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KW 37/23: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Embedded Journalism – Wie berichten aus Katastrophengebieten?
(sr.de, Florian Mayer & Michael Meyer, Audio: 15:48 Minuten)
Daniel Boehm ist Journalist und Korrespondent bei der “Neuen Zürcher Zeitung”, war kürzlich in Marokko und hat dort das Erdbebengebiet bereist. Mit Florian Mayer und Michael Meyer unterhält er sich über die schwierige Aufgabe, über Katastrophen zu berichten: Wie geht Journalismus unter Extrembedingungen?
Weiterer Hörtipp: Nach dem Erdbeben in Marokko: “Im Podcast erzählt Korrespondent Daniel Boehm von seiner Reise ins komplett zerstörte Bergdorf Aduz im marokkanischen Atlasgebirge. Er schildert, wie Hinterbliebene mit blossen Händen nach Verschütteten suchen, weil die Hilfe auf sich warten lässt.” (nzz.ch, David Vogel & Marlen Oehler, Audio: 17:13 Minuten)

2. Und der Alltag?
(sueddeutsche.de, Nils Minkmar & Nadia Zaboura, Audio: 42:50 Minuten)
Welches Bild zeichnen Medien vom Leben jüdischer Menschen in Deutschland? Über welche Ereignisse wird intensiv, über welche kaum berichtet? Welche Klischees werden bedient? Und welche Themen ausgespart? Darum geht es in der neuen Folge des Medienpodcasts “quoted”. Zu Gast ist diesmal der Journalist Ronen Steinke, innenpolitischer Korrespondent der “Süddeutschen Zeitung” und Autor des Buchs “Antisemitismus in der Sprache”.

3. “Tele Meloni” – ist Italiens Mediensystem in Gefahr?
(br.de, Linus Lüring, Audio: 29:44 Minuten)
Seit die rechte Ministerpräsidentin Giorgia Meloni in Italien im Amt ist, gibt es im Mediensystem des Landes große Umwälzungen. Beim öffentlich-rechtlichen Sender RAI beispielsweise mussten der Intendant und weitere prominente Journalistinnen und Journalisten gehen. Ist die Unabhängigkeit der italienischen Medien in Gefahr? Und welche Rolle spielt dabei das Erbe des Medienmoguls und ehemaligen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi? Darüber spricht Linus Lüring mit der Italien-Expertin Lisa Weiß.

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4. Kinder-Influencer verrichten Arbeit vor der Kamera
(n-tv.de, Caroline Amme, Audio: 10:12 Minuten)
Weltweit haben findige Eltern eine neue Einnahmequelle entdeckt und vermarkten ihre Kinder als Influencer auf Plattformen wie Instagram oder Youtube. Das bringt einige Probleme mit sich: Für viele Plattformen gibt es ein Mindestalter, die Einnahmen landen auf dem Konto der Eltern, die Grenzen zwischen Hobby und Kinderarbeit sind oft schwer zu ziehen und nicht zuletzt gilt es, die Persönlichkeitsrechte der Kinder zu wahren. “Wieder was gelernt” hat sich des Themas angenommen.

5. Katastrophen-Berichterstattung konstruktiv und Elon Musk-Biograf
(wdr.de, Sebastian Sonntag, Audio: 47:09 Minuten)
Beim WDR5-Medienmagazin “Töne, Texte, Bilder” werden die unterschiedlichsten medienrelevanten Themen behandelt. Unter anderem geht es um den journalistischen Umgang mit der Flutkatastrophe in Libyen, um mögliche Auswege aus Negativ-Nachrichten und um die Lehren aus der jüngst erschienenen Elon-Musk-Biografie. Die “Medienschelte” am Ende der Sendung beschäftigt sich ironisch mit der Berichterstattung über die vergangenen Fußball- und Basketball-Großereignisse.

6. Warum auf einmal ALLE Mark Zuckerberg lieben
(zdf.de, Was kostet die Welt?, Jessica von Blazekovic, Video: 18:38 Minuten)
Bei “Was kostet die Welt”, einem Kanal des jungen, öffentlich-rechtlichen Formats “Funk”, dreht sich alles um die Frage, wie es passieren konnte, dass der spröde und wenig charismatisch wirkende Mark Zuckerberg plötzlich für viele so etwas wie eine Identifikationsfigur und ein Hoffnungsträger ist. Jessica von Blazekovic hat sich mit der Wandlung des Meta-Chefs beschäftigt, die auch etwas mit seinem Rivalen Elon Musk zu tun hat.

Blockierter Journalismus, Causa Schönbohm, Ausgezeichnete Fotos

1. Google blockiert Journalismus über Pornoseiten
(netzpolitik.org, Sebastian Meineck)
Einer Recherche von netzpolitik.org zufolge hat Google seine Jugendschutzmaßnahmen so weit verschärft, dass nun auch journalistische Inhalte über Pornoseiten aus den Suchergebnissen entfernt werden. Sebastian Meineck erläutert das Phänomen anhand von konkreten Beispielen. Er habe sich deswegen auch an Google gewandt, wo man zunächst Interesse gezeigt, dann aber nur mit ausweichenden Sätzen reagiert habe.

2. “Werkzeuge wie Chat-GPT werden wir irgendwann so selbstverständlich nutzen wie Google”
(journalist.de, Ute Korinth)
Das Magazin “journalist” hat mit dem “Spiegel”-Kolumnisten und Professor für Digitale Kommunikation Christian Stöcker über den Einfluss von Künstlicher Intelligenz (KI) auf den Journalismus gesprochen. Stöcker betont, dass KI-Tools wie ChatGPT in Zukunft so selbstverständlich genutzt werden wie heute Google. Angesichts der exponentiellen Entwicklung von KI sei jedoch eine Regulierung notwendig: “Ich glaube – und habe das auch schon 2017 geäußert -, dass man Unternehmen, die KI-Systeme betreiben, verpflichten muss, Menschen mitzuteilen, wenn sie mit einer KI interagieren. Es wird schon bald KI-Systeme geben, die klingen wie ein Mensch. Die zweite Sache ist die Kennzeichnungspflicht von durch KI erzeugten Inhalten. Hier brauchen wir zeitnah eine Lösung. Der dritte Aspekt, und den finde ich wichtiger als alles andere, ist die Transparenz der Trainingsdatensätze.”

