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Neue Fakten der “Storymachine”, Was für ein Aufzug, Sonja Zietlow

1. Streeck, Laschet, StoryMachine: Schnelle Daten, pünktlich geliefert
(riffreporter.de, Christian Schwägerl & Joachim Budde)
Die “Riffreporter” haben in einem längeren Lesestück die Vorgänge um das sogenannte “Heinsberg Protokoll” rekonstruiert. Eine lesenswerte Chronologie und Analyse mit erschreckenden Erkenntnissen: “Es ist Laschet, Streeck und StoryMachine gelungen, in der politischen Themen- und Prioritätensetzung neue Fakten zu schaffen und Aufmerksamkeit vom Lockdown auf den Exit umzulenken. Doch das PR-Bündnis hat einen Preis: Die Kritik an der Seriosität des Vorgehens.”

2. Traue keiner Statistik, …?
(spiegel.de, Marcel Pauly & Patrick Stotz)
Die Berichterstattung über das Coronavirus basiert häufig auf Zahlen. Doch welche Datenquellen und welche Messgrößen werden verwendet? Der “Spiegel” erklärt, woher die Daten kommen, wie aussagekräftig die Infiziertenzahlen sind, welche Kennzahlen für die Ländertabelle verwendet werden, und beantwortet weitere Fragen zum Umgang mit den Covid-19-Zahlen.

3. Was machen all diese Politiker in einem Aufzug?
(hessenschau.de)
Im ganzen Land heißt es Abstand halten, aber ausgerechnet die, die es besser wissen müssten, quetschen sich in einen proppenvollen Aufzug. Mit dabei: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, Kanzleramtsminister Helge Braun, Ministerpräsident Volker Bouffier, Regierungssprecher Michael Bußer (alle CDU) und Hessens Gesundheitsminister Kai Klose (Grüne), dazu noch mindestens sechs weitere Personen. Das Foto der irren Szene sorgte in den Sozialen Medien für allerlei Gesprächsstoff: von kritischen Anmerkungen bis hin zu spöttischen und lakonischen Bemerkungen.

4. Susanne Gaschke fragt sich, ob Corona der neue Hitler ist
(uebermedien.de, Jürn Kruse)
Gefallen sich die Deutschen tatsächlich “in 150-prozentigem Corona-Gehorsam”, wie von Susanne Gaschke in der “NZZ” behauptet? Jürn Kruse hat sich den Artikel absatzweise vorgenommen und die darin enthaltenen Vorwürfe und Unterstellungen (“Totalitarismus”, “Ermächtigungsgesetz”, “Unterwerfung”) seziert.

5. Forum Recht, Ausgabe “Don’t @ me” (1/2020)
(forum-recht-online.de)
“Forum Recht” ist ein rechtspolitisches Magazin, das vom Bundesarbeitskreis kritischer Juragruppen sowie einem Trägerverein herausgegeben und vor allem von Studierenden, Referendarinnen und Referendaren gefüllt wird. Die aktuelle Ausgabe widmet sich dem Thema Social Media: Wie agieren Menschen und staatliche Akteure in den Sozialen Medien? Und wie kann das Recht darauf reagieren? Das Heft steht jetzt zur freien Online-Lektüre bereit.

6. Sonja Zietlow irritiert mit Facebook-Posts zum Coronavirus
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
In den vergangenen Tagen postete die prominente RTL-Moderatorin Sonja Zietlow (“Dschungelcamp”) allerlei Seltsamkeiten auf ihrem verifizierten Facebook-Kanal und lockte damit Verschwörungstheoretiker der unterschiedlichsten Couleur an. Am Ostersonntag veröffentlichte sie eine Liste mit Personen aus Medizin und Forschung, die ihrer Auffassung nach in der Gesellschaft als “Verschwörungstheoretiker” gelten würden. Das Problem: Viele davon hatten tatsächlich fragwürdige oder gänzlich widerlegte Aussagen über das Coronavirus verbreitet. “Wer nicht als Verschwörungstheoretiker gilt”, so Zietlow weiter in ihrem Post: “Prof. Dorsten (!), Lothar Wieler RKI, Bill Gates, Spahn.” Der Spuk scheint jedoch beendet, zumindest vorerst: Zietlows Facebookseite ist seit gestern Abend nicht mehr erreichbar.

Corona-WG, Döpfners Achse des Guten, Postel-Einsteller Wodarg

1. Wegen Corona: ORF-Mitarbeiter wohnen im Fernsehsender
(rnd.de)
Um den Sendebetrieb aufrechterhalten zu können, werden mehr als 150 Menschen beim ORF einziehen und dort eine “Corona-WG” bilden (Zitat Armin Wolf). Essen, schlafen, arbeiten — all das werde für die betreffenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Österreichischen Rundfunks nun in sogenannten Isolationsbereichen direkt im Sender stattfinden.

2. Land des Lächelns
(taz.de, Steffen Grimberg)
Der Vorstandsvorsitzende des Springer-Konzerns Mathias Döpfner hat einen längeren Text über die Corona-Krise geschrieben (erster Satz: “Seit Tagen zögere ich, etwas zu schreiben”). Was für einige Irritation sorgte: Döpfners Aufsatz erschien nicht nur bei der Springer-Tochter “Welt”, sondern auch im neokonservativen Rechtsaußen-Blog “Achse des Guten”. Steffen Grimberg kommentiert: “Warum der Springer-Chef seinen Beitrag jetzt ausgerechnet dort für eine Zweitveröffentlichung freigegeben hat, fragt er sich hoffentlich mittlerweile selbst.”

