Archiv für 6 vor 9

Friedrich in China, Journalisten schützen, Jeremys schlechter Geruch

1. Der Verleger der “Berliner Zeitung” ist von China begeistert
(msn.com, Jochen Zenthöfer)
Jochen Zenthöfer befasst sich mit Holger Friedrich, Herausgeber der “Berliner Zeitung”, der über seine Teilnahme an der “13. Konferenz des Welt-Sozialisten-Forums” in Peking berichtet hat. Friedrichs Berichterstattung, die eine positive Darstellung Chinas und Kritik an westlichen Institutionen beinhalte, wird kritisch hinterfragt, insbesondere im Hinblick auf dessen Rollen als Journalist, Referent und Beobachter. Zenthöfer geht auch auf Friedrichs frühere China-Berichterstattung in der “Berliner Zeitung” ein und wirft Fragen nach journalistischen Standards und Rollenvermischungen auf.

2. Namensnennungen unverzichtbar
(djv.de, Hendrik Zörner)
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) betont die Bedeutung der Nennung der Namen von Fotografinnen und Fotografen in journalistischen Beiträgen. Diese sei auch für die Transparenz und Glaubwürdigkeit journalistischer Arbeit unverzichtbar: “Es macht einen Unterschied, ob das Bild von der Pressestelle einer Regierung oder eines Unternehmens kommt oder eben von unabhängigen Fotografinnen und Fotografen”, so der DJV-Bundesvorsitzende Mika Beuster. Der DJV hat in einer stichprobenartigen Untersuchung überprüft, ob in Tageszeitungen “die gesetzlich vorgeschriebene Namensnennung von Bildurhebern tatsächlich erfolgt”.

3. Vertrauliche Kommunikation von Journalisten schützen
(reporter-ohne-grenzen.de)
Derzeit wird in Brüssel über den Europäischen Rechtsakt zur Medienfreiheit (englisch: European Media Freedom Act, EMFA) verhandelt, bei dem auch Punkte wie der Quellenschutz und die Überwachung von Journalistinnen und Journalisten eine Rolle spielen. Die Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) fordert den maximalen Schutz von Medienschaffenden im Regelwerk. ROG-Geschäftsführer Christian Mihr kommentiert: “Ausnahmeregelungen zum Schutz der nationalen Sicherheit haben darin nichts zu suchen und öffnen Tür und Tor für Missbrauch.”

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4. Offener Brief: Eine unterfinanzierte Zivilgesellschaft gefährdet die Demokratie
(neuemedienmacher.de)
Mehr als 50 zivilgesellschaftliche Organisationen befürchten negative Auswirkungen auf ihre Arbeit durch die aktuelle Ausgabensperre der Bundesregierung bis 2024 und wenden sich mit einem offenen Brief an die Öffentlichkeit: “Es droht das Sterben einer zivilgesellschaftlichen Landschaft, die sich seit Jahren überall in diesem Land für die Stärkung und Verteidigung der Demokratie, die Förderung von Medienbildung und Medienkompetenz, für Vielfalt sowie gegen digitale Gewalt und Desinformation engagiert.”

5. Sky nimmt Jeremy-Fragrance-Dokuserie aus dem Angebot
(spiegel.de)
Der Pay-TV-Sender Sky hat eine Dokuserie über Jeremy Fragrance aus dem Programm genommen, nachdem Fotos aufgetaucht waren, die den Influencer mit rechtsextremen Personen zeigen. “Wir distanzieren uns klar von jeglichen rechtsextremen Inhalten oder Äußerungen”, so ein Sky-Sprecher gegenüber dem “Spiegel”. Auch sein Buchverlag werde die Zusammenarbeit mit dem Parfüm-Influencer nicht fortführen.

6. Konkurrenz zu Twitter: Neuer Kurznachrichtendienst soll in Europa in wenigen Tagen online gehen
(fr.de, Lennart Schwenck)
Lennart Schwenck berichtet über den für Donnerstag erwarteten Europa-Start einer neuen Social-Media-App namens Threads von Meta, dem Mutterkonzern von Facebook und Instagram, die eine Konkurrenz zu Twitter/X sein soll. Diese Entwicklung folgt auf die Übernahme von Twitter durch Elon Musk und spiegelt die sich verändernde Landschaft der Sozialen Medien wider, in der große Unternehmen um Marktanteile und das Engagement der Nutzerinnen und Nutzer konkurrieren.

Ippen eskaliert, Krisenmodus, Bergkarabach-Berichterstattung

1. Ippen-Verlag kündigt der “Frankfurter Rundschau” die Zukunft
(uebermedien.de, Andrej Reisin)
Der Tarifkonflikt bei der “Frankfurter Rundschau” (erscheint im Ippen-Verlag) ist nun endgültig eskaliert, wie Andrej Reisin bei “Übermedien” berichtet: Nur wenige Tage nach einem Warnstreik wurden die drei jungen Journalistinnen und Journalisten Jana Ballweber, Yağmur Ekim Çay und Maxi Arnhold entlassen; und dies, obwohl sie sich nach eigenen Angaben nicht mal an dem Streik beteiligt hatten. “Besonders perfide daran ist, dass Ballweber und Çay in der Redaktion ausgebildet wurden und wegen besonderer Befähigung auf Wunsch der Geschäftsführung ihre eigentlich noch laufenden Volontariate verkürzt hatten, um früher als Redakteurinnen übernommen zu werden”, schreibt Reisin.
Weiterer Lesetipp: Die Redaktion der “Frankfurter Rundschau” scheint sich von dem Vorfall nicht einschüchtern zu lassen und berichtet kritisch über den Vorgang im eigenen Haus: Einschnitte bei der FR (Pitt von Bebenburg, fr.de).

