Archiv für 6 vor 9

Schneewittchen, dapd, Dr. Nakamats

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Die Pressefreiheit liegt schon im Bett”
(taz.de, Jakob Augstein)
Jakob Augstein ruft dazu auf, sich mit der (selbst gewählten) Abhängigkeit der Journalisten zu befassen, die es “sich im System gemütlich gemacht, sich selbst embedded” haben: “Jene Kollegen, die die Wikileaks-Veröffentlichungen unter dem Gesichtspunkt der Legalität sahen, wurden dazu nicht gezwungen. Sie taten das freiwillig. Sie wollen Herrschaft nicht kritisieren, sondern stabilisieren.”

2. “Schafft viele Wikileaks!”
(fr-online.de, Jörg Kantel)
Jörg Kantel sieht Wikileaks als eine Aufforderung an, “die Regierenden nicht einfach gewähren” zu lassen. Was wäre, wenn “das Regime in Peking so reagiert hätte, wie nun die westliche Politik auf die Wikileaks-Papiere” reagiert? “Das Geschrei hätte ich gerne gehört. Und sicher wäre Assange für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen worden, und jeder wäre fest davon überzeugt, dass an den Vergewaltigungsvorwürfen nichts dran sei, dass sie auf einem Komplott der chinesischen Regierung beruhen.” Zu Wikileaks siehe auch “WikiRebels – The Documentary” (svtplay.se, Video, 57 Minuten, englisch).

3. “Schneewittchen does Peking”
(wissenslogs.de, Anatol Stefanowitsch)
Anatol Stefanowitsch verfolgt eine AFP-Meldung, “in der es um einen scheinbar peinlichen Fehler bei der Übersetzung von Grimms Märchen ins Chinesische geht”.

4. “Stockholm: Eklatante Schwächen beim dapd”
(meedia.de, Daniel Bouhs)
Von der Nachrichtenagentur dapd war in der Nacht von Samstag auf Sonntag nichts zu den Ereignissen in Stockholm zu hören, da der Besetzungsplan dann (noch) eine Lücke aufweist. “Der dapd muss sich angesichts solcher Pannen fragen lassen, ob er in der Lage ist, das Weltgeschehen stets verlässlich abzudecken.”

5. “‘Wetten, dass..?’ Wie war das noch mit Samuel Koch?”
(katatonie.org, Markus Mertens)
Ganze vier Artikel liest Markus Mertens auf “Spiegel Online” zur angeblichen “Quotengeilheit des ZDF”. “Wieso aber habe ich ein solches Verhalten beim ZDF nicht beobachten können?”

6. “Dr. Nakamats, die Berliner Zeitung und ich”
(tokyofotosushi.wordpress.com, Fritz Schumann)
Fritz Schumann sieht seine ausführlichen, zuvor von der Redaktion abgelehnten Recherchen über den japanischen Erfinder Dr. Nakamats plötzlich in der “Berliner Zeitung” abgedruckt.

Bild, Popstars, Antonomasien

6 vor 9

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1. “Ist die Bild-Zeitung noch zu retten?”
(iphone-fan.de, Dirk Kunde)
Die “Bild”-iPad-App erhält von Tester Dirk Kunde 1 von 5 möglichen Punkten: “‘Evolution der Zeitung’ nennt Springer seine App. Da muss ich schmunzeln. Die Menüführung und Gestaltung ist genauso unübersichtlich und wirr wie die Webseite. Das Geld geht vermutlich eher ins Marketing als in Nutzer-Tests.”

2. “Die perfide Logik der Bildzeitung”
(investigativerecherche.de, Boris Kartheuser)
Wikileaks: Boris Kartheuser stellt fest, dass es “Bild” tatsächlich schafft, “in einer einzigen Ausgabe einerseits Assange als Verräter zu beschimpfen und nur drei Seiten weiter stolz auf die bisherige Berichterstattung im Fall Cablegate zu verweisen.”

