1. Krieg der Influencer (spiegel.de, Sascha Lobo)
Beim russischen Überfall auf die Ukraine sei der Krieg in und mit Sozialen Medien in eine völlig neue Größenordnung und Qualitätsstufe katapultiert worden, so Sascha Lobo in seiner aktuellen Kolumne beim “Spiegel”. Am deutlichsten erkennbar werde dies am Phänomen des “Warfluencers” oder “Kriegfluencers”, einem neuen Typus des Social-Media-Nutzers.
2. Die Armee der Trolle (tagesschau.de, Patrick Gensing)
“Hunderte Kommentare mit ähnlichem Inhalt und anonyme Profile, die hyperaktiv zum Krieg gegen die Ukraine twittern: Russland hat offenkundig wieder Trolle in die digitale Schlacht geschickt.” Patrick Gensing erklärt, wie die russische Propaganda im Netz funktioniert.
3. Medienhäuser unterstützen ukrainische und russische Journalist*innen (meedia.de)
Um ukrainische und russische Journalistinnen und Journalisten zu unterstützen, haben sich die “Zeit”, die “Frankfurter Allgemeine Zeitung”, das “Handelsblatt”, die “Süddeutsche Zeitung” und der “Tagesspiegel” für eine Hilfsaktion zusammengeschlossen: “Die Hilfe soll den Menschen ermöglichen, ihre Arbeit im Exil oder vor Ort fortzusetzen.”
4. Schutzwesten sind rar (faz.net, Lara Kirschbaum)
Der Verein Produzentenverband, die AG Dok, die Deutsche Filmakademie, die Deutsche Akademie für Fernsehen sowie Crew United haben die Spendeninitiative “Support Filmmakers Ukraine” ins Leben gerufen. Von dem Geld sollen insbesondere Schutzwesten und Helme sowie weiteres Equipment finanziert werden. Zusätzliche Informationen und Links zu ukrainischen Filmschaffenden gibt es auf der Projektseite des Produzentenverbands: “Archiv des Kriegs”.
5. MDR startet neues Willkommens-Angebot auf Ukrainisch (dwdl.de, Daniel Kreutzenberger)
Der MDR bietet ab sofort aktuelle Nachrichten und Serviceinformationen in ukrainischer Sprache an. Das Angebot richtet sich an Geflüchtete und beinhaltet auch Informationen zu Anlaufstellen, Hilfsangeboten und Hinweisen zu Wohnmöglichkeiten in Mitteldeutschland.
6. “Was für ein Scheißladen” (taz.de, Lea Fauth)
Am Dienstag haben zwei offenbar alkoholisierte Männer vor dem Redaktionsgebäude der Tageszeitung “nd” (vormals “Neues Deutschland”) randaliert. Sie sollen Mitarbeiter und Umstehende angepöbelt, bedroht und auch versucht haben, diese tätlich anzugreifen. “taz”-Redakteurin Lea Fauth befand sich zufällig in unmittelbarer Nähe und war Zeugin des Vorgangs.
1. Hausdurchsuchungen wegen Hass im Netz (tagesschau.de)
Im Rahmen eines Aktionstags gegen Hasspostings sind bundesweit mehr als 100 Wohnungen und Häuser durchsucht worden, wie das Bundeskriminalamt und die Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft mitteilten. Das in dem verlinkten Beitrag eingebettete Video (1:25 Minuten) zeigt die Schärfe derartiger Hasspostings und belegt die Notwendigkeit, gegen sie vorzugehen.
2. “Die Russen machten Jagd auf uns” (tagesspiegel.de, Markus Ehrenberg)
Für Journalisten und Journalistinnen wird es immer schwerer, aus der Ukraine zu berichten. Zuletzt seien zwei ukrainische Journalisten der Nachrichtenagentur AP von der ukrainischen Armee aufgefordert worden, die von russischen Truppen belagerte Stadt Mariupol zu verlassen. Markus Ehrenberg hat sich umgehört, wieviele Reporterinnen und Reporter sich überhaupt noch im Kriegsgebiet aufhalten.
3. Menschen in Russland laden Wikipedia herunter – solange es noch geht (netzpolitik.org, Tomas Rudl)
Während der russische Staat versucht, das Land immer stärker vom freien Internet abzuschotten, laden sich immer mehr russische Bürgerinnen und Bürger eine komplette Kopie der Wikipedia herunter. Das gehe aus den Downloadzahlen hervor: “Über 100.000 Mal wurde in der ersten Märzhälfte die 29 Gigabyte große russische Wikipedia-Ausgabe heruntergeladen, eine Steigerung von mehr als 4.000 Prozent, verglichen mit Zahlen aus dem Januar.”
4. Lasst uns übers Geldverdienen reden! (journalist.de, Simone Jost-Westendorf)
Simone Jost-Westendorf leitet das “Journalismus Lab” der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen. In einem Beitrag für den “journalist” schreibt sie, warum sich unternehmerisches Denken und Handeln für Medienschaffende lohnt: “Ein selbstbewusster Umgang mit Geld ist im Journalismus dringend notwendig und hilft all jenen, die im freien Wettbewerb mit ihren Innovationen zur Zukunftsfähigkeit des Journalismus beitragen.”
