Archiv für 6 vor 9

Sportjournalismus, Lokalmedien, “Wahrheit” über Cannabis

1. Hetzt die “Bild”-Zeitung gegen Flüchtlinge?
(de.nachrichten.yahoo.com, Jan Rübel)
Ex-Springer-Mitarbeiter Jan Rübel hat sich einige differenzierte Gedanken zu unserer Auseinandersetzung mit Bild.de-Chef Julian Reichelt gemacht.

2. Der Sportjournalismus trägt Mitschuld an der Doping-Problematik
(andreasgriess.de, Andreas Grieß)
Auf die jüngsten Doping-Enthüllungen der ARD reagierten viele Vertreter der Leichathletik-Verbände empört. Das deute “eklatant darauf hin, dass diese Menschen kritischen Journalismus gar nicht gewohnt sind”, glaubt Andreas Grieß. Es sei kein Zufall, dass der Doping-Skandal von einem “kritischen Außenstehenden” aufgedeckt wurde, und nicht etwa von einem Leichtathletik-Journalist. Sein bitteres Fazit: “Damit passiert auch im Sport, was bereits im Lokalen geschieht: Es wird kaputt gespart. Es gibt in Deutschland Sportberichterstattung, aber kaum Sportjournalismus.”

3. Bitte, kein Kommentar!
(de.ejo-online.eu, Fabian Prochazka und Patrick Weber)
Kommunikationswissenschaftler der Universität Hohenheim wollen herausgefunden haben, dass sich das Niveau der Leserkommentare auf Nachrichtenseiten auf die wahrgenommene Qualität der Artikel auswirkt: Je mehr Trolle, desto schlechter werden auch die Texte beurteilt. Besonders erstaunlich: “Auch höfliche Kommentare und solche mit Argumenten verschlechtern die wahrgenommene Qualität eines Artikels im Vergleich zu einer Version ganz ohne Kommentare.”

4. Trennung zwischen Arm und Reich wirkt sich auf Lokalnachrichten aus
(netzpiloten.de, Laura Hazard Owen)
Wohlhabende Städte haben besseren Zugang zu Lokaljournalismus, dort werden die Bewohner häufiger und umfassender informiert, als in ärmeren Städten. Allerdings ist die Stichprobe der Rutgers-Untersuchung sehr klein, nur drei Städte im US-Bundesstaat New Jersey wurden untersucht. Trotzdem müsse man anhand dieser Ergebnisse annehmen, dass die demokratischen Werkzeuge nicht gleichmäßig verteilt sind, sagt Philip M. Napoli, Professor für Journalismus und Leiter der Studie – “was uns Sorgen machen sollte”.

5. Germanwings: Klage gegen “Österreich” wegen falschem Co-Piloten
(derstandard.at)
Nach dem Germanwings-Unglück hatten unter anderem die “Kronen Zeitung” und “Österreich” das unverpixelte Foto eines Mannes gedruckt, das aber nicht, wie angegeben, den Co-Piloten Andreas L. zeigte, sondern einen Unbeteiligten. Mit der “Krone” gab es eine außergerichtliche Einigung, “Österreich” steht nun vor Gericht.

6. Sagt die Bild wirklich “die Wahrheit über Cannabis”?
(vice.com, Michael Knodt)
“Zugegeben, ein wenig mehr Mühe als sonst hat die Redaktion sich im Rahmen der Recherche schon gegeben. Aber man muss nicht lange lesen, um zu verstehen, dass die Bild immer noch keine Ahnung von Weed hat.”

Pegida-Lügen, Journalisten als Aktivisten, Ai Weiwei

1. Warum macht ihr nicht den Mund auf?
(jetzt.sueddeutsche.de, Friedemann Karig)
Im Jahr 2015 gab es bereits mehr als 150 Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte, andere Quellen sprechen von 200. Das ist “unfassbar schlimm. Es ist eine Schande. Es darf nicht sein”, schreibt Friedemann Karig in einem Brandbrief, der mit drei wütenden Fragen endet: “Was ist mit Dir, lieber Politiker? Was machst Du so im Sommer 2015? Worauf verfickt noch mal wartest Du?” Auch die Kolumnisten von “Spiegel Online” haben sich am Wochenende damit beschäftigt, wie Medien über Flüchtlinge berichten: Sibylle Berg wirft Journalisten unnötige Panikmache vor, während Georg Diez dazu auffordert, sich endlich von der “gläserne[n] Wand der Objektivität” zu verabschieden und zu Aktivisten zu werden: “Um auf die neue Gegenwart zu reagieren, braucht es auch einen anderen Journalismus, analytischer, individualistischer, klarer, härter, aktivistischer, mutiger, offener, verständlicher, entschlossener, leidenschaftlicher.”

2. Mit Lügen gegen die “Lügenpresse”: Pegida fälscht “Spiegel Online”-Überschrift
(stefan-niggemeier.de, Stefan Niggemeier)
“Asylbetrüger besteigen Eurocity aus Mazedonien Richtung Germany” – so lautete ein “Spiegel Online”-Artikel, den “Pegida” gestern bei Facebook geteilt hat. Diese Überschrift kam aber nicht von “Spiegel Online”, sondern von “Pegida”, wie Stefan Niggemeier schreibt: “Die Pegida-Leute aber sind nicht nur Lügner, sondern auch Stümper. Denn die falsche Überschrift, die sie ‘Spiegel Online’ untergeschoben haben, kann schon formal gar keine ‘Spiegel Online’-Überschrift sein. ‘Spiegel Online’-Artikel-Überschriften enthalten immer einen Doppelpunkt.” Siehe dazu auch: “Wie Rechtsaußen-Desinformanten gegen Flüchtlinge hetzen” (netz-gegen-nazis.de).