3. “Worüber man halt so redet… und wieviel”
(wahrheitueberwahrheit.blogspot.com, Thomas)
Thomas versucht, die Wichtigkeit eines Begriffs zu messen. Während auf der X-Achse die Anzahl Sprachen, in die ein Begriff bei Wikipedia übersetzt wurde, anzeigt wird, werden auf der Y-Achse die Anzahl Google-Treffer für den gleichen Begriff angeordnet. “Und damit haben wir es tatsächlich und endlich offiziell und unumstößlich! Franz Josef Wagner liegt leicht über der Hauptreihe und ist damit gerade eben überpräsent in der öffentlichen Diskussion. Kachelmann und Sarrazin dagegen liegen deutlich über der Hauptreihe. Ihre Namen werden mehrfach häufiger verwendet, als ihre Bedeutungen es rechtfertigen würden!”

4. “Crunks 2010: The Year in Media Errors and Corrections”
(regrettheerror.com, Craig Silverman, englisch)
“Regret The Error” sammelt die Fehler, Korrekturen und Entschuldigungen des Jahres. Der Tippfehler des Jahres 2010: “This blog post originally stated that one in three black men who have sex with me is HIV positive. In fact, the statistic applies to black men who have sex with men.”

5. “Nicht in diesem Leben”
(katrinschuster.de)
Katrin Schuster ist überrascht, “mit welcher Dreistigkeit Pro Sieben noch so tut, als wäre Popstars eine Fernsehsendung”.

6. “A wie Antonomasie”
(welt.de, Marc Reichwein)
Marc Reichwein befasst sich mit der Antonomasie: “Weil jeder gern mit dieser Stilfigur herumspielt, ob talentiert oder nicht, ist die Antonomasie so etwas wie der Fußball unter den journalistischen Stilfiguren: eine Breitensportart, die auch andere Ressorts nutzen.”

Wikileaks, Tiefenthal, KI.KA

6 vor 9

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1. “5 Aspekte der aktuellen WikiLeaks-Revolution”
(neunetz.com, Marcel Weiß)
Eine lange, lesenswerte Einordnung der Ereignisse rund um die jüngsten Veröffentlichungen von Wikileaks. “Die Tatsache, dass WikiLeaks aktuell so vehement von allen Seiten angegriffen werden kann und etwa die finanziellen Transaktionsmöglichkeiten abgeschnitten werden können, ist nur möglich, weil nicht die komplette Presse hinter WikiLeaks steht, wie sie hinter einer NYT oder einem Guardian stehen würden, deren Bankkonten plötzlich überall aufgelöst würden.”

2. “Prost!”
(klatschkritik.blog.de, Antje Tiefenthal)
Photoshop-Arbeiten in der “Grazia”: “Auf den ersten, schnellen Blick sieht es aus so aus, als ob die beiden Schauspielerinnen gut gelaunt gemeinsam auf einer Party unterwegs sind. Auf den zweiten, genauen Blick entpuppen sich die Bilder als eine besonders misslungene Photoshop-Montage.” Siehe dazu auch “Bunte Klatschblätter und ihre Lügeleien”, ein Porträt der Bloggerin Antje Tiefenthal (ndr.de, Video, 5:39 Minuten).

3. “KI.KA-Mitarbeiter wegen Untreue festgenommen”
(mdr.de, Video, 1:29 Minuten)
Ein Mitarbeiter des öffentlich-rechtlichen Kinderkanals KI.KA wird festgenommen. Er soll “seit 2005 gemeinsam mit einer Berliner GmbH 72 Rechnungen für Dienstleistungen fingiert haben”. Es geht um einen Betrag von über vier Millionen Euro.

4. “‘Wetten, dass…’: Ein Unfall – kein Politikum”
(novo-argumente.com, Johannes Richardt)
Johannes Richardt hält die Aufregung nach der abgebrochenen “Wetten, dass..?”-Sendung für übertrieben: “Man kann fast froh sein, dass bei der letzten Bundestagswahl kein Mensch zu Schaden kam, sonst würden demnächst vielleicht sogar Wahlen unter dem Vorwand aus Sicherheits- und Gesundheitsbedenken abgesagt. Das Eingehen von Risiken gehört nun mal zum Leben dazu und macht es nicht selten auch erst deshalb lebenswert.”

