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Wo die Straßen keine Sicherheit haben

Nach Plänen der Bundesregierung sollen Führerscheine, die ab 2013 ausgestellt werden, nur noch für 15 Jahre gültig sein, so berichtet es Bild.de. Eine neue Prüfung soll aber für die Verlängerung nicht notwendig sein, ebenso wenig eine ärztliche Untersuchung.

Bleibt die Frage, inwieweit eine solche, routinemäßige Verlängerung “die Straßen sicherer” machen soll:

Verfallsdatum für Führerscheine – eine gute Idee? A: Ja, denn so werden die Straßen sicherer! B: Nein, diese Regelung ist ein Bürokratiemonster und Geldmacherei!

88% der Bild.de-Leser scheinen den Zusammenhang auch nicht zu sehen und haben sich derzeit für Antwort B entschieden.

Mit Dank an Jan.

Waschen, schneiden, spalten

Hobbypsychologen und Boulevardreporter wissen: Wenn sich eine Frau von ihrem langen Haupthaar trennt, hat es vermutlich eine wichtige Veränderung in ihrem Leben gegeben.

Oder sie hoffte auf eine neue Filmrolle, so wie diese unglückliche Schauspielerin:

Emma Watson (20): Sie wollte sich nach acht abgedrehten “Harry Potter”-Filmen einer neuen Aufgabe widmen und schnitt sich zum Vorsprechen sogar die Haare ab.

Bild.de hat die Formulierung “schnitt sich zum Vorsprechen sogar die Haare ab” mit einem Link unterlegt, der einen direkt zu einem anderen Bild.de-Artikel vom 6. August bringt.

Damals schrieb Bild.de:

Mit der Frisur erinnert der “Harry Potter”-Star (spielt Zauberschülerin Hermine) ein wenig an 60er-Jahre Stilikone Twiggy. Doch eine Filmrolle ist nicht der Grund für Emmas neuen Look. Sie trennte sich freiwillig von ihrem schönen langen Haar.

“Ich habe das seit vielen Jahren vorgehabt”, schreibt die Britin bei Facebook. “Es fühlt sich unglaublich an. Ich liebe es.” Es sei “das Befreiendste überhaupt”!

Mit Dank an Mats S.

Nachtrag, 26. August: Bild.de hat den Satz dahingehend geändert, dass sich Emma Watson nicht mehr “zum Vorsprechen” die Haare abgeschnitten hat, sondern “kurz vor dem Vorsprechen”.

Blöd nur, dass der erste Satz des Artikels immer noch lautet:

Scarlett Johansson wollte sie, Emma Watson ließ sich dafür die Haare abschneiden – die Rolle der düsteren Computer-Hackerin Lisbeth Salander in der Hollywood-Version der Stieg Larssons “Millenium”-Trilogie.

Und falls Sie das auch noch ändern wollen, liebe Bild.de-Redakteure: “Millennium” schreibt man mit zwei “n”, weil es von “mille” (tausend) und “annus” (Jahr) kommt. Mit einem “n” käme es von

Einfach mal das Gehirn lüften

“Aktuelle Nachrichten” verspricht Bild.de auf seiner Startseite. Wenn sich aber die Chance bietet, den zwischenzeitlich deformierten Kopf eines Schwerverletzten zu zeigen und als “Alien-Schädel” zu bezeichnen, dann dürfen sie auch schon einmal eine ganze Woche alt sein.

Unter einem Bild des bemitleidenswerten Skateboardunfallopfers Kyle Johnson kann man lesen:

Kyle Johnson: Ärzte entnahmen ihm Teile des Gehirns und setzten es später wieder ein. So sah er in der Zwischenzeit aus

Hätte die Person, die diese Bildunterschrift verfasst hat, allerdings den dazugehörigen Artikel oder wenigstens die Überschrift “Lebensgefahr! Ärzte frieren Teile von Kyles Schädel ein” gelesen, dann wüsste sie, dass das ziemlicher Unfug ist. Die Ärzte haben nämlich mitnichten Teile des Gehirns des Patienten entnommen, sondern, wie bei einer dekompressiven Kraniektomie üblich, Teile des Schädels.

Dazu, Teile des Gehirns zu entnehmen und dann wieder erfolgreich einzusetzen, wären höchstens die vorher angesprochenen Aliens imstande.

Mit Dank an die vielen Hinweisgeber!

