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Schlechte Aussichten für die Schwarzer-Kasse

Am 16. Oktober erschien in “Bild” diese Richtigstellung (BILDblog berichtete):

Berichtigung: Anders als in BILD am 15.10.2010 berichtet, hat Jörg Kachelmanns Verteidigung das mutmaßliche Opfer nicht als Stalkerin bezeichnet und auch nicht verlauten lassen, der Moderator kenne es gar nicht.

Diese Berichtigung erfolgte möglicherweise nicht ganz freiwillig: Kachelmanns Medienanwalt Ralf Höcker hatte die Autorin des Artikels, die “Bild”-Praktikantin Alice Schwarzer, persönlich abgemahnt. Bild.de hat die beanstandete Stelle (freiwillig, wie Höcker betont) aus dem Artikel entfernt, Schwarzer gab eine Unterlassungserklärung ab, in der sie erklärt hatte, die Behauptung nicht weiter zu verbreiten.

Doch der Text blieb unverändert an zwei anderen Stellen stehen: in Schwarzers Blog und auf emma.de. Weil Schwarzer somit gegen die Unterlassungserklärung verstieß, wurde eine Vertragsstrafe fällig — 5.001 Euro, wie der “Spiegel” berichtet.

Alice Schwarzer änderte die Formulierung von “Die Verteidigung behauptete …” in “Zunächst hieß es …” , doch das reichte nach Ansicht des Kölner Landgerichts nicht aus. ​Es ​erließ ​deshalb ​zwei ​weitere ​Einstweilige ​Verfügungen, ​diesmal ​gegen ​die ​EMMA-Frauenverlags ​GmbH ​und ​den damaligen ​Inhaber ​der ​Domains ​emma.de ​und ​aliceschwarzer.de, der auch heute noch die beiden Internetauftritte betreut. Zudem verlangte Kachelmanns Verteidigung von Schwarzer eine weitere Vertragsstrafe von 20.000 Euro, da die zuvor verhängten 5.001 Euro “wohl nicht abschreckend genug gewesen seien”.

Hinzu kam ein älterer Artikel, der die angegriffene Behauptung über Kachelmanns Verteidigung im Kern enthielt. Da Alice Schwarzer eine Unterlassungserklärung abgegeben hatte, hätte sie auch Sorge tragen müssen, dass sie diese Behauptung nirgendwo mehr verbreitet. Doch auch nach der Abgabe einer Abschlusserklärung blieb einer der Texte auf aliceschwarzer.de unverändert, weswegen Kachelmanns Verteidiger die Vertragsstrafenforderung “wegen besonders penetranter Uneinsichtigkeit” am vergangenen Freitag noch einmal um 50.000 Euro auf insgesamt 75.001 Euro erhöhte. Hinzu kommen die Anwalts- und Gerichtskosten für die verlorenen Verfügungsverfahren.

Außerdem laufen vor dem Landgericht Köln noch zwei Ordnungsgeldverfahren gegen Schwarzer, da sie gegen die Einstweiligen Verfügungen des Gerichts verstoßen habe.

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Wagner mit seinem Latein am Ende

Die Gedankengänge von “Bild”-Kolumnist Franz Josef Wagner sind ja schon an normalen Tagen kaum nachvollziehbar. Aber mit seiner jüngsten “Post von Wagner” sichert sich der Gossen-Goethe bzw. Gaga-Kolumnist wohl endgültig einen Platz im Olymp des Unfugs.

Die “Post von Wagner” vom Freitag war nämlich an das Wort Terror adressiert. Klingt komisch, ist aber im Rahmen der Kolumne nicht ungewöhnlich. Wagner schreibt:

Böses Wort Terror,
Terror ist lateinisch, das Verb terrere bedeutet erschrecken. Das Wort ist über 2000 Jahre alt.

So weit ist alles noch richtig, doch dann sitzt Wagner einem Irrtum auf, bei dem Klassischen Philologen und Latein-Lehrern die Haare zu Berge stehen dürften:

Historiker übersetzen terrere auch mit: “die aus dem Untergrund kommen”.
Terra – die Erde.
2000 Jahre später ist Deutschland in Terror-Angst. Irgendetwas kommt unsichtbar aus der Erde.

