Archiv für 6 vor 9

Facebook-Whistleblowerin, Narrative, “Bild”-Bashing & DDR-Propaganda

1. Facebook-Whistleblowerin auf Europa-Tour
(deutschlandfunk.de, Marcus Schuler, Audio: 4:35 Minuten)
Dass Whistleblowerin Frances Haugen nun auch im EU-Parlament über die Missstände bei Facebook aussagt, sei Teil einer minutiös geplanten PR-Kampagne. Unterstützung erfahre Haugen von prominenten Geldgebern und Organisationen, die den Feldzug der ehemaligen Tech-Angestellten begleiten. Und das erscheint durchaus angebracht, wie ein anderer Fall zeigt: Die Facebook-kritische Informatikerin Sophie Zhang sei zuvor im Wortsinn abgeschaltet worden: “Facebook hat erst meinen Web-Server abschalten lassen, dann haben sie sogar meinen Domain-Namen gesperrt.”

2. Sachlich ja, unkritisch nein
(tagesspiegel.de, Kurt Sagatz)
Medien werden für ihre Berichterstattung über die Corona-Pandemie und über die Maßnahmen zu deren Eindämmung streckenweise heftig kritisiert. Der Hauptvorwurf: Sie seien zu regierungsfreundlich und übernähmen die Position der Regierung zu unreflektiert und unkritisch. Doch ist das wirklich so? Aufschluss darüber könnten zwei Studien liefern, deren Ergebnisse gestern vorgestellt wurden.

3. “Es ist eine harte Zeit”
(taz.de, Lisa Schneider)
In Afghanistan habe sich die Arbeit von Medienschaffenden seit der Übernahme der Taliban grundlegend verändert. Viele Journalisten und Journalistinnen würden mittlerweile anonym aus dem Exil schreiben, sagt Samidullah Mahdi, der aktuell im türkischen Exil lebende Mitgründer des Zentrums für investigativen Journalismus in Afghanistan: “Wir sehen immer wieder: Wenn es Demonstrationen auf den Straßen Kabuls gibt und Journalisten darüber berichten wollen, werden sie von den Taliban verprügelt.”

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4. Urheberrecht verletzt oder ein Copy-Trick?
(verdi.de, Birgit Kiupel)
Viele Nutzerinnen und Nutzer verwenden lizenzfreie Bilder von Plattformen wie Flickr oder Pixabay, kümmern sich um die geforderte Kennzeichnung und glauben, sie seien damit auf der sicheren Seite. Dass dem nicht so ist, beweist die Geschichte einer Stadtführerin, die auf ihrer Website ein kleines, vermeintlich lizenzfreies Bild einer Sehenswürdigkeit verwendete und dafür Lehrgeld zahlen musste.

5. Nicht alles ist ein Narrativ. Aber ohne Narrativ ist alles nichts.
(uebermedien.de, Johannes Hillje)
“Der Koalitionsvertrag beschreibt, was die Koalitionäre tun wollen. Das Narrativ begründet, warum sie es tun wollen.” Bei “Übermedien” nimmt sich Johannes Hillje dem häufig verwendeten Begriff an: “Wer etwas intellektueller klingen will, spricht vom Narrativ. Naturgemäß führt die inflationäre Verwendung eines Begriffs zu einer Verunschärfung seiner Bedeutung. Vor einiger Zeit erlitt das ‘Framing’ ein ähnliches Schicksal.”

6. BILD-Bashing & DDR-Propaganda: Ich – Axel Cäsar Springer (1968 bis 1970)
(journalistenfilme.de, Patrick Torma)
Seit 2015 bespricht Patrick Torma auf seinem Filmblog Kino- und TV-Produktionen mit direktem oder indirektem Journalismus-Bezug: Welche journalistischen Werte vermittelt ein Film? Welche realen Scoops liegen den Beiträgen zugrunde? Auf welche Dramatisierungen und Klischees greift ein Film zurück? Aktuell widmet er sich einer DDR-Produktion über Axel Springer, die sich die DDR seinerzeit stolze sieben Millionen Mark habe kosten lassen. Warum arbeitete sich die DDR an Axel Springer ab? Woher hatten die Autoren ihr Wissen? Und wie zuverlässig ist die Produktion? All diesen Fragen geht Torma ausführlich und aufopferungsvoll nach. Der Blick auf Einzelszenen habe gelohnt, doch “am Stück war der Film für mich schwer zu ertragen, und das lag nicht allein an der zehnstündigen Laufzeit.”

“eXXpress” gegen Klenk, Nominiert, Show-Dinos sind wieder da

1. “eXXpress” gegen Klenk
(taz.de, Ralf Leonhard)
Ralf Leonhard, Österreich-Korrespondent der “taz”, erklärt die Hintergründe um den jüngsten Medienskandal der Alpenrepublik: Das noch recht neue österreichische Boulevardmedium “eXXpress” versuche sich derzeit an einem “Meisterstück von Rufmord und politischer Intrige”. Das Onlinemagazin wolle offenbar gleichzeitig die Korruptionsstaatsanwaltschaft und Florian Klenk, den Chefredakteur des “Falter”, in Misskredit bringen.