5. Newsletter Netzwerk Recherche, Nr. 207, 22.03.2022 (netzwerkrecherche.org, Cordula Meyer & Albrecht Ude)
Wie immer eine Empfehlung wert, nicht nur für Journalistinnen und Journalisten aus dem Investigativbereich: der Newsletter des Netzwerk Recherche. Die neueste Ausgabe liefert einen aktuellen Überblick über Nachrichten, Veranstaltungen, Seminare, Stipendien und Preise. Und natürlich darf das Thema Ukraine nicht fehlen. Im Pressespiegel gibt es zudem wertvolle Lesetipps zu ausgesuchten Themen.
1. Russland verbietet Facebook und Instagram (tagesschau.de)
Ein russisches Gericht hat die Social-Media-Plattformen Facebook und Instagram im Land verboten. Der Mutterkonzern Meta sei angeblich extremistisch und handele gegen Russland und dessen Streitkräfte. Der ebenfalls zu Meta gehörende Messenger-Dienst WhatsApp soll dem Gericht zufolge nicht betroffen sein.
2. Russland blockiert europäischen Sender Euronews (haz.de)
Die russische Medienaufsicht hat die Seiten des europäischen Fernsehsenders Euronews wegen angeblicher “Falschinformationen” über die “Spezial-Operation” in der Ukraine blockiert, wie der Krieg in Russland offiziell bezeichnet werden muss.
3. Initiatoren beenden #StopFundingHateNow-Kampagne (meedia.de, Andreas Marx)
Die Kampagne #StopFundingHateNow hatte sich zum Ziel gesetzt, Werbetreibende darauf aufmerksam zu machen, wenn deren Werbung auf Fake-News-Seiten oder hasserfüllten Portalen auftaucht. Im Februar seien 1.500 deutsche Unternehmen davon betroffen gewesen. Nun geben die Kampagneninitiatoren auf. Als Grund nennen sie die Aussichtslosigkeit ihres Kampfs, mangelnde Unterstützung durch die Branche und die erheblichen Kosten für die Abwehr juristischer Angriffe.
4. BKA soll nur finden, nicht löschen (netzpolitik.org, Markus Reuter)
Das Bundeskriminalamt (BKA) entdeckt im Internet laufend Bilder und Videos, die Kindesmissbrauch zeigen, ist aber nicht dafür zuständig, die entsprechenden Dateien an die jeweiligen Provider zu melden oder löschen zu lassen. Dies gehe aus einer Antwort auf eine Kleine Anfrage (PDF) der Linksfraktion hervor, die netzpolitik.org veröffentlicht. Markus Reuter erklärt die verworrene und problematische Situation.
5. Amtsvorgänger fordern Deniz Yücels Rücktritt als PEN-Präsident (spiegel.de)
Vier ehemalige Präsidenten sowie eine ehemalige Präsidentin der Schriftstellervereinigung PEN-Zentrum Deutschland haben den Rücktritt des amtierenden Präsidenten Deniz Yücel gefordert. Mit seinen Äußerungen über den Krieg in der Ukraine habe Yücel seine Befugnisse überschritten und gegen die PEN-Charta verstoßen, die die Mitglieder verpflichte, “mit äußerster Kraft” für das Ideal einer “in Frieden lebenden Menschheit zu wirken”. Yücel hat die Vorwürfe und die Rücktrittsforderungen zurückgewiesen, unter anderem auch auf Twitter.
6. Beobachtung erlaubt (taz.de)
Die linke Tageszeitung “junge Welt” wehrt sich juristisch gegen die eigene Erwähnung in Verfassungsschutzberichten, muss dies jedoch bis zur Eröffnung des Hauptsacheverfahrens und gerichtlichen Entscheidung hinnehmen. Das ergab eine Eilentscheidung des Verwaltungsgerichts Berlin, das einen entsprechenden Eilantrag der “junge-Welt”-Herausgeber abgewiesen hat. Chefredakteur Stefan Huth ist damit erwartungsgemäß nicht einverstanden: “Die Entscheidung des Gerichts bedeutet einen drastischen Angriff auf die Pressefreiheit, auf die sich die Bundesregierung sonst so viel zugute hält.”
1. “Ein Symbol dieses Krieges” (tagesspiegel.de, Kurt Sagatz) Trigger-Warnung: Im verlinkten Beitrag ist ein Foto eingebaut, auf dem erschossene Menschen zu sehen sind.
Zu den Aufgaben der Kriegsberichterstattung gehört es, über die Schrecken des Krieges zu berichten und sie visuell festzuhalten. Doch welche Bilder kann und darf man dem Publikum zumuten? Es sind schwierige Abwägungsfragen: Wo endet die Informationspflicht, und wo beginnt der Voyeurismus? Und ist das Informationsinteresse der Öffentlichkeit wichtiger als die Interessen der Opfer?
2. Rütteln und Schütteln (taz.de, Steffen Grimberg)
Nachdem der Kreml neue Mediengesetze erlassen hat, die bei angeblichen “Falschmeldungen” zu bis zu 15 Jahren Haft führen können, hatte sich eine Reihe von TV-und Radiosendern, darunter auch die BBC, aus dem Land zurückgezogen. Die britische öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt hat sich die Sache inzwischen jedoch anders überlegt und berichtet wieder aus Russland: “Wir haben die möglichen Folgen der neuen Vorschriften abgewogen, mit der unabdingbaren Pflicht und Schuldigkeit, direkt aus Russland zu berichten”. Und nicht nur das – die BBC stellt ihr Material anderen Sendern zur kostenlosen Übernahme zur Verfügung.
