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Das Photoshop-Disasters-Desaster

Schon seit Februar 2009 erscheinen auf Bild.de regelmäßig Artikel über “Photoshop-Pannen”, die das englischsprachige Blog “Photoshop Disasters” aufgedeckt hat. Natürlich ist die Eigenleistung von Bild.de denkbar gering, aber wenigstens war die Quelle in den Artikeln bis September 2010 stets verlinkt und in der dazugehörigen Bildergalerie, die bis dahin von 17 Fotos auf 69 angewachsen ist, stand artig:

Foto: photoshopdisasters.com

Das mit der ordentlichen Kennzeichnung änderte sich ab dem 3. November 2010. Vielleicht haben sie sich bei Bild.de daran erinnert, dass Onlineauftritte klassischer Medien eher ungern auf externe Webseiten verlinken, vielleicht hält es die “Bild”-Familie generell für ein Kavaliersdelikt, anderswo abzuschreiben und Quellen zu verschweigen, wenn es nur von den Richtigen praktiziert wird. Eines steht aber fest: Die Bilder, die seitdem in gewohnter Manier vorne an die Galerie rangeklatscht werden, stammen nach wie vor von der Seite “Photoshop Disasters”. Das lässt sich leicht am Wasserzeichen erkennen, hier etwa links unten im Pannenfoto:

Photoshop-Pannen So kann Bildbearbeitung daneben gehen Was ist denn da passiert? Der Talkshow-Moderator Conan O

Weder im dazugehörigen Artikel noch in der Fotolegende wird auf die Quelle der Bilder hingewiesen. Stattdessen steht dort nun ominöserweise “Foto: Computer BILD”. Vielleicht soll das bedeuten, dass sie ein “Computer Bild”-Fotograf direkt vom Monitor abfotografiert hat. Erst ab Bild 17 von 83 wird die Quelle wieder korrekt mit “Foto: photoshopdisasters.com” angegeben.

In den beiden jüngsten Artikeln über “peinliche Photoshop-Pannen” nutzt Bild.de dann eine geschicktere Methode, um den Finder zu verschleiern: Nachdem “Photoshop Disasters” drei neue Pannen auf der Homepage von “Victoria’s Secret” entdeckt hatte, hat sich Bild.de einfach direkt auf www.victoriassecret.com bedient und auch nur dies als Quelle angegeben.

Mit Dank auch an Dominik B.

Nachtrag, 14:04: Frank H. hat uns darauf aufmerksam gemacht, dass man auch bei mopo.de kein Problem damit hat, Bilder von “Photoshop Disasters” in Galerien zu packen, ohne die Quelle zu nennen.

German Angst, Grotte, E-Mails

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Zahlen-Zynismus”
(dradio.de, Burkhard Müller-Ullrich)
Burkhard Müller-Ullrich glaubt, beim Thema Atomkraft herrsche in Deutschland Rationalitätsverbot. “Seit einer Woche geht Möglichkeit vor Wirklichkeit. Statt Berichten gibt es Befürchtungen. Statt Kennzahlen Kann-Zahlen.”

2. “German Atom-Angst”
(spiegel.de, Cécile Calla)
Cécile Calla wundert sich über die deutsche Diskussion zu den Risiken der Atomkraft: “So hitzig die Diskussion aber auch war, bislang zählte dabei meist das Argument – doch zur Zeit regiert die Panik.” Arno Widmann dagegen verteidigt die “German Angst” – selten sei sie nützlicher gewesen als heute: “Fürchtet euch!” (berlinonline.de).

3. “Verbreiten Japans Medien verbales Opium?”
(diepresse.com, Peter Horvat)
Roland Domenig vom Institut für Ostasienwissenschaften/Japanologie in Wien schätzt die Berichterstattung der überregionalen japanischen Zeitungen als “seriös, nüchtern, rasch, aber unaufgeregt” ein. “Man stellt keine Spekulationen an, sondern die Qualitätsmedien in Japan veröffentlichen nur wirklich fundierte Fakten, aber detailliert und in einer neutralen Sprache, die weder übertreibt noch verharmlost.”

4. “Die gesteuerte Nachricht”
(sueddeutsche.de, Cornelius Pollmer)
Cornelius Pollmer stellt den Krisenredaktionsraum des ZDF, die “Grotte”, vor: “Ein halbes Dutzend Mal wurde das Krisenzentrum seitdem gebraucht: Erdbeben in Haiti und Pakistan, Proteste in Iran, Tsunami, Libyen, Japan.”

