Archiv für 6 vor 9

Die USA gegen Julian Assange, Nicht strafbar, Nehmt die Klimakrise ernst!

1. Wikileaks – Die USA gegen Julian Assange
(ardmediathek.de, Elena Kuch & Robert Holm, Video: 59:34 Minuten)
Mit die lohnenswertesten 60 Minuten, die man derzeit für eine Dokumentation mit Medienbezug im deutschen Fernsehen aufwenden kann: Der Film zeigt nicht nur den Aufstieg und Fall des Julian Assange, sondern zeichnet ein differenziertes Bild von Assange als Spielball politischer Interessen. Außerdem erfährt man, auf welch unfassbare Weise der Wikileaks-Gründer in der ecuadorianischen Botschaft in London von einer korrupten Überwachungsfirma bespitzelt wurde. Erstmals spricht auch seine Partnerin Stella Moris, die mit Assange zwei Söhne hat, über die Umstände ihrer geheimgehaltenen Beziehung. Absolut sehenswert, auch wenn man meint, bereits viel über den Fall Assange zu wissen.

2. Journalist:innen, nehmt die Klimakrise endlich ernst!
(uebermedien.de, Sara Schurmann)
Die Journalistin Sara Schurmann ruft Medienschaffende in einem offenen Brief dazu auf, bei jeder Berichterstattung die Auswirkungen auf das Klima mitzudenken: “Viele Journalist:innen betonen zu Recht, den Unterschied von Aktivismus und Journalismus. Aber die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels als vierte Gewalt zu kontrollieren, ist kein Aktivismus. Es ist wissenschaftlich, menschlich und journalistisch geboten. Wir Journalist:innen können das Versagen der Politik nicht einfach nur protokollieren. Politische und wirtschaftliche Entscheidungen, die zur Nicht-Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels führen, sind nicht bloß eine Seite einer Geschichte, die wir zu Wort kommen lassen müssen. Die Klimakrise ist akut bedrohliche Realität.”

3. Nicht strafbar
(taz.de, Christian Rath)
Die “taz” will aus Kreisen der Berliner Staatsanwaltschaft erfahren haben, dass die heftig diskutierte Polizei-Kolumne der “taz”-Autorin Hengameh Yaghoobifarah voraussichtlich keine strafrechtlichen Folgen haben werde. Die Deutsche Polizeigewerkschaft und die Gewerkschaft der Polizei hatten zuvor Strafanzeige gestellt. Auch Innenminister Horst Seehofer hatte darauf beharrt, dass “Straftatbestände erfüllt” seien.

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4. Journaillesoziolektisches: »Kretschmann-Crash«
(noemix.wordpress.com, Michael Nöhrig)
Ein tragischer Auffahrunfall, bei dem ein Kleinkind ums Leben kam, wird von vielen Redaktionen als “Kretschmann-Crash” oder ähnlich bezeichnet, obwohl es sich um einen Folgeunfall handelte, an dem der grüne Ministerpräsident Baden-Württembergs nicht beteiligt war. Michael Nöhrig hat einige der Schlagzeilen zusammengestellt.

5. Der Journalist Sean Hannity
(deutschlandfunk.de, Brigitte Baetz, Audio: 5:23 Minuten)
Der US-amerikanische Radio- und Fernsehmoderator Sean Hannity beschert dem US-Fernsehsender Fox News tolle Quoten. Ein Reporter der “Washington Post” sieht starke Parallelen zwischen Hannity und Donald Trump: “Beide sind keine Intellektuellen, sie sprechen eine klare Sprache und sind kulinarisch wenig anspruchsvoll. Bei aller Radikalität, die die beiden zur Schau stellen: Mit jedem von ihnen könne sich der amerikanische Durchschnittsbürger vorstellen, abends in der Bar ein Bier zu trinken.” Der Deutschlandfunk berichtet über den sich selbst “Meinungsjournalist” nennenden millionenschweren Medienmann und dessen symbiotische Beziehung zum US-Präsidenten.

6. Bild-Chef Reichelt: “Wenn mein 11-jähriges Kind fünf Geschwister verloren hätte und unter Schock seinem 12-jährigen Freund WhatsApp-Nachrichten dazu schreibt, hätte ich auch gern, dass ganz Deutschland sie lesen kann”
(der-postillon.com)
Manchmal treffender als jede Medienkritik: die Überschrift einer “Postillon”-Meldung.

“Bild”: Enteignung oder Boykott?, Klima-Framing, Obskurer Appell

1. Warum man die BILD enteignen und zerschlagen muss.
(facebook.com/stephan.anpalagan)
Nachdem die “Bild”-Redaktion private WhatsApp-Nachrichten eines Kindes veröffentlicht hatte, dessen Geschwister gerade getötet wurden (BILDblog berichtete), erhob sich ein Sturm der Entrüstung. Journalisten und Journalistinnen der unterschiedlichsten Medien distanzierten sich von dieser Form der Berichterstattung und bekundeten ihren Abscheu und Ekel. Stephan Anpalagan hat den Glauben an Appelle und an die Wirksamkeit von Rügen verloren: “Diese ‘Zeitung’ ist kaputt. Es gibt kaum eine Möglichkeit, sie zur Rechenschaft zu zwingen und sie abzustrafen. Die BILD suhlt sich seit ihrer Gründung in ihrem Allmachtswahn und sieht sich keinerlei Kontrolle und Korrektur gegenüber. Wir können uns all diese konsequenzlosen Grenzüberschreitungen nicht länger bieten lassen. Die BILD ist gefährlich. Die BILD bricht. Mit dieser Gesellschaft. Mit den Menschen, die in diesem Land leben. Deshalb muss sie enteignet und zerschlagen werden.”
Weiterer Lesehinweis: “taz”-Medienredakteurin Anne Fromm ruft zum gesellschaftsübergreifenden Boykott des Blatts auf: “Jeder sollte dieses Blatt boykottieren: LeserInnen, indem sie kein Geld dafür ausgeben, JournalistInnen, bei Bild oder Springer, indem sie sich einen anderen Job suchen. Unternehmen, indem sie dort keine Anzeigen schalten, und PolitikerInnen, indem sie dem Blatt keine Interviews mehr geben.”
Auch Tanjev Schultz, der an der Mainzer Universität unter anderem Ethik des Journalismus lehrt, ist entsetzt über das Verhalten der “Bild”-Zeitung im Fall Solingen: “Nicht jeder, der sich mit einem Presseausweis bewaffnet, sollte Journalist genannt werden. Die Kinderschüttler sind eine Schande für den Journalismus.” (t-online.de)

