Archiv für 6 vor 9

Wallraff, Kachelmann, Street View

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Wallraff undercover bei BILD”
(ndr.de, Video, 3:47 Minuten)
Ausschnitte aus dem bisher mit einem Sperrvermerk versehenen Film “Informationen aus dem Hinterland” mit Günter Wallraff als “Bild”-Journalist Hans Esser.

2. Interview mit Stephan Weichert
(merkur.de, Christiane Florin)
Stephan Weichert beurteilt den “dramatischen Umbruch” in der Zeitungsbranche. “Die gedruckte ‘FAZ’ ist aber heute schon so etwas wie ein Liebhaberobjekt mit einer überalterten Leserschaft, im Jahr 2040 wird sie sich zum Luxusobjekt gewandelt haben.”

3. “Tagesablauf in einer Online-Redaktion”
(markheywinkel.de)
Online-Redakteurin Franziska Seyboldt beschreibt, wie ein Tag bei taz.de aussieht.

4. “Google Street View: Die Stunde der Hypokriten”
(dennis-knake.de)
Dennis Knake kommentiert den baldigen Start von Google Street View in Deutschland.

5. “Kachelmann gegen Bild.de”
(taz.de, Christian Rath)
Fall Jörg Kachelmann 1: Das Landgericht Köln prüft, “wie detailliert Springer über die Vergewaltigungsvorwürfe berichten durfte”.

6. “Bitte ein 08/15-Sexualleben, der Herr”
(heise.de/tp, Bettina Winsemann)
Fall Jörg Kachelmann 2: Bettina Winsemann kritisiert vorverurteilende Meinungsäusserungen, die versuchen, ihre “Vorstellung eines ‘ordentlichen Sexuallebens’ zu promoten”. “Nachdem seine Beziehungen schon durch alle Medien geisterten, darf der mehr oder minder bereits in der Öffentlichkeit vorverurteilte Herr sich immerhin noch zu seinen Verfehlungen in der Vergangenheit äußern.”

Parabeln, Stabreime, Volontäre

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. Interview mit Robert Schweizer
(carta.info, Helmut Hartung)
Robert Schweizer vom Burda-Verlag versucht zu erklären, warum es ein Leistungsschutzrecht braucht. “Die missliche finanzielle Situation” dürfe “nicht zu der irrigen Annahme führen, es gehe nur ums Geld”. Letztlich jedoch werde “recht einfach gesetzlich ein Paid Content eingeführt”. Immer noch nichts verstanden? Vielleicht können die Parabeln von Felix Schwenzel oder Friedemann Karig auf die Sprünge helfen.

2. “Journalismus mit Erfolgsbeteiligung”
(meedia.de, Alexander Becker)
Alexander Becker kann sich nicht vorstellen, dass Qualität mit an Klickzahlen gekoppelten Leistungen zu halten sein wird. “Sobald nur noch nach Traffic bezahlt wird, produzieren alle schnelle und möglichst reißerische Storys.”

3. “Volos, dringend gesucht”
(blog-cj.de, Christian Jakubetz)
Christian Jakubetz glaubt, dass Volontäre in vielen Lokalredaktionen alleingelassen und zu schnell mit zu viel Verantwortung betraut werden. “Ich finde diese Haltung in unserem Job immer wieder interessant, vor allem, wenn man diese Idee auf andere Berufe anwendet. Eine Operation, die nicht ein Arzt, sondern ein Student unbeaufsichtigt durchführt? Ein Hausbau, bei dem der Azubi nach drei Wochen das Kommando übernimmt? Der Supermarkt, der einen Praktikanten als Fillialleiter einsetzt?”

4. “Spökes, Späßchen, Spiegel Online”
(stefan-niggemeier.de)
Stefan Niggemeier über Stabreime in den Schlagzeilen von “Spiegel Online”. Noch mehr Headlines sind auf spon.tumblr.com zu lesen.

5. “Russland in Flammen”
(ardmediathek.de, Video, 13:29 Minuten)
Ein Film von Ina Ruck befasst sich mit den den Bränden in Russland, dem Rauch in Moskau und der Medienstrategie der Regierung. Hintergründe zum Zustand des russischen Journalismus sind im Interview mit Alexei Venediktov (eurozine.com, englisch) nachzulesen: “For the Russian authorities, television is not ‘media’. It’s a resource, a division of the military staff, a propaganda department.”