5. “Anmerkungen zur ‘Berliner Erklärung'”
(neunetz.com, Marcel Weiß)
Marcel Weiß kommentiert die 5 Punkte der “Berliner Erklärung” einiger europäischer Presseverleger.

6. “Die Kunst der Mailminimierung – Hermetisches Schreiben”
(webciety.de, Sascha Lobo)
Sascha Lobo hat die Zahl neu eintreffender E-Mails von 800 auf 40 am Tag reduziert. “Hermetisches Schreiben bedeutet, eine Mail so zu verfassen, dass die Chance auf eine Rückmail aktiv auf ein absolutes Minimum reduziert wird. Denn die langwierigen Mail-Dialoge sind es, die die Zeit fressen – und nicht die Mailinglistenmails, die man überfliegt oder gar nicht erst beachtet.”

Redaktionsschmelze, Yogeshwar, Geheimjustiz

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Die Redaktionsschmelze im deutschen Presse-Fall-Out”
(scienceblogs.de/primaklima, Georg Hoffmann)
Georg Hoffmann wundert sich über die Berichterstattung auf deutschen Online-Portalen: “Ich glaube nicht, dass es irgendwie unfair ist, zu behaupten, dass für die Deutschen scheinends in Japan eigentlich kein Erdbeben stattgefunden hat, sondern ein Reaktorunfall.”

2. “Cool bleiben”
(visdp.de)
Die aktuelle Ausgabe von V.i.S.d.P. zeigt sieben “Spiegel”-Titel von 1986, die auch 25 Jahre später problemlos nochmal so gebracht werden könnten. Außerdem: ein Lob für WDR-Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar.

3. “‘Washington Post’ suspendiert Pulitzer-Preisträgerin”
(diepresse.com)
Wie die “Washington Post” auf ihrer Website mitteilt, wurde Journalistin Sari Horwitz suspendiert, weil sie in einem Artikel über Jared Lee Loughner Teile aus der Lokalzeitung “The Arizona Republic” übernommen hatte. In einem Statement schreibt sie: “Under the pressure of tight deadlines, I did something I have never done in my entire career.”

4. “It’s time for journalists to promote a better ‘Twitter style'”
(ojr.org, Robert Niles, englisch)
Robert Niles hält einige Reformen bei Twitter für angebracht: “While those of us who’ve taken the time to sharpen the list of sources we follow are rewarded with accurate, timely updates, too many Twitter users fail to enjoy the tool’s potential because they simply don’t know which feeds to follow when news breaks.”

5. “Geheimjustiz im Vormarsch”
(nzz.ch, Dominique Strebel)
“Durch eine Aufblähung des Verfahrens und hohe Kostenauflagen” wird Journalisten die Einsichtnahme in die Arbeit von Staatsanwälten erschwert, schreibt Dominique Strebel.

6. “Am Tag danach”
(hossli.com)
Peter Hossli vergleicht die aktuellen Titelblätter von “Spiegel” und “L’Hebdo”: “Noch ist offenbar nicht sicher, wann genau das Atomzeitalter zu Ende ging. Der Spiegel: ‘Fukushima, 12. März 2011, 15.36 Uhr.’ L’Hebdo: ‘Fukushima, 14 Mars 2011, 11h01′”.

Inszenierungen, ICorrect, Dirndl

6 vor 9

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1. “Inszenierungen nehmen zu”
(tagesspiegel.de, Sonja Pohlmann)
Für den abtretenden Vorsitzenden der Bundespressekonferenz, Werner Gößling, sind nicht nur die Politiker für für Inszenierungen verantwortlich, sondern auch die Medien, die “sehr schnell” darauf eingehen: “Wenn ein Minister mit dem Fahrrad vorfährt oder sich ein Verteidigungsminister bei den Soldaten in Pose setzt, dann werden diese Bilder sofort gezeigt.”

2. “Stimmt ja gar nicht”
(taz.de, Julia Niemann)
Julia Niemann stellt die Website icorrect.com vor. “Dort können Prominente, und solche die sich oder ihr Unternehmen dafür halten, Falschmeldungen korrigieren – gegen Gebühr.”