2. Nominierungen: Deutscher Reporter:innen-Preis 2021
(reporter-forum.de)
Das “Reporter:innen-Forum” hat mittlerweile alle Nominierungen für den “Reporter:innen-Preis 2021” veröffentlicht. Die Kategorien lauten: Beste Investigation, Beste Sportreportage, Datenjournalismus, Beste Lokalreportage, Multimedia, Kulturreportage, Bester Podcast, Beste Wissenschaftsreportage, Freie:r Reporter:in und Essay. Die Bekanntgabe der Gewinnerinnen und Gewinner erfolgt am Montag, 6. Dezember, um 20 Uhr auf Zoom. Tipp des “6-vor-9”-Kurators: Die Nominierungsliste bietet hochqualitativen Lesestoff und lohnt ein Abspeichern in den Favoriten.

3. Wie lässt sich die Klimakrise besser erklären?
(deutschlandfunkkultur.de, Teresa Sickert & Tim Wiese, Audio: 15:52 Minuten)
Die Berichterstattung über das Klima stellt eine besondere Herausforderung dar: Wie kann es gelingen, ein so komplexes Thema wie den Klimawandel verständlich zu vermitteln? Darüber hat sich Deutschlandfunk Kultur mit Laura Spengler vom Umweltbundesamt sowie der Journalistin Sara Schurmann unterhalten, die auch Medien in Fragen rund um die Klimaberichterstattung berät.

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4. Verleger erwarten Vertriebsförderung
(verdi.de, Günter Herkel)
Die deutschen Zeitschriftenverleger würden sich von der nächsten Bundesregierung verlässliche Rahmenbedingungen für gedruckte und digitale Medien wünschen. Dazu gehöre auch eine “diskriminierungsfreie Vertriebsförderung” der periodischen Presse, so der Präsident des Verbands Deutscher Zeitschriftenverleger auf dem diesjährigen Branchentreff “Publishers’ Summit”. Günter Herkel fasst zusammen, was auf der Konferenz sonst noch gesagt wurde.

5. Von wegen ausgestorben: Die Show-Dinos sind wieder da
(dwdl.de, Peer Schader)
Verschiedene TV-Sender reaktivieren ihre Unterhaltungsklassiker von damals, jüngstes Beispiel ist die “Wetten, dass ..?“-Ausgabe vom Wochenende. Peer Schader kommentiert: “Alles war wie immer, und gleichzeitig so wahnsinnig langsam, dass man schon nach einer Dreiviertelstunde, als gerade ein süßer Hund enthusiastisch Verpackungsmaterialien in die richtigen Mülltonnen trennte, eine sehr konkrete Ahnung davon bekam, warum diese Art der TV-Unterhaltung irgendwann ausgestorben ist.”

6. “Wetten, dass..?”, Medikamente für Covid-Patienten, „Stranger Things“
(meedia.de, Jens Schröder)
Im “Social Media Radar” von “Meedia” hat Jens Schröder unter anderem das Netzverhalten nach der “Wetten, dass ..?”-Comeback-Sendung ausgewertet und eine Rangliste der Wikipedia-Suchanfragen erstellt. Die beherrschenden Twitter-Themen des Wochenendes seien außerdem Medikamente für Covid-Patienten und der Trailer zur vierten Staffel der Netflix-Serie “Stranger Things” gewesen.

KW 44: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, endlich Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Samstagsausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Boulevardblätter in Not – Haben Bild und Co. noch eine Zukunft?
(sr.de, Isabel Sonnabend & Michael Meyer, Audio: 16:04 Minuten)
In der aktuellen Folge von “Medien – Cross und Quer” geht es um die Zukunft des Boulevard: Steht das Segment der Boulevardzeitungen vor dem baldigen Aus? Oder wandern Boulevard-Inhalte einfach nur ins Netz und werden dann eben dort konsumiert? Ist Boulevard-Berichterstattung, so wie sie jetzt ist, überhaupt noch zeitgemäß? Und was kann und wird sich verändern? Unter anderem darüber sprechen Isabel Sonnabend und Michael Meyer mit dem Hamburger Medienwissenschaftler Michael Haller.

2. Wie gefährdet ist die Pressefreiheit in Polen?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 27:18 Minuten)
Im “Übermedien”-Podcast spricht der Journalist Thomas Dudek mit Holger Klein darüber, wie die polnische Medienlandschaft sich Stück für Stück verändert, wie der öffentlich-rechtliche Rundfunk Telewizja Polska zum Propagandaorgan der Regierung wurde, und weshalb die Parlamentswahl 2023 ein Wendepunkt für die Pressefreiheit in Polen sein könnte.
Weitere Empfehlung: Im Rahmen der MDR-Europakonferenz hat sich MDR-Programmdirektor Klaus Brinkbäumer mit den Botschaftern von Polen und Tschechien sowie einer Vertreterin von Reporter ohne Grenzen über Pressefreiheit sowie über “Medien und ihre gesellschaftliche Funktion in Europa” unterhalten (youtube.com, phoenix, Video: 1:56:10 Stunden).

3. True Crime: Online auf Verbrecherjagd
(ndr.de, Gudrun Kirfel, Video: 12:57 Minuten)
Das Verschwinden der US-amerikanischen Bloggerin Gabby Petito sorgte weltweit für großes Aufsehen. Der Hashtag #gabbypetito verzeichnete allein auf TikTok annähernd zwei Milliarden Aufrufe. Dort, bei Instagram und Youtube suchten unzählige Nutzerinnen und Nutzer den mutmaßlichen Mörder. “Zapp”-Reporterin Gudrun Kirfel hat die Welt der neuen Hobby-Detektive erkundet: Was treibt sie an? Wie hilfreich sind deren Hinweise?

