Archiv für 6 vor 9

Kachelmann, Kriegsfotografie, Korrektheit

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Diese Welt braucht Journalisten mehr denn je”
(dw-world.de, Sandra Petersmann)
Joel Simon vom “Committee to Protect Journalists” mag Personen, die Journalismus betreiben, nicht mehr voneinander abgrenzen: “Einfach gesagt sind Journalisten dazu da, Informationen zu sammeln und zu verbreiten, die für die Öffentlichkeit von Bedeutung sind. Es gibt professionelle Journalisten, die das machen, und es gibt Menschen, die das als Bürger machen.”

2. “So haben uns die Griechen reingelegt”
(ruhrbarone.de, Michael Voregger)
Michael Voregger stimmt es nachdenklich, dass die Jury des Herbert-Quandt-Preises sich für “Bild”-Autoren entschieden hat (BILDblog berichtete), das werfe “kein gutes Licht auf den Wirtschaftsjournalismus im Lande”. Er kritisiert auch öffentlich-rechtliche Nachrichtenformate: “Die Redaktionen orientieren sich am Mainstream, regierungsnahe Positionen werden kommentarlos übernommen und kritische Experten tauchen nicht auf. Das Unwort des letzten Jahres ‘alternativlos’ bekommt hier eine ganz neue Bedeutung.”

3. “In eigener Sache: Neuer Umgang mit Leser-Kommentaren”
(blog.handelsblatt.com/handelsblog, Olaf Storbeck)
Olaf Storbeck ändert den Umgang mit Leser-Kommentaren: “Um ein gewisses Grundniveau der Diskussion zu gewährleisten, werde ich daher tumbe nationalistische und per se Euro-feindliche Kommentare nicht mehr freischalten – zum Beispiel solche, die Nazi-Deutsch enthalten (‘Finanzknechtschaft’), die Geschichte verdrehen (‘Muss erst wieder ein Krieg gegen Deutschland geführt werden?’) oder darüber räsonniert wird, ‘wie ein nachgewiesener Maßen intelligentes Volk wie die Deutschen sich derart ausnutzen lassen kann’. Das gleiche gilt für Verschwörungstheorien jeder Art.”

4. “Früher herrschten die Gewalttäter, heute herrschen die Wohl-Täter”
(heise.de/tp, Eren Güvercin)
Eren Güvercin spricht mit Maternus Millett über politische Korrektheit. “Die politische Korrektheit als das ‘absolut Gute’ hat das gesellschaftliche Klima bereits so weit polarisiert und vergiftet, dass auch eine kritische Diskussion des ‘absolut Guten’ – also des Versagens der Bildungs- und Integrationspolitik, der selektiven Toleranz Straftaten von Immigranten gegenüber, der bedingungslosen Sozialleistungen für alle – kaum noch möglich ist. Folglich können alle, die provokante Kritik anmelden, sehr leicht moralische Empörung auslösen und sich als Rebellen gegen das neue, linke, permissive Establishment und als ‘Opfer von Repression’ darstellen.”

5. “The shot that nearly killed me: War photographers – a special report”
(guardian.co.uk, englisch)
Kriegsfotografen kommentieren die Entstehung einzelner Fotos. Vorsicht, einige Bilder sind sehr drastisch.

6. “Lächerlicher Wahnsinn”
(weltwoche.ch, Roger Köppel)
Jörg Kachelmann gewährt nach dem Gespräch in der “Zeit” auch der “Weltwoche” ein sehr ausführliches Interview: “Die heuchlerischen Aufrufe der Medien, dass ich nun doch aus taktischen Gründen demütigst zu schweigen und zu verschwinden hätte, sind der Versuch, deren menschenverachtende Vorverurteilung möglichst schnell vergessen zu machen. Nun wollen gerade die mein Schweigen, die sich vorher als die willfährigsten Sprachrohre der lügenden Staatsanwaltschaft Mannheim geriert haben: Springer, Burda, Stern, Süddeutsche.” Interviewer Roger Köppel betont, dass für das Interview kein Geld bezahlt wurde.

