Archiv für 6 vor 9

Asiaten, Mario Gomez, Quotensucht

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Hart, aber höflich”
(visdp.de, Frank Joung)
Frank Joung ärgert sich anlässlich des G20-Gipfels in Seoul über die Sicht einiger Journalisten auf Asiaten, die einzeln eher als harmlos beschrieben und belächelt werden, im Kollektiv aber schnell mal als “gelbe Gefahr” gelten. Ab Seite 8 (PDF-Datei) werden Zeitungstitel zu den Castortransport-Protesten gegenübergestellt.

2. “Gomez’ leiser Appell an die Menschlichkeit”
(de.eurosport.yahoo.com, Thomas Janz)
Mario Gomez erklärt, dass seine von “Bunte” publizierten Aussagen über das Coming-Out von homosexuellen Fußballern “vor acht bis neun Monaten” getätigt und weder von ihm noch vom Verein freigegeben wurden. “Die Leute wollen immer ehrliche und offene Antworten hören. Aber wenn etwas daraus gemacht wird, was nicht der Wahrheit entspricht, überlegt man sich vielleicht dreimal, was man Preis gibt.”

3. “Die Dynamik der Angst”
(taz.de, Frank Miener)
“Immer neue Themen” werden bei der alarmistischen Berichterstattung zu angeblich gefährlichen Krankheiten “durch den medialen Durchlauferhitzer gejagt – bis sie sich als harmlos erweisen”. “Die Folge: Die Leser stumpfen ab und reagieren immer uninteressierter auf die neueste Katastrophe, so berechtigt sie auch sein mag.”

4. “Der Fall Oberhauser und das Elend der Meinungsmache”
(derstandard.at, Gerhard Zeillinger)
Gerhard Zeillinger kommentiert den Umgang von Boulevardzeitungen mit Elmar Oberhauser: “Worum es in der Sache eigentlich geht, wird nicht berichtet. Darüber nämlich, wie massiv eine Partei Einfluss auf die Personalpolitik eines öffentlich-rechtlichen Senders nimmt.”

5. “Correction practices at major news sites are a mess, survey finds”
(mediabugs.org, Mark Follman and Scott Rosenberg, englisch)
Beim Umgang von US-Nachrichtenseiten mit Fehlern werden große Unterschiede festgestellt. “Fox News is the exception in the group. Apparently the Fox network never makes errors. We found no corrections content at all on its website.”

6. “ARD: Einknicken vor der Quote?”
(sueddeutsche.de, Christopher Keil)
Die drei letzten Folgen von “Im Angesicht des Verbrechens” werden wegen tiefer Quoten “am 19. November hintereinander versendet”. “Zwei Millionen Menschen sind ordentlich, aber natürlich deutlich weniger als 3,5 Millionen, die den üblichen Zuschauerschnitt am Freitagabend bilden, wenn die ARD um 21.45 Uhr zur Tatort-Wiederholung ansetzt.” Auch Fernsehkritik.tv berichtet: “Im Angesicht der Quotensucht”.

Winterwetter, Bärenmutter, Peter Hahne

6 vor 9

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1. “Was sich im Wissenschaftsjournalismus ändern muss”
(astirn.de/blog, Alexander Stirn)
Alexander Stirn stellt sechs Thesen auf: “Journalisten, die einfach nur die Pressemitteilungen der Universitäten wiedergeben, braucht kein Mensch. Das können (und machen) die Pressestellen genauso gut.”

2. “Vier Hof-Fotografen ackern im Schichtdienst”
(faz.net, Hendrik Kafsack)
Hendrik Kafsack befasst sich mit der “Propaganda für die EU-Kommission”: “Die EU-Kommission wolle nicht mehr als das, was den Staats- und Regierungschefs der Mitgliedstaaten zustehe und was Organisationen von der Weltbank bis zu den Vereinten Nationen böten. Wenn Kanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident Nicolas Sarkozy zu einem Gipfeltreffen flögen, nähmen sie auch Journalisten mit. Warum also solle Barroso das nicht?”

3. “Wettervorhersage für den Winter – Warum in der BILD Mist steht”
(scienceblogs.de/weatherlog, Frank Abel)
“So eiskalt wird der Winter!”, prophezeit Bild.de. Frank Böttcher, Leiter des Instituts für Wetter- und Klimakommunikation in Hamburg: “Da werden Temperaturkurven für den kommenden Winter veröffentlicht, die der Öffentlichkeit glaubhaft machen sollen, man könne daran ablesen, wie das Wetter an einem bestimmten Tag wird. Das ist so, als würden sie Lottozahlen vorhersagen.”