Werden wir also von Maulwurfmonstern aus der Tiefe bedroht? Nein: Mal davon abgesehen, dass die lateinische Sprache eher in das Fachgebiet von Klassischen Philologen fällt, sind ernsthafte Zweifel an der Kompetenz der Historiker, die Wagner hier anführt, berechtigt. Denn die Begriffe “Terror” und “Terra” haben etymologisch soviel miteinander gemein wie die deutschen Begriffe “Wurst” und “Durst” — nämlich vier Buchstaben.

Während die Wurzeln von “terrere” im indogermanischen “trásati” (zittern) und im griechischen τρέω bzw. τρέσω (sprich: tréo bzw. treso) zu suchen sind, bedeutet  “terra” in etwa “das Trockene” (siehe griech. τεραίνω (teraino) bzw. lat. torrere “dörren, trocknen”)*.

Der ähnliche Klang von “Terror” und “Terra” ist also dem Zufall geschuldet. Während man “terrere” immer noch am besten mit “erschrecken” übersetzt, lautet der lateinische Begriff für “die aus dem Untergrund kommen” am ehesten “subterranei”.

Übrigens: Das Wort “Bildung” ist etymologisch mit dem Wort “Bild” verwandt. Das war’s dann aber auch an Gemeinsamkeiten.

*Quelle: Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch, ausgearbeitet von Karl Ernst Georges, hg. von Heinrich Georges (ND der 8. Auflage), Bd. 2, Darmstadt 1998.

Mit Dank an Stefan W.

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Bullshit

Seit Samstag unterstützt “Bild” die interessierten Laien vom “Verein Deutsche Sprache” bei ihrem Vorhaben, die deutsche Sprache im Grundgesetz zu verankern (BILDblog berichtete).

Auch heute, da sich der “1. Minister” (und gefühlt 42. Politiker) der Forderung anschließt, wettert “Bild” wieder gegen das sogenannte “Denglisch”, das unter anderem bei Berufsbezeichnungen um sich greife:

Berufs-"Denglisch": So werden Berufe heute in Stellenanzeigen benannt: Asset Manager: Vermögensverwalter, Chief Executive Officer (CEO): Vorstandschef, Nourishment Production Assistant: Küchenhilfe, Environment Improvement Technician: Putzfrau, Facility Manager: Hausmeister, Master of Welcome: Pförtner, Media Distribution Officer: Zeitungsbote, Office Manager: Sekretär/in, Vision Clearance Engineer: Fensterputzer, Waste Removal Engineer: Müllmann, Junior Clerk: Bürobote

Nun ist es nicht so, dass es diese Berufsbezeichnungen auch tatsächlich alle gäbe: Beim “Environment Improvement Technician” handelt es sich – obwohl viele deutsche Medien das nicht zu ahnen scheinen – nicht um eine Putzfrau, sondern um einen Scherz. Auch für “Nourishment Production Assistant”, “Master of Welcome” oder “Media Distribution Officer” finden sich keinerlei Stellenausschreibungen, nur verschiedene Listen mit (angeblichen) albernen Berufsbezeichnungen.

Unklar ist aber auch, warum “Bild” unbedingt den Deutschen Bundestag mit dem Thema behelligen will und nicht erst mal vor der eigenen Haustür kehrt. Folgende Berufsbezeichnungen sind jedenfalls willkürlich aus der Liste “Jobs & Karriere” der Axel Springer AG entnommen:

Mit Dank an Karsten L., Stephan K. und Flo M.

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Den Job zum Gärtner gemacht

Der “Verein Deutsche Sprache” des Wirtschaftswissenschaftlers Walter Krämer fordert seit Jahren, die deutsche Sprache ins Grundgesetz aufzunehmen

Samstag schloss sich “Bild” dieser Forderung an, genauer: “Bild”-Leser können diese Forderung unterstützen, indem sie ein vorgefertigtes Formular ausdrucken und an den Verein senden.

Mit vielen, vielen Ausrufezeichen fordert das Anschreiben (Word-Dokument), der “Misshandlung unserer Muttersprache” Einhalt zu gebieten. “Misshandelt” werde “unsere Muttersprache” demnach zum Beispiel durch Begriffe, die aus dem Englischen übernommen wurden.