Bauer gegen Spiesser, Wired, Katastrophenjournalismus

6 vor 9

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1. “Die wollen uns fertigmachen”
(journalist.de)
Frank Haring hat die Jugendzeitschrift “Spiesser” von einer Dresdner Schülerzeitung zu einem ernsthaften Konkurrenten der “Bravo” ausgebaut. Die Verlage streiten um Werbung und Auflage. “Haring ist es immer gelungen, den Spiesser als Magazin engagierter Schüler zu positionieren. Dazu trug viele Jahre auch der von ihm mit initiierte Jugendbildungsverein Sachsen bei, der zahlreiche Veranstaltungen mit dem Spiesser organisierte. Redakteure gaben Workshops, Vereinsleute organisierten Anzeigen. Es war für Außenstehende ein ziemliches Durcheinander. Kommerziell? Ehrenamtlich? Schwer zu durchschauen. Inzwischen ist der Verein aufgelöst.”

2. wired
(wirres.net, Felix Schwenzel)
“ich mochte die wired immer sehr. leider konnte ich sie mir wegen des astronomischen kiosk-preises nicht regelmässig kaufen.” Trotz seiner Begeisterung für die amerikanische Zeitschrift “wired” ist Felix Schwenzel vor dem Start einer deutschen Testausgabe als Beilage der “GQ” skeptisch. “leidenschaft sieht anders aus. die lust ein regelmässiges, geiles heft zu machen, mit grossen themen, steilen thesen, grossartigen autoren scheint schon im keim durch das von thomas knüwer sonst immer so leidenschaftlich kritisierte kissenpupser-bürokratie-dickicht von grossverlagen erstickt zu werden.”

3. Ich mach’ mir die Welt widdewidde wie sie mir gefällt
(katrinschuster.de, Katrin Schuster)
Das Bekenntnis einer ZEIT-Autorin, ihre Tochter “Germanys next Top-Model” sehen zu lassen, weil diese als selbstbewusste Mittelstandstochter eh keinen Schaden nehmen werde, stößt auf Widerspruch bei der freien Journalistin Katrin Schuster: “Genau darüber scheint sie sich im Grunde zu freuen. Schließlich sichern einzig solche Aufstiegsblockaden ihrer Tochter auch weiterhin die „besten Chancen“, ebenfalls Mittelschicht zu werden. Die Chance also, auch später zu denjenigen zu gehören, die sich stets so köstlich amüsieren, wenn wieder einmal ein paar „Friseurinnen, Hauptschülerinnen und Töchter von Migranten“ verzweifelt versuchen, sich nach oben casten zu lassen, und daran wieder einmal scheitern, weil: falsche Gene, Pech gehabt.”

4. Falsche Bruchrechnung
(juedische-allgemeine.de, Fabian Wolff)
Der unreflektierte Gebrauch des Wortes “Halbjude” in der “WAZ” stößt Fabian Wolff übel auf: “»Halbjude« gehört für mich in dieselbe Kategorie wie »Sonderbehandlung«, »Arbeit macht frei« oder »Jedem das Seine«. Nur dass diese Begriffe mittlerweile tabu sind. Beim »Halbjuden« ist so viel Sensibilität nicht vorhanden. ” Die WAZ-Redaktion entschuldigt sich.

5. Katastrophenjournalismus
(dradio.de/dkultur, Arno Orzessek)
“Was in den Tagen seit dem 11. März im Nordosten Japans geschah, erfuhr die Welt per Live-Ticker, im Internet, und durch Presse, Radio und Fernsehen. Es sind Medien, die das Publikum informieren. Und es sind die Medien, die damit die politische Willensbildung entscheidend mitprägen.”

6. Eine einfache Wahl
(faz.net, Michael Hanfeld)
Zur anstehenden Wahl des ZDF-Intendanten fasst Michael Hanfeld die Lage zusammen: “Thomas Bellut hat also längst gezeigt, dass er eine gute Wahl ist, er steht für einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der keine Grenzen kennt, und genauso will ihn die Mehrheit der Parteipolitiker in diesem Lande, weil sie glaubt, so ihren Einfluss zu wahren. Und da holt die Zurechnung Thomas Bellut wieder ein, wie jeden anderen Intendanten im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Eine Alternative hätten wir nur gerne einmal wenigstens gesehen.”

