Suchergebnisse für ‘LINK’

Medialer Flächenbrand, Freispruch rechtskräftig, “Neckarquelle”

1. Medialer Flächenbrand
(republik.ch, Dennis Bühler)
Dennis Bühler beschreibt die dramatische Situation in der Schweizer Medienlandschaft, die von massiven Sparmaßnahmen bei Tamedia und anderen Verlagen geprägt sei. Die Fokussierung auf hohe Renditen, insbesondere bei der Tamedia-Gruppe, führe zu Stellenabbau, Qualitätsverlust und einer Abnahme der Meinungsvielfalt: “In den letzten Jahren schritt der Niedergang der Schweizer Medien ungebremst voran. Gerade auf lokaler und regionaler Ebene gibt es immer mehr relevante Ereignisse und Institutionen, über die gar nicht erst berichtet wird, weil es vor Ort kaum mehr unabhängige Redaktionen und Journalistinnen gibt. Oder gar keine.”

2. Freispruch von Journalist rechtskräftig
(netzpolitik.org, Martin Schwarzbeck)
Der Journalist Fabian Kienert wurde freigesprochen, nachdem er wegen des Setzen eines Links auf das Archiv einer verbotenen Seite angeklagt worden war. Die Staatsanwaltschaft legte zwar Revision ein, habe aber die Frist zur Begründung verstreichen lassen, sodass der Freispruch jetzt rechtskräftig sei. Kienert habe eine Verfassungsbeschwerde eingereicht, um die Hausdurchsuchung bei ihm als Verletzung der Pressefreiheit überprüfen zu lassen.

3. Jeder zehnte Jugendliche hat wegen Social Media suchtähnliche Symptome
(spiegel.de)
Laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) habe 2022 mehr als jeder zehnte Jugendliche in Europa suchtähnliche Symptome bei der Nutzung von Social Media gezeigt, wobei Mädchen häufiger betroffen gewesen seien als Jungen. Trotzdem betone die WHO, dass Social Media auch positive Auswirkungen auf soziale Bindungen haben könne, und fordere eine bessere digitale Bildung für Jugendliche.

Bildblog unterstuetzen

4. ZDF schmeißt Moderator Matthias Fornoff raus
(t-online.de)
Der langjährige Leiter der ZDF-Hauptredaktion Politik und Zeitgeschehen, Matthias Fornoff, sei nach einer mehrmonatigen Versetzung nun vom Sender entlassen worden. Es habe Vorwürfe der Belästigung von ZDF-Kolleginnen gegeben. Eine interne Untersuchung habe zwar keine strafrechtliche Relevanz ergeben, Fornoffs Verhalten sei aber nicht mit den Werten des Senders vereinbar. Matthias Fornoff habe sich überrascht von den Anschuldigungen gezeigt und rechtliche Schritte eingeleitet, um seine Wiedereinstellung zu erreichen.

5. “Bildschön, aber richtig!” Erkenntnisse aus der Fachtagung
(genderleicht.de, Angelika Knop)
Angelika Knop berichtet über ihre wichtigsten Erkenntnisse von einer Fachtagung zur Darstellung von Frauen in Medien. Oft fehle es an geeigneten Bildern für wichtige Frauenthemen, insbesondere bei sensiblen Themen wie Gewalt, was zu stereotypen Darstellungen führe. Expertinnen hätten vorgeschlagen, kreativer und sensibler mit Bildmaterial umzugehen, zum Beispiel durch Kooperationen mit Hochschulen und das bewusste Hinterfragen von Symbolbildern.

6. Das Ende der “Neckarquelle”
(kontextwochenzeitung.de, Wolfgang Messner)
Wolfgang Messner berichtet, dass die traditionsreiche Lokalzeitung “Neckarquelle” nach 144 Jahren an den Konkurrenten “Schwarzwälder Bote” verkauft wurde, was für den Ort Schwenningen einen großen Verlust darstelle. Mit der Übernahme seien viele Entlassungen einhergegangen. Auch die lokale Prägung der Zeitung habe unter der Übernahme gelitten. Nun prüfe die Staatsanwaltschaft den Verkauf, da es Hinweise gebe, dass das Unternehmen zuvor finanziell ausgezehrt worden sei.

Nicht in Schönheit sterben, Politisch und gefühlig, Raabs TV-Totalausfall

1. “taz” stellt gedruckte Werktagsausgabe 2025 ein
(faz.net)
Die “taz” wird ab Oktober 2025 ihre werktägliche Printausgabe einstellen und nur noch digital als E-Paper zu lesen sein. Lediglich am Wochenende werde die “wochentaz” als gedruckte Zeitung erscheinen. Nach sechs Jahren intensiver Debatte hätten 77 Prozent der Genossinnen und Genossen auf der Mitgliederversammlung für diesen Schritt gestimmt, um die wirtschaftliche Zukunft der Zeitung zu sichern.
Weiterer Lesetipp: Die “taz” berichtet in eigener Sache: Bloß nicht in Schönheit sterben.

2. Deutschland-Reports von ZDF & Sat.1: Fernsehen, warum tickst du so?
(dwdl.de, Peer Schader)
Peer Schader kritisiert das neue TV-Format der “politisch-gefühligen Zuhör-Reisereportagen”, in denen Journalistinnen und Journalisten wie Paul Ronzheimer, Dunja Hayali und Eva Schulz versuchen, der aktuellen Stimmungslage in Deutschland nachzugehen. Trotz des ehrenwerten Ziels, Menschen ins Gespräch zu bringen, würden diese Reportagen oft in oberflächlichen Plattitüden und ohne echte Lösungsansätze enden. Schader stellt in Frage, ob es sinnvoll ist, immer wieder mit Menschen zu reden, die festgefahrene Meinungen hätten und kaum gesprächsbereit seien.