2. Balance zwischen Bildern und Inhalt
(mmm.verdi.de, Felix Koltermann)
Beim Zeitungsmachen kommt der Bebilderung und der Gestaltung der Beiträge eine wichtige Rolle zu. Art-Direktorin Jane Dulfaqar spricht im Interview über das Verhältnis von Fotografie, Design und Journalismus sowie über die Gefahren der Stockfotografie: “Bei Zeitungen, die viel mit Stockfotos arbeiten, sieht man, dass ‘möglichst billig’ die Devise ist. Man findet dann zu ähnlichen Themen immer ähnliche oder gar gleiche Bilder. (…) Das schafft Langeweile, Ununterscheidbarkeit in der eigentlichen Diversität unserer Zeitungslandschaft und generiert letztendlich Interessenlosigkeit an gedruckten Produkten.”
Weiterer Lesehinweis: “Wer als Model für Stockfotos posiert, bekommt wenig Geld, aber manchmal unerwartete Aufmerksamkeit”: Für 80 Euro zur weltweiten Witzfigur (spiegel.de, Daniel Ziegener).

3. Besser übers Klima schreiben
(taz.de, Kai Schöneberg & Torsten Schäfer)
Weil das Sein das Bewusstsein bestimme, gebe sich die “taz” als erstes Medienhaus in Deutschland eine klimagerechte Sprache: “Warum schreiben wir eigentlich Erderwärmung und nicht Erderhitzung? Ist die Idee eines sich kuschelig erwärmenden Planeten nicht viel zu beschönigend, wenn man daran denkt, dass sich Wüsten bilden und Menschen und Tiere wegen der Hitze keine Lebensgrundlagen mehr finden? Wer genauer über die Sprache in der Klimaberichterstattung nachdenkt, kann genauer formulieren.”
Weiterer Lesehinweis: “Der ZDF-Wetterexperte Özden Terli versucht im täglichen Wetterbericht, Fakten über die Klimakrise zu vermitteln. Dafür wird er von Zuschauern massiv angefeindet”: So kämpft ZDF-Wettermoderator Özden Terli gegen die Klimaleugner (tagesspiegel.de, Armin Lehmann).

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4. Toleranz für die Intoleranz?
(sueddeutsche.de, Philipp Bovermann & Felix Stephan)
Die Initiatoren des “Appells für freie Debattenräume” sehen sich auf breiter Front einem angeblichen Denk- und Sprechverbot ausgesetzt: “Absagen, löschen, zensieren: seit einigen Jahren macht sich ein Ungeist breit, der das freie Denken und Sprechen in den Würgegriff nimmt und die Grundlage des freien Austauschs von Ideen und Argumenten untergräbt.” Wer steht hinter dem obskuren Appell? Wer hat ihn unterzeichnet? Und worin liegen die Unterschiede zu einem ähnlichen Schreiben aus den USA? Philipp Bovermann und Felix Stephan haben sich auf die Suche nach Antworten begeben.

5. Tobias Schlegl: Vom Moderator zum Notfallsanitäter
(rnd.de, Nora Lysk)
Tobias Schlegl hatte sich über viele Jahre und einige Zwischenstationen vom Viva- zum ZDF-Moderator der Kultursendung “Aspekte” hochgearbeitet. Für viele überraschend, verabschiedete er sich vor vier Jahren vom Medienbusiness und begann eine Ausbildung zum Notfallsanitäter. Im Interview erzählt Schlegl von seinem Umzug aus dem Fernsehstudio in den Rettungswagen.
Weiterer Hörtipp: In seinem Podcast “Fighting Corona” spricht Schlegl mit den Menschen, die tagtäglich für uns im medizinischen Einsatz sind, ob als Ärztin, Rettungssanitäter oder Altenpflegerin.

6. Trumps Lieblingssender: Was hinter dem Phänomen Fox News steckt
(youtube.com, RND, Matthias Schwarzer, Video: 5:38 Minuten)
“Was ist das für eine merkwürdige Beziehung zwischen einem Nachrichtenmedium und dem US-Präsidenten?” Matthias Schwarzer erklärt in unterhaltsamen fünfeinhalb Minuten auf Youtube, was den Erfolg von Fox News ausmacht: Wie kam es zur Gründung? Wie hält es der Sender mit der Wahrhaftigkeit? Und inwieweit kann das Programm überhaupt als Journalismus bezeichnet werden?
Weiterer Lesehinweis: Der USA-Korrespondent der “Süddeutschen”, Jürgen Schmieder, berichtet über die ehrgeizigen Expansionspläne von Fox News Media und den Einstieg des Unternehmens ins weltweite Streaminggeschäft: Ausweitung der Kampfzone.

Teurer Cyber-Hass, Desinformation, Illustre Männerrunde

1. Cyber-Hass wird teuer
(taz.de, Ralf Leonhard)
In Österreich steht ein überparteilicher Gesetzentwurf zur Bekämpfung von Hass im Internet vor der Verabschiedung. Nach der zukünftigen Gesetzeslage soll es dank Schnellverfahren leichter werden, einschlägige Postings zu löschen. Im Fall von “systematischer Missachtung ihrer Sorgfaltspflicht” würden den Plattformen Strafen von bis zu 10 Millionen Euro drohen.
Weiterer Lesehinweis: Im österreichischen “Standard” beschreibt und bewertet Markus Sulzbacher den Gesetzentwurf: Gesetzespaket gegen Hass im Netz präsentiert: “Vor allem Frauen werden profitieren”.