Real Madrid, Gottschalk, Prinz Charles

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1. Ein Cyber-Märchen
(spox.com, Fatih Demireli)
Die medientaugliche Erfolgsgeschichte des 17-jährigen Fußballspielers Serdar Mete Coban, der schon für Galatasaray Istanbul, Inter Mailand und West Ham United gespielt hat und nun nach Real Madrid wechseln soll, hat einen Haken: Es gibt ihn nicht.

2. Warum Gottschalks letzte Sendung nicht die letzte ist
(dwdl.de, Alexander Krei)
Moderiert Thomas Gottschalk am kommenden Samstag zum letzten Mal “Wetten dass…?”, wie Bild.de und andere schreiben? Das ZDF versucht seit Monaten vergeblich, diesen Irrtum aus der Welt zu schaffen.

3. Wer ist diese Frau?
(klatschkritik.de, Antje Tiefenthal)
Ein Gruppenfoto von schönen, jungen, reichen Frauen auf der Kunst-Biennale in Venedig fasziniert “Bild”, “Bunte” und “Gala” — aber wen es eigentlich zeigt, wissen sie nicht.

4. Corrections and clarifications
(guardian.co.uk)
Eine Richtigstellung aus dem britischen Königshaus: “The Prince of Wales does not employ and has never employed an aide to squeeze his toothpaste for him. This is a myth without any basis in factual accuracy.”

5. Uebermorgen.TV: Content-Farmen
(elektrischer-reporter.de, Video)
Mario Sixtus zeigt in einer düsteren Vision, wie industriell produzierte Texte in Zukunft das Internet überwältigen könnten.

6. Wulst
(damaschke.de, Giesbert Damaschke)
Stammt das Zitat “Kunst kommt von Können, nicht von Wollen, sonst hieße es Wullst” wirklich von Karl Kraus (oder Friedrich Nietzsche, Karl Valentin, Joseph Goebbels)?

Mediapart, Tumblr, Facebook

6 vor 9

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1. “Keine Fesseln mehr”
(sueddeutsche.de, Stefan Ulrich)
Der Erfolg der werbefreien französischen Internet-Zeitung Mediapart zeigt, dass Paid Content rentabel sein kann — wenn Qualität angeboten wird.

2. Dilemma schema.org
(datenjournalist.de, Lorenz Matzat)
Lorenz Matzat erklärt, was der neue semantische Web-Standard der Suchmaschinen für Onlinejournalismus bedeutet: “Zeitungssterben ist mittlerweile ein alter Hut. Was aber auf uns zukommt ist Webseitensterben.”

3. Tumblr: Erfolgreich mit Bloggen per Knopfdruck
(blog.zdf.de/hyperland, Marcel Weiß)
Marcel Weiß zeigt, was hinter dem rasanten Aufstieg des Blogservice Tumblr steckt. Martin Weigert von netzwertig.com vermisst allerdings noch ein ernstzunehmendes Geschäftsmodell.

4. Verloren im schwarzen Sommerloch
(rockbär.de, Sebastian Pertsch)
Sebastian Pertsch bezweifelt Medienberichte, laut denen die Nutzerzahlen von Facebook in den USA gesunken sind (“In den USA haben vor ungefähr zwei Wochen die Schulferien begonnen.”) und wittert dahinter wirtschaftliche Interessen.

5. Das Gesicht der Macht bleibt weiß
(philibuster.de, Nadia Shehadeh)
Warum sind alle auf die lesbische Bloggerin aus Syrien hereingefallen? “Der Hoax Amina Arraf war ein gefundenes Fressen für die Medien, da das Mädchen-Gespenst symbolisch für alles Spalier stand, was der “weiße Westen” immer wieder allzu gern den Gesellschaften und der Kultur des Nahen Ostens negativ ankreidet.”