3. Twitter hilft russischen Nutzern, die Zensur zu umgehen (spiegel.de)
Russland hat nach der Invasion in der Ukraine unter anderem Einschränkungen bei der Nutzung von Twitter eingeführt. Darauf antwortet das Unternehmen nun mit einer speziell für den Anonymisierungsdienst Tor ausgelegten Version, die es ermöglicht, die Zensur zu umgehen. Der “Spiegel” erklärt, wie das Ganze funktioniert.
4. Civey warb irreführend (faz.net, Reiner Burger)
Das Berliner Start-up Civey führt Online-Umfragen auf Medienseiten wie Spiegel.de, t-online.de oder “Focus Online” durch, wobei die Ergebnisse unmittelbar danach angezeigt werden. In ihrer Werbung rühmten sich die Online-Demoskopen unter anderem damit, “zuverlässiger als die Konkurrenz” zu sein, womit sich diese nicht abfinden wollte, klagte und gewann.
5. Badawis Haft ist illegal (reporter-ohne-grenzen.de)
Der saudische Blogger Raif Badawi hat seine drakonische Strafe – zehn Jahre Haft und 1.000 Peitschenhiebe – nach saudischem Recht mittlerweile verbüßt, wird aber weiterhin gefangen gehalten. Reporter ohne Grenzen verlangt seine umgehende Freilassung: “Die andauernde Inhaftierung von Raif Badawi ist empörend, nach einer Haftstrafe, die er ohnehin niemals hätte verbüßen müssen. Indem die saudischen Behörden ihn weiter gefangen halten, fügen sie ihrer langen Liste von Verbrechen gegen die Pressefreiheit ein weiteres hinzu. Doch genug ist genug – öffentliche Debatten und Journalismus sind keine Verbrechen. Badawi muss ohne weitere Verzögerung freigelassen werden!”
“Der Ball rollt, der Rubel rollt – aber jetzt rollen auch die Panzer”, schreibt “Bild”-Sportchef Walter M. Straten heute und meint damit die Sponsoringtätigkeiten des staatlich kontrollierten, russischen Erdgaskonzerns Gazprom im Fußballgeschäft. Unerträglich sei das, so Straten: “Wir müssen im TV zur Champions-League-Hymne die Werbung von Gazprom sehen, während Putins Truppen in die Ukraine einmarschieren.”
Und da ist ja nicht nur die Champions-League-Hymne. Seit vielen Jahren ist Gazprom auch Trikotsponsor des FC Schalke 04. Walter M. Straten: “Wir werden die Schalker in ihren Gazprom-Trikots erleben, so als wäre der Konzern ein ganz normaler Werbepartner seit 2007 – und nicht ein Finanzier der russischen Staatsmacht. Damit auch des Krieges.” “Bild” fordert daher:
Kein Schalker Trikot mit dem Gazprom-Schriftzug. Klebt ihn einfach ab. Das wäre ein starkes Symbol.
Während der FC Schalke 04 und der Fußballverband Uefa laut Straten aber jetzt schon versuchen, sich mit “verlogenen”, “pflaumenweichen Erklärungen herauszuwinden”, macht “Bild” bei der ganzen Sache nicht mehr mit:
BILD macht bis auf Weiteres Schluss mit Putins Trikot-Werbung!
Wir überkleben das Logo in der Zeitung und im Internet mit der Forderung: Freiheit für die Ukraine!
Das verkündet die Redaktion heute öffentlichkeitswirksam in der Zeitung:
Das ist konsequent. Geht es hingegen ums Geldverdienen, ist “Bild” nicht so konsequent.
Im auf der Bild.de-Startseite verlinkten, Springer-eigenen “BILD SHOP” kann man zwischen “Volks-Akku” und Blumenzwiebeln auch Fußballtrikots kaufen. Unter anderem diese hier:
In seinem flammenden Appell schreibt Walter M. Straten: “Wenn Putin das Nachbarland überfällt und ihm jedes Existenzrecht abspricht, ist jede Grenze überschritten! Der Fußball kann nicht ungerührt weiter kassieren, solange Putin Krieg führt.” Der Springer-Verlag offenbar schon.
Mit Dank an Christian für den Hinweis!
Nachtrag, 12:10 Uhr: Der Springer-Verlag hat die Schalke-Trikots mit der Gazprom-Werbung nun aus dem Shop genommen.
1. Olympische Spiele in Peking: Zu Gast im Überwachungsstaat (derstandard.at, Lukas Zahrer)
Lukas Zahrer ist für den österreichischen “Standard” in Sachen Olympiaberichterstattung in China. Er erzählt von seinen Lebens- und Arbeitsbedingungen im “Closed Loop System”, wo ihm jeder Kontakt mit der Außenwelt verboten ist. Seinen Kollegen und Kolleginnen vor Ort gehe es nicht anders: “Andere Journalisten wohnen so nahe beim Pressezentrum, sie können es vom Hoteleingang aus sehen. Trotzdem dürfen sie nicht die 200 Meter zu Fuß gehen, sondern müssen den Bus nehmen. Darin befinden sich vier Überwachungskameras, die Fahrerkabine ist mit einer transparenten Wand aus Plastik vom Gästebereich abgetrennt. Kommunikation mit dem Fahrer ist nicht erwünscht.”
2. “Welt” entschuldigt sich für “schlimmen Fehler” (sueddeutsche.de)
In einem Kommentar von Chefredakteur Ulf Poschardt stand in einer früheren Version bei Welt.de: “unbescholtene Bundeswehr-Offiziere wie Marcel Bohnert” müssten sich “von super Holocaust-Überlebenden und deren PR-Abteilungen” in die braune Ecke treiben lassen. Als sich gegen diese Formulierung Protest erhob, erklärte die “Welt”-Redaktion, es habe “von superlinken Aktivistinnen und deren PR-Abteilungen” heißen sollen, und erklärte das Ganze mit Fehlern bei der digitalen Produktion.
