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Meine Stylingtipps für meinen Ehemann und Co.

Als stellvertretende Chefredakteurin hat Dagmar Rosenfeld einiges mitzureden, wenn es darum geht, was bei Welt.de erscheint, und welche Themen in der “Welt” landen. Da kommt dann zum Beispiel sowas hier zustande:

Screenshot Welt.de - Meinung - Bundestagswahl - Meine Stylingtipps für Christian Lindner und Co. - von Dagmar Rosenfeld

Das Ganze soll wohl recht lustig sein. Jedenfalls könnte man das meinen, wenn man sich den Artikeleinstieg bei Welt.de und in der “Welt” anschaut:

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron kann sich sehen lassen, ein Sahneschnittchen, wie man an Frauenstammtischen so sagt. Nun wurde bekannt, dass Macron in den ersten drei Monaten seiner Amtszeit 26.000 Euro für eine Visagistin ausgegeben hat. Weil Angela Merkel und Martin Schulz derzeit so viele Fernsehauftritte haben, dass sie in der Maske der TV-Studios quasi ein Dauerabpuder-Abo haben, wollen wir an dieser Stelle die kleinen Parteien mit ein paar Stylingtricks unterstützen — kostenlos und wunderschön oberflächlich.

Der Spitzenkandidatin der Linken, Sahra Wagenknecht, verrät Rosenfeld solche “Stylingtricks” (“Leichtigkeit wagen, etwa durch eine Kombi aus Jackett und Jeans.”), genauso dem Grünen-Spitzenkandidat Cem Özdemir (“Koteletten wieder wachsen lassen, Haare mit Glitzerpomade zur Tolle formen, E-Bike in Cadillac Pink lackieren und während der Fahrt laut „Brumm, brumm“ rufen.”) und natürlich dem in der Titelzeile bereits erwähnten Christian Lindner von der FDP:

CHRISTIAN LINDNER (FDP)

Der Spitzenkandidat der FDP mit Haut und Haaren für den Wiedereinzug in den Bundestag, dafür zeigt er sich in Wahlwerbespots schon mal im Unterhemd. Liberalismus ist für ihn auch eine Kopfsache: Um liberales Wachstum zu generieren, ließ er sich erst einmal Haare transplantieren.

Stiltipp: Bei der Wahl der Oberbekleidung für Werbespots künftig vorher die Ehefrau fragen.

Duft: Comme des Garçons, Amazingreen (riecht nach schwarz-gelb-grüner Regierung).

Christian Lindners “Ehefrau”, die Dagmar Rosenfeld erwähnt, heißt Dagmar Rosenfeld-Lindner und ist stellvertretende Chefredakteurin der “Welt”. Für das klitzekleine Detail, dass die Autorin gerade über ihren eigenen Ehemann schreibt, der sich mitten im Wahlkampf befindet und der mit seiner Partei in wenigen Wochen in den Bundestag einziehen will, muss bei Welt.de und “Welt” kein Platz mehr gewesen sein. Jedenfalls steht im Artikel nirgendwo etwas davon.

Gesehen bei @HATEMAGAZIN.

Stickoxid-Stimmungsmache, Googles Generizid, Datenschützer-Diss

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(bildblog.de)
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1b. Rechtsstaatlich fragwürdiges Verbot
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die “Reporter ohne Grenzen” kritisiert das Vorgehen des Bundesinnenministeriums beim Verbot der als linksextremistisch eingestuften Website linksunten.indymedia.org: “Dass die Bundesregierung ein trotz allem journalistisches Online-Portal durch die Hintertür des Vereinsrechts komplett verbietet und damit eine rechtliche Abwägung mit dem Grundrecht auf Pressefreiheit umgeht, ist rechtsstaatlich äußerst fragwürdig. International ist das ein bedenkliches Signal und liefert repressiven Regimen in aller Welt einen Vorwand, es den deutschen Behörden gleichzutun.”

2. Stimmungsmache mit Stickoxiden
(faktenfinder.tagesschau.de, Kristin Becker)
Beim “Faktenfinder” der “Tagesschau” geht es um das Streitthema Stickstoffdioxid. Die AfD habe wiederholt behauptet, in Büros würden viel höhere Grenzwerte als auf der Straße gelten. Und auch FDP-Chef Lindner habe sich entsprechend geäußert. Das stimme so aber nicht, erklärt Kristin Becker und zieht am Ende einen Vergleich: “Es ist dabei nicht ungewöhnlich, dass für spezielle Arbeitsbereiche andere Grenzwerte gelten als für die Allgemeinheit. Beispielhaft dafür ist auch die Strahlenbelastung. So gilt laut Bundesamt für Strahlenschutz für die normale Bevölkerung ein Grenzwert von ein Millisievert. Für sogenannte strahlenexponierte Personen — dazu gehören unter anderen Piloten, Arbeiter in Atomkraftwerken oder Radiologen — liegt die effektive Jahresdosis bei 20 Millisievert. Also 20-mal höher.”