3. “Sport Bild-Watch (16)”
(el-futbol.de, Sidan)
“Sport Bild” weiß ein wunderbares Geschenk für Lothar Matthäus zum 50. Geburtstag: “Trainer bei Bayern München – als Nachfolger von van Gaal”. Außerdem: Das “Beschreiben-einer-Person-per-Einstreuen-einer-völlig-abwegigen-und-unpassenden-Information”. “Über Jupp Heynckes heißt es, nach dem eine Aussage von ihm wiedergegeben wurde, folgendes: ‘Das darf man dem 65-jährigen, den ein künstliches Kniegelenk stützt, ruhig glauben.'”

4. “Bild bei Schlecker – ‘Nicht mit uns!’ sagt der Wettbewerb”
(mediatribune.de)
“Nach Informationen von Media Tribune will die Axel Springer AG das Verkaufsstellennetz für ihr Flaggschiff Bild jetzt um 8.000 bis 8.500 Schlecker-Filialen ausbauen.”

5. “Wie sich die Krone von einem Dirndl provoziert fühlt”
(kobuk.at, Marlene Altenhofer)
Die Politikerin Alev Korun habe die österreichische Trachtentradition verspottet, weil sie in einer Sitzung des Nationalrats ein Dirndl trug, schreibt die “Kronen Zeitung”.

6. “Here’s a Washington Post Story With All the Editor’s Notes In It”
(gawker.com, englisch)
“The Washington Post mistakenly posted this health story by Laura Ungar online with ALL OF THE EDITOR’S ALL-CAPS NOTES INCLUDED.”

Mats Hummels, Fischstäbchen, Trude Herr

6 vor 9

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1. “Ich bin kein Draufgänger”
(falter.at, Ingrid Brodnig)
Nahost-Korrespondent Karim El-Gawhary erzählt von den Veränderungen seiner Arbeit: “Ich erinnere mich an eine absurde Situation: Ich stehe im Norden von Bagdad im Supermarkt und kaufe gerade mein Abendessen. Da ruft die deutsche Radiostation an und sagt: ‘Gerade eben ist im Süden von Bagdad eine Bombe explodiert. Wie ist die Atmosphäre? Wir gehen gleich auf Sendung.’ Und ich stehe im Supermarkt und denke mir: Bitte, was ist jetzt los?”

2. “Die Fischstäbchen sind sicher!”
(faz-community.faz.net, Peer Schader)
Peer Schader fragt sich angesichts der ARD-Sondersendung “Atom-GAU in Japan – Was heißt das für uns?”, wie angemessen es ist, wenn sich die Deutschen “um ihr Mittagessen und ihren Urlaub Gedanken machen, während auf der anderen Erdhälfte gerade die Welt untergeht.”

3. “Der innere Emmerich”
(volkerstruebing.wordpress.com)
Volker Strübing beobachtet sich beim Konsum von neuen Nachrichten aus Japan: “Ein Teil von mir ist nicht betroffen, sondern angefixt, ein Teil hat kein Mitleid, sondern will mehr sehen. Ein Teil wird enttäuscht sein, wenn die ganz große Katastrophe ausbleibt und die piefige deutsche Innenpolitik wieder die Nachrichten bestimmt.”

4. “Fußballer Mats Hummels verlängert bei Borussia Dortmund (BVB) bis 2014 und dementiert BILD-Bericht via Facebook”
(pottblog.de, Jens Matheuszik)
Fußballer Mats Hummels dementiert auf Facebook eine “Bild”-Meldung, er verlängere seinen Vertrag bei Borussia Dortmund bis 2016.

5. “Vor 20 Jahren – Sentimentalität und Brutalität”
(koeln-inside.blogspot.com, Martin Rath)
Anlässlich des 20. Todestags von Trude Herr blickt Martin Rath zurück auf die “Bild”-Titelseite vom 18. März 1991.

6. “Redundanter Bild(er)-Gau”
(filmrisss.blogspot.com)
Explosionswolken auf bild.de im Vergleich.

Kepplinger, Liveticker, Hauptstadt-Magazin

6 vor 9

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1. “Ein Teil der Medien instrumentalisiert Kernkraft, um Politik zu machen”
(derstandard.at, Doris Priesching)
Die Berichterstattung über das Erdbeben in Japan habe sich schnell vom zu beobachtenden Elend auf die Risiken der Kernkraft verlagert, stellt Hans Mathias Kepplinger fest – das tatsächliche Leid von hunderttausenden Menschen werde so über weite Strecken ausgeblendet. “Die Mehrheit der deutschen Journalisten ist gegen Atomkraft. Sie sehen ihre Chance, durch intensive Berichterstattung über Gefahren der Kernkraft ihre Sicht mitzuteilen.”

2. “Verloren im Stimmengewirr”
(nzz.ch, Florian Coulmas)
Florian Coulmas, Direktor des Deutschen Instituts für Japanstudien in Tokio, stellt eine Sehnsucht fest nach “eindeutigen, zuverlässigen Aussagen, nach denen man sich richten kann”. “Eine Konsequenz der Internet-Revolution ist, dass man ausserhalb des Erdbebengebiets viel mehr weiss und vermeint zu wissen als dortselbst; denn die Infrastruktur ist dort völlig zusammengebrochen. Während man sich in Zürich, Houston und Nairobi Bilder von dem weggeschwemmten Flughafen von Sendai betrachtet, weiss man davon zehn Kilometer weiter noch nichts.”

3. “Japan-News: der Boom der Live-Ticker”
(meedia.de, Alexander Becker)
Alexander Becker fragt bei Online-Portalen zu den vermehrt für alle möglichen Themen verwendeten Livetickern nach: “Sowohl Plöchinger wie auch Böcking widersprechen dem Gerücht, dass Ticker zudem den wirtschaftlichen Vorteil hätten, dass sie helfen, redaktionelle Manpower einzusparen.” Zum Thema schreibt auch Alexander Kissler auf “The European”.

4. “Kuhn-Interview sorgt für viel Aufregung”
(20min.ch, Daniela Gigor)
Ein vom Zürcher “Hauptstadt-Magazin” veröffentlichtes Interview mit René Kuhn, Autor des Buchs “Zurück zur Frau: Weg mit den Mannsweibern und Vogelscheuchen”, ist frei erfunden. Auf seiner Website nimmt Kuhn dazu ausführlich Stellung.

5. “Grosse Jagd auf kleine Fehler”
(medienwoche.ch, Nick Lüthi)
Nick Lüthi stellt das Blog fehler.li vor, das sich um Fehler in Schweizer Medien kümmert.

6. “Gloves Off in German Media Scramble”
(nytimes.com, Eric Pfanner, englisch)
Die Beziehung zwischen “Bild” und “Spiegel” aus US-amerikanischer Sicht.

Tim K., Gefechte, Yokoso News

6 vor 9

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1. “Der doppelte Tim K.”
(taz.de, Julia Walker)
Tim K. aus Bremen wurde am 11. März 2009 von vielen als der Amokläufer von Winnenden angesehen. “Wer kommt eigentlich auf die Idee, dass jemand aus Bremen über 600 Kilometer nach Stuttgart fährt, um dort an einer Schule Amok zu laufen?”

2. “USA – Australien – Bild.de”
(wahrheitueberwahrheit.blogspot.com)
Thomas spürt der Herkunft des von “Bild” beschriebenen Supermonds nach.

3. “Inszenierte Gefechte?”
(sueddeutsche.de, Christina Maria Berr)
Wie realistisch ist die von Helmut Scheben auf journal21.ch aufgeworfene Behauptung, die meisten Bilder von Kampfhandlungen seien gestellt? Christina Maria Berr fragt in der Medienbranche nach.

4. “Betr. Erdbebenkatastrophe als geschmackloses ZDF-‘Musikvideo'”
(carta.info, Martin Oetting)
Martin Oetting schreibt an das ZDF, weil das “heute-journal” Bilder vom Erdbeben in Japan musikalisch unterlegt. “Dass Sie nicht davor zurückschrecken, diese schlimmen Bilder zum Rhythmus von Musik zu schneiden, also daraus sozusagen eine Unterhaltungsshow zu formen, ist aus meiner Sicht schockierend.”

5. “Die Unerträglichkeit von Twitter”
(netzwertig.com, Martin Weigert)
Martin Weigert erlebt Twitter am Wochenende als “als Hort von Desinformation und Panikmache”.

6. “Katz Ueno: Das Ein-Mann-Katastrophen-Social-Media-TV”
(fastvoice.net, Wolfgang Messer)
Wolfgang Messer stellt den Livestream von Yokoso News vor.