6. “Wanky Balls festival, or Lazy journalists are lazy”
(katarney.wordpress.com, englisch)
“The Big Chill was founded in 1994 as the Wanky Balls festival in north London”, schreibt “The Independent” über das “Big Chill Festival”. “Looks like someone’s been having a bit of childish fun editing the page – and also that someone at the Independent should check their facts a bit better.”

Doku-Soaps, Gala, Leistungsschutzrecht

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Doku-Soaps: Der produzierte Prolet”
(zeit.de, Nina Pauer)
Nina Pauer macht sich Gedanken über die fiktiven Doku-Soaps im Nachmittagsprogramm des Privatfernsehens: “In den neuen Dokusoaps werden die erfundenen Krawallgeschichten der Personen, die sich vor einigen Jahren noch auf Talkshowsesseln beschimpft haben, nun direkt in deren vermeintlichen vier Wänden abgefilmt. Ein Studio mit aufwendiger Beleuchtungstechnik ist bei diesen fiktiven Homestories nicht mehr vonnöten, gedreht wird in gemieteten Wohnungen, wodurch die Produktionskosten dramatisch gefallen sind.”

2. “Im toten Winkel”
(freitag.de, David Begrich)
David Begrich von der Arbeitsstelle Rechtsextremismus beim “Verein Miteinander” in Magdeburg vermisst die lokale Streitkultur in Ostdeutschland. Er analysiert das Verhalten der Medien bei rechtsextremen Vorfällen: “Der Grad medialer Aufmerksamkeit für einen rechtsextremen Vorfall ist eng verknüpft mit der Frage, ob dieser von überregionalen medialen Multiplikatoren überhaupt wahrgenommen und aufgegriffen wird. Geschieht das nicht, unterbleibt eine über die lokale Ebene hinausreichende Bearbeitung des Ereignisses.”

3. “Chatter macht neu aus alt”
(klatschkritik.blog.de, Antje Tiefenthal)
Ein Foto von Schauspieler Jason Priestley aus dem Jahr 2005 wird von “Chatter” als aktuell verkauft.

4. “Gala-Titel schummelt”
(dieganzewahrheit.blog.com, Thomas Weiss)
Thomas Weiss erblickt Michelle Hunziker, “Testimonial und Markenbotschafterin des Kosmetikherstellers L’Oréal”, auf der Titelseite von “Gala”. Das eigentliche Titelbild findet er dann auf der übernächsten Seite.

5. “Verleger, DJV und Verdi – die Feinde der Pressefreiheit”
(indiskretionehrensache.de, Thomas Knüwer)
Thomas Knüwer bezeichnet das geplante Leistungsschutzrecht als “Monster” und “Missgeburt”: “Verleger und Journalistengewerkschaften arbeiten Hand in Hand an der Beschneidung der Presse- und Meinungsfreiheit. Wir müssen darauf hoffen, dass Deutschlands Politiker dem Lobbyismus der Demokratiegefährder nicht erliegen.”

6. “Sechs Jahre netzpolitik.org”
(netzpolitik.org, markus)
Markus Beckedahl fasst sechs Jahre netzpolitik.org zusammen.

Spiegel, Piratenpartei, USA

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Der ‘Auf-dem Boden-Rum-Roll-Trick'”
(stern.de, Uta Eisenhardt)
Redakteure des Sat.1-Frühstücksfernsehens stehen vor Gericht, weil sie im Flughafen Berlin-Tegel einen Zwischenfall inszenierten. Zitat des Richters: “Sie haben einen Einsatz der Bundespolizei ausgelöst, haben bei den Umstehenden Angst provoziert und das für einen reißerischen Beitrag. Das Privatfernsehen kann nicht auf Kosten der Öffentlichkeit Gewinne einfahren!”

2. “Warnung vor unliebsamen Berichterstattern”
(heise.de/tp, Thorsten Stegemann)
Thorsten Stegemann beleuchtet das Verhältnis zwischen Rechtsextremen und den Medien. So befasst er sich mit elf Verhaltensmaßregeln gegen die Medien, die das “Deutsche Rechtsbüro” herausgegeben hat.

3. “Lügen gegen Kuba”
(jungewelt.de, André Scheer)
Vorwürfe gegen den “Spiegel”: Ein Interview mit Mariela Castro soll nicht gestellte Fragen und falsche Zitate beinhalten.
Nachtrag, 20. August: Mehr dazu hier.

