Suchergebnisse für ‘Julian Reichelt’

Selbstzensur, “Bild”-Strafanzeige, “Pro7Sat1”-Zuschauer fett und arm?

1. Deutscher Wissenschaftsverlag zensiert Angebot
(deutschlandfunk.de, Steffen Wurzel)
Der deutsche Wissenschaftsverlag “Springer Nature” ist auch in China vertreten, dort aber nicht mit dem kompletten Angebot: Der Verlag habe bestätigt, dass er den Zugang zu bestimmten Artikeln in China blockiert habe. Diese Maßnahme sei nach Angaben des Verlags “zutiefst bedauerlich, wurde aber ergriffen, um wesentlich massivere Auswirkungen für unsere Kunden und Autoren zu vermeiden.” Die Organisation “Reporter ohne Grenzen” kritisiert das Vorgehen und fordert den Verlag auf, seine Entscheidung zu überdenken und die Zusammenarbeit mit den chinesischen Zensurbehörden sofort zu stoppen. Eine besondere Brisanz bekommt der Vorgang dadurch, dass “Springer Nature” eine Kooperation mit “Tencent” vereinbart habe, einem der größten chinesischen Medien- und Onlinekonzerne — in zeitlicher Nähe zur kritisierten Selbstzensur, der wohl mehr als 1000 Beiträge zum Opfer gefallen sind.

2. Nach Strafanzeige von Herbert Grönemeyer: Staatsanwaltschaft Berlin ermittelt gegen Bild-Verantwortliche
(meedia.de, Marvin Schade)
Nach Informationen des Branchendienstes “Meedia” hat Herbert Grönemeyer Strafanzeige gegen mehrere Verantwortliche der “Bild”-Zeitung erstattet. Neben den Verantwortlichen in der “Bild”-Chefredaktion, also die Chefredakteure Julian Reichelt und Tanit Koch, könnte sich die Anzeige auch gegen Mitarbeiter der Rechtsabteilung des Axel-Springer-Verlags richten. Vereinfacht gesagt, geht es um Paparazzi-Aufnahmen, gegen die Grönemeyer vorgegangen war, und die damit verbundene Berichterstattung. Doch die Angelegenheit hat noch einen zusätzlichen Twist: Ein Fotograf hatte behauptet, von Grönemeyer geschlagen und verletzt worden zu sein, und hatte versucht, dies mit manipuliertem Bildmaterial zu belegen.

3. “Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache.” Hanns Joachim Friedrichs (angeblich)
(falschzitate.blogspot.de, Gerald Krieghofer)
Gerald Krieghofer knöpft sich im neuesten Beitrag seines Falschzitate-Blogs die angebliche Äußerung von Journalistenlegende Hanns Joachim Friedrichs vor, nach der man einen guten Journalisten daran erkenne, dass er sich nicht gemein mache mit einer Sache: “Das ist ein Falschzitat, weil es eine Aussage des deutschen Fernsehjournalisten Hanns Joachim Friedrichs aus einem SPIEGEL-Gespräch über die notwendige emotionale Distanz eines Fernsehmoderators zu der Nachricht, die er präsentiert, ins Unsinnige verallgemeinert.”

4. ProSiebenSat.1-Chef Ebeling lästert über seine Zuschauer
(dwdl.de, Timo Niemeier & Thomas Lückerath)
In einer Telefonkonferenz mit Analysten und Börsen-Experten habe sich der Vorstandsvorsitzende von “ProSiebenSat.1”, Thomas Ebeling, abfällig über Zuschauer geäußert: “All die Hollywood-Blockbuster gibt es auf unseren Sendern und nicht jeder Netflix-Film ist ein Homerun. Und sehr oft sind deren Inhalte sehr, sehr Arthouse-like. Es gibt Menschen, ein bisschen fettleibig und ein bisschen arm, die immer noch gerne auf dem Sofa sitzen, sich zurücklehnen und gerne unterhalten werden wollen. Das ist eine Kernzielgruppe, die sich nicht ändert.” Ein Sprecher von “ProSiebenSat.1” dementiert die Aussagen nicht und spricht davon, dass sie “womöglich missverstanden werden” könnten.

5. Heil Heiler!
(taz.de, Matthias Kreienbrink)
Aus der deutschsprachigen Ausgabe des Computerspiels “Wolfenstein II” wurden nicht nur Hakenkreuze oder SS-Runen entfernt, hier fehlt auch der nationalsozialistische Völkermord an den Juden. Das Problem: “Wolfenstein II” ist kein Nazi-Game, sondern — ganz im Gegenteil — ein antifaschistisches Computerspiel. Matthias Kreienbrink ist in seinem Beitrag auf die Schwierigkeiten des Umgangs mit der Geschichte eingegangen und hat Experten befragt. Es sei Zeit für eine öffentliche Debatte: “Wann endlich trauen wir Videospielen mehr zu?”

6. Aufwachen #250: Claus Kleber ist zu Gast + Fortpflanzung, Lobbyismus (mit Hans Jessen)
(youtube.com, Tilo Jung & Stefan Schulz)
Der “Aufwachen”-Podcast mit Tilo Jung und Stefan Schulz feiert seine 250. Ausgabe mit zahlreichen Gratulanten und Special Guest Claus Kleber, der seit vielen Jahren das “heute journal” im ZDF moderiert. Mit Kleber haben sich die Medien-Podcaster unter anderem über dessen neues Buch “Rettet die Wahrheit!” unterhalten, das vom Verlag als “flammendes Plädoyer für die Unabhängigkeit der Medien und gegen die Kampagnen der Hetzer” bezeichnet wird. Außerdem mit dabei in der mehr als vierstündigen Jubiläumssendung: “Jung & Naiv”-Coproduzent Alexander Theiler und der langjährige ARD-Hauptstadtkorrespondent Hans Jessen. BILDblog gratuliert und wünscht alles Gute für die nächsten 250 Folgen!

30 000 Asylbewerber verschwunden? “Bild” errechnet völligen Unsinn (2)

Wir hatten ja gestern bereits geschrieben, dass wir Zweifel haben, ob bei den “Bild”-Leuten überhaupt irgendetwas ankommt. Heute zeigt sich einmal mehr: Nein, kommt es nicht.

Es geht noch einmal um die heutige “Bild”-Titelgeschichte. Vorhin haben wir hier im Blog aufgeschrieben, dass die Autorin Larissa Krüger Zahlen völlig falsch einsetzt und damit zum viel zu hohen Ergebnis kommt, dass 30.000 abgelehnte Asylbewerber verschwunden seien. Wendet man die Zahlen, die Krüger nutzt, richtig an, sind es eher 3000, vermutlich sogar noch weniger.