Bundeswehr, Nürnberger Zeitung, Teschow

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1. Interview mit Michael Martens
(spreegurke.twoday.net, Ursula Pidun)
Ursula Pidun befragt FAZ-Redakteur Michael Martens zu seinem Urteil über das Buch “Mit der Hölle hätte ich leben können” der Ex-Bundeswehrsoldatin Daniela Matijevic sowie zur unkritischen Aufnahme des Werks durch viele Journalisten. “Fest steht, dass weder Verlag noch Autorin bisher einen Zeugen genannt haben, obwohl es doch angeblich so viele gibt. Wer hingegen nach Personen sucht, die das alles für Unsinn halten, wird ohne Mühe sehr schnell sehr viele finden.”

2. “Mein böses Ich”
(news.de, Björn Menzel)
Björn Menzel blickt zurück auf seine eigene Erfahrung als Berichterstatter am Amoklauf von Winnenden, der sich heute vor zwei Jahren ereignete.

3. “Welche ‘Kapelle’ hat sich ‘gemüht’?”
(thilo-baum.de)
Thilo Baum kann die Beobachtungen, die “Spiegel Online” beim von ARD live übertragenen Zapfenstreich der Bundeswehr zur Verabschiedung von Karl-Theodor zu Guttenberg macht, nicht nachvollziehen.

4. “In the Thick of Libya’s Brutal Fighting”
(lens.blogs.nytimes.com, englisch)
Ein Gespräch mit Tyler Hicks, Fotograf der “New York Times”: “Anyone who goes into this area assumes the same risk as any of the fighters. That’s something you always have to remind yourself: even as an observer, you’re just as susceptible to getting hit as anyone else.”

5. “A.J.A.I.”
(stefan-niggemeier.de)
Stefan Niggemeier über die Reaktionen auf unseren Artikel “Sprühfarbe ins Feuer”. Inzwischen hat sich die “Nürnberger Zeitung” für ihren Fehler “ganz herzlich” entschuldigt.

6. “Luci Lehmann, Teschow (MV)”
(interviewproject.de, Video, 4:49 Minuten)
Das erste von 50 Gesprächen des “Interview Project Germany” ist online. Luci Lehmann aus Teschow erzählt, dass nichts ihr Leben so verändert habe wie die Wende. “Es ist ja wirklich alles anders geworden.”

ARD-Fernsehlotterie, Vollmond, Frauentag

6 vor 9

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1. “Lierhaus: Zu viel Honorar für den guten Zweck?”
(ndr.de, Video, 8:17 Minuten)
Während sich frühere Aushängeschilder der ARD-Fernsehlotterie kostenlos zur Verfügung stellten, wird für Monica Lierhaus ein Honorar bezahlt. Die Sendung “Zapp” befasst sich damit. “Keine der reinen Hilfsorganisationen zahlt nach Zapp-Recherchen Honorare an ihre prominenten Botschafter. Die ARD-Fernsehlotterie dient zwar ebenso dem guten Zweck, ist aber keine reine Hilfsorganisation. Sie muss sich zudem auf dem Glücksspielmarkt behaupten.”

2. “Der tödliche Supermond”
(wahrheitueberwahrheit.blogspot.com, Thomas)
“Kommt mit dem Super-Mond das Klima-Chaos?”, fragt bild.de. Thomas wertet dazu die Abstände zwischen Erde und Mond aus und vergleicht sie mit Ereignissen: “Offenbar hängen Naturkatastrophen nicht mit einem besonders geringen Abstand der Erde zum Vollmond zusammen.”

3. “Einübungen in die Kaltherzigkeit”
(woz.ch, Eva Pfister)
Eva Pfister schreibt über Pseduo-Dokus im Nachmittagsprogramm: “Die kommerziellen Sender betonen gern,­ dass sie sich um die Realität kümmern und um die Probleme der kleinen Leute. Dabei inszenieren sie vor allem ihre Macht: Sie bieten Lösungen an, sind die Erzieher der Nation, machen Superstars, verschönern und helfen – einigen Auserwählten!”

4. “Gaddafi forces beat up BBC team”
(bbc.co.uk, englisch)
BBC-Journalisten werden in Libyen festgehalten und misshandelt: “The three were beaten with fists, knees and rifles, hooded and subjected to mock executions by members of Libya’s army and secret police.”