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4. Entscheidung zu El-Hassan und Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis
(wdr.de, Sebastian Sonntag, Audio: 40:16 Minuten)
Im WDR5-Medienmagazin geht es um die folgenden Themen: Die Entscheidung zu Nemi El-Hassan, Afghanische Journalisten in Deutschland, Preisgekrönte Afghanistan-Reporterin, Berichterstattung an Polens Ostgrenze, Chance und Risiko von Gesichtserkennung, Online-Portal für historische Zeitungen. Den Abschluss bildet wie immer die “Medienschelte”, diesmal zum Revival von “Wetten, dass ..?”.

5. Nachhaltigkeits-Berichterstattung: Wie veränderungsbereit sind deutsche Medien, Daniel Bröckerhoff?
(youtube.com, turi2tv, Markus Trantow, Video: 9:26 Minuten)
Auf den Medientagen München wurde unter anderem über das Thema “Nachhaltigkeit in Medien und Gesellschaft” diskutiert. Daniel Bröckerhoff moderierte dort einen “Nachhaltigkeitsgipfel”. In der Nachbesprechung mit “turi2” fasst Bröckerhoff die unterschiedlichen Positionen und den Stand der Diskussion zusammen (“Am Ende hat es ein bisschen gekracht”).

6. Wieso sich das Militär jetzt auf die Gamer stürzen will
(youtube.com, Walulis Story – SWR3, Video: 13:07 Minuten)
Der Krieg der Kriegsspiele für den PC habe einen lachenden Gewinner aus der zweiten Reihe: Armeen. Für die könne es aktuell nicht genug Gaming geben. In der aktuellen “Walulis Story” geht es um die medialen Anstrengungen, aus Gamern Rekruten zu machen, und die Frage, wie die Spielehersteller dabei helfen.

Von der Lappalie zur Cancel Culture, Geschürter Volkszorn, Methode May

1. Der kurze Weg von der Lappalie zur Cancel Culture
(woz.ch, Adrian Daub)
Der Stanford-Professor Adrian Daub denkt über das Schlagwort “Cancel Culture” nach, das in den deutschsprachigen Feuilletons immer wieder für aufgewühlte und aufwühlende Beiträge herhalten muss: “In der deutschsprachigen Presse ist um diese Schauergeschichten für die Boomerseele ein regelrechtes Ökosystem entstanden. Da lohnt es sich zu fragen, warum. Gewiss sind solche Formen der Panikmache Ausdruck konkreter Ängste. Aber sie werfen auch ein Schlaglicht auf Verschiebungen in der deutschsprachigen Publizistik und im europäischen Selbstverständnis.”

2. WDR-Intendant Tom Buhrow – Feige, verloren oder was sonst?
(blog-der-republik.de, Christoph Lütgert)
Christoph Lütgert war viele Jahre Chefreporter des NDR und beobachtet das Mediengeschehen mittlerweile aus dem Ruhestand. Besonders unzufrieden ist er mit Arbeit und Verhalten des WDR-Intendanten Tom Buhrow, den er hinsichtlich des Umgangs mit der Causa Nemi El-Hassan als “mutlosen Wiederholungstäter” bezeichnet. Angesichts Buhrows öffentlich getätigter Aussagen über die Notwendigkeit unbequemer Haltungen bleibe nur die Wertung: “verlogen und heuchlerisch”.

3. “Wir brauchen eine totale Sensibilisierung für die Betroffenen”
(deutschlandfunk.de, Sebastian Wellendorf, Audio: 8:35 Minuten)
Am 4. November 2011 flog der selbsternannte, rechtsterroristische Nationalsozialistische Untergrund, kurz NSU, auf. Welche Rolle haben Medien bei der Wahrnehmung und Bewertung der Taten des NSU gespielt? Und was haben sie gelernt in puncto Rassismus und Vorurteile? Darüber hat sich der Deutschlandfunk mit der Journalistin und Rechtsextremismus-Expertin Andrea Röpke unterhalten.

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4. Eine Milliarde Umsatz bis 2026: RTL erhöht Streaming-Ziele
(dwdl.de, Alexander Krei)
Die RTL Group wolle mit ihrem Streaming-Angebot RTL+ (vormals TV Now) bis Ende 2026 zehn Millionen zahlende Abonnentinnen und Abonnenten sowie einen Umsatz von einer Milliarde Euro erreichen. Dieses Vorhaben lasse sich das Unternehmen einiges an Investitionen kosten. Durchaus mit Erfolg: Innerhalb eines Jahres habe sich die Zahl der Abos, auch wegen einer Partnerschaft mit der Telekom, auf rund 2,4 Millionen mehr als verdoppelt.

5. Falschnachrichten für den Volkszorn
(tagesschau.de, Silvio Duwe & Susett Kleine & Daniel Laufer & Markus Pohl)
Jürgen Elsässers Magazin “Compact” docke gezielt an Verschwörungsmythen an. Diese seien laut Elsässer ein probates Mittel, um einen “Sturz des Regimes” herbeizuführen – auch wenn er sie selbst nicht glaube: “Schon vor der Pandemie sprach Elsässer unverblümt davon, dass sein Ziel der ‘Sturz des Regimes’ sei – also der demokratisch legitimieren Bundesregierung. Im Interview betont er aber, dass dieser Sturz selbstverständlich ‘demokratisch’ erfolgen solle.”