2. Über das Versagen der deutschen Bergkarabach-Berichterstattung
(journalist.de, Marianna Deinyan)
Die deutsch-armenische Journalistin Marianna Deinyan kritisiert die Berichterstattung deutscher Medien über die Region Bergkarabach und den damit verbundenen Konflikt zwischen den Staaten Armenien und Aserbaidschan: “Es hätte mehr, kontinuierlicher und hintergründiger über die Lage in Bergkarabach berichtet werden müssen.”

3. Springer-Nachrichten-App: Upday bald komplett KI-basiert
(tagesspiegel.de)
Die Nachrichten-App “Upday” des Axel-Springer-Verlags werde ab Mitte kommenden Jahres vollständig auf Künstlicher Intelligenz (KI) basieren und als “Trend-News-Generator” fungieren. Im Zuge dieser Umstellung wolle Springer bis Mitte 2025 alle derzeit rund 70 “Upday”-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter in Europa entlassen. Der Deutsche Journalisten-Verband fordert alternative Arbeitsplätze für die Betroffenen und warnt davor, journalistische Arbeit vollständig durch KI zu ersetzen.

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4. Presserat rügt erstmals wegen KI
(verdi.de)
Der Deutsche Presserat hat die Zeitschrift “Lisa Kochen & Backen” für ein mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz erstelltes Sonderheft gerügt. Das Heft enthielt “99 Nudelrezepte”, die von einer Software generiert wurden, ohne dies kenntlich zu machen. Der Presserat entschied, dass die Bilder als Symbolabbildungen hätten gekennzeichnet werden müssen, sah in den KI-generierten Texten aber keinen Verstoß gegen den Pressekodex.

5. Elon Musk entsperrt X-Konto von Verschwörungstheoretiker Alex Jones
(zeit.de)
Immer wenn man denkt, es kann nicht mehr schlimmer werden mit Twitter/X, kommt Elon Musk und belehrt einen eines Besseren. So auch im Fall des US-amerikanischen Verschwörungsmystikers Alex Jones, den Musk nach einer Nutzerbefragung jüngst wieder freischalten ließ. Rund 70 Prozent der knapp zwei Millionen Stimmen hätten sich für Jones’ Rückkehr ausgesprochen. Alex Jones, der unter anderem für seine Verschwörungserzählung über den Amoklauf an der Sandy-Hook-Schule bekannt ist, war zuvor wegen Verstößen gegen die Verhaltensrichtlinien von mehreren großen Online-Plattformen gesperrt und wegen Verleumdung zu einer Rekordsumme von 1,5 Milliarden US-Dollar Schadenersatz verurteilt worden.

6. “Krisenmodus” ist Wort des Jahres
(sueddeutsche.de)
Die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) hat den Begriff “Krisenmodus” zum “Wort des Jahres 2023” gewählt, was die aktuelle Situation mit zahlreichen Krisen wie Kriegen, hohen Energiepreisen, Inflation und maroden Staatsfinanzen reflektiere. Auf Platz zwei landete “Antisemitismus”, gefolgt von “leseunfähig”. “Die Liste spiegelt die Realität wider, und die sieht derzeit ziemlich düster aus”, so GfdS-Geschäftsführerin Andrea Ewels.

KW 49/23: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Khesrau Behroz – Der Fluch der Gänsehaut
(hr2.de, Jagoda Marinić, Audio: 1:47:51 Stunden)
In dieser Folge des Podcasts “Freiheit Deluxe” mit Jagoda Marinić ist Khesrau Behroz zu Gast, ein renommierter Podcaster, bekannt für seine erfolgreichen und tiefgründigen Story-Podcasts wie “Cui Bono: WTF happened to Ken Jebsen?” und “Wer hat Angst vorm Drachenlord?”. Behroz, der 1987 in Afghanistan geboren wurde und 1994 mit seiner Familie nach Deutschland kam, teilt persönliche Erfahrungen und Einsichten und spricht darüber, wie er in seinen Podcasts komplexe, gesellschaftlich relevante Themen aufgreift und erzählerisch umsetzt, immer auf der Suche nach dem “Gänsehautmoment”.

2. Verliert Israel den “PR-Krieg”?
(deutschlandfunk.de, Brigitte Baetz, Audio: 39:20 Minuten)
Bei kriegerischen Konflikten seien Journalistinnen und Journalisten meist auf Informationen der Kriegsparteien angewiesen. Das gelte auch für den aktuellen Nahostkrieg. Im Deutschlandfunk geht es daher um die Frage: “Wie vertrauenswürdig sind hier Israels Regierung und Armee?” Darüber diskutieren Jonathan Stock vom “Spiegel”, Martin Löffelholz von der TU Ilmenau und Benjamin Hammer vom Deutschlandfunk.

3. Warum brauchen wir die Deutsche Welle?
(ardaudiothek.de, BR24 Medien, Linus Lüring, Audio: 30:59 Minuten)
Der aus Steuergeldern finanzierte deutsche Auslandssender Deutsche Welle steht vor einem Umbruch: Ab Januar 2024 wird es kein deutschsprachiges Programm mehr geben – weder im Radio noch im Fernsehen. Im Gespräch mit dem Medienjournalisten Michael Meyer und der Kommunikationswissenschaftlerin Carola Richter von der FU Berlin geht es unter anderem um die Frage, ob Auslandsrundfunk heute überhaupt noch relevant ist.