3. Verlagserbin Sylvia Madsack wehrt sich gegen den „Spiegel“
(welt.de, Christian Meier)
Hält die Miteigentümerin der Hannoveraner “Madsack Mediengruppe” eine von ihr selbst in Auftrag gegebene Firmenchronik zurück, weil sie unangenehme Dinge über die Nazizeit enthält, “als jüdisches Geld im Verlag steckte”? Gegen diese Andeutung des “Spiegel” wehrt sich nun die Verlagserbin Sylvia Madsack mit einem fünfseitigen Papier, in dem die Entwicklung einer Unterbeteiligung am Verlag detailliert beschrieben wird. Christian Meier schildert in der “Welt” den “Madsack”-Standpunkt, wünscht sich schlussendlich dennoch einen neuerlichen Anlauf, die Firmengeschichte neu aufzuarbeiten.

4. Wie viel Aktivismus verträgt der Journalismus?
(sueddeutsche.de, Tim Neshitov)
Immer wieder flammt die Debatte auf, wie viel Aktivismus der Journalismus verträgt. Nach Meinung von “SZ”-Redakteur Tim Neshitov hätten G-20-Proteste und das “Indymedia”-Verbot diese Frage wieder aktuell gemacht. Es gäbe prominente Fürsprecher für einen Journalismus mit Haltung: Schon Starreporter Egon Erwin Kisch hätte eben diese dem Elend der Welt gegenüber gefordert. Und auch der durch die Snowden-Enthüllungen weltweit bekannt gewordene Glenn Greenwald argumentiert: “Jeder journalistischen Entscheidung wohnen höchst subjektive Annahmen inne — kulturell, politisch oder nationalistisch — so dass Journalismus den Interessen der einen oder anderen Fraktion dient.”

5. Angst vor dem eigenen Namen
(zeit.de, Eike Kühl)
In den USA läuft eine Klage, die dem Unternehmen “Google” das Recht absprechen soll, alleinig Produkte unter ihrem Namen zu vertreiben beziehungsweise den Namen zu nutzen. Würden sich die Kläger auch vor dem Obersten Gerichtshof durchsetzen, drohe der “Generizid”. Dieses Wort, eine Mischung aus “generisch” und “Suizid”, beschreibe in der Urheberrechtsszene den Prozess, wenn ein Markenname in den allgemeinen Sprachgebrauch übergeht, also nur noch beschreibend für ein Produkt steht. Natürlich wehrt sich “Google” dagegen mit Händen und Füßen. So hat man beispielsweise Verlage aufgefordert, Einträge in Wörterbüchern anzupassen. Im Duden hieße “googeln” seitdem statt “im Internet suchen” wie von Google gewünscht “mit Google im Internet suchen”.

6. Welt am Sonntag: Datenschützer sind U-Bahnschubser und Hooligans
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Darauf muss man erstmal kommen: Die “Welt am Sonntag” bezeichnet George Orwells “1984” in einer formatfüllenden Schlagzeile als “das Lieblingsbuch aller U-Bahn-Schubser, Vergewaltiger, Heroindealer, Terror-Planer, Grapscher, Taschendiebe, Goldmünzenräuber, Schläger und Hooligans”. Die Bedenken bei Videoüberwachung werden als “absurde deutsche Angst” abqualifiziert.

Erpresserin Merkel, Indymedia-Verbot, Trumps Lügenbilanz

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1b. Ex-ZDF-Chefredakteur Brender wirft Merkel Erpressung vor
(spiegel.de)
Der ehemalige ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender erhebt laut „Spiegel“ schwere Vorwürfe gegen Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Diese habe das TV-Duell am 3. September durch massiven Druck ihrer Vertrauten zu einem reinen Kanzlerformat gemacht. “Das Kanzleramt verlangt ein Korsett für die Kanzlerin, in dem sie sich nicht bewegen muss. Und zugleich eines für Schulz, in dem er sich nicht bewegen darf”, so Brender: “Als Fernsehformat ist das eine Missgeburt.” Merkel mache einen Wahlkampf “im Schlafmodus”. Ein Fernsehduell, “das Funken schlägt, würde dabei nur stören”.

2. Durchsuchungen wegen Linksunten: Doch keine Waffen bei Journalisten gefunden
(netzpolitik.org, Matthias Monroy)
Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hatte auf einer Pressekonferenz zum Verbot der linken Plattform “linksunten.indymedia.org” erklärt, bei den Betroffenen seien Waffen beschlagnahmt worden. Viele Medien übernahmen diese Aussage ungeprüft. Nach hartnäckigem Nachfragen von „Netzpolitik.org“ musste das Bundesinnenministerium nun einräumen, dass bei den angeblichen Betreibern keine gefährlichen Gegenstände gefunden wurden. Die beschlagnahmten Gegenstände stammten aus dem Freiburger autonomen Kulturzentrum KTS. Ihr Besitz dürfte zudem in den allermeisten Fällen nicht strafbar sein.
(Zum Indymedia-Verbot siehe auch den „Vice“-Kommentar: Mit dem Indymedia-Verbot haben sich die Behörden selbst ins Bein geschossen und den taz-Kommentar Keine Sorge, der Feind steht links)

3. Zeitungslandschaft im Umbruch
(dumontschauberg.wordpress.com)
Sei April 2009 gehört die Boulevard-Zeitung „Hamburger Morgenpost“ zur DuMont Mediengruppe. Die erste Ausgabe der „Mopo“ erschien 1949. Heute hat das Blatt eine Auflage von knapp über 70.000. Für Unruhe sorgen derzeit die Abbau-Pläne des Mopo-Chefredakteurs, der die Lokalredaktion ausdünnen und unter anderem die Rathausreporterin entlassen will. Ein Vorhaben, das von Hamburger Politikern stark kritisiert wird.