3. Wie Putin in Russland den Journalismus abschafft
(welt.de, Oliver Bilger)
Oliver Bilger schreibt über die Situation der Presse in Russland: Seit Maidan und der Krim-Krise habe Putin “die Daumenschrauben noch einmal schmerzhaft angezogen. Strengere Gesetze erschweren die Arbeit der Journalisten, Propaganda und gezielte Desinformation flutet das ganze Land”, was vor allem die kritischen Journalisten der “Nowaja Gaseta” zu spüren bekommen.

4. Die posthume mediale Vergewaltigung der Gabriele Z.
(rheinneckarblog.de, Hardy Prothmann)
Vergangene Woche druckte der “Mannheimer Morgen” das Foto einer Studentin, die 2013 in Mannheim vergewaltigt und ermordet wurde. Das Foto ist Teil des “MM-Sommerrätsels”: Wer unter anderem das Herkunftsland der ermordeten Frau kennt, kann einen von “drei attraktiven Hauptgewinnen” gewinnen. Für Hardy Prothmann sind die verantwortlichen Redakteure “journalistische Schwerverbrecher”: “Das Andenken an die junge Frau wird auf ordinärste Art und Weise geschändet, indem man sie zum Teil eines ‘Rätselspaßes’ macht.”

5. Die fehlenden Worte des Ai Weiwei
(tagesspiegel.de, Christiane Peitz)
Der chinesische Künstler Ai Weiwei wirft der “Zeit” vor, ein Interview mit ihm sinnentstellend gekürzt zu haben. Die Autorinnen verwehren sich gegen die Anschuldigungen und veröffentlichen ihrerseits die chinesische, englische und deutsche Version des Gesprächs.

6. Flucht
(zoebeck.wordpress.com, Zoë Beck)
Ein Freund von Zoë Beck hat einen Text über die Situation in Syrien geschrieben, den man als Antwort verwenden könne, “wenn sich, wie gerade immer wieder geschieht, auf Facebook Menschen melden, die der Meinung sind, dass Flüchtlinge noch viel zu gut in unserem Land behandelt werden” und “dass die doch alle nur herkommen, um was vom Kuchen abzubekommen”.

Scheckbuchjournalismus, Storytelling, Krisenreporter

1. Geldwerter Vorteil
(sueddeutsche.de, Hans Leyendecker)
Für das Abkommen zur Transpazifischen Partnerschaft (TPP) hatte Wikileaks bereits ein “Kopfgeld” ausgesetzt: 100.000 Euro für vertrauliche Dokumente. Jetzt wiederholt die Plattform das Spiel für das hierzulande so kontrovers diskutierte Freihandelsabkommen TTIP. Hans Leyendecker erinnert das “an den alten Scheckbuchjournalismus, den es bei Magazinen wie Spiegel, Stern und Focus gegeben hat.”

2. Gefilterte Berichterstattung
(cicero.de, Petra Sorge)
Petra Sorge wundert sich darüber, dass kaum über den Dokumentarfilm „Ungefiltert eingeatmet“ berichtet wird, obwohl er ein “gravierendes Problem in Flugzeugen” beleuchte: Nämlich den Umgang mit giftigen Gasen an Bord. Weil Presse und Luftfahrtindustrie den Filmemacher Tim van Beveren für einseitig halten, stellt Sorge die Frage, ob der “Luftfahrt Presse-Club” ein Interesse daran hat, das Thema zu vertuschen. “Eine deutliche Trennung von Journalisten und Pressesprechern gibt es beim LPC jedenfalls nicht.”

3. Krieg im Kopf
(message-online.com)
“Wie Krisenreporter mit traumatischen Erlebnissen umgehen” — erzählen im Interview die Reporter Christoph Maria Fröhder und Wolfgang Bauer.

4. How To’s
(storybench.org)
Eine Sammlung von Storytelling-Tools und -Tutorials der Northeastern University’s School of Journalism. Hier erfährt man zum Beispiel, wie man Daten organisieren und visualisieren kann, wie man mit Programmen wie Plotly oder Python umgeht — oder wie man einen Star-Wars-Lego-Stopmotion-Film dreht.

5. Bad comments are a system failure
(medium.com, Jessamyn West)
Popular Science, Bloomberg Business, Reuters, Mic, The Week, re/code, The Verge, The Daily Dot – das ist eine Auswahl der Online-Medien, die ihre Kommentarfunktion abgeschaltet haben. Auch deutsche Medien klagen oft über Trolle und wüste Hetze in den Kommentarspalten. Doch die Leser stumm zu schalten sei keine angemessene Reaktion, findet Jessamyn West. Diskussionskultur stelle sich nicht von selbst ein, Medien müssten sich aktiv darum kümmern. Das erfordere viel Arbeit, sei aber eine wichtige Aufgabe für Journalisten. Diese These vertritt zum Beispiel auch “Zeit Online”-Chef Jochen Wegner, hier in einem Interview mit dem “Standard” von Anfang des Jahres.