5. “Kachelmann-Prozess: Verteidiger greift Medien an”
(faz.net, David Klaubert)
Johann Schwenn, Anwalt von Jörg Kachelmann, beantragt beim Landgericht Mannheim, die Redaktionen von “Bunte” und “Focus” zu durchsuchen: “Eine Durchsuchung solle entsprechende Beweise, zum Beispiel Zahlungsvereinbarungen zwischen dem Verlag und Zeuginnen, zutage fördern.”

6. “Sport Bild-Watch (7)”
(el-futbol.de, Sidan)
Söldneralarm in der “Sport Bild”: “Der Söldner ist eines der Lieblingsmotive der Sport Bild. Nichts ruft beim Leser mehr Abscheu hervor: ein stinkreicher, stinkfauler Profi, Sauerei. Söldner kommen in fast jeder Ausgabe vor.”

Wikileaks, Beckedahl, Kochshows

6 vor 9

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1. “‘Wetten dass..?’-Unfall: Wie das ZDF die Probenstürze herunterspielt”
(faz-community.faz.net/blogs, Peer Schader)
Peer Schader geht es nicht darum, den Verantwortlichen die Schuld am Unfall in der Sendung “Wetten, dass..?” zuzuschieben: “Aber ganz so einfach, wie man es sich beim ZDF derzeit mit der Behauptung macht, bei der Vorbereitung habe nichts dafür gesprochen, dass die Wette furchtbar schiefgehen kann, ist die Angelegenheit wohl nicht.”

2. “Wikileaks’ Julian Assange verhaftet”
(perlentaucher.de, Anja Seeliger)
Für Anja Seeliger hat die Veröffentlichung der Diplomatendepeschen “die ganze Welt irgendwie durchsichtiger gemacht”: “Diese Depeschen haben fast alle Nationen beschämt. Und das ist gut! Kann man nicht plötzlich ganz neu reden, wenn auf jeden ausgestreckten Zeigefinger zurückgezeigt werden kann? Soll doch jeder erst Mal vor der eigenen Haustür kehren!”

3. “Chaos Computer Club fordert Informationsfreiheit im Netz”
(ccc.de)
“Die Verbreitung der von Wikileaks veröffentlichten Dokumente stellt nach Auffassung des CCC einen legitimen Akt der öffentlichen Meinungsbildung dar und ist eine Wahrnehmung des Grundrechts auf Publikationsfreiheit.”

4. “Defend WikiLeaks or lose free speech”
(salon.com, Dan Gillmor, englisch)
Dan Gillmor ruft Journalisten zur Einsicht auf, dass Angriffe auf Whistleblower auch Angriffe auf sie selbst sind.

5. Interview mit Markus Beckedahl
(epd.de)
Ein ausführliches Gespräch mit Markus Beckedahl von netzpolitik.org. Er glaubt, dass das Klickverhalten der Nutzer auf sie selbst zurückfällt: “Die Nutzerwelt sollte sich nicht beschweren, wenn überall nur Polemiken zu finden sind, denn das wird letztendlich geklickt oder geflattred. Aber vielleicht führen ja solche Dienste und die Evaluation der Nutzungsverhalten allmählich dazu, dass sich das verändert.”

6. “Deutschlands größte Fans von TV-Kochshows werden jetzt künstlich ernährt”
(kojote-magazin.de)

Wetten, dass..?, Regierungsapparate, Menschen

6 vor 9

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1. “Erfundene ‘Wetten, dass…?’-Berichte”
(sueddeutsche.de, Christina Maria Berr)
Nicht nur in “Österreich”, auch in “Bild am Sonntag” war in Teilen der Ausgabe über Ereignisse zu lesen, die sich nicht ereignet hatten. Die “Bild am Sonntag” wird so zitiert: “Hollywood-Schauspielerin Cameron Diaz (38), Tennie-Star Justin Bieber (16) Take That und Altmeister Gérard Depardieu (61) nahmen gestern gut gelaunt auf Thomas Gottschalks Sofa Platz.”

2. “Wunschkonzert mit offenem Ende”
(medienpiraten.tv, Peer Schader)
Peer Schader dokumentiert, was “ausgewiesene Fernsehexperten” nach der abgebrochenen Sendung fordern.