4. “Piratendemokratie: Medien-Coup oder Journalistisches Totalversagen?”
(twistedexperiment.blog.com, Twisted)
Zahlreiche Medien verbreiten eine dpa-Meldung, die glauben macht, die Piratenpartei habe “Liquid Feedback” auf Bundesebene in Betrieb genommen. Der Vorstand allerdings entschied sich “gegen den ‘verfrühten Start’ des Tools”: “Daraus resultierte nun eine reichlich absurde Situation, die bei einer anderen Vorstandsentscheidung kaum aufgefallen wäre: Die Piraten haben kein LF auf Bundesebene; aber zahlreiche Medien behaupten es.” Auch gulli.com berichtet.

5. “Deutsches Fernsehen 2010”
(graphitti-blog.de)
Eine Grafik verbindet Schlagworte mit verschiedenen TV-Sendungen.

6. “Sind Sie ein Terrorist? Ich bin … äh … ein Baby.”
(korrespondenten.blog.sf.tv, Arthur Honegger)
Auch die zwei Wochen alte Tochter von Arthur Honegger muss den Fragebogen “Sicherheit und Hintergrund” ausfüllen, wenn sie ein Visum für die USA haben möchte.

Glaubensfragen, Steinbrück, Nacktwanderer

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. Interview mit Markus Kompa
(meedia.de, Felix Disselhoff)
Rechtsanwalt Markus Kompa spricht zum Presserecht. Er thematisiert unter anderem “die kolportierende Gerichtsberichterstattung” in den Fällen Zumwinkel und Tauss, die sich “auf der Abschussliste von Gegnern” befanden. “Hier pervertieren sich Journalisten zu willigen Erfüllungsgehilfen von gesteuerten Schmutzkampagnen (…)”.

2. Interview mit Kerstin Stellermann
(zeit.de, Harro Albrecht)
Angesichts der Loveparade-Berichterstattung empfiehlt “Trauma-Expertin Kerstin Stellermann” mehr Zurückhaltung bei Gesprächen nach Unglücken: “Ganz schwierig fand ich Interviews mit Jugendlichen, die Stunden zuvor aus dem Krankenhaus entlassen worden waren. Die standen noch unter Schock, waren sehr unruhig und brachen ständig ihre Sätze ab.”

3. “Glaubensfragen”
(einwinzer.blogspot.com)
Ein Winzer schreibt zur orf.at-Meldung “Heilung durch Fürbitten?”: “Wie schafft es eigentlich eine ‘Studie’ von solch fragwürdiger Qualität zur Spitzenheadline der Wissenschaftsredaktion eines öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu werden? Die Antwort ist recht einfach: Das Thema polarisiert, regt auf und provoziert – und wird daher eifrig angeklickt.”

4. “Auf dem Schleudersitz”
(merkur.de, Antje Hildebrandt)
Antje Hildebrandt erinnert anläßlich der Arbeitsaufnahme des neuen Sprechers der Bundesregierung, Steffen Seibert, an 1999, als Gerhard Schröder “mit dem parteilosen Béla Anda einen Chefreporter der ‘Bild’-Zeitung zum stellvertretenden Regierungssprecher ernannte”.

5. “Steinbrücks Blick in den Abgrund: Macht und Ohnmacht eines Krisenmanagers”
(ardmediathek.de, Video, 30 Minuten)
Zu diesem Film schreibt faz.net: “Was der einstige Finanzminister Peer Steinbrück am Mittwochabend in einem sehenswerten Fernsehporträt äußert, ist revolutionär – für die deutsche Politik und das Nachdenken über sie.”

6. “Vaterfreuden: Nacktwanderer”
(beobachter.ch, Sven Broder)
“‘Achtung, nicht hinsehen: ein Nacktwanderer!’, hatte ­meine Frau posaunt, als sie den Mittvierziger erblickte.”

Praktika, Pseudonyme, Sexualstraftäter

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Hetzjagd auf Sexualstraftäter”
(ndr.de, Video, 5:15 Minuten)
Reporter von “Bild” und “Hamburger Morgenpost” jagen den rechtmässig aus der Haft entlassenen Hans-Peter W. von einer Stadt in die andere und erschweren so eine Resozialisierung.

