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Hetze der US-Regierung, NDR trennt sich von Ruhs, Kimmel abgesetzt

1. Online-Hetze gegen Journalisten nimmt stark zu
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) zeigt sich besorgt hinsichtlich der zunehmenden Hetze gegen Journalistinnen und Journalisten in den USA. RSF-Geschäftsführerin Anja Osterhaus konstatiert: “Die Hetzkampagnen aus Kreisen der US-Regierung gegen differenziert berichtende Medien stehen im krassen Widerspruch zu ihrer Behauptung, Meinungsfreiheit zu garantieren. Nicht nur in den USA selbst wird es für kritische Stimmen immer schwieriger, jetzt soll auch die internationale Berichterstattung kontrolliert werden.”

2. Moderatorin Ruhs fliegt nach Protest von Mit­ar­bei­te­rn
(taz.de, Jonas Kähler & Wlada Froschgeiser)
Nach anhaltender interner Kritik habe der NDR entschieden, Moderatorin Julia Ruhs nicht länger im Reportageformat “Klar” einzusetzen (der BR, der ebenfalls einige Folge von “Klar” verantwortet, will in diesen Folgen hingegen an Ruhs als Moderatorin festhalten). Knapp 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des öffentlich-rechtlichen Senders hätten in einem offenen Brief mangelnde Differenzierung und Verstöße gegen journalistische Standards bemängelt, insbesondere in einer Folge zum Thema Migration. Ruhs und rechte Kommentatoren sprächen von “Cancel Culture”. Die Moderatorin selbst bezeichne die Entscheidung des NDR als “Armutszeugnis”.

3. “Kleine Anfragen” bedrohen Medien
(verdi.de, Bärbel Röben)
Bärbel Röben kritisiert die Praxis von AfD und CDU/CSU, mediennahe NGOs wie das “Netzwerk Recherche”, die “Neuen deutschen Medienmacher*innen” und auch “Correctiv” durch sogenannte Kleine Anfragen unter Druck zu setzen. Dadurch würden deren politische Neutralität infrage gestellt und staatliche Förderungen ins Visier genommen. Laut Röben könne diese Vorgehensweise als Teil einer gezielten Diskursverschiebung nach rechts und als Bedrohung der Pressefreiheit gewertet werden.

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4. Jimmy Kimmel wegen Kommentaren zu Kirk abgesetzt
(faz.net)
Der US-Sender ABC habe die Late-Night-Show “Jimmy Kimmel Live!” auf unbestimmte Zeit abgesetzt. Kimmel habe in seiner Sendung angedeutet, der Täter des Anschlags auf den Ultrarechten Charlie Kirk könnte aus Donald Trumps MAGA-Bewegung stammen. Daraufhin habe Brendan Carr, Chef der Medienaufsichtsbehörde FCC, dem Sender mit Lizenzentzug gedroht. Donald Trump habe Kimmels Absetzung begrüßt und weitere Maßnahmen gegen kritische Comedians gefordert.

5. Die Zukunft des Journalismus: Szenarien, Herausforderungen, Chancen
(dfjv.de, Nadine Zeidler, Audio: 18:13 Minuten)
Nadine Zeidler spricht im “Fachjournalist”-Podcast mit dem Medienwissenschaftler Michael Graßl über die Zukunft des Journalismus. Gemeinsam diskutierten die beiden drei Szenarien aus dem Sammelband “Die Zukunft des Journalismus. Zehn Szenarien für das nächste Jahrzehnt”. Im Mittelpunkt stehen “Aufgaben, Herausforderungen und Chancen eines demokratierelevanten, sich wandelnden Berufsfeldes”.

6. Mehrheit befürwortet Social-Media-Verbot für Kinder
(zeit.de)
Laut einer Umfrage des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung befürworte eine Mehrheit der Deutschen ein Social-Media-Verbot für Kinder unter 14 Jahren. Zudem sei ein breiter Wunsch nach schärferen Regeln an Schulen sowie nach einer stärkeren Verantwortung von Politik und Plattformbetreibern erkennbar.

7. Stefan Raabs Rückkehr ins Abendprogramm
(radioeins.de, Lorenz Meyer, Audio: 4:22 Minuten)
Zusätzlicher Link, da in eigener Sache: Bei radioeins kommentiert der “6-vor-9”-Kurator die Rückkehr von Stefan Raab ins TV-Abendprogramm: “Stefan Raab ist das Symbol für alles, was im deutschen Fernsehen falsch läuft: Man klammert sich an Gestern, weil man Angst vor Morgen hat. Man recycelt lieber alte Konzepte, als neue zu wagen. Man hofft auf Nostalgie statt auf Innovation.”

Klöckners seltsames Spiel, Charlie Kirk, Mediale Gleichschaltung der USA

1. Zitat oder nicht? Klöckners seltsames Spiel mit Nius und taz
(kress.de, Markus Wiegand)
In seiner Kolumne geht Markus Wiegand der Frage nach, ob Bundestagspräsidentin Julia Klöckner wirklich “Nius” und “taz” verglichen hat. Klöckners Büro verweise nämlich auf Nachfrage auf deren Redemanuskript und erkläre, ein solcher Vergleich sei weder wörtlich gefallen noch gemeint gewesen. Doch t-online.de-Redakteur Lars Wienand halte an seiner Mitschrift von Klöckners Rede fest und biete sogar eine Audioaufnahme als Beleg an. Markus Wiegands Fazit: “Klöckner, immerhin mal Journalistin, behauptet einfach stinkfrech, dass das Zitat so gar nicht gefallen ist. Das ist ziemlich postfaktisch und für eine Bundestagspräsidentin unangemessen.”