2. “Wir machen es den russischen Diensten sehr leicht”
(zeit.de, Meike Laaff)
Der Politikwissenschaftler Thomas Rid hat ein Buch geschrieben, das sich mit der Geschichte von Desinformationskampagnen beschäftigt. Im Interview mit “Zeit Online” spricht er über die Einflüsse der Desinformation auf die vergangene US-Wahl und prognostiziert, was wir hinsichtlich der bevorstehenden US-Wahl zu erwarten haben. Sorge mache ihm vor allem der Wahltag: “Wenn es glaubwürdige Anschuldigungen gibt, dass von außen auf die Wahlinfrastruktur zugegriffen wurde, zum Beispiel auf die Wähler-Registierungsdatenbanken, dann besteht das große Risiko, dass der Präsident und seine Unterstützer dieses Argument multiplizieren. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass Trump selbst die Wahl in Frage stellt. Der Boden dafür wurde schon bereitet.”
Weiterer Lesehinweis: Facebook-Chef Mark Zuckerberg hat sich in einem Posting besorgt über die bevorstehenden Herausforderungen in Zusammenhang mit den US-Wahlen geäußert und ein ganzes Paket an Handlungen angekündigt. So werde man kurz vor der Wahl die Parteiwerbung einstellen, Falschinformationen entfernen, manipulative Accounts sperren und, wenn es um die Verkündung der Ergebnisse geht, mit der Nachrichtenagentur Reuters und dem National Election Pool zusammenarbeiten.

3. Die Zukunft der Fachjournalisten nach Corona
(fachjournalist.de, Martin Ortgies)
“Fachjournalisten sollten selbst aktiv agieren, sonst könnten sie auf der Strecke bleiben”, so die Empfehlung von Martin Ortgies. Wie das funktionieren kann? Durch hilfreichen, relevanten und vertrauenswürdigen “Content”. “Hand aufs Herz, liebe Texter-Kolleg/innen. Wie viele unserer Texte sind Unique Content, also einzigartig und unverwechselbar?”

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4. Studie: Populistische Einstellungen in Deutschland nehmen deutlich ab
(sueddeutsche.de)
Laut einer Umfrage der Bertelsmann-Stiftung und des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung seien deutlich weniger Wahlberechtigte populistisch eingestellt als noch vor zwei Jahren. Der verbleibende “rechtspopulistische Rand” drohe jedoch, radikaler zu werden.

5. “Süddeutsche Zeitung” verdoppelt Digital-Abos innerhalb eines Jahres
(meedia.de)
Die “Süddeutsche Zeitung” konnte die Zahl der Digital-Abos laut eigenen Angaben innerhalb eines Jahres mehr als verdoppeln: Im August habe man zum ersten Mal 150.000 Digital-Abonnentinnen und -Abonnenten erreicht.
Weiterer Lesehinweis: Im Juli hatte die “Süddeutsche” ein Zehn-Punkte-Papier zur digitalen Transformation veröffentlicht, das “Meedia”-Redakteur Ben Krischke zufolge “erschreckend uninspiriert” wirke und den Konflikt zwischen Print und Online offenbare.

6. Illustre Männerrunde: Comedians üben Kritik am Deutschen Comedypreis
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
Der anstehende Deutsche Comedypreis ist (wieder einmal) äußerst männerlastig: In gleich mehreren Kategorien stehen ausschließlich Männer zur Wahl, was von einigen Podcasterinnen, Autorinnen und Entertainerinnen kritisiert wird. Eine Kritik, die der Veranstalter zurückweist: Es gehe nicht darum, quotengerecht, sondern ausgewogen zu nominieren, so die Antwort auf die Vorwürfe.

Amazons gefährliche Empfehlungen, Empörungs-Teaser, Foulspiel des RBB?

1. Geld machen mit Empörung
(deutschlandfunk.de, Marina Weisband, Audio: 4:20 Minuten)
Marina Weisband spricht ein echtes Ärgernis dieser Zeit an: Immer wieder veröffentlichen selbst seriöse Medien reißerische und provozierende Teasertexte, um Werbung für ihre Bezahlartikel zu machen. Wenn sich dann jemand über den Inhalt des Teasertextes beschwert, wird mit der Frage abgewehrt, ob man überhaupt den dazugehörigen Artikel gelesen habe. Eine Argumentation, die ins Leere zielt, wie Weisband findet, “denn der Tweet mit Bild, Überschrift und Teaser ist ein eigenständiger Text. Er wird von den meisten Lesern nämlich ohne den dazugehörigen Artikel gesehen und er erzeugt eine Wirkung. Er trägt zur Debatte bei. Und weil er ohne den Artikel funktioniert, kann man ihn auch ohne den Artikel bewerten.”

2. So penetrant empfiehlt Amazon den Kauf von Verschwörungsliteratur
(netzpolitik.org, Sebastian Meineck & Daniel Laufer)
Sebastian Meineck und Daniel Laufer haben das Amazon-Empfehlungssystem ausprobiert und sich, ausgehend von einem Corona-Buch der Rechercheplattform “Correctiv”, durch die Empfehlungen geklickt. Die Bilanz: Von erfassten 355 Empfehlungen seien 124 einschlägige Verschwörungsliteratur und 56 impfskeptisch bis impffeindlich gewesen. Auch andere Stichproben hätten beunruhigende Ergebnisse gezeigt. “Wir haben Amazon per E-Mail die Ergebnisse unserer Recherche vorgelegt und eine Liste mit zehn Fragen geschickt. Unter anderem wollten wir wissen, ob dem Konzern das Ausmaß von rechtsextremen und verschwörungsideologischen Inhalten in seinen Suchergebnissen und Empfehlungen bekannt sei. Wir fragten auch, inwiefern Amazon die Verbreitung dieser Bücher eindämme. Keine einzige unserer Fragen wollte der Konzern beantworten.”