2. “Hinter der grünen Tür”
(fernsehkritik.tv, Video, 40:33 Minuten)
N-tv und RTL zeigen in Liveberichten während rund 90 Minuten das Eingangstor der Justizvollzugsanstalt Mannheim. Schließlich erscheint der Angeklagte Jörg Kachelmann, was bei RTL zur sofortigen Unterbrechung des laufenden Programms führt (der wahrlich harte Schnitt ab 8 Minuten).

3. “Die weltfremde Medienmoral-Debatte”
(meedia.de, Georg Altrogge)
Georg Altrogge widerspricht den Einschätzungen von Christian Schicha zur Loveparade-Berichterstattung (taz-Interview) und wünscht sich Medienwächter, die sich für “den investigativen Handlungsspielraum und die Presse- und Meinungsfreiheit” einsetzen. “Zweifelsohne gibt es viele, denen es nur Recht wäre, wenn auch von der Loveparade keine Bilddokumente veröffentlicht worden wären, die ein Zeugnis liefern von der Panik im Tunnel, dem opferverachtenden Verhalten der Zuständigen in der Duisburger Stadtverwaltung oder eines Oberbürgermeisters, der sich in grotesker Weise an ein gut dotiertes Amt klammert.”

4. “Zehn Gründe gegen ein Presse-Leistungsschutzrecht”
(telemedicus.info, Arnd Haller)
Arnd Haller von Google Deutschland zählt zehn Gründe auf, die gegen ein geplantes Leistungsschutzrecht sprechen. Kai Biermann hat die Punkte hier etwas kürzer zusammengefasst.

5. “Generation Praktikum? Ein Mythos!”
(fudder.de, Philipp Barth)
Philipp Barth hält die von Journalisten ausgerufene “Generation Praktikum” vor allem für ein Problem der Medienbranche.

6. “Wir müssen dann den Taliban als Zeugen vernehmen”
(buskeismus-lexikon.de, Rolf Schälike)
“Spiegel Online” schreibt über einen Soldaten und verpasst ihm (“Name von der Redaktion geändert”) ein Pseudonym. Doch es gibt tatsächlich einen Soldaten mit diesem Namen. Man trifft sich vor dem Landgericht Hamburg.

Prozessjournalismus, Loveparade, Bäcker

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Prozessjournalismus: Einen Abstellknopf gibt es nicht”
(netzwertig.com, Martin Weigert)
Martin Weigert befasst sich mit Falschmeldungen und Gerüchten im Echtzeitweb. Dem professionellen Journalismus schlägt er ein eigenes Ressort vor, “das aktuelle Hinweise und Gerüchte aus dem Netz aufgreift, transparent und mit Hilfe technischer Raffinessen darstellt und gleichzeitig bei der sorgfältigen Auflösung/Verifikation mithilft”.

2. Interview mit Christian Schicha
(taz.de, Karin Schädler)
Medienwissenschaftler Christian Schicha über die Berichterstattung zum Unglück an der Loveparade: “Bilder werden häufig missbraucht, um die These eines Artikels zu bestärken. Zum Beispiel zeigte der ‘Spiegel’ ein Bild des Duisburger Oberbürgermeisters Adolf Sauerland, in dem dieser seine Hände nach oben streckte. Das sollte symbolisieren, dass er sich für unschuldig halte, was er selbst gar nicht gesagt hat.”

3. “Zapping. Ein Selbstversuch.”
(frankfurter-magazin.de, Moritz Jacobi)
Moritz Jacobi zappt sich durch das Fernsehprogramm. “In einer Call-in-Gameshow schreit ein hysterisches Weib seit zwei Stunden, dass nur noch eine Minute Zeit sei bis Sendeschluss und dass irgendein heißer Knopf vorhabe, demnächst zuzuschlagen. Zapp.”

4. “What I Read: Jay Rosen”
(theatlanticwire.com, Jared Keller, englisch)
Was liest Journalistikprofessor Jay Rosen? Und was liest Clay Shirky?

5. Wedding of the Decade of the Century of the Millennium”
(thedailyshow.com, Video, 5:53 Minuten, englisch)
Korrespondentinnen von US-TV-Stationen stehen ausserhalb eines Grundstücks, auf dem die Hochzeit von Chelsea Clinton und Marc Mezvinsky stattfindet. Sie berichten, nahezu ohne Fakten, während Stunden.

6. “Horst, der Bäcker”
(klopfers-web.de)
Eine kurze Geschichte zum Thema Bezahlen.