2. Dunja Hayali hat Recht: So rechtsextrem & menschenfeindlich war Charlie Kirk
(volksverpetzer.de, Annika Brockschmidt)
In einem Gastbeitrag für den “Volksverpetzer” analysiert Annika Brockschmidt die Radikalisierung und Inszenierung des ermordeten TPUSA-Gründers Charlie Kirk. Dieser habe systematisch rassistische, sexistische und verschwörungsideologische Inhalte verbreitet und damit ein lukratives Empörungsmodell betrieben. Nach seiner Ermordung werde Kirk nun von Donald Trumps Umfeld und rechten Medien zum Märtyrer verklärt. ZDF-Moderatorin Dunja Hayali, die Kirk zutreffend als rechtsextrem eingeordnet habe, sehe sich unterdessen massiven Drohungen ausgesetzt.

3. Schokolade gegen den Backlash
(journalist.de, Leonie Sontheimer)
Leonie Sontheimer, freie Journalistin und Mitgründerin des “Netzwerk Klimajournalismus”, schildert ihre Erfahrungen im TikTok-Talentprogramm von Funk. Sie erzählt, wie schwer es sei, Klimathemen auf der Videoplattform durchzubringen, warum der Begriff “Klimawandel” Zuschauer koste und wieso sie trotzdem weitermache: “Klima auf TikTok zu vermitteln, ist schwer. Mit einer Einordnung von Merz’ Klimapolitik 2 Millionen Views zu erreichen, vielleicht unmöglich. Aufgeben ist aber keine Option.”

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4. TikTok-Übernahme vollendet die mediale Gleichschaltung der USA
(digitalpolitik.ghost.io, Markus Beckedahl)
Markus Beckedahl sieht in der nun bestätigten Übernahme des US-TikTok-Geschäfts durch ein Konsortium um Larry Ellison und Marc Andreessen eine gefährliche Entwicklung: “Das ist das Beste aus Pest und Cholera: Tech-Oligarchen bekommen die Daten und Kontrolle, aus China kommen die Algorithmen.” Für Beckedahl ist der Deal ein weiterer Schritt zur “medialen Gleichschaltung” in den USA.

5. Elon Musk steuerte sein Sprachmodell nach rechts
(infosperber.ch, Pascal Sigg)
Laut einer Recherche der “New York Times” (nur mit Account lesbar) entwickle Elon Musks Sprachmodell Grok zunehmend eine politische Schlagseite. Ein standardisierter Fragenkatalog habe gezeigt, dass sich Groks Antworten seit Mai 2025 deutlich nach rechts verschoben hätten, insbesondere bei wirtschafts- und staatspolitischen Themen. KI-Experte Oren Etzioni warne, Sprachmodelle seien “Marionetten”, deren Fäden im Verborgenen gezogen würden.

6. Trump will »New York Times« auf 15 Milliarden Dollar verklagen
(spiegel.de)
US-Präsident Donald Trump habe angekündigt, die “New York Times” wegen “Verleumdung und übler Nachrede” auf 15 Milliarden US-Dollar zu verklagen. Die Zeitung sei, so Trump auf seiner Plattform Truth Social, zu einem “regelrechten Sprachrohr der radikalen linken Demokratischen Partei” geworden und habe angeblich über ihn, seine Unternehmen sowie seine Familie gelogen. Kritiker sähen in Trumps Klagen gegen Medien einen Angriff auf die Pressefreiheit.

Rückzug, Rechte Meme-Subkulturen, Deutsche Angst vor Berlusconi

1. Dunja Hayali zieht sich vorerst aus Öffentlichkeit zurück
(taz.de)
ZDF-Moderatorin Dunja Hayali habe sich nach massiven Anfeindungen, Hassnachrichten und Todesdrohungen, ausgehend von rechten Onlinekreisen, vorübergehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Auslöser sei ihre Moderation im “heute journal” zur Ermordung des rechten US-Aktivisten Charlie Kirk gewesen. Diese sei in rechten Medien und auf Social Media bewusst aus dem Zusammenhang gerissen und skandalisiert worden.

2. Kein Visumsentzug gegen Kritiker
(djv.de, Hendrik Zörner)
Der Deutsche Journalisten-Verband hat sich an Alan Meltzer gewandt, den derzeitigen Interimsbotschafter der USA in Berlin. Auslöser ist die Forderung des ehemaligen US-Botschafters Richard Grenell, den ZDF-Korrespondenten in Washington, Elmar Theveßen, wegen dessen angeblicher Linksradikalität aus den USA auszuweisen: “Solange sich Journalistinnen und Journalisten im Rahmen der Presse- und Meinungsfreiheit bewegen, gehören staatliche Zwangsmaßnahmen wie der Entzug des Visums nicht in das Arsenal freiheitlicher Demokratien. Bisher kennen wir solche Druckmittel nur von Autokratien und solchen Staaten, die in Deutschland gemeinhin als Bananenrepubliken bezeichnet werden”.
Weiterer Lesetipp: ZDF verteidigt Büroleiter Theveßen gegen US-Kritik: “Donald Trumps MAGA-Bewegung kritisiert den Washingtoner ZDF-Studioleiter Elmar Theveßen vehement. Er hatte dem extrem rechten Vize-Stabschef Trumps Nähe zur NS-Ideologie attestiert. Nun schaltet sich das ZDF ein.” (spiegel.de)

3. Groyper-Wars: Wenn rechte Meme-Subkulturen tödlich werden
(belltower.news, Kira Ayyadi)
Nach dem Mord an Charlie Kirk würden sich die Hinweise verdichten, dass der mutmaßliche Täter selbst aus rechten Online-Subkulturen stammt. Gravuren auf Patronenhülsen wie “OwO what’s this” würden auf eine toxische Mischung aus Gaming-Memes, Furry-Witzen und rechter Troll-Ästhetik deuten. Der Fall zeige laut “Belltower News”, wie sehr sich rechtsextreme Gewalt mit ironisch-codierter Internetkultur und Gamifizierung verbindet.
Weiterer Lesetipp: Hold my Kampfjet: “Krieg? Das geht auch in lustig! Denkt offenbar die Nato. Die hat das Jet2-Holiday-Meme genutzt, um auf Social-Media mit Kampffliegern anzugeben.” (taz.de, Anastasia Zejneli)

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4. Mythos Berlusconi: Die deutsche Angst vor Media for Europe
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Bei “DWDL” ordnet Timo Niemeier die Übernahme von ProSiebenSat.1 durch den italienischen Berlusconi-Konzern ein. Demnach sei MediaForEurope, unter Leitung von Pier Silvio Berlusconi, zwar in Deutschland mit Misstrauen empfangen worden, bislang aber nicht durch politische Einflussnahme aufgefallen. Anders als sein Vater, der frühere Ministerpräsident Italiens Silvio Berlusconi, habe Berlusconi junior keine politischen Ambitionen gezeigt und betreibe das Mediengeschäft in erster Linie als unternehmerisches Projekt.

5. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fordern mehr Aufmerksamkeit für den Globalen Süden
(de.ejo-online.eu, Ladislaus Ludescher)
Ladislaus Ludescher zeigt, dass Länder des Globalen Südens trotz ihres weltweiten Gewichts in deutschsprachigen Leitmedien kaum vorkommen. Oft liege ihr Anteil an der Berichterstattung unter zehn Prozent. Selbst schwerwiegende humanitäre Krisen wie in der Region Tigray oder im Sudan fänden kaum Beachtung. Über 1.300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie 150 Organisationen würden daher in einem Appell mehr mediale Sichtbarkeit für den Globalen Süden fordern.

6. US-Regierung verkündet TikTok-Einigung mit China, nennt aber keine Details
(spiegel.de)
Es soll eine Einigung der USA mit China im Streit um die Videoplattform TikTok geben. Nach Angaben von US-Finanzminister Scott Bessent sei ein Rahmenplan erarbeitet worden, der den Übergang des US-Geschäfts von TikTok an ein US-amerikanisches Unternehmen ermöglichen soll. Details würden allerdings nicht genannt. Auch ein möglicher Käufer bleibe bislang unklar. US-Präsident Donald Trump habe den Deal auf seiner Plattform Truth Social angedeutet und ein Gespräch mit Chinas Staatschef Xi Jinping für Freitag angekündigt.

Abgrund überwinden, Kirk-Videos, Sollte Bundesregierung auf X bleiben?

1. Brainrot Morde oder wie man einen Abgrund überwindet
(beritmiriam.substack.com, Berit Glanz)
Berit Glanz analysiert die mediale Reaktion auf das Attentat an Charlie Kirk und kritisiert die oberflächliche Verklärung des rechtsradikalen Influencers als Märtyrer. Statt Kirks Rolle in der digitalen Radikalisierung einzuordnen, hätten viele etablierte Medien dessen Internetkarriere verharmlost und zentrale Codes der Internetkultur übersehen. Glanz fordert mehr digitale Kompetenz in Redaktionen, um die gesellschaftliche Wirkung von Memes, Online-Subkulturen und Radikalisierungsdynamiken kritisch zu verstehen.

2. So gehen die Plattformen mit expliziten Aufnahmen des Kirk-Attentats um
(spiegel.de)
(Triggerwarnung: In dem verlinkten Text “wird das Attentat auf Charlie Kirk aus mehreren Perspektiven beschrieben.”) Der “Spiegel” berichtet über eine Recherche des US-Techmagazins “The Verge” zur Verbreitung expliziter Videos nach dem Attentat auf Charlie Kirk. Die Analyse zeige, dass Plattformen wie X, TikTok, Instagram und YouTube trotz Richtlinien und Warnsystemen nur eingeschränkt in der Lage gewesen seien, gewaltvolle Inhalte zu stoppen. Der Fall mache deutlich, wie schwer es Sozialen Netzwerken falle, bei Breaking-News-Ereignissen eine wirksame Moderation sicherzustellen.

3. Früherer US-Botschafter fordert Visaentzug für ZDF-Journalist Theveßen
(zeit.de)
Richard Grenell, einst US-Botschafter in Deutschland, habe gefordert, dem ZDF-Korrespondenten Elmar Theveßen das US-Visum zu entziehen, da dieser laut Grenell zur Gewalt aufrufe und sich als “linksradikal” gebe. Anlass sei ein Podcast-Zitat, in dem Theveßen den Trump-Vertrauten Stephen Miller in eine ideologische Nähe zum Dritten Reich rücke. Die Attacke sei Teil einer breiteren Online-Kampagne, mit der Anhänger des getöteten Charlie Kirk derzeit gegen dessen Kritiker vorgehen.

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4. Nach Musks Aufruf zur Gewalt muss die Bundesregierung X verlassen
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Bei netzpolitik.org fordert Markus Reuter den sofortigen Rückzug der Bundesregierung und großer Medienhäuser von der Plattform X. Anlass ist ein öffentlicher Aufruf zur Gewalt durch Elon Musk, der auf einer Demonstration, organisiert von dem britischen Rechtsextremen Tommy Robinson, als zugeschalteter Redner auftrat und X zur Bühne für rechte Radikale mache. Reuter kritisiert das Festhalten an der Plattform als moralisch untragbar und warnt vor einer weiteren Normalisierung von Hass, Antisemitismus und Desinformation.

5. “Rolling Stone”-Verleger verklagt Google
(taz.de)
Der US-Verlag Penske Media, Herausgeber von “Rolling Stone” und “Variety”, habe Google wegen der Nutzung seiner Artikel in KI-Zusammenfassungen verklagt. Die sogenannte AI-Overviews-Funktion leite Nutzerinnen und Nutzer an den Originalseiten vorbei und schade so dem Anzeigengeschäft, heiße es in der Klage. Es sei der erste Fall, in dem ein großer US-Verlag rechtlich gegen Googles Umgang mit journalistischen Inhalten im KI-Zeitalter vorgeht.

6. Bundestag hebt Immunität von AfD-Abgeordnetem Stephan Brandner auf
(mdr.de)
Der Bundestag habe die Immunität des AfD-Abgeordneten Stephan Brandner aufgehoben, um Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Gera wegen Beleidigung zu ermöglichen. Brandner hatte die “Spiegel”-Journalistin Ann-Katrin Müller wiederholt als Faschistin bezeichnet und trotz gerichtlichem Verbot nicht damit aufgehört. Gegen ihn seien bereits Ordnungsgelder in Höhe von 50.000 Euro verhängt worden.