6. Versuchter sexueller Missbrauch eines Kindes – ganz ohne Kind
(heise.de/tp, Bettina Hammer)
Bettina Hammer hinterfragt die Verurteilung (BILDblog berichtete) eines Mannes, der in der Sendung “Tatort Internet” mithilfe eines 46-jährigen Lockvogels “überführt” wurde.

Amina Arraf, Paula Brooks, kino.to

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1. Der weiße Mann und die Mär
(taz.de, Natalie Tenberg)
Amina Arraf, lesbische Bloggerin aus Syrien, die über die dortige Revolution berichtete, ist in Wahrheit ein amerikanischer Mann. Oder, wie Natalie Tenberg schreibt, ein “pfuschender Wichtigtuer, der die Sympathien der Welt ausnutzte”, etwa indem er das Foto einer unbeteiligten Frau von Facebook klaute (dazu auch: Der “Guardian” entschuldigt sich für die Verwendung des Fotos und kündigt an, zukünftig bei Internetquellen dem Leser den “Grad der Verifizierung” mitteilen zu wollen).

2. ‘Paula Brooks,’ editor of ‘Lez Get Real,’ also a man
(washingtonpost.com, Elizabeth Flock & Melissa Bell, Englisch)
Auch die lesbische Bloggerin, auf deren Website die angebliche Amina Arraf zunächst ihre Texte veröffentlicht hatte, ist in Wirklichkeit ein Mann.

3. Ehec: Alarm im Jenseits
(politplatschquatsch.com, PPQ)
“650 Quellen melden laut dpa: Viele Ehec-Tote werden nie mehr ganz gesund”

4. Wozu Städte-Ratings?
(matthiasdaum.ch, Matthias Daum)
Ein Plädoyer wider die Städte-Rankings von Wirtschafts- und Style-Magazinen.

5. Audacity of Streaming
(notes.computernotizen.de, Torsten Kleinz)
kino.to ist Geschichte. Und nun? Wird die Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen die Nutzer belangen — und falls ja: in welcher Höhe wären ihre Forderungen gerechtfertigt? Und lassen sich legale von illegalen Streaming-Diensten unterscheiden?

6. Die Sprüche von Prinz Philip (90) und die unterschiedlichen Übersetzungen in den deutsch(sprachig)en Medien
(mediensalat.info, Ralf Marder)
Die Sprüche von Prinz Philip sind legendär. Aber was genau hat er eigentlich gesagt?

Lead-Award, Facebook-Party, Promi-Lynchen

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1. Hauptsache, die Verpackung stimmt
(taz.de, René Martens)
René Martens kritisiert, dass die Artdirectorin der “Bild” zu den Preisträgern des Lead-Awards gehört: “Angesichts der aktuellen Entwicklung an der Journalistenpreisfront klingt die Vorstellung, dass Kai Diekmann in absehbarer Zeit für sein Lebenswerk ausgezeichnet wird, leider nicht mehr völlig abwegig.”

2. Thessa – viele Medien, viel Scheinheiligkeit
(ndr.de/zapp, Boris Rosenkranz)
Die Facebook-Einladung, die aus dem Ruder läuft, ist eine beliebte Mediengeschichte. ZAPP zeigt, wie die Medien mit scheinheiliger Empörung intensiv für die Party einer 16jährigen werben, obwohl diese längst abgesagt war. “Die Journalisten befeuern vielleicht nicht, aber sie heizen die Stimmung zusätzlich an. Kameras überall. Statt sich zurückzuhalten, halten sie drauf.”

3. Google will den Autoren eine wichtigere Rolle geben
(frei.djv-online.de, Michael Hirschler)
Google will künftig auch die Autoren von Texten systematisch erfassen. Das Freien-Blog des DJV zeigt, wie Journalisten die Technik zur Selbstvermarktung nutzen können.

4. Der Reporter im Visier des Staates
(faz.net, Jochen Buchsteiner)
“Shahzad war am 29. Mai in einem Fernsehstudio in Islamabad erwartet worden und nicht aufgetaucht. Am nächsten Morgen meldeten ihn Angehörige als vermisst. Zwei Tage später wurde seine Leiche in einem Kanal im Distrikt Mandi Bahuddin gefunden. Der Körper wies Folterspuren auf.” Jochen Buchsteiner berichtet über die Ermordung des pakistanischen Journalisten Saleem Shahzad und die Verbindungen zum Nachrichtendienst ISI.