3. Australiens “best beaches” und der Sinn und Unsinn von Top-10-Listen (riffreporter.de, Julica Jungehülsing)
Julica Jungehülsing arbeitet als freie Journalistin in Australien und erlebt dort eine besondere Begeisterung von Medien für Top-10-Listen. Am Beispiel einer Aufzählung von tollen Stränden macht sie deutlich, wie zweifelhaft das Genre ist und welche fatalen Folgen daraus erwachsen können, zum Beispiel für den kleinen Küstenort Hyams in New South Wales und die 100 Menschen, die dort leben: “Täglich (wenigstens in Zeiten, in denen Grenzen offen sind) ergießen sich Busladungen von Touristen an ihrem kleinen Strand, um per Instagram oder sonstigem Foto vom ‘Weißesten Strand der Welt’ zu grüßen. Besonders clever ist das nicht, gut für die Umwelt auch nicht.”
4. Joe Rogan erneut in der Kritik (taz.de)
Der bei Spotify für eine Rekordsumme von 100 Millionen US-Dollar unter Vertrag stehende Podcaster Joe Rogan war in den vergangenen Tagen wegen der Verbreitung von Falschinformationen zur Corona-Pandemie in die Kritik geraten. Nun hat er für die Verwendung rassistischer Äußerungen in seinen Sendungen um Entschuldigung gebeten. Das Spotify-Team soll laut einem Bericht der “New York Times” mehr als 70 Folgen seines Podcast-Superstars entfernt haben.
5. Praxisbeispiel: Wie die New York Times die digitale Transformation meistert (konradweber.ch)
Die “New York Times” investiert bereits seit Längerem in Onlinegames, zuletzt durch die Übernahme des beliebten Ratespiels “Wordle”, das sich binnen kurzer Zeit zum viralen Hit entwickelt hat. Konrad Weber wirft einen Blick auf die digitale Strategie und den Transformationsprozess des altehrwürdigen Blatts: “Wie ist es gelungen, dass das Medienhaus in vergleichsweise kurzer Zeit einen solch fundamentalen Wandel realisieren konnte?”
6. 8 Dinge, die sich bei “Wer stiehlt mir die Show?” abgucken lassen (dwdl.de, Peer Schader)
“Was genau macht die Sendung eigentlich zu so einer Ausnahme?” TV-Experte Peer Schader analysiert in seiner Kolumne den Erfolg von Joko Winterscheidts Sendung “Wer stiehlt mir die Show?” Dabei hat Schader acht Dinge festgestellt, die sich andere von der Show abgucken können, “und eins, das lieber nicht.”
1. Faeser will Telegram aus den App-Stores werfen lassen (spiegel.de)
Bundesinnenministerin Nancy Faeser will Apple und Google auffordern, die umstrittene Messenger-App Telegram wegen nicht gelöschter Gewaltaufrufe und Hetze aus den jeweiligen App-Stores zu verbannen. Sie wolle die dominierenden Anbieter an ihre “gesellschaftliche Verantwortung” erinnern. Der “Spiegel” kommentiert: “Ein Rauswurf aus den App-Stores wäre keineswegs das Ende für die App: Bestehende Nutzerinnen und Nutzer könnten die App weiterhin nutzen, allenfalls an Updates zu kommen, könnte für sie schwierig werden.” Dennoch könne eine Sperrung das Wachstum der App bremsen.
2. “Wir müssen immer die Guten sein!” (journalist.de, Jan Freitag)
“Katapult” ist in vielfacher Hinsicht ein Phänomen: Das Magazin hat sich mit seinen Karten und Datenvisualisierungen mehr oder weniger aus dem Nichts eine große Fangemeinde aufgebaut, hat mittlerweile fast 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und will nach dem Einstieg in den Lokaljournalismus eine Journalistenschule gründen. Jan Freitag hat sich mit dem umtriebigen Firmenchef unterhalten. Dabei geht es auch um die Frage, was das Unternehmen anders als die Mitbewerber macht.
3. Ein Querfront-Magazin? (belltower.news, Vinzenz Waldmüller)
Das Onlinemagazin “Rubikon News” wurde von politisch eher links stehenden Personen gegründet, wird aber wegen der Vermischung linker und rechter Positionen oft als “Querfront-Magazin” bezeichnet. Ist diese Zuschreibung zutreffend? Vinzenz Waldmüller hat sich “Rubikon News” näher angeschaut und kommt zu lesenswerten Erkenntnissen.
4. Unter den Opfern waren Deutsche (kontextwochenzeitung.de, Minh Schredle)
Der Historiker und Germanist Ladislaus Ludescher hat sich im Rahmen einer Langzeitstudie mehr als 5.000 Folgen “Tagesschau” angeguckt und ausgewertet (PDF). Die Ergebnisse würden deutlich zeigen, “dass sich die Berichterstattung stark auf den sogenannten Westen konzentriert, während die Länder des Globalen Südens (die sogenannte Dritte Welt beziehungsweise die sogenannten Entwicklungs- und Schwellenländer) in der Berichterstattung massiv und konstant vernachlässigt werden”. Minh Schredle hat mit Ludescher über die Ergebnisse der Studie gesprochen, über “vergessene Welten und doppelte Standards”.