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4. Alexander Filipovic über Ethik in den Medien
(youtube.com, Rieke C. Harmsen & Christine Ulrich, Audio: 37:44 Minuten)
Wie kommt Ethik in die Medien? Und welche Veränderungen erfährt die Medienbranche durch Technologie? Darüber sprechen Rieke C. Harmsen und Christine Ulrich mit dem Medien- und Sozialethiker Alexander Filipović. Die Diskussion dreht sich auch um die Fragen, warum wir Medienethik betreiben sollten, und ob Journalistinnen und Journalisten heute noch Gatekeeper für Informationen sind.

5. Mediensysteme in Nordwest-Europa
(podcast.leibniz-hbi.de, Johanna Sebauer, Audio: 44:06 Minuten)
Im “Bredowcast” des Leibniz-Instituts für Medienforschung diskutiert Johanna Sebauer mit ihren Gästen Barbara Thomaß und Volker Grassmuck über die Charakteristika der Mediensysteme Nordwesteuropas (Irland, Vereinigtes Königreich, Belgien, Niederlande, Luxemburg, Deutschland und Österreich) sowie über aktuelle Trends und Herausforderungen in dieser Region.

6. Debatten in ukrainischen Medien und um den Rundfunkbeitrag
(wdr.de, Steffi Orbach, Audio: 45:18 Minuten)
Das WDR5-Medienmagazin “Töne, Texte, Bilder” widmet sich eine Dreiviertelstunde lang einem bunten Themenmix: ukrainische Medien und die “physische Müdigkeit”, die Debatte um die Erhöhung des Rundfunkbeitrags in Deutschland, Klima-Volontariate und grüne Ressorts, Googles neues KI-Tool sowie sogenannte SLAPP-Klagen, mit denen Medienschaffende eingeschüchtert werden sollen.

Reichelt verliert, Verleger fordern, Angst vor der Abschiebung

1. Seenotretter bringt Reichelt ins Schwimmen
(t-online.de, Lars Wienand)
Der geschasste “Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt hat nach Feststellung des Landgerichts Berlin in seinem Youtube-Format “Achtung, Reichelt!” die Unwahrheit über den Seenotretter Axel Steier verbreitet. Reichelt müsse die entsprechende Sequenz aus einem Video entfernen und eine Gegendarstellung veröffentlichen, die mindestens so lange in seinem Youtube-Kanal zu sehen sein müsse wie die falsche Behauptung. Zuvor sei bereits Jan Böhmermann erfolgreich gegen Reichelt vorgegangen.

2. Verleger fordern Regeln im Umgang mit KI
(persoenlich.com)
Der Verlegerverband Schweizer Medien (VSM) fordert Regeln für den Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI) in den Medien: “Der VSM fordert von den KI-Betreibern und ihren Anwendungen die Berücksichtigung des Geistigen Eigentums, Fairness in Markt und Wettbewerb, Transparenz über die Verwendung von Inhalten, Qualität und Integrität der Inhalte, Sicherheit und Verantwortung sowie Kooperationen zwischen KI-Betreibern und Medien.”
Hörtipp in eigener Sache: Der “6-vor-9”-Kurator hat bei radioeins den “AI Act” der EU kommentiert: “Die Unternehmen möchten viel Freiraum und wenig Regulierung. Sie haben erreicht, dass Deutschland, Frankreich und Italien eine Art freiwillige Selbstkontrolle ins Gesetz geschrieben haben, was ungefähr so ist, als wenn man den Autoherstellern erlauben würde, die Verkehrsregeln zu bestimmen.” (radioeins.de, Audio: 4:21 Minuten)

3. HR-Redaktionsausschuss sieht journalistische Qualität in Gefahr
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Wie “DWDL” berichtet, befürchtet der Redaktionsausschuss des Hessischen Rundfunks (HR) eine Verschlechterung der journalistischen Qualität des öffentlich-rechtlichen Senders. Die Kritik richte sich vor allem gegen die geplante Umstrukturierung bei der sogenannten “Hessen-Unit”, die nach Ansicht des Ausschusses zu Lasten der inhaltlichen Vielfalt und Tiefe gehen könnte. Der HR selbst sehe die Sache naturgemäß etwas anders: Der Redaktionsausschuss gehe in seiner Darstellung von “teilweise unrichtigen oder in falschem Kontext stehenden Sachverhalten aus”.

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4. Angst vor der Abschiebung
(reporter-ohne-grenzen.de)
Reporter ohne Grenzen (ROG) sorgt sich um die nach Pakistan geflüchteten afghanischen Journalistinnen und Journalisten und kritisiert das Verhalten der deutschen Regierung: “Die Situation ist absurd: Die Bundesregierung bestellt erst alle Personen nach Pakistan, die im Rahmen des Bundesaufnahmeprogramms eine neue, sehr zeitaufwendige Sicherheitsprüfung durchlaufen müssen. Dann ist sie aber offenbar nicht in der Lage, die Sicherheit dieser Personen vor Ort zu garantieren”, so ROG-Geschäftsführer Christian Mihr: “Unter den Betroffenen sind zahlreiche gefährdete Journalistinnen und Journalisten. Was können wir ihnen sagen, was sollen wir ihnen raten, wenn sie sich verzweifelt an uns wenden und um Hilfe bitten?”