Nachtrag, 11.51 Uhr: So schnell kann’s gehen. Bild.de hat das Gehirn unauffällig verschwinden lassen:

Kyle Johnson: Ärzte entnahmen ihm Teile der Schädeldecke – und setzten sie später wieder ein

Nachtrag, 26. August: BILDblog-Leser Lutz B. hat uns darauf aufmerksam gemacht, dass in einer früheren Version des Artikels noch durchweg die Rede davon war, dass man dem Mann Teile des Gehirns entfernt habe. Die Bildunterschrift wurde bei der Korrektur schlicht übersehen. Und tatsächlich: Im Cache von Google findet man diese Version noch, in der es etwa heißt:

Die Ärzte entschieden sich zu einer riskanten OP: Sie schnitten Teile von Kyles Gehirn weg, froren es ein – und setzen es ihm Wochen später wieder ein. (…) Als seine Hirnschwellung zurückging, setzen die Ärzte ihm die eingefrorenen Hirnteile wieder ein.

Die einzigen, die es also letztendlich wirklich geschafft haben, ein Gehirn erfolgreich zu entfernen, waren die Leute von Bild.de. Respekt!

So dumm ist Bild.de schon heute

Die Zeit verfliegt und die Welt ist ein Karussell. Gerade Lehrer merken das immer wieder, wenn sie sich mit einer neuen Generation von Schülern auseinandersetzen müssen. Aus diesem Grund veröffentlicht das Beloit College in Wisconsin jedes Jahr die Mindset List. Diese launige Zusammenstellung soll die Professoren daran erinnern, dass ihre Studenten in einer anderen Welt aufgewachsen sind als sie selbst.

Klingt nicht aufregend? Kein Problem, Bild.de hat einen Dreh gefunden, wie man das Thema interessanter gestalten kann:

US-Bildungs-Studie So dumm ist die Elite von morgen

Dass die Liste keine “US-Bildungs-Studie” ist — geschenkt. Richtig dumm wird es, wenn Bild.de versucht, die Belege für die Dummheit der US-Studenten zu finden und elf vermeintliche Irrglauben “dokumentiert”:

Frauen dürfen Priester werden.

Diese vermeintliche Dummheit ist ein Fakt. Die römisch-katholische Kirche mag sich immer noch gegen Frauen im Priesteramt stemmen, in der anglikanischen Kirche in den USA ist diese Schlacht jedoch lange entscheiden. Die erste Bischöfin wurde dort bereits vor 21 Jahren geweiht.

Den Kalten Krieg hat es nie gegeben.

Dies wäre wirklich eine geschichtsvergessene Dummheit –steht aber nicht auf der Liste des Beloit College. Hier ist lediglich die Rede davon, dass die Erstsemester sich nie vor einem russischen Raketenangriff auf die USA gefürchtet haben. Und da die meisten der Studienanfänger nach dem Fall des Eisernen Vorhangs geboren wurden, ist dies mehr als verständlich.

Beethoven ist nur ein Filmhund („Ein Hund namens Beethoven“) und kein weltberühmter Komponist.

Dumm nur: Das steht nicht in der “Mindset List”. Hier heißt es lediglich: “Beethoven war schon immer ein guter Hundename”.

Michelangelo ist lediglich ein Computervirus und kein italienischer Künstler.

Auch hier stellte sich Bild.de dumm, denn in der “Mindset List” steht lediglich, dass die Studenten mit dem Computervirus zuerst in Berührung gekommen sind. Was zweifellos humoristisch gemeint ist, da das Schadprogramm in dem Geburtsjahr der meisten Studienanfänger verbreitet wurde.

Songs der Band Nirvana (1987 – 1994) hört man hauptsächlich auf Radiostationen, die Oldies spielen.

Das mag Bild.de wie ein Sakrileg erscheinen und deshalb sah sich die Redaktion genötigt, etwas hinzuzufügen. Im Original steht lediglich, dass Nirvana auf Oldie-Sendern läuft. Und das stimmt zweifellos.

An dieser Stelle ging Bild.de wohl die Fantasie aus und machte mit vermeintlichen Dummheiten der Mindset List vom vergangenen Jahr weiter. Intelligenter wird es damit aber auch nicht.

Mit Dank an Hauke, Alexander S. und die weiteren Hinweisgeber

Andreas Studer kocht auch nur mit Toppits

Andreas C. Studer ist “Sternekoch”, “TV-Koch” und “Fernsehkoch”. Außerdem ist er Testimonial eines Küchenartikel-Herstellers und zeigt “exklusiv für die BILD.de-Leser” in kurzen Videoclips “seine besten Tipps und Rezepte”.