3. Warum dieser Mann die Epidemie kleinredet
(welt.de, Nike Heinen)
Weil das Video immer noch zirkuliert, der folgende Lesetipp: Wissenschaftsjournalistin Nike Heinen hat sich mit dem Lungenarzt Wolfgang Wodarg beschäftigt, dessen vielfach geteiltes Verschwörungsvideo zu Covid-19 immer noch für Verunsicherung und Verwirrung in Teilen der Bevölkerung sorgt. Nach der inhaltlichen Aufarbeitung hat Heinen eine schöne Schlusspointe zu dem fragwürdigen Mediziner parat: “In den 1980er-Jahren übernahm er die Leitung am Gesundheitsamt Flensburg. Einem größeren Publikum bekannt wurde er, weil er dort den Medizin-Hochstapler und gelernten Postboten Gert Postel als stellvertretenden Amtsarzt einstellte.”
Weiterer Lesetipp: Die gefährlichen Falschinformationen des Wolfgang Wodarg (spiegel.de, Julia Merlot).
Bei den “Riffreportern” hat sich Marcus Anhäuser dem Thema gewidmet, ergänzt um eine umfangreiche Liste mit Faktenchecks und Einordnungen. Eine fantastische Fundgrube für alle, die sich weiter in das Thema einlesen wollen. Wodarg, Bhakdi und Co.: Die Besserwisser in Zeiten der Coronakrise

4. Wie das Coronavirus den Journalismus verändert
(anchor.fm, Levin Kubeth, Audio: 57:39 Minuten)
Für seinen Medienpodcast “Unter Zwei” hat sich Levin Kubeth mit Susanne Amann, Managing Editor beim “Spiegel”, unterhalten. Wie geht das Nachrichtenmagazin mit der Pandemie um? Wie wirkt sich die derzeitige Lage auf das Miteinander im Haus aus? Welche technischen und administrativen Folgen erfordert die neue Situation?

5. Gegenläufig
(sueddeutsche.de, Caspar Busse)
Medienunternehmen reagieren ganz unterschiedlich auf das Coronavirus: Manche schicken die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ins Homeoffice, manche verfallen auf das Arbeitsmarkt-Instrument der Kurzarbeit. Caspar Busse hat sich angeschaut, wie Mediengrößen wie Bertelsmann, Axel Springer und ProSiebenSat.1 derzeit agieren.

6. 9 Pandemie-Filme, in denen Journalisten eine Rolle spielen
(journalistenfilme.de, Patrick Torma)
Patrick Torma sammelt auf journalistenfilme.de Kinofilme und Fernsehproduktionen, in denen Journalisten und Journalistinnen eine Rolle spielen. In einer Sonderausgabe stellt er neun Pandemie-Filme vor, in denen Medienschaffende auftauchen.

Corona-Berichterstattung, Xavier Naidoo, Apotheken-Postillen

1. Das Coronavirus und die Medien
(ndr.de, Armin Ghassim & Gabor Halasz, Video: 2:51 Minuten)
Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie an der Charité Berlin, hält die Berichterstattung über das Coronavirus für teilweise kontraproduktiv: “Die Bundespressekonferenz zuletzt habe ich als Zeitverschwendung empfunden. Ich wurde nur nach leeren Fußballstadien und dem CDU-Parteitag gefragt, anstatt inhaltliche, medizinische Fragen zu beantworten.”
Weiterer Lesehinweis: Sternstunde für die Regionalen: “Die überregionalen Medien berichten längst nicht mehr über jede Neu-Infektion mit Corona. Nun schlägt die Stunde des Lokaljournalismus — zum Beispiel beim ‘Bonner General-Anzeiger'” (deutschlandfunk.de, Annika Schneider, Audio: 4:53 Minuten).
Und auf vielen Ebenen interessant: So veranschaulichen Datenjournalist:innen das Coronavirus (netzpolitik.org, Dominic Lammar) — aber Achtung: Diese Coronavirus-Karte stiehlt Passwörter (futurezone.at).

2. RTL trennt sich mit sofortiger Wirkung von Xavier Naidoo
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Nachdem fragwürdige Videos des Künstlers Xavier Naidoo mit äußerst irritierenden, teils rassistischen Textstellen aufgetaucht sind, hat sich RTL von Naidoo getrennt. Dem Wortlaut der Stellungnahme des Privatsenders nach, beziehe sich das zunächst aber nur auf die nächste “Deutschland sucht den Superstar”-Ausgabe. “Dass Naidoo jedoch zu ‘DSDS’ zurückkehren wird, hält man nicht nur bei der Produktionsfirma UFA Show & Factual für unwahrscheinlich”, so “DWDL”-Chefredakteur Thomas Lückerath.

3. Irreführende Aussagen über rechten Terror
(tagesschau.de, Patrick Gensing & Georg Mascolo)
Der heutige AfD-Europaabgeordnete und frühere stellvertretende “Bild am Sonntag”-Chefredakteur Nikolaus Fest weiß in einem Video von angeblich brisanten Informationen zu berichten: Ein Bericht der EU-Polizeibehörde Europol sehe seiner Aussage nach keine Gefahr durch rechten Terror. Vielmehr seien Islamismus und Linksterror die großen Bedrohungen. Dies wolle man jedoch, so die Fest-Diktion, aus politischen Gründen nicht eingestehen und habe den Bericht daher als geheim eingestuft. Der ARD-“Faktenfinder” ist dem Fall nachgegangen und kommt zum gegenteiligen Ergebnis. Damit konfrontiert, gerät Fest ziemlich ins Rumeiern.