Cafedakteure, Herdentrieb, Waagen

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Rettung für den physischen Journalismus”
(notes.computernotizen.de, Torsten Kleinz)
Konservative Führungskräfte verhindern die Erneuerung der Print-Branche, ist in einer Studie einer Beratungsgesellschaft zu lesen. Torsten Kleinz schlägt vor, dass die Printverlage Lese-Cafés gründen, in denen Cafedakteure als Rückkanäle in Stellung gebracht werden. “Brauereien haben über Jahrzehnte in Kneipen investiert, warum sollten Verlage nicht in Cafes investieren?”

2. “‘Fernsehgarten’ macht Werbung für Modelabel”
(journalist.de, Peer Schader)
Der ZDF-“Fernsehgarten” sieht den Einsatz von mehreren Kooperationspartnern durch den Rundfunkänderungsstaatsvertrag gedeckt. “Bei einem gemeinsamen Auftritt mit der Chefdesignerin der Firma Betty Barclay lobte Kiewel die Kleider ‘in der tollen Betty-Barclay-Modenschau’, ließ ihren Gast für Schmuck-Accessoires werben und verabschiedete sich mit den Worten: ‘Danke, Betty Barclay!'”

3. “Journalisten schreiben über ‘mutmaßliche Täter'”
(mainpost.de, Anton Sahlender)
“Leseranwalt” Anton Sahlender erklärt, warum und wie man von mutmaßlichen Tätern spricht. “Bei Unsicherheit über eine Täterschaft darf ‘mutmaßlich’ nicht verwendet werden. Meist ist dann nur vom Angeklagten und von den Vorwürfen gegen ihn die Rede.”

4. “Herdentrieb der Journaille”
(tagesspiegel.de, Robert Leicht)
Robert Leicht stellt fest, dass mit der Herde gehende Journalisten ihre Maßstäbe bei der Bundespräsidentenwahl und bei der Debatte um die Rücktritte von Ministerpräsidenten “von einer Sekunde auf die andere” total ausgewechselt haben.

5. “Eine Aufsichtsbehörde für die Presse”
(telemedicus.info, Adrian Schneider)
Adrian Schneider spielt mit dem Gedanken einer Presse-Aufsichtsbehörde. “Auch wenn der Gedanke manchmal wirklich verlockend erscheint, komme ich zu dem Schluss: Eine Aufsichtsbehörde wäre zu gefährlich für die freie Presse in Deutschland, das Missbrauchspotential zu hoch.”

6. “Waage Marisa oder: Sie wurden bedient…”
(gelb.net/gelblog, horatiorama)
Horatiorama wagt den Offline-Einkauf und ersteht im Kaufhaus eine Personenwaage.

Loveparade, Kutcher, Flattr

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Ein einziger Blick in die Zukunft hätte doch gezeigt…”
(faz.net, Stefan Niggemeier)
Stefan Niggemeier thematisiert die Selbstgerechtigkeit von Journalisten, die genau wissen, wie die Loveparade in Duisburg hätte organisiert werden müssen, damit es nicht zu einem Unglück gekommen wäre. Warnungen vor dem Unglück waren allerdings nur vereinzelt zu lesen.

2. “Unglück als Medienereignis”
(dradio.de, Klaus Deuse)
Klaus Deuse beschreibt die “ersten Katastrophenberichte für die Primetime-Sendezeit” nach dem Loveparade-Unglück: “Vor die Kameras geholt wurden wahllos sogenannte Augenzeugen, die zwar nichts gesehen, aber irgendwie was gehört haben wollten und das gar nicht schön fanden, dass deswegen die Loveparade beendet werden musste. Politiker äußerten sich früh fernab des tödlichen Geschehens bereitwillig über Umstände, die sie nicht kannten. Gegen Höchstgebote suchten Medien zudem Handybesitzer, die ein paar nichtssagende Videoaufnahmen gemacht hatten.”

3. “Happy End für einen chinesischen Journalisten”
(nzz.ch, Peter A. Fischer)
Nach einem kritischen Artikel über die Privatisierung einer Firma sieht sich ein chinesischer Wirtschaftsjournalist einem Haftbefehl gegenüber. “Doch nachdem die Empörung darüber nationale Ausmasse angenommen hatte, verfügte die der lokalen Polizei übergeordnete Behörde in Lishui die Aufhebung des Haftbefehls.”