6. Für Tanja May ist Löschen jetzt das neue Schwarz
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Als Tanja May noch bei der “Bunten” arbeitete, mussten nachträglich regelmäßig ganze Passagen ihrer Artikel über Prominente geschwärzt werden, weil sie unwahr waren oder die Öffentlichkeit nichts angingen. Nach ihrem Wechsel in die “Bild”-Redaktion hat sich an Mays Vorgehensweise anscheinend wenig geändert, nur die Folgen seien andere: Statt Schwärzungen setze man bei “Bild” auf Löschungen. Das Perfide der Methode May: “Aus der Welt sind die privaten Dinge, die sie öffentlich gemacht hat, nach dem Löschen natürlich nicht. Auch die Informationen aus dem aktuellen Stück finden sich nun zwar nicht mehr bei ‘Bild’, aber in diversen anderen Medien.”

Klima-Medienkrise, “Falter-Gate”, Gesichtserkennung geht weiter

1. Programmauswertung: Wir haben mal nachgezählt…
(klimavoracht.de)
“Klima vor acht” versteht sich als “Initiative zur Förderung von Klimaberichterstattung zur besten Sendezeit”, also kurz vor 20 Uhr, unmittelbar vor der “Tagesschau”. Die Mitglieder der Initiative haben sich das zurückliegende öffentlich-rechtliche Programm seit 2016 angeschaut und kommen zu einem eindeutigen Ergebnis: Im Verhältnis zum öffentlichen Interesse an der Klimakrise gebe es deutlich zu wenig Sendungen bei ARD und ZDF, die sich mit dem Thema befassen.

2. Facebook arbeitet weiter an Gesichtserkennung
(netzpolitik.org, Sebastian Meineck)
Wer die Nachrichten der vergangenen Tage verfolgt hat, könnte meinen, Facebook verabschiede sich von seiner umstrittenen Gesichtserkennnung. Wenn man die Pressemitteilung des Mutterkonzerns Meta genau lese, ergebe sich jedoch ein anderes Bild, schreibt Sebastian Meineck: Facebook halte nach wie vor an der Technologie fest, wolle sie nur gezielter einsetzen. Meinecks Tipp: “Wer auch in Zukunft sein Gesicht vor möglicher, biometrischer Erfassung durch den Konzern schützen will, sollte eher keine Facebook-Produkte nutzen.”

3. Falter-Gate: Wie kritische Journalist:innen eingeschüchtert werden sollen
(youtube.com, Moment Magazin, Natascha Strobl, Video: 3:41 Minuten)
In Österreich hat sich im ÖVP-nahen Umfeld eine Kampagne gegen Florian Klenk, Chefredakteur der Zeitschrift “Falter”, und gegen die Staatsanwaltschaft, die unter anderem gegen Ex-Kanzler Sebastian Kurz ermittelt, gebildet. Natascha Strobl erklärt in ihrer Video-Kolumne die dahinterstehende Strategie: “Desinformation wie Falter-Gate bietet eine Gegenrealität zur realen, auf Fakten basierenden Realität. In dieser Gegenrealität werden die eigentlichen Täter:innen zu Opfern und die Aufdecker:innen zu Täter:innen”.

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4. Holt mehr Journalistinnen mit Behinderung in die Redaktion!
(uebermedien.de, Andrea Schöne)
“Diversity in den Medien ist die Debatte schlechthin für den Journalismus der Zukunft. Meistens geht es hier um die Förderung von Frauen, von Menschen mit Migrationsgeschichte oder queeren Menschen. Alles wichtig. Genauso wichtig wäre aber, auch über die Sichtbarkeit von behinderten Menschen in Medien zu reden oder über ihre Mitarbeit hinter den Kulissen.” Die freie Journalistin Andrea Schöne beschreibt bei “Übermedien” ihre Erfahrungen als Journalistin mit Behinderung und erklärt, was sich tun müsste, damit der Zugang in den Journalismus endlich barrierefrei(er) wird.

5. “Müssen wir uns jetzt wieder beschimpfen lassen?”
(journalist.de, Thilo Komma-Pöllath)
Claudia Neumann ist seit 1999 Sportreporterin beim ZDF, seit 2008 kommentiert sie Fußballspiele live, seit 2016 auch Partien der Männer. Bei Letzterem schlagen ihr regelmäßig sexistische Kommentare, Beschimpfungen und Hass entgegen. Der “journalist” hat sich mit Neumann über ihre Vorbildrolle, die unterschiedliche Beurteilung von Frauen und Männern und den Umgang mit Fehlern unterhalten.

6. Expertinnen warnen vor Netflix-Serie “Squid Game” für jüngere Kinder
(rnd.de)
Die aus Südkorea stammende Serie “Squid Game” ist die weltweit erfolgreichste Netflix-Produktion aller Zeiten. Sie steht jedoch wegen ihrer Gewalttätigkeit in der Kritik. Vor allem für Kinder sei die Serie nach Ansicht von Experten und Expertinnen ungeeignet. Eltern sollten die Altersfreigabe ab 16 Jahren berücksichtigen und gegebenenfalls mit ihren Kindern über das Gesehene sprechen, um bei der Verarbeitung zu helfen.

Zusammenarbeit beendet, Yahoos Rückzug, Leugner und Profiteur

1. WDR beendet Zusammenarbeit mit El-Hassan endgültig
(tagesspiegel.de, Joachim Huber & Ellen Nebel)
Der WDR hat sich endgültig gegen eine Zusammenarbeit mit der Journalistin Nemi El-Hassan entschieden. Zuvor hatte die Journalistin einen Gastbeitrag in der “Berliner Zeitung” veröffentlicht, in dem sie Kritik zum Umgang des WDR mit ihr in den vergangenen Wochen äußerte: “Der WDR hat sich – in der Hoffnung, sich selbst aus der Schusslinie zu ziehen – allen Argumenten der ‘Bild’-Zeitung angeschlossen und somit auch zukünftigen Kampagnen Tür und Tor geöffnet.”