Donnepp Media Award ausgesetzt, “taz”-Klon, Wörter wie Ungeheuer

1. Donnepp Media Award wird nach Eklat vorerst ausgesetzt
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Nach der Rücknahme der Ehrung für Judith Scheytt und internen Zerwürfnissen innerhalb der Jury soll der Donnepp Media Award, verliehen durch den Verein “Freunde des Adolf-Grimme-Preises”, im kommenden Jahr nicht vergeben werden. Dies habe der Vereinsvorsitzende Jörg Schieb gegenüber der “Süddeutschen Zeitung” erklärt. Zurücktreten wolle der nach Meinung vieler Beobachter für den Eklat verantwortliche Schieb jedoch nicht. Das wäre seiner Ansicht nach “unanständig”.

2. Wie ich einen taz-Klon aus dem Internet verbannte
(taz.de, Klaudia Lagozinski)
Klaudia Lagozinski beschreibt, wie sie auf eine gefälschte Nachrichtenseite gestoßen sei, die Inhalte der “taz” kopiert und mutmaßlich für eine Kryptobörse genutzt habe. Die Spur habe sie zu weiteren Nachbildungen bekannter deutscher Medien geführt. Nach einer Beschwerde beim US-Domainanbieter Namecheap sei es gelungen, den “taz”-Klon vom Netz nehmen zu lassen.

3. Wörter wie Ungeheuer: Initiative kürt das “Wortgetüm des Jahres”
(turi2.de, Christoph Arens)
Zum Weltalphabetisierungstag habe eine neue Sprachinitiative erstmals das “Wortgetüm des Jahres” gekürt. Ausgezeichnet wurde der Begriff “Antidiskriminierungsbeauftragte” mit seinen 31 Buchstaben. Ziel der Aktion sei es, auf sprachliche Barrieren hinzuweisen, die besonders Menschen mit geringer Lesekompetenz vom gesellschaftlichen Leben ausschlössen. Jury und Initiatoren fordern mehr Verständlichkeit und kürzere, alltagstaugliche Begriffe in Verwaltung und Politik.

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4. KI und Medien: ein Zwischenstand
(medientage.de, Petra Schwegler)
Petra Schwegler zieht eine kritische Zwischenbilanz zur Rolle von Künstlicher Intelligenz im Mediensektor. Die Branche befinde sich im Spannungsfeld zwischen Effizienzgewinn und Kontrollverlust, zwischen neuer Kreativität und schrumpfender Sichtbarkeit. Einerseits könnten Medienhäuser mit Tools wie GPT-5, Gemini oder ElevenLabs technisch aufrüsten, andererseits drohe durch Googles AI Overviews und Zero-Click-Suche ein massiver Reichweitenverlust.

5. RSF-Bildband “Fotos für die Pressefreiheit 2025”
(reporter-ohne-grenzen.de)
Zum Internationalen Tag der Demokratie am 15. September wolle die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) ihren neuen Bildband “Fotos für die Pressefreiheit 2025” veröffentlichen, “denn die Einschränkung der Pressefreiheit ist immer ein Warnzeichen und wichtiger Gradmesser für den Zustand der Demokratie.” Der Verkaufserlös komme laut RSF vollständig der Unterstützung verfolgter Journalistinnen und Journalisten zugute.

6. Ver.di begrüßt Willen zur Medienstärkung
(verdi.de)
Die Gewerkschaft Verdi begrüßt die Ankündigung von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, unabhängigen Journalismus und Medienkompetenz stärker fördern zu wollen. Bundesvorstand Christoph Schmitz-Dethlefsen warne vor den Gefahren durch Digitalmonopole, autoritäre Einflussnahmen und Desinformation und fordere Investitionen in redaktionelle Strukturen. Zudem unterstütze Verdi die Bundesratsinitiative für eine Plattformabgabe, um Medien finanziell zu stärken und journalistische Standards zu sichern.

7. Deutscher Fernsehpreis für “Germany’s Next Topmodel”
(radioeins.de, Lorenz Meyer, Audio: 4:02 Minuten)
Zusätzlicher Link, da in eigener Sache: Bei radioeins kommentiert der “6-vor-9”-Kurator die Vergabe des Deutschen Fernsehpreises an Heidi Klums “Germany’s Next Top Model” in der Kategorie “Beste Ausstattung Unterhaltung”: “Das ist ungefähr so, als würde man einer Zigarettenpackung einen Design-Preis verleihen. Richtet jede Menge Schaden an, sieht aber toll aus. Na, herzlichen Glückwunsch!”

Berlusconi in Berlin, Medaille für Döpfner, Stammtisch-Feuilleton

1. Kulturstaatsminister Weimer empfängt Berlusconi in Berlin
(t-online.de)
Die Sendergruppe ProSiebenSat.1 stehe vor der Übernahme durch die italienische Medienholding MediaForEurope (MFE) der Berlusconi-Familie. Kulturstaatsminister Wolfram Weimer habe deshalb den MFE-Chef Pier Silvio Berlusconi zu einem Gespräch ins Kanzleramt eingeladen, um über die Zukunft von ProSiebenSat.1 zu sprechen. “Meine Besorgnis kreist um die Frage, ob die journalistische und wirtschaftliche Unabhängigkeit auch nach einem Eigentümerwechsel gewahrt bleibt”, habe Weimer bereits im Juli gegenüber dem “Spiegel” gesagt. Die bayerische Landesregierung und die zuständige Landesmedienanstalt ständen der Übernahme jedoch wohlwollend gegenüber.

2. Bild dir deinen Freund
(taz.de, Pauline Jäckels)
Mathias Döpfner, Chef des Springer-Verlags, soll von Israel mit der höchsten Ehrenmedaille ausgezeichnet werden – nicht für journalistische Leistungen, sondern wegen seiner öffentlichen Unterstützung Israels nach dem Hamas-Angriff. Kritiker würfen Döpfner vor, dabei die journalistische Distanz aufgegeben und stattdessen die israelische Regierungslinie einseitig verbreitet zu haben. Zudem stehe der Springer-Verlag in wirtschaftlicher Verbindung zu umstrittenen Siedlungsprojekten im Westjordanland.