4. “Geht es Ihnen auch so, Herr Hahne?”
(fernsehkritik.tv, Video, insgesamt 44 Minuten)
Fernsehkritik.tv stellt in der sonntäglichen Talkshow von BamS-Kolumnist Peter Hahne Kritiklosigkeit gegenüber Anwesenden fest. “Keiner kuschelt so sehr mit seinen Gästen wie er.”

5. “Was ist schon dabei? Heutzutage ist das doch kein Tabu mehr”
(zeit.de, Harald Martenstein)
Harald Martenstein reagiert auf eine kritische Besprechung seines Romans in der “Süddeutschen Zeitung”. “Meine Mutter wollte zu der Zeitung fahren und sich den Kritiker vorknöpfen, einen gewissen Schmidt. Das konnte ich verhindern.”

6. “Wie ein kleines Bären-Video die große weite Medien-Welt eroberte – und dabei seine Unschuld verlor…”
(einvideogehtumdiewelt.blogspot.com)
Die Geschichte eines Videos, das durch diese Verlinkung weltweit Aufmerksamkeit gewann. “Mein tiefer, herzlicher und ehrlich gemeinter Dank wird Stefan Niggemeier für ewig verfolgen.”

Medien-Doktor, Analogkäse, Obama

6 vor 9

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1. “Medien-Doktor”
(medien-doktor.de)
Ein neues Projekt des Lehrstuhls Wissenschaftsjournalismus der TU Dortmund beurteilt “die Qualität medizinjournalistischer Beiträge in Publikumsmedien nach festgelegten Kriterien.”

2. “Wie häufig sind Depressionen? Und wem nützt es, wenn die Zahlen steigen?”
(io1.blogspot.com, Patrik Tschudin)
Patrik Tschudin verfolgt, wie eine Pressemitteilung des Bundesamts für Gesundheit BAG über die Nachrichtenagentur SDA in die Onlineportale von Newsnetz findet.

3. “Josef F.: Anzeige gegen Anwalt und Journalisten”
(justiz.gv.at)
Das Bundesministerium für Justiz in Österreich erhebt eine verwaltungsstrafrechtliche Anzeige gegen einen “Bild”-Reporter und seinen Anwalt. Sie besuchten Josef Fritzl ohne Genehmigung. “Laut Terminliste/Besucherliste wurde der Untergebrachte Josef F. von
einem Anwalt (ausgewiesen mit Anwaltsausweis) und einem vorgeblichen Mitarbeiter in dessen Anwaltskanzlei (ausgewiesen durch österreichischen Personalausweis) besucht.”

4. “Welche Nutzen und Risiken haben Kernkraftwerke?”
(ardmediathek.de, Video, 73 Minuten)
In der Sendung “Beckmann” kritisiert der Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Niedersachsen, Bernhard Witthaut, die Darstellung der Lage bei den Protesten gegen die Castor-Transporte (ab 8:30 Minuten): “Also ich glaube eher, dass das Bild in der “Bild-Zeitung” die Situation sehr verfälscht. Das ist nicht die Situation, die ich persönlich erlebt habe, auch nicht die Situation, die mir viele Demonstranten, aber auch viele Kolleginnen und Kollegen geschildert haben. Deswegen finde es auch ein bisschen verantwortungslos, was die ‘Bild’ da gemacht hat.”

5. “Analogkäse schmeckt besser!”
(dradio.de, Jörg Wagner, Audio, 45 Minuten)
Ein Feature über Public Relation als fünfte Gewalt. Es geht um Analogkäse, Surimi oder um die Kandidatur von Joachim Gauck für das Amt des Bundespräsidenten und die Rolle von “Spiegel” und “Bild” dabei (mp3-Datei, 20 MB).

6. “India on $200 Million a Day? Not!”
(thecaucus.blogs.nytimes.com, Michael D. Shear, englisch)
Kostet die Indien-Reise des US-Präsidenten 200 Millionen US-Dollar pro Tag? Nein. “That’s not to say that presidential trips are not costly. A General Accounting Office report calculated that President Clinton’s similar 12-day trip to Africa in 1998 cost $42.8 million, or about $3.6 million a day.” Siehe dazu auch “The Daily Show” (Video, 5:23 Minuten).