Aber irgendwie nicht alle:

Ich will keine Jobs, die mit "key account" oder "facility management" schöngeredet werden!

Mit Dank an Leopold B. und René W.

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Bomben-Stimmungsmache

Vor einem halben Jahr wurden sie noch kollektiv als “Pleite-Griechen” abgestempelt, doch diesen zweifelhaften Ruf dürften die Hellenen – “Bild” sei Dank – jetzt wieder los sein:

Polizei jagt Bomben-Griechen! Woher kommt plötzlich dieser Hass auf Deutschland

Gut, die Attentate wurden von einer für Griechenland wenig repräsentativen anarchistische Gruppe mit dem albernen Namen “Verschwörung der Zellen des Feuers” durchgeführt, weswegen “Bomben-Griechen” etwas arg verallgemeinernd wirkt. Richtig unsinnig ist aber die fragezeichenlose Frage “Woher kommt plötzlich dieser Hass auf Deutschland” bei Bild.de, die im Artikel noch etwas weiter gefasst gestellt wird:

Aber woher kommt plötzlich in Griechenland dieser Hass auf Deutschland, seine Kanzlerin und seine Freunde in der EU?

Es ist nicht nachvollziehbar, warum die Autoren Rolf Kleine und Paul Ronzheimer diesen Hass speziell als “Hass auf Deutschland” und im weiteren Sinne “seine Freunde in der EU” interpretieren. Neben der deutschen Botschaft in Athen und dem Bundeskanzleramt in Berlin wurden nämlich auch an folgende Personen und Einrichtungen Bombenpakete geschickt:

An den italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi, an den französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy, an die französische Botschaft, an die bulgarische Botschaft, an die belgische Botschaft, an die niederländische Botschaft, an Europol (Den Haag) und an den Europäischen Gerichtshof in Luxemburg. Und von wegen “Deutschland und seine Freunde in der EU”: Die Attentäter schickten ihre Sprengsätze auch noch an die Botschaften Russlands, der Schweiz, Chiles und Mexikos.

Der Anschlag galt also nicht allein Deutschland. Die Begründung für den angeblichen “Hass auf Deutschland” in Griechenland, der zu den Bombenattentaten geführt hat, liefern die Autoren trotzdem gleich mit:

Tatsache ist: Bereits während der griechischen Euro-Krise im Frühjahr machten örtliche Medien mächtig Stimmung gegen Berlin. Nach dem EU-Gipfel am vergangenen Wochenende in Brüssel brachen dann alle Dämme – weil vor allem Kanzlerin Merkel und Frankreichs Staatschef Sarkozy sich für besonders harte Strafe für Defizit-Sünder im Euro-Raum stark gemacht hatten.

Diese Aussage von Paul Ronzheimer ist nur noch zynisch — hatte er sich doch selbst vor einem halben Jahr, als “Bild” eine regelrechte Hetzkampagne gegen Griechenland führte, besonders eifrig beteiligt und sich unter anderem dadurch hervorgetan, dass er nach Athen reiste und den Pleite-Griechen symbolisch die Drachme zurückgab.

Wie es übrigens wirklich aussieht, wenn eine Zeitung “mächtig Stimmung” gegen ein Land macht, sieht man an diesen Ausrissen von vor einem halben Jahr:
"Bild" hetzt weiter gegen Griechen

Wie man Zustimmung zu Stuttgart 21 produziert

Das ist eine überraschende Nachricht heute in “Bild”:

Die meisten Umfragen bisher hatten eine Mehrheit gegen das Bahnhofsprojekt gesehen. Entweder gibt es also, wie “Bild” suggeriert, einen Stimmungsumschwung.

Oder nicht.

Zunächst einmal ist die Umfrage nicht repräsentativ — eine Information, zu der “Bild” sogar laut Pressekodex verpflichtet wäre.

Der Verein “Mobil in Deutschland”, auf dessen Seite die Online-Befragung veranstaltet wurde, nennt als ein zentrales Ziel seiner Arbeit, “Mobilität zu fördern”, unter anderem durch den “Ausbau der Infrastruktur (Strasse, Schiene, Flughäfen)”. “Mobil in Deutschland” kämpft auch konkret für “Stuttgart 21”.

