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Hamburg (PR) Journal, Karlsruhes teure Anwälte, Pirinçci gepfändet

1. ZAPP Spezial: Vorwürfe gegen den NDR Hamburg: PR im Programm?
(ndr.de, Jochen Becker & Nicola von Hollander & Iris Ockenfels, Video: 25:51 Minuten)
Es besteht der Verdacht, dass Sabine Rossbach, Direktorin des NDR-Landesfunkhauses Hamburg, dazu beigetragen hat, dass Beiträge über Kunden der PR-Agentur ihrer Tochter ausgestrahlt wurden. Das NDR-Medienmagazin “Zapp” ist der Frage nachgegangen, wie im “Hamburg Journal” der Anschein einer möglichen Bevorzugung von Familienangehörigen entstehen konnte, und erklärt, warum bereits dieser Anschein problematisch ist. Vorwürfe, die dem öffentlich-rechtlichen Sender zudem bereits seit 2017 bekannt gewesen seien.

2. Karlsruhes Anwälte kommen Steuerzahler teuer zu stehen
(faz.net, Jochen Zenthöfer)
Das Bundesverfassungsgericht wollte einer “Bild”-Reporterin nicht verraten, wie ein Gespräch der Richter mit der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel und einigen Ministern ablief. Als die Journalistin klagte, setzte das Gericht nicht etwa auf die juristische Expertise im eigenen Haus, sondern engagierte eine externe Kanzlei. Jochen Zenthöfer sieht darin ein bedenkliches Vorgehen: “Journalisten, die zu Recht und mit Recht gegen das Verfassungsgericht klagen, sehen sich einem Gegner gegenüber, der für seine Vertretung auf immense Steuermittel für teure Rechtsanwälte zurückgreifen kann. Kaum eine Behörde hat dieses Privileg. Waffengleichheit sieht anders aus.”

3. Protestgruppen suchen neues Wut-Thema
(netzpolitik.org, Sebastian Meineck)
Für viele Rechtsextreme und Verschwörungsgläubige ist der Messenger Telegram die bevorzugte digitale Heimat. Wer bei anderen Sozialen Medien längst gesperrt wurde, kann sich hier oft noch weiter austoben. Werden die abebbenden “Querdenken”-Proteste daran etwas ändern? Und welche Themen werden das Milieu auf Telegram in den nächsten Monaten beschäftigen? Darüber gibt der Political Data Scientist Josef Holnburger im Interview Auskunft.

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4. Beleidigung von Luisa Neubauer: Konto von Autor Akif Pirinçci gepfändet
(berliner-zeitung.de)
Der rechtspopulistische Autor Akif Pirinçci wurde zu einer Entschädigungszahlung verurteilt, weil er die Klimaschutzaktivistin Luisa Neubauer beleidigt hatte. Nachdem Pirinçci anscheinend nichts unternahm, um seiner Zahlungsverpflichtung nachzukommen, ließen Neubauers Anwälte sein Konto pfänden. Eine Zahlung von 6.000 Euro solle der Beratungsstelle für Betroffene digitaler Gewalt “HateAid” zugutekommen.

5. Mehr nach rechts?
(sueddeutsche.de, Fabian Fellmann)
Der US-amerikanische Fernsehsender CNN galt lange Zeit als eher links, zumindest für einheimische Verhältnisse. Inzwischen scheint sich das zu ändern, was auch an dem neuen Chef und dessen Personalentscheidungen liege. Auslandskorrespondent Fabian Fellmann hat sich angeschaut, was gerade bei dem berühmten Nachrichtensender in Sachen Neuausrichtung passiert.

6. Hitzerekord
(journalist.de, Sebastian Pertsch & Udo Stiehl)
Sebastian Pertsch und Udo Stiehl werfen im Rahmen ihres Projekts “Floskelwolke” einen sprach- und medienkritischen Blick auf vielbenutzte Formulierungen. Nach “Wetter spielt verrückt” nehmen sie sich eine weitere Wetterfloskel vor: den “Hitzerekord”.

An den Pranger gestellt, Ethik des Verzichts, Angriff auf Fernsehteam

1. Journalisten öffentlich an den Pranger gestellt
(deutschlandfunk.de, Pia Behme & Niklas Ottersbach & Sebastian Wellendorf, Audio: 4:55 Minuten)
Der AfD-Fraktionschef in Sachsen-Anhalt, Oliver Kirchner, habe bei einer Rede auf einer Demo zwei Journalisten des MDR namentlich erwähnt und sie für ihre Berichterstattung kritisiert. Diese öffentliche Nennung werde von mehreren Seiten kritisiert. So habe sich die Landespressekonferenz Sachsen-Anhalt mit einem offenen Brief an den AfD-Politiker gewandt: “Aus unserer Sicht schüren Sie damit Wut und Hass gegen einzelne Medienvertreter und befördern vorsätzlich eine Stimmung, die nur allzu leicht in Gewalt umschlagen kann.”

2. Telegram löscht hundertfach
(tagesschau.de, Manuel Bewarder & Florian Flade & Milan Panek)
Nach Informationen von WDR und NDR aus Sicherheitskreisen hat das Bundeskriminalamt den Messengerdienst Telegram dieses Jahr in 392 Fällen aufgefordert, Inhalte zu löschen, was mehrheitlich auch erfolgt sei. Wesentlich restriktiver sei Telegram jedoch, wenn es darum geht, Namen oder Telefonnummern an die Ämter zu übermitteln. Das Unternehmen bestimme offenbar weitgehend selbst, wie es mit Anfragen deutscher Behörden umgeht.