4. NDR verzichtet auf Studiopublikum und sagt Veranstaltungen ab
(presseportal.de)
Der Norddeutsche Rundfunk hat ein ganzes Bündel an Maßnahmen beschlossen, um die Ausbreitung des Corona-Krankheitserregers zu verlangsamen. Das reicht von der Einschränkung des Besucherverkehrs bis hin zu Veranstaltungsabsagen. Sendungen, die auf dem NDR-Gelände produziert werden, etwa die “NDR Talk Show” und “extra 3”, fänden bis auf Weiteres ohne Studiopublikum statt.

5. Und dann will das BKA an Ihr Passwort
(zeit.de, Lisa Hegemann)
Am heutigen Donnerstag wird im Bundestag ein Gesetzesentwurf diskutiert, der Rechtsextremismus und Hasskriminalität in Sozialen Netzwerken bekämpfen soll. Was sinnvoll klingt, hat seine Tücken, denn das Gesetz greife massiv in unsere Grundrechte ein und sei untauglich. Lisa Hegemann erklärt die Problemfelder und berichtet von den Bedenken der Kritikerinnen und Kritiker.

6. Kundendienst
(sueddeutsche.de, Helena Ott)
Hinter der Gesundheitspostille “Apotheken-Umschau” steckt ein pfiffiges Konzept: Das Gratisblatt bezahlen nämlich nicht die Leser und Leserinnen, sondern die Apotheken. Je nach Vertrag sollen dies um die 35 Cent pro Stück sein. Nun wolle der Verlag den Erfolg mit einem anderen Magazin wiederholen: Er habe dazu 650.000 Exemplare des “Digital-Ratgebers” gedruckt und bundesweit an Apotheken ausgeliefert. Das erste Heft sei für die Apotheken kostenlos. Wie es danach weitergeht, sei noch nicht bekannt.

Unehrliche Unterhalter, Schäbige Gewaltausbrüche, Sexszenen-Expertin

1. Das Ende von Joko & Klaas als ehrliche Unterhalter
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Stefan Niggemeier kommentiert den Fall der reihenweise zusammengetricksten und geschummelten Videos von Joko & Klaas: “Es war immer schon ein atemberaubender Spagat, dass Joko und Klaas gleichzeitig die albernsten, pubertärsten, extremsten Späße machen und sich glaubwürdig gesellschaftspolitisch engagieren konnten. Dieser Spagat funktionierte auch deshalb, weil die beiden Protagonisten für ehrliche Unterhaltung standen — sei es durch schlichte, eindimensionale Spaß-Aktion oder durch ein cleveres, ironisches, oft genug entlarvendes Spiel mit dem Medium und seinen Regeln. Beide Seiten ihrer Prominenz, die reine Spaß-Existenz und die engagierte Persönlichkeit, beruhen auf dem Vertrauen, dass sie das Publikum nicht für dumm verkaufen. Damit ist es erstmal vorbei.”
Weiterer Lesehinweis: Ausgerechnet an dem Tag, an dem der Schwindel um die Joko-&-Klaas-Videos aufgedeckt wurde, verkündete das Grimme-Institut, wer seine begehrten Preise bekommen soll. Joko & Klaas sollen einen erhalten, aber nicht für eine ihrer Fernsehshows, sondern für ihre 15 Live-Minuten bei ProSieben. Und ab hier ging bei Bild.de und Welt.de einiges durcheinander. Stefan Niggemeier fragte dazu gestern auf Twitter: “Ist es nicht irre, dass diese Falschmeldung, dass #LateNightBerlin wegen der Fake-Vorwürfe der Grimme-Preis aberkannt worden sei, bei der @Welt auch nach 7 Stunden immer noch nicht korrigiert wurde? Merkt da niemand irgendwas?”

2. Die schäbigen Gewaltausbrüche des Patrick Losensky
(tagesspiegel.de, Sebastian Leber)
Sollte man über die Gewaltausbrüche des Rappers Fler berichten oder ihn mit medialer Nichtbeachtung strafen? Für Sebastian Leber gehören die Vorgänge öffentlich gemacht: “Weil es Menschen gibt, die real von ihm bedroht, sexistisch beleidigt und verprügelt werden. Weil sich diese Betroffenen alleingelassen fühlen. Und weil Strafrahmen in der Vergangenheit offenbar so wenig ausgeschöpft wurden, dass Fler nicht einmal Reue zeigt und seine Opfer nach Taten sogar öffentlich verhöhnt.”

3. Die zweifelhaften Zocker-Ratschläge der “Bild”
(ndr.de, Philipp Eckstein & Stella Peters & Jan Lukas Strozyk)
Online-Glücksspiel ist in Deutschland, außer in Schleswig-Holstein, illegal. Dennoch trommele die “Bild”-Redaktion mit ihrer werblichen Berichterstattung für diverse Online-Casino-Angebote. Ein NDR-Team ist der Sache nachgegangen und hat Beteiligte und Behörden dazu befragt. Die Glücksspielaufsicht prüfe Schritte gegen “Bild”. Die weist jeden Vorwurf empört zurück: Man berichte über Glückspiel “ausgesprochen verantwortungsvoll.”