Bei Twitter auf diesen Fehler angesprochen, schreibt Ralf Schuler, Leiter des “Bild”-Parlamentsbüros:

Die vermeintliche Bestätigung durch Kanzleramtsminister Peter Altmaier gibt es jetzt bereits bei Bild.de. Und es ist ganz bestimmt keine vollumfängliche Bestätigung der “Bild”-Geschichte von heute, auch wenn Bild.de das in der Dachzeile weismachen will:

Screenshot Bild.de - Kanzleramtsminister Altmaier bestätigt Bild-Bericht - Niemand weiß, wie viele Asylsuchende abgetaucht sind

Die Redaktion wiederholt noch einmal dieselbe falsche Zahl von 30.000 abgelehnten Asylbewerbern, was sie nicht richtiger macht, und zitiert dann Altmaier:

BILD fragte im Kanzleramt nach, wollte von Angela Merkels Kanzleramtsminister wissen, wie so etwas entstehen kann. Und Peter Altmaier bestätigte den BILD-Bericht zu den verschwundenen Flüchtlingen.

Seine Antwort: “Bis­lang weiß nie­mand genau, wie viele Asyl­su­chen­de Deutsch­land und Eu­ro­pa wie­der ver­las­sen haben, ohne sich ab­ge­mel­det zu haben oder viel­leicht in die Schwarz­ar­beit ab­ge­taucht sind.”

Zusätzlich “hat ver­mut­lich noch eine er­heb­li­che Zahl an Per­so­nen un­ab­hän­gig von staat­li­chen Maß­nah­men frei­wil­lig das Land ver­las­sen, die in kei­ner Sta­tis­tik auf­tau­chen”, so Altmaier.

“Bild” schreibt: 30.000 sind verschwunden.
Altmaier sagt: Niemand weiß, wie viele verschwunden sind.
Bild.de schreibt: Altmaier bestätigt “Bild”.

Tja.

Wie fatal eine falsche Schlagzeile auf der “Bild”-Titelseite ist, zeigen nicht nur die Reaktionen von rechten Scharfmachern, die diese gern aufgreifen, sondern auch die Reaktionen von Politikern. Sie glauben “Bild” den Unsinn einfach und plappern ihn nach.

Im Bild.de-Artikel kommen verschiedene Parlamentarier zu Wort. Es ist zum Heulen:

Der BILD-Bericht über die rund 30 000 verschwundenen Flüchtlinge hatte bei Politikern Entsetzung und Empörung ausgelöst — die Opposition sprach sogar von „Staatsversagen“. FDP und CSU forderten Zentren für Ausreisepflichtige, “aus denen denen das Entweichen unmöglich ist”.

Wolfgang Kubicki fordert aufgrund des “Bild”-Berichts zum Beispiel spezielle “Abschiebeeinrichtungen”:

FDP-Vize Wolfgang Kubicki zu BILD: “Ob 30 000 oder nur 20 000 Menschen, die unser Land verlassen müssen, verschwunden sind, ist völlig egal. Dass sowas überhaupt möglich ist, straft die Aussage lügen, in unserem Staat würden die Behörden die Sicherheit bestmöglich gewährleisten.”

Seine Forderung: “Wir brauchen dringend Abschiebeeinrichtungen, aus denen das Entweichen unmöglich ist.”

“Ob 30 000 oder nur 20 000 Menschen” ist also egal. Und nur 3000?

Und auch Burkhard Lischka übernimmt einfach die falschen 30 000:

Der innenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Burkhard Lischka: “30 000 Menschen können nicht einfach verschwinden. Es ist allerdings ein dramatischer Kontrollverlust, wenn die zuständigen Behörden keine Ahnung haben, wo sie sind. Mich wundert nicht, dass solche Zustände immer wieder im Bereich von Innenminister Thomas de Maizière zu finden sind. Er war es doch, der in den letzten Monaten etwa 3 000 Stellen beim BAMF abgebaut hat.”

“Bild”-Oberchef Julian Reichelt soll neulich bei einem Auftritt gesagt haben:

Wenn man einen Fehler gemacht hat, ist das beste Wort “Entschuldigung”.

Ja. Oder einfach so tun, als hätte man keinen Fehler gemacht.

Nachtrag, 4. November: Trotz der vermeintlichen Bestätigung aus dem Bundeskanzleramt schreibt nun auch die “Bild”-Zeitung, dass die Zahl von 30.000 nicht richtig war.

Guttenbergs Anwalt, bedrohte Journalisten, fehlende Tanit Koch

1. Wiedervereinigte Medienrepublik – was eint, was trennt?
(ndr.de, Video, 29:49 Minuten)
Passend zum Tag der Deutschen Einheit hat das Medienmagazin “Zapp” eine Schwerpunktsendung zur “wiedervereinigten Medienrepublik” zusammengestellt. In den drei Beiträgen geht es um “Medien-Klischees über den Osten”, “Zuschauerbindung beim MDR” und den “‘Neues Deutschland’-Fake”, dazu gibt es ein Interview mit Sergej Lochthofen, den früheren Chefredakteur der “Thüringer Allgemeinen”.

2. Guttenbergs Firma ist weltweit präsent – aber kaum zu finden
(morgenpost.de, Sebastian Geisler)
Fragt man Karl-Theodor zu Guttenberg nach einem möglichen politischen Comeback, verweist der frühere Verteidigungsminister gern auf sein “expandierendes Unternehmen” “Spitzberg Partners”. Fragt man nach “Spitzberg Partners”, meldet sich Guttenbergs Anwalt Christian Schertz. Sebastian Geisler von der “Berliner Morgenpost” hat sich von drohenden Gegendarstellungen und Unterlassungen nicht abschrecken lassen und weiterrecherchiert, auf der Suche nach “Spitzberg”-Dependancen und -Mitarbeitern. Sein Werkstattbericht handelt nicht nur von Guttenbergs Firma, sondern auch von dessen Umgang mit den Medien.

3. Morddrohungen gegen Journalisten
(taz.de, Marina Mai)
Trung Khoa Le betreibt von Berlin aus die zweisprachige Onlinezeitung thoibao.de. Dort hat er unter anderem über die Entführung des vietnamesischen Expolitikers Trinh Xuan Thanh berichtet — ausgesprochen erfolgreich, mit 1,5 Millionen Klicks allein im August, von denen 80 Prozent aus Vietnam gekommen sein sollen. Nun wird Le verfolgt. Fotos von ihm tauchen im Internet auf, genauso Informationen über seine Kinder und Morddrohungen gegen ihn. Verwandte von Le wurden bereits vom vietnamesischen Geheimdienst befragt.