5. Meine Playstation gehört mir
(freitag.de, Frank Rosengart)
“Geht es nach dem Willen der Elek­tronik-Industrie drohen kritischen Kunden nämlich sonst schnell eine Hausdurchsuchung und ein teures Gerichtsverfahren.” Rosengart erinnert daran, mit welchen Maßnahmen zum Beispiel Apple seine Umsatzbeteiligung gegenüber Verlagen durchsetzt. Das Unternehmen lockert unterdessen die Bedingungen ein wenig.

6. Lachen und Lynchen
(sueddeutsche.de, Marc Felix Serrao)
“Nichts finden die Leute so anziehend, wie einen Prominenten, der öffentlich weint.” Marc Felix Serrao zeigt am Beispiel des US-Abgeordneten Anthony Weiner wie die Empörungsmaschinerie in den US-Medien funktioniert. “Auch in Deutschland gab es schon erste Versuche, mit der amerikanischen Abart des People-Journalismus Geld zu verdienen. Der Münchner Verleger Hubert Burda, der privat sehr auf Familiensinn achten soll, brachte 2010 das Online-Portal Vipdip (“lassen keine Dreckpfütze aus”) und das Klatschheft Chatter (“Angelina Jolie lebt eine einzige Lüge”) auf den Markt. Beide Produkte fielen durch eine quasi recherchefreie, im Ton dafür umso rabiatere Machart auf.”

Fußball, Drogenkrieg, Sommerpause

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1. “Bild”-Zeitung, Nationalelf und viele Abhängigkeiten
(zeit.de, Roger Repplinger)
In dem Buch “Die Nationalmannschaft: Auf der Spur zum Erfolg” schildert der Autor unter anderem das Verhältnis zwischen “Bild” und der Fußball-Nationalmannschaft: “Es geht bei diesen Kampagnen, die zu Kampagnen werden, weil die seriösen Blätter, das Fernsehen, Magazine und Illustrierte, einsteigen, nie darum, die beste Lösung für den deutschen Fußball zu finden, sondern um die Interessen des Verlags.”

2. “Kino.to ist noch nicht zu Ende.”
(netzfeuilleton.de, Pëll)
Am Donnerstag wurde von der Polizei das bekannte Streaming-Portal kino.to lahmgelegt. In diesem Interview spricht ein anonymer Insider über Arbeitsweise, Werbeeinnahmen und Unrechtsbewusstsein.

3. Journalismus zwischen Leichenbergen
(sueddeutsche.de, Camilo Jiménez und Inga Rahmsdorf)
Interview mit der Polizeireporterin Lucy Sosa, die täglich über die Toten des Drogenkriegs in Mexiko berichtet. “Viele der kriminellen Banden hinterlassen Botschaften bei den Leichen. Sie setzen darauf, dass die Medien diese Botschaften verbreiten. Wir müssen also sehr aufpassen, dass wir nicht benutzt werden. Wir können aber eben auch nicht zulassen, dass die Regierung nur ihre Version verbreitet.”

4. Carta macht Pause
(carta.info Robin Meyer-Lucht)
Herausgeber Robin Meyer-Lucht verabschiedet das Blog-Projekt in eine Sommerpause von unbestimmter Dauer. “Carta ist in seiner derzeitigen Form aber leider kein Projekt, das ‚mal eben nebenbei‘ weiterführt. Ein Gruppenblog braucht einen gewissen Veröffentlichungsdurchsatz, eine gewisse Grundpflege, um zu gedeihen. Carta hat aber als Konzept Problemzonen bei der Skalierbarkeit und Refinanzierung gezeigt – auch deshalb, weil es nie groß genug war, um sich selbst zu vermarkten.”