5. Lkw-Unfall auf der A 2: Die Klarstellung (eurotransport.de, Jan Bergrath)
“Dies ist die Geschichte eines furchtbaren falschen Verdachts, den deutsche Medien gegenüber einem Lkw-Fahrer Ende Juni 2021 veröffentlichen. ‘Zwei Tote bei Horror-Unfall auf der A2. Handy beschlagnahmt! War der Lkw-Fahrer abgelenkt?’ So titelte etwa die BILD-Zeitung.” Jan Bergrath klamüsert in seinem Blogbeitrag detailliert auseinander, was in dem Fall medial alles schiefgelaufen ist, und zeigt, wie wichtig gründliche Recherche und verantwortungsvolle Berichterstattung sind.
6. #trending Weekly: The Beginning (meedia.de, Jens Schröder)
Nachdem sich Jens Schröder Mitte Dezember nach mehr als 1.000 Ausgaben von seinem verdienstvollen, täglichen #trending-Newsletter verabschiedet hat, kommt er nun mit einem wöchentlichen Format zurück. In den Augen des “6-vor-9”-Kurators eine ausgesprochen gute Nachricht, denn die gänzliche Einstellung hätte eine große Lücke hinterlassen. Die aktuelle Ausgabe bietet direkt jede Menge interessanten Lesestoff.
Nordkorea, einst von vielen gefürchtet, taucht in der Berichterstattung heutzutage vor allem in einer Rolle auf: als Lachnummer.
Womit wir auch gleich beim “Stern” wären.
Der macht nicht nur eine ähnliche Entwicklung durch, sondern trägt auch immer wieder dazu bei, dass das niederträchtige Regime Nordkoreas eben nicht gefürchtet oder verachtet wird, sondern belächelt. Mit Geschichten wie dieser:
So steht es seit gut einer Woche bei Stern.de*. Im Artikel feixt die Autorin:
Neues aus Pjöngjang: Nach sagenumwobenen Einhörnern, die man in einer Höhle gefunden haben will, der Erzählung, dass Kim Jong-il niemals auf Toilette musste und ein perfekter Golfspieler gewesen sein soll (gleich bei seinem ersten Versuch sollen ihm elf “Hole in One” gelungen sein), hat die Propagandamaschine nun eine neue Geschichte in Petto. Der Vater von Nordkoreas Oberstem Führer Kim Jong-un soll eine Leckerei erfunden haben, deren Ursprung eigentlich in der mexikanischen Küche liegt und liebend gerne von den feindlichen US-Amerikanern verspeist wird – den Burrito.
Denn die nordkoreanische Propagandazeitung “Rodong Sinmun” habe laut Stern.de behauptet, der Burrito sei ursprünglich im Jahr 2011 von Nordkoreas Machthaber Kim Jong-il erfunden worden. Auch dessen Sohn, der amtierende Diktator Kim Jong-un, habe ein ausgeprägtes Interesse an der Spezialität.
Als Quellen für die Story gibt Stern.de die Boulevardblätter “New York Post” und “The Sun” an.
Tatsächlich wareneszunächstenglischsprachigeMedien, die behaupteten, nordkoreanische Medien hätten behauptet, der Burrito sei eine Erfindung ihres geliebten Führers:
Sie alle berufen sich auf das Propagandablatt “Rodong Sinmun”:
The Rodong Sinmun newspaper, seen as a government mouthpiece, reported that the burrito was thought up in 2011 by Kim Jong-il – the father of current supreme leader Kim Jong-un.
Die Geschichte zog sofort große Kreise und landete schnell auch in deutschen Medien, etwa bei Stern.de oder News.de. Die “Südwest Presse” und ihre regionalen Ableger widmeten ihr sogar einen Platz auf der Titelseite:
Aber was ist dran an der Sache? Nun, auf der Internetseite von “Rodong Sinmun” findet man schnell den Originalartikel, auf den sich alle beziehen. Dort abgebildet: Ein nordkoreanischer Burrito-Stand im Winter, vor dem mehrere Menschen stehen (alle tragen eine Maske und scheinen darunter zu lächeln). Dazu heißt es:
An einem Stand kann man Menschen sehen, die mit Fleisch gefüllte Weizenkuchen essen, und Verkäuferinnen, die die Kunden freundlich über den Nährwert aufklären.
Diese harmonische Szene fügt ihrer Popularität Glanz hinzu.
Wann immer wir Zeuge solcher Szenen werden, erinnern wir uns mit tiefer Ergriffenheit an das Bild des Vorsitzenden Kim Jong Il, der sich bei seiner Führung durch die neu errichtete Werkstatt der Kumsong-Lebensmittelfabrik freute.
Als der Vorsitzende an einem mobilen Servicestand vorbeikam, wies er an, dass die Leute die gefüllten Weizenkuchen aufgewärmt servieren sollten.
Wir erinnern uns noch gut an seine Worte, dass es für unser Volk angenehmer wäre, im Sommer Mineralwasser und im Winter heißen Tee mit Weizenkuchen an den Ständen zu bekommen.
Der verehrte Generalsekretär Kim Jong Un, der die Geschichte der edlen Liebe des Vorsitzenden zum Volk weiterführt, hat ein ausgeprägtes Interesse für die Weizenkuchen, von der Herstellung bis zum Service, und ergriff entsprechende Maßnahmen.
In der Tat: Ein kleiner Stand für gefüllte Weizenkuchen ist mit der mütterlichen Liebe unserer Partei verbunden.