4. Die Reise zum Mittelpunkt des Bebens
(newsroom.de, Christian Jakubetz)
“Vor ein paar Jahren”, schreibt Christian Jakubetz, habe er mal eine Idee gehabt, die nie über den Status einer Idee hinausgekommen sei: ordentlichen Lokaljournalismus ordentlich aufziehen. “Man geht raus, schreibt Geschichten aus der Lebenswirklichkeit der Menschen, immer unter der Fragestellung: Wie geht’s uns eigentlich in Deutschland gerade so? Das alles zum einen multimedial aufbereitet und zum anderen an und aus Orten erzählt, die sonst nicht so sehr im Fokus der medialen Aufmerksamkeit stehen.” Das Interesse von Redaktionen damals: ganz knapp über null. Plötzlich entdecken “taz” und “Zeit Online” den Lokaljournalismus wieder. Dass nun “eine nur leichte Abwandlung” seiner Idee “gerade als das wirklich heiße Ding im Journalismus gefeiert” werde, amüsiert Jakubetz.

5. Kleines Heft mit großen Zielen
(sueddeutsche.de, Oliver Meiler)
Das Magazin “Eastwest”, das seit kurzer Zeit auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz an den Kiosken liegt, hieß eigentlich mal “East” und war das PR-Blatt der italienischen Bank “Unicredit”. Heute steckt das Kreditinstitut teilweise zwar immer noch hinter dem Printprojekt, aber “Eastwest” ist ein durchaus ernstzunehmendes Politmagazin geworden. Oliver Meiler hat die kleine Redaktion, die inzwischen auf italienisch, englisch und deutsch publiziert und der Anfragen aus Spanien und Portugal vorliegen, in ihrer Produktionswohnung in Rom besucht.

6. Warum Tanit Koch im neuen “Bild”-Buch fehlt
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Thomas Lückerath hat sich das große “Bild”-Buch aus dem “Taschen Verlag” genauer angeschaut, auch die Übersicht aller Chefredakteure des Boulevardblatts. Auffällig: In dem von Kai Diekmann und Julian Reichelt herausgegeben Werk lauten die letzten zwei Chefredakteure: Kai Diekmann und Julian Reichelt. Es fehlt: Tanit Koch, die aktuelle Chefredakteurin der gedruckten “Bild”, der im Februar dieses Jahres Reichelt als “Bild”-Oberchef vorgesetzt wurde. Lückerath fragt sich: “Warum ignoriert das Buch zur Geschichte der Bouevardzeitung aber ihre [Kochs] gut 13 Monate an der Spitze von ‘Bild’ von Anfang 2016 bis Februar 2017?” Die Antwort, die der Verlag ihm auf diese Frage liefert, hält er für “interessant”.

Opferfotos lässt “Bild” sich nicht verrügen

Vor vier Monaten, einen Tag nach dem Terroranschlag bei einem Konzert in Manchester, titelte Bild.de:

Saffie (8) und Georgina (18) hatten sich so auf das Konzert gefreut - Zu jung zum Sterben! [Dazu zwei große Porträtaufnahmen der beiden Opfer]
(Unkenntlichmachungen durch uns.)

Und wenig später:

TERROR IN MANCHESTER - Ihre Mutter weiß noch nicht, dass Saffie (8) tot ist [ebenfalls mit großem Porträtfoto des Mädchens]
(Unkenntlichmachung durch uns.)

Zu diesem Zeitpunkt lag die Mutter, ebenfalls ein Opfer des Anschlags, noch auf der Intensivstation.

Mehrere Menschen reichten dazu Beschwerden beim Presserat ein. Sie verwiesen auf Ziffer 8 des Pressekodex, nach der die Identität von Opfern — insbesondere wenn es sich um Kinder und Jugendliche handelt — besonders zu schützen ist. Und auf Ziffer 11, nach der die Berichterstattung in solchen Fällen ihre Grenzen „im Respekt vor dem Leid von Opfern und den Gefühlen von Angehörigen“ findet. Kritisiert wurde von den Beschwerdeführern außerdem, dass Fotos eines Opfers veröffentlicht wurden, ohne dass dessen Mutter wisse, dass ihr Kind tot ist.

Presserats-“Maßnahmen”:
Hat eine Zeitung, eine Zeitschrift oder ein dazugehöriger Internetauftritt gegen den Pressekodex verstoßen, kann der Presserat aussprechen:
 
1) einen Hinweis,
2) eine Missbilligung,
3) eine Rüge.
 
Eine “Missbilligung” ist schlimmer als ein “Hinweis”, aber genauso folgenlos. Die schärfste Sanktion ist die “Rüge”. Gerügte Presseorgane werden in der Regel vom Presserat öffentlich gemacht. Rügen müssen in der Regel von den jeweiligen Medien veröffentlicht werden. Tun sie es nicht, dann tun sie es nicht.

„Bild“-Oberchef Julian Reichelt aber hat für solche Einwände kein Verständnis. Die Beschwerden seien „nicht nachzuvollziehen“, teilte er dem Presserat in einer Stellungnahme mit. Die Fotos seien weder reißerisch noch moralisch verwerflich — das sei nur der Terroranschlag selbst. Ganz ähnlich sah es auch “Bild”-Ombudsmann Ernst Elitz Ende Mai.

Außerdem hätten ja, so Reichelt, auch viele ausländische Medien die Fotos gezeigt. Dies werfe die Frage auf, ob etwas nach deutschem Verständnis unethisch sein könne, wenn es doch weltweit selbstverständlich sei? Sei Presseethik nicht vielmehr universell?

Reichelts Logik: Wenn Medien im Ausland irgendwas machen, darf man das hierzulande automatisch auch. (Wobei “Bild” natürlich auch unabhängig davon immer das Recht hat, Fotos von Opfern zu zeigen, weil man der Tragödie doch ein Gesicht geben müsse!)

Der Presserat jedoch sah das — wie schon die vielen, vielen, vielen Male zuvor — anders:

Nach Auffassung des Presserats [bestand] kein öffentliches Interesse an der identifizierbaren Darstellung der Opfer. […] Die verwendeten Fotos stammten aus sozialen Netzwerken. Eine Einwilligung der Angehörigen zur Verwendung der Bilder in der Presse lag jedoch nicht vor, wäre aber erforderlich gewesen, so der Presserat. Es handelte sich nicht um Personen des öffentlichen Lebens.

