hält es ein Redakteur der “Thüringer Allgemeinen” für “sehr gut inszeniert”, und Christiane Kohl von der “Süddeutschen Zeitung” wiederholt noch einmal, was sie (wie auch “Spiegel Online”) bereits aufgeschrieben hatte: dass ihr nämlich aus CDU-Parteikreisen bestätigt wurde, Althaus habe das Foto in der “Bild”-Zeitung “bestellt”.

Déjà Vu?

Ob Althaus oder Schröder, Steinmeier oder Friedbert Pflüger, ob RWE, Lufthansa, E.on, McDonalds oder bloß (und immer) “Pop-Titan” Dieter Bohlen – es scheint, als bedeute “unabhängig” und “überparteilich” für die “Bild”-Zeitung nur, dass es ihr letztlich egal ist, für wessen Interessen sie sich einspannen lässt.

Bei entsprechender Gegenleistung ist “Bild” offenbar bereit, sogar die Beschreibung der Wirklichkeit entsprechend anzupassen – und sei es, wie im Fall Althaus, von einem Tag auf den anderen um 180 Grad.

Kurz korrigiert (493 & 494)

"Sexy Rennfahrerin Danica Patrick könnte sehr bald die erste Frau in der Königsklasse des Motorsports werden."

…schreibt Bild.de heute, weil der “US-Rennstall” USF1, der sich mit dem Gedanken trägt, im nächsten Jahr in der Formel 1 zu starten, Interesse an der amerikanischen IndyCar-Fahrerin bekundet hat (Danica Patrick selbst wurde offenbar noch nicht gefragt).

Indes könnte Patrick, selbst wenn sie wollte, nicht die “erste Frau in der Königsklasse des Motorsports” werden. Den Titel hat bereits die Italienerin Maria Teresa de Filippis inne, die im Jahr 1958 an mehreren Rennen teilnahm.

Gut, das ist lange her. Aber es gab noch weitere Frauen in der “Königsklasse des Motorsports”: Lella Lombardi zum Beispiel oder Divina Galica, die sich allerdings, ebenso wie später Desiré Wilson und Giovanna Amati, für kein offizielles Rennen qualifizieren konnte.

Etwas später behauptet Bild.de dann auch noch:

"Klappt der Wechsel in die Formel 1 wäre Patrick Team-Kollegin von Rennfahrer Scott Speed, der eines von zwei Cockpits bei USF1 bereits sicher hat."

Das wäre allerdings eine wirklich exklusive Nachricht. Alle anderen Medien wissen nämlich bislang nur zu berichten, dass Scott Speed lediglich ein möglicher Kandidat für USF1 ist.

Mit Dank an die zahlreichen Hinweisgeber.

Nachtrag, 18.2.2009: Warum nicht gleich so?
"Sexy Rennfahrerin Danica Patrick könnte sehr bald der Hingucker in der Königsklasse des Motorsports werden."
… und die Passage über Scott Speed wurde ersatzlos gestrichen.

“Bild” hält “Gaskammer” für Gaskammer

Morgen abend um 18 Uhr wird in der Berliner Axel-Springer-Passage die Ausstellung “Pläne von Auschwitz – Dokumente des systematisch organisierten Völkermordes” eröffnet. Die Ausstellung wird u.a. präsentiert von der “Bild”-Zeitung.

Denn gezeigt werden in der Ausstellung vor allem einige Ende 2008 in Berlin entdeckte Baupläne, die bereits am 8. November erstmals (und zunächst exklusiv) in “Bild” zu sehen waren.

Der Fund ist offenbar für die Fachwelt nicht uninteressant. Der Kulturhistoriker und Auschwitz-Forscher Robert Jan van Pelt beispielsweise ist am Wochenende aus Kanada, wo er als Professor an der Universität Waterloo lehrt, eingeflogen, um sich die Pläne in Berlin genauer anzuschauen, über die “Bild” im November behauptete:

Es sind Pläne des nationalsozialistischen Vernichtungslagers Auschwitz. (…)

Die Dokumente enthüllen aber auch: Jeder, der mit Planung und Bau des Konzentrationslagers im Entferntesten befasst war, wusste, dass hier Menschen fabrikmäßig vergast werden sollten. Die Unterlagen widerlegen darüber hinaus auch die allerletzten Holocaust-Leugner.