3. Angriff auf Fernsehteam des NDR
(sueddeutsche.de, Julia Werthmann)
Ein Fernsehteam des NDR interviewte an einem Bahnübergang einen Sprecher des Fahrgastverbandes Pro Bahn, als es zu einem Eklat kam. Ein für die Sicherheit des Bahnübergangs verantwortlicher Mitarbeiter sei offenbar nicht mit dem – vorher genehmigten – Dreh einverstanden gewesen und habe gewalttätig reagiert. Die Verletzten seien im Krankenhaus behandelt worden.

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4. Alles für die Aufmerksamkeit
(woz.ch, Johannes Franzen)
Literaturwissenschaftler Johannes Franzen plädiert in der Schweizer Wochenzeitung “WOZ” für eine Medienethik des Verzichts. Das bedeute für Medien, “dass man bewusst über bestimmte Geschichten nicht berichtet, bestimmte Prozesse nicht analysiert, bestimmte Konflikte nicht kommentiert – gerade dann, wenn die Nachfrage danach angeblich besonders hoch ist. Eine Reflexion über mögliche Kategorien des Nichtberichtens könnte helfen, die exzessive Beschleunigung der digitalen Medienöffentlichkeit abzubremsen.”

5. Die Temperaturen steigen – und der Hass nimmt zu
(spiegel.de)
Eine Studie mehrerer Forschungsinstitute, darunter das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, kommt zu dem Schluss, dass es in den Sozialen Medien bei Temperaturen über 30 Grad zu mehr Beleidigungen und Hassnachrichten kommt: “Die Ergebnisse deuteten auf Grenzen der menschlichen Anpassungsfähigkeit an extreme Temperaturen hin, schreiben die Forschenden. Der Hass im Netz wiederum wirke sich nachweislich negativ auf die psychische Gesundheit der davon Betroffenen aus.”

6. Deutscher Radiopreis 2022: Die Gewinnerinnen und Gewinner
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Der Deutsche Radiopreis ist eine Einrichtung der Hörfunkprogramme der ARD, des Deutschlandradios und der deutschen Privatradios. Der für die Hör-Branche so wichtige Preis wurde dieses Jahr zu 13. Mal vergeben. Thomas Lückerath berichtet, in welchen Bereichen sich die Favoriten durchsetzen konnten, und an welchen Stellen es Überraschungen gab.

Buhrows Nichtwissen, Döpfners Gebet, Somuncus Gedankengeröll

1. ARD-Spitzen wussten seit Jahren von rbb-Bonussystem
(rbb24.de, René Althammer & Jo Goll & Daniel Laufer & Oliver Noffke)
Wie ein unabhängiges rbb-Rechercheteam im eigenen Haus ermittelt hat, soll der öffentlich-rechtliche Sender die restliche ARD über das (mittlerweile abgeschaffte) Bonussystem für rbb-Führungskräfte informiert haben. Das gehe aus einem internen Schreiben hervor. Der ARD-Vorsitzende und WDR-Intendant Tom Buhrow hatte bisher stets besritten, von Boni gewusst zu haben, die WDR-Pressestelle bestreitet auch weiterhin, dass es in der Kommunikation mit dem rbb um “Boni” gegangen sei.

2. “Washington Post”: Mathias Döpfner soll zum Gebet für Trump-Sieg aufgerufen haben.
(turi2.de, Daniel Sallhoff)
Der Springer-Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner soll einem Bericht der “Washington Post” zufolge vor der US-Wahl 2020 in einer E-Mail zum Gebet für einen Sieg von Donald Trump aufgerufen haben. Döpfner habe die Existenz der Mail zunächst abgestritten und wolle sie nach Vorlage eines Ausdrucks als ironisch verstanden wissen. Eine Argumentation, die einem bekannt vorkommt: Seine geleakte Mitteilung an den Autor Benjamin von Stuckrad-Barre über Deutschland als “neuen DDR Obrigkeitsstaat” wollte Döpfner später ebenfalls ironisch gemeint haben.

3. Serdar Somuncu kündigt “künstlerischen Suizid” an (und hat damit vielleicht schon begonnen)
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Der Kabarettist und Podcaster Serdar Somuncu moderiert seit sechs Jahren am Sonntagnachmittag auf Radio Eins die “Blaue Stunde”. Die Sendung am vergangenen Sonntag muss besonders bemerkenswert gewesen sein. Somuncu habe die Hörer und Hörerinnen über zwei Stunden mit einem “wüsten, nicht enden wollenden Gedankengeröll zugeschüttet”, so Medienkritiker Stefan Niggemeier: “Es ist ein wilder Ritt durch Somuncus kunstvoll unsortierte Gedanken, ein verwirrter und verwirrender Monolog. Einige Versatzstücke könnten aus einem handelsüblichen Kabarett-Soloprogramm stammen, weitere aus einem religiösen Selbstfindungsprogramm, andere von einer Rede auf einer Querdenker-Demo, noch andere aus einer nachts nach zweieinhalb Flaschen Rotwein entwickelten, überaus selbstbezüglichen Theorie über das Wesen der Egozentrik.”