4. “Wer sich entblößt, schützt seine Privatsphäre mitunter am besten”
(leanderwattig.de)
Schauspieler Ashton Kutcher erklärt in der “Neon”, wie er dank Einsatz von Twitter und Facebook wieder ungestört aus seiner Ausfahrt fahren kann. “Wir haben den Markt einfach mit Fotos von uns gesättigt. Paparazzi lauern uns nun nicht mehr auf, weil Schnappschüsse von uns nichts mehr wert sind.”

5. “Twitter, die Hoax-Maschine”
(ennomane.de)
Ein sich als Hoax herausstellender Tweet von @ennomane wird mindestens siebzig Mal re-tweetet, die Korrektur findet weniger Beachtung. “Natürlich lag es nicht in meiner Absicht, Fakes zu verbreiten – und dieser ist auch harmlos. Dass das Bild gefälscht ist, hätte ich selber sehen müssen und bekam innerhalb von Minuten entsprechende Hinweise.”

6. “Perspektiven von Flattr: 125 Praktikanten für Spiegel Online?”
(carta.info, Andreas Grieß)
Andreas Grieß rechnet die monatlichen Flattr-Einnahmen von taz.de auf jene von spiegel.de hoch: “Selbst wenn man an dieser Stelle davon ausgeht, dass Leser der taz deutlich eher bereit sind, eine freiwillige Abgabe zu zahlen, kann man von einem Faktor von – sagen wir 50 – ausgehen, um den die Einnahmen bei Spiegel Online höher ausfallen dürften. Das wären stolze 50.000 Euro.”

Leserreporter, Hamburger, Migrationsthemen

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Kuranyi! Im Urlaub!! Auf Ibiza!!!”
(fr-online.de, Daniel Bouhs)
Seit vier Jahren arbeitet “Bild” mit Leserreportern zusammen. Daniel Bouhs zieht ein vorläufiges Fazit. “Das Unglück von Duisburg zeigt: In Zeiten, in denen Handys jeder Preisklasse mit Foto- und Videokameras ausgerüstet sind, entgeht der Öffentlichkeit nichts mehr. Das wollen auch professionelle Medienmacher für sich nutzen – allen voran die Bild-Zeitung.”

2. “Das Lachen nach dem Schluss”
(stijlroyal.de, Huck Haas)
Huck Haas denkt nach über die Privataufnahmen von der Loveparade in Duisburg und ihre Aufnahme bei Twitternutzern. Trotz aller Härte hält er die “Demokratisierung der Bilder von der Basis” wichtig. “Wir Zuschauer können nicht die ganze Verzweiflung begreifen und nachvollziehen, aber so ist sie ein bisschen gegenwärtig, man versteht ein bisschen warum selbst gestandene Sanitäter weinend zusammengebrochen sind. Man kann es erahnen.”

3. “Daily Mail and Sun pay out to Tamil hunger striker”
(guardian.co.uk, Sam Jones, englisch)
Auf den Online-Portalen entschuldigen sich “Sun” und “Daily Mail” bei Parameswaran Subramanyam, dem sie 2009 unterstellt haben, während eines Hungerstreiks Hamburger gegessen zu haben. Der Hungerstreikende dazu: “I have been shunned, publicly abused and received numerous extremely distressing and frightening telephone calls and text messages. I have received death threats and on occasions felt unable to leave my home for fear that I may be attacked.”

4. “Brad Pitt und die Kochprofis”
(klatschkritik.blog.de, Antje Tiefenthal)
Schauspieler Brad Pitt schneidet sich den Bart ab und begleitet seine Frau zu einer Filmpremiere. Eine Ausgangslage, die Klatschmagazine zu Spekulationen anregt, die in alle Richtungen gehen.

5. “Journalistin mit Migrationshintergrund”
(taz.de, Cigdem Akyol)
Cigdem Akyol fragt sich, warum Journalisten aufgrund ihres Migrationshintergrunds von ihr immer wieder Texte über Migrationsthemen fordern. Sie habe “Völkerrecht studiert, nicht Einwandererdasein”. – “Ja aber, sie müssen doch mehr dazu sagen können, gerade Sie, mit ihrem Namen”.

6. “Best Leak Ever”
(thedailyshow.com, Video, 8:59 Minuten, englisch)
Jon Stewart begutachtet die investigativen Fähigkeiten, mit denen US-amerikanische TV-Sender Informationen zu den Afghanistan-Protokollen von Wikileaks verarbeiten.

Blättern:  1 ... 352 353 354 ... 461