4. Wie wäre es mit Lokaljournalismus?
(taz.de, Daniel Bouhs)
Momentan geben sich viele Redaktionen volksnah und schicken ihre Reporter in die Außenwelt: Sie sollen mit „echten Menschen“ über „echte Probleme“ reden. Ob innerhalb eines Sonderprojekts, einer Arbeitsgruppe, einer Taskforce oder eines „Pop-up-Ressorts“. Daniel Bouhs stellt einige der Vorgehensweisen vor, von „Zeit Online“ bis zu „RTL“ und „Bild“.

5. 1.057 Falschaussagen und Lügen – das ist Trumps Bilanz
(blog.zeit.de, Sybille Klormann)
Redakteure der „Washington Post“ haben nachgezählt: Seit seinem Amtsantritt im Januar hat Donald Trump mehr als 1.000 Falschaussagen und Lügen verbreitet. Ein Video (2:55 Minuten) sorgt für den schnellen Überblick. Wer es detaillierter und aktueller haben will, kann eine Datenbank mit einer Lügen-Chronologie der Trump-Regentschaft aufrufen, die nach Themen und Stichworten gefiltert werden kann.
Weiterer Lesetipp: Der „Infosperber“-Beitrag: Wie Donald Trump mit Twitter regiert

6. Wem gehört ein Tattoo? Kann man damit Marken- oder Urheberrecht verletzen?
(tattoo-recht.de, Lars Rieck)
Gehören Tattoos rechtlich gesehen dem Träger, dem Tätowierer oder gar einem Konzern als Markenrechtsinhaber? Und worauf müssen Fotografen achten, wenn sie tätowierte Models ablichten und nicht in die Haftungsfalle tappen wollen? Rechtsanwalt und Medienrechtler Lars Rieck beschreibt das Spannungsfeld zwischen Körperkunst und der Rechtslage in Deutschland und gibt konkrete Praxistipps.

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Erdogans Interpol, G20-Schwarze-Liste, Dark Ads entlarven

1. “Der Kampf hat sich gelohnt”
(tagesschau.de, Martin Mair)
Als kritischer Schriftsteller und Journalist muss man die türkische Justiz fürchten, auch wenn man sich nicht in der Türkei, sondern im Ausland aufhält. Der aus der Türkei stammende deutsche Schriftsteller Dogan Akhanli war in Spanien via Interpol für eine Nacht festgesetzt worden, ist jedoch mittlerweile wieder auf freiem Fuß. Die Erleichterung darüber ist jedoch getrübt: Die Türkei hat 40 Tage Zeit, seine Auslieferung zu beantragen. Der “Deutsche Journalisten-Verband” rät allen Türkei-kritischen Journalistinnen und Journalisten dazu, vor Antritt einer Auslandsreise beim Bundeskriminalamt einen Antrag auf Selbstauskunft zu stellen.

2. Schwarze Liste mit falschen Infos
(taz.de, Pascal Beucker)
Unmittelbar vor Beginn des Hamburger G20-Gipfels Anfang Juli wurden knapp drei Dutzend JournalistInnen die bereits erteilten Akkreditierungen wieder entzogen. Sechs Wochen später haben nun die ersten JournalistInnen schriftlich vom Bundeskriminalamt (BKA) Auskunft bekommen, wie sie auf der Schwarze Liste gelandet sind. Sie seien, freundlich formuliert, verwundert… Die Mehrzahl der 32 Betroffenen würde jedoch trotz gegenteiliger Versprechungen bis heute auf eine Auskunft darüber warten, weswegen ihnen die Akkreditierung entzogen wurde.
Weiterer Lesetipp mit weiterführenden Links: Das “Netzwerk Recherche” hat den Entzug von Presseakkreditierungen während des G20-Gipfels nochmal scharf kritisiert und das Versagen des Bundespresseamts, des Bundeskriminalamtes und anderer Sicherheitsbehörden angeprangert:

3. Mit eurer Hilfe will BuzzFeed den geheimen Facebook-Wahlkampf in Deutschland aufdecken
(buzzfeed.com, Marcus Engert & Daniel Drepper)
Sowohl im Trump-Wahlkampf als auch bei der Brexit-Abstimmung sollen im Wahlkampf sogenannte “Dark Ads” verwendet worden sein. Dabei handelt es sich um Werbeanzeigen, die nur an bestimmte Personengruppen auf Social Media ausgespielt wurden. Die Gefahr dabei: “Die Parteien sind kaum noch an ihre öffentlichen Aussagen gebunden. Sie können im Geheimen einen populistischen Wahlkampf fahren, der komplett ihrem öffentlichen Profil widerspricht. Sie können am rechten oder am linken Rand fischen, sie können den Menschen nach dem Mund reden – und sie können ihren politischen Gegner attackieren, ohne dass dieser sich wehren kann.”
“BuzzFeed News” und “t-online” wollen in Zusammenarbeit mit den britischen Programmierern von “WhoTargetsMe” diese dunklen Anzeigen transparent machen. Über eine Browser-Erweiterung werden die Anzeigen auf Facebook ausgelesen und analysiert, welche Partei welche Anzeigen für welche Zielgruppe schaltet.