3. “Trommelfeuer der Dauerkritikaster”
(querblog.de, Horst Schulte)
“Können wir es nicht dem Einzelnen überlassen, ob er sich solchen Risiken aussetzt oder nicht?”, fragt Horst Schulte zur Diskussion über die Gefährlichkeit der Wette. “Ob die, die sich da so empört haben, den Fernseher auch gleich ausgeschaltet haben, als ihnen mitgeteilt wurde, wie diese Wette ablaufen würde?”

4. “Wikileaks und wir”
(stern.de/blogs, Hans-Martin Tillack)
Hans-Martin Tillack erstaunt es, dass viele seiner Kollegen die Bedeutung der Wikileaks-Enthüllungen herunterspielen. Es sei die oberste Pflicht von Journalisten, “verfügbare Quellen zu nutzen, um die Leser zu informieren”. “Man muss schon sehr blind oder sehr autoritätsverliebt sein, wenn man ausgerechnet in diesen Tagen meint, Regierungsapparate müssten nur ungestört arbeiten können, dann werde alles gut.”

5. “Warum ich Migranten nicht als Menschen bezeichne”
(blogs.taz.de/hausblog, Sebastian Heiser)
Die “taz” sucht für ihre Deutschland-Sonderausgabe ein “neues Wort für die Bezeichnung ‘Migrant’ beziehungsweise ‘Mensch mit Migrationshintergrund'”. Die von den Lesern gefundene Lösung “Mensch” passt dann aber doch nicht, “weil es dann nicht mehr möglich wäre, die Realität zu beschreiben”.

6. “Hätt’ ich mal den Schienenersatzverkehr genommen!”
(volkerstruebing.wordpress.com)
Volker Strübing trifft in einer verschneiten Nacht in Berlin auf eine Frau, die sich nicht mehr sehr sicher ist, wo sie hin will.

Österreich, Jahrtausendwinter, Udo Reiter

6 vor 9

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1. “‘Wetten dass’: Geheimauftritt von ‘Take That'”
(politblogger.eu)
Die Sonntagsausgabe der Boulevardzeitung “Österreich” titelt “So rockte Robbie Gottschalk” und “Gottschalk: Robbie holte Show aus Koma”, obwohl Robbie Williams am Samstagabend gar nicht in der Sendung “Wetten, dass..?” auftrat. Wegen eines Unfalls bei einer Wette wurde die Sendung vorzeitig abgebrochen. Siehe dazu auch “‘Österreich’: Wenn Kaltschreiben pietätlos wird” (kobuk.at, Yilmaz Gülüm)

2. “Die Jahrtausendwinter – Ente”
(wissenslogs.de, Stefan Rahmstorf und Olivia Serdeczny)
Der polnische Wissenschaftler Michał Kowalewski sieht von ihm getätigte Aussagen zu einem Artikel vermengt, “der so geschickt seine Worte mit einigen meiner Sätze ohne ihren Kontext vermischte, dass eine ganz neue Bedeutung entstand. Eine absolut absurde These. Meine Zitate sind für sich genommen aber korrekt, daher konnte ich keine Richtigstellung verlangen.” Stefan Rahmstorf und Olivia Serdeczny zeigen auf, wie sich die Meldung fortpflanzt.

3. “Reiter: MDR-Intendant löscht Twitter-Account, Nachspiel im Rundfunkrat”
(flurfunk-dresden.de, owy)
Peter Stawowy kommentiert den Rückzug von MDR-Intendant Udo Reiter (@mdrreiter) aus Twitter: “Es war ein schlechter Witz, ja, Reiter hat sich gleich darauf entschuldigt – so what? Diese und ähnliche Erfahrungen werden eins zur Folge haben: Wir werden in Deutschland noch sehr lange warten müssen, bis sich Politik und andere Entscheiderkreise an Twitter und Co. herantrauen.”

4. “Niebel: ‘Spiegel’ hat keinen verantwortungsvollen Journalismus betrieben”
(lvz-online.de, Dieter Wonka)
Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel ist unzufrieden mit der Aufarbeitung der ihn betreffenden Wikileaks-Diplomatendepeschen durch den “Spiegel”: “Nachdem ich den Originalbericht über meine Person gelesen habe, kann ich die Aufarbeitung des ‘Spiegel’ nicht als verantwortungsvollen Journalismus bezeichnen. Auch durch Weglassen kann man falsche Informationen streuen.”

