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“Lügners Triumph”, Deutsche Welle entsperrt, Ohne Studiopublikum

1. Lügners Triumph
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Joachim Huber kritisiert in seinem Kommentar die Entscheidung des Presserats, den “Bild”-Artikel “Die Lockdown-Macher” nicht zu rügen: “Der Presserat hat die inkludierte Wirkungsabsicht von Artikel und Aufmachung ignoriert. Welcher Irrtum da begangen worden ist, zeigt sich schon an der Tatsache, dass sich die ‘Bild’-Zeitung von ihrem Irrtum distanziert hat.”

2. RSF entsperrt Deutsche Welle-Website
(reporter-ohne-grenzen.de)
Reporter ohne Grenzen (RSF) hat die russischsprachige Nachrichten-Website der Deutschen Welle wieder zugänglich gemacht. Technisch funktioniere dies über das Erstellen einer exakten Kopie der originalen Website, die wegen einer Sperre aus Russland nicht ohne Weiteres abrufbar ist. Die Kopie werde auf internationalen Servern platziert, die auch viele andere Dienste hosten und daher nicht so leicht blockiert werden können.

3. Ohne Publikum im Studio läuft es besser
(faz.net)
Viele TV-Shows mussten während der Corona-Pandemie auf Studiopublikum verzichten und kehren nun wieder zum alten Modell mit Publikum zurück. Nicht so die Talkshow von Markus Lanz im ZDF. Dort verabschiede man sich endgültig vom Konzept Studiopublikum. Die Gesprächssituation zwischen dem Moderator und den Gästen sei ohne Publikum besser: “Die Gespräche haben eine viel größere Dichte”, so der Chefredakteur der Sendung.

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4. Kein Zutritt
(sueddeutsche.de, Timo Posselt)
Das ZDF hat sich mehrfach darum bemüht, bei der Fabrikeröffnung des Autobauers Tesla in Brandenburg dabei sein zu dürfen, hat jedoch eine Absage kassiert. Ein Zusammenhang mit früherer kritischer Berichterstattung liege nahe. Tesla selbst habe sich nicht zu den Gründen geäußert, auch nicht auf Nachfrage der “Süddeutschen Zeitung”.

5. Da läuft was falsch
(taz.de, Anne Fromm & Luise Strothmann & Sonja Smolenski)
Seit Beginn des russischen Kriegs gegen die Ukraine wird von Angriffen auf russischsprachige Menschen in Deutschland berichtet. Oft werden entsprechende Meldungen von interessierter Seite zu Propagandazwecken aufgebauscht oder verdreht. Manchmal sind die Nachrichten sogar komplett erfunden. Die “taz” berichtet von einem Video aus einem Jugendtreff, das derzeit für Aufregung sorgt, und erklärt, was wirklich dahintersteckt.

6. Nach 56 Jahren: Schlagzeilen-Attacke auf Günther Jauch
(uebermedien.de, Mats Schönauer)
“Wir geben Ihnen eine Nachricht, und Sie versuchen zu erraten, was die Knallblätter daraus gezaubert haben.” Der “Übermedien”-Regenbogenpresse-Beauftragte Mats Schönauer hat erneut die kuriosesten Schlagzeilen der Yellow Press zusammengestellt und zu einem unterhaltsamen Quiz verarbeitet.

Putins Lügen, EU-Aus für RT und Sputnik, Elastischer Köppel

1. EU setzt Verbot russischer Staatsmedien in Kraft
(sueddeutsche.de)
Es zeichnete sich bereits in den vergangenen Tage ab: Die Europäische Union hat die Verbreitung russischer Staatsmedien untersagt. Betroffen sind alle Verbreitungswege von RT und Sputnik innerhalb der EU, etwa per Kabel, Satellit oder Internet. “Wir alle stehen für die Redefreiheit, aber sie darf nicht zur Verbreitung von Kriegspropaganda missbraucht werden”, so EU-Kommissionsvize Věra Jourová zur Begründung.
Weiterer Lesehinweis: Zu den Verbotsmaßnahmen gibt es auch Kritik, die Anna Biselli für netzpolitik.org zusammenfasst.

2. Putins Lügen: In sowjetischer Tradition
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers & Brigitte Baetz & Annika Schneider, Audio: 6:43 Minuten)
Der Kreml führt neben dem echten auch einen Medienkrieg mit allerlei Verboten, gezielten Falschmeldungen und eigenen Narrativen. Im Deutschlandfunk haben sich Annika Schneider und Brigitte Baetz über die derzeitige Situation und die Geschichte russischer beziehungsweise sowjetischer Staatspropaganda unterhalten.

3. Béla Anda stoppt Podcast mit Gerhard Schröder – auch Ringier geht auf Abstand
(kress.de, Marc Bartl)
Der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder verliert wegen seiner Nähe zu Wladimir Putin immer mehr seiner Kooperationspartner und Weggefährten. Selbst seine Mitarbeiter hatten sich zuletzt von ihm losgelöst. Nun rückt auch sein langjähriger Pressesprecher und Ex-“Bild”-Mann Béla Anda von ihm ab und stoppt den gemeinsamen Podcast.

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4. Von Kriegsopfern erster und zweiter Klasse
(uebermedien.de, Emran Feroz)
Für “Übermedien” versucht Emran Feroz, den Rassismus der aktuellen Ukraine-Berichterstattung zu dekonstruieren: “Der Tenor war etwa: So gehört sich das! Nicht wie bei den anderen, den muslimischen Feiglingen aus irgendeinem shithole country.”