4. So erkenne ich, ob ein Medium seriös informiert
(infosperber.ch, Urs P. Gasche)
Man braucht kein Profi oder Alleswisser zu sein, um zu beurteilen, ob ein Artikel oder Tagesschau-Beitrag seriös oder dubios ist, findet Urs P. Gasche. Die Seite “Infosperber” hat sieben starke Indizien für die Glaubwürdigkeit zusammengestellt, die es auch Nicht-Fachleuten erlauben würden, die Glaubwürdigkeit einer Meldung zu überprüfen: Je mehr von ihnen zutreffen, desto seriöser und glaubwürdiger seien die verbreiteten Informationen.

5. ARD und ZDF im Netz – wie sieht ein zeitgemäßer Auftrag aus?
(blog.wdr.de, Dennis Horn)
Dennis Horn denkt im WDR-Blog darüber nach, wie ein öffentlich-rechtliches Medium im Jahr 2017 eigentlich aussehen müsste. Einige Passagen des Rundfunkstaatsvertrags seien nachvollziehbar wie die Negativliste, die dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk verbietet, online Anzeigenportale, Branchenregister oder Stellenbörsen aufzuziehen. Anders sehe es jedoch bei den Löschregeln aus oder dem Verbot der „Presseähnlichkeit“. Außerdem schließe er sich der Forderung an, in Zukunft mehr von den Zuschauern per Gebühr finanzierte Inhalte mittels Creative-Commons-Lizenz freizugeben.

6. Der Pranger als politische Waffe
(sueddeutsche.de, Jakob Biazza)
Die Umweltwissenschaftlerin Jennifer Jacquet forscht an der New York University über die Evolution und die Funktion und Zukunft des Schamgefühls. Im hierzulande eher verpönten, öffentlichen Bloßstellen sieht sie ein zu wenig genutztes Potenzial. Das “Beschämen” könne im Kampf gegen Umweltverschmutzung oder Menschenrechtsverletzungen genutzt werden; die Welt werde besser, wenn Leute öffentlich bloßgestellt würden. Im Interview verrät sie, wann öffentliches Bloßstellen am besten funktioniert und warum Donald Trump die Ausnahme von der Regel ist.

Unspaßige Spaß-Nachrichten, Blochers Medienwelt, US-Nazi-Boykott

1. Wir haben Fragen zum Google-Wahlkampfgeschenk an die Kanzlerin
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Nach dem Interview-Auftritt der Kanzlerin bei den vier ausgesuchten Youtubern schien es nur Gewinner zu geben: Merkel, die vier Youtubestars aus dem Vermarktungs-Netzwerk “Studio71” und Google. Doch bei so viel Win-Win-Win-Win kämen dann doch ein paar Fragen auf: “Warum organisiert mit dem Bundeskanzleramt eine Regierungsstelle einen weithin als Wahlkampfauftritt rezipierten Termin? Wo bleibt hier die Trennung von Staat und Partei? […] Will Google – über sein kräftiges Lobbying hinaus – jetzt auch zum politischen Player mit seiner Suchseite werden? Und sind diese Youtuber eigentlich wirklich so lasch und handzahm, dass die Veranstaltung lediglich wie ein jugendlich-aufgepepptes ZDF-Sommerinterview wirkte?”

2. Faktencheck: Merkel und die Chemtrails
(correctiv.org, Pauline Schinkels)
Momentan schwirren allerlei mehr oder weniger (meist weniger) lustige Falschnachrichten durch das Netz, die in das Layout fiktiver Zeitungen wie einem angeblichen “Kölner Abendblatt” eingebettet sind. Gleich zwei Webseiten bieten ihren Nutzern an, Falschnachrichten im pseudo-journalistischen Mantel auf Freunde und Menschheit loszulassen. Wie schnell die Grenze zwischen lustigem Kalauer und ernsten Fake verschwimmen kann, zeige die Seite “24Aktuelles.com”. Dort hätten sich zwischen all dem Lustig-Lustig-Content immer wieder Meldungen gefunden, bei denen die Polizei reagieren musste.

3. Ein Glück, dass es Deniz gibt
(deutschlandfunk.de, Silke Burmester)
Silke Burmester fühlt sich hin- und hergerissen, wenn es um die Berichterstattung über die in der Türkei inhaftierten Journalisten geht. Alle würden immer nur von Deniz Yücel reden, von den meisten anderen inhaftierten Kollegen aber spreche kein Mensch. “Ja, das ist blöd. Und vielleicht auch nicht fair. Aber auf der anderen Seite ist es auch für sie ein Glück, dass es Deniz gibt. Deniz, der so ein Krawallo ist, so ein journalistischer Hau-Drauf, der so viele Jahre Redakteur bei der “taz” war, dass er ein Heer an Freunden und Kollegen hat, die jetzt so laut für ihn trommeln und ihn zum Gesicht des Widerstandes gegen Erdogans Journalisten-Plattmache erheben.”