3. Neubesetzungen im RBB verzögern sich
(verdi.de, Volker Nünning)
Volker Nünning hat sich mit den Personalien beim krisengeschüttelten RBB beschäftigt. Demnach könnten wichtige Führungspositionen länger unbesetzt bleiben, da der öffentlich-rechtliche Sender die Neubesetzungen mit dem laufenden Umbauprozess abstimmen wolle. Katrin Günther werde ihren Posten als kommissarische Programmdirektorin zwar Ende September abgeben, dem RBB aber voraussichtlich in anderer Funktion erhalten bleiben. Die Wahl ihrer Nachfolge könnte am 1. Oktober im Rundfunkrat erfolgen. Weitere Führungspositionen würden offenbar erst zu einem späteren Zeitpunkt ausgeschrieben.

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4. Das Stammtisch-Feuilleton der “Zeit”
(uebermedien.de, Lisa Kräher)
Lisa Kräher kritisiert, dass ein Autor der “Zeit” in einem Essay versucht habe, den Aufstieg der Neuen Rechten zu erklären, indem er rechte Narrative über eine angeblich übergriffige linke Identitätspolitik weitgehend übernommen habe. Der Text von Jens Jessen operiere mit populistischen Klischees über Veganismus, Gendern und Diversity-Trainings. Besonders problematisch sei, dass Jessen linke Anliegen mit autoritären Umerziehungspraktiken verglichen habe, ohne zu differenzieren, was die politische Linke eigentlich sei.

5. Der nordische Medien-Sozialstaat – vorsichtiger Optimismus
(de.ejo-online.eu, Johann Roppen)
In den nordischen Ländern genössen öffentlich-rechtliche und vertrauenswürdige Medien weiterhin große Reichweiten und Unterstützung. Im Vergleich zu anderen Ländern führe das zu weniger Polarisierung und einem stabileren Medienkonsum. Trotz wachsendem Druck durch globale Internetkonzerne sei der Medien-Sozialstaat dort noch nicht verschwunden, was vorsichtigen Optimismus für eine gemeinsame, nachhaltige Zukunft ermögliche.

6. Bulo’s Beobachtungen: Was Verleger von Kolumnisten lernen können.
(turi2.de, Peter Böhling)
“turi2”-Kolumnist Peter “Bulo” Böhling macht sich Gedanken über die Zukunft der Verlage. Seine Prognose: “Die großen werden immer mehr mit den GAFAs ins Bett steigen und sich so im Ranking nach oben schlafen, das es schon wegen der Content-Anzeigen weiter geben wird, auf die Google & Co. vorerst sicher nicht verzichten wollen. Das wird den Markt immer stärker polarisieren und letztlich amerikanische Verhältnisse einleiten, wo schon jetzt ein Kampf der Gesinnungsgiganten tobt.” (Anmerkung des “6-vor-9”-Kurators: “GAFA” ist die Abkürzung für die vier großen Internetkonzerne Google, Apple, Facebook und Amazon.)

Anziehendes Social-Media-Verbot, TikTok, Intendantin haftet

1. Die magische Anziehungskraft des Social-Media-Verbots
(netzpolitik.org, Sebastian Meineck)
Sebastian Meineck kritisiert, dass Medien sich einseitig auf die Forderung der Leopoldina nach einem Social-Media-Verbot für Kinder unter 13 Jahren stürzen, obwohl die wissenschaftliche Begründung dafür schwach sei. Er hebt hervor, dass das Diskussionspapier eigentlich viel weiter gehe und das Geschäftsmodell der großen Plattformen grundlegend infrage stelle. Außerdem weist Meineck darauf hin, dass auch Eltern mit ihrem eigenen Verhalten eine zentrale Rolle spielen.

2. Kommt das euro­päi­sche TikTok Verbot?
(lto.de, Tamara Wendrich)
Die EU-Kommission habe im Mai 2025 festgestellt, dass TikTok gegen Teile des Digital Services Act verstoße, insbesondere bei Werbetransparenz und Jugendschutz. Nun würden der Plattform hohe Geldbußen von bis zu sechs Prozent des Jahresumsatzes drohen, ein vollständiges Verbot gelte aber als unwahrscheinlich. Die Juristin und Journalistin Tamara Wendrich ist sich jedoch sicher: “TikTok wird nationale und europäische Judikativ- und Legislativorgane sowie politische Akteure in den kommenden Jahren intensiv beschäftigen.”
Weiterer Lesehinweis: Weißes Haus richtet offiziellen TikTok-Account ein: “Donald Trump hat wiederholt mit dem Ende von TikTok in den USA gedroht. Dann räumte er dem chinesischen Mutterkonzern ByteDance eine Gnadenfrist ein, die er mehrfach verlängerte. Jetzt hat seine Regierungszentrale einen eigenen Account.” (spiegel.de)

3. Intendantin haftet für ihre Millionenausgaben
(taz.de, Steffen Grimberg)
Steffen Grimberg kommentiert die Entscheidung des Berliner Landgerichts, dass die ehemalige RBB-Intendantin Patricia Schlesinger persönlich für unrechtmäßige Ausgaben wie Bonuszahlungen und Zulagen hafte: “Das Urteil wird Auswirkungen für den gesamten öffentlich-rechtlichen Rundfunk haben. Künftig wird gehaftet. Und das macht nicht nur Sinn, sondern ist überfällig. Schließlich geht es um das Geld der Beitragszahler*innen, die sich – übrigens ebenfalls zu Recht – nicht aussuchen können, ob sie für die solidarisch finanzierten öffentlich-rechtlichen Medien bezahlen wollen oder nicht.”