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4. So berichten Sie angemessen über Wetterextreme
(journalist.de, Leonie Sontheimer)
Beim “journalist” gibt die freie Klimajournalistin Leonie Sontheimer Medienschaffenden Tipps für eine bessere Berichterstattung über Wetterextreme. Es gehe darum, den Zusammenhang zwischen Extremwetter und Klima herzustellen, angemessen zu bebildern, nicht nachzulassen und “einen Schritt weiter zu denken”.

5. Propaganda mit gefälschten SZ-Videos
(sueddeutsche.de, Jannis Brühl & Benedikt Heubl & Simon Hurtz)
Unbekannte haben die Website der “Süddeutschen Zeitung” nachgebaut, um von dort aus pro-russische Propaganda auszuspielen: “Die Urheber versuchen augenscheinlich jene Menschen zu erreichen, die bekannten Medien vertrauen und obskure Kanäle eher meiden, beispielsweise den in Russland entwickelten Messenger Telegram, auf dem sich nationalistische Gruppen tummeln.” Dass die Fakes viele Menschen erreicht haben, sei jedoch unwahrscheinlich.

6. Transfeindliche Hetzseite vom Netz genommen
(spiegel.de)
Über viele Jahre ging von der Troll-Plattform “Kiwi Farms” Hass, Hetze und Stalking gegen trans Personen, Frauen und queere Menschen aus. Nun habe ein wichtiger technischer Dienstleister der Plattform den Stecker gezogen. Damit sei es für die Hintermänner schwierig, die Hetzseite weiterzubetreiben.

Nadelattacken bei ProSieben?, Familiärer NDR-HH, Windkraft

1. Berliner Club-Gäste kritisieren ProSieben für “Needle Spiking”-Experiment
(rbb24.de)
In den vergangenen Monaten gab es immer wieder Berichte von Klubbesuchern oder Festivalbesucherinnen, sie seien mit einer Nadel gestochen worden (“needle spiking”) und hätten danach Symptome erlebt, die einer Vergiftung mit K.-o.-Tropfen ähneln. Nun soll ProSieben derlei Nadelattacken in einem Klub simuliert haben, jedoch ohne die Betroffenen darüber zu informieren. Eine Klubbesucherin will einen Piks gespürt haben, der Sender spricht von Berührungen mit einem Textmarker. So oder so bleiben Fragen zur ethischen Statthaftigkeit des Experiments.
Anmerkung des “6-vor-9”-Kurators: Der US-amerikanische Medizinsoziologe Robert Bartholomew hält das Phänomen “needle spiking” für ein modernes Märchen: “Warum sollte ein Täter so etwas Riskantes wagen, wenn es einfacher wäre, dem Opfer K.-o.-Tropfen in den Drink zu schütten?” (nzz.ch, Florian Schoop)

2. Profitierte die Familie von Funkhaus-Direktorin Rossbach vom NDR?
(businessinsider.de, Philip Kaleta)
Nach Informationen von “Business Insider” sollen auch die Töchter der NDR-Hamburg-Direktorin Sabine Rossbach vom öffentlich-rechtlichen Sender profitiert haben. Die ältere Tochter habe jahrelang PR-Kunden in NDR-Programmen platzieren können, die jüngere eine begehrte Festanstellung im Sender bekommen. Und auch der Ehemann der Funkhauschefin sei vom NDR mit einem üppigen Beratervertrag versehen worden.

3. Über den unverantwortlichen Versuch von Tagesschau und MDR, Windkraft als Klimakiller zu framen
(graslutscher.de, Jan Hegenberg)
In einem Beitrag auf Tagesschau.de ist von “Klimakillern in Windkraftanlagen” die Rede. Gemeint ist damit die Verwendung eines technisch notwendigen Gases. Jan Hegenberg erklärt, warum er dessen Eisatz für eher unproblematisch, den Tagesschau.de-Beitrag aber für problematisch hält: “Sorry, liebe ARD, aber für diesen billigen Gotcha-Journalismus haben wir echt keine Zeit mehr. Ja, Windkraft ist nicht komplett klimaneutral. Surprise: Photovoltaik, vegane Burger und Fahrräder auch nicht.”

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4. “Katastrophen erhöhen das Interesse an Information”
(journalist.de, Jan Freitag)
Steffen Klusmanns Start an der Spitze der “Spiegel”-Redaktion fiel in die Zeit der größten Krise des Hauses, dem Skandal um Fälscher Claas Relotius. Nun leitet Klusmann bereits seit vier Jahren den “Speigel” und hat dessen Transformation mitgestaltet. Der “journalist” hat mit ihm gesprochen, dabei geht es auch um vom “Spiegel” beackerte Boulevardthemen: “Die Trennungsgeschichte von Johnny Depp und Amber Heard hat viele interessiert. Solch ein Thema können wir nicht Bild und Bunte überlassen. Zumal es gesellschaftliche Relevanz hat, und damit passt es auch zum Spiegel.”

5. Querdenker-Anwälte wollen Volksverpetzer mundtot machen
(volksverpetzer.de, Thomas Laschyk)
Die Seite “Volksverpetzer” berichtet immer wieder über die “Querdenker”-Szene und werde von dieser mit allerlei absurden, aber kostspieligen und zeitraubenden “Quatsch-Klagen” überzogen: “Man will uns einschüchtern, Zeit stehlen und massiv Kosten verursachen. Da man mit Argumenten offensichtlich nicht gegen unsere vielen Faktenchecks ankommt, versucht man uns jetzt mit juristischen Mitteln und so genannten SLAPP Klagen mundtot zu machen.”