3. Durfte sie “Xxxxx-Xxxxxxxx” schreiben?
(deutschlandfunk.de, Katharina Thoms, Audio: 4:34 Minuten)
Das Landgericht Hamburg befasst sich unter anderem mit der Frage, ob die Bezeichnung “Xxxxx-Xxxxxxxx” (Update: Die Bezeichnung wurde inzwischen vom Gericht untersagt) in der medialen Berichterstattung zulässig war. Die Klage habe sich allerdings nicht gegen die “Bild”-Redaktion gerichtet, die den Begriff ursprünglich verwendet hatte, sondern gegen die Wochenzeitung “Kontext”, die das Wort lediglich zitiert hatte. Der betroffene Polizist verklagte die kleinere Redaktion.
Siehe dazu auch die Kolumne von Elena Wolf und das Editorial in “Kontext”.

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4. Ausgezeichnete Pressefotos
(verdi.de, Lars Hansen)
Der World Press Photo Award wird seit 1955 jährlich von der World Press Photo Foundation in Amsterdam verliehen. Im Rahmen der “Woche der Pressefreiheit” in Hamburg wurde jetzt die erste von mehreren Ausstellungen in Deutschland mit den prämierten Fotos eröffnet. Es ist unter anderem das Siegerfoto des Ukrainers Evgeniy Maloletka zu sehen, das eine schwangere Frau nach einem Luftangriff in Mariupol zeigt, sowie weitere ausgezeichnete Bilder, die wichtige globale Ereignisse und Themen festhalten.
Nachtrag: Der Veranstalter macht uns darauf aufmerksam, dass es sich (entgegen der Aussage im verlinkten Beitrag) nicht um “die erste von mehreren Ausstellungen in Deutschland” handelt: “In Berlin wurden die prämierten Aufnahmen in den letzten Monaten bereits gezeigt, ebenso in Jena und Balingen. Demnächst folgen noch Dortmund, Flensburg, Kitzingen und wir in Oldenburg.”

5. Journalismus aus dem Untergrund
(taz.de, René Martens)
Beim Exile Media Forum in Hamburg wurde die kritische Situation von Exiljournalistinnen und -journalisten diskutiert, insbesondere die Bedrohungen, denen sie ausgesetzt sind. So wurde beispielsweise Farzad Seifikaran, Chefredakteur des iranischen Exilmediums Radio Zamaneh, vom iranischen Außenministerium des Terrorismus beschuldigt. Das von der Körber-Stiftung organisierte Forum habe den Teilnehmenden auch eine Plattform geboten, um sich zu vernetzen und Unterstützung in praktischen Fragen wie Visa, Organisation und Finanzierung zu erhalten.

6. Müssen Böhmermann und das ZDF dem ehemaligen BSI-Chef Schmerzensgeld zahlen?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 35:02 Minuten)
Arne Schönbohm, ehemaliger Präsident des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik, hat angekündigt, das ZDF wegen einer kritischen Darstellung in Jan Böhmermanns “ZDF Magazin Royale” zu verklagen. In der Sendung wurde Schönbohm eine Nähe zu einer Firma mit Verbindungen zum russischen Geheimdienst unterstellt, außerdem wurde er als “Cyberclown” bezeichnet. Im “Übermedien”-Podcast spricht Holger Klein mit Felix W. Zimmermann, Chefredakteur von “Legal Tribune Online”, über Schönbohms Klageaussichten.

Missglückter Ministeriums-Tweet, Klima, Böhmermann vs Reichelt

1. Verkehrsministerium macht falsche “Bild”-Meldung noch falscher
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
“Beeindruckend, auf ‘ne Art, wie viele Fehler man in einem Tweet unterbringen und wie wenige davon man im zweiten Anlauf korrigieren kann”, schreibt Stefan Niggemeier zu seinem Text über einen in mehrfacher Hinsicht missglückten Tweet des Bundesverkehrsministeriums. Niggemeiers Faktencheck bei “Übermedien” offenbart nicht nur inhaltliche Schwächen des Ministeriums, sondern auch dessen mangelnde Medienkompetenz und unzureichende Fehlerkultur – plus falsche “Bild”-Berichterstattung.

2. Klima als Dimension sichtbar machen – aber wie?
(journalist.de, Sara Schurmann)
Für Journalistinnen und Journalisten kann es herausfordernd sein, angemessen und fundiert über die Klimakrise zu berichten. Sara Schurmann, Mitgründerin des Netzwerks Klimajournalismus, zeigt in fünf Schritten auf, wie Medienschaffende die Klimakrise in ihrer Berichterstattung beleuchten können. Schurmann betont: “Journalist*innen müssen weder Klimawissenschaften studieren, noch den Journalismus neu erfinden, um gut und angemessen über die Klimakrise berichten zu können. Es reicht, sich die wichtigsten Zusammenhänge und unseren journalistischen Umgang damit tiefergehend bewusst zu machen.”

3. Rat und Parlament streiten, wann der Staat Journalist:innen hacken darf
(netzpolitik.org, Tomas Rudl)
Wie Tomas Rudl berichtet, will das EU-Parlament Journalistinnen und Journalisten und deren Quellen besser vor Überwachung schützen, doch die EU-Länder im Ministerrat würden Ausnahmen für die “nationale Sicherheit” fordern. Dieser Konflikt könnte nun im Rahmen des Europäischen Medienfreiheitsgesetzes eskalieren. Rudl erläutert die Gemengelage und die unterschiedlichen politischen Positionen.