5. “Facie prima”
(ad-sinistram.blogspot.com, Roberto J. De Lapuente)
Roberto J. De Lapuente beschreibt von den Medien ausgewählte Bilder von Julian Assange: “Die Manipulationsmacht, die ein Bild verströmen kann, selten ist sie so zielgerichtet, wie im Falle Assanges; selten wird so manipulativ auf solche Fotos zurückgegriffen, auf denen die Person, über die man berichtet, so unvorteilhaft zur Geltung kommt.”

6. “Medien machen Geschichte(n)”
(heise.de/tp, Wassilis Aswestopoulos)
Nicht nur in Neapel stapelt sich der Müll, sondern auch in Griechenland. Wassilis Aswestopoulos über den aktuellen Zustand des Lands.

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Redakteure, Dokumentationen, Wikileaks

6 vor 9

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1. “Rigide redigierende Redakteure”
(journalist.de, Timo Rieg)
Timo Rieg kümmert sich in einem weitgehend unredigierten Text um den redigierenden Redakteur, dem “ein hierarchieärmeres Berufsverständnis” gut stehen würde: “Redakteure erziehen ihre Autoren, nicht so zu schreiben, wie sie selbst schrieben, wenn sie könnten, wollten, müssten – sondern sie suchen Autoren, die eigene Themen, Sichtweisen und Darstellungen ins Blatt bringen.”

2. “Das Erste im Talkshow-Wahn”
(stern.de, Bernd Gäbler)
Ab Herbst 2011 bietet ARD fünf Talkshows an – dafür keine Dokumentationen mehr vor 22 Uhr. “Tatsächlich ist es so, dass das Erste wie die Dritten Programme die Prime Time inzwischen mit Populärem durchformatieren. Nun wäre das alles verständlich, würden die Dokumentationen so aussehen wie die ARD-Verantwortlichen es suggerieren: absurde, elitäre Selbstverwirklichung zu bulgarischen Kauderwelschthemen. Jedoch haben die Dokumentationen gerade im Fernsehen außerordentliche Relevanz und auch Resonanz.”

3. “Peinlich: OZ kopiert beim SZ-Magazin”
(blog.17vier.de)
Das Fleischervorstadt-Blog vergleicht Textbausteine eines Artikels der “Ostsee-Zeitung” vom 29. November mit dem “SZ-Magazin” vom 16. September.

4. “Now leaking: The one and only Ich”
(print-wuergt.de, Michalis Pantelouris)
Michalis Pantelouris fragt, ob wir mit drei sich extrem voneinander unterscheidenden Wahrheiten leben wollen: “Bisher leben wir selbstverständlich damit, dass es irgendwo ‘eine Wahrheit’ gibt, die wir nie erfahren (in den Dokumenten, hinter den Kulissen), eine ‘öffentliche Wahrheit’, nämlich das, was offen gesagt wird, das, was in der Zeitung steht – und unsere private Wahrheit, mit der wir leben und arbeiten.”

5. “The moral standards of WikiLeaks critics”
(salon.com, Glenn Greenwald, englisch)
Glenn Greenwald glaubt, dass es bisher keine Anhaltspunkte gibt, dass Wikileaks-Veröffentlichungen tatsächlich Personen geschadet haben. Dagegen hätten US-Journalisten die opferreichen Kriege der USA immer wieder verteidigt. Die Kommentare gegen Julian Assange seien überzogen: “The ringleaders of this hate ritual are advocates of — and in some cases directly responsible for — the world’s deadliest and most lawless actions of the last decade.”

6. “Der Überfall”
(zeit.de, Susanne Leinemann)
Die 41-jährige Susanne Leinemann wird in Berlin-Wilmersdorf von Jugendlichen überfallen und bewusstlos geschlagen: “Ich kenne diese drei Typen nicht, ich habe keine Geschichte mit ihnen, keinen Konflikt gehabt, nichts. Alles, was uns verbindet, ist die Tatsache, dass sie mich fast umgebracht haben.”