In seiner jüngsten Sitzung wertete er die Berichterstattung darum als schweren Verstoß gegen den Pressekodex und sprach zwei öffentliche Rügen gegen Bild.de aus, die härteste “Sanktion”, die ihm zur Verfügung steht.

Gestern erschienen bei Bild.de übrigens diese Artikel:

Mindestens 59 Tote bei Massaker in Las Vegas - Die Opfer - 32 Jahre verheiratet, ein letztes Selfie, sie starb in seinen Armen [dazu mehrere Porträtfotos von Opfern des Massakers]

Mindestens 59 Tote bei Massaker in Las Vegas - Mutter von vier Kindern, Lehrerin, Cheerleader - So viele Leben einfach ausgelöscht [dazu mehrere Porträtfotos von Opfern des Massakers]
(Alle Unkenntlichmachungen durch uns.)

Und in der Print-Ausgabe heute:

Ausriss Bild-Zeitung mit Fotos von 29 Opfern - Mindestens 59 Konzert-Besucher starben im Kugelhagel - Beim Feiern aus dem Leben gerissen
(Unkenntlichmachungen durch uns.)

Ebenfalls zum Anschlag in Manchester:

Mit Dank an Oliver M.!

Die AfD-Gärtner der “Bild”-Zeitung wundern sich über die Frucht-Ernte

Liest man heute den Kommentar von Tanit Koch zur Bundestagswahl und den 12,6 Prozent, die die AfD bekommen hat, könnte man fast meinen, dass die “Bild”-Chefredakteurin in den vergangenen Monaten durchgehend im Urlaub war und nichts davon mitbekommen hat, was in ihrem Blatt so passiert ist.

Ausriss Bild-Zeitung - Überschrift des Koch-Kommentars - Die Früchte der Angst

Koch schreibt:

Für Anstand steht das A in AfD nicht. Dennoch wurde sie gewählt — weil die regierenden Parteien, weil die Kanzlerin Vertrauen verspielt haben. (…)

Angela Merkel ist es nicht gelungen, einer verunsicherten Bevölkerung die Sorge vor Kriminalität und Islamisierung zu nehmen.

Die Angst davor gab es lange vor der Flüchtlingskrise. Doch man war sich zu fein dafür, sie zu adressieren. Nun hat die AfD die Früchte dieser Angst geerntet.

Es mag stimmen, dass ein Grund für die AfD-Stärke die Schwäche der “regierenden Parteien” ist. Es mag stimmen, dass Angela Merkel Sorgen nicht schmälern konnte. Was aber auch stimmt, und was Tanit Koch nicht mit einer Silbe erwähnt: Die “Bild”-Zeitung hat “die Sorge vor Kriminalität und Islamisierung” stetig bedient. Um im Bilde zu bleiben: Die fauligen Bäume und dornigen Sträucher, von denen die AfD “die Früchte der Angst” ernten konnte, haben unter anderem Tanit Koch und ihr Team ausgesät, sie haben sie immer wieder gegossen und gepflegt.

Da war zum Beispiel das “Bild”-Wahlprogramm:

Ausriss Bild-Titelseite - Das große BILD-Wahlprogramm - Was sich endlich ändern muss - Rente! Steuern! Sicherheit!

Am 17. Juli, also gut zwei Monate vor der Bundestagswahl, veröffentlichte die Redaktion fast auf einer kompletten Doppelseite eine Sammlung aus 25 “ES KANN DOCH NICHT SEIN”-Punkten:

Ausriss Bild - Übersicht zur Doppelseite mit verschiedenen Wahlprogrammpunkten

Nur ein Beispiel:

Ausriss Bild-Zeitung - Forderung der Bild zu Asyl/Integration - Es kann doch nicht sein, dass Asylsuchende und Zuwanderer sich nicht nach unseren Regeln richten. Darum gilt in Deutschland ein Burka-Verbot. Frauen und deren Ehemänner, die sich dem Widersetzen, werden mit Bußgeld belegt. Handelt es sich um Touristen, müssen sie umgehend ausreisen. Ein umfassendes Ausweisungsgesetz regelt zudem, welche Straftaten zum Verlust des Aufenthaltsrechts führen. Fortgesetzter Sozialbetrug führt zur Beendigung eines Asylverfahrens.

Schon die Entscheidung für diesen Wahlkampfpunkt hat nichts mit Aufklärung zu tun, nichts mit dem Nehmen von Sorgen, sondern ist das reine Bedienen von Sorgen durch ein Scheinproblem. Abgesehen von dem Detail, dass es in der Regel nicht um Burkas, sondern um Niqabs geht, betrifft dies wohl wie viele Menschen in Deutschland? Auf der Sonnenallee in Berlin-Neukölln sicher ein paar mehr. In der Fußgängerzone in Görlitz vermutlich deutlich weniger. Sind es insgesamt im ganzen Land überhaupt mehr als 1000 Niqab-Trägerinnen? Dank “Bild” sieht es für mehrere Millionen Menschen wenige Wochen vor der Wahl so aus, als gehöre das Thema Burka/Niqab zu den 25 dringendsten der Bundesrepublik.

Dass ein Teil dieser Leute dann an den Laternen AfD-Plakate hängen sieht, auf denen steht “‘Burkas?’ Wir steh’n auf Bikinis.”, und sich denkt “Och, joar, könnte man vielleicht wählen” — völlig abwegig ist das nicht.

Diese Burka-Forderung, dieses ganze “Bild”-Wahlprogramm voller AfD-Positionen war komplett unnötig. Ja, man kann das machen, wenn man ganz rechten Positionen eine Plattform geben, Ressentiment schüren und ein bisschen zündeln will. Aber man muss es nicht. Und vor allem muss man sich dann nicht einen Tag nach der Wahl verblüfft zeigen über 12,6 Prozent. Bei der AfD waren sie im Juli jedenfalls hellauf begeistert von der kostenlosen Wahlwerbung in der immer noch auflagenstärksten Tageszeitung Deutschlands:

Tweet der AfD Bund - Hallo Bild, nahezu alles hier findet sich im AfD-Wahlprogramm
Tweet der AfD Berlin - So schnell kann es gehen: Das Bild-Wahlprogramm liest wie das der AfD. Gut gemacht
Tweet von Uwe Junge - Endlich! Die BILD als Wahlkampfblatt für die AfD! Unser Programm in BILD veröffentlicht!