5. MDR: “Debatte” um die Funkhäuser in Halle und Dresden
(flurfunk-dresden.de)
Der Artikel von “Flurfunk Dresden” beschäftigt sich mit der aktuellen Debatte, ob und welche Funkhäuser der MDR im Zuge von Sparmaßnahmen schließen werde, und spricht in diesem Zusammenhang von einer Scheindebatte: “Um es vorwegzunehmen: Nein, der MDR kann keinen Standort einfach so schließen. Dafür müssten erst die drei beteiligten Bundesländer den Staatsvertrag entsprechend ändern.”

6. 🤭
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz)
“WAS DARF ICH HEUTE NOCH SAGEN?” brüllt der “Stern” diese Woche in Großbuchstaben vom Cover. Für Boris Rosenkranz ein willkommener Anlass, sich einmal umzuschauen, wo überall diese Frage (oft mit ähnlicher Halte-den-Mund-zu-Bebilderung) schon aufgetaucht ist.

Medien verstehen nur Bahnhof, RIP Presseförderung, Wikipedia-Charts

1. Drohungen nehmen zu
(reporter-ohne-grenzen.de)
Bei pro-palästinensischen Demonstrationen in Deutschland ist es in den vergangenen Wochen vermehrt zu Drohungen, Beleidigungen und Angriffen gegen Journalistinnen und Journalisten gekommen. Die Organisation Reporter ohne Grenzen verurteilt diese Entwicklung und appelliert an Staat und Medien: “Polizei und Sicherheitsbehörden müssen Medienschaffende bei Demonstrationen konsequent schützen und das Grundrecht auf Pressefreiheit durchsetzen. Aber auch die deutschen Medienhäuser müssen sich der Verantwortung gegenüber ihren Mitarbeitenden stärker bewusst werden und Sicherheitskonzepte für die Berichterstattung in polarisierten öffentlichen Räumen entwickeln oder bestehende besser umsetzen.”

2. “European Railway Station Index”: Medien verstehen nur Bahnhof
(uebermedien.de, Sebastian Wilken)
Sebastian Wilken kritisiert bei “Übermedien” die Berichterstattung über den “European Railway Station Index”, der deutschen Bahnhöfen ein schlechtes Zeugnis ausstellt. Die Studie stamme von einer umstrittenen US-Lobbyorganisation und basiere auf fragwürdigen Kriterien. Und in der Tat ist es bemerkenswert, wie viele und durchaus renommierte Medien diese Studie unkritisch übernommen haben.

3. RIP Presseförderung
(verdi.de, Günter Herkel)
Günter Herkel beschreibt in seinem Beitrag das “Begräbnis mit Ansage” der staatlichen Presseförderung in Deutschland. Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Finanzierung des Klima- und Transformationsfonds fehle der finanzielle Spielraum für die Förderung. Deren Scheitern habe sich allerdings schon vor dem Urteil und den damit verbundenen Sparmaßnahmen abgezeichnet.

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4. “Die Viva-Story”: Eine Fernsehgeschichte über Fernsehgeschichte
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
“DWDL”-Chef Thomas Lückerath hat sich die dreiteilige TV-Doku “Die Viva-Story – zu geil für diese Welt” angeschaut und ist äußerst angetan. Die von Florida Factual produzierte Reihe sei ein “gut zugänglicher Balance-Akt zwischen Fakten und Erinnerung, Nostalgie und Kritik. Aufstieg, Triumph und Fall des Senders in rund 100 Minuten. Eine nostalgische Zeitreise, visuell stimmig und mit Liebe zum Detail in Szene gesetzt.” Die Serie ist in der ARD-Mediathek verfügbar: Folge 1, Folge 2, Folge 3.

5. “Gedruckte Magazine haben etwas herrlich Sinnliches” – Christoph Schwennicke über Print-Liebe, Online-Journalismus und die Aussichten fürs LSR.
(turi2.de, Markus Trantow)
Im Interview mit “turi2” spricht Christoph Schwennicke über seine journalistische Karriere, einschließlich seiner Zeit bei “Cicero” und Corint Media. In dem Gespräch geht es unter anderem um seine damaligen Bemühungen, das Leistungsschutzrecht gegen die US-amerikanischen Tech-Giganten durchzusetzen, den politischen Journalismus in Deutschland und Schwennickes neue Rolle bei t-online.de.

6. Das waren 2023 die meistgelesenen Wikipedia-Artikel
(spiegel.de)
Die englischsprachige Wikipedia hat eine Übersicht der am häufigsten aufgerufenen Artikel des Jahres 2023 veröffentlicht. Jener über ChatGPT führt die Liste an. Insgesamt wurden die Wikipedia-Artikel in allen Sprachen zu dem KI-Chatbot über 78 Millionen Mal aufgerufen. Unter den Top 3 der englischsprachigen Wikipedia-Beiträge finden sich auch ein Überblick über bemerkenswerte Todesfälle im Jahr 2023 und ein Artikel über die Cricket-Weltmeisterschaft.