2. Mit Chefinnen aus der Krise
(taz.de, Volkan Ağar)
Linna Nickel und Antje Schippmann werden als Blattmacherinnen Mitglieder der “Bild”-Chefredaktion. Frauen haben dort nun zumindest der Zahl nach die Oberhand. Ist damit wahrscheinlicher, dass sich die toxische Arbeitskultur ändert? “taz”-Redakteur Volkan Ağar kommentiert: “Wie viel Einfluss die beiden Chefinnen auf die proklamierte betriebskulturelle Erneuerung und auf die Inhalte des Boulevardblattes haben werden, darauf kann man gespannt sein – auch weil die Stellenbezeichnung ‘Blattmacherin’ vieles und nichts bedeuten kann. Interessant wird ebenso, ob personelle Änderungen ausreichen, um eine Arbeitskultur nachhaltig zum Besseren zu verändern.”

3. Belarus sperrt Online-Angebot der Deutschen Welle
(netzpolitik.org, Christina Braun)
In Belarus haben die staatlichen Behörden den Online-Auftritt der Deutschen Welle (DW) wegen der angeblichen Verbreitung extremistischen Materials gesperrt. DW-Intendant Peter Limbourg bezeichnet die Vorwürfe als “absolut lächerlich”, die Sperre sei ein Akt der Verzweiflung: “Herr Lukaschenko hat gezeigt, dass er im Kampf gegen seine eigene Bevölkerung vor nichts zurückschreckt, um seine Macht zu erhalten”, so Limbourg.

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4. Yahoo zieht sich endgültig aus China zurück
(spiegel.de)
In China bestehen für ausländische Tech-Unternehmen erhebliche Einschränkungen. So seien Online-Plattformen dort beispielsweise verpflichtet, Daten chinesischer Nutzerinnen und Nutzer auf Anfrage den Behörden zur Verfügung zu stellen und politisch Unerwünschtes, etwa Hinweise auf das Tiananmen-Massaker, zu entfernen. Nun hat Yahoo Konsequenzen gezogen und seinen Rückzug aus Festland-China bekanntgegeben. Das Unternehmen fühle sich “weiterhin den Rechten unserer Nutzer sowie einem freien und offenen Internet verpflichtet”.

5. Nicht mit, sondern über Faschisten auf der Buchmesse reden
(nd-aktuell.de, Natascha Strobl)
Politikwissenschaftlerin und Rechtsextremismus-Expertin Natascha Strobl kommentiert die Debatte um den Umgang der Frankfurter Buchmesse mit rechtsradikalen Verlagen: “Was genau möchte man mit solchen Leuten ausdiskutieren? Der Wunsch, diese Personen in einen demokratischen Diskurs zu rücken, sagt mehr über jene aus, die mit Faschisten diskutieren möchten, als über die Faschisten, die keinen Hehl aus ihren Ansichten machen. Es ist Angstlust, mit der Faschismus ein ums andere Mal eine große Bühne geboten wird. Und es ist Narzissmus, der einen glauben lässt, dass nur der eigene scharfe Verstand Faschismus im direkten Duell platt machen kann.”

6. Klimawandel-Leugner und -Profiteur zugleich
(deutschlandfunk.de, Heike Wipperfürth, Audio: 5:11 Minuten)
Donald Trumps langjähriger Lieblingssender Fox News will mit einem eigenen Wetterkanal die Gunst der Zuschauerinnen und Zuschauer gewinnen: “Der konservative US-Sender wittert hier ein Geschäft mit Zukunftspotential – wegen zunehmender Extremwetterereignisse, aber auch weil viele Zuschauer politikmüde sind.”

Zweifelhaftes Privileg, Tribunal, Helene und die Knallpresse

1. Presseverlage wollen Privileg für ihre Inhalte
(netzpolitik.org, Alexander Fanta)
Derzeit können Facebook und Youtube journalistische Inhalte noch ohne Begründung löschen, doch die Verlagslobby will dies nicht hinnehmen und drängt bei der EU auf ein Verbot derartiger Löschungen. Ein solches Presseprivileg könne jedoch nach Ansicht von Expertinnen und Experten den Kampf gegen Desinformation erschweren. Auch die EU-Kommissionsvizepräsidentin habe sich skeptisch gegenüber den Wünschen der Verlage geäußert.

2. Tribunal zu Morden an Journalisten
(reporter-ohne-grenzen.de)
Drei Organisationen, die sich für die Pressefreiheit einsetzen, haben ein sogenanntes Völkertribunal ins Leben gerufen, das sich dem Kampf gegen Straflosigkeit nach Morden an Medienschaffenden widmen soll. Die zivilgesellschaftliche Initiative von Reporter ohne Grenzen, dem Committee to Protect Journalists und Free Press Unlimited habe zum Ziel, mit Hilfe von Recherchen und juristischer Expertise Staatsregierungen zur Rechenschaft zu ziehen, wenn Verbrechen an Journalistinnen und Journalisten nicht aufgearbeitet und geahndet werden.