4. Hiobsbotschaft aus der Schweizer Medienlandschaft
(infosperber.ch, Christian Müller)
Der Schweizer Christoph Blocher ist nicht nur ein milliardenschwerer Geschäftsmann, sondern auch ein wichtiger Politiker der am rechten Rand angesiedelten “Schweizerischen Volkspartei” (SVP). Blochers BaZ-Holding (“Basler Zeitung”) hat nun die Verlagsgruppe Zehnder gekauft, einen Herausgeber von 25 Anzeigeblättern, die auf insgesamt 800.000 Leser und Leserinnen kommen. Der Schweizer Journalist Christian Müller sieht in der Vergrößerung von Blochers Medienimperium auch eine politische Gefahr: “Wenn Blocher vor Abstimmungen in jeden Briefkasten der Schweiz ein Extrablatt mit seiner Werbung hat verteilen lassen, dann landete sein Geld in den Kassen von Zeitungsdruckereien und vor allem auch in der Kasse der Post. Jetzt kann er eine Million Briefkästen bedienen mit einem Produkt, das aus Gründen der Tradition und der Leser-Gewohnheiten eine deutlich höhere Glaubwürdigkeit genießt als ein Extrablatt, das nur vor Volksabstimmungen erscheint.”

5. Kein Netz für Nazis
(zeit.de, Patrick Beuth)
Nach den Ereignissen in Charlottesville haben einige amerikanische Unternehmen wie AirBnB, GoDaddy, Discord und Google mitgeteilt, sie würden künftig Rechtsextreme und Seiten wie den “Daily Stormer” boykottieren. Was zunächst nachvollziehbar erscheint, wirft Fragen auf: Darf eine kleine Anzahl von Unternehmen darüber bestimmen, dass jemand nicht im Internet sein darf? Lange hatten sich die Infrastrukturbetreiber Netzneutralität verordnet. Doch mittlerweile würden die Kunden verlangen, dass die Firmen sich ihrer Verantwortung stellen. Helfen könnten hier nur klare und neutrale Regelungen nach demokratischen Maßstäben.

6. Nicht mit uns
(daily.spiegel.de, Ulrike Simon)
Jüngst flatterte dem Verleger und Chefredakteur des Monatsmagazins “Cicero” ein unmoralisches Angebot der besonderen Art ins Haus: Eine Agentur für Suchmaschinenoptimierung wollte auf der “Cicero”-Webseite selbstgeschriebene Texte platzieren, die nicht als Werbung gekennzeichnet und mit allerlei Links gespickt waren. Für eine Mindestverweildauer eines Beitrags von 24 Monaten bot man die Summe von 250,- Euro an. “Spiegel-Daily”-Kolumnistin Ulrike Simon hat daraufhin den Agenturinhaber angerufen, um ihn zu dieser Praxis zu befragen. Und weil der Chef der rund dreißigköpfigen Agentur sich verschlossen gab, hat sie dem Unternehmen etwas nachrecherchiert.

“Bild” lässt DFB-Vizepräsidenten von Ultras bedrohen

Neulich präsentierte die “Bild”-Redaktion ja schon den “ersten Fußball-Star”, der “Knast für Ultras” fordere und der in Wahrheit gar nicht “Knast für Ultras” fordert. Seit vorgestern gibt es bei “Bild” den ersten DFB-Vizepräsidenten, der von Ultras bedroht worden sei und der nach eigener Aussage gar nicht von Ultras bedroht wurde.

Vor zehn Tagen, da nahm die undifferenzierte “Bild”-Kampagne gegen die Ultra-Szene in Deutschland gerade Fahrt auf, veröffentlichte das Blatt eine komplette Seite zum Thema:

Ausriss Bild-Zeitung - Übersicht über komplette Seite mit drei Artikeln mit den Überschriften Wie gefährlich ist diese Kriegserklärung? So gewalttätig wird die neue Saison. Und Die Macht der Ultras

Im Artikel mit der Überschrift “DIE MACHT DER ULTRAS” schrieb “Bild”-Chefreporter Marc Schmidt gleich im Einstieg:

Die Ultras wollen immer mehr Macht im deutschen Fußball erobern. Auch mit Gewalt-Ankündigungen! Das bekam kürzlich DFB-Vizepräsident Rainer Koch (58) zu spüren.

Zu einem Gedankenaustausch hatte sich der Münchner mit drei Ultra-Chefs von Dynamo Dresden verabredet. Doch bei dem Treffen tauchten plötzlich 60 “Fans” auf und bedrohten den DFB-Vize. Mit dem Hinweis, man könne Koch zu Hause oder in seinem Büro “besuchen”.