3. Theodor-Wolff-Preis geht an fünf Journalistinnen und Journalisten
(tagesspiegel.de, Anna Ringle)
Der Theodor-Wolff-Preis 2024 wurde an fünf Journalistinnen und Journalisten für ihre herausragenden gesellschaftsrelevanten Beiträge verliehen: Issio Ehrich, Helene Bubrowski, Fabian Huber, Agnes Polewka und Thilo Adam. Der Preis gilt als eine der renommiertesten Auszeichnungen im deutschen Journalismus und wird jährlich vom Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger vergeben.

Bildblog unterstuetzen

4. Elon Musk verunglimpft australische Regierung als Faschisten
(spiegel.de)
Elon Musk habe die australische Regierung wegen eines neuen Gesetzes zur Bekämpfung von Fehlinformationen auf Internetplattformen als “Faschisten” bezeichnet, was heftige Kritik von Regierungsvertretern ausgelöst habe. Der Gesetzesentwurf sehe hohe Strafen für Plattformen vor, die Fehlinformationen verbreiten, was Musk als Einschränkung der Meinungsfreiheit betrachte.
Weiterer Lesetipp: Oberstes Gericht zieht Geldbuße von X und Starlink ein: “Tech-Milliardär Elon Musk streitet mit Brasiliens Bundesrichter Alexandre de Moraes über Falschinformationen und Meinungsfreiheit auf X. Das Oberste Gericht ordnete nun eine Millionenüberweisung an.”

5. Hommage an die Zeitung
(verdi.de, Ute Christine Bauer)
Ute Christine Bauer schreibt über die Ausstellung “Zeitungsleser:innen” im Museum für Kommunikation Berlin. Sie zeigt Fotografien von Eddy Posthuma de Boer, die Menschen weltweit beim Zeitunglesen in alltäglichen Situationen festhalten. Die Ausstellung werfe einen nostalgischen Blick auf eine Zeit, in der gedruckte Zeitungen allgegenwärtig waren, bevor Smartphones den öffentlichen Raum eroberten.

6. Raabs TV-Totalausfall
(freitag.de, Axel Brüggemann)
Axel Brüggemann schildert im “Freitag” seine Eindrücke vom Boxkampf des TV-Urgesteins Stefan Raab gegen die ehemalige Boxweltmeisterin Regina Halmich auf RTL: “Raabs Deutschland ist das Deutschland der Vergangenheit. Oder leider ein Deutschland, wie viele es noch immer pflegen: Eine Welt, in der Männer Frauen verprügeln, in der man ja wohl mal sagen darf, dass man sich gleich ‘die Fresse poliert’, allein zum ‘Essen und Saufen’ kommt, dass man auf das ‘Kampfschwein’ wartet, um der ‘Alten aufs Maul zu hauen’.”

Verfassungsbeschwerde, Düstere Prognosen, Die Tücke mit der Lücke

1. Verfassungsbeschwerde gegen Abhören des Pressetelefons
(netzpolitik.org, Martin Schwarzbeck)
In den Jahren 2022 und 2023 hat die bayerische Polizei verschiedene Telefone der “Letzten Generation” belauscht, darunter auch das Pressetelefon. Von der Abhörmaßnahme seien mindestens 171 Journalistinnen und Journalisten betroffen gewesen. Nun haben drei Betroffene Verfassungsbeschwerde eingelegt, unterstützt von der Gesellschaft für Freiheitsrechte, Reporter ohne Grenzen und dem Bayerischen Journalisten-Verband (die Links führen zu den jeweiligen Pressemitteilungen der Organisationen).

2. Was passiert, wenn die Zeitung stirbt? Vier düstere Prognosen – und eine hoffnungsvolle.
(turi2.de, Anne-Nikolin Hagemann)
Anne-Nikolin Hagemann beschreibt in ihrer Prognose eine düstere Zukunft ohne Zeitungen, die sich in vier zentralen Punkten manifestiere: Das politische Interesse sinke, das Gemeinschaftsgefühl schwinde, der Populismus wachse und wichtige Kontrollmechanismen für Politik und Wirtschaft fehlten. Zudem führe der Verlust von Lokalzeitungen zu einer “Zombie-Apokalypse”, in der scheinbar lebendige Zeitungen ihre Unabhängigkeit verlören, und die Demokratie weiter geschwächt werde. Hoffnung mache jedoch das Entstehen innovativer journalistischer Projekte.

3. Hass und Hetze: Ist Social Media noch zu retten?
(ndr.de, Marlon Kumar & Julia von Buddenbrock, Video: 16:26 Minuten)
Das NDR-Medienmagazin “Zapp” hat untersucht, wie Hass und Hetze auf Social-Media-Plattformen das Leben der Betroffenen beeinflussen, sowohl online als auch offline. Ein besonderes Augenmerk liegt auf den Auswirkungen auf Journalistinnen und Journalisten und der Frage, wie diese Angriffe die unabhängige Berichterstattung gefährden. Expertinnen und Experten sind die Aktivistin und Autorin Katja Diehl, die Journalistin Jule Zentek und der Kommunikations- und Medienwissenschaftler Marc Ziegele.

Bildblog unterstuetzen

4. Die Tücke mit der Erin­ne­rungs­lücke
(lto.de, Max Kolter)
“In der SZ schilderten zwei Frauen ihre sexuellen Erlebnisse mit Till Lindemann. Das OLG Frankfurt untersagte der SZ nun in einem Fall den Verdacht zu verbreiten, der Rammstein-Sänger habe Sex ohne Zustimmung einer der Frauen gehabt.” Bei “Legal Tribune Online” erklärt Max Kolter den juristischen Hintergrund der Gerichtsentscheidung.

5. Ein Drittel weniger Aufträge durch KI
(verdi.de)
Eine eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung zeige, dass generative KI wie ChatGPT die Nachfrage nach automatisierungsanfälligen digitalen Freelance-Arbeiten um bis zu 30 Prozent reduziert habe, insbesondere bei Schreibtätigkeiten wie Korrekturlesen und Ghostwriting. Gleichzeitig seien die verbleibenden Aufträge komplexer und höher budgetiert.