Handelsblatt, Tiroler Woche, Antifeministen

6 vor 9

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1. “Döpfner und Handelsblatt: Der Aufstieg der Konkurrenz-Kultur”
(neunetz.com, Marcel Weiß)
Marcel Weiß analysiert ein “Handelsblatt”-Interview mit Mathias Döpfner: “Es ist Döpfner als Vorstandschef des Springer-Konzerns nicht vorzuwerfen, dass er mehr Geld verdienen will und dafür auch in Interviews marktwirtschaftliche Gesetze in seinen diesbezüglichen Forderungen ausklammert. Das ist Öffentlichkeitsarbeit und nachvollziehbar, auch wenn sie ihn nicht immer unbedingt als jemanden dastehen lässt, der weiß, wovon er redet. Aber dass das Handelsblatt, das als Wirtschaftszeitung wirtschaftliche Zusammenhänge offen legen und erklären sollte, völlig an der Realität vorbei berichtet und in einem solchen Interview keinerlei kritische Ansätze oder Fragen formuliert werden, die auf ein grundlegendes Verständnis der sich verschiebenden Marktdynamiken hindeuten, ist wirklich bemerkenswert.”

2. “Sieger ist immer der Sender”
(nzz.ch, Niels Anner)
Simon Fuller und Simon Cowell haben wir die Casting-Shows zu verdanken, schreibt Niels Anner: “Es ist Schadenfreude-TV. Zu Recht, übrigens. Jeder weiss ja, dass er ein sadomasochistisches Spiel eingeht, wenn er sich anmeldet.”

3. “Tirol: ‘Berichterstattung wie vereinbart!'”
(kobuk.at, Markus Wilhelm)
“Kobuk” publiziert Dokumente der “Tiroler Woche”, die aufzeigen, wie positive Berichte über geschaltete Anzeigenseiten mitgekauft werden.

4. “Falsche Medizin gegen Prämienschock”
(konsumentenschutz.ch)
Ein kostenpflichtiger SMS-Krankenkassenvergleichstest des “Blick am Abend” liefert “nicht die drei tiefsten Angebote”. Die Stiftung für Konsumentenschutz SKS legt eine Beschwerde wegen unlauterer Werbung ein.

5. “Nette Fragen für den Politiker”
(sueddeutsche.de, Stefan Klein)
Stefan Klein wünscht sich bei der Befragung von Politikern im Fernsehen konsequenteres Nachhaken: “Es ist fast immer nur eine Art Schattenboxen, das nicht weh tun, nicht enthüllen und schon gar nicht demaskieren soll. Es ist nette, freundliche Routine und für die Politiker leichtes, sehr leichtes Spiel.”

6. “Mann, was bist du gut!”
(zeit.de, Margrit Sprecher)
Margrit Sprecher besucht ein per Geheimcode organisiertes Treffen Schweizer Antifeministen.

Britt, Castor Schottern, Spiegel

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1. “Die vielstimmige Gesellschaft und ihre Feinde”
(wissenslogs.de, Anatol Stefanowitsch)
Der Verein Deutsche Sprache (VDS) und “Bild” starten eine Unterschriftenaktion, die darauf zielt, die deutsche Sprache ins Grundgesetz aufzunehmen (BILDblog berichtete). Anatol Stefanowitsch kommentiert: “Bei der BILD geht es, wie immer, um populistischen Pseudoaktionismus, der aber schnell gefährlich werden kann. Man kann hoffen, dass das Herunterladen, Ausdrucken und unterschreiben eines Word-Dokuments durchschnittliche BILD-Leser/innen weit überfordert, aber falls der VDS mit Unterstützung der BILD mit seiner Unterschriftenaktion Erfolg hat und den Diskussionsprozess um eine Grundgesetzänderung neu anstößt, werde ich von diesem Blog aus eine Gegenaktion starten.”