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4. Kartellamt genehmigt Verkauf von “Brigitte” und “Gala”
(dwdl.de, Alexander Krei)
Das Bundeskartellamt habe den Verkauf der Zeitschriften “Brigitte”, “Gala” und “Eltern” von RTL Deutschland an die Funke Mediengruppe genehmigt. Die Anzeigenvermarktung solle jedoch bei der “Ad Alliance” bleiben, um eine zu starke Marktstellung von Funke zu verhindern. Da es im Segment der Frauenzeitschriften weiterhin ausreichend Wettbewerb gebe, sehe die Behörde keine wettbewerbsrechtlichen Probleme.

5. Britische Journalisten in den 2020ern: Wandel von Rollenverständnis, Werten und Berufsethik
(de.ejo-online.eu)
Das “European Journalism Observatory” unterhält sich mit der Journalismusforscherin Lea Hellmueller über die Ergebnisse des Berichts “UK Journalists in the 2020s”. Im Zentrum stehen die veränderten Rollenbilder britischer Journalistinnen und Journalisten, insbesondere der Generationenkonflikt zwischen objektivem Beobachten und aktivistischem Eintreten für Randgruppen. Zudem geht es um Fragen der Berufsethik, die Zunahme prekärer Arbeitsverhältnisse sowie neue Sicherheitsrisiken im Journalismus.

6. Psychologie vermitteln – von der Forschung in den Alltag
(dfjv.de, Ulrike Bremm)
Ulrike Bremm spricht im “Fachjournalist”-Interview mit dem Wissenschaftsjournalisten Jochen Metzger. Thema sind Metzgers Weg in den Journalismus, seine Spezialisierung auf Psychologie sowie seine Arbeitsweise zwischen Forschung, Alltagsvermittlung und Podcast. Außerdem geht es um den Einfluss von Künstlicher Intelligenz auf seine Arbeit und um Ratschläge, die Metzger jungen Kolleginnen und Kollegen für ihre Berufswahl gibt.

7. Gipfel-Journalismus: Berichten im Zeitalter der Unberechenbarkeit
(radioeins.de, Lorenz Meyer, Audio: 4:13 Minuten)
Zusätzlicher Link, da in eigener Sache: Bei radioeins kritisiert der “6-vor-9”-Kurator, dass deutsche Medien internationale Gipfeltreffen wie das zwischen Donald Trump und Wladimir Putin analysieren, obwohl in Zeiten politischer Unberechenbarkeit kaum belastbare Aussagen möglich seien: “Jedem Kommentar über solch einen Gipfel oder Deal sollte ein Warnhinweis vorangestellt werden: ‘Achtung, die folgenden Einschätzungen können sich als völlig falsch erweisen. Und zwar bereits eine Sekunde, nachdem ich sie ausgesprochen habe.'”

Brosius-Gersdorfs Medienkritik, “ein bisschen dumm”, Sommergespräche

1. So erklärt Frauke Brosius-Gersdorf ihren Verzicht auf die Kandidatur fürs Verfassungsrichteramt
(tagesspiegel.de, Frauke Brosius-Gersdorf)
Nach einem langen und unwürdigen Ringen um die Wahl von Frauke Brosius-Gersdorf zur Verfassungsrichterin, hat diese nun ihre Kandidatur zurückgezogen. Über ihre Rechtsanwälte hat Brosius-Gersdorf dazu eine Stellungnahme verbreiten lassen, in der sie auch die Berichterstattung von Medien kritisiert: “Medien, insbesondere Leitmedien, sind Eckpfeiler unserer demokratischen Ordnung. Zum professionellen Journalismus gehören sachlich fundierte, auch in zugespitzter Form geführte Kampagnen; Desinformation und Diffamierung hingegen nicht. Erstaunlich ist, dass im Politik-Teil (nicht: im Feuilleton) eines Qualitäts- und Leitmediums einzelne Journalisten (nicht: Journalistinnen) zunächst ‘Speerspitze’ eines ehrabschneidenden Journalismus waren. So wurde im Blatt das Narrativ einer ‘ultralinken’ ‘Aktivistin’ geprägt, obwohl die Verantwortlichen wissen mussten, dass hiermit ein wirklichkeitsfremdes Zerrbild gezeichnet wird.” (Anmerkung des “6-vor-9”-Kurators: Gemeint ist damit augenscheinlich die “FAZ”.)

2. Rechte Gratiszeitungen machen Meinung
(verdi.de, Louisa Theresa Braun)
Der Hauke-Verlag verteile in Ostdeutschland kostenlose Anzeigenblätter, die regelmäßig Desinformation, Verschwörungserzählungen und rechte Narrative enthalten würden. Laut Experten würden derartige Blätter Lücken des geschwächten Lokaljournalismus füllen und so Politikverdrossenheit sowie den Einfluss der AfD fördern, die in Berichten häufig direkt zu Wort komme. Laut Kritikern brauche es mehr unabhängigen Lokaljournalismus, bessere Medienkompetenz und sichtbaren Widerspruch, um dieser Form der getarnten Parteipropaganda entgegenzuwirken.

3. Das sagt Jean-Remy von Matt zu seinem Auftritt bei Nius
(horizont.net, Tim Theobald)
Der gerne als “Werbe-Ikone” gefeierte Jean-Remy von Matt habe im Podcast “Hungry” auch über seinen Buch-Promo-Besuch beim rechtspopulistischen Sender “Nius” gesprochen, der nicht nur in der Werbebranche für Stirnrunzeln gesorgt habe. Von Matt habe erklärt, er habe vorab nicht gewusst, um welches Medium es sich handelt, sei “da reingerasselt”, habe sich unwohl gefühlt und den Auftritt im Nachhinein als naiv und “ein bisschen dumm” bezeichnet. (Anmerkung des “6-vor-9”-Kurators: Als naiv und ein bisschen dumm betrachtet Jean-Remy von Matt wohl vor allem die Zuhörerinnen und Zuhörer, denen er den Bären aufbinden will, er habe nicht gewusst, wen und was er da besucht hat.)