Und “Bild” gibt sich sehr sicher, zu wissen, was die Plänen zeigen:

Das erschütterndste Dokument des Grauens: der Plan einer “Entlausungsanlage”. Von einem “Auskleideraum” führen Türen in einen “Wasch- und Brauseraum” und von dort in einen “Ankleideraum”. Vom Ankleideraum gehen aber auch Türen in zwei “Vorräume” und von dort durch “Schleusen” in eine “Gaskammer”. Schwarz auf weiß steht es auf dem Plan: “GASKAMMER”.

Dass in der 11,66 mal 11,20 Meter großen “Gaskammer” nicht Kleidungsstücke mit dem bei der SS üblichen Blausäure-Mittel entlaust, sondern Menschen vergast werden sollten, muss als sehr wahrscheinlich angenommen werden. Denn der Plan, der von einem “Häftling Nr. 127” in Auschwitz gezeichnet wurde, stammt vom 8. November 1941. Zu diesem Zeitpunkt experimentierte Lagerkommandant Rudolf Höß bereits mit dem Blausäuremittel “Zyklon B”, mit dem er im Stammlager Auschwitz kranke Häftlinge und russische Kriegsgefangene ermorden ließ.

Damals jedoch berichtete sogar die “Bild”-Schwesterzeitung “Die Welt” andertags weitaus zurückhaltender:

(…) Es ist gut vorstellbar, dass der Plan mit dem Eintrag “Gaskammer” die zeitweise Planung einer Mordfabrik in Auschwitz-Birkenau darstellt. Sie wurde jedoch in dieser Form nicht realisiert (…).
(Hervorhebung von uns.)

Und Auschwitz-Forscher van Pelt, der als einer der führenden Auschwitz-Experten gilt, zeigt sich mit der “Bild”-Veröffentlichung wenig einverstanden. So finden sich offenbar identische Baupläne, wie die, die “Bild” zeigte und jetzt ausstellt, u.a. in seinem bereits 1996 erschienenen Standardwerk “Auschwitz: Von 1270 bis heute”. Und van Pelt selbst findet für das, was “Bild” im November behauptet hatte, auf Anfrage von uns deutliche Worte:

Tatsächlich ist es der Plan – gezeichnet von Häftling 127 am 8. November 1941 – einer ECHTEN Entlausungsanlage, die für diesen Zweck gebaut und niemals für einen anderen Zweck als zur Entlausung oder Desinfektion vorgesehen war oder genutzt wurde. Die Gaskammer, die der Plan zeigt, ist eine Entlausungs-Gaskammer. Ausgestaltung und Aufbau des Gebäudes sind eine vereinfachte Version der üblichen Bauweise von Entlausungsgebäuden (…) und gleicht in keiner Weise dem Aufbau der Tötungseinrichtungen, die später in Auschwitz-Birkenau oder andernorts erstellt wurden.

Wie übrigens das Schweizer Populärwissenschaftsmagazin “Mysteries” in seiner aktuellen Ausgabe berichtet [pdf], hat Robert Jan van Pelt nach der November-Veröffentlichung “mit der ‘Bild’-Redaktion Kontakt aufgenommen und ihr vorgeschlagen, die Auschwitz-Pläne unbedingt von wissenschaftlichen Experten begutachten zu lassen – etwas, das eigentlich bereits vor der Veröffentlichung durch die Zeitung hätte geschehen müssen”.