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4. Jan Böhmermann schickt Julian Reichelt seinen Anwalt
(derstandard.at)
Der “Standard” berichtet unter Berufung auf Informationen der “Zeit” über eine juristische Auseinandersetzung zwischen Satiriker Jan Böhmermann und dem geschassten “Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt. Dabei gehe es unter anderem um die Unterlassung der in der Sendung “Achtung, Reichelt!” getätigten Behauptung, das Bundesinnenministerium habe den früheren Präsidenten des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik, Arne Schönbohm, “über die öffentlich-rechtlichen Medien mit frei erfundenen Vorwürfen hinrichten” lassen.

5. SWR-App: Schlichtung geplatzt
(verdi.de)
Das Schlichtungsverfahren zwischen dem Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) und der ARD bezüglich der Nachrichten-App “Newszone” des öffentlich-rechtlichen SWR sei ohne Einigung zu Ende gegangen. Der BDZV halte die App für presseähnlich und somit für rechtswidrig. Der SWR prüfe eine erneute Veröffentlichung der App und biete den Verlagen Kooperationsmöglichkeiten an. Diese erwögen wiederum eine Beschwerde bei der Europäischen Kommission.

6. HiHö23: Wir brauchen euren Input
(freischreiber.de)
Die Vertretung freier Journalistinnen und Journalisten Freischreiber vergibt regelmäßig den “Himmel-und-Hölle-Preis”, mit dem sie “Engel und Teufel der Branche ehren und verdammen”. Vorschläge können noch bis zum 15. September eingereicht werden: “Wer hat euch im vergangenen Jahr unterstützt und damit euren freien Arbeitsalltag gen Himmel erhoben? Wer hat euch das Freiendasein zur Hölle gemacht?” Einen Rückblick auf die vorherigen Preisträgerinnen und Preisträger gibt es hier.

Protest gegen “Kulturoffensive”, Europas Medien, KI-Sprachpapst

1. Sender spricht von »Kulturoffensive«, Proteste in München
(spiegel.de)
Rund 200 Menschen haben am Montag vor dem Hochhaus des Bayerischen Rundfunks (BR) in München gegen eine geplante Programmreform im Kulturbereich protestiert. In einem offenen Brief der Initiative “Störsender” kritisieren Kulturschaffende die Reform, durch die im kommenden Jahr “mehrere Stunden eigenständiges Kulturprogramm” verschwänden. Der BR spreche hingegen von einer geplanten “Kulturoffensive”.

2. ver.di fordert lückenlose Aufklärung der Verhaftung zweier Journalisten in Dortmund
(dju.verdi.de, Lisa Isabell Wahr)
Im August wurden nach Angaben der Gewerkschaft Verdi in Dortmund zwei Journalisten, die wegen eigener Recherchen vor Ort waren, in der Nähe eines Tatorts festgenommen und für 16 Stunden in Polizeigewahrsam gehalten. Während der Ermittlungen sei die Wohnung eines der Journalisten gewaltsam aufgebrochen und Arbeitsmaterial beschlagnahmt worden: “Wir bezweifeln, dass das Vorgehen verhältnismäßig war. Wenn Journalistinnen und Journalisten Sorge haben müssen, im Rahmen ihrer Berichterstattung von der Polizei in Gewahrsam genommen und über Stunden festgehalten zu werden, beschneidet sie das eindeutig in der Ausübung ihrer Tätigkeit und damit am Ende auch die Pressefreiheit.”

3. Europas Krisen und das Versagen der Medien – Die überfällige Europäisierung des Journalismus
(de.ejo-online.eu, Harald Schumann & Elisa Simantke)
“Seit Jahrzehnten berichten Europas Medien und ihre Journalistinnen und Journalisten über europäische Themen allein aus der jeweils nationalen Perspektive ihrer Sitzländer und mit geringer Kenntnis der Vorgänge in den EU-Institutionen und den jeweils anderen Staaten. Das gefährdet die europäische Demokratie – und die Pressefreiheit.” Harald Schumann und Elisa Simantke stellen verschiedene Beispiele vor, bei denen Medien in verschiedenen EU-Ländern wichtige Themen und Ereignisse falsch oder unvollständig dargestellt haben, und betonen die Notwendigkeit einer stärkeren europäischen Perspektive im Journalismus.

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4. Keine Spähsoftware gegen Journalisten
(djv.de, Hendrik Zörner)
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) fordert die EU-Institutionen auf, im Rahmen des EU-Medienfreiheitsgesetzes den Einsatz von Spähsoftware gegen Journalistinnen und Journalisten zu verbieten. Der vorliegende Gesetzentwurf habe Schlupflöcher, die von den Regierungen der Mitgliedstaaten ausgenutzt werden könnten. Diese Lücken müssten geschlossen werden, so der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall: “Sonst besteht die Gefahr, dass übereifrige Ermittler ganz legal Spionageprogramme wie etwa Pegasus benutzen und so in jeden Redaktionsrechner eindringen können.”

5. Plattformaufsicht könnte Journalisten stärken
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen unterstützt den Entwurf für das neue Digitale-Dienste-Gesetz zur Plattformregulierung, sieht aber weiteren Handlungsbedarf zum Schutz der Meinungs- und Pressefreiheit: “Wenn uns Grundrechte wie Presse- und Informationsfreiheit wichtig sind, dann brauchen wir eine zentrale und durchsetzungsstarke Behörde, die die Rechte von Nutzerinnen und Nutzern gegen die Macht der Tech-Konzerne effektiv durchsetzt”, so Helene Hahn, die zuständige Referentin für Internetfreiheit bei Reporter ohne Grenzen.