Das “Bild”-Wahlprogramm war nur ein kleiner Baustein der Berichterstattung, die Uwe Junge, Alexander Gauland, Alice Weidel und all den anderen in die Hände gespielt hat. Seit Jahren — auch schon lange vor Gründung der AfD — trägt die Redaktion dazu bei, dass Positionen wie die der rechtesten Partei im kommenden Bundestag millionenfach an Kiosken liegen. Und häufig basieren die empörten und empörenden Schlagzeilen auch noch auf falschen Fakten. Da war beispielsweise der von einem AfD-Sympathisanten erfundene falsche Flüchtlings-“Sex-Mob”, den “Bild” willfährig aufgriff. Die sechsfach falsche Meldung, dass in Deutschland “aus Rücksicht auf Muslime die christlichen Wurzeln des Weihnachtsfestes unterschlagen” würden. Die falsche Geschichte, dass Politiker forderten, dass Christen “im Weihnachts-Gottesdienst muslimische Lieder singen” sollen. Die falsche Information, dass Flüchtlinge in Hamburg problemlos schwarzfahren dürften. Oder das falsche Gerücht, dass Sanitäter des Roten Kreuzes wegen Asylbewerbern nun Schutzwesten anhätten. “Bild” schreibt gegen Muslime, gegen Roma, gegen Griechen, gegen Ausländer, noch mal gegen Muslime, ein weiteres Mal gegen Muslime, gegen Migranten, gegen Muslime. Es sei auch noch mal an den hasserfüllten Kommentar von Nicolaus Fest erinnert, der einst Kulturchef bei “Bild” und bis September 2014 stellvertretender Chefredakteur beim Schwesternblatt “Bild am Sonntag” war und der gestern als Direktkandidat der AfD im Berliner Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf nicht den Einzug in den Bundestag schaffte.

Am 17. Juli dann also das “Bild”-Wahlprogramm. Und auch danach ging es weiter mit der AfD-Förderung durch das Boulevardblatt. Mats Schönauer hat sich bei “Übermedien” durch die vergangenen zwei “Bild”-Monate gewühlt. So sahen die Titelseiten und Überschriften aus:

Collage mit Bild-Schlagzeilen - Mitten in Deutschland Burka-Frau verprügelt Dessous-Verkäuferin - Krankenkassen machen Minus Flüchtlinge kosten 20 Millionen im Monat - Asylbetrug So leicht ist es in Deutschland abzukassieren - Die große Abschiebe-Lüge - 387 Abschiebungen in letzter Minute gestoppt - Das hat der Islam mit Terror zu tun - So viele Flüchtlinge haben keinen Schulabschluss - Und wieder ein Frauenmörder der längst abgeschoben sein müsste - Joggerin vergewaltigt Warum wurde der Täter nicht abgeschoben? - Die Strafakte der abgeschobenen Afghanen - So spaltet die Flüchtlingskrise unser Land

Ich glaube nicht, dass die “Bild”-Redaktion ein Haufen von AfD-Wählern ist. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass Julian Reichelt und Tanit Koch und die meisten anderen “Bild”-Mitarbeiter in ihren Kommentaren öffentlich gegen diese Partei anschreiben und in der Wahlkabine heimlich Kreuze bei ihr machen. Und trotzdem ist die “Bild”-Zeitung ein AfD-Blatt. Mit ihren gewählten Schwerpunkten, mit den Zuspitzungen auf den Titelseiten, mit den verwendeten Begriffen in Überschriften haben Reichelt und Koch und viele ihrer Kollegen die Gesprächsthemen in Büromittagspausen, in Bauwägen und an analogen wie digitalen Stammtischen geprägt. Über die “Burka-Frau” wurde dort diskutiert. Man regte sich über die Bedrohung der Rot-Kreuz-Sanitäter auf. War wütend über schwarzfahrende Flüchtlinge. “Bild” hat nicht direkt für die AfD geworben. “Bild” hat aber den öffentlichen Diskurs im Sinne der AfD vorgegeben.

Tanit Koch und ihre Redaktion titeln heute:

Titelseite der Bild-Zeitung - Der Rechts-Rumms

“Bild” hat kräftig mitgerummst.

Die digitalen Hühnerdiebe von Bild.de

Folgende Situation: In der Konferenz hat die Online-Redaktion festgelegt, dass noch heute etwas zum “Brodeln” “unter der Erde” “in China” erscheinen solle. Das Thema müsse man machen, schließlich habe das Ganze auch eine politische Komponente: Bereits zehn Minuten, nachdem Nordkoreas Diktator Kim Jong-un am 2. September eine Wasserstoffbombe gezündet haben soll, sollen Wissenschaftler neuerliche seismische Aktivitäten gemessen haben, auch im Grenzgebiet zwischen Nordkorea und China, in der Nähe des Vulkans Mount Paektu. Der könnte unter ungünstigen Umständen ausbrechen.

Seismologie? Mount Paektu? China? Nordkorea? Herrje!

Für die Autoren bei Bild.de ist eine solche Situation aber gar kein Problem:

Screenshot Bild.de - China sperrt Nationalpark - Hat Kims Bombe Super-Vulkan geweckt?

Im Artikel über den “Super-Vulkan” stecken sogar einige interessante Informationen zum Mount Paektu. Diese hier zum Beispiel:

Angsteinflößend ist er wegen seiner extrem starken Eruption im Jahr 946. Sie dauerte mehrere Jahre und brachte es auf Stufe sieben der Skala, mit der Vulkanausbrüche gemessen werden — die höchste Stufe.

Wir wissen auch, wo der anonyme Bild.de-Schreiber diese Informationen, nun ja, recherchiert hat. Am 24. Februar dieses Jahres veröffentlichte Horst Rademacher bei FAZ.net einen Artikel über Mount Paektu. Darin auch diese Passage:

Berüchtigt ist er wegen einer extrem starken Eruption im Jahr 946 nach Christus, die mehrere Jahre anhielt. Sie erreichte dabei die höchste Stufe auf der siebenteiligen Skala, mit der die Stärke von Vulkanausbrüchen bestimmt wird.

Zurück zu Bild.de. Etwas weiter hinten im Text steht:

In der koreanischen Mythologie spielt Mount Paektu eine besondere Rolle, denn er gilt als Geburtsstätte von Dangun, dem Gründer des ersten koreanischen Königreiches. Auch Kim Jong-il, Vater von Kim Jong-un, behauptet, am Fuße des Vulkans geboren zu sein, was laut sowjetischen Dokumenten nicht stimmt. Demnach soll er in der Nähe der sibirischen Stadt Chabarowsk das Licht der Welt erblickt haben.