Zurückrudern:

“Bei den Bauplänen handelt es sich um die einzigen Originale dieser Art, die in Deutschland bislang gefunden wurden, teilten die Chefredakteure der Zeitungen ‘Bild’ und ‘Welt’ mit (…). ‘Für die Fachwissenschaftler bringen diese Dokumente die eine oder andere Ergänzung; dem Laien verdeutlichen sie, wie systematisch die nationalsozialistischen Täter bei der Ermordung der europäischen Juden vorgingen’, heißt es in einem Begleittext zu der Ausstellung. (Quelle: dpa)

In einer dpa-Ankündigung der morgigen Ausstellungseröffnung (bei der wohl auch van Pelt anwesend sein wird) lässt sich indes bereits erahnen, dass “Bild” inzwischen, ähm, selbst nicht mehr so sicher ist, ob die gefundenen Baupläne wirklich so sensationell sind, wie damals behauptet (siehe Kasten, siehe auch “Welt am Sonntag”).

Nachtrag, 20.39 Uhr: Auf Welt.de heißt es übrigens über die Baupläne: “[D]ie ‘Bild’-Zeitung erwarb diese Originale, um sie der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen und Missbrauch beispielsweise durch Neonazis zu verhindern.” Davon, dass in der eingezeichneten “Gaskammer” Menschen vergast werden sollten, wie “Bild” behauptete, steht bei Welt.de kein Wort (siehe auch “Auschwitz expert: Blueprints found in Berlin not of death camp” in “Haaretz” vom 10.11.2008).

Mit Dank an “Mysteries”-Chef Luc B. für den Hinweis!

Wikipedia-Recherchen, dpa, Brüste

1. Quelle: Wikipedia
(bildblog.de, Anonym*)
“*Name ist der Redaktion bekannt” berichtet darüber, wie er in den Wikipedia-Artikel über Karl Theodor Maria Nikolaus Johann Jakob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg ein “Wilhelm” in den langen Vornamen hineingeschmuggelt hatte. Hier der Beweis, die Änderung geschah am 8. Februar 2009, um 21:40 Uhr. Wo und wie deutsche Redaktionen recherchieren, ist nun für alle auf der Titelseite der Bild-Zeitung ersichtlich. Oder bei Spiegel Online, wo es inzwischen eine ausführliche Erklärung gibt.

2. Interview mit Wilm Herlyn
(sueddeutsche.de, C. Keil u. H. W. Kilz)
Der Chefredakteur der dpa zur Kündigung seines Dienstes von der WAZ: “Wir lesen die WAZ sehr genau und erkennen, wenn Zitate aus einem Exklusivinterview, das jemand nur mit uns geführt hat, plötzlich in einem Blatt der Gruppe auftauchen. Wir haben das auch gesehen, als wir die Schließung von Hertie-Kaufhäusern im Ruhrgebiet gemeldet haben. Die WAZ-Gruppe hatte erhebliche Mühe, diese Informationen ins Blatt und in ihren Online-Auftritt derwesten.de einfließen zu lassen.”

3. “Was nicht passt, wird passend gemacht”
(spiegelfechter.com, Jens Berger)
Der “Europa-Korrespondent für ITN, einen der größten Nachrichtenanbieter der Welt”, Robert Moore, drehte einen “herzzerreißenden Filmbeitrag über frierende Bulgaren”. Doch diese frieren nicht, wie im Beitrag angegeben, wegen dem Gasstreit zwischen der Ukraine und Russland, sondern weil sie gar nie “an das zentrale Fernwärme- oder Gasnetz angeschlossen” waren. “Die Bewohner dort heizen stattdessen mit Holz und Kohle”.

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Zoomer, Schawinski, Wagner

1. “…und es hat zoom gemacht!”
(zweipunktnull.org, Casi)
Zoomer.de wird nach nur einem Jahr wieder eingestellt. “Nee, Freunde – bei aller Liebe: Soooo richtig gut war das nicht immer, was Ihr da gemacht habt, und zum Glück habe ich diese Meinung nicht exklusiv.”

2. “Zoomer, Gemüse und Fehler”
(dondahlmann.de)
Zoomer fehlte es an der “nötigen Konsequenz und dem dazu gehörigen Mut”, meint Don Dahlmann. – “Dass das Portal nun dicht macht ist aber dennoch bedauerlich, weil es abermals das Signal aussendet, dass man im Netz nur erfolglos sein kann.”