6. Der künstliche Sprachpapst
(deutschlandfunk.de, Bettina Köster, Audio: 5:55 Minuten)
Der im November 2022 verstorbene Wolf Schneider gilt vielen als der “Sprachpapst” schlechthin. Ganze Generationen von Medienschaffenden haben seine Bücher gelesen. Nun sollen Schneiders Sprachempfehlungen in eine Künstliche Intelligenz einfließen, die von der “Reporterfabrik” entwickelt wird. Der Deutschlandfunk sprach mit Cordt Schnibben über das Projekt, das sich derzeit noch in der Testphase befindet.

Böhmermann-Zwist, Neue Leitlinien, Umtriebige TV-Doktoren

1. “Gerechtigkeit für alle Kriegsopfer”
(taz.de, Tigran Petrosyan)
Katerina Sergatskova, Chefredakteurin des unabhängigen Online-Mediums “Zaborona” in Kiew, spricht im Interview mit der “taz” über die Herausforderungen für Journalisten und Journalistinnen in der Ukraine. Trotz Schwierigkeiten wie dem eingeschränkten Zugang zu Kriegsgebieten und der Kommunikation mit dem Militär sieht Sergatskova auch Positives: “Der Journalismus in der Ukraine ist sehr gereift. Meines Erachtens hat sich eine große Solidarität unter den Medienschaffenden entwickelt. Sie sind bereit, sich gegenseitig zu helfen, nützliches Wissen zu teilen, voneinander zu lernen. Im Vergleich zum Anfang der Invasion sind wir heute viel besser vorbereitet und zuversichtlicher in unserem Handeln.”

2. Hat Jan Böh­m­er­mann wir­k­lich falsch berichtet?
(lto.de, Felix W. Zimmermann)
Der ehemalige Präsident des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik, Arne Schönbohm, hat rechtliche Schritte gegen das ZDF und insbesondere gegen die Sendung “ZDF Magazin Royale” von Jan Böhmermann eingeleitet, da er sich durch die Berichterstattung falsch dargestellt fühlt. Schönbohm verlangt eine Geldentschädigung in Höhe von 100.000 Euro und wendet sich gegen bestimmte Behauptungen in der Sendung. Bei “Legal Tribune Online” hat sich der Jurist Felix W. Zimmermann den Fall angesehen und kommt zu folgendem Ergebnis: “Zusammenfassend ist die ZDF-Sendung zu Schönbohm aufgrund ihrer Einseitigkeit und Selektivität kein Ruhmesblatt für den ‘journalistischen Arm’ des ZDF Magazin Royals. Presserechtlich angreifbar ist der Bericht allerdings nicht, da er nach aktueller Kenntnislage keine falschen Tatsachenbehauptungen enthält.”
Weiterer Lesetipp: Beim “RedaktionsNetzwerk Deutschland” kommt Jan Böhmermann zu Wort: “Ein Komplott? Ein herrlich deutscher Quatsch”: Jan Böhmermann verteidigt “Cyberclown”-Recherchen (rnd.de, Imre Grimm).

3. Neue Leitlinien für Berichterstattung über assistierten Suizid
(deutschlandfunk.de, Isabelle Klein & Martin Krebbers)
Medien kommt bei der Berichterstattung über Suizide eine besondere Verantwortung zu, da diese zu Nachahmungstaten führen kann. Bisherige Leitlinien für Journalistinnen und Journalisten hätten den assistierten Suizid kaum berücksichtigt, dies ändere sich nun, insbesondere durch Empfehlungen aus Österreich. Dort wurde der “Leitfaden zur Berichterstattung über Suizid” (PDF) entsprechend aktualisiert: “In der medialen Berichterstattung über assistierte Suizide gelten grundsätzlich die gleichen Prinzipien wie generell in der Berichterstattung über Suizid.”
(Solltest Du Suizid-Gedanken haben, dann gibt es Menschen, die Dir helfen können, aus dieser Krise herauszufinden. Eine erste schnelle und unkomplizierte Hilfe bekommst Du etwa bei der “TelefonSeelsorge”, die Du kostenlos per Mail, Chat oder Telefon (0800 – 111 0 111 und 0800 – 111 0 222) erreichen kannst.)

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4. Journalistin Zhang Zhan: den Tod vor Augen
(reporter-ohne-grenzen.de)
In China werden kritische Medienschaffende nach wie vor gnadenlos verfolgt, wie die Fälle von Zhang Zhan, Yang Hengjun und Zhou Yuanzhi zeigen. Die Journalistin Zhang Zhan, die über die Anfänge der Covid-19-Pandemie in Wuhan berichtete, ist seit 2020 inhaftiert und durch einen Hungerstreik, mit dem sie ihre Unschuld beteuert, gesundheitlich schwer geschädigt. Die Organisation Reporter ohne Grenzen fordert die Freilassung aller in China inhaftierten Journalistinnen und Journalisten und weist auf die Risiken hin, denen diese ausgesetzt sind, sowie auf die häufige Verweigerung medizinischer Versorgung durch das Regime.

5. Bekannte TV-Doktoren nehmen auch Geld von Firmen
(infosperber.ch, Martina Frei)
Bei “Infosperber” geht es um die britischen Zwillingsbrüder und Ärzte Chris und Xand van Tulleken, die häufiger im TV auftreten. Diese hätten zugegeben, Geld von Firmen für Werbung und Vorträge angenommen zu haben. So seien Chris van Tulleken “routinemäßig” 20.000 britische Pfund für einen einstündigen Vortrag angeboten worden, während sein Bruder Xand rund 100.000 britische Pfund für eine Werbekampagne für private Bluttests erhalten habe. Aber auch die Tätigkeit der im deutschen Fernsehen aktiven Ärzte Eckart von Hirschhausen und Johannes Wimmer sei nicht immer unproblematisch.