Auch das kommt einem alles sehr bekannt vor, wenn man den sieben Monate alten FAZ.net-Text kennt. Horst Rademacher schrieb dort:

In der koreanischen Mythologie spielt der aktive Vulkan Paektu eine besondere Rolle, gilt er doch als die Geburtsstätte von Dangun, dem Gründer des ersten koreanischen Königreiches. Auch Kim Jong-il, der Vater des gegenwärtigen kommunistischen Diktators in Nordkorea, Kim Jong-un, soll an den Flanken des Vulkans geboren worden sein. Dem widersprechen allerdings sowjetische Dokumente, nach denen er in der Nähe der sibirischen Stadt Chabarowsk zur Welt gekommen sein soll.

Die Bild.de-Redaktion hat gleich zweimal geklaut, jeweils einen kompletten Absatz. Einen Hinweis auf Rademachers “FAZ”-Stück hat sie nirgendwo im Artikel untergebracht.

Wir erinnern an dieser Stelle gern noch einmal an einen Vorwurf von Bild.de-Chefredakteur Julian Reichelt, der vor etwa zwei Jahren in Richtung von “Focus Online”-Chefredakteur Daniel Steil twitterte:

Mit Dank an Frank für den Hinweis!

“Bild” liefert wieder Futter für rechte Hetzer

Acht Afghanen wurden am Dienstagabend von Düsseldorf aus nach Kabul abgeschoben. Es war die erste Sammelabschiebung nach Afghanistan seit vier Monaten. Die acht Männer waren in Deutschland alle straffällig geworden, einige von ihnen mit abscheulichen Taten wie Vergewaltigung oder Kindesmissbrauch.

Die Düsseldorf-Ausgabe der “Bild”-Zeitung titelte gestern groß:

Ausriss Titelseite Bild-Düsseldorf - Gestern, 19:36 Uhr, startete die Boeing 737 von Düsseldorf nach Kabul - Abschiebe-Flieger voller Sex-Täter!

Und auch Bild.de schrieb von einem “FLIEGER VOLLER SEX-TÄTER”:

Screenshot Bild.de - Flieger voller Sex-Täter! Verbrecher nach Afghanistan abgeschoben

Das ist natürlich maßlos übertrieben und vermittelt ein ziemlich falsches Bild. Eine Boeing 737, mit der die Abschiebung durchgeführt wurde, bietet — je nach Ausführung — Plätze für bis zu 230 Menschen. Acht davon waren durch abgeschobene Personen besetzt. In Düsseldorf startete am Dienstagabend kein “FLIEGER VOLLER SEX-TÄTER!”

Angesprochen auf die Diskrepanz zwischen der reißerischen Überschrift und den Fakten, reagierte “Bild”-Oberchef Julian Reichelt bei Twitter:

Tatsächlich lautet die “Zeile” bei Bild.de nun anders:

Screenshot Bild.de - Kriminelle aus Deutschland abgeschoben - Hier kommen die Verbrecher in Afghanistan an

In der Düsseldorfer Print-Ausgabe ließ sich der Unsinn vom “ABSCHIEBE-FLIEGER VOLLER SEX-TÄTER” hingegen nicht mehr anpassen. Und auch nicht auf den rechten und ganz rechten Facebook-Seiten, die die “Bild”-Schlagzeile liebend gern verbreiteten:

Screenshot Facebook-Seite Deutsches Volk bewaffne dich mit Wissen mit Bild.de-Post
Screenshot Facebook-Seite Ich will mein Land zurück mit Bild.de-Post
Screenshot Facebook-Seite Büdingen wehrt sich Asylflut stoppen mit Bild.de-Post
Screenshot Facebook-Seite Deutschland zuerst Gruppe Nordrhein-Westfalen mit Bild.de-Post
Screenshot Facebook-Seite Deutsch sein ist kein Verbrechen mit Bild.de-Post
Screenshot Facebook-Seite Einigkeit und Recht und Freiheit für das deutsche Vaterland Gemeinschaft mit Bild.de-Post

In den Kommentaren unter diesen Postings wird die Sprache der “Bild”-Schlagzeile aufgegriffen und weitergehetzt. So richtig rund ging es aber vor allem auf der “Bild”-eigenen Facebookseite. Der dortige Post wurde inzwischen (Stand: 14. September, 22:48 Uhr) über 26.000 Mal geliked, mehr als 1800 Mal geteilt, über 2800 Mal wurde kommentiert:

Screenshot Facebook-Seite von Bild.de mit Abschiebe-Flieger-Posting

Im Vergleich zu anderen “Bild”-Beiträgen in dem Sozialen Netzwerk ist dieser irre erfolgreich.

Von Julian Reichelts Ankündigung bei Twitter, die “Zeile” des Artikels anzupassen, ist bei Facebook leider nichts zu sehen. Dafür hätte die Redaktion den Selbstläufer auch löschen müssen. Mit ihm wären immerhin Kommentare wie diese verschwunden:

Es gibt ein Land da wird das Körperteil abgehackt welches die Straftat begangen hat … das wäre doch mal was…aber dafür haben wir zu wenig Pfleger…

Alles Sex Täter?? Naja dann lasst die Maschine abstürzen

Viel zu wenig abgeschoben .Das ganze Dreckspack gehört ohne wenn und aber in die schlimmsten Regionen der Erde gebracht und abgeschlachtet. Das sind keine Menschen aber au h kein Vieh, das ist Abschaum

Dazu auch:

Wahlsoftware-Debakel, Cato der Neurechte, Schweizer Kaffee

1a. BILDblog braucht Deine Hilfe — unterstütze uns bei Steady
(bildblog.de)
Hier beim BILDblog sieht es finanziell nicht gut inzwischen etwas besser aus. Das ist großartig, aber immer noch knapp kalkuliert. Um BILDblog eine solidere Basis zu geben, brauchen wir Deine Unterstützung. Es fehlen mit Stand von heute morgen nur 60 Euro, und das nächste Ziel ist erreicht. Zur Belohnung erhält jeder Unterstützer exklusiv einmal in der Woche einen Newsletter mit Hintergrundinfos, Werkstattberichten und den schönsten Anfeindungen von “Bild”-Oberchef Julian Reichelt. Unterstütze uns bei Steady (monatlich oder jährlich per Lastschrift, Paypal oder Kreditkarte), und wir erreichen gemeinsam das nächste Ziel!
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1b. Die Bundestagswahl kann manipuliert werden
(zeit.de, Kai Biermann & Holger Stark)
Noch im Januar sagte der Bundeswahlleiter, man habe die Bundestagswahl technisch so abgesichert, “dass sie gegen alle Manipulationsversuche geschützt ist”. Nun sind einem 29-jährigen Informatiker, der gerade seinen Master an der Uni Darmstadt macht, besorgniserregende Schwachstellen bei der Software „PC-Wahl“ aufgefallen, die eine Manipulation der Bundestagswahl möglich machen. Die „Zeit“ hat daraufhin Experten vom Chaos Computer Club (CCC) gebeten, die Qualität von “PC-Wahl” zu prüfen. Mit doppelt erschreckendem Ergebnis, denn die Hacker halten auch die mittlerweile eingeleiteten Gegenmaßnahmen für wirkungslos.
Weitere Informationen liefert der netzpolitik.org-Beitrag “Wahlmanipulation für Anfänger: Auswertungssoftware hat Sicherheitsprobleme”