2. “Last Woman Talking”
(taz.de, Benjamin Weber)
Benjamin Weber besucht Britt: “Das Vertrauen ist also endgültig dahin. Was tun? Britt wirft den Lügendetektor an, und siehe da: Es ist wahr, er liebt nur sie, und fremdgegangen ist er auch nie. Großer Applaus, sie fällt ihm um den Hals, das Licht geht an. Britt tritt ab, während sich das glückliche Paar irritiert aus der Umarmung löst und verdutzt feststellt, dass sich keine zwanzig Sekunden nach der frohen Auflösung niemand mehr für ihr Glück interessiert. Die Aufzeichnung ist vorbei.”

3. “Was willst du mit dem iPad, sprich!”
(faz.net, Stefan Niggemeier)
Stefan Niggemeier versucht, sich die Begeisterung für das iPad zu erklären: “Hier gibt es offenkundig ein Bedürfnis eines Teils der Mediennutzer nach Endlichkeit und Überschaubarkeit – im Gegensatz zum unendlichen, unüberschaubaren Internet. Es ist eine Sehnsucht nach dem Gefühl, eine Zeitschrift komplett ‘durchgeblättert’ zu haben, oder die Illusion, informiert zu sein, wenn man die ganze 20-Uhr-‘Tagesschau’ gesehen hat.”

4. “‘Castor Schottern’: Eine Aktion für Polizisten und Journalisten”
(zeit.de, Carsten Lissmann)
Carsten Lissmann begleitet die Aktion “Castor Schottern”: “Nun steht ein Pulk von 20 oder 30 Journalisten um Mischa Aschmoneit, er ist einer der Sprecher der Kampagne. Ein komisches Schauspiel beginnt: Welche Journalisten dürfen welche Gruppe begleiten? Wo ist die meiste Action zu erwarten, gibt es da auch gute Bilder?”

5. “Wie man dem ‘unguten Presserummel’ am Ende doch nicht entgeht”
(badische-zeitung.de, Rüdiger Bäßler)
Die “Badische Zeitung” schreibt über die Beurlaubung eines langjährigen Redaktionsleiters der “Schwäbischen Zeitung”. “Ein paar aus ihrer Ruhe gerissene Leser und der Protest eines entlarvten Bürgermeisters reichen der Schwäbischen Zeitung also, um einen langjährigen Redaktionsleiter zu entfernen.” Nachtrag, 13.20 Uhr: Der betreffende Redaktionsleiter ist zurück im Amt, wie Marc Felix Serrao auf sueddeutsche.de schreibt.

6. “Die Hitler-Titel des ‘Spiegel'”
(umblaetterer.de, Marcuccio)
Anlässlich der Ausstellung “Hitler und die Deutschen” im Deutschen Historischen Museum versammelt Marcuccio alle bisherigen “Spiegel”-Ausgaben mit Adolf Hitler auf dem Cover.

Kachelmann, Hart aber fair, Tolstoi

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1. “Wird er jemals wieder glücklich?”
(taz.de, David Denk)
Der von Jörg Kachelmann angekündigte Rückzug aus dem Fernsehen wurde nicht aus freien Stücken entschieden, gibt David Denk zu bedenken. “Ich muss in letzter Zeit immer wieder an Andreas Türck denken. Auch er war Fernsehmoderator, bis ein Vergewaltigungsvorwurf seine Bildschirmpräsenz 2004 abrupt beendete.”

2. “Show, don’t tell”
(juliane-wiedemeier.de)
Bei “Hart aber fair” diskutieren vier Frauen und zwei Männer über das Thema “Quoten, Krippen oder Ellbogen – was brauchen Frauen zum Erfolg?”. Juliane Wiedemeier sieht sich dazu den Frauenanteil der zehn letzten Sendungen an – und rechnet aus, dass einer Frau im Durchschnitt vier Männer gegenübersassen.

3. “Zuckerberg, und weiter?”
(kobuk.at, Sandra Capljak)
Der CEO von Facebook heisst in “Die Presse” “David Zuckerberg”.

4. “Wie der Spiegel Generationen erfindet”
(backview.eu, Lea Kramer)
Lea Kramer hält die Generation Praktikum für “ein Kunstprodukt, das die Leitmedien dankbar aufnehmen – vielleicht um die Akademiker als potentielle Abonnenten von morgen ein wenig zu tätscheln. Dabei ist es bei genauem Hinsehen recht dreist, dass ausgerechnet die Medienbranche diese ‘Zustände’ anprangert. Gerade diese bedient sich mit vollen Händen an den Praktikanten als billigen und kurzfristig einsetzbaren Arbeitskräften.