6. Kann man sich den Fußball sparen?
(verdie.de, Günter Herkel)
Sport, insbesondere Fußball, ist eines der größten Zugpferde im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, entsprechend viel Geld geben die Anstalten aus, um Inhalte einzukaufen. Frauke Gerlach, Direktorin des Grimme-Instituts, schlägt nun vor, dass ARD und ZDF aufgrund der hohen Kosten für die Übertragungsrechte aus dem Bieterwettstreit um die teuren Fußballübertragungen aussteigen sollten. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk solle sich auf ein “unabhängiges, werteorientiertes und wissensbasiertes Programm” konzentrieren. Gunter Herkel hält davon gar nichts und spricht von einem “Schlag ins Gesicht von Millionen Beitragszahler*innen, die selbstverständlich Live-Sport im öffentlich-rechtlichen TV sehen wollen.”

Polizei ermittelt gegen Böhmermann, Assange-Brief, “Titanic” funkt “SOS”

1. Wegen TV-Recherchen: Polizei ermittelt gegen Böhmermann
(dwdl.de, Alexander Krei)
Wie “DWDL” unter Verweis auf einen Beitrag von “Clap” berichtet, habe die Kölner Polizei ein Ermittlungsverfahren gegen Jan Böhmermann und das “ZDF Magazin Royale” eingeleitet. Hintergrund sei offenbar die verdeckte Teilnahme eines Mitarbeiters der Sendung an einem Seminar der Psychotherapeutin Michaela Huber. Das ZDF habe die Ermittlungen bestätigt, die Vorwürfe jedoch zurückgewiesen und betont, dass die Recherche allen journalistischen Standards entsprochen habe.

2. Der Kaiserin neue Kleider
(taz.de, Steffen Grimberg)
Das Grimme-Institut, bekannt durch die Verleihung des renommierten Grimme-Preises, steht finanziell nicht gut da und verzeichnet für 2023 eine “Unterdeckung” von 323.000 Euro bei einem Gesamtetat von rund drei Millionen Euro. Trotz der finanziellen Schwierigkeiten hat die Direktorin des Instituts, Frauke Gerlach, den Wunsch nach einer dritten Amtszeit geäußert. Steffen Grimberg, der 2015 selbst den Grimme-Preis leitete, wundert sich: “Es zeugt schon von einer gehörigen Chuzpe, sich angesichts dieser Bilanz als Kandidatin für eine weitere Amtszeit zu empfehlen.”

3. Berichterstattung im Visier des Strafrechts
(verfassungsblog.de, Jens Puschke & Pascale Fett)
Im “Verfassungsblog” wird die Kritik an der Strafnorm des Paragrafen 353d des Strafgesetzbuches diskutiert, die Medienschaffende einer möglichen strafrechtlichen Verfolgung aussetzt, wenn sie Dokumente aus Strafverfahren veröffentlichen. Dies werde als “Kriminalisierung korrekter Berichterstattung” bezeichnet. Jens Puschke und Pascale Fett argumentieren, dass diese Norm die Meinungs-, Informations- und Pressefreiheit beeinträchtige, und fordern ihre Streichung aus dem Strafgesetzbuch.

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4. Was Journalismus von der Mediation lernen kann
(journalist.de, Ellen Heinrichs)
In der Reihe “Mein Blick auf den Journalismus” hebt Ellen Heinrichs, Geschäftsführerin des Bonn Institute, die Bedeutung von Techniken aus der Mediation für den Journalismus hervor. Heinrichs argumentiert, dass Journalistinnen und Journalisten besser zuhören und mehr Empathie zeigen sollten, da dies der Schlüssel zu relevantem Journalismus sei. Sie betont, dass Mediation und Journalismus viele Gemeinsamkeiten hätten, insbesondere im Umgang mit Konflikten, und unterstreicht die Bedeutung von Empathie, professioneller Distanz und Unparteilichkeit in beiden Berufen.

5. Offener Brief an Baerbock: Prominente fordern Unterstützung für Assange
(fr.de, Thomas Kaspar)
In einem offenen Brief fordern zahlreiche Prominente aus Politik, Kultur und Medien Außenministerin Annalena Baerbock auf, sich bei ihrem bevorstehenden USA-Besuch für Wikileaks-Gründer Julian Assange einzusetzen: “Wir teilen die Auffassung von Amnesty International, Reporter ohne Grenzen und nahezu allen Menschenrechtsorganisationen und Journalistenverbänden weltweit, dass die Verfolgung von Julian Assange einen schwerwiegenden Angriff auf die Medienfreiheit darstellt.” Auch der Chefredakteur der “Frankfurter Rundschau” gehört zu den Unterzeichnern des Briefes, der in dem Beitrag in voller Länge dokumentiert ist.

6. Die “Titanic” sendet SOS
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Das bekannte deutsche Satiremagazin “Titanic” hat offenbar große finanzielle Schwierigkeiten. Grund seien unter anderem inflationsbedingte Kündigungen und stark gestiegene Papier- und Versandkosten. Um zumindest bis zum Jahresende weitermachen zu können, benötige der Verlag 5.000 neue Abonnements. Helfen soll nun eine Rettungs-Werbekampagne, die mit Maren Kroymann und Jan Böhmermann prominente Unterstützung hat.