6. Video der weinenden russischen Touristin entstand vor Krim-Explosionen
(dpa-factchecking.com)
Die Nachrichtenagentur dpa hat ein Video überprüft, das weite Verbreitung fand und in dem sich eine weinende Frau über das Ende ihres Krim-Aufenthalts beklagt – angeblich als Folge von Explosionen auf einer russischen Luftwaffenbasis. Das Fazit der Faktenchecker: “Die Szene mit der weinenden Touristin entstand vor den Explosionen auf der Krim am 9. August. Der Schluss, sie habe ihren Urlaub deswegen abgebrochen, ist also falsch.”

Konsequenzen in Kiel, Schönreden ist Quatsch, Lindners Porscheproblem

1. Konsequenzen in Kiel
(sueddeutsche.de)
Nach den Vorgängen beim rbb, gibt es nun – in einem etwas anders gelargerten Fall – auch personelle Konsequenzen beim ebenfalls öffentlich-rechtlichen NDR. Nach öffentlich gewordenen Beschwerden von Mitarbeitern im Landesrundfunkhaus in Kiel seien zwei Führungskräfte auf eigenen Wunsch vorerst von ihren Aufgaben entbunden worden. Zuerst hatte “Übermedien” darüber berichtet. Dort gibt es auch einen Ausschnitt aus einem NDR-Regionalmagazin zu sehen, in dem sich die Redaktion angesichts neuer Vorwürfe “fassungslos” zeigt. In einer weiteren Regionalsendung hatte das ganze Team aus Protest kurzzeitig das Studio verlassen und sich draußen versammelt.

2. Christian Lindners Porscheproblem
(netzpolitik.org, Alexander Fanta)
Als eine “Transparenzverweigerung auf höchster politischer Ebene” bezeichnet netzpolitik.org die Weigerung von Finanzminister Christian Linder und dessen Ministerium, die SMS-Kommunikation Lindners mit dem Porsche-Chef herauszugeben. Der Fall werde vermutlich vor Gericht landen, das diesbezügliche Urteil könnte richtungsweisend sein, schreibt Alexander Fanta: “Wenn Richter:innen über die SMS und ihre Relevanz entscheiden, könnte daraus eine Grundsatzentscheidung mit dramatischen Folgen für die Verwaltung werden. Bislang landen selbst offenkundig bedeutende Nachrichten von Minister:innen nicht bei den Akten, sind weder für die Öffentlichkeit noch für die Nachwelt verfügbar.”

3. Prozess gegen ehemaligen MDR-Unterhaltungschef beginnt
(mdr.de)
Heute beginnt der Strafprozess gegen den ehemaligen MDR-Unterhaltungschef Udo Foht. Die Staatsanwaltschaft Leipzig werfe Foht in 13 Fällen Betrug, Untreue, Bestechlichkeit beziehungsweise Steuerhinterziehung vor. Bemerkenswert: Die Vorwürfe existieren seit mehr als zehn Jahren und hatten 2011 dazu geführt, dass Foht gekündigt wurde.

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4. “Schönreden ist jedenfalls Quatsch!”
(journalist.de, Jan Freitag)
“Berichterstattung, die beschreibt, was ist, wie es sich verbessern lässt und was das Einzelnen ebenso wie allen anderen bringt, ist zielführende Berichterstattung.” Im Interview mit dem “journalist” spricht Politökonomin Maja Göpel darüber, was Medien bei ihrer Klima­berichterstattung besser machen können. So sei es wichtig, Narrative zu hinterfragen, Begrifflichkeiten zu klären und gegebenenfalls die geeigneten Vokabeln zu finden.

5. Selbstjustiz vs. Glückloser staatlicher Kampf gegen den Hass
(belltower.news, Simone Rafael)
Wegen seiner laxen beziehungsweise kaum vorhandenen Kontrolle sei der Instant-Messaging-Dienst Telegram in Deutschland vor allem als Tummelplatz für Verschwörungsgläubige, Rechtsextreme und andere Demokratiefeinde bekannt. Nun lasse Telegram seine Nutzer und Nutzerinnen darüber abstimmen, ob man zukünftig mit den Strafverfolgungsbehörden zusammenarbeiten soll. Simone Rafael kommentiert: “Unklar bleibt, was Telegram mit der Umfrage bezwecken will: Will sich die Plattform zukünftige Entscheidungen bestätigen lassen? Soll hier Verantwortung auf die Nutzer*innen abgewälzt werden, die bei der Plattform liegt: Nämlich, wie sicher sich Menschen auf der Plattform fühlen dürfen? Ist das Basisdemokratie oder die Unterstützung von Selbstjustiz, weil andere Justiz ausgeschlossen wird? So oder so: An der Rolle Telegrams als Verbreitungsort für Hass wird sich so schnell wohl nichts ändern.”

6. “Katar will die Plattform Fußball politisch nutzen”
(deutschlandfunkkultur.de, Vera Linß & Marcus Richter, Audio: 8:03 Minuten)
Am 20. November beginnt die stark umstrittene Fußball-WM der Männer in Katar. Sportjournalist Ronny Blaschke erinnert die Redaktionen an ihre Verantwortung und macht eine einfache Rechnung auf: “Je schwärmerischer wir über Tore und Titel berichten, desto weniger Zeit haben wir letztlich für die Thematisierung von Menschenrechtsverletzungen.”