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4. Bad News Alert!
(verbraucherzentrale.de, Patrick Lohmeier, Audio: 42:44 Minuten)
Bei “dürfen die das?”, einem Podcast der Verbraucherzentrale, spricht Moderator Patrick Lohmeier mit Martin Schwarzbeck von netzpolitik.org, Kristina Klein von der Universität Bremen, Susanne Punsmann von der Verbraucherzentrale NRW und Andre Wolf von “Mimikama” über die problematische Nähe zwischen seriösen Online-Nachrichten und getarnten Werbeinhalten. Außerdem geht es um die Fragen, warum immer mehr Unternehmen auf Influencer setzen und wie sich deren Werbung von früheren TV- und Print-Promi-Kampagnen unterscheidet.

5. Der Sturm ist bereits eingetroffen: Warum Redaktionen neue Regeln für die KI-Ära brauchen
(journalist.de, Tor Kielland)
Künstliche Intelligenz (KI) habe den Journalismus bereits tiefgreifend verändert, indem sie Nachrichten blitzschnell verarbeite, Fakten prüfe und Inhalte personalisiere. Der norwegische KI-Unternehmer Tor Kielland warnt in seinem Beitrag, dass wirtschaftlicher Druck, Personalisierungsalgorithmen und der Einfluss von Tech-Firmen die redaktionelle Unabhängigkeit gefährden könnten. Um das Vertrauen in Nachrichten zu bewahren, brauche es schnell gemeinsame, verbindliche KI-Regeln und -Standards.

6. Pingpong, Pool & Politik
(arminwolf.at)
Armin Wolf erzählt die Entstehungsgeschichte der ORF-“Sommergespräche” die damals mit ungewöhnlichen, sommerlich-lockeren Inszenierungen wie Pool-Interviews und Pingpong begannen. Er blickt auf prägende Momente, prominente Gäste, Quotenrekorde und statistische Besonderheiten der Gesprächsreihe zurück. Zum Schluss kündigt er die aktuelle Saison an, die im Studio stattfinde und ohne die spektakulären Einlagen der Anfangsjahre auskomme: “Es wird keinen Pool geben, kein Pingpong, aber viel Politik.”

KI-Video-Flut, Luftschlösser, Filme in Originalsprache verbessern Englisch

1. Wie künstliche Videos Social Media fluten
(netzpolitik.org, Karoline Tanck)
Laut einer neuen Studie beständen auf TikTok ein Viertel der Top-Suchergebnisse zu beliebten Hashtags aus KI-generierten Fake-Videos (“AI slop”). Diese KI-Videos seien nur mangelhaft gekennzeichnet, obwohl die EU das vorschreibe. Hinter der Flut der Fake-Videos würden automatisierte Accounts stecken, die massenhaft Inhalte produzieren, um die Algorithmen auszutricksen und hohe Reichweiten zu erzielen.
Weiterer Lesetipp zu TikTok-Trends: Freshe Fits für die Front: “Auf Tiktok trenden Videos, in denen junge Leute humoristisch mit den Krisen der Welt umgehen. Daraus spricht keine Gleichgültigkeit, sondern Ohnmacht.” (taz.de, Giorgia Grimaldi)

2. Irgendwann ist auch mal gut
(uebermedien.de, Lisa Kräher)
Bei “Übermedien” kommentiert Lisa Kräher die Berichterstattung zum Tod der Extrembergsteigerin und früheren Biathletin Laura Dahlmeier: “Man kann Medien kaum vorwerfen, dass sie ausführlich über den tragischen Tod einer beliebten Sportlerin berichten. Allerdings kann man erwarten, dass es irgendwann auch gut ist – aus Rücksicht auf die Angehörigen und die Verstorbene. Als Sportlerin war Laura Dahlmeier eine öffentliche Person, ihr toter Körper ist das nicht.”

3. Machte Berlusconis MFE ein Angebot, das man nicht ablehnen konnte?
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Der Sender ProSiebenSat.1 habe nach jahrelangem Widerstand nun doch einem Übernahmeangebot des italienischen Medienkonzerns Media For Europe zugestimmt, nachdem dieser sein Angebot finanziell deutlich verbessert habe. Ein weiterer Grund für den Sinneswandel bei ProSiebenSat.1 sei die Sorge, dass RTL durch die geplante Übernahme von Sky Deutschland zu einem übermächtigen Konkurrenten werden könnte.

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4. Schräge und schöne Alternativen zum Wegfall der Mehrwertsteuer auf Presseprodukte
(turi2.de, Steffen Grimberg)
Steffen Grimberg begrüßt das Scheitern der geplanten Mehrwertsteuer-Abschaffung auf Presseprodukte, weil davon vor allem große, umsatzstarke Verlage profitiert hätten, und die digitale Transformation gebremst worden wäre. Den Vorschlag der “Initiative 18”, Zeitungsabos für Leserinnen und Leser steuerlich absetzbar zu machen, hält er für “noch ein bisschen schräger” und wenig zielführend. Stattdessen plädiert Grimberg dafür, endlich gemeinnützigen Journalismus in Deutschland zu ermöglichen, was bereits im Koalitionsvertrag stehe und eine bessere Lösung sei.

5. Ein Medienimperium aus Luftschlössern: Mit gefälschten Zeitungen ans große Geld
(correctiv.org, Max Bernhard)
Zwei Männer aus Österreich sollen ein Netzwerk aus 26 gefälschten Nachrichtenseiten aufgebaut haben (wie die “Neue Berliner Zeitung” oder das “Frankfurter Handelsblatt”), auf denen man gegen Geld Artikel veröffentlichen konnte. Diese Fake-Medien seien unter anderem genutzt worden, um positive Berichte über den umstrittenen bosnischen Serbenführer Milorad Dodik zu verbreiten, die dann vom dortigen Staatsfernsehen als echte Nachrichten zitiert worden seien.