KW 36/23: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Fiel StrgF auf einen Blender rein?
(youtube.com, Business Insider Deutschland, Video: 3:05 Minuten)
Vor gut zwei Monaten erschien auf Youtube ein Video des jungen Formats “Strg_F”, das seitdem über vier Millionen Mal aufgerufen wurde. In dem Film geht es um “Privatjets, Yachten, Kaviar” und die Frage: “Wie beeinflussen Superreiche das Klima?” Einer der Protagonisten, der 18-jährige Theo Stratmann, gibt sich darin betont großspurig, dekadent und ignorant und sorgt seit Wochen für ein enormes Echo in den Sozialen Medien und auf Youtube. Die Redaktion von “Business Insider” hat mit Theos Stratmanns Vater gesprochen, und der ist äußerst verwundert: “Mir ist es ein Rätsel, woher Theo das Geld für seinen angeblich so luxuriösen Lebensstil haben will”. “Business Insider” (“BI”) fragt sich: “Wie passt das mit der Berichterstattung des öffentlich-rechtlichen Formats ‘StrgF’ zusammen: Ist das Format auf einen Blender reingefallen?” Mehr von der “BI”-Recherche zu Stratmann gibt es in einem weiteren Video.

2. Was macht Krisen-PR erfolgreich?
(br.de, Jonathan Schulenburg, Audio: 26:01 Minuten)
Das Medienmagazin von BR24 nimmt die Aiwanger-Affäre zum Anlass, sich mit dem Thema Krisenkommunikation auseinanderzusetzen: Wie hat Hubert Aiwanger kommuniziert? Hat er dabei Fehler gemacht? Wie haben die Medien reagiert? Unter anderem darüber spricht Jonathan Schulenburg mit dem Krisenkommunikations-Berater Markus Ewald und Frank Roselieb, Direktor des Instituts für Krisenforschung.

3. Mental Health im Journalismus
(mediummagazin.de, Olivia Samnick, Audio: 46:53 Minuten)
In der aktuellen Folge des Podcasts “Bonjourno” geht es um die Frage, wie über psychische Erkrankungen diskriminierungsfrei berichtet werden kann. Zu Gast sind die freien Journalistinnen Lisbeth Schröder und Larena Klöckner. Gastgeberin Olivia Samnick hat die Folge mit einer Triggerwarnung versehen: “Es geht gleich auch um die Berichterstattung zu Amokläufen. Wenn euch das Thema zusetzt, überspringt diese Folge oder hört sie euch in Begleitung an.”

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4. Der Wert von Kritik
(buzzsprout.com, Mary-Jane Bolten & Human Nagafi, Audio: 1:14:22 Stunden)
Der “Corporate-Theory”-Podcast behandelt das große Thema Kritik. Dazu haben sich Mary-Jane Bolten und Human Nagafi jemanden eingeladen, der seit über einem Jahrzehnt selbst als Kritiker in Medien unterwegs ist: Wolfgang M. Schmitt (unter anderem “Die Filmanalyse”): “Wir vergleichen die Rolle eines Kritikers mit der Rolle von Gestaltern in Unternehmen. Welche Rolle spielt Kritik und welche Züge nimmt sie an? Was stört so an negativer Kritik und wie können wir emotional damit umgehen? Wir sprechen über den Drang, alles immer positiv zu formulieren und dem Trend, alle Meinung als valide Meinung durchgehen zu lassen – und was das über unsere Gesellschaft aussagt.”

5. Fotos melden bei der VG Bild-Kunst
(freienpodcast.letscast.fm, Geraldine Friedrich & Francoise Hauser, Audio: 26:37 Minuten)
Der “Freien-Podcast” beschäftigt sich mit einer Situation, die sicher nicht wenige Medienschaffende kennen: “Die Frist für die Meldung an die Verwertungsgesellschaft Bild-Kunst rückt näher – und wie geht das nochmal? Wie melde ich und lohnt sich das überhaupt?” Sandra Freischem, Juristin bei der VG Bild-Kunst, erklärt, was genau die Verwertungsgesellschaft macht, wie man daran teilhaben kann und was bei den Meldungen zu beachten ist.

6. Wie lustig ist es, wenn der Kanzler dazu auffordert, über ihn zu spotten?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 12:23 Minuten)
Nach einem Unfall beim Joggen trägt Bundeskanzler Olaf Scholz aktuell eine Augenklappe. In einem Tweet schrieb er (oder sein Social-Media-Team): “Wer den Schaden hat… Bin gespannt auf die Memes.” Der frühere “Titanic”-Chefredakteur Tim Wolff spricht im “Übermedien”-Podcast darüber, woran man einen guten Witz erkennt, und ob es vielleicht Leute oder Institutionen gibt, die todernst sein sollten: “Wenn ein Kanzler so etwas in die sozialen Medien gibt und sagt: Hier, macht mal Witze, dann hat sich die ganze Öffentlichkeit in eine Art ‘Titanic’-Redaktionssitzung verwandelt.” Das könne niemand wollen.

Lin­de­manns Nie­der­lage, Radiopreis, “Großangriff auf das Medienkartell”

1. Lin­de­mann mit Nie­der­lage gegen Süd­deut­sche Zei­tung
(lto.de, Felix W. Zimmermann)
Wie bei “Legal Tribune Online” zu lesen ist, hat das Landgericht Frankfurt einen Unterlassungsantrag des Rammstein-Sängers Till Lindemann gegen die “Süddeutsche Zeitung” zurückgewiesen. “Vermutlich sieht das Gericht für den Verdacht sexueller Übergriffe durch Lindemann genügend Beweistatsachen”, spekuliert Felix W. Zimmermann in seinem Bericht. Eine Urteilsbegründung liege allerdings noch nicht vor.

2. Anlasslose Vorratsdatenspeicherung ist rechtswidrig
(tagesschau.de)
Das Bundesverwaltungsgericht hat die anlasslose und flächendeckende Vorratsdatenspeicherung für rechtswidrig erklärt und ist damit einer Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs gefolgt. Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) begrüßt die Entscheidung: “Endlich herrscht Rechtssicherheit für die Journalistinnen und Journalisten, die von Berufs wegen von der Datenspeicherung in besonderem Maße betroffen waren”, so der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall.