Langsames Sterben, “FragDenStaat” im Fadenkreuz, Bürgergeld-Debatte

1. FragDenStaat im Fadenkreuz der Staatsanwaltschaft
(netzpolitik.org, Zeynep Yirmibesoglu)
Die Transparenzplattform “FragDenStaat” ist wegen der Veröffentlichung von Gerichtsdokumenten aus laufenden Strafverfahren in eine Auseinandersetzung mit der Berliner Staatsanwaltschaft geraten. Diese ermittelt gegen den Projektleiter Arne Semsrott, weil er amtliche Dokumente – mit Einwilligung der Betroffenen und Schwärzung personenbezogener Daten – veröffentlicht hat. Semsrott habe dieses Risiko bewusst in Kauf genommen, da “FragDenStaat” die Veröffentlichungsbeschränkungen als verfassungswidrig und als Verstoß gegen die Europäische Menschenrechtskonvention ansehe.

2. Eine Zeitung stirbt langsam
(taz.de, Andreas Wyputta)
Wie die “taz” berichtet, werde die “Neue Westfälische” (“NW”) ab April 2024 kaum noch eigene Inhalte produzieren. Stattdessen sollen Beiträge vom “Redaktionsnetzwerk Deutschland” übernommen werden. Entlassungen von Redakteurinnen und Redakteuren will die Geschäftsführung der “NW” nicht vornehmen, in anderen Bereichen wie Layout/Grafik und Assistenz könne es jedoch zu betriebsbedingten Kündigungen kommen. Vertraglich festgeschrieben sei davon jedoch noch nichts, wie Andreas Wyputta in der “taz” anmerkt.

3. Zu viel Fokus auf Extremfälle
(deutschlandfunk.de, Anh Tran, Audio: 6:27 Minuten)
Die aktuelle Diskussion um das Bürgergeld in Deutschland ist geprägt von Populismus und Desinformation. Teilweise sei dies eine Reaktion auf die derzeitige Haushaltsmisere, in der die Politik nach Einsparmöglichkeiten sucht. Dies lässt anscheinend die kampagnenartige Berichterstattung gegen das Bürgergeld wieder aufflammen, über die wir bereits berichtet haben. Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, stellt dazu klar: “Es ist ein Mythos zu behaupten, jemand würde mehr Geld bekommen, wenn er nicht arbeitet – das stimmt schlichtweg nicht. Selbst bei einer Single-Person ist der Unterschied zwischen Bürgergeld und Mindestlohn je nach Region in der Regel zwischen 250 und 300 Euro.”

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4. Reporterin verschwunden
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Journalistin Minnie Chan, Chefreporterin der “South China Morning Post”, wird seit Ende Oktober in China vermisst. Sie war nach Peking gereist, um über eine Sicherheitskonferenz zu berichten, und sei seitdem für ihre Freunde nicht mehr erreichbar. Reporter ohne Grenzen (ROG) zeigt sich sehr beunruhigt über das Verschwinden der Journalistin: “Es ist leider gängige Praxis des chinesischen Regimes, Medienschaffende zu entführen und für Monate willkürlich in sogenannten schwarzen Gefängnissen festzuhalten. Dort werden sie ihrer Rechte beraubt und oft misshandelt. Peking muss sofort den Aufenthaltsort von Minnie Chan bekanntgeben und – sollte sie festgehalten werden – die Journalistin freilassen”, so ROG-Geschäftsführer Christian Mihr.

5. MDR rechnet 2024 mit deutlichem Verlust
(dwdl.de, Manuel Weis)
Für das Jahr 2024 erwarte der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) ein Defizit von 56,7 Millionen Euro, wobei die Gesamtaufwendungen bei 780,6 Millionen Euro liegen sollen. Dieses Defizit soll durch Entnahmen aus vorhandenen Rücklagen gedeckt werden. Intendant Ralf Ludwig sehe den öffentlich-rechtlichen Sender trotz des Defizits als “finanziell und wirtschaftlich solide aufgestellt” an, berichtet Uwe Mantel bei “DWDL”.
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6. YouTuber zu sechs Monaten Haft verurteilt
(spiegel.de)
Der US-amerikanische Youtuber Trevor Jacob wurde zu sechs Monaten Haft verurteilt, weil er absichtlich ein Flugzeug in einem Nationalpark abstürzen ließ, um hohe Klickzahlen auf der Videoplattform zu erzielen. Jacob hatte die Aktion in einem spektakulären Video festgehalten, das er später in seinem Youtube-Kanal veröffentlichte.

Spotify entlässt, Filmbranche sorgt sich, Kindgerecht informieren

1. “Ich will da lebendig rauskommen”
(journalist.de, Jan Freitag)
Für den “journalist” spricht Jan Freitag mit Sophie von der Tann, die seit zwei Jahren als Korrespondentin im ARD-Studio Tel Aviv arbeitet. Zum Thema Risikobereitschaft sagt von der Tann: “Was ich suche, ist gute Berichterstattung, und für diese Berichterstattung muss man eben auch vor Ort sein. Dabei geht es allerdings überhaupt nicht darum, sich zu gefährden, sondern im Gegenteil: Risiken sorgsam abzuwägen, durch gute Vorbereitung zu minimieren und im Fall, dass die Sicherheit nicht mehr gewährleistet ist, zu gehen und nicht um den Preis guter Bilder unbedingt dort zu stehen, wo es knallt. Denn das hat für mich nichts mit gutem Journalismus zu tun.”

2. Spotify entlässt rund 1500 Angestellte
(spiegel.de)
Man könnte meinen, dass Spotify als weltweite Nummer 1 im Musikstreaming auch wirtschaftlich erfolgreich ist, aber das ist nicht der Fall. Das Unternehmen hat es nur selten geschafft, schwarze Zahlen zu schreiben. Vor einiger Zeit kündigte der Marktführer an, die Preise zu erhöhen. Nun will sich Spotify von 1.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern trennen, was 17 Prozent der Belegschaft entspricht.