6. Filme in Originalsprache verbessern das Englisch
(spiegel.de)
Eine Studie des Ifo-Instituts zeige, dass Menschen in Ländern, in denen englische Filme im Originalton mit Untertiteln statt mit Synchronisation gezeigt werden, deutlich besser Englisch sprechen. In Island (Originalton mit Untertiteln) sprächen zum Beispiel 75 Prozent der jungen Leute gut Englisch, in Frankreich (mit Synchronisation) nur 21 Prozent. “Hätten Deutschland und andere Synchronisationsländer früh auf Untertitel gesetzt, wäre das durchschnittliche Sprachniveau hier deutlich höher”, so Frauke Baumeister, Co-Autorin der Studie.

7. Genderverbot: Was ist das Problem an der Argumentation von Kulturstaatsminister Weimer?
(radioeins.de, Lorenz Meyer, Audio: 4:12 Minuten)
Zusätzlicher Link, da in eigener Sache: Bei radioeins kommentiert der “6-vor-9”-Kurator das Genderverbot des Kulturstaatsministers Wolfram Weimer in seiner Behörde: “Das Gendersternchen ist nicht unser Problem. Unser Problem ist, dass wir uns von solchen Scheindebatten ablenken lassen. Herr Weimer sollte weniger Zeit als Sprachpolizist verbringen und mehr damit, Kultur zu fördern. Denn eins ist klar: Eine lebendige Demokratie lebt von Vielfalt – auch sprachlicher Vielfalt. Wer das nicht aushält, hat den Job verfehlt. Und ja, damit meine ich ausdrücklich Sie, Herr Weimer.”

KI reduziert Klicks, “El Hotzo” freigesprochen, Streaming-Gipfel

1. Menschen klicken halb so oft auf Links, wenn es eine KI-Zusammenfassung gibt
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Eine Studie des Pew Research Center zeige, dass Nutzerinnen und Nutzer nur halb so häufig auf klassische Suchergebnislinks klicken, wenn Google ihnen eine KI-Zusammenfassung anzeigt. Dadurch verlören viele Webseiten, vor allem Nachrichtenangebote, deutlich an Reichweite und Werbeeinnahmen. Weitere Studien würden diesen Trend bestätigen und vor tiefgreifenden Folgen für die bisherige Internetökonomie warnen.

2. Sebastian “El Hotzo” Hotz freigesprochen
(tagesschau.de, Phillip Fuchs & Jörn Seidel)
Der Comedian und Satiriker Sebastian Hotz alias “El Hotzo” wurde vom Amtsgericht Berlin-Tiergarten freigesprochen, nachdem er wegen eines satirischen Twitter-Postings über ein Attentat auf Donald Trump angeklagt worden war. Hotz’ Äußerung sei zwar möglicherweise geschmacklos, aber durch die Kunstfreiheit gedeckt. Sie stelle keine strafbare Billigung einer Straftat dar.

3. Streaming ist keine Einbahnstraße
(taz.de, Derya Türkmen)
Beim sogenannten Streaming-Gipfel im Kanzleramt habe Kulturstaatsminister Wolfram Weimer gefordert, dass internationale Streamingplattformen wie Netflix oder Disney+ stärker in die deutsche Filmproduktion investieren sollen. Während diese Konzerne hohe Einnahmen mit deutschen Nutzerinnen und Nutzern erzielen, stecke die deutsche Filmbranche in einer schweren Krise. Weimer habe sich für verbindliche Investitionsquoten nach französischem Vorbild ausgesprochen, um Arbeitsplätze, Kinostandorte und kulturelle Vielfalt zu sichern.

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4. Streik bei TikTok wird fortgesetzt
(verdi.de, Julia Hoffmann)
TikTok-Beschäftigte in Berlin würden ihren Streik fortsetzen, um gegen geplante Kündigungen in der Contentmoderation zu protestieren. Das Unternehmen wolle in dem Bereich verstärkt auf Künstliche Intelligenz und externe Dienstleister setzen. Die Gewerkschaft Verdi fordere Abfindungen in Höhe von drei Jahresgehältern und eine verlängerte Kündigungsfrist, doch TikTok verweigere bisher Verhandlungen. Der Streik gelte als wichtiges Signal für die gewerkschaftliche Organisierung in der Plattformökonomie.

5. Meta löscht 635.000 Accounts wegen Sexualisierung Jugendlicher
(spiegel.de)
Der Social-Media-Konzern Meta habe laut eigenen Angaben 635.000 Konten gelöscht, die Kinder sexualisiert oder unangemessen mit jugendlichen Nutzerinnen und Nutzern interagiert hätten. Gleichzeitig seien neue Sicherheitsfunktionen eingeführt worden, mit denen Jugendliche verdächtige Konten leichter blockieren und melden können. Die Maßnahmen kämen zu einer Zeit, in der Meta wegen möglicher Schäden an der psychischen Gesundheit junger Nutzerinnen und Nutzer juristisch unter Druck geraten sei.

6. “Wir machen bewusst keine reine Sportübertragung”
(dwdl.de, Alexander Krei)
Im Interview mit “DWDL” spricht ARD-Kommentator Florian Naß über den aktuellen Erfolg der Tour-de-France-Übertragungen, das wachsende Interesse am Radsport und die bewusste Entscheidung, Sportberichterstattung mit kulturellen Inhalten zu verbinden. Gute Quoten würden nicht allein von deutschen Siegen abhängen, sondern vom Gesamtpaket der Tour, inklusive landschaftlicher Bilder und menschlicher Geschichten.

7. CBS cancelt erfolgreiche Late-Night-Show von Stephen Colbert
(radioeins.de, Lorenz Meyer, Audio: 4:49 Minuten)
Zusätzlicher Link, da in eigener Sache: Bei radioeins kommentiert der “6-vor-9”-Kurator die Causa Colbert: “Was wir gerade erleben, ist ein perfekt konstruiertes Erpressungsszenario. Paramount steht vor einer wichtigen Fusion und kann es sich schlicht nicht leisten, Trump zu verärgern. Also zahlen sie 16 Millionen zum Beilegen einer Klage, die sie vor Gericht wahrscheinlich abgewehrt hätten. Colbert nannte das beim Namen: Bestechung. Und wenige Stunden später war er weg vom Fenster.”

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