3. Rechter Angriff via TV
(taz.de, Andreas Speit)
Wie Andreas Speit in der “taz” berichtet, starte der österreichische Sender AUF1 im deutschen Fernsehen und bezeichne dies als “Großangriff auf das Medienkartell”. Der Sender werde über den deutschen Kanal SRGT (ehemals SchwarzRotGold TV) ausgestrahlt und behandle Themen wie “Great Reset”, “Hitzehysterie” und “Coronalügen”. Die Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg sei über die Ausstrahlung der Inhalte von AUF1 nicht informiert und werde die rechtliche Situation prüfen.

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4. Wer Schadenersatz will, muss konkret werden
(netzpolitik.org, Hasset Tefera-Alemu & Ingo Dachwitz)
Das Oberlandesgericht Hamm habe entschieden, dass Meta, der Mutterkonzern von unter anderem Facebook, nicht verpflichtet sei, Schadenersatz für ein Datenleck zu zahlen, bei dem Telefonnummern von Nutzerinnen und Nutzern erbeutet wurden. Obwohl das Gericht Datenschutzverstöße durch Meta feststellte, sei die Klage einer Betroffenen abgewiesen worden. Der österreichische Datenschutzaktivist Max Schrems sehe in dem Urteil jedoch keine Signalwirkung.

5. Deutscher Radiopreis 2023: Die Gewinnerinnen und Gewinner
(dwdl.de, Alexander Krei)
Gestern fand in Hamburg die Verleihung des Deutschen Radiopreises statt, die von 60 Radiosendern übertragen wurde. Alexander Krei war von der “kurzweiligen Show” angetan: “Die 14. Radiopreis-Verleihung – die erste in der Neuen Flora – zeigte in gut zweieinhalb Stunden sehr eindrucksvoll, wie viel Potenzial noch immer in diesem Medium steckt, das vor ziemlich genau 100 Jahren seinen Siegeszug in Deutschland antrat und noch immer tagtäglich Millionen Hörerinnen und Hörer erreicht.”

6. Vom Glück, eine perfekt produzierte Sendung wie “Bares für Rares” zu gucken
(uebermedien.de, Friedrich Küppersbusch)
Bei “Übermedien” verrät Friedrich Küppersbusch im Rahmen der Reihe “Geheime Leidenschaften” seine Vorliebe für die ZDF-Sendung “Bares für Rares”, einem Format, das man nicht unterschätzen solle: “Die offensive Schlichtheit des Formates verleitet zum Ei-des-Columbus-Denken: Ja, nee, das hätte ja nun jeder gekonnt. Dagegen steht die jederzeit spürbare Perfektion des Handwerks. Da verhökern Leute die Eheringe verstorbener Partner, gehen Ölgemälde von Omi für wenige Euro weg und gelingt es, eine tragische Geschichte neben der nächsten Charakterlosigkeit in Grund und Boden zu flauschen.”

Rechtsextremisten entwaffnen, Grenze von Umfragen, Geldprobleme

1. Rechtsextremisten entwaffnen
(djv.de, Hendrik Zörner)
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) fordert die Entwaffnung von Rechtsextremisten zum Schutz von Journalistinnen und Journalisten, die ins Visier der rechtsextremen Szene geraten sind. Hintergrund ist eine von “Correctiv” veröffentlichte Karte, nach der 1.000 mutmaßliche Rechtsextremisten legal eine Waffe besitzen. “Daraus geht hervor”, so der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall, “dass bewaffnete Rechtsextremisten fast überall zu finden sind. Unfassbar.”
Weiterer Lesetipp: Rechtsextreme mit Waffenerlaubnis: “Wir müssen noch weiter gehen” (correctiv.org, Anette Dowideit & Till Eckert).

2. Wo Umfragen an ihre Grenzen stoßen
(deutschlandfunk.de, Stefan Fries, Audio: 6:29 Minuten)
Stefan Fries spricht im Deutschlandfunk über die Probleme und Grenzen von Umfragen wie die des “Stern” zur Entscheidung von Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder, seinen Stellvertreter Hubert Aiwanger im Amt zu lassen. Die Umfrage habe methodische Schwächen wie einen kurzen Befragungszeitraum und eine komplizierte Fragestellung, die die Ergebnisse infrage stellen könnten. Fries warnt davor, Umfrageergebnisse unkritisch zu übernehmen, da sie oft unsicher seien und von vielen Faktoren beeinflusst werden könnten. Er verweist in diesem Zusammenhang auch auf einen aktuellen BILDblog-Beitrag: Die, die wenig haben, gegen die, die noch weniger haben.

3. Grimme-Institut hat Geldprobleme
(zdf.de)
Das Grimme-Institut soll vor einem Finanzdefizit von 323.000 Euro für das laufende Jahr stehen, das voraussichtlich im nächsten Jahr auf 430.000 Euro ansteigen werde. Die Ursachen seien höhere Tarifabschlüsse und steigende Veranstaltungs- und Energiekosten. Laut Institutsleiterin Frauke Gerlach sei das Defizit für 2023 bereits durch höhere Förderzusagen abgedeckt. Für 2024 hoffe sie auf weitere Unterstützung.

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4. “Facebook News” wird in Deutschland nicht weitergeführt
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Wie “DWDL” berichtet, wird Facebook sein Nachrichtenangebot “Facebook News” in Deutschland einstellen. Das Feature, das im Mai 2021 mit großen deutschen Verlagen als Partner gestartet war, sei nie prominent in der App platziert worden und werde nun wegen zu geringer Nutzung geschlossen. Die Entscheidung sei Teil der Facebook-Strategie, sich auf die Inhalte zu konzentrieren, die die Nutzerinnen und Nutzer “am meisten schätzen”.