5. Interview mit Patrick Wall
(christoph-koch.net)
Christoph Koch spricht mit Patrick Wall, der für die Kirche, aus der er inzwischen ausgetreten ist, Fälle von sexuellem Missbrauch vertuschte. “Lassen Sie mich klarstellen: Die Mehrheit der katholischen Priester vergeht sich nicht an Kindern. Laut Studien tun dies sechs bis zehn Prozent.”

6. “Zwei Nasen tanken Tolstoi”
(sz-magazin.sueddeutsche.de, Andreas Bernard und Lars Reichardt)
Andreas Bernard und Lars Reichardt fahren mit einem “hochmodernen Audi A8 allroad quattro” von München nach Jasnaja Poljana und hören dabei die auf 54 CDs verewigte Hörbuchfassung von Tolstois “Krieg und Frieden”.

Gorleben, Sport Bild, Schmalkalden

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1. “Die PR der Gorleben-Protestler”
(ndr.de, Video, 6:34 Minuten)
Um “gute Berichterstattung” zu erzielen, kümmern sich Atomkraftgegner um die anreisenden Journalisten, kochen Kaffee, richten Büros ein. Christoph Bautz vom Kampagnenverein “Campact”: “Wir gestalten Aktionen doch immer wieder so, dass sie auch von den Medien entsprechend aufgegriffen werden, entsprechend transportiert werden. Wir schaffen ein Bild, das zum Beispiel gut in der Zeitung dargestellt werden kann, das gut in einem Fernsehbeitrag übertragen werden kann. Beispielsweise eine grosse Castor-Attrappe, mit der wir letzte Woche auf Tour gegangen sind, vom Endlager-Standort Gorleben nach Berlin. Das waren Bilder, die Medien gerne aufgreifen.”

2. Interview mit Christian Jungblut
(freischreiber.de)
Gemäß dem Landgericht Hamburg hat die Zeitschrift “Geo” gegenüber dem freien Journalisten Christian Jungblut “ihr Bearbeitungsrecht überschritten”. Jungblut sieht sich selbst kooperationsbereit und findet es gut, wenn jemand sein Stück gegenliest und sagt: “Hör mal, das habe ich nicht verstanden”. “Wenn mir aber eine redigierte Fassung vorgelegt wird, die ich nur noch abnicken darf, ist das nur noch ein Verwaltungsakt – und keiner möchte gern verwaltet werden.”

3. “Hinter der Freiwilligkeit wartet der Zwang”
(lawblog.de, Udo Vetter)
Udo Vetter kommentiert von der Polizei vorgenommene Speichelproben bei mehreren hundert Fahrzeughaltern. “Nach außen betont die Polizei, jede Speichelprobe sei freiwillig. Wer sie verweigere, mache sich deswegen noch nicht verdächtig. Die Wirklichkeit dürfte anders aussehen. Die Boulevardpresse zeigt schon mal den Weg und fragt, ob der Verweigerer nur ein Querulant ist.” Die Schlagzeile auf Bild.de: “Passat-Fahrer verweigert Polizei Speichel-Probe!”

4. “Kampf der Leserintelligenz (2)”
(el-futbol.de, Sidan)
Sidan liest die aktuelle “Sport Bild”.

5. “2010 State Of The Blogosphere”
(techcrunch.com, Erick Schonfeld, englisch)
Die auf einer Umfrage unter 7200 Bloggern basierende Präsentation “State Of The Blogosphere” für 2010 ist erschienen.

6. “Er entkam dem Erdloch in Thüringen!”
(medienrauschen.de, Thomas Gigold)
Ein Schlagzeilen-Quiz zum Erdloch in Schmalkalden (BILDblog berichtete).

Fritzl, Eichel, Street View

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1. “‘Bild’-Interview mit Josef F.: ‘Faszination des Bösen'”
(diepresse.com, Anna-Maria Wallner)
Ein “Bild”-Reporter führt in der Justizanstalt Stein ein Interview mit Josef Fritzl und dreht dazu ein Video. Wie das Wiener Justizministerium mitteilt, habe die zuständige Vollzugsdirektion für das in der Verhörzone entstandene Gespräch kein Gesuch erhalten und auch keine Bewilligung erteilt.