6. Urheberrecht: Bundesgerichtshof stärkt Besitzern von Fototapeten den Rücken
(heise.de, Malte Kirchner)
Der Bundesgerichtshof habe entschieden, dass die Darstellung von Fototapeten in Fotos und Videos im Internet keine Urheberrechtsverletzung darstelle. Ein Fotograf habe in mehreren Fällen Schadensersatz gefordert, weil Fototapeten mit seinen Aufnahmen im Hintergrund von Online-Bildern zu sehen waren. Das Gericht habe jedoch entschieden, dass die Nutzung der Tapeten vorhersehbar und stillschweigend erlaubt war. Auch eine Namensnennung des Fotografen sei nicht erforderlich.

7. Neue Sendung: “Ronzheimer – Wie geht’s, Deutschland?”
(radioeins.de, Lorenz Meyer, Audio: 4:32 Minuten)
In eigener Sache und deshalb als siebter und zusätzlicher Link: Bei radioeins kritisiert der “6-vor-9”-Kurator die Sat.1-Sendung von “Bild”-Vize Paul Ronzheimer: “Was mir fehlt, ist die kritische Selbstreflexion. Wenn es Ronzheimer wirklich ernst wäre mit der Veränderung, dann müsste er auch die Rolle der Boulevardmedien – und damit auch seine eigene – viel intensiver und selbstkritischer hinterfragen. (…) Da Ronzheimer dies in seiner Sendung komplett versäumt, ist sie unvollständig und verfehlt ihr Ziel. Was bleibt, ist ein unangenehmer Nachgeschmack von Selbstinszenierung. Und von, ich muss es leider so sagen, oberflächlicher und scheinheiliger Effekthascherei.”

KW 36/24: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

***

1. Warum sich Nachrichtenmeldungen oft wiederholen
(deutschlandfunk.de, Sören Brinkmann, Audio: 30:56 Minuten)
Im Deutschlandfunk (DLF) kommen regelmäßig Hörerinnen und Hörer zu Wort. Manchmal liefern sie sogar die Idee für eine ganze Sendung und tauschen sich darin mit Expertinnen und Experten aus. In dieser Folge des Podcasts “Nach Redaktionsschluss” geht es um die Fragen, ob und warum sich bei den Nachrichten “ständig dieselben Meldungen wiederholen”. Es diskutieren DLF-Hörer Luc Perraudin, Judith Möller vom Hans-Bredow-Institut und DLF-Nachrichtenchef Marco Bertolaso.

2. Mit keiner Sache gemein machen?
(br.de, Jasper Ruppert, Audio: 23:09 Minuten)
“BR 24 Medien” geht dem wohl bekanntesten Zitat des Journalismus nach: “Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich mit keiner Sache gemein macht, auch nicht mit einer guten”. Die oben verlinkte Folge eins beschäftigt sich mit der Geschichte des Satzes, der dem Journalisten Hanns Joachim Friedrichs zugeschrieben wird. Folge zwei geht den Fragen nach: “Stimmt er? Macht sich ein guter Journalist mit keiner Sache gemein?” Als Expertinnen und Experten sind der ehemalige “Spiegel”-Journalist Cordt Schnibben, die NDR-Moderatorin Anja Reschke und der Kommunikationswissenschaftler Christian Hoffman von der Universität Leipzig dabei.

3. Papageno-Medienpreis für suizidpräventive Berichterstattung 2024
(youtube.com, Sozialministerium Österreich, Video: 1:29:20 Stunden)
Der Papageno-Medienpreis des österreichischen Sozialministeriums zeichnet herausragende journalistische Beiträge aus, die sich verantwortungsvoll mit dem Thema Suizidprävention auseinandersetzen. Im Mittelpunkt steht die Bedeutung einer sensiblen Berichterstattung, die Nachahmungstendenzen reduziert und gleichzeitig Betroffenen Wege aus der Krise aufzeigt. Besonders gewürdigt werden Arbeiten, die positive Bewältigungsstrategien thematisieren und dazu beitragen, der Stigmatisierung von psychischen Erkrankungen entgegenzuwirken.
(Solltest Du Suizid-Gedanken haben, dann gibt es Menschen, die Dir helfen können, aus dieser Krise herauszufinden. Eine Übersicht mit verschiedenen Hilfsangeboten bieten “Spiegel” und “taz”.)

Bildblog unterstuetzen

4. Wissenschaftsjournalismus – Reicht es, sich nur schlau zu machen?
(fachjournalist.de, Swane Jung, Audio: 11:31 Minuten)
Swane Jung spricht mit dem freien Wissenschaftsjournalisten Tim Schröder über die Arbeit als Wissenschaftsjournalist. Im Gespräch teilt Schröder Einblicke in seinen Werdegang und erklärt, was diesen journalistischen Bereich ausmacht. Zudem gibt er wertvolle Tipps für den erfolgreichen Einstieg in den Wissenschaftsjournalismus.

5. Fritz Jergitsch – Gründer der Satire-Website “Die Tagespresse”
(youtube.com, Peter Blau, Audio: 30:55 Minuten)
Im ORF-Podcast sprechen Peter Blau und Fritz Jergitsch über die Entstehung des satirischen Projekts “Die Tagespresse” und dessen Einfluss auf die österreichische Medienlandschaft. Blau beleuchtet dabei den satirischen Zugang der “Tagespresse” zu politischen und gesellschaftlichen Themen. Außerdem diskutieren die beiden darüber, wie Satire als journalistisches Mittel eingesetzt werden kann, um Missstände humorvoll und dennoch kritisch aufzuzeigen.