5. CNN in Hamburg? ARD baut Tagesschau 24 zum echten Nachrichtensender aus
(rnd.de, Imre Grimm)
Die ARD will ihren Sender Tagesschau24 zum vollwertigen 24-Stunden-Nachrichtenkanal umbauen und damit die Möglichkeit haben, noch schneller auf Breaking News reagieren zu können. Man orientiere sich dabei an großen Vorbildern: BBC News und CNN. Das Projekt soll aus vorhandenen Mitteln finanziert werden.

6. Weltwoche-Köppel: Ungemein elastisch
(infosperber.ch, Kurt Marti)
“Am Morgen des russischen Überfalls huldigte der Weltwoche-Chef dem Chef des Kremls, am Abend forderte er mehr Rüstung gegen ihn.” Kurt Marti kommentiert den erstaunlichen Gesinnungswandel des “Weltwoche”-Chefredakteurs Roger Köppel, den Marti als “ungemein elastisch” bezeichnet.

Polizeimitteilungen, “Rosins Heldenküche”, “Gegen-Ermittlung”

1. Der Fall Dilan S. und die Medien: Übernahme der Polizeimeldung “grob fahrlässig”
(deutschlandfunk.de, Sebastian Wellendorf & Mike Herbstreuth, Audio: 7:07 Minuten)
Viele Medien berichteten kürzlich von einer Attacke auf eine 17-Jährige, die angeblich keine Maske getragen habe, und beriefen sich dabei auf Polizeiinformationen. Nun stellt sich heraus, dass die Sache ganz anders gewesen ist, und es sich vielmehr um einen rassistischen Angriff gehandelt haben könnte. Olaf Sundermeyer kritisiert die betroffenen Medien – wegen deutlicher Warnzeichen hätten sie die ursprüngliche Polizeimitteilung prüfen müssen.
Weiterer Lesetipp: Von wegen Maskenstreit: Polizei und Medien stellen rassistischen Angriff falsch dar (uebermedien.de, Andrej Reisin).

2. “FT” benennt Zielpersonen der Springer “Gegen-Ermittlung”
(meedia.de)
Im jüngst erschienenen Artikel der “Financial Times” zu den Hintergründen der Reichelt-Affäre bei Axel Springer wurde von einer geplanten “Gegen-Untersuchung” des Konzerns berichtet, mit der mehrere missliebige Personen ausgeforscht werden sollten. Nun ist bei zumindest drei Personen bekannt, um wen es sich dabei handelt: um den Ex-“Bild”-Chef Kai Diekmann, den ZDF-Komiker Jan Böhmermann und den TV-Produzenten Friedrich Küppersbuch.

3. Laiendarsteller bei Rosin: Wie echt ist die “Heldenküche”?
(dwdl.de, Timo Niemeier)
In “Rosins Heldenküche” bei Kabel Eins geht es um Menschen, die sich in einem zweimonatigen Gastro-Bootcamp in “Disziplin, Willensstärke und Kompetenz” behaupten sollen, um sich den “Ausbildungstraum zum Koch oder Köchin” zu erfüllen. Nun haben “DWDL”-Recherchen ergeben, dass mindestens drei Kandidaten Laiendarsteller sein sollen, die zuvor auch schon in vielen anderen Formaten zu sehen waren, darunter Scripted-Reality-Formate wie “Auf Streife”, “Verdachtsfälle”, “Gerichtsreport Deutschland”, Ruhrpottwache”, “Klinik am Südring” unter “Köln 50667”.

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4. Oder es knallt
(sueddeutsche.de, Anna Ernst & Verena Mayer)
Seit die “Zeit” kritisch über die “Berliner Zeitung” des Unternehmers Holger Friedrich berichtet hat, ist dieser nicht sonderlich gut auf die Wochenzeitung zu sprechen, was juristische Schritte mit einbezieht. Nun hat die “Berliner Zeitung” eine Recherche über den Holtzbrinck-Konzern veröffentlicht, zu dem sowohl die “Zeit” als auch der lokale Mitbewerber “Tagesspiegel” gehören. Holger Friedrich wolle das jedoch nicht als Retourkutsche verstanden wissen.

5. Wie ist es, wenn die Medienschaffenden nach einem tragischen Vorfall anrücken? Eine Anwohnerin aus Niederwangen erzählt
(fairmedia.ch, Laura Bachofner)
Die Schweizer Initiative “Fairmedia” wacht über “die Einhaltung der journalistischen Grundregeln und unterstützt Betroffene bei Persönlichkeitsverletzungen oder bei Fragen der journalistischen Fairness”. In einem Gastbeitrag schildert eine Frau ihre Erlebnisse, als sich Medien plötzlich für ihren Wohnort interessierten, in dem ein zuvor tot aufgefundenes Kind lebte: “Die Klicks der Online-Artikel standen im Zentrum, die Sensationsgier wurde bedient – ohne groß Rücksicht auf die vielen kleinen und großen trauernden Menschen zu nehmen. Die Reporter fuhren mit Fahrrädern durch die Quartiere und begaben sich auf Spielplätze, um die Anwohner zu befragen.”

6. TikTok hat das Wort “Umerziehungslager” zensiert
(netzpolitik.org, Sebastian Meineck)
Das chinesische Videoclip-Portal TikTok behauptet, in seinen Moderationsentscheidungen unabhängig zu sein. Man werde von keiner Regierung beeinflusst, auch nicht von der chinesischen. Trotzdem sollen politisch brisante, den chinesischen Staat betreffende Worte zensiert worden sein. Darüber hinaus würden Nutzerinnen und Nutzer davon berichten, wie sie Worte wie “Sex”, “Gewalt”, “Drogen” und “Depression” umschreiben müssen, um nicht eingeschränkt zu werden. netzpolitik.org ist der Sache nachgegangen und hat auch bei TikTok selbst nachgefragt.