Desinformationskampagne, Unruhe in Kiel, Fernsehpreis-Nominierte

1. Massenweise falsche News-Seiten enttarnt
(zdf.de, Oliver Klein)
Bei einer neuen, groß angelegten Desinformationskampagne mit pro-russischer Propaganda hätten Unbekannte massenweise Webseiten großer Medienmarken wie “Bild”, “Welt”, “Spiegel” und t-online.de täuschend echt nachgebaut. Experten sprechen von der “größten Desinformationskampagne überhaupt”. Zuerst hatte t-online.de daüber berichtet: Putins Troll-Armee greift Deutschland an (t-online.de, Lars Wienand & Stefan Steurenthaler & Sophie Loelke).

2. Politische Einflussnahme im Funkhaus Kiel?
(deutschlandfunk.de, Audio: 6:56 Minuten)
Personen aus der NDR-Redaktion erheben schwere Vorwürfe gegen die Senderleitung des Landesfunkhauses Schleswig-Holstein. Die Berichterstattung im Sender orientiere sich zu stark an der Landespolitik, sie sei zu nah, zu unkritisch. Von einem “politischen Filter”, einem “Klima der Angst” und “Hofberichterstattung” ist die Rede (siehe dazu auch unsere “6-vor-9”-Ausgabe vom 29. August). Der Deutschlandfunk fasst den aktuellen Stand zusammen.

3. Deutschland: Mehrheit der Jugendlichen vertraut Medien nicht
(derstandard.at)
Einer Studie der Universität Bielefeld zufolge habe eine Mehrheit der Jugendlichen in Deutschland kein Vertrauen in die herkömmlichen Medien. Und es zeige sich, dass der Konsum von Sozialen Medien mit einer größeren Verschwörungsneigung einhergehe: “Von den jungen Menschen, die ihre Informationen bevorzugt aus den sozialen Medien beziehen, zeigen demnach 37,6 Prozent eine starke Verschwörungsneigung. Bei denen, die sich überdurchschnittlich viel über öffentlich-rechtliche Medien informieren, sind es nur 5,4 Prozent”, berichtet der “Standard”.
Nachtrag: Die Journalisten Bent Freiwald und Stefan Fries schreiben bei Twitter über “gravierende handwerkliche Mängel” der Studie.

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4. Das Verschwinden der 85 %
(flurfunk-dresden.de, Ladislaus Ludescher)
In einem Gastbeitrag für das Medienblog “Flurfunk” macht der Wissenschaftler Ladislaus Ludescher auf ein bemerkenswertes Ungleichgewicht in der Berichterstattung der “Tagesschau” aufmerksam: “In der ersten Jahreshälfte 2022 wurde in der ‘Tagesschau’ über das britische Königshaus umfangreicher berichtet als über den globalen Hunger, und dem Sport mehr Sendezeit eingeräumt als allen Staaten des Globalen Südens zusammen. Diese Länder drohen nun ganz in der Nichtbeachtung zu verschwinden. Und das obwohl viele von ihnen aktuell von gewaltigen Katastrophen erschüttert werden.”

5. Gekommen, um sich abzuschaffen
(taz.de, Jan Zier)
Jan Zier war von 2016 bis 2021 Chefredakteur der Bremer “Zeitschrift der Straße” – Straßenzeitungen sind ihm daher ein besonderes Anliegen. Für die sehe es in Deutschland derzeit jedoch schlecht aus. Coronabedingte Umsatzausfälle, steigende Papierkosten und die Inflation sind nur einige der Gründe dafür. Ziers bitteres Fazit: “Es könnte sein, dass Straßenzeitungen am Ende mangels Nachfrage eingestellt werden. Und nicht deshalb, weil es keine Obdachlosen mehr gibt.”

6. “Zeit für Experimente”: Die Nominierungen für den Deutschen Fernsehpreis 2022
(deutscher-fernsehpreis.de)
Die Jury des 23. Deutschen Fernsehpreises hat nach eigener Angabe “herausragende Produktionen sowie journalistische und künstlerische Einzelleistungen der Programmsaison 2021/22 begutachtet” und zu fast allen Kategorien die Nominierten veröffentlicht: “Inklusive der Personenkategorien lautet die Verteilung: 25 Nennungen für das ZDF, 24 für die ARD, 16 für RTL Deutschland, acht für Netflix, sieben für ProSiebenSat.1, fünf für Sky, vier für MagentaTV und je eine für Amazon Prime und Welt.”

Nächste Runde, “NZZ” redet Diktatur schön, Text-zu-Bild-Generierung

1. Nächste Runde
(sueddeutsche.de, Anna Ernst)
Die ARD kommt nicht zur Ruhe. Erst der Skandal beim rbb, nun ist die Landesfunkhausdirektorin des MDR in Sachsen-Anhalt, Ines Hoge-Lorenz, wegen mangelnder Transparenz von ihrem Amt zurückgetreten. Und auch beim NDR gärt es. Nach Berichten von “Business Insider” (hier eine Erwiderung des NDR) und “Stern” erhöben NDR-Redakteure schwere Vorwürfe gegen die Senderleitung des Landfunkhauses Schleswig-Holstein. Von einem “politischen Filter”, einem “Klima der Angst” und “Hofberichterstattung” sei die Rede.
Weiterer Lesehinweis: Laut “Übermedien” diskutierten Mitarbeiter und Funkhauschefs beim NDR Schleswig-Holstein die Vorwürfe gegen den Sender: “Hier wird ein Bild gezeichnet, was nicht das wahre Bild des NDR ist”.