6. Haariges Statussymbol – Wie gefährlich ist das Geschäft mit den Glatzen?
(youtube.com, Sashka, Video: 23:47 Minuten)
Die Youtuberin Sashka spricht über Haartransplantationen und deren Risiken, die in den derzeit gehäuft vorkommenden Influencer-Kooperationen nicht ausreichend thematisiert würden. Sie betont, dass viele Menschen, vor allem Männer, unter Haarausfall leiden und oft zu schnellen und teuren Lösungen wie Haartransplantationen greifen, ohne die Risiken oder Alternativen zu bedenken. Auf verschiedenen Videoplattformen finden sie reichlich Werbung dafür, präsentiert von reichweitenstarken Influencern.

Apple gibt Russland nach, Zerwürfnis beim RBB, Rechtsfreier Raum?

1. Apple gibt Zensurbemühungen in Russland nach
(reporter-ohne-grenzen.de)
Das Unternehmen Apple habe Anfang Juli auf Anweisung der russischen Regulierungs-, Aufsichts- und Zensurbehörde Roskomnadsor 25 VPN-Apps aus dem russischen App Store entfernt. Reporter ohne Grenzen und andere Menschenrechtsorganisationen fordern Apple in einem offenen Brief (PDF) auf, diese Entscheidung rückgängig zu machen: “Apples Einknicken vor den Forderungen der russischen Zensurbehörde hat für viele Nutzerinnen ganz praktische Folgen. Es erschwert hunderttausenden Russinnen und Russen den Zugang zu unabhängigen Informationen, die nicht der staatlichen russischen Propaganda entsprechen”, kommentiert Martin Kaul, Vorstandssprecher von Reporter ohne Grenzen.

2. Zerwürfnis: RBB-Verwaltungsratschef gibt Vorsitz ab
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Wie “DWDL” berichtet, habe RBB-Verwaltungsratschef Benjamin Ehlers nach einem Zerwürfnis mit seiner Stellvertreterin Dagmar Tille und einem “eklatanten Vertrauensbruch” seinen Vorsitz niedergelegt. Die Spannungen im Aufsichtsrat hätten sich durch interne Unstimmigkeiten, insbesondere in der Personalie Juliane Schütt, weiter verschärft. Ehlers bleibe jedoch Mitglied des Verwaltungsrates. Update: RBB-Verwaltungsrat hat wieder einen Vorsitzenden (dwdl.de, Timo Niemeier).

3. Auch Starlink blockiert jetzt X in Brasilien
(spiegel.de)
Das sich mehrheitlich im Besitz von Elon Musk befindliche Unternehmen Starlink habe sich nach anfänglichem Widerstand entschlossen, die gerichtlich angeordnete Netzsperre gegen das Soziale Netzwerk X/Twitter (ebenfalls im Besitz von Elon Musk) in Brasilien umzusetzen. Starlink sei damit Zwangsmaßnahmen der brasilianischen Telekommunikationsbehörde zuvorgekommen.
Weiterer Hörtipp in eigener Sache: Bei radioeins kommentiert der “6-vor-9”-Kurator den Zwist zwischen Elon Musk und Brasilien: “Am Ende bleibt die Frage: Wer gewinnt in diesem Machtkampf? Die brasilianische Justiz, die versucht, ihre Demokratie zu schützen? Oder Elon Musk, der in jeder Kontroverse einen PR-Coup wittert? Ein klarer Gewinner steht jedoch fest, und das ist Twitter-Konkurrent Bluesky. Der gewann nach der X-Sperre in nur drei Tagen eine Million neue Nutzer. Elon Musk sollte sich also nicht zu sicher fühlen.” (radioeins.de, Lorenz Meyer, Audio: 4:32 Minuten)

Bildblog unterstuetzen

4. Warum der ORF Nachrichten auf YouTube platziert
(blog.medientage.de, Petra Schwegler)
Petra Schwegler geht der Frage nach, warum der österreichische ORF mit seiner Nachrichtenmarke “Zeit im Bild” auf Youtube gestartet ist. Mit der Nutzung von Youtube als Plattform für seriöse Nachrichten wolle der ORF der “neuen Realität der Mediennutzung” Rechnung tragen. Der Schritt sei notwendig, um den gesellschaftlichen Auftrag des öffentlich-rechtlichen Senders zu erfüllen und Menschen zu informieren, die der ORF sonst nicht erreichen würde.

5. E-Book-Verleih: Internet Archive verliert Copyright-Prozess
(heise.de, Daniel AJ Sokolov)
Wie bei heise.de zu lesen ist, habe ein US-Bundesberufungsgericht entschieden, dass der E-Book-Verleih des “Internet Archive” gegen das US-Copyright verstoße und damit nicht unter die Fair-Use-Bestimmungen falle. Das Gericht habe keine “verändernde” Nutzung (“transformative use”) der eingescannten Bücher erkennen können und das Angebot trotz des gemeinnützigen Charakters des “Internet Archive” als kommerziell eingestuft.

6. Rechtsfreier Raum Internet: Dürfen Influencer alles?
(youtube.com, Marylin Marx & Michael Graf, Video: 51:07 Minuten)
In dem “GameStar Talk” geht es um rechtliche Fragen rund um Beleidigungen und Verleumdungen im Internet, die Unterschiede zwischen Straf- und Zivilrecht sowie die möglichen Konsequenzen für Täter. Außerdem werden die Begriffe Fair Use, Schmähkritik und Doxing erläutert, sowie die Verantwortung von Influencern und Plattformen bei Hassrede und unangemessenen Kommentaren erläutert.