3. Lebensfrohe Alpha-Journalistin: Nachruf auf Bettina Gaus (15J)
(djs-online.de, Henriette Löwisch)
Vergangene Woche ist die Journalistin, Korrespondentin und Kolumnistin Bettina Gaus im Alter von 64 Jahren gestorben. Wie sehr sie von Kollegen und Kolleginnen geschätzt wurde, sieht man unter anderem an Anzahl und Qualität der Nachrufe: Mit Mut und Meinung (taz.de), Ihr Wort, das war erkennbar (zeit.de), Links und wirklich frei (tagesspiegel.de), Die Welt-Bekannte (sueddeutsche.de), Die Unbestechliche (faz.net), Die Selbstbestimmte (spiegel.de).

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4. Liebesgrüße aus Peking
(sueddeutsche.de, Lea Sahay)
Erneut muss eine öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt einen Beitrag über China löschen, der zum Teil auf Material der Staatspropaganda zurückgreift oder von staatlichen Produktionsfirmen produziert wurde. Lea Sahay kommentiert: “Während die Debatte über den Einfluss der Kommunistischen Partei auf offene Gesellschaften im vollen Gange ist, scheinen die Verantwortlichen in den Sendern weder in der Lage zu sein, die Angriffe abzuwehren, noch überhaupt das Problem wirklich zu erkennen.”

5. Konservative Kampagnen im Mediengewand
(deutschlandfunk.de, Michael Meyer, Audio: 5:44 Minuten)
Der Deutschlandfunk hat sich mit dem Kommunikationswissenschaftler Wolfgang Schweiger über die unionsnahe Kampagnenplattform “The Republic” unterhalten, von der nicht ganz klar sei, wer sie unterstützt: “Es trägt halt weiter zu dieser Verwirrung im Netz und in den Sozialen Medien bei, dass keiner mehr so genau weiß, was noch journalistische Medien sind, und was eigentlich Angebote von interessensgeleiteten Akteuren, in diesem Fall Parteien, sind.”

6. Ein Hoch auf die Übermedien!
(facebook.com, Helene Fischer)
Die Schlagersängerin Helene Fischer bedankt sich auf Facebook für die Arbeit der Kollegen und Kolleginnen von “Übermedien”. Aktueller Anlass ist die wieder einmal erschütternde Recherche von Mats Schönauer über die Arbeitsweise der “Knallpresse-Verlage” wie Funke, Bauer und Burda: Die Jagd ist in vollem Gange: Helene Fischer und die üblen Methoden der Knallpresse (übermedien.de).

Springers Digital-Strategie, Die Wurzel des Übels, Staatstrojaner

1. Medienmacht und Triebe
(freitag.de, Wolfgang Michal)
Wolfgang Michal analysiert Springers Digital-Strategie und geht der Frage nach, warum der Konzern für die Übernahme des Nachrichtenunternehmens “Politico” den vergleichsweise hohen Preis von angeblich einer Milliarde US-Dollar bezahlte: “Offenbar verlangt die Realität zu Hause rasches Handeln. Die Auflagen der beiden Springer-Traditionszeitungen Bild und Welt schmelzen wie Butter an der Sonne. Fand Bild vor 20 Jahren noch 4,5 Millionen Käufer, sind es heute magere 1,1 Millionen. Die harte Auflage der Welt – dazu zählen Abos und Kioskverkäufe – sackte von über 200.000 auf 42.000. Bereits 2023 könnte das Printgeschäft, laut einer internen Studie, in die roten Zahlen rutschen.”

2. Soll Journalismus eingreifen statt berichten? Maren Urner vs. Florian Harms
(deutschlandfunk.de, Marco Bertolaso, Audio: 24:50 Minuten)
Soll Journalismus eingreifen, statt nur zu berichten? Unter anderem darüber diskutieren im Deutschlandfunk der t-online.de-Chefredakteur Florian Harms und die Neurowissenschaftlerin Maren Urner. Harms habe den Eindruck, dass große Teile der Bevölkerung kein grundlegendes Verständnis mehr dafür aufbrächten, wie Journalistinnen und Journalisten arbeiteten. Diese hätten deswegen die Aufgabe zu erklären, wie sie arbeiten. Urner wirbt dafür, bei der Informationsvermittlung nicht nur vollständig, sondern auch wertebezogen zu berichten.

3. Was Merkel nicht gesagt hat, war wenigstens grammatisch nicht falsch
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Medienkritiker Stefan Niggemeier liest regelmäßig die Sprachkolumne des “Hamburger Abendblatt”. Er selbst nennt es eines seiner “abwegigeren Hobbys”, und im Verlauf seines Beitrags wird einem klar, was er damit meint. In der Kolumne von Peter Schmachthagen fabuliert ein “Sprachpurist” allerlei zusammen, was im Zweifel nicht nur inhaltlich falsch ist, sondern auch von sich selbst abgeschrieben.

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4. Fragen und Antworten zur Staatstrojaner-Klage
(reporter-ohne-grenzen.de)
Reporter ohne Grenzen, das Whistleblower-Netzwerk und mehrere Investigativjournalistinnen und -journalisten haben vor verschiedenen deutschen Verwaltungsgerichten Klagen gegen die Befugnisse der deutschen Nachrichtendienste zur digitalen Überwachung von beruflicher Kommunikation eingereicht. Was genau erlaubt das im Juni 2021 reformierte Verfassungsschutzrecht den deutschen Nachrichtendiensten? Welche Konsequenzen haben diese Befugnisse? Und was erhoffen sich die Klägerinnen und Kläger? Reporter ohne Grenzen hat die wichtigsten Fragen samt Antwort zusammengefasst.