2. Die NZZ redete die Diktatur in Saudi-Arabien schön
(infosperber.ch, Urs P. Gasche)
Beim Lesen der “NZZ” ist Urs P. Gasche etwas Interessantes aufgefallen: “Die NZZ nennt autoritäre Herrscher, die geopolitisch als Feinde gelten, häufig ‘Diktator’ oder ‘Machthaber’. Wenn es sich aber um autoritäre Herrscher handelt, die dem Werte-Westen geopolitisch nützlich sind, hält sich die NZZ meistens an deren offiziellen Funktionen und bezeichnet sie beispielsweise als ‘Präsident as-Sisi’ oder eben ‘Kronprinz bin Salman’.”

3. Königshaus hält Familie von Exil-Journalisten fest
(reporter-ohne-grenzen.de)
Sechs Familienmitglieder des Journalisten Yusuf Omran Abdulla werden seit über einer Woche gegen ihren Willen in Bahrain festgehalten, berichtet Reporter ohne Grenzen: “Die Behörden in Bahrain versuchen offenbar, Druck auf einen ihrer Kritiker auszuüben. Auch aus dem Exil war Yusuf Abdulla weiter eine kritische Stimme zur politischen Lage in Bahrain. Deshalb will ihn die Regierung von König Hamad bin Isa al-Chalifa zum Schweigen bringen.” Der Fall hat auch eine politische Dimension: Seit 2020 besitzen alle sieben Familienmitglieder die deutsche Staatsbürgerschaft.

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4. Der Anfang von etwas Großem
(netzpolitik.org, Sebastian Meineck)
Sebastian Meineck zeigt sich angetan von den Ergebnissen der Software “StableDiffusion” und spricht gar von einer bevorstehenden Medienrevolution: “Jetzt isses soweit: Ich glaube, Text-zu-Bild-Generierung wird ein großes Ding. Die Technologie wird verändern, welche Bilder wir in unserem Alltag sehen und wie wir mit Bildern kommunizieren. Sie wird unsere Fantasie auf das nächste Level bringen und künftige Generationen werden uns belächeln, wenn sie hören, dass wir tatsächlich ein Leben ohne diese Technologie geführt haben.”

5. Jammern als Identität
(taz.de, Andreas Speit)
Das Magazin “Compact” wolle das “Flaggschiff der alternativen Medien” sein, habe sich jedoch längst zum “strömungsübergreifenden Kampfblatt der Extremen Rechten” entwickelt, befindet Andreas Speit. Mit der “Querdenken”-Bewegung habe die Redaktion zudem eine neue Zielgruppe ­gefunden. Gelegentlich gerate “Compact” jedoch auch ins Stolpern. So musste eine Autobiographie von Chefredakteur Jürgen Elsässer sowie eine Interview-DVD zurückgezogen werden. Dies jedoch nicht aus inhaltlichen Gründen – das verwendete Logo habe dem Logo eines bekannten Buchverlags zum Verwechseln ähnlich gesehen.

6. Games: Leitmedium des 21. Jahrhunderts?
(wdr.de, Steffi Orbach, Audio: 55:11 Minuten)
In den vergangenen Tagen fand in Köln die Computerspielemesse Gamescom statt. Der Radiosender WDR 5 hat der “europäischen Leitmesse für digitale Spielekultur” eine ganze Sendung gewidmet: Was sind die großen Themen dieses Jahres, und sind Games das Leitmedium des 21. Jahrhunderts? Wie ist es um den Jugendschutz bestellt? Wo lauern Kostenfallen? Und wie ist der aktuelle Stand beim Games-Journalismus?

Eine Fotoauswahl zum Protestieren

Das Meinungsforschungsinstitut INSA hat vor wenigen Tagen eine Umfrage zu den Folgen der Preissteigerungen bei den Heiz- und Energiekosten durchgeführt. Die Auftraggeberin: die Redaktion der “Bild am Sonntag”. Dort konnte man vor zwei Tagen, genauso wie bei Bild.de, die Ergebnisse nachlesen:

Und auch 65 Prozent der Menschen in Deutschland rechnen mit Massenprotesten und Unruhen im Herbst und Winter (INSA, 1001 Befragte am Freitag).

Ein Grund: 51 Prozent haben Angst, dass sie im Winter ihre Rechnung nicht mehr bezahlen können. 56 Prozent geben an, dass sich ihre wirtschaftliche Situation in diesem Jahr verschlechtert hat.

Die Bebilderung des Artikels ist online und in der gedruckten “BamS” identisch – und bemerkenswert:

Screenshot Bild.de - Wegen Energiekrise - Deutsche befürchten Massenproteste und Unruhen

Auf dem Foto zu sehen sind Klima-Aktivistinnen und -Aktivisten. In der dazugehörigen Bildunterschrift steht:

Protest gegen Flüssiggas in Wilhelmshaven: Die Aktivisten besetzten die Baustelle, zeigten Transparente mit Slogans wie “Sauberes Gas ist eine Lüge”

Auch im Artikel geht es erstmal nur und ausführlich um Klima-Proteste. Erst spät (und auch nur dieses eine Mal) werden mögliche Demonstrationen von “unzufriedenen Bürgern” erwähnt:

Deutschland drohen ungemütliche Wochen und Monate! Bereits an diesem Wochenende schlugen Klima-Aktivisten zu:

► In Wilhelmshaven besetzten am Freitag mehrere Hundert Anhänger der Gruppe “Ende Gelände” die Baustelle für das geplante Terminal, worüber Deutschland ab Winter mit dem dringend benötigten Flüssiggas versorgt werden soll.