3. Interview mit Roger Schawinski
(tagesanzeiger.ch, David Vonplon)
Roger Schawinski glaubt, dass das (ihn interviewende) Newsnetz schuld sein wird an den Abokündigungen der beteiligten Zeitungen: “Nun begehen die in Panik geratenen Zeitungen mit ihrer aggressiven Internetstrategie Selbstmord aus Angst vor dem Tod: Ich lese etwa am Abend auf Newsnetz jeweils jene Artikel gratis, für die ich zwölf Stunden später bezahlen soll. Das kann nicht lange gut gehen.”. Stattdessen rät er: “Die Medienhäuser sollten viel mehr auf die alten Stärken des Prints setzten und nicht die Klickzahlen im Internet als Grundlage nehmen für die Gewichtung der Artikel in der Zeitung. Wer das tut, degradiert das Printprodukt zur Zweitauswertung des Internets.”

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Bloß früher (Spezial)

Dass “Bild” mit dem nebenstehenden Slogan wirbt, fanden wir hier (von Ausnahmen abgesehen) schon öfter ausgesprochen abwegig. Leider haben wir, nun ja… erst jetzt erfahren, dass wir mit unserer Einschätzung nicht alleine sind. Denn sogar von einem Gericht wurde festgestellt, dass es mit dem angeblichen Nachrichtenvorsprung bei “Bild” nicht so weit her ist.

Wie der Rechtsanwalt Martin Bahr nun auf seiner Homepage zu berichten weiß*, hat das Landgericht Saarbrücken bereits im September 2008 entschieden, dass die Saarland-Ausgabe der “Bild”-Zeitung nicht mehr mit dem folgenden Spruch werben darf:

"BILD -- Die schnellste Tageszeitung in der Region"

Die Saarbrücker Richter stuften (…) die Werbeaussage als irreführend und somit wettbewerbswidrig ein. Denn die Erklärung wäre nur dann zutreffend, wenn die “Bild Saarland” in der Regel früher über die Ereignisse berichtet habe. Dies sei aber gerade nicht der Fall.

*) Ausführlich über den Fall berichtet hatte, wie wir bei einem Blick ins Archiv feststellen konnten, bereits im vergangenen Dezember die Fachzeitschrift “AfP”. Demnach hatte die Verlagsgruppe Holtzbrinck (die im Saarland die Zeitungen “Saarbrücker Zeitung” und “20 Cent” herausgibt) geklagt, nachdem sich “Bild” zunächst geweigert hatte, eine entsprechende Unterlassungserklärung abzugeben.

Laut “AfP” hatte “Bild” zur Begründung der angeblichen Schnelligkeit offenbar u.a. auf die frühe telefonische Erreichbarkeit der Lokalredaktionen und den Zeitpunkt des Redaktionsschlusses verwiesen.

Aber nicht nur das.

Erstaunlicherweise war man bei “Bild” auch der Ansicht, der “Bild”-Spruch von der “schnellsten Tageszeitung der Region” sei für den potentiellen Zeitungsleser ohnehin “keine Information, die sich in irgendeiner Weise überprüfen lasse”. Aus Verbrauchersicht sei Schnelligkeit “kein Kriterium mehr für eine Tageszeitung, denn es gebe neben dem Internet kein Printmedium mehr, das eine Information am ‘schnellsten’ verbreite”. Allenfalls handele es sich bei dem “Bild”-Slogan also um “eine werbliche Übertreibung (…), die nicht ernst genommen werde”.

Das Gericht wollte dieser Argumentation jedoch nicht folgen.

Mit Dank an Kilian G. für den Hinweis.

Obama, dpa, Elektroschocks

1. “Der YouTube-Präsident düpiert die Starreporter”
(spiegel.de, Marc Pitzke)
“US-Präsident Obama liebt es, sich im Internet direkt an die Bürger zu wenden – das Nachsehen haben die etablierten Korrespondenten im Weißen Haus. Sie fürchten um ihre Exklusivität und reagieren vergrätzt.”

2. “Fertig mit lustig”
(weltwoche.ch, Kurt W. Zimmermann)
Wenn sich eine Branche von Oligarchen oder vom Staat helfen lasse, dann sei es richtig übel um sie bestellt: “Verleger sind Hasenfüsse. Bei Gegenwind verlieren sie schnell den Glauben an sich selbst und scheuen jedes Risiko. In Krisenzeiten können darum externe Investoren immer extrem billig in die Medien einsteigen, weil sie mehr Courage haben.”