3. “Ein Dialog wird zunehmend schwer bis unmöglich”
(spiegel.de, Julia Merlot)
Wie kommt es, dass wir so begierig auf Sensationsmeldungen und unseriöse Nachrichten anspringen? Der Molekularpsychologe Christian Montag tippt im Interview mit dem “Spiegel” auf einen evolutionären Hintergrund: “Für unsere Spezies war es schon immer wichtig, besonders neue und damit vielleicht überlebensnotwendige Informationen schnell zu verarbeiten und sich darüber in der Gruppe auszutauschen. Der zweite wichtige Punkt ist, dass Fake News meist so angelegt sind, dass sie starke Emotionen wecken. Diese Emotionalisierung spielt in sozialen Medien nach allem, was wir wissen, eine extrem große Rolle.”

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4. Foulspiel des RBB Fernsehen? – Über die vergeblichen Distanzierungen des Michael Ballweg (Querdenken711)
(planet-interview.de, Jakob Buhre)
Jakob Buhre wirft dem RBB vor, im Umgang mit dem Verantwortlichen für die “Querdenken”-Demos nicht fair gewesen zu sein und dessen Distanzierungen von Rechtsextremisten und Gewaltaufrufen nicht ausreichend berücksichtigt zu haben. Buhre: “Jede(r) kann und soll sich bitte ihre/seine eigene Meinung bilden, über die von Ballweg angemeldeten Querdenken-Demos. Wichtig wäre dafür nur, dass auch die Berichterstattung über Ballwegs Äußerungen einigermaßen zutreffend ist. Und genau da liegt das Problem.” Auf “Planet Interview” begründet Buhre ausführlich seine Kritik an dem Sender.

5. Erstaunliche Vorstellungen
(taz.de, Peter Weissenburger)
In einer Studie zur “Vermittlung von Nachrichtenkompetenz in der Schule” (PDF) zeigten sich beim Medienverständnis der befragten Lehrerinnen und Lehrer beunruhigende Ansichten. Viele der Lehrkräfte würden bezweifeln, dass es eine freie Presse gebe, und stünden den Medien ablehnend oder feindselig gegenüber. Peter Weissenburger kommentiert: “Es mag gerade nicht die beste Zeit sein, um Lehrkräfte aufzufordern, sie mögen jetzt bitte noch die ein oder andere Fortbildung machen. Andererseits war die Bedeutung von Nachrichtenkompetenz selten so groß wie gerade.”

6. Die Freiheit, Autoritäten nicht anzuerkennen
(zdf.de, Luisa Houben)
Mehr als fünf Jahre nach dem islamistischen Anschlag auf die französische Satire-Zeitschrift “Charlie Hebdo” beginnt in Paris der Prozess gegen 14 mutmaßliche Unterstützer der Attentäter. Das ZDF hat mit Moritz Hürtgen, dem Chefredakteur der “Titanic”, über das Ereignis und die Folgen gesprochen: “In den Wochen nach dem Anschlag war immer die Frage, ob wir jetzt Angst haben. Und wenn man die 100 Mal gestellt bekommt, fängt man schon an, nachzudenken. Aber fünf Jahre sind eine lange Zeit. Wir konnten schnell reflektieren, dass wir hier in einer ganz anderen Situation sind. Deswegen würde ich sagen, dass sich ‘Titanic’ treu bleiben konnte.”

Die Akte Richard Schmitt, Die Methoden von “Spiegel TV”, “Rums”

1. Die Akte Richard Schmitt
(kobuk.at, Helge Fahrnberger)
Der ehemalige Chefredakteur von Krone.at und aktuelle Chefredakteur von Oe24.at Richard Schmitt ist für seine tendenziöse und fehlerhafte Berichterstattung bekannt. Als Helge Fahrnberger, Leiter des Medienwatchblogs “Kobuk”, Schmitts Arbeitsweise in einem vergleichsweise harmlosen Tweet kritisierte, verklagte dieser ihn wegen angeblicher Ehrenbeleidigung und Kreditschädigung. Doch Fahrnberger setzte sich erfolgreich zur Wehr und nutzt nun die Gelegenheit, einige der “journalistischen Höchstleistungen des Richard Schmitt” vorzustellen. Eine Chronik des journalistischen Grauens, nach deren Lektüre man sich mehr denn je fragt, wie ein Mann mit einem derartigen Berufsverständnis den Weg zum Gericht antreten konnte.

2. “Spiegel TV” schmückt sich mit fremden Mord­drohungen – und lässt den Bedrohten im Stich
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Soeben von der Paywall befreit und unbedingt lesenswert: Stefan Niggemeier berichtet über einen jungen Libanesen, der dem Fernsehmagazin “Spiegel TV” bei Recherchen und Dreharbeiten in Beirut geholfen hat und nun um sein Leben und seine Existenz fürchten muss – während sich die Redaktion mit einer an ihn gerichteten Morddrohung schmückt. “Ich kann nicht beschreiben, wie enttäuscht ich bin. Ich hasse jeden Tag, den ich mit ‘Spiegel TV’ verbracht habe, und bereue es.”

3. Vogelfrei
(message-online.com, Camila Weiss Franco)
Freie Journalisten und Journalistinnen haben es in Corona-Zeiten besonders schwer: überall wird gespart, verkleinert und gekürzt. Sie sind den Sparmaßnahmen der Redaktionen relativ schutzlos ausgeliefert. Camila Weiss Franco über die prekäre Lage der Freien, die vielfach ohne weitere Jobs nicht überleben können, und die Notwendigkeit besserer Honorare sowie krisenfester Tarifverträge.

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4. Schon entdeckt? RUMS
(mmm.verdi.de, Bärbel Ruben)
Die Medienlandschaft in und um Münster wird von einem Verlagshaus dominiert, das im Besitz beider örtlichen Tageszeitungen ist. Doch der Platzhirsch hat seit einigen Monaten Konkurrenz: Mit dem Digitalangebot “Rums” versorgt ein engagiertes Team die Leserinnen und Leser mit Nachrichten aus der Region und stärkt die publizistische Vielfalt. Nach einer ausgedehnten kostenlosen Phase wird das Angebot nun kostenpflichtig.
Transparenzhinweis: Die “Rums”-Redaktion wird von Ralf Heimann und Katrin Jäger geleitet. Ralf Heimann ist auch BILDblog-Autor und hat bei uns beispielsweise die Serie “Kleine Wissenschaft des Fehlers” über die Fehlerkultur in den Medien veröffentlicht.
Weiterer Hörhinweis: Der Deutschlandfunk hat sich mit “Rums”-Redakteurin Katrin Jäger unterhalten: Konkurrenz für die Münsteraner Tageszeitungen (deutschlandfunk.de, Christopher Ophoven, Audio: 5:41 Minuten).