Prorussische “Doppelgänger”, KI bei Springer, Grimme Online Awards

1. Experten kritisieren X wegen prorussischer Propagandakampagne
(spiegel.de, Max Hoppenstedt)
Die Analyseorganisation “CeMAS” habe auf der Plattform X/Twitter eine prorussische Propagandakampagne namens “Doppelgänger” aufgedeckt, die gefälschte Nachrichten verbreite und Stimmung gegen die Ukraine und westliche Regierungen mache. Die Kampagne nutze manipulierte Posts, die angeblich von besorgten Bürgern stammen, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen, und verlinke auf gefälschte Nachrichtenseiten, die etablierten Medien ähneln sollen. Trotz Meldungen an X seien viele der Beiträge noch immer online.
Weiterer Lesehinweis zur Plattform: Oberstes Gericht bestätigt Sperrung von X in Brasilien (zeit.de).

2. “Eine Sprache der Zuspitzung”
(message-online.com, Maira Mellinghausen)
“Message” veröffentlicht ein Interview mit dpa-Nachrichtenchef Froben Homburger, das dieser dem “Nestbeschmutzer”, der Zeitung zur Jahrestagung des Netzwerk Recherche (PDF), gegeben hat. Homburger betont darin die Bedeutung präziser Sprache im Journalismus und die Risiken unbedachter Formulierungen, insbesondere unter Zeitdruck. Er spricht sich für eine geschlechtersensible und diskriminierungsfreie Sprache aus, betont aber auch die Notwendigkeit, die Verständlichkeit für die gesamte Gesellschaft zu gewährleisten und jede Form der Sprachentwicklung sorgfältig abzuwägen.

3. Wie Axel Springer via KI die Gesellschaft destabilisiert
(indiskretionehrensache.de, Thomas Knüwer)
Thomas Knüwer kritisiert den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in Medienunternehmen, insbesondere beim Springer-Verlag, als strategischen Fehler, der das Vertrauen in Medien weiter untergrabe und die Gesellschaft verunsichere. KI-generierte Inhalte seien oft fehlerhaft und manipulativ. Knüwer sieht den Einsatz von KI bei Springer als Teil einer größeren Strategie, um negative Emotionen in der Bevölkerung zu erzeugen und so Angst zu schüren.

Bildblog unterstuetzen

4. Social Media im Wahlkampf
(flurfunk-dresden.de, Peter Stawowy)
Peter Stawowy stellt seine “15 Beobachtungen zu Social Media im Wahlkampf” vor. Er betont, dass Social-Media-Arbeit für den politischen Erfolg mittlerweile unverzichtbar ist, da man dort insbesondere junge Wählerinnen und Wähler erreichen und vielfältige Interaktionen herstellen kann. Stawowy kritisiert, dass viele Parteien Social Media oft falsch einsetzen, indem sie nur vor Wahlen aktiv sind oder sich zu wenig auf kontinuierliche Inhalte und Interaktion konzentrieren. Er betont die Notwendigkeit, Soziale Netzwerke strategisch und kreativ zu nutzen, um Vertrauen aufzubauen, Emotionen zu wecken und die eigene Botschaft effektiv zu vermitteln.

5. Wer dieses Jahr auf einen Grimme Online Award hoffen kann
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Der Grimme Online Award werde trotz finanzieller Schwierigkeiten des Grimme-Instituts auch 2024 vergeben, dank Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen. Die Nominierungen umfassen ein breites Spektrum an Formaten, darunter Podcasts, TikTok- und Instagram-Kanäle, die Themen wie Vergangenheitsbewältigung und Geschichtsaufarbeitung, aktuelle politische Ereignisse und Wissensvermittlung behandeln. Neu in diesem Jahr sei der “Sonderpreis KI”, für den drei Podcasts nominiert sind, die sich mit dem Thema Künstliche Intelligenz beschäftigen. Uwe Mantel hat in seinem Artikel praktischerweise alle Nominierten verlinkt.

6. Mut­maß­liche Anführer der “New World Order” festgenommen
(lto.de)
Die Polizei habe bei einer Razzia mutmaßliche Anführer der Online-Gruppierung “New World Order” festgenommen, die Menschen, darunter Streamer und Youtuber, durch digitales Stalking, Drohungen und sogenanntes Swatting terrorisiere. Die Gruppe habe Methoden wie Doxing und den Missbrauch von Notrufen genutzt, um ihre Opfer zu schikanieren und deren Online-Existenz zu zerstören.

KW 35/24: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

***

1. Jung, viral, rechtsradikal?
(ardmediathek.de, Nadja Baschek & Michael Trammer, Video: 29:56 Minuten)
Das “Y-Kollektiv”-Reportage-Team um Nadja Baschek und Michael Trammer hat in monatelanger Recherche aufgedeckt, wie rechtsextreme Influencerinnen Soziale Medien nutzen, um rechtsextreme Ideologien zu verbreiten und junge Menschen zu beeinflussen. Baschek und Trammer fanden heraus, dass diese Influencerinnen oft harmlose Inhalte posten, um Vertrauen zu gewinnen, letztlich aber Falschinformationen und subtile Propaganda verbreiten: “Wie setzen diese Influencerinnen ihre Wirkung als Frauen gezielt ein? Wie verdienen sie Geld? Und gibt es einen Zusammenhang zur geplanten Influencer-Agentur, die bei dem rechten ‘Geheimplan’-Treffen in Potsdam vorgestellt wurde?”

2. Krieg der Bilder – der Nahostkonflikt auf Social Media
(youtube.com, Christoph Koopmann, Video: 1:34:20 Stunden)
In seinem Vortrag spricht Christoph Koopmann, Redakteur bei der “Süddeutschen Zeitung”, über die Rolle Sozialer Medien im aktuellen Nahostkonflikt. Es geht insbesondere um die Frage, wie Social Media für Propaganda, Desinformation und emotionale Mobilisierung genutzt wird. Koopmann erläutert, wie verschiedene Akteure, darunter die Hamas und pro-palästinensische Influencer, aber auch die israelische Seite, Plattformen nutzen, um ihre Narrative zu verbreiten und die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Er beleuchtet dabei auch die Herausforderungen und Risiken dieser neuen Form der Kriegsführung.