3. “Verlage beuten freie Mitarbeiter aus”
(ndr.de, Video, 9:19 Minuten)
Niemand bezahlt ihnen Reisespesen oder Telefonkosten und sie verdienen weniger als Bäcker. Und dann sind sie auch noch gezwungen, den Verlagen die Verwertungsrechte abzutreten. Die freien Journalisten.

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Bohlen, Beobachter, CCTV, NZZ

1. Euer Dieter knüppelhart
(bild.de, Dieter Bohlen)
Dieter Bohlen, Sänger seichter Liedchen und erfolgreicher Musikproduzent, bloggt bei bild.de und zeigt dort natürliches Boulevard-Talent und endlose Eitelkeit. Er schreibt über Mitarbeiter (“Klar, der ist ein netter Typ, aber für uns leider nicht zu gebrauchen”) und Kandidaten (“Wie bestehen sie, wenn sie in einem Interview brettharte Fragen um die Ohren bekommen?”).

2. “Wenn Satire in die Hose geht”
(welti.ch, Philippe Welti)
Der Beobachter (Axel Springer Schweiz AG) versucht sich an Satire und scheitert kläglich am Humorsinn der Leserschaft. Chefredakteur Andres Büchi sieht sich nach Interventionen von Lesern und Zeitungen zu einer Entschuldigung genötigt. Nein, man wolle sich nicht ernsthaft von den Kantonen Wallis und Tessin trennen (Artikel und Entschuldigung).

3. “Die anarchische Produktionsweise der Medien”
(weltwoche.ch, Kurt W. Zimmermann)
Kolumnist Zimmermann beschäftigt sich mit den “Merkwürdigkeiten der Zeitungsbranche”, die in ihren Prozessen unflexibel sei: “Die Redaktionsgrösse bemisst sich nicht an der anfallenden Arbeit. Sie bemisst sich an externen Faktoren. In guten Anzeigenzeiten wachsen die Redaktionen. In schlechten Anzeigenzeiten schrumpfen die Redaktionen. Der journalistische Aufwand bleibt gleich.”

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“Bild” und “B.Z.” wollen Klar weiter zeigen

Der Axel Springer Verlag wehrt sich. Nachdem das Berliner Landgericht “Bild” und “B.Z.” per einstweiliger Verfügung untersagt hat, aktuelle Fotos von Christian Klar zu veröffentlichen (wir berichteten), hat die “B.Z.” gestern Widerspruch gegen die Verfügung eingelegt. Und auch die “Bild”-Zeitung will heute einen entsprechenden Widerspruch einlegen.

In einer Pressemitteilung der “B.Z.” von gestern heißt es:

Die B.Z. hatte bei ihrer Abwägung dem Berichterstattungsinteresse der Öffentlichkeit und damit der Pressefreiheit den Vorrang gegenüber dem Resozialisierungsinteresse von Christian Klar eingeräumt. B.Z.-Chefredakteur Peter Huth: “Das Bild zeigt die Wirklichkeit, nicht mehr und nicht weniger.” B.Z.-Anwalt Jan Hegemann: “Das Foto zeigt ein zeitgeschichtliches Ereignis: Klar verlässt das Berliner Ensemble – ein hoch subventioniertes Theater, das im intellektuellen Haushalt der Republik eine bedeutende Rolle spielt. Das ist das Besondere, das darf man dokumentieren.”

Zudem präsentierte die “B.Z.” ihren Lesern in der gestrigen Ausgabe “zahlreiche Chefredakteure, Journalisten und Politiker”, die sich “hinter die B.Z.” stellen und “mit Unverständnis auf das Verbot des Landgerichts Berlin” reagieren würden.