Das sieht dann so aus:

Wenn “Studi” kocht, achtet er darauf, nur die besten Zutaten zu verwenden. Und die Produkte seines Werbepartners. Und so werden Muffins in “wunderschönen” und “tollen” Förmchen gebacken:

Auch bei der Zubereitung eines Salats gelingt es Studer, Produkte seines Sponsors ins Bild zu rücken: Er tränkt (Studer: “umcoatet”) die Salatblätter einfach direkt in einer Frischhaltebox mit dem Dressing. Selbst Knollensellerie, den er für seinen Waldorf-Salat gar nicht braucht, kann Studer immer noch in Frischhaltefolie einwickeln, den Salat selbst packt er dann direkt in eine Frischhaltedose — “fürs Büro”. Und wie man sein Essen für ein Picknick ordentlich verpackt, dürfte außer Frage stehen.

Grüner Spargel wird in einem “Dampfgar-Beutel” zubereitet. Und wer dessen aufgedrucktes Logo nicht erkennen kann, als Studer den Beutel aus der Mikrowelle holt, für den fasst Bild.de das noch mal zusammen:

1 "Toppits Dampf Garer Beutel (R)"

Es geht allerdings auch noch weniger subtil: Wenn Studer einen Kartoffelsalat zubereitet (“Das Geheimnis des schnellen Kartoffelsalates ist die Zubereitung der Kartoffeln in der Mikrowelle.”), dann tut er das in einem “Dampfgar-Beutel”:

Bild.de unterlegt das Wort “Dampfgar-Beutel” im geschriebenen Rezept auch gleich mit einem Link zur Hersteller-Website. Das freilich geht auch mit dem Wort “Bratschlauch”. Nur für das Wort “Anzeige” war nirgendwo mehr Platz.

Manchmal schafft es Studer aber überraschenderweise doch, völlig auf Produkte des ostwestfälischen Herstellers zu verzichten. Dann präsentiert er den “StudiMagic”, einen handbetriebenen Häcksler, der nach ihm benannt ist. Und wer ein solches Gerät sofort käuflich erwerben will, für den hat Bild.de den Bestell-Link schon mal in den Text eingearbeitet. So interaktiv sind auch die modernsten Dauerwerbesendungen im Fernsehen nicht.

Mit Dank auch an Hans-Christian H., Ulli M. und C.

Man trifft sich immer zwei Mal im Leben

Genau genommen ist da nichts falsch an diesem Foto oder seiner Beschriftung:

Göktan (l.) und Di Salvo (r.) jubeln über das Weiterkommen im DFB-Pokal gegen den SC Verl

Es sind Berkant Göktan und Antonio di Salvo, die sich über den Sieg von 1860 München gegen den SC Verl im DFB-Pokal freuen.

Zur Bebilderung der aktuellen Pokalrunde taugt das Foto aber nur bedingt, denn es entstand bereits am 4. August 2007, als der TSV 1860 München erstmalig gegen den SC Verl spielte und gewann.

So steht es auch in der Datenbank der Sportfoto-Agentur Witters:

04.08.2007, Verl, Jubel 0:1 v.l. Berkant Goektan, Antonio Di Salvo 1860 DFB-Pokal 1.Runde SC Verl - TSV 1860 Muenchen

Es gibt auf dem Bild etwa drei Anhaltspunkte, dass es sich nicht um ein aktuelles Foto handeln kann: Berkant Göktan verließ 1860 am 21. Oktober 2008, Antonio di Salvo am 12. Januar 2010 und der Verein hat in dieser Saison ganz andere Trikots.

Mit Dank an Markus W., Andreas Sch. und den anderen Hinweisgeber.

Nachtrag, 23.51 Uhr: Bild.de hat das Foto entfernt.

Earn it like Beckham

Was “News of the World” über das Einkommen der Schwester von David Beckham schreibt, steht auch auf Bild.de:

200 Euro Sozialhilfe, das sei weniger als Fußball-Millionär David Beckham in 2 Sekunden verdient, hat die Zeitung ausgerechnet.

Ein Lohn von 100 Euro die Sekunde für den “Fußball-Millionär”? Nicht schlecht, das wären dann 6.000 Euro die Minute, 360.000 Euro die Stunde, 8.640.000 Euro am Tag, 259.200.000 Euro im Monat und 3.153.600.000 Euro im Jahr. Damit wäre er mehrfacher Milliardär. Schon nach einem Jahr. Es müsste sich nur noch ein Verein finden, der in der Lage ist, so einen Betrag zu bezahlen.