5. “Die Dimension der Krise ist gewaltig”
(journalist.de, Catalina Schröder)
Das Fachmagazin “journalist” hat sich mit Dirk Steffens unterhalten, einem der bekanntesten Wissenschaftsjournalisten Deutschlands. Das Interview ist empfehlenswert, da es einige Kernprobleme und aktuelle Kernthemen des Wissenschaftsjournalismus anspricht, und Steffens kein Blatt vor den Mund nimmt. Es geht unter anderem um den Umgang mit Klimawandel-Leugnern, die Tücken der Pro-und-Contra-Berichterstattung und das Label des “Umweltaktivisten”, das man ihm gelegentlich verpasse und das er für sich ablehne: “Eine Politikjournalistin, die sagt: Natürlich bin ich für die Demokratie und Meinungsfreiheit, würde man ja auch nicht als Aktivistin bezeichnen, nur weil sie Diktaturen blöd findet.”

6. So überwacht Amazon seine Beschäftigten in den USA
(netzpolitik.org, Alexander Fanta)
Amazon ist nicht nur Onlineversandhändler, sondern vertreibt unter eigener Marke auch Lesegeräte für elektronische Bücher und intelligente TV-Sticks. Außerdem bietet das Unternehmen die Infrastruktur für Cloud-Computing und ist mit Prime Video selbst zum Medienplayer avanciert. Ein neuer Bericht des Open Markets Institute schildert, auf welche Weise Amazon in den USA mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern umgeht. Der Internationale Gewerkschaftsbund habe Amazon-Chef Jeff Bezos zum “schlechtesten Arbeitgeber der Welt” gekürt. Eine nachvollziehbare Entscheidung, wenn man liest, wie die Firma ihre Angestellten behandelt.

Corona-Zweifler und die Medien, Klarnamen, Höcke muss unterlassen

1. Wieder Angriffe auf Journalisten bei Anti-Corona-Demos
(dju.verdi.de, Jörg Reichel)
Bei den Protesten der Corona-Zweifler am Wochenende in Berlin ist es erneut zu Angriffen auf und Bedrohungen gegen Medienschaffende gekommen. Laut der Journalistengewerkschaft dju seien “zwei Redaktionen bedroht, fünf Fernseh-Kamerateams (mit jeweils zwei bis drei Personen) sowie 12 weitere Journalistinnen und Journalisten” bedrängt, beleidigt, bespuckt und geschlagen worden: “Besonders brutal war ein Angriff auf vier Journalistinnen und Journalisten durch eine Gruppe von 10 bis 15 rechtsextreme Aktivisten der ‘Identitären Bewegung’ in der Nähe des Brandenburger Tor am Samstagnachmittag. Sie wurden massiv angegriffen, bedrängt, beleidigt und mit den Worten ‘Ihr werdet totgemacht’ beschimpft.”

2. ARD-Korrespondent reist aus Belarus aus
(sueddeutsche.de)
Wie bereits gestern in den “6 vor 9” berichtet, geht die Staatsführung in Belarus massiv gegen inländische und ausländische Medien vor. Das betrifft auch Vertreter öffentlich-rechtlicher Sender aus Deutschland. Da ihm in Minsk die Drehmöglichkeiten entzogen worden seien, verlasse der ARD-Korrespondent Jo Angerer nun das Land. Die Belarus-Berichterstattung werde bis auf Weiteres aus dem ARD-Studio in Moskau erfolgen.

3. Mehrere AfD-Rechtsaußen …
(twitter.com, Wolf Wiedmann-Schmidt)
Laut Wolf Wiedmann-Schmidt vom Hauptstadtbüro des “Spiegel” soll Björn Höcke, Fraktionsvorsitzender der AfD im Thüringer Landtag, behauptet haben, das Nachrichtenmagazin habe das “Ibiza-Video” gekauft. Da dies nicht der Fall sei, habe der “Spiegel” den AfD-Politiker erfolgreich zur Abgabe einer Unterlassungserklärung aufgefordert, in der sich Höcke verpflichtet, diese Unwahrheit nicht mehr zu verbreiten.

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4. Die Sache beim Namen nennen
(taz.de, Carolina Schwarz)
Carolina Schwarz hat sich für die “taz” angeschaut, wie Medien über die Proteste der Corona-Leugner berichtet haben. Viele Redaktionen hätten in ihren Artikeln rechtes Framing übernommen und die Teilnehmer und Teilnehmerinnen verharmlost. Die “Bild” habe beispielsweise von “Chaoten” gesprochen, eine Bezeichnung, die Schwarz in diesem Zusammenhang unpassend findet: “Wer mehrmals am Tag einer Demo sein Pappschild liegen oder seinen Kaffee im Rucksack auslaufen lässt, kann guten Gewissens als ‘Chaot’ bezeichnet werden. Rechtsextreme Parolen zu brüllen und Reichsflaggen zu schwenken, macht einen jedoch nicht zum Chaoten, sondern zum Rechtsextremen.”

5. Paradigmenwechsel: ARD zeigt Serien immer zuerst online
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Als Antwort auf verändertes Nutzungsverhalten und konkurrierende Streamingdienste wie Netflix, wolle die ARD ihre Mediathek mit zahlreichen neuen Serien füttern. Bemerkenswert: Die Produktionen sollen zuerst in der ARD-Mediathek zu sehen sein und erst danach im TV ausgestrahlt werden. Uwe Mantel verrät, welche Formate und Serien in den nächsten Monaten auf die Zuschauerinnen und Zuschauer zukommen.