3. “Krisenjahr 2024”: Produzentenallianz ist wenig optimistisch
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Wie Uwe Mantel bei “DWDL” berichtet, ist die Produzentenallianz, die Interessenvertretung der Film- und TV-Produzenten, wenig optimistisch, was das kommende Jahr angeht. Der Branche stehe gar ein “Krisenjahr” bevor. Zu den Herausforderungen würden sinkende Filmförderungen, die unklare Zukunft des Fördermodells, die Haushaltskrise, steigende Produktionskosten und zurückhaltende Auftraggeber zählen.

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4. LinkedIn für Journalismus vor Aus
(taz.de, Lotta Laloire)
Die Plattform “Torial”, ein “digitales Portfolio für Journalisten”, steht vor dem Aus, weil die Schwingenstein-Stiftung als Trägerin keine Mittel zum Weiterbetrieb habe. Die Suche nach neuen Trägern und möglichen Lösungen gehe jedoch weiter, auch wenn der Deutsche Journalisten-Verband und Freischreiber bereits auf ihre begrenzten Mittel hinweisen und Verdi eine Übernahme aus Satzungsgründen ausschließt.

5. Kindgerecht über den Krieg in Nahost informieren
(deutschlandfunk.de, Isabelle Klein & Martin Krebbers, Audio: 5:45 Minuten)
Nicht nur Erwachsene, auch Kinder haben ein Recht auf Information. Doch wie kann man zum Beispiel kindgerecht über den Krieg in Nahost berichten? Darüber spricht der Deutschlandfunk mit Constanze Knöchel, die auch für die ZDF-Kindernachrichten “logo!” verantwortlich ist. Interessant für Eltern: Die im Beitrag verlinkten Seiten mit journalistisch und altersgerecht aufbereiteten Informationen zum Nahost-Krieg.

6. Ich glaub, es geht schon wieder los
(open.spotify.com, Gavin Karlmeier & Dennis Horn, Audio: 58:01 Minuten)
Der Podcast “Haken dran” diente Gavin Karlmeier und Dennis Horn ursprünglich dazu, ihren Frust über die unerfreulichen Entwicklungen beim Kurznachrichtendienst Twitter/X zu verarbeiten. Innerhalb kurzer Zeit entwickelte sich das Format zu einer anerkannten Informationsquelle über die Plattform, bis Dennis Horn aus beruflichen Gründen seinen Rückzug ankündigte. Nun gibt es einen Relaunch, bei dem Karlmeier wechselnde Gäste begrüßen will. Den Anfang macht “Haken-Dran”-Gefährte Horn.

Putin-Huldiger freigestellt, Warnstreik, Wissenschaftsverlage

1. »Bild« stellt Chefreporter frei
(spiegel.de)
Wie der “Spiegel” unter Berufung auf “Übermedien” (nur mit Abo lesbar) berichtet, ist der Dresdner “Bild”-Chefreporter Jürgen Helfricht vom Axel-Springer-Verlag freigestellt worden. Hintergrund sei Helfrichts “Mitwirkung an einem Buchprojekt, über das die Redaktion nicht informiert wurde und das sie niemals genehmigt hätte”, so ein Springer-Sprecher. Gemeint ist das Buch “Russland lieben lernen”, in dem Wladimir Putin gehuldigt werde. Helfrichts Co-Autor Hans-Joachim Frey habe von Putin für seine Dienste gar einen Orden bekommen.

2. Es geht um die Zukunft
(taz.de, Ann-Kathrin Leclère)
Bei der “Frankfurter Rundschau” gab es am Freitag einen Warnstreik, an dem sich über die Hälfte der Mitarbeitenden beteiligt hätte. Der Streik führte zu einer Notausgabe der Zeitung und zielte darauf ab, die Geschäftsführung zu Verhandlungen zu bewegen. Die Belegschaft kritisiere, dass einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weit unter Tarif bezahlt würden, was vor allem die Jungen unter ihnen betreffe, die sich dadurch das Leben im Rhein-Main-Gebiet nicht leisten könnten.

3. Warum Gewinne von Wissenschaftsverlagen die Gesellschaft doppelt kosten
(netzpolitik.org, Aline Blankertz)
Frei geteiltes Wissen nützt der Gesellschaft, doch die Geschäftsmodelle der Wissenschaftsverlage verhindern dies, kritisiert Aline Blankertz. Open Access, auch wenn es sich immer mehr durchsetzt, löse das Problem nicht vollständig, da hohe Publikationsgebühren für Autoren und Autorinnen bestehen bleiben. Trotz der Digitalisierung, die die Verbreitung von Wissen vereinfache, kontrollierten wenige große Verlage den Markt, was zu hohen Publikationskosten und einer Einschränkung des freien Wissensaustauschs führe.

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4. “Der Unterschied zu Journalisten: Ich kenne die wirkliche Geschichte” – Medienanwalt Christian Schertz über Diskurs-Kultur und schlechten Journalismus.
(turi2.de)
In einem ausführlichen Interview mit “turi2” kritisiert der Medienanwalt Christian Schertz die Qualität des Journalismus, insbesondere von Zeitschriften wie “Spiegel” und “Bunte”. Diese würden seiner Ansicht nach zunehmend boulevardesker und verstärkt Persönlichkeitsrechte verletzen. Schertz betont die Notwendigkeit, “alle Meinungen, so schwer es auch fällt, die in der Gesellschaft vertreten werden und nicht extremistisch sind”, in der Berichterstattung zu berücksichtigen, um eine einseitige Perspektive und Vorverurteilungen zu vermeiden.