Telegram, Jahresbilanz der Pressefreiheit, Talk-König Karl

1. Telegram, immer wieder Telegram
(zeit.de, Eike Kühl)
Angesichts dessen, was beim Chatdienst Telegram an Hass und Hetze verbreitet wird, kann man die Wünsche nach Regulierung verstehen. So nachvollziehbar die Forderungen seien, so schwer sei jedoch ihre Umsetzung, erklärt Eike Kühl in seiner Analyse. Eine Regulierung oder gar ein Verbot in Deutschland sei technisch schwer durchzusetzen und führe möglicherweise am Problem vorbei.
Weiterer Lesehinweis: Bei netzpolitik.org äußert sich die FDP-Digitalpolitikerin Ann Cathrin Riedel: “Netzsperren und Rausschmiss aus den App-Stores – das ist mir zu platt”.

2. 488 Journalistinnen und Journalisten in Haft
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Zahl inhaftierter Medienschaffender sei laut Reporter ohne Grenzen (RSF) 2021 im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 20 Prozent auf ein Rekordhoch angestiegen. Zum Stichtag 1. Dezember hätten weltweit mindestens 488 Journalistinnen, Journalisten und andere Medienschaffende wegen ihrer Arbeit im Gefängnis gesessen. RSF-Vorstandssprecherin Katja Gloger: “Die Zahl spiegelt wider, wie skrupellos sich autoritäre Machthaber weltweit verhalten und wie unangreifbar sie sich fühlen. Der sprunghafte Anstieg ist auch die Folge neuer geopolitischer Machtverhältnisse, in denen diese Regime zu wenig Gegenwind und Gegenwehr seitens der Demokratien in der Welt bekommen.” Weitere und ausführliche Informationen gibt es in der “Jahresbilanz der Pressefreiheit” (PDF).

3. Karl Lauterbach ist der unangefochtene Talkshow-König 2021
(meedia.de, Jens Schröder)
Auch zum Ende diesen Jahres hat “Meedia” die Gästelisten der Talkshows des Ersten sowie des ZDF ausgewertet. Auf Platz 1 des Jahres 2021 stehe der Gesundheitspolitiker und frisch ernannte Minister Karl Lauterbach, der rekordverdächtige 29 Talkshow-Auftritte hatte. Danach folgen der FDP-Politiker Christian Lindner und die “Spiegel”-Redakteurin Melanie Amann. In der ZDF-Sendung “Markus Lanz” am häufigsten zu Besuch: Robin Alexander von der “Welt”.

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4. YouTube entfernt weiteren Kanal von RT Deutsch
(sueddeutsche.de)
Nach Vorwürfen der Desinformation hatte Youtube im September den Kanal “RT Deutsch” gelöscht. Nun wollte der russische Sender anscheinend einen neuen Versuch auf Youtube wagen und gründete dort den Live-Kanal “RT auf Sendung”. Auch den löschte Youtube. Inhabern gesperrter Kanäle sei es nicht gestattet, ohne Weiteres einen neuen zu erstellen.

5. Wie diskriminierende Kinderlieder unsere Gesellschaft prägen
(tagesspiegel.de)
“Viele Menschen kennen das Konzept von Alltagsrassismus gar nicht, sie denken bei Rassismus gleich an Nazis oder Neo-Nazis”, sagt Rosa Fava von der Amadeu Antonio Stiftung. Dabei könne man auch unbewusst rassistische Bilder weitertragen. Zum Beispiel in Liedern wie dem immer noch in Kitas und Grundschulen gesungenen “Drei Chinesen mit dem Kontrabass”.

6. Grossisten bringen “gesichert extremistisches” Heft weiter in den Handel
(uebermedien.de, Lisa Kräher)
Jüngst wurde bekannt, dass der Verfassungsschutz das “Compact”-Magazin nicht mehr als Verdachtsfall, sondern als “gesichert extremistisch” bewerte. Man möchte meinen, dass Einzelhändler damit nicht mehr von ihren Grossisten gezwungen werden können, ihnen das Heft abzunehmen, doch dem ist nicht so. Lisa Kräher erklärt die verzwickte Lage.

Von der Lappalie zur Cancel Culture, Geschürter Volkszorn, Methode May

1. Der kurze Weg von der Lappalie zur Cancel Culture
(woz.ch, Adrian Daub)
Der Stanford-Professor Adrian Daub denkt über das Schlagwort “Cancel Culture” nach, das in den deutschsprachigen Feuilletons immer wieder für aufgewühlte und aufwühlende Beiträge herhalten muss: “In der deutschsprachigen Presse ist um diese Schauergeschichten für die Boomerseele ein regelrechtes Ökosystem entstanden. Da lohnt es sich zu fragen, warum. Gewiss sind solche Formen der Panikmache Ausdruck konkreter Ängste. Aber sie werfen auch ein Schlaglicht auf Verschiebungen in der deutschsprachigen Publizistik und im europäischen Selbstverständnis.”

2. WDR-Intendant Tom Buhrow – Feige, verloren oder was sonst?
(blog-der-republik.de, Christoph Lütgert)
Christoph Lütgert war viele Jahre Chefreporter des NDR und beobachtet das Mediengeschehen mittlerweile aus dem Ruhestand. Besonders unzufrieden ist er mit Arbeit und Verhalten des WDR-Intendanten Tom Buhrow, den er hinsichtlich des Umgangs mit der Causa Nemi El-Hassan als “mutlosen Wiederholungstäter” bezeichnet. Angesichts Buhrows öffentlich getätigter Aussagen über die Notwendigkeit unbequemer Haltungen bleibe nur die Wertung: “verlogen und heuchlerisch”.