4. Leipziger Buchmesse 2020 abgesagt: »Sicherheit geht vor«
(buchreport.de)
Rund 280.000 Besucherinnen und Besucher wurden zur diesjährigen Leipziger Buchmesse erwartet, etwa 2500 Aussteller wollten dort den Lesern und Leserinnen ihr Angebot näherbringen. Doch gestern wurde das wichtige Branchenereignis abgesagt. Das Gesundheitsamt Leipzig sei “der Aufforderung des Bundesgesundheits- und des Bundeswirtschaftsministeriums gefolgt, wonach eine Rückverfolgbarkeit von Kontaktpersonen bei Großveranstaltungen gewährleistet sein muss. Es empfahl dringend, dass jeder Messeteilnehmer schriftlich belegen muss, nicht aus definierten Risikogebieten zu stammen oder Kontakt zu Personen aus Risikogebieten gehabt zu haben.” Da dies nicht zu bewerkstelligen sei, habe man die Buchmesse schweren Herzens abgesagt.

5. Berliner Verlag: Wer ist schuld am Abgang Thiemes?
(newsroom.de)
Über die Gründe des Abgangs des kurzzeitigen Chefredakteurs von “Berliner Zeitung” und “Berliner Kurier” sind sich die Beteiligten uneinig: Während die Verleger Silke und Holger Friedrich mitteilen, dass Ex-Chefredakteur Matthias Thieme aus persönlichen Gründen ausgeschieden sei, entgegnet dieser über einen Anwalt, es habe sich um betriebliche Gründe gehandelt.

6. Expertin für Sexszenen im Film: Deutschlands erste Intimitätskoordinatorin
(rnd.de, Tilmann P. Gangloff)
In den USA sei es schon gang und gäbe, nun soll es diese Praxis auch hier geben: Deutschlands erste “Intimitätskoordinatorin” will Schauspieler und Schauspielerinnen bei Sexszenen im Film beraten.

Alternative Realität, Kneipenwirt, Journalismus mit Behauptung

1. Gezielte Falschmeldungen über Amokfahrt
(tagesschau.de, Patrick Gensing)
Nach der Amokfahrt von Volkmarsen gab es im Internet wilde Spekulationen über die Hintergründe. Ein gerne verwandtes, zusammenfantasiertes Narrativ: Der Täter habe einen Migrationshintergrund, es habe sich um einen islamistischen Anschlag gehandelt. Selbst mit den größten Bemühungen um Aufklärung und Information dringe man manchmal nicht in die alternative Realität mancher Nutzerinnen und Nutzer vor, so Patrick Gensing: “Einige Nutzer vertrauen einer anonymen Webseite aus dem Ausland mehr als sämtlichen Polizisten und Reportern, die vor Ort arbeiten. In Kommentaren werfen sie Polizei, Regierung und Medien vor, sie würden gemeinsam agieren und Informationen zurückhalten, um die Menschen zu belügen. So wachsen Verschwörungstheorien — und geglaubt wird nur noch das, was ins eigene Weltbild passt.”

2. Zensur und Einschränkung von Journalisten
(reporter-ohne-grenzen.de)
Reporter ohne Grenzen wendet sich gegen die chinesische Zensur im Rahmen der Berichterstattung über das Coronavirus. Anfang Februar seien sogar mehrere Journalisten und politische Kommentatoren festgenommen worden. ROG-Geschäftsführer Christian Mihr: “Vollständige Transparenz und eine informierte Öffentlichkeit können verhindern, dass sich Gerüchte verbreiten und die Krise damit verschärfen. Dafür müssen Medienschaffende ungehindert recherchieren können.”

3. Wie Zuckerberg von Hass und Lügen profitiert
(faz.net, Christopher Lauer)
In seinem Gastbeitrag für die “FAZ” stellt Christopher Lauer einen interessanten Vergleich an: “Wir müssen uns Mark Zuckerberg also als einen Wirt vorstellen, in dessen Restaurant sich Nazis, Rechtsextreme und Verschwörungsideologen treffen, andere Gäste bedrohen und beleidigen, sich im Restaurant zu Straftaten verabreden, der aber, statt sich seines Hausrechts zu bedienen und die Idioten einfach rauszuschmeißen, mehr Regulierung fordert. Ach so, wenn die Polizei in seiner Wirtschaft vorbeikommt und fragt, wer sich da denn letzte Woche bei ihm getroffen habe, gibt es dann auch immer nur die Antwort ‘Bitte schicken Sie uns ein internationales Rechtshilfeersuchen’. Auch die Gäste, die bei ihm beleidigt und bedroht worden sind, bekommen nichts anderes zu hören.”

4. Bitte lauter!
(sueddeutsche.de, Kathrin Hollmer)
Viele TV-Zuschauerinnen und -Zuschauer würden sich regelmäßig über Probleme mit der Akustik beschweren — die Dialoge seien unverständlich, die Sprache werde von Geräuschen überlagert. Kathrin Hollmer ist dem Problem nachgegangen, das viel mit Technik zu tun hat. Bei der Verbesserung des Bildes habe es in den vergangenen Jahren große Verbesserungen gegeben, nur beim Ton scheue man anscheinend Mühe und Investitionen.

5. ARD will an verlängerten “Tagesthemen” festhalten
(deutschlandfunk.de, Bettina Köster, Audio: 5:52 Minuten)
Bei ARD und ZDF gibt es Zoff: Die ARD will die “Tagesthemen”-Ausgabe am Freitag um eine Viertelstunde verlängern, was zu einer Kollision mit dem parallel im ZDF stattfindenden “Heute Journal” führt. Bettina Köster hat mit ARD-Chefredakteur Rainald Becker über den öffentlich-rechtlichen Nachrichtenkonflikt gesprochen.