6. Neues vom Bilddetail-Einkringelungsbeauftragten
(noemix.twoday.net)

“False Flag”, Til Schweiger, Besuch bei Facebook

1. Unter falscher Flagge
(br.de, Maximilian Zierer)
Der wichtigste Satz steht ganz am Ende: “Wer Artikel über Asylbewerber findet, sollte lieber zweimal überprüfen, ob der Text echt ist.” Der Hintergrund: Derzeit werden auf Facebook häufig vermeintliche Positiv-Meldungen über Geflüchtete (“Junge Flüchtlinge mit Herz schenken obdachloser deutscher Frau ihre Einkaufsgutscheine”) geteilt. Das Problem: Diese Meldungen sind erfunden. Die Krux: Dahinter stecken Rechtsextreme, die ihre eigenen Falschmeldungen später als solche entlarven, um damit Stimmung gegen die vermeintliche Lügenpresse und deren angebliche Pro-Flüchtlings-Propaganda zu machen. Auf das gleiche Problem hat vor einigen Tagen auch schon Elke Wittich hingewiesen (jungle-world.com).

2. Diffamiert als Trottel
(sueddeutsche.de, Hannah Beitzer)
Til Schweiger setzt sich gerade (auf seine ihm eigene Art) für Flüchtlinge ein, erntet neben Dank aber vor allem Spott, auch von Journalisten. Hannah Beitzer findet, das sei der falsche Weg: Wer Menschen, die sich ernsthaft einbringen wollen, signalisiere, dass sie keine Ahnung hätten oder sie nicht erwünscht seien, schlage ihnen “die Tür vor der Nase zu. Das ist elitär, selbstgefällig und schadet der Debatte.”

3. The Great Moon Hoax
(zeitpunkte.eu, Kurt Tutschek)
Kurt Tutschek erinnert an den “Great Moon Hoax”: Vor gut 200 Jahren veröffentlichte die „New York Sun“ eine Artikelserie, in der es hieß, ein Astronom habe Leben auf dem Mond entdeckt: Ziegen, Pelikane, Bisonherden und sensationelle Fledermausmenschen, die sich auf der Mondoberfläche tummelten. In Wahrheit hatte sich der Reporter die Story natürlich bloß ausgedacht – eine der ersten groß angelegten Fälschungen im Journalismus.

4. “Die SZ folgt dem technokratischen Herangehen der politischen Akteure”
(heise.de, Marcus Klöckner)
Die Wissenschaftlerinnen Margarete Jäger und Regina Wamper haben von Januar bis Juni die Kommentare der “Süddeutschen Zeitung” zu Griechenland und der Eurokrise ausgewertet. Ihrer Meinung nach seien die Meinungsartikel “von neoliberaler Ideologie geprägt”. Reformen würden als schmerzhaft aber notwendig und zielführend dargestellt, die Verantwortung werde auf die Griechen selbst abgewälzt, die Rolle Deutschlands und der übrigen Euro-Länder bleibe außen vor. Erst wenn sich der Blick von Griechenland löse und die Schuldenkrise insgesamt oder die Zukunft Europas in den Blick genommen werde, würden “Sätze sagbar, dass es zur Stabilisierung der Volkswirtschaften auch darum gehe, staatlicherseits durch ein Investitionsprogramm die Binnennachfrage zu stärken.”

5. Festung Facebook – Der Versuch eines Besuchs im deutschen FB-Headquarter
(blogs.deutschlandfunk.de, Axel Schröder)
Weil das Foto einer Kollegin auf einer rechtsradikalen Facebookseite missbraucht wurde, um Stimmung gegen Geflüchtete zu machen, macht sich der Deutschlandfunk-Reporter Axel Schröder auf den Weg, um Facebook damit zu konfrontieren. Seine Suche nach der Deutschlandzentrale wird zu einer Schnitzeljagd durch Hamburg (wobei man zugestehen sollte, dass eine Google-Suche schneller zum Ziel geführt hätte), bis er schließlich fündig wird – und schließlich sogar eintreten darf. Dann allerdings will niemand mit ihm sprechen. Stattdessen füllt er am Empfangstresen ein Beschwerde-Formular aus, “das die junge Facebook-Mitarbeiterin dann nach Kalifornien ins Headquarter geschickt hat. Per Fax, ganz altmodisch.”

6. Alter vor Schönheit
(sz-magazin.sueddeutsche.de, Marc Baumann und Dorothea Wagner)
Das “SZ Magazin” wünscht Iris Berben zum 65. Geburtstag, “dass sie nie wieder diese immer gleiche unverschämte Frage beantworten muss.”

Unterbezahlte Medienmacher, Propaganda, Landesverrat

1. Ein Abgrund von Landesverrat
(zeit.de, Thomas Fischer)
Gilt die Pressefreiheit auch für Blogger? Haben Markus Beckedahl und Andre Meister “das Land verraten”? War die Entlassung von Generalbundesanwalt Range berechtigt? Über diese Fragen wurde in den vergangenen Wochen kontrovers diskutiert – vor allem von Journalisten, seltener von Juristen. Jetzt widmet sich Thomas Fischer in seiner Rechtskolumne diesen Fragen, in der gebührenden Ausführlichkeit und mit vielen wichtigen Erkenntnissen.

2. Empörung in Deutschland, Alltag in der Schweiz
(medienwoche.ch, Dominique Strebel)
Die Ermittlungen gegen Beckedahl und Meister wurden zwar eingestellt, in der Schweiz jedoch würden “Jahr für Jahr” Journalisten “wegen ähnlicher Taten verurteilt”, schreibt Dominique Strebel. “Und kein Hahn kräht danach.” Dem Bundesgericht genüge es bereits, “wenn Journalisten aus einem Schriftstück zitieren, das für geheim erklärt wurde. Den höchsten Schweizer Richtern ist egal, wenn die ganze Schweiz dieses Geheimnis bereits kennt. Und dabei kann es um Banalitäten gehen – weit weg vom Landesverrat.”