Allem Geschwurbel zum Trotz: Das Blatt behauptet nicht, dass Kim Jong-il 2011 den Burrito erfunden hat. Sondern dass er beim Besuch einer Lebensmittelfabrik (der 2011 stattfand) anwies, den Weizenkuchen lieber aufgewärmt zu servieren, vor allem im Winter.
Dass die amerikanischen und englischen Journalisten daraus etwas völlig anderes machen, und dass deutsche Journalisten den Quatsch einfach abschreiben und sogar auf die Titelseite packen, statt zwei Minuten zu recherchieren, ist aber keine Ausnahme, sondern eine liebgewonnene Tradition. Schauen wir nochmal in den einleitenden Absatz bei Stern.de:
Neues aus Pjöngjang: Nach sagenumwobenen Einhörnern, die man in einer Höhle gefunden haben will, der Erzählung, dass Kim Jong-il niemals auf Toilette musste und ein perfekter Golfspieler gewesen sein soll (gleich bei seinem ersten Versuch sollen ihm elf “Hole in One” gelungen sein), hat die Propagandamaschine nun eine neue Geschichte in Petto. (…)
Nehmen wir die Einhörner, die das Regime laut Stern.de gefunden haben wolle. Eine Geschichte, die seit zehn Jahren immer wieder höhnisch erzählt wird. Dabei steckt dahinter, wie das Wissenschaftsblog “io9” bereits vor zehn Jahren berichtete, wohl schlicht ein Übersetzungsfehler:
Nein, die nordkoreanische Regierung hat nicht behauptet, Beweise für das Einhorn gefunden zu haben. (…) Die Behauptung bezieht sich stattdessen auf einen Ort namens Kiringul [der in Nordkoreas Mythologie eine bedeutende Rolle spielt]. Nordkorea hatte die Entdeckung bereits 2011 verkündet, aber erst vor Kurzem eine Meldung auf Englisch veröffentlicht. In dieser englischen Version wurde der Name des historischen Ortes, Kiringul, irrtümlich als “Einhorn-Höhle” übersetzt – ein sehr anregender Name für Leute aus dem Westen.
Ebenso anregend wie die “Erzählung, dass Kim Jong-il niemals auf Toilette musste”, die es bei News.de aktuell auch wieder in die Überschrift geschafft hat:
Im Artikel heißt es:
Bei seiner ersten Golfrunde soll Kim Jong-il, der verstorbene Vater des amtierenden Herrschers, gleich elf Hole-in-ones geschlagen haben. Eine wirklich besch***ene Idee war es wohl, zu behaupten, die Führer des Landes hätten keinen Stuhlgang. Dagegen ist die angebliche Entdeckung von Einhörnern doch direkt süß.
Ok. Also.
Zunächst der (Nicht-)Stuhlgang. Auch diese Behauptung hält sich seit vielen Jahren (nicht erst seit dem Film “The Interview”) hartnäckig in den Medien. Der älteste Artikel, den wir dazu finden konnten, erschien 2008 auf einer amerikanischen Listicle-Website, die sich auf Kim Jong-ils Wikipedia-Artikel berief. Dort fand sich tatsächlich mal eine (mittlerweile gelöschte) Passage, die lautete:
Überläufer werden mit der Aussage zitiert, dass nordkoreanische Schulen sowohl Vater als auch Sohn vergöttern, und lehren, dass sie nicht wie sterbliche Menschen urinieren oder defäkieren.
Als Quelle dafür wurde wiederum ein Buch angegeben, “The Aquariums of Pyongyang: Ten Years in the North Korean Gulag”, in dem ein nordkoreanischer Journalist sein Leben in einem Internierungslager beschreibt. Wirft man einen Blick in das Buch, stellt sich die Sache aber schnell ganz anders dar. Denn der Autor schreibt:
In meinen kindlichen Augen und denen aller meiner Freunde waren Kim Il-sung und Kim Jong-il perfekte Wesen, unbefleckt von jeder niederen menschlichen Funktion. Ich war wie wir alle davon überzeugt, dass keiner von ihnen urinierte oder defäkierte. Wer könnte sich so etwas bei Göttern vorstellen?
Das mit dem Stuhlgang ist also nicht wörtlich zu verstehen, sondern als Umschreibung dafür, wie der Autor die scheinbare Göttlichkeit der Machthaber als Kind empfunden hat.
Dann die Geschichte mit dem perfekten Golfspiel, die Journalisten seit nunmehr fast 30 Jahren supergern erzählen, aber superungern überprüfen. Zurückzuführen ist sie auf einen 1994 im “International Herald Tribune” veröffentlichten Artikel. Dort schrieb der australische Reporter Eric Ellis über seine Reise nach Nordkorea und berichtete unter anderem von seiner (eigentlich eher nebensächlichen) Begegnung mit einem nordkoreanischen Golfer:
Mr. Park, der zugab, noch nie etwas von Arnold Palmer gehört zu haben, erklärte, dass der “Geliebte Führer” über 18 Löcher eine 34 spielte, darunter fünf Hole-in-Ones. “Er ist ein hervorragender Golfer”, sagte Mr. Park.
Im Laufe der Jahre wurde dieser Nebensatz von Journalisten immer weiter aufgeblasen – aus den fünf Hole-in-Ones wurden elf, irgendwann kamen noch 17 Bodyguards dazu, die dabeigewesen seien und alles bezeugen könnten, und vor allem wurden diese Aussagen nicht mehr irgendeinem Golfer zugeschrieben, sondern zu einer offiziellen Verlautbarung der nordkoreanischen Regierung erklärt.