3. Was bewirkt die Festnahme des Telegram-Chefs?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 32:14 Minuten)
Holger Klein hat mit Anna Biselli, Co-Chefredakteurin von netzpolitik.org, über die Festnahme des Telegram-Chefs Pawel Durow, der inzwischen gegen Auflagen und eine Millionenkaution wieder auf freiem Fuß ist, gesprochen: Welche Kollateralschäden sieht Biselli nach der Verhaftung Durows für andere verschlüsselte Dienste? Und welche Möglichkeiten gibt es, gegen den Messenger und die dort geteilten Inhalte vorzugehen?

Bildblog unterstuetzen

4. YouTube hat ein Problem
(youtube.com, Mats Schönauer, Video: 19:05 Minuten)
Mats Schönauer berichtet über die Verbreitung von Desinformation, Verschwörungsmythen und Hassinhalten durch einige Youtuber, die damit eine große Reichweite auf der Plattform und hohe Einnahmen erzielen würden. Er kritisiert, dass Youtube trotz dieser problematischen Inhalte und selbst nach Hinweisen oft nichts unternehme, während kritische Videos wie sein eigenes entmonetarisiert würden.

5. Journalismus als Beruf – Junge Menschen dafür begeistern
(spotify.com, Christian Jakubetz, Audio: 21:42 und 16:71 Minuten)
Im Podcast “Satzzeichen” spricht Christian Jakubetz mit Magdi Aboul-Kheir, dem Chefreporter und Ausbildungsredakteur der “Südwest Presse”, über die Herausforderungen und Veränderungen bei der Gewinnung und Ausbildung des journalistischen Nachwuchses. Im oben verlinken, ersten Teil des Gesprächs geht es um die veränderten Bewerbungsprozesse und Strategien, um junge Talente für ein Volontariat zu begeistern. Im zweiten Teil diskutieren Aboul-Kheir und Jakubetz über die aktuellen Erwartungen junger Menschen an den Journalismus, den Einfluss persönlicher Weltanschauungen sowie die Frage der fairen Bezahlung in der Ausbildung.

6. THIS is the BIGGEST musical fraud I’ve EVER seen.
(youtube.com, Fil Henley, Video: 31:34 Minuten, englisch)
In diesem englischsprachigen Video (deutsche Untertitel zuschaltbar) geht es um einen Betrugstrend auf Youtube, bei dem sich Nutzerinnen und Nutzer per Greenscreen in bekannte Fernsehshows wie “America’s Got Talent” einblenden und so den Eindruck erwecken, dort auf der Bühne zu stehen und Songs zu singen. Dabei würden nicht nur die Videos manipuliert, sondern auch Einnahmen aus Werbung und Urheberrechtsvergütungen abgezweigt. Der britische Musiker Fil Henley deckt einige dieser Fälle auf und erklärt, wie diese betrügerischen Praktiken funktionieren und welche rechtlichen Konsequenzen sie haben könnten.

Medienausschluss der AfD, Prägung und Verhältnismäßigkeit, Bildsprache

1. Medien wollen sich in AfD-Wahlparty einklagen
(faz.net)
Die AfD in Thüringen verwehrt mehreren Medien den Zugang zu einer Wahlkampfveranstaltung. “Spiegel”, “Welt”, “Bild” und “taz” wollen dies nicht hinnehmen und nun gerichtlich erreichen, dass ihre Journalistinnen und Journalisten die Veranstaltung besuchen können. Sie sehen sich in ihrer Pressefreiheit eingeschränkt. Die AfD verteidigt den Ausschluss mit Platzmangel und Sicherheitsbedenken und erwägt, die Veranstaltung abzusagen, sollte sie “gezwungen” werden, mehr Medienschaffende zuzulassen. Es ist nicht das erste Mal, dass Gerichte über den Ausschluss von Journalistinnen und Journalisten von AfD-Veranstaltungen entscheiden müssen. Die “taz” teilt dazu in einer Pressemitteilung mit: “Kritischer Journalismus wird von der AfD seit langem regelmäßig behindert. Mit unserem gemeinsamen Antrag wollen wir die Rechtslage für künftige Fälle klären lassen und gegen diese Form der Einschränkung der Pressefreiheit vorgehen.”

2. Ent­schei­dend wird die Prägung
(lto.de, Felix W. Zimmermann)
Das Bundesverwaltungsgericht hat entschieden, dass das “Compact”-Magazin vorerst weiter erscheinen darf, obwohl es eine verfassungsfeindliche Ideologie vertrete. Für Felix W. Zimmermann zeigt der Beschluss, dass für ein endgültiges Verbot die Frage der “Prägung” durch verfassungsfeindliche Inhalte entscheidend ist. Das Hauptverfahren werde bereits im Februar 2025 stattfinden, was die Hoffnung des “Compact”-Chefredakteurs auf eine längere Ruhephase zunichtemachen könnte.
Weiterer Lesetipp: Die Zweifel der Rich­te­r:in­nen (taz.de, Christian Rath).

3. Moderator und Schauspieler Louis Klamroth
(n-joy.de, Norbert Grundei, Audio: 34:14 Minuten)
Der Podcast “Die Idee” wird moderiert von Norbert Grundei, Leiter der Abteilung Innovation, Produktentwicklung und Content Portfolio beim NDR. In der aktuellen Folge ist Louis Klamroth zu Gast, der als Moderator und Produzent arbeitet. Grundei fragt Klamroth unter anderem, was dieser eigentlich in den Tagen zwischen den wöchentlichen Ausgaben des von ihm moderierten Politiktalks “Hart aber fair” mache. Spoiler: erstaunlich viel.