6. Behauptungsjournalismus
(indiskretionehrensache.de, Thomas Knüwer)
Thomas Knüwer beschäftigt sich mit dem “Behauptungsjournalismus”, der nach folgendem Prinzip funktioniere: “Ich spreche einer Person oder einem Ding eine Funktion oder Eigenschaft [zu], die sie nicht besitzt — und hoffe, dass die Leser doof genug sind, dies nicht zu bemerken.” Damit es nicht bei einer bloßen Behauptung bleibt, bringt Knüwer drei Beispiele mit: einen Beitrag aus dem “Business Insider”, ein Fundstück aus dem Düsseldorfer “Express” und einen Textauszug aus Gabor Steingarts “Morning Briefing”.

Hasskriminalitätsgesetz, Neues Ekelfernsehen, “Kulturmarxismus”

1. Was Sie über das Gesetz gegen Hasskriminalität wissen müssen
(spiegel.de, Patrick Beuth)
Am heutigen Mittwoch will das Bundeskabinett ein viel diskutiertes Gesetz verabschieden: jenes “zur Bekämpfung des Rechtsextremismus und der Hasskriminalität”. Patrick Beuth erklärt, in welchen Teilbereichen der Gesetzesentwurf umstritten ist und von welchen Gruppen Kritik geäußert wird.
Weiterer Lesehinweis: Zusätzliche Staatsanwälte und Richter: Gesetz gegen Hass im Netz kostet Justiz rund 24 Millionen Euro (meedia.de).

2. Neue Antworten?
(deutschlandfunk.de, Claudia van Laak, Audio: 6:03 Minuten)
Beim “radioeins- und Freitag-Salon” in der Berliner Volksbühne trafen am Montag Medienunternehmerinnen und -unternehmer aufeinander: Moderator Jakob Augstein hatte das Verleger-Ehepaar Silke und Holger Friedrich zum Gespräch eingeladen. Claudia van Laak hat für den Deutschlandfunk genau hingehört. Wer den kompletten Live-Mitschnitt nachhören möchte: Auf der radioeins-Webseite zum Talk gibt es die Audiodatei zum Direktanhören oder Herunterladen.

3. Schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten
(mdr.de, Ralf Heimann)
Ralf Heimann hat sich angeschaut, wie in den Medien über das Darknet berichtet wird: Meist als Tummelplatz für Gestalten finsterer Straftaten wie Drogen- und Waffenhandel sowie Kindesmissbrauch — eher selten als Ausdruck von Demokratie und Freiheit. Das habe damit zu tun, dass oftmals nur schlechte Nachrichten gute Nachrichten seien.

4. Corona: Der schwierige Kampf gegen Krankheitsmythen
(medienwoche.ch, Sabrina Heike Kessler)
Sabrina Heike Kessler erklärt, warum es wissenschaftliche Fakten so schwer gegen Gerüchte und Falschmeldungen haben. Aktueller Anlass sind die vielen Krankheitsmythen, die im Zusammenhang mit dem Coronavirus im Umlauf sind: “Dass Menschen in Gesundheitsfragen an Fake News glauben, erklärt sich mit dem menschlichen Wunsch, gesund zu sein, zu bleiben oder werden zu wollen und der Angst vor Krankheit und Tod. Schon evolutionär ist der Mensch darauf angelegt, mit der eigenen Gesundheit besser nicht zu experimentieren, sondern sich auf das zu verlassen, was andere denken, empfehlen und tun.”

5. Für die WELT, die sich gerne als tradionsreiches Blatt des deutschen Liberalismus feiert …
(twitter.com, Robert Fietzke)
Im aktuellen Text von “Welt”-Kolumnist Don Alphonso ist von “Kulturmarxismus” die Rede (Kolumnen-Überschrift: “Die Leitkulturorgie nach den kulturmarxistischen Merkelpartys”). Ein vergifteter Begriff, wie Robert Fietzke in einem Twitter-Thread schreibt: “Für die WELT, die sich gerne als tradionsreiches (sic) Blatt des deutschen Liberalismus feiert, schreibt nach wie vor ein Mann, der ganz nonchalant antisemitisch aufgeladene Kern-Begriffe der extremen Rechten wie ‘Kulturmarxismus’ droppt.” Danach geht es mit der lesenswerten etymologischen Einordnung des Wortes weiter.

6. Inzest und emotionale Erpressung: Das neue Ekelfernsehen
(dwdl.de, Alexander Krei)
RTL und Sat.1 würden bei ihren Realityshows aktuell auf fragwürdige Figuren und kalkulierte Tabubrüche setzen — ein unethisches und verantwortungsloses Verhalten, wie Alexander Krei findet: “Wenn sich die beiden großen Privatsendergruppen demnächst also mal wieder für ihr großes Verantwortungsgefühl rühmen, sollte man sie mit den jüngsten Fehlbesetzungen von ‘Bachelor’ und ‘Big Brother’ konfrontieren, die Anstand und Moral vermissen lassen.”

Polizeiliche Schuldumkehr, WhatsApp vom Prinzen, Bolsanaros Rache

1. Schuldzuweisung statt Opferschutz
(netzpolitik.org, Daniel Laufer)
Wegen einer Morddrohung habe sich die Streamerin Powny an die Bremer Polizei gewandt. Der zuständige Beamte habe sie nicht ernst genommen und mit unpassenden Bemerkungen bedacht. Die Bremer Polizei habe immerhin reagiert: “Das geschilderte Verhalten des aufnehmenden Beamten entspricht nicht unserem Verständnis von einer bürgernahen Polizeiarbeit”, so die Polizeisprecherin: “Wir arbeiten intensiv an der Aufklärung des Sachverhaltes.” Der beschuldigte Beamte sei bis zur Klärung “von seinen derzeitigen Aufgaben mit Bürgerkontakt entbunden”.