6. Justiz prüft Klarnamen-Pflicht bei Facebook
(horizont.net)
Facebook verlangt in seinen Nutzungsbedingungen die Verwendung von Klarnamen. Dennoch geben viele Nutzer und Nutzerinnen Pseudonyme an und werden dafür gelegentlich von dem Sozialen Netzwerk gesperrt. Über die Rechtmäßigkeit dieser Sperrungen haben bereits die Landgerichte Traunstein und Ingolstadt verhandelt und sind zu unterschiedlichen Ergebnissen gekommen. Jetzt muss das Oberlandesgericht München in der Frage entscheiden.

Facebook versus “Compact”, Tagesthemen XL, Faktencheck Demo

1. Facebook nimmt “Compact” vom Netz
(tagesschau.de, Sebastian Pittelkow & Katja Riedel)
Die in rechten Kreisen gern gelesene Verschwörungspostille “Compact” warb nicht nur im Heft, sondern auch in den Sozialen Medien für die Anti-Coronapolitik-Demo in Berlin. Nun habe Facebook den Facebook- sowie den Instagram-Account des Magazins ohne Ankündigung gelöscht. Die Begründung: “Compact” habe gegen das interne Regelwerk verstoßen. Ein schwerer Schlag für das Magazin, das bereits im März vom Verfassungsschutz als sogenannter Verdachtsfall eingestuft worden war und über seine Social-Media-Seiten auch Verkäufe generierte.
Weiterer Lesehinweis: “Fragen gelten als scharfe Waffe der Aufklärung. Aber Verschwörungserzähler, Rechtspopulisten und Twitter-Wichtigtuer beweisen: Manche dummen Fragen sind sogar gefährlich” – Das wird man ja wohl noch fragen dürfen!?, ein Essay von Maja Beckers (zeit.de).

2. Faktencheck zur Teilnehmerzahl
(spiegel.de, Holger Dambeck)
Anlässlich der Proteste gegen die Corona-Maßnahmen vom Wochenende gibt es erneut Streit um die Teilnehmerzahl. Die Veranstalter würden von Hunderttausenden oder gar von mehr als einer Million Teilnehmenden sprechen, laut Polizei seien knapp 40.000 Demonstrierende zugegen gewesen. Holger Dambeck ist dem Zahlenrätsel auf den Grund gegangen und hat nachgerechnet.

3. ARD-Kamerateam vorübergehend in Minsk festgenommen
(faz.net)
Die Berichterstattung aus Belarus gestaltet sich zunehmend schwieriger. So wurde ein Kamerateam der ARD in der Hauptstadt Minsk vorübergehend festgesetzt, anschließend erfolgte der Entzug der Akkreditierung. Korrespondenten und Korrespondentinnen ausländischer Nachrichtenagenturen ging es ähnlich. Außenminister Heiko Maas, WDR-Programmdirektor Jörg Schönenborn und Deutsche-Welle-Chefredakteurin Manuela Kasper-Claridge verurteilten den Angriff auf die Pressefreiheit.

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4. “Es wird noch härter”
(sueddeutsche.de, Alexander Mühlauer)
In der britischen Printmedien-Landschaft droht ein gewaltiger Kahlschlag. Ein britisches Branchenmagazin führe Buch über die Stellenabbaupläne der Verlagshäuser: Beim linksliberalen “Guardian” würden demnächst 180 Jobs wegfallen, die Gratiszeitung “Evening Standard” wolle 69 redaktionelle Stellen streichen, und bei der größten britischen Zeitungsgruppe Reach (unter anderem “Daily Mirror” und “Daily Express”) sollen 550 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das Haus verlassen.

5. Nichtlineare Radiozukunft
(taz.de, René Martens)
Im Podcast “Corona Virus Update” (NDR) kommt zukünftig neben Christian Drosten eine weitere Stimme zu Wort: Sandra Ciesek ist Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt und wird sich mit Drosten wöchentlich abwechseln. Die “taz” hat sich mit der NDR-Hörfunkdirektorin Katja Marx nicht nur über diese Personalie unterhalten, sondern auch über Einsparmaßnahmen und den in wenigen Tagen stattfindenden Deutschen Radiopreis.

6. “Tagesthemen mittendrin”: Expedition ins Unbekannte
(dwdl.de, Peer Schader)
Die “Tagesthemen” (ARD) sind ab heute fünf Minuten länger. In der neuen Regional-Rubrik “mittendrin” wolle man “die gesamte Republik” porträtieren und “Geschichten aufbereiten, die wir alle voneinander wissen sollten, um uns besser kennenzulernen”. Peer Schader hält dies für eine im Kern gute Idee, hat aber angesichts der bislang schon gelaufenen Testbeiträge Sorgen, was die Umsetzung betrifft: “Bei manchen Geschichten hab ich das Gefühl, sie werden nur deshalb erzählt, damit der Reporter im sächsischen Örtchen Amerika, wo die zu selten genutzte ÖPNV-Verbindung in die nächste Stadt gestrichen wird, den zurechtgelegten Satz sagen kann: ‘Heute Nachmittag fuhr der allerletzte Bus nach Amerika.'”

Olaf Scholz und die Pressefreiheit, Holocaust auf TikTok, Corona-Netz

1. Olaf Scholz und die Pressefreiheit
(berliner-zeitung.de, Kai-Hinrich Renner)
Das “Financial Times”-Duo Stefania Palma und Dan McCrum hat zu einem Zeitpunkt über Unregelmäßigkeiten beim Finanzdienstleister Wirecard berichtet, als Politik und Wirtschaftsprüfer noch Loblieder auf das vermeintliche Vorzeige-Unternehmen gesungen haben. Anstatt sich für die journalistische Aufklärungsarbeit der beiden zu bedanken, erstattete die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) Strafanzeige gegen sie. Und obwohl Wirecards Luftschlösser mittlerweile eingestürzt und fast zwei Milliarden Euro Bilanzsumme auf wundersame Weise verschwunden sind, ermittelt die Staatsanwaltschaft anscheinend weiter gegen Palma und McCrum. Kai-Hinrich Renner hat dazu beim Bundesfinanzministerium nachgefragt – erfolglos. Sein Fazit: “Eigentlich kann das Rumgeeiere von Scholz und seinem Ministerium der SPD nicht gefallen. Wenn bezweifelt werden müsste, dass ihr Kanzlerkandidat ohne wenn und aber zur Pressefreiheit steht, wäre das für die Partei fatal.”