Bildblog unterstuetzen

4. Bildsprache bei Zeitschrift “test”: Stereotype vermeiden!
(genderleicht.de, Christine Olderdissen)
Christine Olderdissen spricht mit der Bildredakteurin Laura Schierholz und dem stellvertretenden Chefredakteur Werner Hinzpeter von “test” über die Bildsprache der Zeitschrift, die von der Verbraucherschutzorganisation Stiftung Warentest herausgegeben wird. In dem Interview geht es unter anderem um die Frage, wie die Redaktion bei der Bebilderung von Produkttests auf Vielfalt achtet und versucht, Geschlechterstereotype zu vermeiden. Schierholz und Hinzpeter betonen die Herausforderungen bei der Verwendung von Stockfotos und erzählen, wie sie versuchen, durch eigene Fotoproduktionen eine vielfältigere und inklusivere Darstellung zu erreichen.

5. So reagiert die Branche
(boersenblatt.net, Christina Schulte)
Wie gestern in den “6 vor 9” zu lesen war, stellt der Buchhändler und einstige Branchenriese Weltbild seinen Geschäftsbetrieb zum 31. August 2024 endgültig ein. Christina Schulte hat sich bei Zwischenbuchhandel, Logistikdienstleistern und Verlagen nach den Auswirkungen erkundigt. Es würden teilweise hohe Ausfälle drohen.
Weiterer Lesetipp: Weltbild-Pleite und Tolino: So sichern Sie Ihre E-Books vor dem endgültigen Verlust (literaturcafe.de).

6. Landtagswahlen: Erfundene Aussage von Olaf Scholz über Ostdeutschland und die Mauer
(correctiv.org, Viktor Marinov)
Auf Tiktok zirkuliere ein hunderttausendfach aufgerufenes Video, in dem Bundeskanzler Olaf Scholz angeblich den Wiederaufbau der Berliner Mauer sowie eine Steuer für Westdeutsche zur Finanzierung des Vorhabens fordere. “Correctiv” ist der Sache nachgegangen. Das Zitat sei (natürlich) frei erfunden und ziele offenbar darauf ab, kurz vor den Landtagswahlen in drei ostdeutschen Bundesländern negative Stimmung gegen Scholz und die Bundesregierung zu erzeugen.

7. Verwaltungsgericht verpflichtet MDR zur Ausstrahlung eines umstrittenen Wahlwerbespots von “Die PARTEI”
(radioeins.de, Lorenz Meyer, Audio: 4:12 Minuten)
In eigener Sache und deshalb als siebter und zusätzlicher Link: Das Verwaltungsgericht Leipzig hat den MDR zur Ausstrahlung eines umstrittenen Wahlwerbespots der Satirepartei Die Partei verpflichtet. Der öffentlich-rechtliche Sender hat dem widersprochen. Die Entscheidung darüber wird am heutigen Vormittag erwartet. radioeins hat mich nach einer Einordnung gefragt: “Das Verwaltungsgericht Leipzig hat uns daran erinnert, dass Meinungsfreiheit auch bedeutet, Unbequemes auszuhalten.”

Für “Bild” potenziell gefährlich

Die Grünen-Co-Vorsitzende Ricarda Lang und ihr langjähriger Partner Florian Wilsch haben geheiratet. Und das wäre auch schon die ganze Nachricht.

Doch die “Bild”-Redaktion hat einige Fotos von der Feier (oder genauer: von der Straße vor der Feier) in die Finger bekommen. Und so veröffentlichte sie in den vergangenen Tagen weltbewegende Informationen. Etwa dass Klimaaktivistin Luisa Neubauer zu den Gästen zählte. So, so. Oder dass Grünen-Politiker und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck mit dem Rad zur Feier kam. Schau an. Oder dass Luisa Neubauer beim Eintreffen zur Party Sandalen trug und beim Verlassen der Party Sneaker. Dinge gibt’s.

Gestern dann der vorläufige Höhepunkt des “Bild”-Irrsinns zur Hochzeitsfeier, wieder nur auf Grundlage eines Fotos:

Screenshot Bild.de - Nach Hochzeitsparty - Fahrer trug Palästinenser-Tuch - Wie gefährlich war Ricarda Langs Taxifahrt?

Die “Bild”-Medien haben das Foto ohne Unkenntlichmachung veröffentlicht, die Verpixelung stammt von uns. Zu sehen sind Ricarda Lang und Florian Wilsch auf dem Rücksitz eines Taxis. Auch der Fahrer ist zu erkennen. Er trägt eine offenbar grüne Kufiya, die er um seinen Kopf gebunden hat.

Mehr weiß die “Bild”-Redaktion nicht. Sie hat keine Ahnung, wer der Mann ist. Sie weiß nicht, welche Ansichten er hat (“Wie der Fahrer politisch tickt, ist nicht bekannt.”). Sie kennt nicht seine Herkunft, nicht seine Religion, nichts. Sie weiß nur, dass er eine umgangssprachlich oft als “Palästinenser-Tuch” bezeichnete Kufiya trägt. Das reicht “Bild”, um einen Menschen vor einem Millionenpublikum als potenziell gefährlich darzustellen – man wird ja wohl noch fragen dürfen:

Befand sich Lang in Gefahr, ohne es zu wissen?

Im Bild.de-Artikel bringt die Redaktion den Taxifahrer direkt oder indirekt mit “Israel-Feinden” (“Ihr Fahrer trug ein Palästinenser-Tuch, ein Erkennungszeichen der Israel-Feinde”), “der pro-palästinensischen Szene” (“Ein Foto zeigt: Der Taxi-Fahrer der Grünen-Chefin gehört offenbar der pro-palästinensischen Szene an.”), “Israel-Hassern” (“Das Palästinenser-Tuch ist unter Israel-Hassern beliebt”), Personen, die auf propalästinensischen und antiisraelischen Protesten die Hamas feiern und den Hitlergruß zeigen, “Judenfeinden und Terror-Verharmlosern”, “Islamisten” (“Das Palästinenser-Tuch ist unter Israel-Hassern beliebt: Islamisten und Linksextreme tragen es auf den pro-palästinensischen Protesten.”) und “Antisemiten” (“Klar ist nur, dass er ein Kleidungsstück trägt, das als Erkennungszeichen von Israelhassern und Antisemiten verwendet wird.”) in Verbindung. Der Bundesvorsitzende der Polizeigewerkschaft DPolG Rainer Wendt darf dann noch jeglichen Ansatz von Zweifel, ob der Taxifahrer “der Szene” angehört, wegwischen:

“Jeder muss selbst entscheiden, ob er sich zu einer der Szene zugehörigen Person ins Taxi setzt.”