2. Oh Lord
(sueddeutsche.de, Cathrin Kahlweit & Laura Hertreiter)
Für viele überraschend, gibt Tony Hall, Generaldirektor der BBC, seinen Posten als einer der mächtigsten Medienmanager der Welt ab. Der Sender erlebe gerade schwierige Zeiten: Teile der Politik würden ihn wegen seiner angeblich unverhältnismäßigen Brexit-Kritik boykottieren. Premier Boris Johnson stelle sogar das komplette Finanzierungsmodell der BBC infrage. Cathrin Kahlweit und Laura Hertreiter erklären Hintergründe und Zusammenhänge.

3. kontertext: Online-Zeitungen – die grosse Versuchung
(infosperber.ch, Rudolf Walther)
Anhand der Beispiele “Guardian” und “Independent” beschreibt Rudolf Walther, welche positiven und negativen Folgen eine Schwerpunktverlagerung aufs Digitale haben kann. Die “taz” könne demnächst vor einem ähnlichen Umbruch stehen: “Die hohen und tendenziell steigenden Vertriebskosten und die Unwägbarkeiten der Vertriebssysteme, deren Träger unrentable Regionen lieber heute als morgen ‘vergessen’ lassen würden, sowie der unabsehbaren Kosten und Zumutungen der Postzustellung könnten die Geschäftsführung in Zukunft zu einem radikalen Schnitt zwingen.”

4. Rache liegt in der Luft
(taz.de, Simon Sales Prado)
Der US-amerikanische Journalist Glenn Greenwald wurde international berühmt, als er als Erster die Snowden-Papiere einsah und darüber im “Guardian” berichtete. Seit einigen Jahren lebt und arbeitet Greenwald in Brasilien und veröffentlichte dort unter anderem belastende Dokumente gegen die rassistische und neoliberale Bolsonaro-Regierung. Die könnte sich nun rächen wollen: Die brasilianische Bundesstaatsanwaltschaft klage Greenwald wegen “Cyberkriminalität” an.

5. Schon drei Journalisten seit Jahresbeginn getötet
(reporter-ohne-grenzen.de)
Laut Reporter ohne Grenzen sind im Irak seit Jahresbeginn bereits drei Journalisten getötet worden: “Über die Proteste und das brutale Vorgehen der Sicherheitskräfte zu berichten, ist für irakische Journalistinnen und Journalisten im Irak inzwischen lebensgefährlich.”

6. Wenn der Kronprinz dir ein Video schickt
(spiegel.de, Patrick Beuth)
Wenn einem jemand wie der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman per WhatsApp ein Video zuschickt, muss er es nicht unbedingt gut mit einem meinen: IT-Forensiker haben herausgefunden, dass auf diese Weise womöglich das Handy des Amazon-Milliardärs und Besitzers der “Washington Post” Jeff Bezos gehackt wurde. Die saudische Botschaft in den USA habe die Vorwürfe als “absurd” zurückgewiesen. Nun sollen weitere Untersuchungen folgen.

ZDF kippt AfD-Beitrag, Prekärer Journalismus, Aufregung um Geste

1. ZDF nimmt Beitrag über AfD-Spitzenpolitiker aus dem Programm
(tagesspiegel.de, Matthias Meisner)
Das ZDF-Magazin “Frontal 21” wollte am Dienstagabend einen der potenziellen Nachfolger von AfD-Chef Alexander Gauland porträtieren: den sächsischen AfD-Politiker Tino Chrupalla. Dieser habe den Kreisverband Görlitz “wie eine Sekte geführt”, Kritiker seien “mundtot gemacht” worden. Chrupalla habe versucht, per Unterlassungsverfügung die Ausstrahlung des Beitrags zu verhindern. Das ZDF habe diese zwar nicht unterzeichnet, jedoch den Beitrag (vorerst) zurückgezogen.
Weiterer Lesetipp: Das ZDF hat mit einer offiziellen Stellungnahme reagiert: “Richtig ist, dass das ZDF einen Online-Text zurückgezogen und sich verpflichtet hat, eine Stellungnahme von Tino Chrupalla abzuwarten und ggf. zu berücksichtigen, also ohne Abschluss der Recherchen die Ankündigung nicht mehr zu publizieren. Die Recherchen laufen noch, dementsprechend ist eine Berichterstattung weiter möglich. In seiner gestrigen Ausgabe hat Frontal 21 einen Beitrag zur AfD und umstrittenen Spenden veröffentlicht. Spekulationen, die AfD oder Tino Chrupalla hätten eine Berichterstattung des ZDF verhindert, sind falsch.”

2. Aufregung um Geste von Storchs
(tagesschau.de, Patrick Gensing)
Während einer Bundestagsdebatte machte die AfD-Abgeordnete Beatrix von Storch eine wütende Handbewegung, die von vielen als Kopf-ab-Geste gewertet wurde. So einfach ist es jedoch nicht, wie ARD-“Faktenfinder” Patrick Gensing nach Ansicht der kompletten Aufzeichnung herausgefunden hat.

3. Ich wollt’s eigentlich nicht. Aber ich muss: Über Geld und Journalismus reden.
(twitter.com, Tobias Hausdorf)
Tobias Hausdorf besucht mit 15 weiteren angehenden Journalisten und Journalistinnen die Evangelische Journalistenschule in Berlin. Derzeit seien alle auf ihren Praxisstationen im öffentlich-rechtlichen Radio. Hausdorf hat sich bei seinen Mitschülern und Mitschülerinnen umgehört, wie viele ein Entgelt bekommen: “Joa, so 11 von 16 bekommen nichts. Also 0€ für drei Monate Praktikum. Von den 11 bekommen 3 nach einigen Wochen etwas, weil sie bei dann bei einem anderen Sender hospitieren. Und für alle von uns, für 16 von 16 Leuten ist das nicht das erste Praktikum. Bei mir ist es das achte.” Ein lesenswerter Thread, der deutlich macht, wie kaputt das System der Journalistenausbildung ist.