“Ich bin verwirrt darüber, wie sich diese Geschichte verselbstständigt hat”, sagte Eric Ellis, der australische Reporter, im vergangenen Jahr in einem Interview. Eigentlich sei es ein “völlig unschuldiger, entwaffnender Moment” gewesen: Der nordkoreanische Golfer habe einfach Angst gehabt, etwas Falsches zu sagen, darum habe er sich die absurde Geschichte mit den Hole-in-Ones ausgedacht.
Und knapp drei Jahrzehnte später wird sie immer noch erzählt – von kichernden Journalisten, die glauben, sie würden damit die Lachhaftigkeit der Nordkoreaner belegen, ohne zu merken, wen sie damit eigentlich entlarven.
Insbesondere bei Stern.de erscheinen immer wieder solche Geschichten. So behauptete das Portal 2014 zum Beispiel (neben vielen anderen Medien), dass männliche Studenten in Nordkorea laut staatlicher Verordnung nur noch eine einzige Frisur tragen dürften: die von Kim Jong-un (BILDblog berichtete). 2017 reisten zwei australische Studenten nach Nordkorea, um die Geschichte zu überprüfen. Sie kamen zum gleichen Ergebnis wie wir: völliger Quatsch. Doch bei Stern.de steht die Behauptung bis heute unverändert online.
Im Jahr darauf behauptete Stern.de, Nordkorea wolle den USA den Krieg erklären, sobald Windows 10 auf den Markt komme. Als wir die Redaktion fragten, ob es dafür irgendwelche Belege gebe, antwortete sie nicht. Aus gutem Grund: es gab keine. Denn auch diese Geschichte war völliger Quatsch.
Bei einer Sache hat der “Stern” aber Recht: Tatsächlich wird die Propagandamaschine weiterhin fleißig von Medien betrieben. Allerdings nicht nur von nordkoreanischen.
*Nachtrag, 20. Januar: Stern.de hat auf unsere Kritik reagiert und den Burrito-Artikel gestern offline genommen. Außerdem schrieb uns jemand aus der Redaktion, dass man “auch die älteren verlinkten Artikel noch einmal ansehen und in den nächsten Tagen offline nehmen” werde.
Hurra, endlich Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Samstagsausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!
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1. Hinter den Kulissen von “Slahi” (viertausendhertz.de, Maren Fußwinkel , Audio: 37:15 Minuten)
Im investigativen Dokumentarfilm “Slahi und seine Folterer” (ARD) geht es um Mohamedou Slahi, der 14 Jahre lang im Gefangenenlager Guantanamo saß und dort schwer gefoltert, aber schließlich von einem US-Gericht freigesprochen wurde. Der Film handelt von Slahis Suche nach den Personen, die an seiner Folter beteiligt waren, und bringt ihn mit seinen einstigen Peinigern zusammen. Zu dieser Geschichte gibt es auch einen zwölfteiligen Podcast von Bastian Berbner. Im oben verlinkten Interview spricht Maren Fußwinkel mit ihm über die Entstehung von “Slahi”, über Überraschungsmomente in Interviews und über die redaktionelle Arbeit beim US-Podcast “This American Life”.
2. Ballaballa-Balkan spricht….mit Sebastian Leber (Tagesspiegel) (ballaballa-balkan.de, Danijel Majić, Audio: 31:55 Minuten)
Ende November wurde der “Tagesspiegel”-Reporter Sebastian Leber bei Recherchen zu illegalen Push-Backs an der bosnisch-kroatischen Grenze von der kroatischen Polizei festgenommen. “Ballaballa-Balkan”-Podcaster Danijel Majić hat sich mit Leber über die Festnahme, die gegen ihn erhobenen, absurden Vorwürfe, seine Recherchen und über die Hintergründe der Push-Backs unterhalten.
3. Der Berliner Verlag mit der Berliner Zeitung: Holger Friedrich zwei Jahre nach dem Besitzerwechsel (radioeins.de, Daniel Bouhs & Jörg Wagner, Audio: 1:28:36 Stunden)
Vor zwei Jahren übernahm das Unternehmerpaar Silke und Holger Friedrich den Berliner Verlag mitsamt der “Berliner Zeitung”. Diese Übernahme sorgte damals für viel Aufsehen in der Medienbranche, weil das Ehepaar Friedrich branchenfremd war und damit aus dem üblichen Schema herausfiel. Wie ist es seitdem weitergegangen, und wie sehen die nächsten Schritte aus? Darüber haben sich Daniel Bouhs und Jörg Wagner mit Holger Friedrich unterhalten. Ein, trotz einiger Tonprobleme, hörenswertes Gespräch.
4. Shanghai (China) (ardaudiothek.de, Holger Klein, Audio: 42:07 Minuten)
Einmal im Monat bittet radioeins-Moderator Holger Klein Auslandskorrespondenten oder -korrespondentinnen aus aller Welt zum Gespräch. In der aktuellen Folge ist Steffen Wurzel zu Gast, der seit fast sechs Jahren aus Shanghai über China berichtete. Hörenswert, weil es einen Einblick in den Alltag eines Journalisten im totalüberwachten China bietet.