3. “Wir brauchen eine totale Sensibilisierung für die Betroffenen”
(deutschlandfunk.de, Sebastian Wellendorf, Audio: 8:35 Minuten)
Am 4. November 2011 flog der selbsternannte, rechtsterroristische Nationalsozialistische Untergrund, kurz NSU, auf. Welche Rolle haben Medien bei der Wahrnehmung und Bewertung der Taten des NSU gespielt? Und was haben sie gelernt in puncto Rassismus und Vorurteile? Darüber hat sich der Deutschlandfunk mit der Journalistin und Rechtsextremismus-Expertin Andrea Röpke unterhalten.

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4. Eine Milliarde Umsatz bis 2026: RTL erhöht Streaming-Ziele
(dwdl.de, Alexander Krei)
Die RTL Group wolle mit ihrem Streaming-Angebot RTL+ (vormals TV Now) bis Ende 2026 zehn Millionen zahlende Abonnentinnen und Abonnenten sowie einen Umsatz von einer Milliarde Euro erreichen. Dieses Vorhaben lasse sich das Unternehmen einiges an Investitionen kosten. Durchaus mit Erfolg: Innerhalb eines Jahres habe sich die Zahl der Abos, auch wegen einer Partnerschaft mit der Telekom, auf rund 2,4 Millionen mehr als verdoppelt.

5. Falschnachrichten für den Volkszorn
(tagesschau.de, Silvio Duwe & Susett Kleine & Daniel Laufer & Markus Pohl)
Jürgen Elsässers Magazin “Compact” docke gezielt an Verschwörungsmythen an. Diese seien laut Elsässer ein probates Mittel, um einen “Sturz des Regimes” herbeizuführen – auch wenn er sie selbst nicht glaube: “Schon vor der Pandemie sprach Elsässer unverblümt davon, dass sein Ziel der ‘Sturz des Regimes’ sei – also der demokratisch legitimieren Bundesregierung. Im Interview betont er aber, dass dieser Sturz selbstverständlich ‘demokratisch’ erfolgen solle.”

6. Für Tanja May ist Löschen jetzt das neue Schwarz
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Als Tanja May noch bei der “Bunten” arbeitete, mussten nachträglich regelmäßig ganze Passagen ihrer Artikel über Prominente geschwärzt werden, weil sie unwahr waren oder die Öffentlichkeit nichts angingen. Nach ihrem Wechsel in die “Bild”-Redaktion hat sich an Mays Vorgehensweise anscheinend wenig geändert, nur die Folgen seien andere: Statt Schwärzungen setze man bei “Bild” auf Löschungen. Das Perfide der Methode May: “Aus der Welt sind die privaten Dinge, die sie öffentlich gemacht hat, nach dem Löschen natürlich nicht. Auch die Informationen aus dem aktuellen Stück finden sich nun zwar nicht mehr bei ‘Bild’, aber in diversen anderen Medien.”

Rettet unsere Mitarbeiter:innen, Fehlende Analyse, “FAZ”-Kündigung

1. Rettet unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Afghanistan!
(spiegel.de)
Mehrere deutsche Verlage, Redaktionen, Sender und Medienhäuser wenden sich in einem offenen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesaußenminister Heiko Maas und bitten um die Ausstellung von Visa für die afghanischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter deutscher Medien: “Ohne diese mutigen Afghan:innen hätten die deutsche Öffentlichkeit und die Politik nicht über die Rahmenbedingungen des 20-jährigen Bundeswehreinsatzes informiert werden können. Für das Engagement der Bundesrepublik in Afghanistan war die Arbeit dieser Menschen ebenso unverzichtbar wie die der Bundeswehrübersetzer. So groß die Bedeutung dieser Mitarbeiter:innen ist, so überschaubar ist ihre Zahl, die nicht mehr als wenige Dutzend Menschen umfasst, einschließlich ihrer Familien.”

2. Fehlende Analyse
(taz.de, Peter Weissenburger)
Beim Umgang mit Falschbehauptungen tue sich der deutsche Nachrichtenjournalismus aus einer falsch verstandenen Neutralität oftmals sehr schwer. Dabei dürfen und sollten Falschaussagen politischer Figuren durchaus kritisch eingeordnet werden, wie Peter Weissenburger in seinem Text ausführt. Andernfalls drohe die False Balance: “Populistische Strategien funktionieren in einem solchen Journalismus der ‘falschen Balance’ besonders gut. Das ist aus den letzten beiden US-Wahlkämpfen sowie aus der Präsidentschaft Donald Trumps bekannt. Aber auch aus der Coronapandemie. Gerade wenn fragwürdige Aussagen oder deren Inhalt direkt in Überschriften stehen, handelt es sich nicht um eine neutrale Wiedergabe dieser Aussagen, sondern um eine Verstärkung. Dasselbe gilt für scheinbar neutrale Begriffe wie ‘Kritik’, ‘Vorwurf’ oder ‘Provokation’.”

3. Happy Birthday, FragDenStaat!
(netzpolitik.org)
Das Transparenzportal “FragDenStaat” ermöglicht es jedem Bürger und jeder Bürgerin, ganz einfach Anfragen an staatliche Stellen nach dem Informationsfreiheitsgesetz zu schicken, auf die diese (theoretisch) antworten müssen. Anlässlich des zehnten Geburtstags würdigt die netzpolitik.org-Redaktion die Arbeit der Initiative und sagt: “Danke, weiter so!” Wir vom BILDblog schließen uns da gern an.