3. “Die Landlust hat nicht unter den Kopien gelitten”
(buchalsmagazin.tumblr.com, Peter Wagner)
Wenn sich jemand in der deutschen Magazin-Landschaft auskennt, dann Ulrich Bender: Er leitet den Vertriebsbereich Presse bei den Bahnhofsbuchhandlungen Schmitt & Hahn und kümmert sich um rund 80 Standorte. Im Interview spricht er über den Erfolg der “Landlust”, die nicht klein zu kriegenden Programmzeitschriften und erzählt, welche Magazine nie in den Regalen liegen bleiben: “Spiegel, Zeit, Stern verkaufen sich an allen Bahnhöfen. Auch Titel wie Flow oder NEON oder Brand Eins.” Und was macht für ihn ein erfolgreiches Produkt aus? “Nach wie vor die Qualität: Journalistische Kompetenz ist gegen nichts tauschbar.”

4. Wieso zeigen Sie Propaganda, Herr Böhm?
(journalist.de)
Ein Interview mit Klaus-Dieter Böhm, Gesellschafter des Lokalsenders “Salve TV”, der viermal täglich eine Sendung des vom Kreml finanzierten Kanals “Russia Today” ausstrahlt. Den Vorwurf der Propaganda hält Böhm aber für ungerechtfertigt – für ihn ist es “engagierter Journalismus aus der Sichtweise der russischen Regierung”.

5. Deutschlands Medienmacher: Unterbezahlt und überarbeitet – aber nicht unglücklich
(t3n.de, Andreas Weck)
Ein Gehaltsvergleichs-Startup macht eine Umfrage zur Arbeit in der Medienbranche – und endlich geht es mal nicht immer nur um Journalisten. Sondern um Designer, Produktentwicklerinnen oder Frontend-Entwickler. Nach den Ergebnissen seien Freiberufler zufriedener als Festangestellte, und jüngere Festangestellte generell unzufriedener als ältere. Wer nicht frei arbeitet, verbringe bis zur Rente im Schnitt sechseinhalb Jahre mit Überstunden. Und obwohl es eine ständige Wiederholung ist, sei darauf hingewiesen: auch in der Medienbranche verdienen Frauen weniger als Männer.

6. Refugees Welcome – So könnt ihr Flüchtlingen in Berlin helfen
(mitvergnuegen.com, Katja Meyer)
Ref.connect ist eine Plattform, auf der Flüchtlinge mit freiwilligen Sprachmittlern zusammenbracht werden, die sie bei ihren Behördengängen, Arztbesuchen und sonstigen Terminen begleiten und unterstützen wollen. Katja Meyer hat eine der Inititatorinnen interviewt und nennt einige andere Möglichkeiten, wie man Flüchtlingen (in Berlin) helfen kann. Siehe auch: wie-kann-ich-helfen.info oder 10 Ways You Can Help Refugees in Berlin.

Drohung gegen Blogger, PR bei Youtube, Troll-Nähkästchen

1. Eine Kapitulationserklärung
(tagesspiegel.de, Heinrich Schmitz)
Heinrich Schmitz bloggt seit Jahren über politische Themen, doch seit er und seine Familie massiv von Rechten bedroht wurden, gibt er nun auf. In seiner Erklärung fragt er: “Kann der Wunsch, der Gesellschaft zu dienen wirklich wichtiger sein, als die Pflicht, die Familie vor Angriffen zu schützen? Ja, das hätte ich vielleicht sogar zugunsten der Gesellschaft und damit zugunsten meiner geliebten Autorentätigkeit entschieden, wenn ich das Gefühl gehabt hätte, dass ‘die Gesellschaft’ selbst irgendwie mitzieht und allen extremistischen Bestrebungen ein klares STOPP entgegensetzt. (…) Da passiert aber verhältnismäßig wenig bis gar nichts.” Siehe auch: Interview mit Heinrich Schmitz (spiegel.de).

2. How one journalist found hidden code in a Google report and turned it into a story
(onlinejournalismblog.com, Paul Bradshaw, englisch)
Vergangenes Jahr hat der EuGH Google dazu verdonnert, das sogenannte Recht auf Vergessenwerden umzusetzen und unter bestimmten Voraussetzungen Links aus den Suchergebnissen zu entfernen. Seitdem veröffentlicht Google regelmäßig einen Transparenz-Report und teilt mit, wie es mit den Löschanträgen umgeht. Normalerweise finden sich darin nur allgemeine Daten, etwa die Gesamtzahl der Anträge und der Prozentsatz der entfernten Links. Die Guardian-Journalistin Sylvia Tippmann hat im Quellcode der Seite jedoch versteckte, deutlich detailliertere Informationen entdeckt – und daraus eine große Geschichte gemacht. Jetzt erklärt sie, wie sie dabei vorgegangen ist.

3. Die vermeintliche Wahrheit
(message-online.com, Julia Dziuba und Thilo Hopert)
Eigentlich wollte Julia Dzubia eine Glosse schreiben: “Studentin schaut sich eine Woche ausschließlich ‘RT International’ an und berichtet hierüber. Russland beziehungsweise Putin toll, Ukraine/Westen böse, haha.” Wenn es da nicht ein kleines Problem gegeben hätte: “Wirklich lustig ist es nicht.” Und so ist aus der geplanten Glosse ein nachdenkliches Stück über Propaganda, vermeintliche Objektivität und journalistische Deutungshoheit geworden. Thilo Hopert hat das Gleiche mit “Fox News” gemacht – und kommt zu diesem Ergebnis: “Wer FoxNews schaut, ist […] anders informiert -tendenziös, unausgewogen und überfrachtet mit der Angst und dem Patriotismus einer hochkonservativen Weltanschauung.