5. Fritz Pleitgen – sein Leben (ardaudiothek.de, Jochen Rausch, Audio: 7 Episoden)
Fritz Pleitgen war in den 1970er- und 1980er-Jahren Fernsehjournalist. Er berichtete als ARD-Korrespondent aus Moskau, Ost-Berlin, Washington und New York. Beim WDR wurde er später Chefredakteur, Hörfunkdirektor und Intendant. In einer siebenteiligen Podcastreihe erinnert sich Pleitgen an die wichtigsten Stationen seines beruflichen Lebens, ein halbes Jahrhundert Rundfunkgeschichte.
6. Wie die Literatur bei Fake News helfen kann (deutschlandfunknova.de, Sibylle Salewski, Audio: 47:52 Minuten)
Bei Deutschlandfunk Nova geht es um die “Kunst des Erzählens”. Der Literaturwissenschaftler Thomas Strässle von der Hochschule der Künste Bern erklärt, welche Stilmittel in falschen Geschichten und “Fake News” zum Tragen kommen, und wie wir sie erkennen können. Sein Vortrag hat den Titel “Faketionales Erzählen. Über die Erfindung von Wahrheit”. Strässle ist der Überzeugung, “dass die Literaturwissenschaft eine politische Funktion bekommen kann, weil sich an der Literatur ein unendliches Reservoir an Strategien, Techniken, Verfahren aufzeigen lässt, wie man so erzählen kann, dass es einem jemand glaubt.”
1. AfD nicht mehr im MDR-Rundfunkrat (deutschlandfunk.de, Alexander Moritz)
Die AfD sehe sich als Opfer einer “Intrige”, die anderen Parteien sprächen von einer Stärkung der Opposition: Am Freitag hat der sächsische Landtag drei Mitglieder des neuen MDR-Rundfunkrats gewählt. Entsandt werden je ein Abgeordneter der Regierungsparteien CDU und SPD sowie eine Vertreterin der Linken. Die AfD als zahlenmäßig größte Oppositionskraft ging leer aus und wittert finstere Absichten – man prüfe eine Klage.
2. Warum wir unser Corona-Dashboard überarbeitet haben (blog.zeit.de, Christian Endt)
“Zeit Online” bietet bereits seit Längerem eine umfangreiche Coronavirus-Karte für Deutschland mit vielen Zusatzinformationen an, die auf den Daten von 400 Kreisen basiert und täglich aktualisiert wird. Nun haben die Macherinnen und Macher des komplexen Datenwerks einige Änderungen vorgenommen und unter anderem einen neuen Wert hinzugefügt: die Hospitalisierungsinzidenz. In einem Blogbeitrag erklärt “Senior Data Analyst” Christian Endt, welche Änderungen sonst noch vorgenommen wurden, und schreibt über die Beweggründe dahinter.
3. Geschlechtsspezifische Gewalt im TV: Betroffene kommen selten zu Wort (dwdl.de, Timo Niemeier)
Eine Studie der Hochschule Wismar und der Universität Rostock, initiiert und gefördert durch die MaLisa Stiftung sowie die UFA, (PDF), hat die Darstellung von geschlechtsspezifischer Gewalt im deutschen Fernsehen untersucht. In 34 Prozent der betrachteten Sendungen habe es diese Form von Gewalt gegeben, dabei handele es sich vor allem um schwere Gewalt gegen Frauen und Kinder. Studienleiterin Christine Linke kommentiert: “Geschlechtsspezifische Gewalt ist vielfach im deutschen Fernsehen sichtbar, die Perspektive von Betroffenen steht aber nur selten im Zentrum. Besonders ernüchternd ist, dass Möglichkeiten der Prävention und Hilfsangebote kaum vermittelt werden. Die Studie zeigt klar: Es besteht Handlungsbedarf. Über geschlechtsspezifische Gewalt im deutschen Fernsehen müssen wir diskutieren.”
4. Transparenz gefordert (djv.de, Hendrik Zörner)
Nachdem bekannt geworden ist, dass Google mehreren großen Verlagen, darunter “Zeit” und “Spiegel”, Zahlungen in bislang unbekannter Höhe gemäß dem neuen Urheberrecht hat zukommen lassen, fordert der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) Transparenz: “Es ist das gute Recht der Autorinnen und Autoren”, so der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall, “dass sie die Summen kennen, an denen sie partizipieren.” Es sei befremdlich, dass es bisher kein Übereinkommen zwischen Google und der zuständigen Verwertungsgesellschaft Corint Media gebe. Corint fordere 420 Millionen Euro, Google halte diese Summe für überzogen.
5. Taliban verbieten Serien mit Frauen (taz.de)
In Afghanistan haben die regierenden, militant-islamistischen Taliban weitreichende Einschränkungen für Fernsehinhalte verhängt: TV-Sender sollen keine Filme oder Serien mehr zeigen dürfen, in denen Frauen eine Rolle spielen oder die der islamischen Scharia widersprechen, heiße es in einer Anweisung des Ministeriums “für die Förderung der Tugend und Verhütung des Lasters”, die am Sonntag an Fernsehsender ausgegeben worden sei.
6. Welche Talkshows lassen Publikum ins Studio? (tagesspiegel.de, Markus Ehrenberg)
Ein Sender, zwei Produktionen und offenbar zwei verschiedene Ansichten: Während das “ZDF Magazin Royale” mit Jan Böhmermann am vergangenen Freitag auf Publikum im Studio verzichtete, gab es bei der “heute show” mit Oliver Welke volle Zuschauerränge. Auch das Vorgehen der anderen Talk- und Show-Produktionen sei höchst uneinheitlich, so Markus Ehrenberg in seiner kleinen Bestandsaufnahme.