2. Alles automatisch: über die Tücken eines Journalismus ohne Menschen
(medienwoche.ch, Adrian Lobe)
Die Website msn.com von Microsoft ist eine der meistbesuchten Nachrichtenseiten der Welt. Dort, wo früher Menschen über die Nachrichtenauswahl entschieden haben, tun dies heute Algorithmen: MSN habe unlängst seine Redaktion entlassen und lasse das Newsportal automatisch bespielen. Die Folge könnte eine Prioritätenverschiebung bei der Auswahl der Themen sein, wie Adrian Lobe erläutert: “Wenn es wirklich ein Strukturmerkmal algorithmischer Auswahl ist, eher weiche Themen zu selektieren, könnte es für Medienunternehmen grössere Anreize geben, solche Inhalte zu produzieren, um eine entsprechende Reichweite zu erzielen. Die Algorithmisierung der Nachrichtendistribution könnte also langfristig auch zu einer Boulevardisierung führen.”

3. Im Netz der Corona-Gegner
(correctiv.org, Till Eckert & Matthias Bau & Alice Echtermann)
Das Recherche-Team von “Correctiv” hat sich im Lager der Corona-Maßnahmen-Gegner umgesehen und ist dort auf “ein bundesweites Netzwerk von Wissenschaftlern, Meinungsmachern und Anwälten” gestoßen. Der Verbund wirke inzwischen auch direkt auf die Politik ein. “Correctiv” stellt die wichtigsten Köpfe der Bewegung vor und zeigt, mit welchen Mitteln man dort arbeitet, um den Kampf gegen das Coronavirus zu torpedieren.

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4. Medienhaus Bauer geht an Lensing Media
(verdi.de, Holger Pauler)
Das Medienhaus Bauer (nicht zu verwechseln mit dem Bauer-Verlag in Hamburg – um den geht es im nächsten Link) wechselt aller Voraussicht nach den Eigentümer. Das Dortmunder Medienunternehmen Lensing Media übernehme damit, die Zustimmung der Kartellbehörde vorausgesetzt, sechs Tageszeitungen und 180 Beschäftigte. Was der Besitzerwechsel für die Angestellten konkret bedeutet, sei noch ungewiss. Die Redaktionen sollen fast vollständig übernommen werden, bei den Beschäftigten aus der Verwaltung sei dies jedoch noch unklar.

5. Bauer-Verlag hat in der NS-Zeit von Zwangsarbeitern profitiert
(meedia.de)
In der neuen Hamburg-Ausgabe der “Zeit” soll eine Recherche Klarheit über die Vergangenheit des Bauer-Verlags während des Nationalsozialismus bringen, so eine “Zeit”-Vorabmeldung. In der Bauer-Zentrale sollen während der NS-Zeit mehrere hundert italienische Zwangsarbeiter interniert gewesen sein. Über das dunkle Kapitel der Verlagsgeschichte hatten Anfang des Jahres bereits “Spiegel” (nur mit Abo lesbar) und “Zapp” berichtet.

6. Yad Vashem kritisiert Darstellungen von Holocaust-Opfern auf TikTok
(spiegel.de)
Dass gut gemeint nicht automatisch gut gemacht ist, beweist derzeit die angebliche Holocaust-Challenge auf TikTok. Vornehmlich Jugendliche mimen dort Holocaust-Überlebende. Um Aufmerksamkeit für das Leid von Millionen getöteter Juden und Jüdinnen zu erzeugen oder um vornehmlich Aufmerksamkeit für sich selbst zu schaffen – das ist nicht immer klar. Klar ist hingegen die Reaktion der Gedenkstätte Yad Vashem, die darin eine Trivialisierung des Holocaust sieht.

“Hard Talk” auf deutsch?, Bauers Kopierfabrik, Erfolg für Neonazi

1. Braucht es ein neues Interview-Format im deutschen Fernsehen?
(radioeins.de, Daniel Bouhs, Audio: 4:49 Minuten)
Dürfen beziehungsweise sollen die Öffentlich-Rechtlichen mit umstrittenen Rechtsaußenauslegern der AfD reden? Im Prinzip schon, findet Daniel Bouhs, nur womöglich unter anderen Bedingungen – zum Beispiel in einem Format nach britischem Vorbild: “Spätestens jetzt nach dem MDR, vor allem aber auch nach dem Andreas-Kalbitz-Interview der Kollegen vom rbb, das andere Probleme hatte – ist es an der Zeit, dass auch das deutsche Fernsehen ein passendes Format bekommt. Die BBC hat das schon lange – legendär und da ist der Name Programm: ‘Hard Talk’.”

2. So funktioniert Bauers Kopierfabrik für Hollywood-Interviews
(übermedien.de, Mats Schönauer)
Jetzt ohne Paywall abrufbar: Mats Schönauers große Recherche über das zweifelhafte Geschäftsmodell des Hamburger Bauer-Verlags, der seit Jahrzehnten zusammengestrickte Interviews veröffentlicht, die so nie stattgefunden haben. Eine große Rechercheleistung und ein Muss für alle Journalismus-Interessierten.

3. Zwischen Nähe und Distanz
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers, Audio: 5:04 Minuten)
Berichterstattung über Geflüchtete kann sehr persönlich sein, vor allem, wenn es um Einzelschicksale von Personen geht, die mitunter über einen längeren Zeitraum begleitet werden. Persönliche Anteilnahme und professionelle journalistische Distanz befinden sich dann fast zwangsläufig in einem Spannungsverhältnis. Michael Borgers hat bei zwei Journalistinnen nachgefragt, wie viel emotionale Nähe sie sich bei ihren Langzeitreportagen erlaubt haben.