Entsprechend jubelt der Verein in einer Pressemitteilung über die angeblichen Ergebnisse seiner Umfrage:

Was noch vor 3 oder 4 Wochen undenkbar schien, wird jetzt offenbar Realität. Eine klare Mehrheit der Bevölkerung scheint hinter Stuttgart 21 zu stehen. “Offenbar hat sich der Wind gedreht”, so Dr. Michael Haberland 1. Vorsitzender von Mobil in Deutschland e.V. “Gesprächsbereitschaft, Verhandlung und Kommunikation aber auch Beharrlichkeit in dem Ziel der Umsetzung scheint ein gutes Konzept zu sein.”

Und Desinformation, natürlich. Anders als der Verein und “Bild” behaupten, wurden die Teilnehmer der Umfrage nämlich gar nicht gefragt, ob sie “für” oder “gegen” “Stuttgart 21” sind. Die erste Frage lautete stattdessen:

Halten Sie Stuttgart 21 für ein wichtiges Verkehrsprojekt?

59 Prozent antworteten mit Ja — aber für ein wichtiges Projekt kann man Stuttgart 21 auch halten, wenn man gegen seine Verwirklichung ist.

Die Frage, auf die sich “Bild” in seiner Überschrift bezieht, ist die zehnte. Sie lautet:

Sollte die Politik an großen Infrastruktur- und Verkehrsprojekten wie Stuttgart 21 festhalten?

Der Mobilitäts-Verein schreibt dazu:

Dies ist die entscheidende Frage in unserer Umfrage und hat ein klares Ergebnis. Fast 58 % der Befragten sind der Meinung, dass man an Stuttgart 21 festhalten soll. Nur 37 % der Befragten möchten das nicht.

Die Uminterpretation des Ergebnisses ist fast schon lächerlich plump. Es ist, als würde man die Menschen fragen: “Sollten Eltern ihre Kinder erziehen (z.B. durch Hausarrest)?” — und wenn 58 Prozent mit Ja antworten, behaupten, 58 Prozent der Menschen seien für Hausarrest.

Ein Verein macht Stimmung für sich und ein von ihm unterstütztes Projekt. Und Medien wie “Bild” und die “Abendzeitung” helfen ihm dabei.

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Allee: Hopp!

Der Streit um das Verkehrs- und Städtebauprojekt Stuttgart 21 wird längst auch in den Medien ausgetragen. Am Mittwoch etwa erschien in der Stuttgarter Regionalausgabe von “Bild” ein Bericht über eine “Nacht- und Nebelaktion” gegen das Alternativkonzept Kopfbahnhof 21 (K21), bei der Stuttgart-21-Befürworter Flyer mit der Aufschrift “Wir fallen für K21” an 130 Bäumen befestigt hatten:

Plakat-Aktion! Auch bei K21 müssen Bäume weg

Im Text lässt “Bild” dann auch keinen Zweifel daran, dass die Bäume für K21 fallen müssten:

Morgens um 5 Uhr wurden Bäume markiert, die auch für das Alternativkonzept K21 gefällt werden müssten. (…) Die Allee-Bäume sind bis zu 200 Jahre alt.

“Bild” beruft sich dabei ausschließlich auf den Stuttgart-21-Befürworter Lutz Aichele:

Aktivist Lutz Aichele (40): “Wir wollen darauf aufmerksam machen, dass auch für K21 erhebliche Eingriffe in dem Park notwendig sind. Wenn K21 kommt, muss die Allee sterben.”

Ob die Bäume tatsächlich für das Projekt K21 fallen müssten, hat “Bild” nicht überprüft. Dabei wäre es für eine ausgewogene Berichterstattung das Mindeste gewesen, wenigstens auch der Gegenseite die Gelegenheit zur Stellungnahme zu bieten.