2. Stürme von gestern
(sueddeutsche.de, Johan Schloemann)
„Cato“ heißt das neue Magazin, das sich mit einer Startauflage von 50.000 Exemplaren vornehmlich an eine rechtskonservative Leserschaft wendet. Das Blatt komme vordergründig “nicht als lautes Kampfblatt daher, sondern als kultivierte, sinnliche Sammlung von Essays, Features und Feuilletons.” Hinter der gediegenen Hülle würden allerdings führende Köpfe der neuen Rechten stecken. Johan Schloemann dröselt die besorgniserregenden Verbindungen auf.
Weitere Leseempfehlung: Andreas Speits Beitrag in der „taz“ “Wie einst in Rom”

3. Russische Drahtzieher sollen bei Facebook Anzeigen geschaltet haben
(spiegel.de)
Facebook hat 470 mutmaßlich russische Konten gesperrt, die im US-Wahlkampf rund 3.000 Anzeigen mit politischen Botschaften geschaltet haben. Das sei bei einer tiefer gehenden Untersuchung zum russischen Einfluss auf die US-Präsidentenwahl festgestellt worden, so Facebook in einem Blogeintrag.

4. Wie Tschechien gegen Fake News kämpft
(de.ejo-online.eu, Zuzana Veselková)
Auch Tschechien ist von “Fake News” betroffen: Laut einer Studie glaube ein Viertel der Tschechen pro-russischen Falschmeldungen. Zuzana Veselková erklärt die Hintergründe und erzählt, wie Regierungsstellen und private Initiativen gegen die Propaganda angehen.

5. Tagesschau als Sprachrohr des Cafetier-Verbands
(infosperber.ch, Urs P. Gasche)
In der Schweiz sorgt ein „Tagesschau“-Beitrag des SRF für Empörung: Statt seriöser Nachrichten habe die Schweizer „Tagesschau“ einen zweieinviertel-minütigen Beitrag produziert, den die PR-Abteilung des „Cafetier-Verbands“ (eine Lobbyvereinigung Schweizer Gastronomen) nicht besser hätte selber machen können, wie Urs P. Gasche kritisiert.

6. Der blaue Riese treibt die Medien vor sich her
(medienwoche.ch, Nick Lüthi)
Facebook versucht, immer weitere Bereiche unseres sozialen Alltags zu erobern. Aktuell über einen fest verankerten Button zum „Marketplace“. Der Vorstoß bedroht nicht nur Plattformen wie Ebay, sondern sei auch eine potentielle Gefahr für Medienhäuser, so Nick Lüthi: „Das vor noch nicht so langer Zeit für teures Geld zurückgekaufte Anzeigengeschäft droht den Verlagen ein zweites Mal verloren zu gehen, diesmal einfach digital.“

AfD-Stöckchen, Reichweiteneinbruch, Linksbashing

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1b. Wieso die Medien mal wieder über das AfD-Stöckchen springen
(welt.de, Christian Meier)
Mit Wonne haben sich die Medien auf den vorzeitigen Abgang der AfD-Spitzenkandidatin Weidel aus einer Talkshow gestürzt. Ähnlich wie einige Zeit zuvor, als Wolfgang Bosbach (CDU) empört ein Fernsehstudio verließ. Eklats wie diese würden von den Medien endlos ausgeschlachtet und nur ihren Initiatoren helfen, so Christian Meier auf Welt.de. Wir hatten hier im BILDblog zuvor schon mit einer ganz ähnlichen Überschrift über den Weidel-Auftritt und die medialen Reaktionen darauf berichtet.
Weiterer Lesetipp: Der “Faktenfinder”-Artikel “Mut zur Wahrheit?” über die falschen Weidelschen Zahlen.

2. Satire im Parlament
(nebgen.blogspot.de, Christoph Nebgen)
Wer “Die Partei” wählt, verachte Politik, hieß es jüngst in einem Kommentar auf “Bento” (“Mich regt der Hype um ‘Die Partei’ auf!”) Dem widerspricht Rechtsanwalt Christoph Nebgen in seinem Blog. Es sei Merkmal des demokratischen Rechtsstaates, dass man wählen könne, wen man wolle, soweit er zur Wahl zugelassen sei. “Es gibt übrigens sogar eine negative Wahlfreiheit: Ich brauche gar nicht zu wählen. Auch wenn diejenigen, die die negative Wahlfreiheit nutzen, von anderen gerne diskreditiert werden.” Abgesehen davon könne eine unkonventionelle Gegenkraft zur AfD nützlich sein: “Das könnte eine Kraft sein, die sich derselben Mittel unter umgekehrten Vorzeichen bedient, und das macht “Die Partei” bisher nicht schlecht. Wenn sie es schaffen könnte, auf diese Weise den rechten Unfug etwas im Zaum zu halten, wäre auch politisch viel gewonnen.”

3. Reichweiteneinbruch: Engagement auf Facebook um 20 Prozent gesunken
(onlinemarketing.de, Anton Priebe)
Facebook-Seitenbetreiber haben es immer schwerer, wahrgenommen zu werden: Das Netzwerk beschneidet die Reichweite der Publisher stetig weiter. Das Soziale Netzwerk habe jedoch kaum eine andere Wahl, wie Anton Priebe unter Hinweis auf die aktuellen Zahlen schreibt. Das stetig wachsende Mehr an Content bedeute zwangsweise auch weniger Reichweite für alle, denn die Aufmerksamkeit der User wie auch der Platz im Newsfeed sei begrenzt. Ein Ausweg für Publisher könnte Video-Content sein, an dem Facebook derzeit besonders interessiert sei.