5. Die Macht der Bilder
(br.de, Nina Landhofer, Audio: 31:15 Minuten)
Der aktuelle Nahost-Konflikt werde auch in den Sozialen Medien ausgetragen, unter anderem mit Bildern und emotionalen Stories. Wie Medienschaffende mit “der Macht der Bilder” umgehen, worauf sie achten können und sollten und was das alles mit ihnen macht, darüber spricht Nina Landhofer mit Mike Lingenfelser aus dem ARD-Studio Tel Aviv, der Fotografin Patricia Kühfuss und der Medienwissenschaftlerin Christine Meltzer.

6. “Anne Will” geht, die Talkshow bleibt
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Beim “Tagesspiegel” nimmt Joachim Huber den Abschied der ARD-Talkerin Anne Will zum Anlass, hart mit den aktuellen Talkshows ins Gericht zu gehen: “Der politische Talk, ob ‘hart aber fair’, ‘Maybrit Illner’, ‘Markus Lanz’ oder eben ‘Anne Will’, neigt zur Cliquenbildung aus Politik und Journalismus. Der Zuschauer bleibt im buchstäblichen Sinne Zuschauer. Das ist dem Format nicht gut bekommen. Das unfreundlich gemeinte Wort von den ‘Eliten’ vermindert den Mehrwert und den Erkenntnisgewinn für das Publikum.”

KW 48/23: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Geht’s noch?!?!
(zeit.de, Alice Bota & Michael Thumann, Audio: 41:50 Minuten)
Der Journalist und Dokumentarfilmer Hubert Seipel, bekannt für seine Bücher über und Interviews mit Wladimir Putin, soll Recherchen von ZDF und “Spiegel” zufolge 600.000 Euro aus dem Umfeld des russischen Präsidenten erhalten haben. Der NDR hat daraufhin eine Untersuchungskommission eingerichtet, der Verlag Hoffmann und Campe Seipels Bücher aus dem Verkauf genommen. Im “Ostcast” von “Zeit Online” sprechen Alice Bota und Michael Thumann über den Fall.

2. Übersehen Medien vor lauter Einzelfällen strukturellen Antisemitismus?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 28:16 Minuten)
Diese Woche gab der Musiker Gil Ofarim zu, sich einen antisemitischen Übergriff gegen ihn durch einen Hotelmitarbeiter in Leipzig nur ausgedacht zu haben (in seiner Kolumne bei radioeins hat der “6-vor-9”-Kurator eine Einordnung versucht). Im “Übermedien”-Podcast hat sich nun Holger Klein mit Laura Cazés unterhalten, die bei der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland den Bereich Kommunikation und Digitalisierung leitet. In dem Gespräch geht es um die Fragen: “Was können Journalist:innen besser machen, wenn sie über Antisemitismus berichten? Welche Stimmen werden zu wenig gehört? Und was hat sich seit dem 7. Oktober, dem terroristischen Überfall der Hamas auf Israel, für Jüdinnen und Juden in Deutschland verändert?”

3. Krieg in Nahost: Medien und die Vielfaltsgesellschaft
(sueddeutsche.de, Nadia Zaboura & Nils Minkmar, Audio: 40:46 Minuten)
“Wie hat sich die Berichterstattung deutscher Medien seit dem Hamas-Massaker am 7. Oktober verändert? Welche Rolle spielen veränderte Gewohnheiten der Mediennutzung dabei, wie der Nahostkrieg sich in der deutschen Vielfaltsgesellschaft niederschlägt?” Darüber diskutieren Nadia Zaboura und Nils Minkmar in ihrem Podcast “quoted” mit dem Medienwissenschaftler und Politologen Kai Hafez.

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4. “Auf dem Silbertablett”
(message-online.com, Leonie Urbanczyk, Audio: 27:00 Minuten)
Nicht nur Journalistinnen und Journalisten, die im Investigativbereich oder in Ländern mit autoritären Regierungen arbeiten, sondern prinzipiell alle Medienschaffenden können mit digitalen Mitteln beobachtet, bestohlen oder auf unterschiedlichste Weise angegriffen werden. Wie können sich die in dieser Hinsicht gefährdeten Personen davor schützen? Darüber hat sich Leonie Urbanczyk mit Annkathrin Weis unterhalten, die als Journalistin und Sicherheitstrainerin in diesem Bereich tätig ist.

5. Kilian Riedhof: Der Fernsehfilm muss raus aus der Behaglichkeit
(laeuft-programmschau.podigee.io, Alexander Matzkeit, Audio: 21:26)
Anlässlich der TeleVisionale, einem Film- und Serienfestival in Baden-Baden, hat sich Alexander Matzkeit mit dem Filmregisseur und Autor Kilian Riedhof unterhalten, der Teil der Festivaljury ist. Die zunehmende Spaltung der Gesellschaft müsse in Fernsehfilmen dargestellt werden, so Riedhof. Das Fernsehen müsse seine Komfortzone verlassen: “Wir können uns nicht mehr verkriechen in unserem bundesdeutschen Kokon, sondern müssen uns einer stark veränderten weltpolitischen Situation stellen.”