4. Twitter löscht inaktive Konten und gibt Namen wieder frei
(heise.de, Eva-Maria Weiß)
Twitter will eine große Aufräumaktion starten und ab dem 11. Dezember inaktive Konten löschen. Die freigewordenen Accountnamen könnten dann wieder von anderen genutzt werden. Die Aktion mag bei all den Konten in Ordnung gehen, die tatsächlich nie genutzt wurden, weil es zum Beispiel nur darum ging, sich einen Namen zur späteren Nutzung zu sichern oder ihn dauerhaft zu blockieren. Doch der Löschaktion werden voraussichtlich viele Konten von Verstorbenen zum Opfer fallen, und dies berührt das schwierige Thema “digitaler Nachlass”.

5. Ein anderes Internet schien möglich
(netzpolitik.org, Anne Roth)
Vor 20 Jahren wurde die Indymedia-Plattform gelauncht, ein internationales globalisierungskritisches Non-Profit-Netzwerk von Medienaktivistinnen und -aktivisten. Anne Roth erzählt von der Geschichte der Bewegung und ihrem ersten Kontakt im Jahr 2000, von den Blütezeiten der Plattform bis hin zum heutigen Tag.

6. “Ich war Reporter und kein Clown”
(spiegel.de, Alex Raack)
Alex Raack hat sich mit der Sportjournalisten-Legende Marcel Reif über dessen Kindheit, die Anfänge im Sportjournalismus, die berühmt gewordene Doppelmoderation mit Günther Jauch und die erste Begegnung mit Franz Beckenbauer unterhalten. Und ihn gefragt, warum er vor drei Jahren seine Karriere beendet hat: “Nicht nur deshalb, aber auch, nachdem vor dem Derby Dortmund gegen Schalke ein Mob mein Auto eingekreist und hin- und hergerüttelt hatte. Auf dem Beifahrersitz saß meine Frau und hatte die nackte Angst in den Augen. Da habe ich mir gesagt: Vielleicht ist es besser, wenn du aufhörst. Das wollte ich mir nicht antun.”

Stream voller Hass, Politiker-Podcasts, Prekär bedroht

1. Stream voller Hass
(tagesschau.de, Karolin Schwarz & Patrick Gensing)
Der gestrige Terroranschlag auf eine Synagoge und einen Dönerimbiss in Halle (Saale), bei dem zwei Menschen getötet wurden, hat einen rechtsextremen und antisemitischen Hintergrund. Diese Feststellung wird auch durch das Video belegt, das der Täter während seiner Tat ins Netz streamte.
Weitere Lesetipps: Der “Flurfunk” mit einer größeren Übersicht zum “Breaking-News-Wahn der Medien”. Und bei Twitter stellt ein BILDblog-Leser der “Bild”-Redaktion eine berechtigte Frage.

2. Hören wir endlich auf, die falschen Fragen zu stellen!
(journalist-magazin.de, Benjamin Piel)
Pflichtlektüre für alle Medien- und Journalismus-Interessierten: Die Serie “Mein Blick auf den Journalismus”. Dort beschreiben einige Größen der Branche ihre Sicht auf das aktuelle Mediengeschehen und die zukünftige Entwicklung. Im mittlerweile 13. Teil kommt Benjamin Piel, Chefredakteur des “Mindener Tageblatt”, mit einem Plädoyer für den Lokaljournalismus zu Wort.

3. Der große Politiker*innen-Podcast-Test: Wer podcastet in der deutschen Politik?
(hamburger-wahlbeobachter.de, Martin Fuchs)
Podcasts sind nach wie vor ein boomendes Medium. Das hat sich auch bei Politikerinnen und Politikern rumgesprochen, die gern auf den Zug aufspringen. Finn Lasse Andresen und Martin Fuchs haben sich die Mühe gemacht, alle Podcasts von EU-Parlamentarierinnen und -Parlamentariern sowie Bundestags- beziehungsweise Landtagsabgeordneten zusammenzutragen und einer kurzen Bewertung zu unterziehen.

4. So viel Pressefreiheit – und so bedroht
(arminwolf.at)
Der österreichische TV-Moderator Armin Wolf sowie die deutschen Journalisten Arndt Ginzel und Gerald Gerber sind mit dem “Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien 2019” ausgezeichnet worden. Der Preis ist für Medienschaffende gedacht, “die sich mit großem Einsatz, oft unter Inkaufnahme persönlicher Risiken, gegen Beschränkungen der Pressefreiheit und eine unabhängige Berichterstattung einsetzen.” Auf seiner Website veröffentlicht Preisträger Wolf seine Dankesworte.

5. Europa lässt sich auch im Osten entdecken
(faz.net, Kevin Hanschke)
Die “Märkische Oderzeitung” deckt flächenmäßig eines der größten Verbreitungsgebiete Deutschlands ab. Die tägliche (verkaufte) Auflage der Zeitung für Ostbrandenburg beträgt 64.000 Exemplare, nahezu alle im Rahmen von Abonnements. Kevin Hanschke stellt das Blatt vor, dem eine große Bedeutung zukomme: “In einer Gegend, die wohl zu jenen gehört, die nach der Wiedervereinigung die größte Transformation durchmachen musste und gerade das europäische Zusammenleben ganz neu definiert, operieren ihre Redakteure und Reporter zwischen dem Bewusstsein für die Region und der Abbildung des großen Ganzen innerhalb Brandenburgs. Gleichzeitig müssen Liesegang und seine Redaktion um einen Journalismus kämpfen, der die Wahrheit findet, aber auch optimistisch in die Zukunft schaut.”