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4. Das »nd« wandelt sich zur Genossenschaft und bleibt anders!
(nd-aktuell.de, Ines Wallrodt & Corinna Meisenbach & Fabian Hillebrand & Matthias Ritter & Daniel Lücking & Georg Ramsperger)
Beim “nd” (vormals “Neues Deutschland”) kündigen sich größere Veränderungen an: “Ab dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Tageszeitung von einer Genossenschaft herausgegeben, die der Belegschaft und den Leserinnen und Lesern gehört. (…) Wir werden unsere eigenen Chefs. Die Zeitung soll uns gehören, nicht mehr einer Partei oder einem Verlag. Uns, den Redakteurinnen und Redakteuren und den Verlagsmitarbeiterinnen und -mitarbeitern. Und Ihnen. Sowie wir das Okay des genossenschaftlichen Prüfungsverbands haben, können Sie Mitglied werden.”

5. Sender GB News wird zum Sprachrohr von Rechtspopulisten
(fr.de, Sebastian Borger)
Der britische Sender GB News sei einst als seriöser Nachrichtensender gestartet, jetzt aber nicht viel mehr als ein britischer Verschnitt von Fox News, berichtet Sebastian Borger aus London. Das habe etwas mit der Eigentümerstruktur zu tun: “Für ihre bisher 60 Millionen Pfund (70,6 Millionen Euro) teure Investition wünscht sich die Gruppe exilierter Milliardäre, darunter Hedgefonds-Veteran Paul Marshall und die in Dubai beheimatete Investmentfirma Legatum von Christopher Chandler, ein Spiegelbild ihrer eigenen Ansichten: Brexit-begeistert, skeptisch bis feindselig gegenüber jenen, die von der Klimakrise sprechen, Rassismus- und Kapitalismus-Kritik üben.”

6. Was ich mit Prozessen bei Verlagen meine, wenn ich von Prozessen bei Verlagen schreibe
(indiskretionehrensache.de)
Nach 15 Jahren kündigt Thomas Knüwer sein “FAZ”-Abo. Das, was er beim Kündigungsvorgang erlebt, enttäuscht ihn ein weiteres Mal.

KW 20: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, endlich Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Samstagsausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

***

1. Wie vergiftet ist das Klima in den Redaktionen?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 21:23 Minuten)
Im “Übermedien”-Podcast unterhält sich Holger Klein mit den beiden Reporterinnen Eva Hoffmann und Pascale Müller. Die zwei Journalistinnen haben Kolleginnen und Kollegen nach deren Erfahrungen mit Belästigungen, Machtmissbrauch, Sexismus und Rassismus in Redaktionen befragt. Insgesamt hätten 189 Personen auf ihren Aufruf reagiert, mit 25 mutmaßlich Betroffenen haben die Autorinnen tiefergehend gesprochen. Die Medienbranche habe ein strukturelles Problem, das sich nachteilig für alle auswirke: “Unsere Meinung ist schon, dass es den Output verschlechtert, wenn Redaktionen verängstige und belästigte Mitarbeiter*innen haben.”

2. Welche 11 Learnings hat die Rheinische Post auf TikTok gemacht, Hannah Monderkamp?
(wasmitmedien.de, Daniel Fiene & Sebastian Pähler, Audio: 49:56 Minuten)
Seit drei Monaten mischt die “Rheinische Post” auf der Kurzvideo-Plattform TikTok mit. Wie geht man auf einem TikTok-Kanal viral – und wie nicht? Wie lassen sich redaktionelle Prozesse auf TikTok umsetzen? Welche Ziele können Medien erreichen? Um diese Themen geht es im Gespräch mit Hannah Monderkamp, Head of Audience Development der “Rheinischen Post” (das Gespräch beginnt bei Minute 8:30.)

3. Warum Trash-Schleuder RTL jetzt seriös wird
(youtube.com, Walulis Story, Philipp Walulis, Video: 15:33 Minuten)
Der Fernsehkanal RTL ist bei vielen Menschen vor allem als Unterhaltungs- und Trashschleuder bekannt, doch der Sender arbeitet an seinem Image: weniger Dieter Bohlen, mehr Jan Hofer. Weniger Trash-TV, mehr seriöse News. Philipp Walulis erklärt den Strategiewechsel auf gewohnt zugespitzte Weise.

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4. Podcast Spezial zur Rundfunkpolitik: Seriöses für junges Publikum
(soundcloud.com, M – Der Medienpodcast, Manfred Kloiber, 35:32 Minuten)
Bei “M – Der Medienpodcast” gibt es eine Sonderausgabe zur Rundfunkpolitik. Manfred Kloiber hat sich mit Juliane Leopold, Chefredakteurin Digitales von ARD Aktuell, unterhalten – über die Fragen, wie die Öffentlich-Rechtlichen das junge Publikum erreichen können, wie sie der Streaming-Konkurrenz trotzen wollen und wo sie bei den Sozialen Medien ansetzen.

5. Lebensgefährlicher Enthüllungsjournalismus und Grimme-Preise
(wdr.de, Anja Backhaus, Audio: 44:19 Minuten)
Im Medienmagazin von WDR 5 geht es unter anderem um folgende Themen: Lebensgefährliche Enthüllungen, die Grimmepreise, den Unmut über die WhatsApp-Frist und den Trend zum Newsletter-Journalismus. Zum Abschluss folgt noch eine Portion Medienschelte: “Ein falscher Satz – und raus bist du.”