5. Wohin mit den Edelfedern?
taz.de, Steffen Grimberg
Bei der Zusammenlegung von “Frankfurter Rundschau” und “Berliner Zeitung” gibt es Schwierigkeiten. “Derzeit wird in Berlin wie Frankfurt allerdings weniger die Frage, ob eine FR von der Spree funktioniert, als vielmehr über das Wie diskutiert wird: Zwei in Sachen Format und Konzept ganz unterschiedliche Blätter aus einer Redaktion, die mit ein paar FR-Gewächsen garniert wird, bedeuten zumindest für die Berliner deutlich mehr Arbeit.”

6. Diese eine Liebe wird nie zuende geh’n
(horizont.net, Ingo Rentz)
Nachdem ein Protestbrief gegen einen wenig schmeichelhaften Artikel erfolglos blieb, besinnt sich die Tourismusdirektion Helgolands auf ihre Stärken und schaltet eine Image-Anzeige in der “taz”.

Rivva, Sportschau, Brot

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1. Rivva ist zurück
(blog.rivva.de, Frank Westphal)
Nachdem rivva.de im Februar aus finanziellen Gründen hatte schließen müssen, ist die Übersichtsseite über die im deutschsprachigen Social Web meistverlinkten Artikel zurück. Diese Nachricht wurde überwiegend enthusiastisch aufgenommen.

2. Russland schaut in den Pressespiegel
(nzz.ch, Ann-Dorit Boy)
Zwei Internet-Seiten übersetzen für russische Leser ausländische Artikel. Meist reagieren die Leser empfindlich auf Kritik an ihrem Heimatland, mitunter kann die Berichterstattung für Betroffene gar gefährlich werden. Doch manchmal stimmen die Kommentatoren den Reportern auch zu.

3. SWR-Tamtam: “Wie Ärzte Patienten reihenweise beim Suizid helfen”
(faz-community.faz.net/blogs/biopolitik, Oliver Tolmein)
“Report Mainz” (Beitrag hier in der Mediathek) berichtet, dass Ärzte “reihenweise” Patienten beim Suizid geholfen hätten, kann diese Behauptung aber nicht wirklich untermauern.

4. Freier Fußball für freie Menschen
(taz.de, Andreas Rüttenauer)
Die Deutsche Fußball Liga (DFL) erwägt, die frei empfangbaren Zusammenfassungen von Bundesligaspielen (bisher samstags um 18.30 Uhr in der “Sportschau” im Ersten) ins Internet zu verlagern. Andreas Rüttenauer schreibt über ein Beinahe-Grundrecht, Volksparteien und die Wirtschaft (dazu auch ein Kommentar von Roland Peters auf n-tv.de).

5. How Celebrities Are Ruining Our Lives
(blogs.forbes.com/meghancasserly, Meghan Casserly, Englisch)
Lisa Bloom, Rechtsexpertin beim amerikanischen Fernsehsender CBS, hat ein Buch geschrieben, mit dem sie Frauen zum eigenständigen Denken animieren will. Sie glaubt, dass Frauen von Medienmachern falsch eingeschätzt werden: “Producers say that the only programs that women are going to watch are Lindsay Lohan or Kim Kardashian or plastic surgery stories. And I just don’t believe that’s true.”

6. Ehemaliger Ki.Ka-Mitarbeiter veruntreute Geld, um Armverlängerung zu finanzieren
(der-postillon.com, ucn)
“Selten ließ sich ein Brot derart schmieren: Gleich am ersten Verhandlungstag gestand der angeklagte Ki.Ka-Mitarbeiter B. das Brot Bestechung und Untreue in Millionenhöhe, gab aber seinem beruflichen Umfeld eine Mitschuld.”

Panik, Kritikkritik, Kika

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1. Franz Josef und das Panikorchester
(blog-cj.de, Christian Jakubetz)
Christian Jakubetz analysiert noch einmal die bisherige Medienhysterie um EHEC: “Natürlich hat die “Bild” mal wieder besonders übertrieben, aber es wäre zu einfach, wenn jetzt alle wieder mit den Finger nur auf sie zeigen würden. Tatsächlich gab es in den Redaktionen in den letzten Wochen kaum jemanden, der einfach mal zur Besonnenheit riet.”

2. Zu wenig Geld für eine Nachricht
(journalist.de)
“10 Euro für eine Meldung sind genug. Das findet zumindest der Chefredakteur von pcwelt.de, wenn es um die Bezahlung seiner freien Autoren geht.”