Das Treffen zwischen Rainer Koch und den Ultra-Vertretern gab es tatsächlich. Und es kamen tatsächlich auch deutlich mehr Leute nach Dresden als vorher abgesprochen, es sollen zwischen 50 und 60 Personen gewesen sein. Aber Drohungen gegen den DFB-Vize, wie Marc Schmidt schreibt? Davon hat Rainer Koch nicht mal selber etwas mitbekommen. Am Samstag veröffentlichte er dieses Statement bei Facebook:

Screenshot Facebook-Post von Rainer Koch - Am 27. Juli bin ich auf Einladung von drei Ultra-Sprechern von Dynamo Dresden gemeinsam mit dem DFB-Sicherheitsbeauftragten Hendrik Große-Lefert zu einem Gespräch über Ultra-Anliegen nach Dresden gefahren. Tatsächlich trafen wir dann unabgesprochen auf über 50 Ultravertreter aus ganz Deutschland. Auch gut, wir haben - weil grundsätzlich immer dialogbereit - uns auch auf eine Unterredung mit diesem großen Kreis eingelassen. Ich habe, weil Vertraulichkeit vereinbart wurde, bis heute nichts zum Inhalt dieser Unterredung erklärt. Ich habe allen Medien gegenüber unter Hinweis auf die Vertraulichkeit des Gesprächs bislang jede Stellungnahme zum Treffen abgelehnt und deshalb auch zu keinem Zeitpunkt und an keiner Stelle erklärt, in diesem Gespräch persönlich bedroht worden zu sein. Übrigens auch deshalb nicht, weil ich gar nicht bedroht worden bin. Trotzdem wird seit Tagen von der Szene wahrheitswidrig derartiges behauptet und mir unterstellt. Also liebe Ultras, das passt doch nicht zusammen: ihr wollt den Dialog und setzt andererseits jetzt schon seit Tagen solche falschen Behauptungen über mich in die Welt und ins Netz und in die Stadionkurve des 1. FC Nürnberg. Ich bleibe bei meiner Haltung: Zum Dialog bin ich selbstverständlich weiter gerne bereit, persönliche Beleidigungen und Verleumdungen werde ich jedoch nicht akzeptieren.

Kochs Beschwerde in Richtung Ultras, die “falsche Behauptungen” über ihn “in die Welt und ins Netz und in die Stadionkurve des 1. FC Nürnberg” setzen sollen, kann man übrigens direkt an “Bild” und Chefreporter Marc Schmidt weiterleiten. Klickt man auf den Link, den Rainer Koch in seinen Facebook-Post kopiert hat, sieht man, dass sich die von Koch Kritisierten auf das falsche Bedrohungsszenario berufen, das die “Bild”-Zeitung verbreitet hat.

Mit Dank an Kevin J., Anonym, @Hirnwindungen und @BlauGelb13 für die Hinweise!

Dämonisierung, Hayalis Pöbel-Replik, Instagramliebling Nico

1. In ein ganz schlechtes Licht gerückt: die fotografische Dämonisierung der Elke Twesten in den Medien
(meedia.de, Hendrik Steinkuhl)
Der Wechsel der Grünen-Abgeordneten Elke Twesten zur CDU beendet die Rot-Grün-Mehrheit in Niedersachsen. Da ist es klar, dass die Medien heiß laufen. Um die Überläuferin besonders diablisch aussehen zu lassen, bediente sich ein “dpa”-Fotograf eines Tricks und lichtete die Politikerin mit einer von unten nach oben scheinenden Lichtquelle ab. Zahlreiche Medien verwendeten die manipulativen Bilder. Hendrik Steinkuhl hat den Vorgang aufgearbeitet und auch die “dpa” dazu befragt. Sein Fazit: “Am Ende sind nur zwei Dinge relevant: Diese Fotos manipulieren die Leser und verletzen die Ehre von Elke Twesten.”

2. Löschung von Hayali-Kommentar – Facebook entschuldigt sich
(spiegel.de)
Die “ZDF”-Moderatorin Dunja Hayali antwortete jüngst auf einen Hasskommentar, indem sie ihn sprachlich spiegelte: “Emre… du endgeiler Ficker warum so ein hass auf deutsche??” Anscheinend schlugen daraufhin die Alarmsysteme an und Facebook löschte den Beitrag, der innerhalb kurzer Zeit mehr als 4.000 Mal kommentiert und über 1.600 geteilt worden war. Nun hat sich Facebook für das Löschen der Pöbel-Replik entschuldigt und Hayalis Antwort wiederhergestellt.

3. “Ein bisschen mehr Aufmerksamkeit hätte ich schon erwartet”
(deutschlandfunk.de, Brigitte Baetz)
Seit 100 Tagen befindet sich die Journalistin und Übersetzerin Mesale Tolu in türkischer Haft. Der “Deutschlandfunk” hat sich mit Baki Selçuk vom Solidaritätskreis unterhalten. “Wenn sich die Politik ein bisschen mehr für die Freiheit der Journalisten oder politisch Inhaftierten einsetzen würde, würde sich auch bei der Bevölkerung mehr bewegen.”

4. Die sozialen Stars
(taz.de, Lalon Sander)
Lalon Sander hat sich für die “taz” angeschaut, was die extremen Rechten im Juli beschäftigt hat. Dazu hat er Internetseiten besucht, die als beliebte Anlaufstellen für Verschwörer, Rechte und Populisten gelten. Drei dieser Seiten galt sein besonderes Augenmerk: “Junge Freiheit”, “Compact” und “PI-News”. Beliebte Themen sind Flüchtlingsfeindlichkeit, Rassismus, Merkelhass und die AfD. Sander hat viele der Artikel verlinkt, jedoch dafür gesorgt, dass sich die Verlinkung nicht positiv auf das Suchmaschinenranking auswirkt.