6. Der Monat geht in seine zweite Woche.
(facebook.com, Christian Gesellmann)
Der Journalist Christian Gesellmann hat sich bei Facebook die Wut über das prekäre Leben als Journalist von der Seele geschrieben: “Wenn vom Zustand der Pressefreiheit in Deutschland die Rede ist, dann geht es meist um Bedrohung von Journalisten durch Neonazis oder Diskriminierung durch Behörden. Das gibt es alles, und es ist ein Problem. Aber was das viel größere, viel mehr Autoren und andere freie Berufe betreffende Problem ist: unanständig niedrige Honorare und die Arschloch-Zahlungsmoral unserer Auftraggeber.”

FinFisher-Methoden, Glashaus-Kommentar, Rentnerglück im ZDF

1. FinFisher lässt Netzpolitik.org abmahnen
(spiegel.de, Patrick Beuth)
Wie netzpolitik.org berichtete (Artikel aus rechtlichen Gründen derzeit nicht verfügbar), bestehe der begründete Verdacht, dass die Softwarefirma FinFisher ihre Überwachungssoftware ohne staatliche Genehmigung an die Türkei verkauft habe. Das Programm solle dort vornehmlich zur Überwachung und Bespitzelung von Oppositionellen eingesetzt werden. Gegen die Berichterstattung durch netzpolitik.org geht FinFisher nun juristisch vor. Einer der Gründe: Man sei vorher nicht um eine Stellungnahme gebeten worden. Das ist insofern ein bisschen lustig, als dass FinFisher entsprechende Medienanfragen unbeantwortet ließ.
Weiterer Lesetipp: Reporter ohne Grenzen zeigt sich solidarisch: Unterstützung für netzpolitik.org.

2. «Ich sehe uns nicht als Star-Ermittler, sondern vielmehr als Dienstleister»
(medienwoche.ch, Oliver Classen)
Die “Medienwoche” hat sich mit dem Investigativjournalisten Frederik Obermaier (Panama Papers, Ibiza-Affäre etc.) über seine Arbeit unterhalten. Obermaier spricht von “goldenen Zeiten für den investigativen Journalismus”: “Gerade für gründliche Recherchen gibt es heute mehr Bedarf, aber auch mehr Möglichkeiten denn je. Sich durch tausende Dokumente pflügen und Dutzende von Quellen treffen, um hinter die glitzernde PR-Oberfläche von Unternehmen und Politikbetrieb zu blicken: Dieses Jobprofil ist beliebter und notwendiger denn je.”

3. AfD-Politiker will gesteuerte Presse nachweisen – vergeblich
(deutschlandfunk.de, Volker Finthammer, Audio: 4:26 Minuten)
Der AfD-Bundestagsabgeordnete Thomas Seitz hat einen schlimmen, jedoch von ihm nicht belegten, Verdacht: Die Bundesregierung nehme Einfluss auf die Medienberichterstattung! Um Beweise für seine Theorie zu bekommen, fluten er und die AfD-Fraktion Ministerien und Behörden mit Hunderten von Anfragen: “In den vergangen Sommermonaten waren die Anfragen so häufig, dass man den Eindruck gewinnen musste, hier soll das System gesprengt und Misstrauen gegen die Medienarbeit der Bundesregierung gesät werden.”

4. Die Sache mit dem Glashaus – Ein Kommentar von MEEDIA-Verleger Timo Busch
(meedia.de, Timo Busch)
“Meedia”-Verleger Timo Busch erklärt mit vorbildlicher Offenheit und Transparenz, warum die Veröffentlichung eines Beitrags (ausgerechnet über die angebliche Verrohung der Sitten der Medienbranche) ein Fehler war und warum man ihn offline genommen habe: “Im redaktionellen Alltag passieren Fehler. In diesem Fall haben wir nicht richtig hingeschaut und nicht verstanden, wer uns da für seine Zwecke benutzt. Das müssen wir künftig besser machen!”

5. Politikerinnen werden beleidigt und bedroht
(faz.net)
Politikerinnen seien besonders oft das Ziel von Hass im Netz, so das Ergebnis einer Umfrage des ARD-Politmagazins “report München”. Nahezu alle Parlamentarierinnen würden regelmäßig mit Hassbotschaften konfrontiert, die von abfälligen Bemerkungen über ihr Aussehen bis hin zu Vergewaltigungsandrohungen reichen. Dabei spiele die Parteizugehörigkeit keine Rolle. 38 Prozent der Befragten brächten die Hassnachrichten zur Anzeige. Das habe allerdings häufig keine Konsequenzen.

6. Rentnerglück im ZDF
(taz.de, René Martens)
Die ZDF-Reportagereihe mit Alltags- und Schicksalsgeschichten “37°” feiert ihren 25. Geburtstag. René Martens ordnet das Format ein, das sich immer mehr vom Informations- zum Zerstreuungsfernsehen entwickelt habe. Und bei dem auch schon mal “nachgeholfen” werde, wenn es die Dramaturgie erfordere: “Generell sieht man die Ergebnisse des “Nachhelfens” in Szenen, in denen die Protagonisten einen wichtigen Brief erhalten oder ein wichtiges Telefonat führen — immer ist die Kamera dabei. Überraschung, was für ein Reporterglück!”

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