5. Die reichsten Verleger 2021
(kress.de, Markus Wiegand)
Das “Manager Magazin” veröffentlicht regelmäßig die auf Schätzungen beruhende Liste der 500 reichsten Deutschen. Wie kress.de berichtet, haben es insgesamt zehn Verleger beziehungsweise Verlegerfamilien ins Ranking geschafft. Auf den ersten drei Plätzen die Familie Mohn (Bertelsmann) mit viereinhalb Milliarden Euro, Friede Springer und Mathias Döpfner (Springer) mit zusammen vier Milliarden Euro und die Familie Burda (Hubert Burda Media) mit ebenfalls vier Milliarden Euro.

6. Rohkost ist die Einstiegsernährung zum Verschwörungsglauben
(belltower.news, Nicholas Potter)
“Rohkost ist die Einstiegsernährung zum Verschwörungsglauben” … Was sich anhört wie ein schlechter Scherz, soll bittere Realität sein: In Teilen der Rohkostszene würden die alternativen Fakten von “Querdenkern” und Verschwörungsfans auf fruchtbaren Boden fallen, berichtet Nicholas Potter. Der Weg zum Verschwörungswahn und einer tödlichen Pseudomedizin sei nicht weit. Das zeige exemplarisch das Vitalkost-Magazin “Die Wurzel”.

KW 43: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, endlich Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Samstagsausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. MAITHINK X – Thema Meinungsfreiheit
(zdf.de, Mai Thi Nguyen-Kim, Video: 27:42 Minuten)
In der ersten Folge ihrer neuen TV-Show bei “ZDFneo” erklärt Mai Thi Nguyen-Kim, weshalb Wissenschaft keine Demokratie ist und Provokation das beste Mittel für Aufmerksamkeit: “Wissenschaftlicher Konsens ist nicht die Wahrheit, sondern ‘nur’ die derzeit beste Näherung. Aber allein das Hinterfragen von wissenschaftlichem Konsens macht dich nicht zu Einstein. Den Unterschied zwischen quergedachten Außenseitertheorien und einer wissenschaftlichen Revolution macht die Evidenz.”

2. Auf den Punkt: Medienquartett – Muss sich der politische Journalismus wandeln?
(deutschlandradio.de, Christian Floto, Audio: 43:58 Minuten)
Beim “Medienquartett” des Deutschlandfunks geht es um die Frage, ob sich der politische Journalismus wandeln muss: Konfrontieren Journalistinnen und Journalisten die Politik zu wenig mit den wichtigen Fragen unserer Zeit? Verhindert die Berichterstattung vielleicht sogar die Entwicklung politischer Visionen? Es diskutieren: Georg Diez, Journalist, Autor und Chefredakteur beim Thinktank The New Institute, Lutz Hachmeister, Journalist, Filmemacher und Medienexperte, Tilo Jung, Journalist und Moderator des Interviewformats “Jung und Naiv”, und Marlis Prinzing, Medienwissenschaftlerin und Autorin.

3. Allein gegen Taliban: Mutige Reporterin in Afghanistan
(ndr.de, Zapp – Das Medienmagazin, Caroline Schmidt, Video: 20:38 Minuten)
Seit der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan sind viele Journalistinnen und Journalisten außer Landes geflohen. Die Reporterin Zahrah Nabbi will trotz Einschränkungen und Bedrohungen in Afghanistan bleiben und weiter von dort berichten. Warum geht sie das Risiko ein? Und wie ergeht es den wenigen gebliebenen Journalistinnen wie ihr? “Zapp”-Reporterin Caroline Schmidt hat mit Zahrah Nabbi gesprochen.

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4. Einspruch! – Wie sich Journalist:innen gegen Desinformation wehren können
(youtube.com, Deutscher Journalisten-Verband, Ute Korinth, Video: 55:43 Minuten)
Vor Kurzem trafen sich Journalisten und Journalistinnen zum Kongress “Besser Online 2021” des Deutschen Journalisten-Verbands. In ihrer Keynote geht Buchautorin und Kolumnistin Ingrid Brodnig der Frage nach, wie Medienschaffende mit Mediengegnern umgehen sollten: “Sollen wir sie aufgeben? Wie können wir sie als Medien oder Menschen erreichen? Ein Wundermittel gibt es nicht, aber klug gewählte Worte könnten ein Schritt in die richtige Richtung sein.”

5. Warum die Buchmesse rechte Verlage nicht vor die Tür setzt
(faz.net, Corinna Budras, Audio: 1:19:30 Stunden)
In der aktuellen Folge des “FAZ”-“Einspruch”-Podcasts geht es unter anderem um die Forderung, rechte bis rechtsextreme Verlage von der Buchmesse auszuschließen, und die Frage, ob das rechtlich überhaupt möglich und gesellschaftspolitisch sinnvoll ist. Zur umfassenden Meinungsbildung siehe auch das Video des Juristen Chan-jo Jun: Müssen wir Rechtsradikale aushalten? de jure: Nein. Buchmesse sollte sich nicht auf Zwänge berufen (youtube.com, 6:10 Minuten).

6. Was Whistleblowerin Frances Haugen über Facebook offenbart, zwingt uns zum Handeln
(youtube.com, Anwalt Jun, Video: 1:18:25 Stunden)
Facebooks Versäumnisse bei der Bekämpfung von Hasskriminalität veranlassten den IT-Rechtler Chan-jo Jun im Jahr 2016, die gesamte Facebook-Spitze wegen Volksverhetzung, Gewaltdarstellung, Beleidigung und übler Nachrede anzuzeigen. Fünf Jahre später wissen wir dank der Aussagen der Whistleblowerin Frances Haugen mehr über das Innenleben von Facebook. In einem Vortrag beim Demokratiezentrum Baden-Württemberg spricht Jun über die derzeitige Situation, und erklärt, was bereits erreicht wurde und was aus seiner Sicht noch erreicht werden muss.