6. Wie politisch ist das Wetter?
(open.spotify.com, Christian Jakubetz, Audio: 29:04 Sekunden)
Im “Satzzeichen”-Podcast begrüßt Christian Jakubetz den Meteorologen und Fernsehmoderator Karsten Schwanke, der für die ARD tätig ist und dort unter anderem im “Wetter vor acht” kurz vor der “Tagesschau” und in den “Tagesthemen” zu sehen ist. Es geht unter anderem um den Wandel der Wetterpräsentation in den vergangenen Jahrzehnten und um die Frage, wie der Klimawandel eingeordnet werden kann.

“Go fuck yourself”, Wohnungslose mit Obdach, Einfache “Tagesschau”

1. »Go f*** yourself« – Musk beschimpft abtrünnige Werbekunden
(spiegel.de)
Mehrere Unternehmen hatten ihre Werbung auf X/Twitter eingestellt, nachdem Eigentümer Elon Musk in einem Beitrag antisemitische Äußerungen gemacht hatte, die zu einer Kontroverse und einer Verurteilung durch das Weiße Haus führten. Nun hat Musk die abtrünnigen Werbekunden auf einer Konferenz wüst beschimpft (“Go fuck yourself!”) und dabei explizit Disney-Chef Bob Iger erwähnt. Sollte X finanziell scheitern, müssten sich diese einstigen Werbekunden öffentlich rechtfertigen, so Musk.

2. ARD will “Tagesschau” in einfacher Sprache starten
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Wie Uwe Mantel bei “DWDL” berichtet, plant die ARD, ihre barrierefreien Angebote auszubauen, einschließlich der Einführung einer täglichen “Tagesschau”-Ausgabe in einfacher Sprache. Dieser Schritt sei Teil eines neuen Aktionsplans zur Barrierefreiheit, für den bis 2025 insgesamt 3,4 Millionen Euro investiert werden sollen. Die Zielgruppe für die “Tagesschau” in einfacher Sprache umfasse unter anderem die 6,2 Millionen Menschen in Deutschland, die als funktionale Analphabeten gelten.

3. Wohnungslose leben nicht zwingend auf der Straße
(deutschlandfunk.de, Annika Schneider, Audio: 2:09 Minuten)
Im “Sprachcheck” des Deutschlandfunks thematisiert Annika Schneider das oft verzerrte Bild von Wohnungslosigkeit in Medien, das vor allem Obdachlose auf der Straße zeige, während die Realität für die meisten Wohnungslosen anders aussehe. In Deutschland lebe die Mehrheit von ihnen nicht auf der Straße, sondern bei Bekannten oder in Obdachlosenunterkünften, und stelle damit den größten Teil der von Wohnungsnot betroffenen Menschen dar.

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4. Mit neuem Etikett zu Fördermitteln
(taz.de, Michael Bartsch)
In Sachsen würden freie Radios wie coloRadio in Dresden steigende Reichweiten und technischen Fortschritt verzeichnen, stünden aber vor finanziellen Herausforderungen und Unsicherheiten bezüglich der Förderung durch die sächsische Landesmedienanstalt. Ein neuer Wettbewerber, Radio WSW, der früher ein kommerzielles Format hatte, beantrage nun ebenfalls Fördermittel, was zu Spannungen führe. Die Situation spiegele die aktuellen Debatten um die Definition und Förderung des nichtkommerziellen Lokalfunks in Sachsen wider, schreibt Michael Bartsch in der “taz”.

5. Der Exxpress deckt einen EU-Skandal auf, der keiner ist.
(kobuk.at, Livio Koppe)
Livio Koppe kritisiert bei “Kobuk” einen Bericht des österreichischen Portals “Exxpress”, nach dem die EU für jede Abschiebung eines Flüchtlings in die Türkei 4,7 Millionen Euro gezahlt habe. Die EU-Gelder seien jedoch nicht direkt für die Rückführungen verwendet worden, sondern laut EU-Kommission für Grundbedürfnisse der Menschen, Bildung, Gesundheitsversorgung, kommunale Infrastruktur, Berufsausbildung und Grenzmanagement. Ein Sprecher der EU-Kommission sowie der Migrationsforscher Jochen Oltmer hätten “Kobuk” bestätigt, dass es falsch sei, die EU-Zahlungen ausschließlich auf die Abschiebekosten zu beziehen.

6. Linke Zeitungen in der Krise
(verdi, Günter Herkel)
Linke Zeitungen in Deutschland wie das “Neue Deutschland” und die “junge Welt” stünden vor finanziellen Schwierigkeiten, die durch die Auflösung des traditionellen linken Milieus und die Identitätskrise der politischen Linken verstärkt würden. Doch die immer neuen Appelle an die Spenden- und Solidaritätsbereitschaft des Publikums würden in Zeiten von Inflation und schwindender Kaufkraft an Grenzen stoßen, konstatiert Günter Herkel. Ein weitere Grund für die Krise ist aus seiner Sicht die zunehmende “Parzellierung” der Öffentlichkeit und die damit einhergehende Zersplitterung der linken Bewegung: “An der Schwelle zur digitalen Gesellschaft haben sich Öffentlichkeit und Gegenöffentlichkeit zudem radikal verändert. Social Media ermöglicht es selbst kleinsten Interessensgruppen, eigene Kommunikationskanäle zu schaffen und die eigene Peergroup zu bedienen.”

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