4. Push it: A look behind the scenes of a New York Times mobile alert
(niemanlab.org, Joseph Lichterman, englisch)
Was passiert alles im Hintergrund, bevor und während eine Redaktion eine “Push-Nachricht” rausjagt? Joseph Lichterman wirft einen Blick hinter die Kulissen großer US-Medien. Im ersten Teil der Serie erzählt Karron Skog, wie es bei der “New York Times” abläuft: “It’s been a process to train editors’ and reporters’ brains that this isn’t print. You can go back as many times as you want and add in extra grafs. But we’ve gotten pretty good at getting these three sentences out.”

5. Grauzone mit Abmahnrisiken
(lto.de, Jonas Kahl)
Jonas Kahl beobachtet, dass in Youtube-Videos zwischen redaktionellem Inhalt und Werbung oftmals nur sehr halbherzig getrennt wird. Dadurch befänden sich die Macher in einer “rechtlichen Grauzone, in der es – noch – keine Abmahner, aber erhebliche Abmahnrisiken gibt.” Der Rechtsanwalt erklärt, welche Paragraphen für die Bestimmungen für Produktplatzierung oder Schleichwerbung am wichtigsten sind.

6. 10 Former Internet Trolls Explain Why They Quit Being Jerks
(kotaku.com, Patricia Hernandez, englisch)
Wer andere im Netz nervt oder sie sogar terrorisiert, kann ganz unterschiedliche Gründe für sein Verhalten haben. Patricia Hernandez hat zehn Trolle gefragt, warum sie irgendwann aufgegeben haben, Quälgeister zu sein. Vom Anime-Hasser über den Besserwisser bis zum Trolljäger: manche sind älter geworden, andere einsam – besser fühlen sie sich nun alle.

Chemtrail-Wahnsinn, Fußballtrainer, Pressefreiheit in Tschechien

1. Die Medien als Megafon der Rechten
(tagesanzeiger.ch, Jean-Martin Büttner)
Die Schweizerische Volkspartei (SVP) dominiert die Medien seit Jahren; ganz gleich, was die rechte Partei fordert, es taucht in den Schweizer Zeitungen auf. Dass die Partei in die Öffentlichkeit will, ist klar. Doch beunruhigend sei ihr Erfolg dabei, schreibt Jean-Martin Büttner. “Pauschalbehauptungen gegen Flüchtlinge werden verbreitet, das Dementi liest keiner.” Büttner listet sechs Gründe dafür auf, darunter die Beschleunigung der Berichterstattung und der Zwang, auch extreme Positionen zu verbreiten, “um nicht am Volk vorbeizumeinen”. Siehe dazu auch den Blogeintrag des Tagesanzeigers, in dem Patrice Siegrist nachgezählt hat, wie oft Politiker in den Medien aufgetaucht sind. Ganz vorne liegt – Überraschung – der Vertreter der SVP.

2. Der ganz eigene Wahnsinn
(zeit.de, Marc Brost, Daniel Erk und Tina Hildebrandt)
Eine kleine Reise in die Welt der Verschwörungstheorien. Die “Zeit”-Autoren haben dafür unter anderem mit Wissenschaftlern, Chemtrail-Gläubigen und dem Chef des Kopp-Verlags gesprochen. “Die Verschwörungstheorie ist einfacher und somit stimmiger als die Wirklichkeit. Anders gesagt: Mit dem Vertrauen ist es wie mit dem Geld. Es ist nicht weg, es ist nur anderswo. Für die Demokratie ist das ziemlich katastrophal.”

3. Die Imagemacher
(tagesspiegel.de, Dominik Bardow)
Fußballtrainer “bekommen nach Abpfiff mittlerweile mehr Mikrofone unter die Nase gehalten als die Spieler” und seien zu den medialen Aushängeschildern ihrer Vereine geworden. Eine Agentur hat nun untersucht, wie oft, wie positiv und wie negativ in den vergangenen beiden Spielzeiten und während dieser Sommerpause über Vereine und ihre Trainer berichtet wurde. Das Ergebnis: “Nur Trainer wie Jürgen Klopp und Pep Guardiola haben verstanden, dass sie auch über die Sportseiten hinaus kommunizieren müssen.” Obwohl beispielsweise Markus Weinzierl bei Augsburg “herausragende Arbeit” geleistet habe, sei er auf lediglich zehn Berichte auf Titelseiten und in Nachrichtensendungen gekommen. Wer Aufmerksamkeit über die Sportseiten hinaus anstrebe, der brauche “Charakterköpfe wie Guardiola oder Klopp”.

4. Die Sonne der eigenen Anständigkeit
(fraumeike.de, Meike)
Meike Lobo schämt sich: für die Nazihetze im Netz, für eine Politik, die verzweifelte Menschen allenfalls duldet, aber niemals willkommen heißt – vor allem aber schämt sie sich “für alle, die immer noch glauben, das alles habe nichts mit ihnen zu tun”. Es sei nicht genug, sich innerlich von der Hetze zu distanzieren und “nichts zu sagen, weil das alles Idioten sind.” Das sei eine “gefährliche Beschönigung dafür, zum Hass und der Verfolgung von Menschen zu schweigen und sie damit zu dulden”. Sie fordert ihre Leser auf, sich nicht “in der eigenen Anständigkeit zu sonnen”, sondern laut zu sein: “Bloggt, twittert, facebookt, kommentiert Eure Haltung gegen den Menschenhass.”