6. Indiana Jones: Hinter den Kulissen
(youtube.com, Arte, Video: 52:16 Minuten)
Und noch etwas Unterhaltsames. Die Arte-Doku über den Kassenschlager “Indiana Jones”, der vor vier Jahrzehnten das Genre Abenteuerfilm revolutionierte: “Peitsche, Hut, verschlissene Jacke und ein schelmisches Lächeln auf den Lippen – das sind die unverkennbaren Markenzeichen von Indiana Jones. Der Filmheld wird dieses Jahr 40: Der runde Geburtstag bietet die ideale Gelegenheit zur Untersuchung eines popkulturellen Phänomens, das die Filmlandschaft nachhaltig prägte.”

7. #77 Was sind die Grenzen von Boulevardjournalismus, Moritz Tschermak?
(podcastproduzenten.de, Medientage Mitteldeutschland, Claudius Nießen, Audio: 20:52 Minuten)
In eigener Sache und deshalb als zusätzlicher Link: Mein BILDblog-Kollege Moritz Tschermak hat sich im Podcast der Medientage Mitteldeutschland über die Grenzen von Boulevardjournalismus unterhalten. Es geht unter anderem um tendenziöse Berichterstattung, den Einfluss von “Bild”-Chef Julian Reichelt und um Soziale Medien in der Regenbogenpresse.

Grimme-Preise, Spiegel der Machtverteilung, “Terrorbrutkasten”

1. Grimme-Preis geht an “Männerwelten” und “Drinnen”
(sueddeutsche.de)
Bei den diesjährigen Grimme-Preisen gingen 14 der 16 Auszeichnungen an Produktionen oder Akteure der ARD-Anstalten beziehungsweise des ZDF. Als einzige Netflix-Produktion wurde “Unorthodox” ausgezeichnet, außerdem wurden die Fernsehjournalistinnen Mai Thi Nguyen-Kim, Isabel Schayani und Caren Miosga mit Preisen bedacht. Der Beitrag liefert alle Preisträgerinnen und Preisträger und die damit in Zusammenhang stehenden Produktionen im Überblick.

2. Immer auf Sendung
(zeit.de, Judith Liere)
Dass viele Menschen mehr an der Meinung von Schauspielern und Schauspielerinnen als an der von Experten und Expertinnen interessiert zu sein scheinen, könnte an einem Missverständnis liegen, findet Judith Liere: “Dass jemand in guten, klugen Filmen mitspielt, als Seriendarstellerin Erfolg hat oder auf der Theaterbühne den Hamlet spektakulär verkörpern kann, bedeutet jedoch nicht, dass sie oder er dadurch automatisch zum scharfsinnigen Analytiker wird. Das ist eine Verwechslung von Rolle und Mensch und wahrscheinlich auch ein etwas realitätsfernes, ehrfürchtig überhöhtes Verständnis von Schauspielern.”
Weiterer Lesehinweis: Der “Tagesspiegel” bittet in einem Text in eigener Sache für seine Berichterstattung zu #allesdichtmachen um Entschuldigung: “Unsere Recherchen haben neue Hintergründe aufgezeigt – wir haben aber auch Fehler gemacht.” Einen der von der Redaktion angesprochenen Texte hatten wir auch in den “6 vor 9” verlinkt.

3. “Die Straße war mal für Kinder”
(taz.de, Anja Krüger)
Dirk Schneidemesser ist Verkehrsforscher am Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung in Potsdam. Im Interview mit der “taz” kritisiert er die üblichen Formulierungen rund um das Verkehrsgeschehen als Spiegel der Machtverteilung: “Die Sprache zeigt, wer berechtigt ist, Platz für sich in Anspruch zu nehmen. Das ist der Kern der Machtfrage. Wir sagen: ‘Die Fußgängerin wurde angefahren’ statt ‘Die Autofahrerin fuhr die Fußgängerin an’. Oft werden Autos und Autofahrende als Naturphänomen dargestellt und Fußgänger oder Radfahrende als Ausnahmen, deren Berechtigung subtil infrage gestellt wird.” Mit anderen Formulierungen könnte man Menschen positiver auf die Verkehrswende einstimmen: “Meine These ist, wenn wir nicht von Parkplätzen reden, sondern von Autolagerflächen, ändern sich die Diskussionen. Das Gespräch darüber, ob wir diese Flächen für private Autos, für Radwege oder als Aufenthaltsraum für Anwohnerinnen und Anwohner brauchen, würde ganz anders verlaufen.”

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4. Wie PI-News mit Rassismus und Hass auf Muslime zum Terrorbrutkasten wurde
(belltower.news, Stefan Lauer)
Die islamfeindliche Website “Politically Incorrect” wird mittlerweile vom Verfassungsschutz als “erwiesen extremistisch” eingestuft und beobachtet, wie der “Spiegel” Ende April berichtete. Stefan Lauer stellt die Seite vor, die auf eine lange Tradition an Hass und Hetze zurückblicken könne: “Immer wieder ist sie Brutkasten und Nährboden für gesteuerte Empörungsstürme, Drohungen, ungezügeltem Hass, bis hin zum Mord. Und das seit 17 Jahren.” Die Seite kenne “keine Regeln, keine Verantwortung und keine Menschenwürde. Während die Artikel sich in der Regel im legalen Bereich bewegen, herrscht in den Kommentarspalten nur noch Dauerempörung und enthemmter Hass. Wie eine Symbiose zwischen der Website und ihren Kommentator*innen schaukeln sich Menschenfeindlichkeit, Beleidigungen und Abwertungen immer weiter hoch.”