Deshalb hat der ökologische Verkehrsclub Deutschland (VCD) “Bild” inzwischen aufgefordert, den Eindruck, mit K21 müssten die Bäume der Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Allee gefällt werden, zu zerstreuen. In einer Gegendarstellung, die auch BILDblog vorliegt, erklärt der VCD, der maßgeblich an der Entwicklung der Alternativkonzeption Kopfbahnhof 21 beteiligt war und ist, unter anderem:

Das Konzept Kopfbahnhof 21 sieht keine zwei zusätzlichen Gleise durch den Stuttgarter Schlossgarten und im Rosensteinpark vor. Ein Eingriff in den Park zum Schaden der Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Allee war nie und ist kein Bestandteil von Kopfbahnhof 21.

Die These, die Alleebäume müssten für Kopfbahnhof 21 gefällt werden (…) ist eine böswillige Unterstellung und private Meinung des Stuttgart-21-Aktivisten Lutz Aichele. Herr Aichele ist durch umfangreichen Schriftverkehr mit dem VCD über diesen Sachverhalt informiert und wiederholt seine These wider besseres Wissen.

Oder wie es Lutz Aichele, auf Facebook nach seinen Quellen gefragt, lapidar ausdrückt:

Ich mach es wie viele Gegner bei S21, ich gehe auch bei K21 vom “Schlimmsten” aus. Das ist nach momentanem Kenntnisstand nur fair.

Der “Bild”-Artikel endet übrigens mit folgenden Worten:

Bis zum Abend waren viele Hinweis-Zettel schon wieder von den Bäumen abgerissen. Aichele: “Das zeigt das Demokratieverständnis einiger S21-Gegner.”

Es würde von Journalismusverständnis zeugen, wenn “Bild” wenigstens nachträglich auch die andere Seite noch zu Wort kommen ließe.

Mit Dank an den Hinweisgeber.

Nachtrag, 5. November: Lutz Aichele fühlt sich ungerecht behandelt, was den “umfangreichen Schriftverkehr mit dem VCD” angeht. Aus seiner Mail an BILDblog:

Der VCD behauptet einen umfangreichen E-Mailverkehr. (…) Es gab zwei E-Mails vom VCD und ich zitiere ja in meiner Publikation auch daraus. Auf weitere, tiefere Nachfragen erhielt ich vom VCD keinerlei Antworten mehr. Umfangreich ist für mich etwas anderes.

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Körzi der Barbar

Norbert Körzdörfer ist bei “Bild” der Mann für die Hollywoodstars. Das ist insofern ganz gut, weil er davon mehr Ahnung hat als von Politik. Schwierig wird es, wenn er über Hollywoodstars schreiben muss, die in die Politik gegangen sind.

Hasta la vista, Politik. Arnie geht wieder nach Hollywood.

Schwarzeneggers Statement (“Wenn’s a gutes Skript gibt? Wenn ich’s noch drei Monate am Set aushalte …”) klingt zwar etwas zurückhaltender als die “Bild”-Überschrift, aber irgendwas muss der Mann ja auch in Zukunft machen, wenn er nicht mehr Gouverneur von Kalifornien ist.

Oder, um mit Körzdörfer zu fragen:

Was wird er ab Mittwoch tun, wenn seine Nachfolgerin (Ebay-Milliardärin) im Amt ist? "I schreib erst a mal a Buch!"

Mal abgesehen davon, dass die Amtszeit von Schwarzenegger erst im Januar abläuft — ob die Ebay-Milliardärin Meg Whitman auf Schwarzenegger folgen wird, entscheiden die Wähler erst am Dienstag. Derzeit liegt sie in den Umfragen deutlich hinter ihrem demokratischen Mitbewerber Jerry Brown zurück.

Mit Dank an Pascal A. und R.

Nachtrag, 31. Oktober: Anders als Norbert Körzdörfer haben die Bildunterschriften-Texter von Bild.de nicht mal Ahnung von Hollywood:

Arnie kehrt ins Showbiz zurück. Hat er es je verlassen? Die Rolle als Gouverneur von Kalifornien war ihm auf den Leib geschnitten. Rechts: Arnie in "Terminator 5"

Das Foto stammt jedenfalls aus “Terminator 3”, einen fünften Film der Reihe gibt es bis heute nicht.

Mit Dank auch an Kai-Oliver K.