5. Der Niedergang der Pressefreiheit in Tschechien
(edito.ch, Janosch Tröhler)
Janosch Tröhler schreibt über die prekäre Pressesituation in unserem Nachbarland: “Obwohl Tschechien im Ranking von Reporter ohne Grenzen mit Platz 13 weitaus höher rangiert als etwa die Schweiz oder die USA, sah sich das Land in den vergangenen Jahren mit einer zweifelhaften Entwicklung konfrontiert: Die Medien werden von einer massiven Konzentration der Eigentümer erschüttert. Die Verleger in Tschechien und anderen Teilen des ehemaligen Ostblocks in einem alarmierenden Ausmass mit der Politik vernetzt.” Heute seien “die fünf grössten Zeitungen in den Händen von Oligarchen und gefährden die Pressefreiheit durch Selbstzensur der Journalisten. Die junge Demokratie der tschechischen Republik befindet sich am Scheideweg.”

6. ….!!!! …! !!! …! !???!, ….!, …!!!! () ()…. …!! ..!!!! !!!!: !!! !!!!, …!!!!! …. : : …..!!!!
(twitter.com, presseschauer)

Terroristen-Propaganda, Jon Stewart, Hass im Netz

1. “Bild” erliegt der “dunklen Faszination” der IS-Bilder
(stefan-niggemeier.de, Stefan Niggemeier)
Immer wieder verbreiten die “Bild”-Medien die grausamen Propagandabilder des “Islamischen Staats”, sie zelebrieren “jede neue Gräueltat, jedes besonders abscheuliche Video, nicht nur in großen Buchstaben, sondern auch in großen Bildern und ausführlichen Videosequenzen” — und wer das kritisiert (so wie wir gestern), wird von den “Bild”-Verantwortlichen als “gestört” oder Terroristenfreund bezeichnet. Stefan Niggemeier über die Macht der Bilder, das Dilemma der Redaktionen und die Selbstblindheit der “Bild”-Chefs.

2. Wie die Krone für den Islamischen Staat wirbt
(nzz.at, Christoph Zotter)
Auch die Online-Ausgabe der österreichischen “Kronen Zeitung” verbreitet IS-Propagandamaterial, neulich etwa ein Video, in dem ein Mann per Kopfschuss hingerichtet wird. “Für die Dschihadisten kann es nicht besser laufen”, schreibt Christoph Zotter. “So hilft eines der größten Medienhäuser Österreichs für ein paar Klicks der Gruppe Islamischer Staat, ihre Propaganda ins Land zu tragen.” Siehe dazu auch: Zur Manipulation der Angst – Ein Plädoyer für Statistik und gegen Bilder (nachdenkseiten.de).

3. Ist Publikums-Bashing hilfreich?
(deutschlandradiokultur.de, Stephan Karkowsky)
Am Mittwoch wünschte sich Anja Reschke in den “Tagesthemen” einen “Aufstand der Anständigen” gegen rassistische Hetze im Netz — und sprach damit vielen Menschen aus dem Herzen. “Mehr als 12 Millionen Menschen bekommen das Thema mit, etwa vier Millionen mal wird das Video des Kommentars geklickt”, schreibt Kai Gniffke im Tagesschau-Blog. Doch ist es gerechtfertigt, den Zuschauern Untätigkeit vorzuwerfen und sie dazu aufzufordern, Hetzer an den Pranger zu stellen? Stephan Karkowsky hat darüber mit der Publizistin Mely Kiyak gesprochen, die bei der antirassistischen Leseshow “Hate Poetry” vor Publikum die Hassmails vorträgt, die sie geschickt bekommt. Siehe dazu auch: Die Reaktionen auf den Flüchtlings-Kommentar der ARD nach Dummheit sortiert (vice.com).

4. Facebook, das Netzwerk mit dem Herz für Hass
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Thomas Lückerath meldet seit einiger Zeit hasserfüllte und fremdenfeindiche Aussagen bei Facebook ans dort zuständige Community-Management. “Das schockierende Ergebnis: Bis heute war jedes von mir gemeldete Posting, soweit ich das noch überblicken kann, mit den Gemeinschaftsstandards von Facebook vereinbar.” Ihn mache es wütend, dass das größte soziale Netzwerk “gänzlich verantwortungslos” agiere und nicht einmal dann handele, wenn er die Mitarbeiter auf problematische Beiträge aufmerksam macht. Dass Facebook “wissentlich die Vergiftung des öffentlichen Raums mit Hassbotschaften” toleriere, könnte laut Lückerath bald als Boomerang zurückkommen.

5. Jon Stewart’s Final Episode
(thedailyshow.cc.com, Video, 49:10 Min.)
Jon Stewart hat in der Nacht seine letzte Ausgabe der Daily Show moderiert — und Medien und Kollegen sagen Danke. Nils Minkmar schreibt in seiner Ankündigung auf “Spiegel Online”: “Stewart wird mit Ehrfurcht verabschiedet, ein Held der populären Kultur, wie es früher die großen Sportler waren, oder die Raumfahrer — und ohne jede Häme. (…) Das Lob ist nicht übertrieben.” Die “New York Times” hat ihre Leser gefragt, was ihre Lieblingsmomente von Jon Stewart waren: Der Monolog in der ersten Sendung nach dem 11. September wurde dabei am häufigsten genannt. Jahrelang war Stewart das komödiantische Gewissen Amerikans. Schon im Februar hatte Matthias Kolb, USA-Korrespondent der “Süddeutschen Zeitung”, in einem lesenswerten Stück geschrieben, wie ihm Stewart Amerika erklärte. In seiner letzten Sendung wurde Stewart nun von Stephen Colbert verabschiedet — er selbst sagte ganz leise auf Wiedersehen: “I’m just gonna say, I’m going to get a drink. And I’m sure I’ll see you guys before I leave.”