► Gestern legten etwa 400 Klima-Aktivisten den Hamburger Hafen lahm, besetzten die einzige Bahnstrecke zum Containerterminal.

Ist das nur der Anfang für einen “heißen Herbst”, in dem Klima-Aktivisten gegen Gas-Importe und die reaktivierten Kohlekraftwerke sowie unzufriedene Bürger gegen die Explosion der Energiekosten demonstrieren?

Direkt im Anschluss leitet der Text zur INSA-Umfrage über:

Vor “Volksaufständen” hatte Außenministerin Annalena Baerbock (41, Grüne) gewarnt. Und auch 65 Prozent der Menschen in Deutschland rechnen mit Massenprotesten und Unruhen im Herbst und Winter (INSA, 1001 Befragte am Freitag).

Wir haben bei INSA nachgefragt, wie die genauen Formulierungen der Umfrage lauteten, auf der der Artikel von Bild.de und “BamS” basiert. Die Antwort:

1. Erwarten Sie aufgrund der aktuellen Preissteigerungen Massenproteste bzw. soziale Unruhen in Deutschland im kommenden Herbst und Winter?
2. Hat sich Ihre persönliche wirtschaftliche Situation in diesem Jahr (eher) verbessert, (eher) verschlechtert oder ist sie in etwa gleich geblieben?
3. Haben Sie persönlich Angst, dass Sie im Winter Ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen können?

In der Befragung ging es an keiner Stelle um Klima-Proteste, sondern um die Folgen “der aktuellen Preissteigerungen”. Oder anders gesagt: Die Klima-Aktivisten, die die “Bild”-Medien zeigen und über die sie schreiben, haben nichts mit den befürchteten “Massenprotesten und Unruhen” zu tun. Nur “Bild am Sonntag” und Bild.de stellen diese Verknüpfung her.

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Reichelts Apokalypse, Schutzkonzepte für Herbst nötig, Das Bier der Polizei

1. Aufmerksamkeitssuche mit Apokalypse
(belltower.news, de:hate)
“Belltower.News”, das Internetportal der Amadeu Antonio Stiftung, analysiert, mit welchen Mitteln Ex-“Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt auf Youtube operiert. Bei Reichelts Videos handele es sich um “geistige Brandstiftung mit aggressiver Rhetorik”, wie man sie aus den USA kenne: “Sein neues YouTube-Format ‘Achtung, Reichelt!’ ist dabei nicht innovativ, sondern stark am rechtspopulistischen Meinungsjournalismus des amerikanischen Nachrichtensenders Fox News angelehnt. Insbesondere die rhetorischen Mittel des verrufenen Fox News Talkers Tucker Carlson scheinen den Ex-BILD-Chef überzeugt zu haben.”

2. Frankreich schafft Rundfunkgebühren ab
(tagesschau.de)
In Frankreich rücke das Ende der Rundfunkgebühren näher: Nach der französischen Nationalversammlung habe nun der Senat für die Abschaffung der Rundfunkgebühren gestimmt. Künftig solle der öffentlich-rechtliche Rundfunk durch den Staat finanziert werden. Der Deutsche Journalisten-Verband kritisiert die Entwicklung: “Zum einen ist die Höhe der staatlichen Finanzierung unklar, zum anderen gerät die journalistische Unabhängigkeit unter die Räder, wenn der Staat die Finanzierung übernimmt.”

3. Deshalb habe ich meinen Twitter Account deaktiviert
(youtube.com, Anwalt Jun, Video: 20:55 Minuten)
Nach dem Tod der österreichischen Ärztin Lisa-Maria Kellermayr, der im Netz viel Hass entgegengeschlagen war (BILDblog berichtete), haben sich einige prominente Stimmen von Twitter verabschiedet, darunter der Anwalt Chan-jo Jun. Auf Youtube erklärt Jun noch einmal ausführlich die Beweggründe für seine Entscheidung.
Weiterer Lesehinweis: Nach dem Tod von Lisa-Maria Kellermayr “stehen Polizei, Justiz und die Plattformen in der Pflicht”, findet Tanja Tricarico in der “taz”.

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4. DJV fordert Schutzkonzepte
(djv.de, Hendrik Zörner)
Der Deutsche Journalisten-Verband fordert von den Polizeibehörden des Bundes und der Länder Schutzkonzepte für Medienschaffende, die über Protestkundgebungen berichten: “Es ist höchste Zeit, dass die Polizeiführungen festlegen, wie sie uns schützen wollen.” Wenn der von Impfgegnern und “Querdenkern” angekündigte heiße Herbst erst begonnen habe, sei es für vorausschauende Maßnahmen zu spät.

5. Dem Kreml glaubt fast niemand
(faz.net, Lara Kirschbaum)
Gemäß einer repräsentativen Umfrage des Digitalverbands Bitkom verfange die russische Staatspropaganda in Deutschland nicht: “Von den 1004 befragten Bürgern ab 16 Jahren, die Teil der Studie waren, gab die Mehrheit von 87 Prozent zum Thema an, sie misstraue der russischen Regierung, 80 Prozent sagten dies mit Blick auf die russischen Medien. Nur vier Prozent gaben an, sie mäßen russischen Medien Wahrheitsgehalt zu, der Rest der Befragten enthielt sich.”