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4. Klage gewonnen: Behörden müssen auch Infos von privaten Plattformen offenlegen
(fragdenstaat.de, Arne Semsrott)
Die Transparenzinitiative “FragDenStaat” hat eine wichtige Klage gewonnen: Behörden müssen ihrer Informations- und Transparenzpflicht nachkommen, egal welche Kommunikationskanäle sie verwendet haben. Sie dürfen also nicht die Herausgabe mit dem Argument verweigern, die Kommunikation sei beispielsweise über Twitter oder Facebook gelaufen. “Mit dem Urteil könnte es unter Umständen künftig auch möglich werden, amtliche E-Mails anzufragen, die Minister in ihrer offiziellen Funktion von ihren privaten Mailadressen verschicken”, schreibt “FragDenStaat”-Projektleiter Arne Semsrott.

5. Verstöße gegen Richtlinien: Youtube löscht mehr Videos als je zuvor
(rnd.de)
Youtube hat nach eigenen Angaben im vergangenen Quartal mehr als zehn Millionen Videos gelöscht – und damit so viele wie noch nie zuvor. In über einem Drittel der Fälle sei dies aus Gründen des Kinderschutzes erfolgt. Der Großteil der gelöschten Videos stamme aus den USA.

6. Rechtsrocker obsiegte gegen Bild-Zeitung
(mmm.verdi.de, Frank Biermann)
Ein bekennender Neonazi und Frontmann einer Rechtsrock-Band hat sich gegen die Berichterstattung der “Bild”-Redaktion juristisch zur Wehr gesetzt und einen Teilerfolg erzielt. “Bild” hatte schwere Vorwürfe gegen den Mann erhoben, für die es jedoch keine hinreichenden Belege gegeben habe. Der Richter in seiner Urteilsbegründung: “Das hätten sie so nicht schreiben dürfen. Das sind Tatsachenbehauptungen, für die sie Beweise beibringen müssen.” Und weiter: “In 99 Prozent aller Fälle entscheiden wir hier für die Pressefreiheit – in diesem Fall nicht.”

Reichelts nächtliche Nachrichten, Belarus-Präsenz, Höcke-Interview

1. Sind ARD und ZDF in Belarus präsent genug?
(uebermedien.de, René Martens)
Der stellvertretende “Bild”-Chefredakteur Paul Ronzheimer ist für seine Berichterstattung aus Belarus teilweise sehr gelobt worden, gerne auch verbunden mit der Kritik an anderen Medien, die angeblich nicht ausreichend präsent seien beziehungsweise zu wenig berichten würden. Sind Lob und Kritik berechtigt? René Martens sortiert die vielschichtige Debatte um die Belarus-Berichterstattung – ein Sortiervorgang, bei dem die Öffentlich-Rechtlichen besser wegkommen, als es ihr Image in manchen Kreisen erwarten lässt.

2. Kein Interesse an “Deeskalationsteams”
(deutschlandfunk.de, Annika Schneider, Audio: 5:15 Minuten)
Am Wochenende wird in Berlin erneut eine Demo gegen die Corona-Maßnahmen der Bundesregierung stattfinden. Der Veranstalter fordert Medienschaffende dazu auf, sich vor dem Besuch der Proteste bei ihm zu akkreditieren. Man würde ihnen zum besseren Schutz sogenannte Deeskalationsteams zur Seite stellen. Jörg Reichel, Landesgeschäftsführer der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union Berlin-Brandenburg, rät von dieser Form des “Embedded Journalism” ab: “Wenn die Polizei die Journalistinnen und Journalisten nicht unterstützt in ihrer Arbeit und nicht für einen aktiven Schutz sorgt, wird nur eine Berichterstattung aus der Distanz möglich sein.”

3. “Ach, Herr Sänger”
(sueddeutsche.de, Ulrike Nimz)
Trotz einiger Kritik im Vorfeld hat der MDR das Sommerinterview mit dem Thüringer AfD-Chef Björn Höcke durchgeführt. Ulrike Nimz hat sich das 36-minütige Gespräch angeschaut: “Der Moderator ist vorbereitet, kennt die Corona-Fallzahlen ebenso wie aktuelle Umfragen zur Akzeptanz der Maskenpflicht. In seiner Ruhe bietet er Höcke kaum Anlass zur selbstgerechten Empörung, treibt ihn aber auch nicht in die Ecke.”

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4. Letzte Woche war …
(twitter.com, Christian Miele)
Christian Miele, Präsident des Bundesverbands Deutsche Startups, hat es gewagt, “Bild” zu kritisieren und zwar für eine, seiner Ansicht nach, “in jederlei Hinsicht unglückliche und zumindest als rassistisch interpretierbare” Überschrift. Damit hat er sich ein Telefonat mit “Bild”-Chef Julian Reichelt, ein Treffen mit einem Springer-Vorstand und eine ganze Kaskade nächtlicher Nachrichten eingehandelt, in denen Reichelt eine offizielle Entschuldigung gefordert habe. Miele in seinem Twitter-Thread dazu: “Ich kann das erst einmal nicht glauben. Ist das hier wirklich der Chefredakteur von Deutschlands größtem Medium? Woher kommt diese emotionale Reaktion zu später Stunde?”

5. TikTok reicht Klage gegen Trump-Dekret ein
(zeit.de)
Um einem eventuellen Verbot entgegenzuwirken, haben die Betreiber der chinesischen Video-App TikTok Klage gegen die USA beim Bundesgericht in Los Angeles eingereicht. Sorgen mache dem Unternehmen ein von Donald Trump unterzeichnetes Dekret, das mit der baldigen Stilllegung drohe, sollte der chinesische Mutterkonzern nicht zumindest seine US-amerikanische Dependance abstoßen.

6. Lucas Teuchner: Das ist der Macher hinter Apache 207, Bausa und Loredana
(omr.com, Roland Eisenbrand)
Im Podcast der “Online Marketing Rockstars” ist der 26-jährige Musikmanager Lucas Teuchner zu Gast, der bereits aus einigen Musikern und Musikerinnen Stars gemacht hat, darunter Apache 207, Bausa und Loredana. Im Podcast spricht der Chef von mittlerweile 37 Personen über seine steile Karriere, das Besondere am Geldverdienen in der Musikbranche und absatzfördernde Maßnahmen in Zeiten von Youtube-Views und Spotify-Klicks.

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