2. “Hans Eichel, der Oberschurke”
(sueddeutsche.de, Claus Hulverscheidt)
Anders als “Bild” glaubt Claus Hulverscheidt nicht, dass der frühere Finanzminister Hans Eichel Hauptverantwortlicher für die Folgen des griechischen Euro-Beitritts ist.

3. “Wie der ‘Bundesverband der im Haushalt helfenden Männer’ die faule Presse narrte!”
(wasmitmedien.de, daniel)
Ein Gespräch mit Dirk Emig (auch als Audio), der vor rund zehn Jahren zusammen mit einem Kollegen die Website bdhm.de.vu aufsetzte und damit dem nicht existierenden “Bundesverband der im Haushalt helfenden Männer” Nachdruck verlieh. Die beiden wollten damit beweisen, “dass man mit einer skurrilen Geschichte, angereichert mit dem Konflikt Mann-Frau, ein bisschen Sex dazu, ein paar krude Thesen, wirklich einen Selbstläufer produzieren kann.”

4. “Manege frei!”
(journalist.de, Ralf Geißler)
Ralf Geißler schreibt über die immer aufgeregter daherkommenden “Medienskandale”: “Mit einigen Jahren Abstand staunt das Publikum oft, warum es sich einst so aufgeregt hat. Trotz BSE essen die Deutschen heute wieder unbesorgt Rindfleisch. Sie tanken seit der An-Land-Entsorgung der Ölplattform Brent Spar wieder bei Shell und fahren durch den Wald, der nach den apokalyptischen Szenarien der 80er Jahre längst verschwunden sein müsste. Weiß eigentlich noch jemand, wie ansteckend die Lungenseuche SARS ist?”

5. “Die Handschrift des Reporters”
(magda.de, Wolfgang Michal)
Wolfgang Michal kommentiert ein Urteil des Landgerichts Hamburg. Die GEO-Redaktion habe bei der Redigatur eines Text des freien Journalisten Christian Jungblut “ihr Bearbeitungsrecht überschritten”. “So manche Redaktion hat sich in den letzten Jahren angewöhnt, Texte freier Autoren als bloßes ‘Materialangebot’ zu betrachten, als ‘Rohmasse’, die ohne Rücksicht auf Stil und individuelle Herangehensweise eines Autors verformt werden darf. Diese Fehlentwicklung wird im Urteil des Landgerichts deutlich benannt und kritisiert.” Siehe dazu auch “Gericht erklärt ‘Geo’: Autoren haben Rechte” (stefan-niggemeier.de).

6. “Germany, what have you done?”
(buzzmachine.com, Jeff Jarvis, englisch)
Jeff Jarvis zum Datenschutzwahnsinn der Deutschen in Sachen Google Street View: “This is not a matter of privacy. And don’t tell me it has a damned thing to do with the Nazis and Stasi; that’s patently absurd. If anything, the Stasi would have exercised their Verpixelungsrecht to obscure their buildings from public view, taking advantage of the cloak of secrecy the idea provides.”

Zeitungen, Basiskartenleser, Chlamydien

6 vor 9

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1. “Unser Mitgefühl gilt den trauernden RTL-Zuschauern”
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Thomas Lückerath kommentiert die Quotenerfolge von RTL mit Scripted Reality. RTL schaffe es, “das Publikum daran zu gewöhnen, nicht mehr zu fragen, was echt ist und was nicht. Was gestellt ist und was nicht. Ein echtes Erfolgsrezept. Der Nachteil: Inhaltliche Kritik perlt immer öfter mit dem Verweis auf die Quote ab. Fast so als sei alles recht, wenn die Quote stimmt.”

2. “Mit angezogener Handbremse”
(scarlatti.de)
In einem Gespräch mit Thomas Mrazek vergleicht Lorenz Lorenz-Meyer die hiesigen Online-Aktivitäten der Verlage mit den Preisträgern US-amerikanischer Online-Journalismus Awards. “Den Luxus multimedialer Formate erlauben sich eigentlich nur die Öffentlich-Rechtlichen, obwohl der Aufwand gar nicht einmal so groß sein müsste, wenn man nicht seine ganzen Ressourcen in den schwachsinnigen Wettlauf um die schnellste DPA-Meldung stecken würde.”

3. “Newspaper Extinction Timeline”
(rossdawsonblog.com, englisch)
Wann werden die Zeitungen in ihrer aktuellen Form bedeutungslos? Dem Beratungsunternehmen “Future Exploration Network” gemäß ist es in den USA 2017, in der Schweiz 2025, in Österreich 2028 und in Deutschland 2030 soweit (PDF-Datei).