6. Polizei Essen bittet nach Twitter-Panne um Entschuldigung
(spiegel.de)
“Fürs Biertasting am Freitag im Café Kram in Bottrop sind noch Plätze frei”, verkündete die Polizei Essen auf Twitter und sorgte damit für größere Verwirrung, offenbar auch in den eigenen Reihen: “Wir können uns nicht erklären, wie dieser Beitrag in unser Profil gelangen konnte, Nachforschungen diesbezüglich laufen.” Mittlerweile sind diese “Nachforschungen” abgeschlossen, die Polizei konnte den Täter ermitteln.

Desinformation aus Österreich, Eingebettet im Donbas, Sylt

1. Desinformation aus Österreich
(taz.de, Matthias Meisner)
Der rechtsextreme österreichische Online-Sender AUF1 wolle nach eigenen Angaben nach Deutschland expandieren und eine feste Redaktion in Berlin aufbauen. Matthias Meisner erklärt, was es mit dem verschwörungslastigen Rechts-Medium auf sich hat.
Weiterer Lesehinweis: “Russlands abgeschalteter Propagandasender RT hat einen Nachfolger: Das Portal AUF1 verfolgt eine aggressive Taktik fern aller journalistischer Standards”: Aktivismus statt Journalismus (zeit.de, Hendrik Merker).

2. “Zeigen, wie schlimm die Situation im Donbass ist”
(tagesspiegel.de, Anastasia Trenkler)
Der ZDF-Reporter Winand Wernicke konnte vier Tage lang russische Soldaten im Donbas begleiten – “als Embedded-Reporter” und streng kontrolliert in seiner Berichterstattung. Im Interview mit dem “Tagesspiegel” erzählt Wernicke, wie es dazu kam, welche Auflagen ihm gemacht wurden und wie er zu deratigen Reportage-Reisen steht.

3. «Aufregerschlagzeilen sind wie Fast Food: attraktiv, aber ungesund»
(nzz.ch, Ruth Fulterer, Judith Blage)
“Perspective Daily” ist ein Online-Magazin, das nach den Prinzipien des konstruktiven Journalismus arbeitet. Die “NZZ” hat sich mit einem der Gründer, dem Neurowissenschaftler Han Langeslag, über das Projekt unterhalten und ihn gefragt, wo in Zeiten von Klimawandel, Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg noch Platz für Positives bleibt.

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4. Wie Starjournalisten al-Sisis Drecksarbeit machen
(reporter-ohne-grenzen.de)
In einem 27-seitigen Bericht (PDF, englisch) zeigt Reporter ohne Grenzen, wie sich in Ägypten regierungsnahe Fernsehmoderatoren zu Komplizen der Regierung machen: “Als Marionetten des diktatorischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi verleumden und diskreditieren sie die wenigen verbliebenen kritischen Medienschaffenden im Land.” Der Bericht beleuchte einen blinden Fleck in der ägyptischen Medienlandschaft und zeige, wie das Regime bekannte Fernsehpersönlichkeiten bewusst einspannt.

5. So viel weiß TikTok über Ihr Handy
(spiegel.de, Janne Knödler & Frederik Obermaier & Anton Rainer & Marcel Rosenbach)
“TikTok steht seit Langem für seine Geschäftspraktiken in der Kritik. Nun hat ein IT-Sicherheitsunternehmen den Quellcode der Video-App untersucht – und ist dabei auf eine verdächtige Verbindung gestoßen.” Es geht unter anderem um “mögliche Datenweiterleitungen nach China”. Beim “Spiegel” kann man nachlesen, was die Sicherheitsexperten genau festgestellt haben und warum die Angelegenheit für TikTok noch unangenehm werden könnte.
Nachtrag: Auch das Team der “zerforschung” hat sich die TikTok-Analyse angeschaut und ist nicht besonders überzeugt von den Ergebnissen: “Das ist größtenteils Quatsch.” Dem Bericht fehle technische Tiefe, sinnvolle Informationen seien ebenfalls nicht zu finden: “Hier wurden großteils Ausgaben automatischer Tools unhinterfragt wiedergekäut. Das macht noch keine Analyse.” In Richtung “Spiegel” heißt es: “Hier wären auch große Medien wie @derspiegel in der Pflicht, solche Behauptungen kritisch zu überprüfen, statt sie direkt mit einer clickbaity Schlagzeile zu übernehmen.”
Weiterer Lesehinweis zum Thema Datennutzung durch China, allerdings im Zusammenhang mit einer anderen App: Politische Kontrolle mit Corona-App: “Ohne Gesundheits-App geht in Chinas Großstädten nichts: Wer einen roten statt grünen Code hat, kommt weder in den Bus noch in den Supermarkt. Inzwischen setzen Behörden die App ein, um missliebige Personen festzusetzen.” (tagesschau.de, Tamara Anthony)

6. Sylt, ein juris­ti­sches Wim­mel­bild
(lto.de, Martin Rath)
Als “Insel der Schönen und Reichen” steht Sylt oft im Fokus der Boulevardmedien. In Zusammenhang mit dem 9-Euro-Ticket und der Hochzeit von Finanzminister Christian Lindner berichteten auch viele andere Redaktionen über beziehungsweise von der Nordseeinsel. Martin Rath hat ein paar interessante Rechtsgeschichten rund um Sylt zusammengesucht. Es entsteht ein trotz der trockenen Materie unterhaltsames “juristisches Wimmelbild”.

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