2. Nachtrag, 2. November: Die fehlerhafte Bildunterschrift hat Bild.de korrigiert. Den Rest nicht.

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Ernst Elitz verwechselt “Profi” mit “Porno”

Viele kleine und mittelständische Unternehmen kennen das Problem, dass der frühere Chef auch im Ruhestand noch regelmäßig im Büro auftaucht, um “nach dem Rechten” zu sehen. Die Mitarbeiter des Deutschlandradios sind daher sicher froh, dass Ernst Elitz nach seiner Pensionierung als Intendant (Verzeihung: “Gründungsintendant”) nicht mehr ständig in der Redaktion vorbeischaut, sondern als Kolumnist bei “Bild” eine neue Heimat gefunden hat.

Elitz, der schon zu Deutschlandradio-Zeiten als Kronzeuge für die journalistische Integrität von “Bild” aufgetreten war (BILDblog berichtete), darf die Arbeitsmethoden der Zeitung häufiger im Blatt loben und verteidigen. Solches war auch gestern mal wieder nötig, nachdem das Amtsgericht München einen früheren “Bild”-Reporter wegen Nötigung und “Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Bildaufnahmen” des Schauspielers Ottfried Fischer zu einer Geldstrafe von 14.400 Euro verurteilt hatte.

Elitz schrieb dazu unter dem Titel “Profi-Recherche verletzt keine Grenze”:

Der Interviewer kannte ein unappetitliches Video. Er hat nicht mit Veröffentlichung gedroht – als Porno ohnehin nicht sendbar. Er habe keinen genötigt, sagt die Agentin des Schauspielers: Alles bestes Einvernehmen. Dennoch wurde der Journalist wegen “stillschweigender Drohung” verurteilt. Diese Begründung macht den Fall zum Grundsatzfall.

Was Elitz übersieht verschweigt: Der “Bild”-Reporter “kannte” das Video nicht nur, er hatte es von einem Mitangeklagten gekauft — “50.000 bis 100.000 Euro” habe er wohl in Aussicht gestellt, letztlich aber nur 3.500 bezahlt. Ob der Mitarbeiter oder die Zeitung offen mit einer Veröffentlichung des Materials gedroht habe, war für das Gericht in der Tat nicht entscheidend: Sie sahen in dem Hinweis auf das Video eine “konkludente Drohung”, nach der Fischer sich genötigt fühlte. Die Frage, ob er auch ohne das Wissen um die Video-Aufnahmen auf die Idee gekommen wäre, mit ”Bild” zu sprechen, beantwortete der Schauspieler schließlich laut “Süddeutscher Zeitung” vor Gericht so: “Ich glaube eigentlich nicht. Nein.”

Die Frau, die vor Gericht aussagte, es habe keine Erpressungsversuche von “Bild”-Seite gegeben (und gleichzeitig ankündigte, auch in Zukunft mit der Axel Springer AG zusammenarbeiten zu wollen), ist inzwischen übrigens nicht mehr Ottfried Fischers Agentin: Fischer hat den Vertrag mit ihr nach dem Prozess aufgehoben. Und auch die Behauptung, ein solches Video sei “als Porno ohnehin nicht sendbar” legt nahe, dass Elitz zumindest noch nie auf Bild.de unterwegs war. Doch selbst in der Print-Ausgabe hat “Bild” schon Standbilder aus privaten Sexfilmchen von Prominenten abgedruckt — und hinterher heftig dafür zahlen müssen (BILDblog berichtete).

Für Elitz ist der Ankauf eines illegal angefertigten Videos aus der Privatsphäre eines Prominenten aber gleichzusetzen mit investigativem Polit- oder Wirtschafts-Journalismus:

Darf ein Journalist mit keinem mehr sprechen, über den er mehr weiß, als dem Angesprochenen lieb sein kann? Das ist bei jeder professionellen Recherche so. Das verletzt keine Grenze. (…)

Auch mit diesem Urteil wurden Grenzen verletzt. Ein Journalist, der Betroffene mit Recherche-Ergebnissen konfrontiert, nötigt nicht. Er schafft klare Verhältnisse. Unabhängig davon, ob es um einen groß angelegten Betrugsfall oder um ein Sexvideo geht.

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