Lingener Tagespost, Wikileaks, Gentrifizierung

6 vor 9

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1. “Man muss nur die richtige Frage stellen”
(faz.net, Melanie Mühl)
Melanie Mühl spricht in der “FAZ” von einer Kampagne gegen den von Stephanie zu Guttenberg präsidierten Verein “Innocence in Danger”: “Der Verein ‘Innocence in Danger’ hat sich nicht geweigert, seine Zahlen zu veröffentlichen. Er hat das Interesse, dass über ihn hereingebrochen ist, einfach unterschätzt und das Ultimatum eines Journalisten nicht eingehalten. (…) Am Ende bleibt von allen Vorwürfen nichts.”

2. “Journalismus”
(robertkoop.wordpress.com)
Robert Koop sieht eine CDU-Pressemitteilung nahezu unverändert in der “Lingener Tagespost” abgedruckt.

3. “Wikileaks”
(weltwoche.ch, Roger Köppel)
Anders als Privatpersonen haben Staaten keine schützenswerte Intimzone, findet Roger Köppel: “Es ist bizarr, wenn sich Journalisten für Geheimhaltung und Verschleierung im Namen der Staatsräson einsetzen. Menschen, Bürger, im Privatsektor tätige Unternehmer und Angestellte sind vor der Macht des Staates und der Medien im Zweifelsfall zu schützen, aber sicher nicht das Machtmonopol selber, das in Schach zu halten und zu durchleuchten die nobelste Aufgabe der Journalisten ist.”

4. “Überfordert von Transparenz?”
(notes.computernotizen.de, Torsten Kleinz)
Torsten Kleinz fragt angesichts der Medienberichterstattung zu Wikileaks: “Ist das zu viel Transparenz für uns?”: “Wo sind die Mechanismen, die echte Skandale von Banalitäten, die Hörensagen von Fakten und Recherche unterscheiden? Wo sind die Leser, die mehr lesen wollen als ihre eigene Meinung?” Anhand einer falschen Meldung über den Schauspieler Mark Ruffalo zeigt er auf, wie mühsam erarbeitete Transparenz ignoriert wird.

5. “Instyle Men vs. Gala Men”
(klatschkritik.blog.de, Antje Tiefenthal)
“Instyle Men” lässt James Dimon, CEO von JPMorgan Chase & Co., 13 Milliarden Euro im Jahr verdienen. “Wenn Spiegel Online die Quelle ist, kann’s nicht falsch sein, hat sich der Redakteur wohl gedacht. Ein paar Klicks mehr hätten gezeigt: Spiegel Online lässt Jamie Dimon nicht Milliarden verdienen, sondern ‘nur’ 13 Millionen Euro.”

6. “Vom Argwohn gegenüber der eigenen Saturiertheit”
(blog.dummy-magazin.de, Oliver Gehrs)
Gentrifizierung in Berlin: Oliver Gehrs fragt sich, “warum denn all diese Reporter, die dem authentischen Osten so nachweinen nicht nach drüben gehen, wie es früher bei Springer hieß. Zum Beispiel nach Schwedt an der Oder. Da gibt’s den Osten nämlich noch.”

Innocence in Danger, Talkshows, Wikileaks

6 vor 9

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1. “geheimes budget in danger”
(wirres.net, Felix Schwenzel)
Der Verein “Innocence in Danger” kündigt an, “wegen verleumderischer Aussagen” gegen den DuMont-Verlag vorzugehen. Felix Schwenzel und auch Bettina Winsemann auf “Telepolis” recherchieren Hintergründe zur Transparenz der Spenden.

2. “Talkshow-Overkill”
(medien-monitor.com, Fabian Schwane)
“Wer keine Talkshows mag, der dürfte die ARD in Zukunft nur schwerlich mögen”, schreibt Fabian Schwane zum zukünftigen Programm im “Ersten”. Stefan Niggemeier zeigt im Fernsehblog schon mal “das bislang noch geheime Ergebnis der Programmreform”.