5. “Great Pretenders”
(medienspiegel.ch, Hanspeter Spörri)
Hanspeter Spörri, Ex-Chefredaktor der Berner Tageszeitung “Der Bund”, denkt zurück an eine Zeit, in der Journalisten nicht “gehetzt, nervös, atemlos” waren: “Sie machten tagsüber Spaziergänge, schauten wie zufällig bei Geschäftsleuten oder Politikern vorbei, stellten ihre Fragen im Plauderton. Es sah nicht wie Arbeit aus, aber es kam einiges dabei heraus.”

6. “Barfuß oder Lackschuh”
(juliane-wiedemeier.de)
Wie bebildern TV-Sender Berichte zum Internationalen Frauentag? “Immerhin sind sich die verschiedenen Sender und Formate in einem einig. Dass man als Frau nur erfolgreich im Beruf sein kann, wenn man sich als Mann verkleidet. Das ist doch eine versöhnliche Erkenntnis zum Hundertsten.”

Wieder 9/11-Video wiederentdeckt

Die Zukunft des Journalismus soll unter anderem im Bewegtbild liegen, hört man mitunter. Videos sind also wichtig — und wenn darin kleine Kinder, flauschige Tiere oder die Terroranschläge des 11. September 2001 zu sehen sind, setzt bei Journalisten alle Vernunft aus.

In den letzten Tagen war es mal wieder soweit:

Ein “bisher unbekanntes Video” sei veröffentlicht worden, schreibt “Spiegel Online”, während 20min.ch ein “kürzlich freigegebenes Video” entdeckt zu haben glaubt und oe24.at erklärt, das “Neue an den Bildern” sei vor allem, “dass sie die brennenden Türme des World Trade Center von oben zeigen”. Von einem “neuen Video” sprechen unter anderem auch Bild.de, n-tv.de, RTL.de, kress.de, Reuters und die Website der “Financial Times Deutschland”. Eigentlich gibt es kaum eine Nachrichtenseite, die nicht über die “neuen Bilder” berichtet: selbst die BBC spricht von “Aufnahmen, die noch nie zu sehen waren”.

Und all das nur, weil die “Enthüllungsplattform” cryptome.org ein Video veröffentlicht hatte, das die New Yorker Polizei am 11. September 2001 an Bord eines Polizeihubschraubers aufgenommen hatte.

Nicht einmal Cryptome selbst behauptet, das Video sei “neu”. Es gehört zu dem umfangreichen Material, das das “National Institute of Standards and Technology” (NIST) nach den Anschlägen gesammelt hatte, um den Einsturz des World Trade Centers bautechnisch zu untersuchen. Dabei handelt es sich um die Kopien von teils veröffentlichten, teils unveröffentlichten Aufnahmen, die das NIST zusammengetragen hatte und seitdem in seinem Besitz hat.

Unter Berufung auf den Freedom of Information Act, fordern immer wieder mehr oder weniger seriöse Organisation die Herausgabe des vom NIST gesammelten Materials, das (vor allem europäische) Journalisten regelmäßig für “beschlagnahmt” oder “unter Verschluss gehalten” halten (BILDblog berichtete).

Womöglich ist das 17-minütige Video, das Cryptome jetzt online gestellt hat, in dieser Form tatsächlich noch nie veröffentlicht worden. Bei der Menge des 9/11-Materials, das auf verschiedenen Kanälen unterwegs ist, lässt sich das schwer sagen. Aber die spektakulären “neuen” Bilder, die die Medien wie “Spiegel Online” jetzt als “bisher unveröffentlichte Aufnahmen” anpreisen, die kann man schon seit dreieinhalb Jahren auf YouTube sehen — heller und mit einem größeren Bildausschnitt und hebräischen, statt deutschen Untertiteln:

Alte und "neue" 9/11-Videos im Vergleich.

Bei “Focus Online” haben sie den Braten gerochen und bemerken jetzt süffisant:

Die Verantwortung, Quellen zu überprüfen, nehmen Enthüllungsplattformen professionellen Journalisten nicht ab. Eine simple Suche bei YouTube hätte genügt, um das vermeintlich unveröffentlichte Material zu enttarnen.

Bei der letzten kollektiven Quellen-Nichtprüfung war “Focus Online” noch ganz vorne mit dabei gewesen.

Mit Dank an Sven G., Peter M., Steffen K. und Hans P.

Nachtrag, 10. März: Bei YouTube gibt es sogar eine noch ältere Version des Videos, hochgeladen am 20. Dezember 2006.

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