5. Kayleigh McEnany – von CNN zu Trumps “Real News”
(sueddeutsche.de, Johanna Bruckner)
“CNN”-Kommentatorin Kayleigh McEnany (29) hat die Seiten gewechselt und arbeitet nun für “Real News”. Dabei handelt es sich um ein Nachrichtenformat, das US-Präsident Donald Trump vergangene Woche auf seiner Facebook-Seite vorgestellt hat. Wie leider nicht anders zu erwarten, handelt es sich um eine einseitige Propagandaschau. Passend werden die “Real News” nicht irgendwo, sondern in Trumps privatem Revier, dem New Yorker Trump Tower aufgezeichnet.

6. Can I have your Instagram name?
(canihaveyourinstagramname.tumblr.com, Nico Kaiser)
Nico Kaiser ist schon lange auf Instagram und daher in den Genuss eines einprägsamen und kurzen Profilnamens gekommen: Sein Instagram-Benutzername heißt schlicht “Nico”. Dies ruft viele andere Nicos auf den Plan, die ihm den Namen abkaufen/ausleihen/wegnehmen wollen. Die lustigsten dieser “Anfragen” stellt er in einem Tumblr-Blog vor.

Kriminalstatistik, Missbrauchs-Pornosierung, Wahlplakate

1. Sinn und Unsinn der Polizeilichen Kriminalstatistik
(katapult-magazin.de, Marc Birkhölzer)
Immer wieder behauptet die AfD, Deutschland habe ein Gewalt- und Sicherheitsproblem und zieht als angeblichen Beweis die Polizeiliche Kriminalstatistik heran. Das sei falsch, berichtet Marc Birkhölzer und legt die entsprechenden Zahlen vor. Im langjährigen Vergleich sei die Gewaltkriminalität in fast allen Bereichen nahezu gleich geblieben, teilweise sei sie sogar rückläufig. Es gebe also keine Rechtfertigung für Panik.

2. Ein Werbespot nur für dich
(taz.de, Johanna Feckl)
Wer über Internet fernsieht, gibt zahlreiche Daten weiter und ermöglicht damit personalisierte Werbespots. Medienexperten in Deutschland seien sich jedenfalls überwiegend einig, dass diese Werbeform bald kommen wird. Doch ist es nach deutschem Recht überhaupt erlaubt, Werbespots per­sonalisiert auszustrahlen? Die Autorin erläutert die derzeitige Lage, in der sowohl der Rundfunkstaatsvertrag als auch das Telemediengesetz eine Rolle spielen. Und dann gibt es da auch noch die Sache mit dem Datenschutz.

3. “Versaute Klassenfahrt” und “Sex-Lehrerin”: Wie Medien über Missbrauch durch Frauen reden
(vice.com, Hanna Herbst & Nora Kolhoff)
Fälle von sexuellem Missbrauch durch Frauen werden von den Medien oft dazu genutzt, schlüpfrig-frivole Artikel zu schreiben. Hanna Herbst und Nora Kolhoff schreiben dazu: “Missbrauch durch Frauen wird in den Medien oft nicht als solcher wahrgenommen. Immer wieder schreiben Zeitungen in diesen Fällen von “Verführung”, “Liebe”, “Beziehung”, “Amour Fou” oder “Techtelmechtel”. Der Sex von Frauen mit Minderjährigen wird oft als einvernehmlich dargestellt. Der Missbrauch wird als “Sex”, spezielle “Kurvendiskussionen” oder sogar “Nachhilfe-Stunden der ganz besonderen Art” bezeichnet, die Täterin ist eine “Sex-Lehrerin”.” Doch nicht nur die Medien sollen nach Ansicht der Autorinnen ihr Verhalten ändern. Konsumenten sollten aufhören derlei Artikel anzuklicken, “als ob es Pornos wären”.

4. Tagesschau übernimmt blindlings die Swiss-Zahlen
(infosperber.ch, Urs P. Gasche)
Die Schweizer Tagesschau berichtete geradezu euphorisch über die um dreißig Prozent gestiegene Gewinnrate der “Swiss”, einer Lufthansa-Tochter. Urs P. Gasche kritisiert die kritiklose Übernahme des Jubelergebnisses: “Doch wie schon in vergangenen Jahren ging die Tagesschau der Frage nicht nach, ob die regelmäßig hohen Gewinne der Swiss nicht etwa zur Hauptsache der Steuervermeidung des Lufthansa-Konzerns zuzuschreiben sind: Keine einzige kritische Frage dazu an die Adresse der Swiss und schon gar keine Recherche über die Gründe der enorm unterschiedlichen Betriebsergebnisse.”

5. Melodien für Millionen
(sueddeutsche.de, Franz Kotteder)
Als der Radiosender “Bayern 1” vor eineinhalb Jahren ankündigte, die Volksmusik aus dem Programm zu schmeißen, war die Empörung beim Publikum riesig. Wochen-, ja monatelang hätte es wütende Proteste gegeben, aus der Hörerschaft, von Vereinen und Verbänden. Doch allen Protesten zum Trotz trat Pfingsten 2016 die Programmreform in Kraft, mit dem Schwerpunkt auf Popmusik aus den Achtzigerjahren und redaktionellen Beiträgen aus ganz Bayern. Die “konsumentenorientierte Konsequenz” gibt dem Sender Recht: Dank des rabiat reformierten Programms ist man Marktführer geworden.