3. Konzertkritiker
(nullsummenspiel.tumblr.com)
Auch Konzertkritiker müssen sich hin und wieder Kritik gefallen lassen, Konzertkritikerkritik quasi: “Blöd nur, wenn man als Kritiker zu einem Konzert gerufen wird, von dem weiß, dass es irgendwie wichtig ist, man vom eigentlichen Gegenstand der Berichterstattung – der Musik – nicht so ganz in Kenntnis gesetzt ist.”

4. Wenn Zeitungen dumm machen
(print-wuergt.de, Michalis Pantelouris)
Michalis Pantelouris zeigt auf, dass die hysterische Berichterstattung vieler deutscher Medien über die Griechenlandkrise einen direkten Einfluss auf die Lage Griechenlands und Europas hat.

5. Von Selbstbeweihräucherung und Nestbeschmutzung
(blog.tagesschau.de, Kai Gniffke)
“Tagesschau”-Chefredakteur Kai Gniffke sinniert angesichts des KiKa-Skandals darüber, wie es ist und wie es seiner Meinung nach sein sollte, wenn man über Fehler im eigenen Haus berichtet.

6. Konstantin verrät erste Details zu KNDM.de
(meedia.de, Alexander Becker)
“kritisch – nachhaltig – direkt – meinungsbildend”

Sprachnörgler, Strippenzieher, Spring Break

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1. Die unverbesserliche Seichtigkeit der Sprachnörgler
(wissenslogs.de/sprachlog, Anatol Stefanowitsch)
Im dritten Teil seiner Serie (Teil 1, Teil 2) beschäftigt sich Anatol Stefanowitsch weiter mit den laut Bild.de “10 am häufigsten falsch verwendeten Wörtern”, die er sich für seinen Gastbeitrag bei uns angesehen hatte.

2. Maxim – YouTubes Wurmfortsatz
(kioskforscher.posterous.com, Markus Böhm)
Markus Böhm hat sich durch die komplette März/April-Ausgabe des Herrenmagazins “Maxim” gequält. Sein Fazit: “Das Intelligenteste an diesem Magazin ist Daniela Katzenberger.”

3. Unter kakanischen Strippenziehern
(faz.net, Michael Hanfeld)
RTL-Vorstandschef Gerhard Zeiler hat seine Bewerbung als Direktor beim Österreichischen Rundfunk (ORF) abgesagt. “Gegen die staatliche Einflussnahme auf den öffentlich-rechtlichen Sender ORF erscheinen sogar die hiesigen Verhältnisse als harmlos (was sie nicht sind).”

4. (Nicht) ganz ohne Nebenwirkungen: Zwei BILD-Reporter im Sonderzug Richtung Koma
(mediensalat.info, Ralf Marder)
Während “Bild” gerne vor “Komasaufen” bei Jugendlichen warnt, berichten ein “Bild”-Reporter und eine “Bams”-Reporterin auffallend unkritisch von “18- bis 30-Jährigen”, die “vier Tage Suff, Sex und Sonne an der Küste Istriens” suchen — beim “Spring Break Europe” in Kroatien.

5. Five Lessons In Breaking News Reporting Learned From The Joplin Tornadoes
(mediabistro.com/10000words, Lauren Rabaino, Englisch)
Brian Stelter, sonst Medienjournalist bei der “New York Times”, fand sich unvermittelt in Joplin, Missouri, wieder, wo ein Tornado weite Teile der Stadt zerstört hatte. Er erklärt, welche fünf Lektionen er dort für seine Arbeit gelernt hat, und warum Papier und Stift immer noch das verlässlichste Werkzeug für Reporter sind.

6. Pluralis Journalistis
(wirres.net, Felix Schwenzel)
Felix Schwenzel über Journalisten, die sich scheuen, “ich” zu schreiben, und ein Extrembeispiel im Berliner “Tagesspiegel”. Wir wünschen uns, dass der Satz “Wir haben es mit unserer Partnerin ausprobiert” zum geflügelten Wort wird.

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