5. So schreibt man Newsletter mit Nutzwert!
(fachjournalist.de, Ulrike Bremm)
Beim “Fachjournalist” gibt es ein Interview mit Anne-Kathrin Gerstlauer, die den größten Newsletter im Bereich Journalismus, PR und Marketing betreibe. Gerstlauer gibt Tipps für die erfolgreiche Konzeption und das Schreiben von Newslettern, darunter die Bedeutung von “snackable content”, die Wahl einer starken Betreffzeile und die Notwendigkeit, den Newsletter nützlich zu gestalten. Gerstlauer betont auch die Wichtigkeit der Zielgruppenanalyse und erklärt, wie sie ihre Reichweite und ihr Geschäft durch ihren Newsletter erweitert hat.

6. Meta scheitert vor Gericht
(taz.de)
Ein norwegisches Gericht habe eine Klage des US-Konzerns Meta gegen ein Verbot personalisierter Werbung auf Facebook und Instagram abgewiesen. Meta müsse weiterhin eine tägliche Strafe von einer Million norwegischer Kronen (ca. 88.500 Euro) zahlen. Die norwegische Datenschutzbehörde Datatilsynet habe das Urteil als “großen Sieg für den Schutz persönlicher Daten” bezeichnet.

“Katapult” vor Insolvenz, Tatort Aufnahmestudio, Höcke-Interview

1. “Katapult” ist insolvent und wirbt um Unterstützung bei seinen Leserinnen.
(turi2.de, Daniel Sallhof)
Wie der Branchendienst “turi2” unter Berufung auf eine Mitteilung des Unternehmens Katapult berichtet, stehe der Verlag kurz vor der Insolvenz. Herausgeber und Gründer Benjamin Fredrich habe den Start der geplanten Journalismusschule auf unbestimmte Zeit verschoben und rufe die Leserschaft auf, sich mit Rettungsideen einzubringen. Fredrich, der bereits des Öfteren in der Kritik stand und Ende Januar als Geschäftsführer und Chefredakteur zurückgetreten ist, verspreche eine “Insolvenz-Transparenz” und gebe an, dass dem Verlag derzeit 450.000 Euro fehlen (ein Betrag, den Fredrich auch über den Verkauf von Grashalmen, selbstgestalteten “Insolvenztassen” und “hässlich bemalten” Beuteln ausgleichen will).

2. Brauchte es wirklich das Höcke-Interview, damit Medien der Ableismus der AfD auffällt?
(uebermedien.de, Andrea Schöne)
Andrea Schöne kritisiert auf “Übermedien” die Medienreaktionen auf Björn Höckes ableistische Äußerungen über inklusive Bildung. Schöne argumentiert, dass die Medienlandschaft in Deutschland Menschen mit Behinderung und deren Perspektiven weitgehend ignoriere, was zu einer verzerrten Darstellung von Inklusion und Behindertenpolitik führe. Sie fordert eine umfassendere und differenziertere Berichterstattung über Behindertenpolitik und schlägt verschiedene Maßnahmen vor, um dies zu erreichen.

3. Tatort: Aufnahmestudio
(mediummagazin.de, Niklas Münch)
Im “medium magazin” diskutiert Niklas Münch das wachsende Genre der True-Crime-Podcasts und deren ethische Implikationen. Während diese Formate in Deutschland immer beliebter werden, kritisieren einige, dass sie die Grenze zwischen Qualitäts- und Boulevardjournalismus verwischen. Münch stellt die Frage, ob Medien Verbrechen als unterhaltsame, spannend erzählte Inhalte aufbereiten sollten, und beleuchtet verschiedene Perspektiven von Befürwortern und Kritikern zum Thema. In einem seien sich jedoch alle einig: “Niemand mag das Label ‘True Crime’.”

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4. Die besten Floskeln aller Zeiten
(infosperber.ch, Daniela Gschweng)
Daniela Gschweng blickt zurück auf das sprach- und medienkritische Projekt “Floskelwolke”, das vor Kurzem nach neun Jahren zu Ende gegangen ist. Die beiden Journalisten Udo Stiehl und Sebastian Pertsch hatten auf ihrer Website und auf Twitter auf Floskeln, Phrasen und Framing in der Nachrichtensprache aufmerksam gemacht und damit eine breite Leserschaft gefunden. Ein endgültiges Aus ist es aber nicht: Die “Floskel des Monats” wird es auch weiterhin in der Fachzeitschrift “journalist” geben.

5. “Veränderung ist jetzt eine Konstante”
(blog.medientage.de, Lisa Priller-Gebhardt)
Der Bewegtbildexperte Evan Shapiro spricht im Interview mit dem Blog der Medientage München über die Herausforderungen und Chancen für TV und Streaming in Deutschland. Er betont, dass traditionelle Medienunternehmen ihre Geschäftsmodelle überdenken und sich dem veränderten Verhalten der Nutzerinnen und Nutzer anpassen müssen, um gegenüber Tech-Giganten wie Google, Amazon und Netflix konkurrenzfähig zu bleiben. Shapiro sieht insbesondere im Gaming-Bereich Potenzial für Medienunternehmen und warnt davor, dass diejenigen, die sich nicht anpassen, langfristig verlieren werden.

6. Anja Rützel, was können wir vom Trash-TV über das Leben lernen?
(laeuft-programmschau.podigee.io, Alexander Matzkeit, Audio: 25:58 Minuten)
Anja Rützel ist nicht nur eine der profundesten Kennerinnen der deutschen Trash-TV-Szene, sondern auch eine geistreiche Kolumnistin mit viel Sprachwitz. Bei “Läuft”, der Programmschau von epd medien und Grimme-Institut, spricht Rützel darüber, was wir vom Trash-TV über das Leben lernen können, was sie an aktuellen Produktionen langweilt und warum sie sich ein Reality-TV-Format im bürgerlichen Milieu wünscht.

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