Neben dem FDP-Politiker Max Stadler und dem Sprecher des Deutschen Journalisten Verbands sind das:

  • Sven Gösmann, den die “B.Z.” als “Chefredakteur ‘Rheinische Post'” bezeichnet, und der vorher Politik-Chef der “Bild”-Zeitung war.
  • Bettina Röhl, die die “B.Z.” als “Publizistin” bezeichnet, und die zudem die Tochter von Ulrike Meinhof ist, für Welt.de bloggt und der die “Zeit” mal “radikal verengte Weltbilder” vorwarf.
  • Wolfram Weimer, den die “B.Z.” als “Herausgeber und Chefredakteur des Politmagazins ‘Cicero'” bezeichnet, und der mal Chefredakteur von “Welt” und “Berliner Morgenpost” war.
  • Hans-Hermann Tiedje, den die “B.Z.” als “Medienmanager” bezeichnet, und der früher mal Chefredakteur der “Bild”-Zeitung war.
  • Und Helmut Markwort.

Laut der Nachrichtenagentur ddp reagierte Klars Anwalt indes “verständnislos auf die Widersprüche”:

Das Landgericht habe die Verfügungen auf der Grundlage eben jener Argumente erlassen, die von den beiden Boulevardblättern nun in den Widersprüchen erneut angeführt würden. Er halte die Argumente für rechtsfern, da die Pressefreiheit nie gefährdet gewesen sei.

“Herr Klar hat sich nicht dagegen verwahrt, dass über sein Praktikum beim Theater berichtet wird”, sagte Eisenberg. Es sei für die Öffentlichkeit allerdings unerheblich, wie er dabei aussehe. Zudem verliere die Begründung, dass Klar für ein staatlich subventioniertes Theater arbeiten sollte dadurch an Bedeutung, dass das Praktikum unentgeltlich erfolgen sollte.

(Wird ziemlich sicher fortgesetzt…)

Nachtrag, 20.35 Uhr: Auf Bild.de, wo bis heute nachmittag noch eines der aktuellen “B.Z. Exklusiv-Fotos” (Bild.de) einen dazugehörigen Artikel illustrierte (“Hier spaziert RAF-Terrorist Christian Klar (56) durch die Hauptstadt…”), wurde das Paparazzi-Foto inzwischen gegen ein Archivbild von 1992 ausgetauscht.

Oliver Neuville läuft “Bild” in den Konter

Das Verhältnis zwischen Oliver Neuville und “Bild” war nie ein besonders gutes.

Es ist also schon eine kleine Überraschung, dass die Zeitung gestern “das exklusive BILD-Interview”, das Dirk Krümpelmann mit dem Kapitän von Borussia Mönchengladbach geführt hat, im Blatt hatte.

Besonders spannend aber ist diese Stelle:

BILD: Nach nur acht Einsätzen in der Hinrunde gab es Gerüchte, dass Sie nach Duisburg in die 2. Liga wollen und Sie sich mit MSV-Boss Walter Hellmich in der Schweiz getroffen hätten... Neuville: "Erstens haben mich hartnäckige Verletzungen lange geplagt. Deswegen hatte ich auch nicht die gewohnten Einsätze. Zweitens: Die Sache mit Duisburg ist völliger Quatsch! Ich habe weder mit Duisburg-Chef Hellmich gesprochen noch mich mit ihm getroffen."

Schon am 3. Januar hatte die offizielle Vereinswebsite den Stürmer wie folgt zitiert:

Das ist alles erfunden, entweder von der Zeitung oder von Herrn Hellmich. Ich prüfe, ob ich rechtliche Schritte einleite, denn so etwas nervt mich einfach.

Wo es diese “Gerüchte” gab und von welcher Zeitung Neuville sprach, ahnen Sie nie.

Am 2. Januar hatte “Bild” geschrieben:

Duisburgs umtriebiger Chef macht zur Zeit Urlaub in seinem Haus im Tessin. Dort lief ihm Oliver Neuville (35/Foto) über den Weg. Gladbachs Kapitän erholt sich derzeit in seiner Heimat in Ascona von einer Verletzung. Fans entdeckten die beiden angeregt plaudernd in einem Cafe.

Einer der Autoren war damals ebenfalls Dirk Krümpelmann.

Mit Dank auch an Michael R.

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