Ricarda Lang wollte zu all dem verständlicherweise nichts sagen:

Fühlte Ricarda Lang sich sicher? Die Grünen-Co-Chefin ließ eine BILD-Anfrage unbeantwortet.

Was bleibt einem auch übrig, wenn die eigene Hochzeit von “Bild” für Unsinnsmeldungen, Generalverdacht und Stimmungsmache missbraucht wird?

Bildblog unterstuetzen

“Große Bühne für die AfD”, Kritik an Kritikern, Demagoge schlägt zu

1. Große Bühne für die AfD
(taz.de, Andreas Speit)
Trotz Kritik würden die öffentlich-rechtlichen Sender an dem Plan festhalten, AfD-Politikerinnen und -Politikern in Sommerinterviews eine Plattform zu bieten. So auch der NDR, der seine Entscheidung für ein Interview mit dem Hamburger AfD-Fraktionschef Dirk Nockemann mit dem Argument verteidige, er müsse alle im Parlament vertretenen Parteien gleichbehandeln. Von Kritikern werde dies als Verharmlosung extremistischer Tendenzen der AfD gewertet. Das Interview mit Nockemann sei wegen angekündigter Demonstrationen allerdings aus dem öffentlichen Raum ins Funkhaus verlegt worden.

2. Eigene ZDF-Sendung für “Focus”-Kolumnist Jan Fleischhauer?
(dwdl.de, Alexander Krei)
Wie “DWDL” unter Berufung auf einen “Spiegel”-Artikel (nur mit Abo lesbar) berichtet, führt das ZDF offenbar Gespräche mit dem “Focus”-Kolumnisten Jan Fleischhauer über eine mögliche eigene Sendung, die konservativen Stimmen mehr Raum geben soll. Geplant sei ein Talkformat, in dem Fleischhauer mit verschiedenen Gästen diskutieren soll, möglicherweise noch in diesem Jahr als Pilot für die ZDF-Mediathek. Zuvor hatte Fleischhauer eine ähnliche Sendung beim schwerrechten Online-Portal “Nius” geplant, jedoch kurz vorher einen Rückzieher gemacht.

3. Warum musste die Kritik an der “Geheimplan”-Recherche sein?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 30:03 Minuten)
Ende Juli erschien bei “Übermedien” eine kritische Auseinandersetzung mit der Potsdam-Recherche von “Correctiv” (“Geheimplan gegen Deutschland”), die ihrerseits Kritik – auch aus dem eigenen Haus – einstecken musste. Nun stellt sich Stefan Niggemeier, einer der drei Autoren des “Übermedien”-Beitrags, im “Übermedien”-Podcast den Fragen von Holger Klein: Steht Niggemeier noch zu seiner Kritik? Was würde er rückblickend anders machen? Ist das die Debatte, die er und seine Mitautoren sich gewünscht haben? Und ist “Übermedien” eigentlich links?

Bildblog unterstuetzen

4. Brauchen wir andere Kategorien in der Berichterstattung?
(deutschlandfunk.de, Sascha Wandhöfer, Audio: 36:07 Minuten)
Im Deutschlandfunk (DLF) kommen regelmäßig Hörerinnen und Hörer zu Wort. Manchmal liefern sie sogar die Idee für eine ganze Sendung und tauschen sich darin mit Expertinnen und Experten aus. In dieser Folge des Podcasts “Nach Redaktionsschluss” geht es um die Frage, ob es andere Kategorien als “rechts” und “links” in der medialen Berichterstattung braucht. Es diskutieren der DLF-Hörer Hans-Peter Wannewitz, Barbara Junge (“taz”) und Gabor Steingart (“The Pioneer”).

5. Meta schließt vor US-Wahl wichtiges Analyseprogramm
(rp-online.de)
Der Facebook- und Instagram-Mutterkonzern Meta habe das beliebte Analyse-Tool CrowdTangle, das von Journalisten und Forschern zur Verfolgung von Social-Media-Trends und Desinformation genutzt wurde, kurz vor den US-Wahlen eingestellt. Kritiker hätten bereits im Mai vor diesem Schritt gewarnt: “Diese Entscheidung gefährdet wichtige Aufsichtsmechanismen vor und nach der Wahl und untergräbt Metas Transparenzbemühungen in dieser kritischen Periode, und das in einer Zeit, in der soziales Vertrauen und die digitale Demokratie alarmierend fragil sind.”

6. Der Demagoge schlägt zu
(t-online.de, Florian Harms)
In einem Meinungsbeitrag kritisiert t-online.de-Chefredakteur Florian Harms Elon Musk als gefährlichen Demagogen, der zunehmend rechtsextreme Positionen unterstütze und seine Plattform X/Twitter zur Verbreitung von Hass und Desinformation nutze. Durch seine Reichweite und seinen Einfluss stelle Musk eine Bedrohung für demokratische Werte dar, schreibt Harms: “Der Elon ist kein unkonventionelles Genie, das man ins Boot holt – sondern ein Brandstifter mit der weltgrößten Kriegskasse, dem weltgrößten Ego und einem riesigen Megafon. Höchste Zeit, dass die deutsche Politik aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht.”

Blättern:  1 ... 5 6 7 ... 283