6. Jetzt lernen Sie meine Oma kennen – und meine Meinung
(kurzhaarschnitt.wordpress.com, Kurt Saar-Schnitt)
In der Debatte über den Umgang mit Flüchtlingen erinnert sich “Kurt Saar-Schnitt” an seine Oma, die 1945 aus ihrem Heimatort in Pommern vertrieben wurde und ohne Hab und Gut in Schleswig-Holstein landete. Er erzählt ihre Geschichte und schließt mit einer Bitte: “Falls Sie nicht in der Lage dazu sind, zu spenden, so teilen Sie einfach anderen mit, warum Sie für die Aufnahme von Menschen ohne Heimat und Besitz sind, auch das kann eine Hilfe sein. Schweigen Sie nicht. Und bitte werden Sie kein ‘besorgter Bürger’, bitte zünden Sie keine Unterkünfte für Hilfsbedürftige an.”

“Internetblogger”, Schleichwerbung, Afghanistan-Papiere

1. Unglaublich: SO macht “Focus Online” Stimmung gegen Flüchtlinge
(stefan-niggemeier.de, Stefan Niggemeier)
“Focus Online” auf Dumpfbacken-Klickfang: Anfang der Woche hat das Portal einen Artikel, in dem sachlich dargestellt wird, welche Ansprüche Flüchtlinge nach dem Asylbewerberleistungsgesetz haben, bei Facebook mit dem Satz anmoderiert: “Unglaublich: DAS bekommt jeder Flüchtling monatlich!” “Rassistisches Clickbaiting” sei das, findet die “taz”-Journalistin Helke Ellersiek. Und Stefan Niggemeier schreibt: “Wenn es darum geht, aus Scheiße Klicks zu machen, macht ‘Focus Online’ so schnell keiner was vor”.

2. Echte und unechte Journalisten
(taz.de, Kai Schlieter)
Zynisch ausgedrückt: Bessere Öffentlichkeitsarbeit als die Bundesanwaltschaft hätte wohl keine PR-Agentur für netzpolitik.org leisten können. Seit ein paar Tagen tauchen die “Internetblogger” (s. Link 5) in jeder Nachrichtensendung auf, und sowohl Spenden als auch Klickzahlen steigen stetig. Doch wer sind die beiden vermeintlichen Landesverräter Markus Beckedahl und Andre Meister, wer arbeitet sonst noch bei Netzpolitik und wie reagiert das Team auf die Vorwürfe? Kai Schlieter portraitiert die Redakteure, die “stolz darauf [sind], Blogger zu sein, die journalistisch arbeiten.”

3. Urheberrecht an Lageberichten: WAZ nimmt Afghanistan-Papiere vom Netz
(irights.info, David Pachali)
Die WAZ hatte Ende 2012 Tausende interne Dokumente zum Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan veröffentlicht. Diese sogenannten “Afghanistan-Papiere” waren als Verschlusssache eingestuft, allerdings nur mit der niedrigsten Stufe (“Nur für den Dienstgebrauch”). Die Bundesregierung klagte gegen die Veröffentlichung und bekam im Juni vor dem Oberlandesgericht Köln recht. Da eine Zwangsvollstreckung drohte, hat die Funke Mediengruppe die Papiere nun kurzfristig von ihren Online-Portalen entfernt. Allerdings hat die nordrhein-westfälische Piratenfraktion die Website gespiegelt, dort sind die Dokumente weiterhin online. Im WAZ-Rechercheblog äußert sich der Online-Chefredakteur: “Wir gehen weiterhin davon aus, dass die Veröffentlichung der Papiere rechtens war und ist.” Die Funke-Gruppe werde vor den BGH ziehen, um den Fall klären zu lassen – das allerdings könne “ein bis zwei Jahre dauern”, bis dahin würden die Papiere offline bleiben.

4. Die Champions League der Schleichwerbung
(opinion-club.com, Falk Heunemann)
Gestern und vorgestern zeigten das ZDF und ZDFinfo eines der vielen Fußball-Vorbereitungsturniere. Das fuchst Falk Heunemann. Denn die Veranstaltung sei ohne jeglichen sportlichen Wert gewesen, wodurch die TV-Übertragung des “Audi-Cups” nichts anderes gewesen sei als eine “insgesamt viereinhalbstündige Dauerwerbesendung”,”die Wok-WM des ZDF”: “Kaum eine Einstellung vergeht, in der nicht der Schriftzug des Autoherstellers zu sehen ist, der dieses ‘Turnier’ ausrichtet. Auf den Werbebanden im Stadion steht sein Name, rechts und links der Tore und natürlich auch auf allen Wänden, vor denen Trainer und Spieler interviewt werden. Die Eckfahnen sind damit bedruckt, die Leibchen der Ersatzspieler und die Kapitänsbinde von Manuel Neuer. Die Kameraleute fangen sogar regelmäßig Zuschauer mit Audi-Flaggen ein. Wahrscheinlich halten sie die für engagierte Fans.”