5. »jW soll Wasser abgegraben werden«
(jungewelt.de, Stefan Huth)
Die Partei Die Linke wollte im Rahmen einer Kleinen Anfrage von der Bundesregierung wissen, warum die “junge Welt” im jährlichen Bericht des Bundesamtes für Verfassungsschutz auftaucht. Die Linken-Co-Fraktionsvorsitzende Amira Mohamed Ali kommentiert: “Es ist nicht überraschend, dass eine Zeitung wie die jW, die die Regierungstätigkeit scharf von links kritisiert und entgegen dem neoliberalen Meinungsmainstream berichtet, nicht auf Gegenliebe dieser Regierung stößt. Das muss eine demokratische Gesellschaft allerdings nicht nur aushalten, sondern auch als inhärenten Bestandteil der pluralistischen Verfasstheit begreifen.”

6. “Für unsere Recherche zur offenbar problematischen Nachwuchsarbeit von Union Berlin …”
(twitter.com/Daniel Drepper)
Laut Recherchen von “BuzzFeed News Deutschland” und der “Märkischen Allgemeinen Zeitung” würfen zahlreiche Jugendliche und deren Eltern dem Bundesligaklub Union Berlin vor, minderjährige Spieler schlecht zu behandeln und vor allem Kinder mit türkischem und arabischem Migrationshintergrund zu benachteiligen. Im Zuge der Recherche habe man einen Fragenkatalog an den Verein geschickt, der von diesem jedoch auf der eigenen Website veröffentlicht wurde (PDF). “BuzzFeed”-Chefredakteur Daniel Drepper erklärt in einem Twitter-Thread, warum er diese Vorgehensweise für “extrem unprofessionell und problematisch” hält.

7. Kritik an “Bild”: “Ohne Rücksicht auf Verluste”
(ndr.de, Video: 7:42 Minuten)
In eigener Sache und deshalb als zusätzlicher Link: BILDblog-Chef Moritz Tschermak spricht im “Zapp”-Interview über sein neues Buch “Ohne Rücksicht auf Verluste – Wie BILD mit Angst und Hass die Gesellschaft spaltet”. Welche Schwerpunkte haben er und BILDblog-Kollege Mats Schönauer gesetzt? Hat “Bild” eine Mission? Gibt es Beispiele für eine besonders verwerfliche Berichterstattung? Welchen Einfluss hat “Bild”-Chef Julian Reichelt auf den Kurs des Boulevardmediums?

Querwerfende Querpöbler, Daxens epiphanisches Erlebnis, Blackfacing

1. Beschimpft und beworfen
(taz.de, Peter Weissenburger)
Eigentlich, so würde man meinen, müsste die “Querdenker”-Szene an medialer Aufmerksamkeit interessiert sein – schließlich sorgen Medien dafür, dass die Anliegen nach außen getragen werden. Dies scheint jedoch eher nicht der Fall zu sein: Journalisten und Journalistinnen werden auf “Querdenker”-Demos immer wieder beschimpft und bedroht, mitunter sogar angegriffen. Jüngst musste ein SWR-Reporter seine “Tagesschau”-Schalte abbrechen, weil er und sein Team mit Gegenständen beworfen wurde. Beim SWR kommentiert Intendant Kai Gniffke: “Wenn Demonstranten gleichzeitig mit dem Recht auf freie Berichterstattung Fußball spielen, erscheinen all die pathetischen Reden schal und unglaubwürdig.” Auf Twitter schreibt der “ZVW”-Journalist Alexander Roth: “Was mich so wütend macht, ist dass meine Kolleg*innen und ich in #Stuttgart alleine gelassen wurden. Von einem Staat, der die Arbeit, die wir tun, eigentlich schützen müsste.”
Weiterer Lesehinweis: “Querdenken”-Demo in Stuttgart: Angriffe auf Journalisten, tausende Teilnehmer ohne Masken und Abstände, Stadt und Polizei greifen kaum ein (zvw.de, Alexander Roth).

2. Dax Werners Debattenrückspiegel KW 13
(titanic-magazin.de, Dax Werner)
“Titanic”-Autor Dax Werner gratuliert der “Welt” zum 75-jährigen Bestehen: “So unterschiedlich doof die einzelnen Autor:innen auch sein mögen, eine Sache verbindet sie alle: die Liebe zur Freiheit. Denn das war heute wie vor 75 Jahren schon immer die zentrale Frage aller Paywall-Thinkpieces: Freiheit, was ist das überhaupt für ein Wort? Wie schmeckt sie? Auf welches Gebäude in Berlin-Mitte könnte man es noch einmal bei Nacht projizieren?”

3. Zehn Jahre “Kontext”: “Stuttgart 21” und die Zukunft
(fr.de, Stephan Hebel)
Vor zehn Jahren erschien die erste Ausgabe der alternativen Wochenzeitung “Kontext”. Damals konzentrierte man sich im Wesentlichen auf das Thema “Stuttgart 21”, heute deckt die Zeitung mit einem Team von acht Festangestellten eine breite Reihe von Themen ab. Für die nötige Finanzierung sorgen 1.700 “Soli-Abos”, sowie Mitgliederbeiträge und Lizenzgebühren.