4. “Warum ich eine Geschlechtskrankheit vortäuschte”
(korrespondenten.blog.sf.tv, Peter Balzli)
Um für die Gesundheitssendung “Puls” an einen Test-Kit zu kommen, gibt sich der London-Korrespondent des Schweizer Fernsehens als Chlamydien-Patient aus.

5. “Doof, aber gratis”
(internetsoziologie.at, Stephan G. Humer)
Bild.de schreibt in einem Artikel, dass Politiker und Polizei vor “einfachen elektronischen Lesegeräten” für den neuen Personalausweis warnen. Daneben: der Hinweis, dass ein solcher Basiskartenleser “kostenlos der DVD-Ausgabe der Computer-BILD” beiliegt.

6. “Der Boden der Tatsachen …”
(blikeberlin.wordpress.com)
Ein Foto vom Gebäude des Axel Springer Verlags in Berlin: “Ob sich schon mal jemand gefragt hat, ob das Schild auf der richtigen Seite angebracht wurde?”

Tatort Internet, Das Medium, Hans Zippert

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1. “Irreführung als Programm”
(spiegel.de, Dietmar Hipp)
Dietmar Hipp schreibt zur RTL2-Sendung “Tatort Internet”: “Auch wenn der Kampf gegen Kindesmissbrauch eine honorige Sache ist – das erklärte Hauptanliegen der Sendung, die sexuell motivierte Kontaktanbahnung im Internet unter Strafe zu stellen, ist bereits seit 2004 erledigt.”

2. “Halloween im Hause Barschel”
(stern.de, Katharina Miklis)
Katharina Miklis hat sich die RTL-“Emotainment-Doku” “Das Medium” angesehen. “Auf dem Programmplatz, auf dem RTL bis vergangene Woche noch Schwiegertöchter suchte, wird nun also das Gespräch mit Verstorbenen gesucht. So weit, so geschmacklos. Hinzu kommt, dass der Sender sich noch nicht einmal die Mühe gemacht hat, den Hokuspokus ordentlich zu produzieren. Einer der Beiträge wird mitten im Satz unterbrochen.”

3. “Das Märchen vom indischen Milliardenhaus”
(kobuk.at, Hans Kirchmeyr)
Hans Kirchmeyr prüft die Baukosten eines Gebäudes, das die Zeitung “Österreich” “das teuerste Haus der Welt” nennt.

4. “Der Medienkrieg mit der Regierung findet im Netz statt”
(journal21.ch, Ulrich Meister)
Ulrich Meister stellt die französischen “Internet-Zeitungen” Mediapart und Rue89 vor: “Beide Medien zahlen ihren Journalisten branchenübliche Löhne. ‘Mediapart’ hat gegen 30 Angestellte, die zwischen 2300 und 6500 Euro im Monat verdienen. Bei ‘Rue89’ arbeiten 20 Festangestellte. Mediapart hat bereits über 40’000 Abonnenten, die Zahl ist steigend. Um rentabel zu sein, fehlen noch etwa 15’000 neue Subskriptionen.”

5. “nebelkerzen”
(wirres.net, Felix Schwenzel)
Felix Schwenzel ärgert sich über Dogmatiker (“regelaufsteller-arschlöcher”), die “für ihre kurzfristigen ziele hysterie provozieren und von den eigentlichen problemen und missständen ablenken”. Das geschehe nach einem auch bei Politikern beliebten Muster: “ängste oder unsicherheiten aufspüren, diese ängste aufblasen, ohne interesse an details diese unsicherheiten aufputschen und mit der prinzipienkeule einfach überall draufhauen.”

6. “Der Tag, an dem mich der Schlag traf”
(welt.de, Hans Zippert)
Hans Zippert erleidet an einem sonnigen Frühlingsmorgen einen Schlaganfall und fällt vom Fahrrad. “Schließlich tauchten zwei Polizisten auf und wollten wissen, ob ich betrunken sei. Das schien vormittags um 11.00 Uhr in Berlin die Regel zu sein. Die hätten lieber die Sache mit dem Arm aufklären sollen, aber das konnte ich ihnen nicht sagen, denn meine Zunge gehorchte mir genauso wenig wie mein Arm.”

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