Doch vielleicht hat das britische Blatt diesen Betrag nicht “ausgerechnet”, wie Bild.de glauben macht, sondern einfach nur so als metaphorische Redewendung dahingesagt.

She claims benefits totalling £164 a week which is less than Becks earns in just TWO SECONDS.

Mit Dank an Hannes und Robert H.

Robert Enke und eine Frage der Sensibilität

Ende 2009 berichtete Bild.de über eine “Panne”, die Hannover 96 in seinem Jahrbuch passiert sei. Neben einem Foto von Torwart Robert Enke, der sich von einem Zug hatte überrollen lassen, war eine Anzeige von dem Reifenhersteller Continental abgedruckt. Der Slogan lautete: “Kurze Bremswege, wenn es drauf ankommt.” Ein Vereinssprecher entschuldigte sich dafür: “Wir waren da nicht sensibel genug, es tut uns leid.”

Robert Enke / Hannover bedauert Jahrbuch-Panne

Heute berichtet Bild.de über einen “Gänsehaut-Moment” bei einem Konzert der Band U2 gestern im Stadion von Hannover: Sänger Bono erinnerte an Robert Enke und seine Familie. Vor dem Filmbericht darüber zeigt Bild.de Werbung des Reifenherstellers Continental. Der Slogan lautet: “Wenn nur alles so schnell stoppen könnte wie Reifen von Continental.”

Mit Dank an Bojan J.!

Özil, Ballack und Raúl bei Manchester United!

Nicht ist leichter, als Boulevard-Sportjournalisten in Aufregung zu versetzen. Diese Schlagzeilen erschienen heute (von oben nach unten) auf den Online-Seiten von “Bild”, “Express”, “Sport Bild” und auf T-Online:

So richtig wollte zwar keines der Medien glauben, dass das Auftauchen von Werder-Bremen-Fußballstar Mesut Özil mit einem Profilrudiment auf den Internetseiten von Manchester United bedeutet, dass ein entsprechender Wechsel sicher ist. Aber irgendwas könnte ja dran sein!

“Hat da jemand die Homepage gehackt? Oder weiß man bei ManU etwa schon mehr?”, fragt Bild.de. Die Kollegen von Express.de spekulieren über die mögliche “peinliche Vorbereitung eines Deals, der noch gar nicht in trockenen Tüchern ist”. Und die Online-Experten von “Sport Bild” klingen leicht empört: “ManUnited führt Özil als Spieler. Dabei ist noch nichts unterschrieben.”

Nun. Wir haben aufregende Neuigkeiten.

Nicht nur Özil spielt anscheinend bald bei Manchester United …

… auch Raúl, der doch eigentlich gerade nach Schalke gewechselt war, …

… und sogar Michael Ballack

… und viele weitere bekannte Fußballer.

Auf des Rätsels Lösung könnte man kommen: Unter jedem scheinbaren Spieler-Profil befindet sich ein Link zu der Zusammenfassung einer Meldung aus den Medien, in der der Spieler mit Manchester United in Verbindung gebracht wird. Wann immer die Internetseite des Vereins auf einen solchen Bericht hinweist, wird offenbar ein entsprechendes Profilrudiment angelegt.

Dass Mesut Özil hier geführt wird, hat also nur einen einzigen Grund: Der “Daily Express” hatte vor fünf Wochen darüber spekuliert, dass er als Neuzugang im Gespräch sei, und die Internetseite von Manchester United hatte — mit dem Standard-Hinweis, sich das nicht zu eigen zu machen — die Meldung zusammengefasst.

Ob die Tatsache, dass deshalb gleich eine solche merkwürdige halbleere Profilseite für Özil entsteht, eine “Panne” darstellt oder panne doch eher die Leute von Bild.de und den anderen mit ihrer Spekulationswut und Rechercheunlust sind, lassen mir mal dahingestellt.

Mit Dank an Marcus H., Andree M. und vor allem Benjamin C.!

Volksmusikanten mit langjähriger Erfahrung

Man mag von Karl Moik und Carolin Reiber halten, was man will, aber Ausdauer haben die beiden offenbar:

180 Jahre moderierten Moik und Reiber (hier Ende der 80er-Jahre) die Sendung

Mit Dank an Jens W. und Sebastian St.

Nachtrag, 22.03 Uhr: Ach so: Es waren wohl doch nur 18 Jahre.

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