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4. Dieser »Witz« ist Rassismus aus Bequemlichkeit
(spiegel.de, Marc Röhlig)
Marc Röhlig arbeitet einen satirischen Blackfacing-Beitrag des BR auf und macht gleich zwei Übeltäter als Verantwortliche für die Ausstrahlung des misslungenen Sketchs aus: “Ignoranz und Bequemlichkeit. Das sind im Übrigen zwei der Hauptgründe, warum die Deutschen beim so wichtigen Thema Rassismus kaum vorankommen.”

5. Ausspioniert mit einem klaren Ziel
(sueddeutsche.de, Oliver Meiler)
Die Staatsanwaltschaft der sizilianischen Stadt Trapani soll bei ihren Ermittlungen gegen private Seenotretter im zentralen Mittelmeer monatelang Journalistinnen und Journalisten ausspioniert haben, die über Libyen, Migration und NGOs berichteten. Oliver Meiler, Italien-Korrespondent der “SZ”, ordnet die Vorgänge politisch ein.

6. Jubiläum für Ernie und Bert: 50 Jahre “Sesamstraße” in Deutschland
(rnd.de, Martin Weber)
Man kann es sich heutzutage schwer vorstellen, aber als vor 50 Jahren die Puppen aus der “Sesamstraße” die deutschen TV-Bildschirme eroberten, regte sich vielfach Widerstand. Martin Weber erinnert an Ernie und Berts erste Jahre in der Bundesrepublik.
Weiterer Lesehinweis: Unnützes Wissen über die “Sesamstraße”: Warum verschwand Herr von Bödefeld? (rnd.de, Matthias Schwarzer)

Uneinige Union, Elefant im Raum, Wikipedia-Gärtner

1. Die Feigheit der Männer
(taz.de, Waltraud Schwab)
Für Waltraud Schwab sind die Vorgänge an der Berliner Volksbühne und bei “Bild” ein Anlass, über Sexismus gegenüber Frauen zu sprechen: “Solange integre, gendersensible Männer bei Sexismus schweigen, machen sie sich zu Komplizen der Täter.”
Weiterer Lesehinweis: #MeToo in der Schweiz: Gegen die Machomedia (taz.de, Çiğdem Akyol).

2. Gewalt gegen Presse und uralte Hetze gegen Juden auf rechtsextremer Kundgebung in Berlin, 20.03.2021
(jfda.de)
Auf Demonstrationen von Corona-Leugnern und Corona-Maßnahmen-Verweigerern kommt es immer wieder zu Angriffen auf Pressevertreter:innen, Relativierungen der Shoah und antisemitischen Bekundungen. Die Versammlung am 20. März im Zentrum Berlins scheint in dieser Hinsicht keine Ausnahme gewesen zu sein. Im Beitrag wird beschrieben, mit welchen Tricks Neonazis und Rechtsradikale arbeiten, um ihre rassistischen und antisemitischen Hassbotschaften zu verbreiten.
Weiterer Lesehinweis: Wie Pressefreiheit im Lockdown leidet (verdi.de, Susanne Strack-Neumann).

3. Uneinige Union
(deutschlandfunk.de, Christoph Sterz, Audio: 5:30 Minuten)
Die Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) der CDU und CSU hat Vorschläge zur Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks vorgelegt, die jedoch auch in den eigenen Parteien umstritten seien. Der Eine-Anstalt-Vorschlag sei der weitreichendste in dem Dokument. Für ein Interview habe die MIT mit Verweis auf Termingründe nicht zur Verfügung gestanden.

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4. Immerhin mal den Elefant im Raum beschrieben, ohne noch mehr Porzellan zu zerstören
(uebermedien.de, Samira El Ouassil)
Als Samira El Ouassil sich auf den Rassismus-Themenabend im WDR einließ, war sie sich nicht sicher: “Kann der Sender, dessen redaktionelle Strukturen die Z-Ausgabe der ‘Letzten Instanz’ über den Äther gehen ließ, einen mehrstündigen Diskussionsabend stemmen, bei dem nicht nur viele Informationen vermittelt, sondern die Themenkomplexe auch mit einer großen Sensibilität verhandelt werden?” In ihrem Beitrag versucht sie, eine Antwort auf ihre Fragen zu finden.

5. “Wir brauchen dringend mehr Menschen, die sich engagieren”
(zeit.de, Jens Tönnesmann)
Der Jurist Lukas Mezger ist nicht nur leidenschaftlicher Wikipedia-Autor, sondern seit 2018 auch ehrenamtlicher Vorsitzender des Vereins Wikimedia Deutschland. Im Interview mit “Zeit Online” erzählt er unter anderem, wie erfüllend das Verfassen von Beiträgen sein kann: “Einen Artikel auf Wikipedia zu veröffentlichen, fühlt sich an, als würde man im Garten ein neues Beet anlegen: Yippie-yeah! Mit einem Unterschied: Was ich auf Wikipedia erschaffe, ist nicht nur für mich da, sondern auch für andere. Und das gibt mir persönlich viel, auch weil ich fest daran glaube: Je mehr Wissen frei verfügbar ist, umso besser für die Welt.”

6. 140 Zeichen sollt ihr sein
(spiegel.de, Andrej Sokolow & Christoph Dernbach, dpa)
Twitter feierte am gestrigen Sonntag sein 15-jähriges Bestehen. Der “Spiegel” blickt zurück auf die vergangenen anderthalb Dekaden – von erstem Tweet des Gründers Jack Dorsey (“just setting up my twttr”) bis zu dem Punkt, an dem Dorsey diesen Tweet für einen Millionenbetrag versteigern lässt.
Weiterer Lesehinweis: Twitter fragt seine Nutzerinnen, ob seine Regeln auch für Staatslenkerinnen gelten sollen (turi2.de, Andreas Grieß).

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