6. Die Plakate zur Bundestagswahl 2017
(designtagebuch.de, Achim Schaffrinna)
Das Fachblog “Design Tagebuch” beschäftigt sich unter anderem mit Kommunikationsdesign, Corporate Design und digitalen Medien. Anlässlich der bevorstehenden Bundestagswahl hat sich Design-Blogger Achim Schaffrinna die Plakate von CDU, SPD, Bündnis 90/Die Grünen, Die Linke, FDP und AfD angeschaut.

Bezahl-Parlamentarier, Parteien-Hashtags, Sex-Podcast

1. News Feed: Neue Tests gegen Falschmeldungen
(de.newsroom.fb.com, Sara Su)
Facebook schraubt mal wieder an den Algorithmen. Dieses Mal, um angeblich Fake News zurückzudrängen. Produktmanagerin Sara Su: “Wir beginnen ab sofort damit, verbessertes maschinelles Lernen zu nutzen. So wollen wir noch mehr potenzielle Falschmeldungen identifizieren, um diese an externe Faktenprüfer weiterzuleiten. Wenn ein Artikel von den unabhängigen Faktenprüfern überprüft wurde, zeigen wir gegebenenfalls die Darstellung des Themas der Faktenüberprüfung unter dem ursprünglichen Beitrag an.” Nun denn, warten wir’s ab.

2. Abgeordnete kassieren Millionensummen von Unternehmen
(abgeordnetenwatch.de)
“abgeordnetenwatch.de” hat die Selbstauskünfte aller 655 Abgeordneten, die in der laufenden Wahlperiode ein Bundestagsmandat hatten, erfasst und ausgewertet. Das Resultat: Viele Parlamentarier verfügen über keine meldepflichtigen Einkünfte von mehr als 1.000 Euro im Monat bzw. 10.000 Euro im Jahr. Es gibt einige jedoch spektakuläre Ausreißer mit beträchtlichen Geldzahlungen von Unternehmerverbänden, Wirtschaft und Lobbyvereinen. “abgeordnetenwatch” fordert mehr Transparenz. Dass Abgeordnete Millionensummen aus anonymen Quellen kassieren, sei nicht hinnehmbar. Außerdem müsse ein verbindliches Lobbyregister eingeführt werden. Lobbyjobs von Parlamentariern in der Wirtschaft gehörten schlicht verboten.

3. [Interaktiv] Die Hashtags der Parteien von Januar bis Juli 2017. Und Juli alleine. Und Tabellen.
(blog.holnburger.com)
Josef Holnburger hat eine Reihe interaktiver Grafiken mit den von Parteien auf Twitter verwendeten Hashtags generiert. Interessant, wenn man sich schnell einen Überblick über die Schlagwort-Schwerpunkte von SPD, CDU, CSU, den Grünen, der Linken und der AfD verschaffen möchte. Holnburger sind bei der Analyse der Partei-Tweets, wie zuvor schon dem Tagesspiegel, Besonderheiten beim Twitterverhalten der AfD aufgefallen, denen er sich später nochmal zuwenden möchte.

4. Wegen Terrorverdacht festgenommen
(taz.de)
In der Türkei ist ein freier Mitarbeiter des französischen Fernsehsenders “TV5”, Loup Bureau, festgenommen worden. Der Vorwurf: Angebliche Verbindungen zur kurdischen YPG-Miliz. Vor drei Jahren hatte Bureau eine Reportage vom Kampf der YPG in Nordsyrien gedreht, die von “TV5 Monde” ausgestrahlt wurde (kann auf Vimeo angeschaut werden, Länge 3:21 Minuten, Sprache: französisch).

5. Vom Virginia Jetzt!-Bassisten zum Medienunternehmer: So hat Matze Hielscher „Mit Vergnügen“ aufgebaut
(omr.com)
Im Podcast der “Online Marketing Rockstars” gibt es ein Gespräch mit dem “Mit Vergnügen”-Gründer Matze Hielscher. Hinter dieser Medienmarke stecken ein digitales Stadtmagazin und eine erfolgreiche Podcastreihe. Anfangs als Partyprojekt gestartet, ist es mittlerweile ein Medienunternehmen mit 18 Mitarbeitern und Millionenumsatz. Im Podcastbereich besonders erfolgreich ist der Podcast “Sexvergnügen” mit 150.000 ZuhörerInnen pro Folge. Geld verdiene “Mit Vergnügen” vor allem durch Native Advertising. In dem etwa einstündigen Gespräch geht es um Podcasts im Allgemeinen und Besonderen, um Fragen der Monetarisierung und einen Ausblick in die Zukunft.

6. Live aus dem Jenseits
(sueddeutsche.de, Christian Zaschke)
Ende August jährt sich der Todestag von Prinzessin Diana zum 20. Mal. In den britischen Medien ist deswegen ein Hype ausgebrochen, der jeden Rahmen sprenge. Vor allem der Boulevardpresse sei keine Geschichte zu abstrus, um sie nicht genüsslich und in aller Ausführlichkeit ausschlachten zu können. Aber auch das Fernsehen lässt eine ganze Flut von Diana-Filmen auf das britische Volk los.

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