Mehr und weniger Transparenz, Appell an Koalition, Wilhelma-Visionen

1. CORRECTIV setzt sich gegen Bundesrechnungshof durch: Bundesbehörde ist zur Auskunft gezwungen
(correctiv.org)
Sieben Jahre lang hat “Correctiv” für mehr Transparenz beim Bundesrechnungshofs gekämpft und dafür durch die Instanzen bis zum Bundesverwaltungsgericht geklagt. Mit Erfolg: Der Bundesrechnungshof müsse erklären, welche Fälle er überprüft und was er beim Bundeskanzleramt, beim Verkehrs-, beim Wirtschafts- und beim Umweltministerium bemängelt hat. Der Vorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbands kommentiert: “Das ist ein ermutigender Sieg der Pressefreiheit über die kleinkarierte Geheimhaltungs-Taktik einer Bundesbehörde. Ich gratuliere Correctiv zu diesem Erfolg. Gleichwohl ist es für ein demokratisches Land eine Schande, dass hier überhaupt Gerichte bemüht werden mussten. Die neue Bundesregierung muss deshalb endlich ein Presseauskunftsrecht auf Bundesebene etablieren.”
Weiterer Lesehinweis: An anderer Stelle sieht es nicht so gut aus für Transparenz und Informationsfreiheit: Innenministerium muss Twitter-DMs nicht herausgeben (netzpolitik.org, Alexander Fanta & Markus Reuter).

2. Appell an künftige Koalition
(djv.de, Hendrik Zörner)
Mehrere Organisationen, darunter der Deutsche Journalisten-Verband und der Deutsche Fachjournalisten-Verband, haben sich in einem offenen Brief an die möglichen Koalitionäre von SPD, Grünen und FDP gewandt: “Mit unzähligen Überwachungsgesetzen hat die ‘Große Koalition’ die Grund- und Freiheitsrechte schwer beschädigt. Von einem ‘Ampel’-Koalitionsvertrag mit den Parteien SPD, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN erwarten wir eine Beseitigung der schädlichsten Altlast der ‘Großen Koalition’, nämlich der Vorratsdatenspeicherung von Telekommunikationsdaten in Deutschland.”

3. Wolfgang Blau: “Hohe Summen werden investiert, um Desinformationen über die Klimakrise zu verbreiten”
(derstandard.at, Oliver Mark)
Wolfgang Blau ist nicht nur langjähriger Journalist und Medienmanager, sondern auch Mitgründer des Oxford Climate Journalism Network. Im Interview mit dem österreichischen “Standard” bezeichnet er den Klimawandel als die größte Herausforderung, mit der der Journalismus jemals konfrontiert war, und fordert: “Eine Redaktion braucht Klimaexpertinnen, und gleichzeitig müssen – ich verwende das Wort müssen so selten wie möglich -, gleichzeitig müssen alle Mitglieder einer Redaktion zumindest Grundwissen zur Klimakrise erwerben. Das ist nötig, weil die Klimakrise sich auf jeden Bereich des Journalismus auswirken wird.”

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4. Die Deutsche Digitale Bibliothek startet das Deutsche Zeitungsportal mit zentralem Zugang zu historischen Zeitungen von 1671 bis 1950
(deutsche-digitale-bibliothek.de)
“Entdecken Sie historische Zeitungen aus den Jahren 1671 bis 1950!” Die Deutsche Digitale Bibliothek schaltet mit dem Deutschen Zeitungsportal einen zentralen Zugang zu digitalisierten historischen Zeitungen aus Kultur- und Wissenseinrichtungen frei. Eine wunderbare Quelle für private, berufliche oder wissenschaftliche Recherchen. Und das Beste: Alles davon ist kostenfrei zugänglich.

5. Neuer “Bild”-Chefredakteur Johannes Boie will Kultur grundlegend ändern
(rnd.de)
Der neue “Bild”-Chefredakteur Johannes Boie wolle sich laut einer Interview in der “Süddeutschen Zeitung” (nur mit Abo lesbar) für eine grundlegende Änderung des Redaktionsklimas bei der Boulevardzeitung einsetzen. Das bedeute ein empathisches Miteinander, “ohne die für ‘Bild’ typische Härte – auch in der politischen Linie – nach außen zu verlieren”. Inhaltlich wolle Boie bei “Bild” jedoch nichts grundlegend ändern.

6. Laut BILD sind im Haushalt 452 Millionen für die #Wilhelma drin.
(twitter.com/FinanzenBW)
Die “Bild”-Zeitung wettert in einem Empörartikel in der Stuttgart-Ausgabe gegen staatliche Verschwendung (“Immer raus mit der Kohle. Wir haben’s ja!”). Für den zoologisch-botanischen Garten der Stadt, die Wilhelma, seien angeblich mehr als 450 Millionen Euro eingeplant. In Wahrheit beträgt das Budget jedoch nur etwa 450.000 Euro, also ein Tausendstel der genannten Aufregersumme. Das Finanzministerium von Baden-Württemberg nimmt den Fehler der “Bild”-Redaktion auf Twitter mit Humor und überlegt, was man mit dem vielen Geld alles anschaffen könnte.

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