3. “Im Geheimraum”
(fr-online.de, Arno Widmann)
Arno Widmann begrüßt das Aufbrechen von Geheimräumen durch Wikileaks: “Die Bevölkerung hat keinen Grund, den Regierenden zu vertrauen. Sie tut gut daran, immer wieder auf Offenlegung und Veröffentlichung zu dringen.”

4. “Polit-Gossip in der Redaktions-Soap”
(blog-cj.de, Christian Jakubetz)
Christian Jakubetz fragt sich, warum deutsche Redaktionen “nur über teflonbehaftete Kanzlerinnen” schreiben und wartet auf das erste Ranking: “So beliebt sind unsere Politiker in Amerika! Man spürt ja schon förmlich das Durchhecheln nach den geheimen Zeugnisnoten, die unsere Politiker vom großen Lehrer drüben bekommen.”

5. “Sexkritik: Ich will niemals geleakt werden”
(jetzt.sueddeutsche.de, Penni Dreyer)
Penni Dreyer fragt sich, was wäre, wenn Wikileaks “ausnahmsweise mal nicht die geheimen Akten amerikanischer Diplomaten und hochrangiger Regierungsmitglieder veröffentlichen, sondern auf einmal lauter Daten, in denen es um mein Liebesleben geht”.

6. “iPhone-Erziehung”
(nzz.ch, Thomas Böhm)
“Wie kommt eigentlich das iPhone in die Hände der Kleinen? Warum widerstehen meine Frau und ich nicht der Versuchung, durch Übereignung unserer Erziehungshoheit an ein Unterhaltungsmedium ein paar Minuten Schlaf zu gewinnen?”

Pferde, Schuhe, Focus

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1. “Qualitätsmedien erliegen dem Spin einer irischen NGO”
(kobuk.at, Fabian Schmid)
Irren wegen der Wirtschaftskrise 20.000 herrenlose Pferde durch Irland, wie zum Beispiel “Spiegel Online” berichtet? Die irische Tierschutzorganisation ISPCA antwortet auf Anfrage: “There are no definitive numbers on horses abandoned in Ireland, our Inspectors have brought in 13 horses in 2007, 16 in 2008, 23 in 2009 and 41 so far this year.”

2. “Focus: Können die kein Englisch?”
(greenpeace-magazin.de)
Das Blog des “Greenpeace Magazin” befasst sich mit der aktuellen “Focus”-Titelgeschichte: “Ein Eisbär ist darauf zu sehen mit (schlecht aufretuschierter) Sonnenbrille – und unter der Schlagzeile ‘Prima Klima!’ die Behauptung: ‘Die globale Erwärmung ist gut für uns’.”

3. “24 Paar Schuhe. Im Schnitt …”
(stefanolix.wordpress.com)
Stefan schreibt zu einer von dpa zitierten Studie über das Kaufverhalten britischer Frauen: “Wo ist der Haken? Aller Wahrscheinlichkeit nach ist die Umfrage nicht repräsentativ.”

4. “Sturm im Wasserglas”
(sprengsatz.de, Michael Spreng)
Für Michael Spreng sind die neusten Wikileaks-Enthüllungen (auf cablegate.wikileaks.org), was Deutschland angeht, “völlig bedeutungslos”: “Das Ganze ist eine vom ‘Spiegel’ und anderen Medien inszenierte Scheinaufregung.”

5. “Wikileaks vs. USA – 4 : 0”
(bulldoglog.wordpress.com, Lars-Marten Nagel)
Lars-Marten Nagel vermutet in der Konzentration von Wikileaks auf die USA finanzielle Gründe: “Assange sagt selbst, dass nach den Großenthüllungen die meisten Spendengelder fließen. Auf Geld ist Wikileaks letztlich zum Selbsterhalt angewiesen. Die letzten Monate haben zudem klar gezeigt: Der riesige Bekanntheitsschub speist sich aus der Konfrontation mit der letzten verbliebenen Supermacht.”

6. “PRrisiert Social Media unsere Gesellschaft?”
(amendedestages.com, Christian)
Christian fragt sich, wie sehr die Gesellschaft durch soziale Medien PRisiert wird. “Das Tun rückt in den Hintergrund, das Darübersprechen in den Vordergrund. Wir machen immer mehr Dinge nur, um anschließend darüber sprechen zu können.”

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