4. Mit dem Zweiten basht es sich besser
(taz.de, Lisa Ecke)
Die „taz“-Autorin Lisa Ecke beschäftigt sich mit der „ZDFinfo“-Doku „Radikale von Links — Die unterschätzte Gefahr“. Der Film kreiere das Szenario eines vom Linksextremismus bedrohten Deutschlands und relativiere rechte Gewalt. Wichtige Zahlen seien falsch, und mehrfach würden die heutigen Linksradikalen mit der RAF in Zusammenhang gebracht, wohl um auf eine angebliche Brisanz des Themas hinzuweisen.

5. Einreiseverbote und Internetsperren keine Lösung
(reporter-ohne-grenzen.de)
„Reporter ohne Grenzen“ ruft die Konfliktparteien in der Ukraine auf, Journalisten frei und ungestört berichten zu lassen: „Wie beide Seiten in diesem Konflikt mit Journalisten umgehen, ist absolut unverhältnismäßig. Uns ist klar, dass der Krieg in der Ukraine auch mit Worten geführt und angeheizt wird, aber das rechtfertigt nicht, Journalisten zu verfolgen, nur weil sie für bestimmte Medien arbeiten oder eine politisch unbequeme Meinung vertreten. Reporter auszuweisen oder ins Gefängnis zu werfen und Medien oder Webseiten einfach zu verbieten, kann in einer offenen, demokratischen Gesellschaft keine Lösung sein.“

6. Abgang nach Maas
(coffeeandtv.de, Lukas Heinser)
Lukas Heinser hat sich mit einem vernachlässigten Aspekt des Talkshow-Abgangs von AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel beschäftigt: der Qualität der schauspielerischen Darstellung. Es gäbe rund 7,1 Milliarden Menschen, die bessere Schauspieler seien. Fünf davon hat er besonders gewürdigt und zeigt Beispiele ihres (Nicht-)Könnens. Es beginnt mit Til Schweiger und endet mit Berti Vogts …

Beschiss-Radio, Belaberte Leere, Böhmermann vs. Bundeskanzlerin

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(bildblog.de)
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1b. Privatradio bigFM fälscht SWR-Nachrichten
(uebermedien.de, Mario Köhne)
Der private Stuttgarter Radiosender bigFM macht immer wieder durch zweifelhafte Marketingaktionen auf sich aufmerksam. Letztes Jahr hatte man zum Beispiel das alte Skandal-Rezept eines dänischen Senders kopiert und eine Live-Tötung eines Kaninchens vorgetäuscht. Nun hat sich der bigFM-Moderator Rob Green eine neue Aktion einfallen lassen: Einen, im wahrsten Sinne des Wortes, vorgespielten Abwerbeversuch einer SWR-Jugendwelle-Moderatorin. “Fair radio”-Autor Mario Köhne ist der Sache nachgegangen und konstatiert: “Was da bei bigFM am Montag passierte, ist von vorne bis hinten inszeniert — eine Fälschung.”

2. Böhmermann droht Merkel mit Klage
(tagesspiegel.de, Jost Müller-Neuhof)
Jan Böhmermann hat seinen Anwalt Bundeskanzlerin Angela Merkel mit einer Klage drohen lassen, sollte sie ihre öffentlich getätigte Bewertung des Erdogan-Schmähgedichts nicht zurücknehmen. Merkels Kritik sei rechtswidrig gewesen, da sie für eine solche Einordnung nicht zuständig gewesen und damals bereits ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren gegen Böhmermann wegen Beleidigung eingeleitet gewesen sei. Sollte Merkel nicht die verlangte Stellungnahme abgeben, sei der Gang vor das Verwaltungsgericht geplant.

3. „Cambodia Daily“ geschlossen
(taz.de, Michael Lenz)
Die Medienlandschaft Kambodschas galt trotz vieler Kritikpunkte lange Zeit als eine der freiesten in Südostasien. So genossen die beiden englischsprachigen Tageszeitungen “Phnom Penh Post” und “Cambodia Daily” die letzten 25 Jahre weitgehende Pressefreiheit. Nun hat Premierminister Hun Sen die Schließung von “Cambodia Daily” angeordnet. Als Grund wurde eine angebliche Steuerschuld genannt. Michael Lenz erklärt in der “taz” die Zusammenhänge.

4. Streik beim MDR sorgt für diverse Programmausfälle
(dwdl.de, Alexander Krei)
Ein Streik in der Leipziger MDR-Sendezentrale, zu dem die Gewerkschaften DJV und ver.di aufgerufen hatten, sorgte für einen großflächigen Ausfall des vorgesehenen Programms: Über weite Strecken des Tages musste der Sender auf Programm aus der Konserve zurückgreifen. Der Streik, an dem sich nach “ver.di”-Angaben 200 Mitarbeiter beteiligt hatten, wirkte sich auch auf das Hauptprogramm der ARD aus.
Weiterführende Informationen zum Anliegen der Gewerkschaft: ver.di im MDR (Facebook) bzw. ver.di im MDR (Webseite)

5. Anne Will – Jung & Naiv: Folge 324
(youtube.com, Tilo Jung, Video 1:34 Stunden)
Tilo Jung (“Jung & Naiv”) hat sich mit der ARD-Talkerin Anne Will zum Interview getroffen. In den 90 Minuten geht es hauptsächlich um ihre Talkshow. Um nur einige der Fragen des Gesprächs zu nennen: “Ist die Sendung für sie Unterhaltung oder Journalismus? Welche Rolle nimmt sie ein? Hat sie eine eigene Agenda? Gibt es für jede Show eine Dramaturgie? Wie werden die Gäste ausgewählt? Kann es eine Diskussion zwischen “Meinungsrobotern” geben? Welche Themen sind “Quotengift”, welche sind Quotengold? Hat ihre Sendung eine Mitverantwortung für den Aufstieg der AfD? Hat Anne vertraglich geregelte Quotenvorgaben von der ARD? Verdient sie wirklich so fürstlich? Warum ist Angela Merkel immer nur allein in ihrer Talkshow?”

6. Der wahre Dauergast ist die belaberte Leere
(sueddeutsche.de, Hans Hütt)
Laut Hans Hütt folgen politische Gesprächsrunden im deutschen Fernsehen festen Regeln. Für freies Denken sei kein Platz mehr, den Sendungen würde eine subtile, aber strikte Dramaturgie zugrunde liegen. Hütt untermauert seine Beobachtung mit “acht Regeln für erfolgreichen Talkshow-Bullshit”.

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