5. Hört auf mit “Internetblogs” und “Bloggern”!
(wdrblog.de, Dennis Horn)
WDR-Blogger Dennis Horn ärgert sich, dass derzeit mal wieder über den Unterschied zwischen Bloggern und Journalisten debattiert wird. “Zurzeit fühlt es sich an, als habe das Jahr 2005 angerufen und wolle seine Blogger-gegen-Journalisten-Diskussion zurück.” Horn fragt sich, warum man nicht einfach von den Machern von netzpolitik.org spricht – statt sich mit den anderen Bezeichnungen bemüht abgrenzen zu wollen. Genauso despektierlich würden Medien den Begriff “Internetblog” benutzen – statt nach einem passenderen Wort zu suchen.

6. Zum Schutz der Allgemeinheit: BILD darf nur noch verpixelt erscheinen
(eine-zeitung.net)

Liebesbrief an Julian Reichelt, Privatsphäre, Skurriles aus Japan

1. What a Man
(taz.de, Paul Wrusch)
“Weil die ‘Bild’ vom IS-Prozess ausgeschlossen wird, kämpft ihr Online-Chef für die Pressefreiheit — mutig, objektiv und sexy. Ein Liebesbrief” — von “taz”-Redakteur Paul Wrusch an Julian Reichelt.

2. Foto-Streit: BILD führt eine Auseinandersetzung für alle Medien
(ruhrbarone.de, Stefan Laurin)
Zum gleichen Fall findet Ruhrbaron Stefan Laurin: “Ebrahim H.B. ist kein sechzehnjähriger Schüler, der beim Klauen eines Fahrrades erwischt wurde und auch kein Hobby-Schwarzfahrer, der zum zehnten Mal vor Gericht steht. Ebrahim H.B. war Mitglied der gefährlichsten Terrororganisation der Welt und hat sich öffentlich im Fernsehen dazu bekannt. Wer sich so in der Öffentlichkeit exponiert, hat alleine damit sein Recht am eigenen Abbild abgegeben.” Auch von Prosieben erhält die “Bild”-Zeitung Zuspruch, die im Übrigen angekündigt hat, zur Not bis vors Bundesverfassungsgericht zu gehen.

3. Freiheit zwischen Gucklöchern und Scheinwerfern
(nzz.ch, Andreas Meili)
Wer einen Bewerber einstellt, der googelt davor, und wer ein Portrait schreiben will, kann in Medien-Datenbanken oder bei Wikipedia über die Person recherchieren. Mit Drohnen lassen sich Videoaufnahmen von eigentlich geschützten Orten anfertigen, und mit dem Smartphone in der Hosentasche kann man jederzeit in Sekundenschnelle Fotos schießen. Kurzum: Die Digitalisierung ist zumindest potenziell eine Gefahr für die Privatsphäre. Der Rechtsanwalt Andreas Meili klärt über die Rechtslage auf, gibt Tipps, wie man seine Persönlichkeitsrechte schützen kann und erklärt, welche Sonderregeln Journalisten beachten müssen.

4. Japan-Berichterstattung: “Die Redaktionen interessieren sich nur für Skurriles und Katastrophen”
(crowdspondent.de, Lisa Altmeier und Steffi Fetz)
Hinter Crowdspondent stecken die beiden Journalistinnen Lisa Altmeier und Steffi Fetz. Als Korrespondentinnen der Crowd haben sie sich nach Brasilien schicken lassen und sind durch Deutschland gereist. Jetzt sammeln sie für eine Reise nach Japan, woraufhin sich Fritz Schumann bei ihnen gemeldet hat. Er hat als Fotojournalist in Japan gearbeitet und mittlerweile drei Bücher über das Land veröffentlicht. Im Interview spricht er über Fettnäpfchen, gern gesehene Gastgeschenke und vor allem die deutsche Berichterstattung über Japan: “Oft kommen deutsche Korrespondenten nur für zwei Wochen nach Japan geflogen, weil irgendetwas Aktuelles passiert ist und sie kratzen mit ihren Geschichten dann leider nur an der Oberfläche.”

5. Super-Trick: Freiburgs kreativster Autofahrer parkt direkt an der Baustelle
(fudder.de, Alexander Schumacher und Daniel Laufer)
Ein parkendes Auto mitten in Freiburg, komplett umringt von rot-weißen Bauabsperrungen — für Bild.de ein klarer Fall: “Bauarbeiter buchten Falschparker ein”. Stimmt gar nicht, schreiben Alexander Schumacher und Daniel Laufer beim Portal “fudder”. Die beiden haben herausgefunden: Der Autobesitzer selbst ist Bauarbeiter und hat mithilfe der Absperrungen “eine sehr kreative Antwort auf den Parkplatzmangel in der Freiburger Innenstadt” gefunden.

6. Alles wird gut!
(jetzt.sueddeutsche.de, Friedemann Karig)
Krieg, Krankheiten, Katastrophen: Die Nachrichten sind voll von schrecklichen Ereignissen. Doch Max Roser, Ökonom am Institute for New Economic Thinking in Oxford, ist überzeugt davon, dass unsere Welt auf lange Sicht eigentlich immer besser wird. Ein Beispiel: “Jedes Jahr meinen die Leute in Umfragen, dass die Gewalt steigt. Das Gegenteil ist der Fall. Die Menschheit war früher viel gewalttätiger.” Im Interview mit Friedemann Karig erklärt er sein Projekt “Our World in Data”.

Blättern:  1 ... 273 274 275 ... 505