Mit dem geplanten Einstieg des US-Finanzinvestors Kohlberg Kravis Roberts (KKR) hat der Axel-Springer-Verlag massive Veränderungen im Unternehmen angekündigt. So sind Kosteneinsparungen von 50 Millionen Euro geplant, wie Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner erklärte, dafür sollen unter anderem Arbeitsplätze in Redaktion und Verlag gestrichen werden.
Für den Vorstand selbst scheint aber noch jede Menge Geld da zu sein. Unter der Überschrift “Üppige Vorstandsboni trotz Sparkurs” schreibt Markus Wiegand, Chefredakteur des Branchendienstes “Kress Pro”:
In den fünf Jahren zwischen 2014 und 2018 entlohnte Axel Springer seine Vorstände (inkl. Pensionszusagen) mit insgesamt 115,6 Millionen Euro. Noch nicht enthalten sind in der genannten Summe Bonuszahlungen über Aktienoptionsprogramme (im Fachjargon Long-Term Incentive Plan), die Springer aufgelegt hat. Die Auszahlung ist an eine Reihe von Bedingungen gekoppelt. Am wichtigsten ist der Anstieg der Marktkapitalisierung (also des Aktienkurses).
Da der Kurs der Aktie wegen des Angebots von KKR deutlich nach oben gegangen ist, hat Springer im Halbjahresfinanzbericht 39,4 Millionen Euro an Aufwand für Boni erfasst. 35,2 Millionen Euro davon für den Vorstand. Springer teilt dazu mit, dass nicht sicher sei, ob die Boni auch ausgezahlt werden. Angeblich gibt es keine Regelung dafür, was passiert, wenn die Springer-Aktie von der Börse genommen wird. Daher könnte dem Aufsichtsrat die Entscheidung zufallen, ob und wie die Vorstands-Boni zur Auszahlung kommen. (Der neunköpfige Aufsichtsrat übrigens wird mit 3 Millionen Euro jährlich nicht ganz so üppig entlohnt. (…))
“Man stelle sich allerdings nur kurz vor”, so Wiegand, “was die hauseigene ‘Bild’ über ein Management schreiben würde, das im nationalen Mediengeschäft Leute rauswirft, um 50 Millionen Euro zu sparen, und gleichzeitig schon mal eine ähnlich hohe Summe als Boni erfasst. Schön wär’s nicht.”
In der Tat. Und so viel Vorstellungskraft braucht es da auch gar nicht, immerhin hat sich “Bild” schon oft genug über genau diese Praxis bei Wirtschaftsunternehmen empört.
Als Ryanair vor Kurzem ankündigte, Arbeitsplätze zu streichen, schrieb “Bild” voller Entsetzen:
Sparmaßnahmen bei Piloten, Millionen für den Chef
Während die Ryanair-Piloten um ihre Jobs zittern müssen, könnte [Ryanair-Vorstandschef] O’Leary weitere Millionen einstreichen und sein geschätztes Vermögen (rund 1,1 Mrd. Euro) vergrößern. Mit hauchdünner Mehrheit (50,5 Prozent) stimmten die Aktionäre für ein Bonusprogramm, durch das der Ryanair-Chef über einen Zeitraum von fünf Jahren insgesamt rund 100 Millionen Euro zusätzlich kassieren könnte. Voraussetzung: die Verdoppelung der Margen oder des Aktienkurses.
Als die Deutsche Bank im vergangenen Jahr bekanntgab, Stellen abzubauen und trotzdem hohe Manager-Boni auszuschütten, schimpfte “Bild” auf …
… und suchte sich sofort ein paar Politiker, die entrüstete Zitate abgaben wie:
“Einerseits Arbeitsplatzabbau, andererseits goldene Nasen in der Führungsetage — das kann man niemandem erklären.”
Als bekannt wurde, dass VW plane, als Folge des Dieselskandals viele Arbeitsplätze abzubauen, seinen Bossen aber Boni in Millionenhöhe zu zahlen, wütete “Bild”: “Beschäftigte müssen gehen — doch die Bosse haben ihre Boni sicher.”
Und der damalige stellvertretende “Bild”-Chefredakteur Nikolaus Blome schrieb:
Rolf Kleine, damals Leitender Redakteur bei “Bild”, forderte:
Und Franz Josef Wagner schwurbelte:
Für mich ist der Boni-Streit der größte Skandal. Da wollen Vorstände einen Bonus — ein Zusatzgeld.
Wofür? Vorstände verdienen Millionen. Der kleine Mann bei VW bangt um seinen Job.
In dieser Situation sorgen Manager sich um ihre Boni. Was für Menschen sind das? Was macht Geld aus Menschen? (…)
Diese Manager sind so weit entfernt von unserem normalen Leben.
Geld ist für sie Liebe. Sie lieben das Geld mehr als Alles.
Ihr Vorstände von VW hättet auf alle Boni verzichten müssen, dann könnten wir miteinander reden.
Ob Wagner noch mit Döpfner redet?
Siehe auch: