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Auf Nimmerwiedersehen
(debatte.welt.de, Don Dahlmann)
Jetzt ist sie also weg, die Christiansen. Ich würde ja sagen, dass ich wirklich sehr froh bin, wüsste ich nicht schon, dass mit Anne Will jemand in den Startlöchern steht, deren Moderationskonzept sich vom bisherigen nicht allzu weit unterscheidet. Aber die Hoffnung stirbt ja zuletzt, denn das was Sabine Christiansen die letzte Jahre in der ARD aufgeführt hat, war alles, aber sicher keine Polit-Talkshow.

Werd! Mein! Freund!
(wiwo.de, Jochen Mai und Sebastian Matthes)
Das Internet wird zum Schauplatz permanenter Aufmerksamkeitssuche und Selbstentblößung. Wissenschaftler prophezeien dramatische Veränderungen für die Kommunikation, für Beziehungen – und unser Denken.

Häme statt Aufklärung
(cr.blog.sf.tv, Ueli Haldimann)
Die SonntagsZeitung berichtete gestern auf der Frontseite Beunruhigendes: “SVP diktiert Fernseh-Inhalte” (siehe auch hier). SF sei bei der Sendung ?classe politique? auf Forderungen der SVP eingegangen, weil die Blocher-Mitarbeiter gedroht hättten, ?die Sendung platzen zu lassen?. Tönt empörend, wenn man das so liest. Nur stimmt es nicht.

So schnell wird Hans S. zum Kokser
(peterwalt.ch)
?Fans in Sorge: Hans, hör auf zu koksen!? titelte letzte Woche der ?Blick?. Anlass war ein offenbar verwirrender Auftritt des ehemaligen ?Lüthi & Blanc?-Stars im ?Talk Täglich? von ?Tele Züri?.

Internet: Die Revolution, die keine war
(dasmagazin.ch, Guido Mingels)
15 Jahre Internet: Hat es die Welt verändert? Nein: umgekehrt. Die digitale Revolution ist im Alltag angekommen. Eine Zwischenbilanz. (aus Magazin Nr. 41/2005).

jon stewart on crossfire
(youtube.com, Video, 14:13 Minuten. Added: January 16, 2006)

Allgemein  

Heiße-Luft-Alarm in der “Bild”-Zeitung

“Bild” ruft heute “Tornado-Alarm über Deutschland” aus. “Immer häufiger, immer heftiger: Das neue Wetter-Phänomen Wirbelsturm”, heißt es in der Unterzeile zu einer “Bild”-Geschichte über einen Tornado, der vergangenen Samstag in Frankfurt/Main schwere Schäden angerichtet hat.

Ohne allzusehr ins Detail zu gehen: Ob in Deutschland tatsächlich “immer häufiger” Tornados auftreten und diese “immer heftiger” werden, wie “Bild” schreibt, ist mindestens umstritten. Zwar rechnen viele Klimaforscher mit einer Zunahme extremer Wetterphänomene. Aber belastbare Daten, die belegen, dass die Zahl der Tornados in den letzten Jahren zugenommen hätte, gibt es derzeit offenbar nicht.

Und wenn “Bild” schreibt, den “bisher schwersten Tornado” hätte es im März 2006 in Hamburg gegeben, so ist das nachweislich falsch. Es handelte sich dabei um einen Tornado der Kategorie F2 auf der Fujita-Skala, mit Windgeschwindigkeiten von maximal 252 km/h. Das klingt zwar viel, ist im Vergleich zu dem Tornado, der im Jahr 1968 Pforzheim heimsuchte jedoch eher wenig. Der erreichte Windgeschwindigkeiten von 400 km/h (Kategorie F4) und aus den Jahren 1764 und 1800 sind sogar zwei Wirbelstürme dokumentiert, die aufgrund von Schadensberichten als F5-Tornados eingeschätzt werden. Womit klar sein dürfte, dass Wirbelstürme, anders als “Bild” behauptet, kein “neues Wetter-Phänomen” sind.

Kommen wir zu dem tollen großen Foto, mit dem die “Bild”-Geschichte, die ja auch das “BILD-Leser-Reporter”-Logo trägt, illustriert ist:

"Tornado-Alarm über Deutschland -- Immer häufiger, immer heftiger: Das neue Wetter-Phänomen Wirbelsturm"

Wahnsinn! Oder? In einem kleinen Text rechts auf der Seite heißt es:

Eine bedrohliche Unwetterfront schiebt sich über Hessen, gewaltige Luftwirbel reichen bis zur Erde. Fotografiert hat’s Leser-Reporter Andreas M.* (20)
*) Abkürzung von uns

Damit keine Verwirrung entsteht: der zitierte Text, der rechts neben der mächtigen Windhose und unter diesem kleinen unspektakulären Foto steht, bezieht sich nur auf das kleine unspektakuläre Bild, auf dem weit und breit kein Tornado zu erkennen ist. Das große Windhosen-Foto unter den Worten “Tornado-Alarm über Deutschland” hingegen zeigt nicht den Frankfurter Tornado vom Wochenende. Es wurde in Elie in Manitoba, Kanada aufgenommen, wie man uns bei der Nachrichtenagentur AP sagt, von der das Foto stammt.

P.S.: Manche Klimaforscher gehen übrigens davon aus, dass die Zunahme von Tornado-Meldungen in den letzten Jahren darauf zurückzuführen ist, dass die Öffentlichkeit “sensibler für das Thema” würde, wie die “FAZ” im September letzten Jahres Thomas Sävert (der übrigens auch schon einschlägige Erfahrungen mit “Bild” gemacht hat) zitierte. Außerdem schrieb die “FAZ”: “Internet und Fotohandys tragen ihren Teil bei” (sic).

Mit Dank an Jan K. und Frank A. für den sachdienlichen Hinweis.

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Die Zivilisation des Spektakels
(sueddeutsche.de, Mario Vargas Llosa)
Alles ist erlaubt: Die Unterhaltung kontaminiert den seriösen Journalismus. Der peruanische Bestsellerautor Mario Vargas Llosa schreibt über den Kloakenjournalismus, der gekommen ist, um zu bleiben.

taz-blog ohne “Schröder erzählt”
(t3reporter.blogspot.com)
Jörg Schröder und Barbara Kalender haben sich entschieden, alle Folgen von “Schröder erzählt” aus ihrem taz-blog zu löschen. Hintergrund sind diverse Abmahnungen und Unterlassungsbegehren, die wohl in schöner Regelmäßigkeit nach jeder neuen Folge von “Schröder erzählt” bei den Autoren eintrudelten.

Gerangel ums Rampenlicht
(sonntagszeitung.ch, Christoph Lauener)
Bundesräte und Parteien setzen das Schweizer Fernsehen unter Druck.

Vom Blogger zum Volksverhetzer?
(taz.de, Reinhard Wolff)
Außenminister Carl Bildt duldet rassistische Kommentare in seinem Blog. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft – wegen Volksverhetzung.

Bloggen für eine Handvoll Dollar
(spiegel.de, Andrew Welsh-Huggins, AP, und Jochen Leffers)
Auf den Webseiten amerikanischer Hochschulen können Blogger weitgehend ungefiltert das Campus-Leben beschreiben. Manche Unis bezahlen Studenten sogar dafür. Deutsche Unis sind noch längst nicht so weit – sie starten gerade erste Gehversuche im Web 2.0.

wie funktioniert der Technorati Linkcount?
(basicthinking.de, Robert Basic)

Mit “Bild”-Methoden gegen undankbare Polen

Aus aktuellem Anlass fragte “Bild” gestern:

Was müssen wir uns von diesen Polen eigentlich noch alles gefallen lassen? Seit Jahrzehnten gibt es in Europa niemanden, der mehr für Polen getan hat als ausgerechnet wir Deutsche!

Ausgerechnet ist in diesem Zusammenhang ein interessantes Wort. Ausgerechnet wir Deutschen haben so viel für Polen getan – obwohl wir es doch waren, die dafür sorgten, dass zwischen 1939 und 1945 über 18 Prozent der polnischen Bevölkerung ums Leben kamen?

War es nach dieser Vorgeschichte überraschend, dass wir Deutsche so viel für Polen getan haben, ausgerechnet? Oder war es das Mindeste?

In den Grundsätzen, die jeder Axel-Springer-Redakteur unterschreibt, steht als Ziel “das Herbeiführen einer Aussöhnung zwischen Juden und Deutschen, hierzu gehört auch die Unterstützung der Lebensrechte des israelischen Volkes”. Das polnische Volk wird nicht explizit genannt, was auch daran liegen könnte, dass es hier nach der deutschen Besatzung nicht mehr viele Juden gab, mit denen man sich aussöhnen könnte: Jeder zweite ermordete Jude war polnischer Staatsbürger.

Natürlich darf man trotzdem, auch als Deutscher, auch als deutsche Zeitung, die polnische Regierung kritisieren, auch massiv. Frappierend ist aber neben dem verräterischen Wort ausgerechnet, wie “Bild” Tatsachen weglässt oder verdreht.

“Bild” schreibt:

Ohne deutsche Hilfe wäre Polen heute vielleicht noch immer nicht EU-Mitglied!

UND DER DANK?

Plötzlich, im Jahr 2004, forderte Polens Parlament von uns Deutschen 40 Milliarden Euro Entschädigung. 59 (!) Jahre nach Kriegsende!

“Plötzlich”? Im Sinne von: aus heiterem Himmel, aus reinem Undank? Keineswegs. Die Forderung des Parlaments war eine (höchst umstrittene) Reaktion darauf, dass die Preußische Treuhand Ansprüche von deutschen Vertriebenen gegen Polen geltend machen will und im Jahr 2004, nach dem EU-Beitritt Polens, neue Chancen sah, diese Ansprüche durchzusetzen.

“Bild” weiter:

Von der EU profitiert Polen wie kein anderes Land! Seit dem Beitritt 2004 können polnische Arbeiter in ganz Europa Geld verdienen.

Das stimmt so nicht. Nur Großbritannien, Irland und Schweden haben ihre Arbeitsmärkte sofort geöffnet. In Deutschland brauchen polnische Arbeitnehmer immer noch eine Arbeitserlaubnis vom Arbeitsamt; sie bekommen sie nur unter bestimmten Voraussetzungen, zum Beispiel im Rahmen von Werkverträgen als Saisonkräfte.

“Bild” schreibt:

Ausgerechnet jetzt, da Deutschland die EU-Ratspräsidentschaft innehat, werden die Polen größenwahnsinnig (…)!

Polen (knapp 40 Mio. Ew.) will Einfluss in der EU — wie das doppelt so große Deutschland (80 Mio. Bürger), Frankreich oder Großbritannien (je 60 Mio.)!

Selbst wenn die Polen größenwahnsinnig sein sollten — so größenwahnsinnig sind sie nicht. Ihr Ziel, die Stimmverhältnisse in der EU entsprechend der Quadratwurzeln der Bevölkerungszahlen zu regeln, hätte dazu geführt, dass Polen 6 Stimmen gehabt hätte – weniger als Großbritannien und Frankreich mit 8 Stimmen und Deutschland mit 9 Stimmen; also keineswegs genauso viel, wie “Bild” suggeriert.

Als Ursache für die “Hetze” der Kaczynski-Brüder vermutet “Bild” übrigens Minderwertigkeitskomplexe. Die Ursache für Hetze von “Bild” kennen wir natürlich nicht.

Sehen alle gleich aus (2)

Bild.de berichtet heute in der Rubrik Internet-Klatsch u.a. über die Mittelmeer-Bootstour von Sängerin Beyoncé Knowles (die “Bild” “Beyoncé POwles” nennt) und ihrem Freund Jay-Z. Dokumentiert wird das “Dolce Vita” der beiden mit einer vierteiligen Bildergalerie, die zu weiten Teilen aus dem Hintern von Beyoncé besteht. Und daraus:

Wir sehen darauf allerdings eine Frau, die mit ziemlicher
Sicherheit
nicht die gleiche Beyoncé Knowles wie auf den anderen Bildern der Serie ist — möglicherweise aber die gleiche unbekannte Dame wie auf diesem Foto.

Andererseits: Wer schon eine Kirsche nicht von einer Erdbeere unterscheiden kann…

Mit Dank an Tim B.!

Kurz korrigiert (425)

Ist natürlich ein netter Service von Bild.de, den Lesern die etwas unübersichtliche Angabe “eine Billion” aus einer Reuters-Meldung als Zahl anschaulich zu machen.

 Deutschland exportiert für Waren für 1 Billion Euro.  "Made in Germany" ist gefragt wie nie: 2007 kann die deutsche Wirtschaft erstmals Waren im Wert von einer Billion (1000.000.000) Euro ins Ausland exportieren.

Noch besser wäre der Service natürlich, wenn die Zahl dann tatsächlich eine Billion darstellte und nicht nur eine Milliarde.

Danke an A. K.!

Nachtrag, 11 Uhr. Um kein Risiko einzugehen, hat man bei Bild.de die Zahl nicht korrigiert, sondern ersatzlos gestrichen. Der Fehler in der Überschrift wurde beibehalten.

Nachtrag, 13.25 Uhr. Im zweiten Versuch hat Bild.de es nun auch geschafft, die Überschrift zu korrigieren.

6 vor 9

Keine Grundrechte mehr für Blogger
(blog-cj.de)
Ich habe in den vergangenen Tagen immer wieder mal drüber gegrübelt, warum sich insbesondere Zeitungshäuser mit dem Thema Bloggen und Blogger so schwer tun. Ich habe mit Zeitungsleuten darüber diskutiert, warum die meisten ihrer Redaktionsblogs veritable Langweiler sind und warum es ihnen einfach nicht gelingt, in der Szene als relevant wahrgenommen zu werden.

Gnadenlose Richter gefährden Web 2.0 in Deutschland
(spiegel.de, Konrad Lischka)
Wenn ein Webseiten-Beitreiber in Deutschland vorm falschen Gericht landet, haftet er für Schimpftiraden Unbekannter auf seiner Seite – egal, ob er sie übersehen oder sofort gelöscht hat. Veröffentlichung genügt. Deutschland ist ein Risikogebiet fürs Web 2.0.

Gottschalk kämpft gegen den Gegner Langeweile
(welt.de, Antje Hildebrandt)
In 26 Jahren hat sich ?Wetten, dass …?” kaum verändert. Erstaunlicherweise bleiben die Quoten immer noch stabil. Zum zweiten Mal wird die beliebteste Familiensendung von der Baleareninsel Mallorca gesendet. Eine Annäherung an ein Wunder.

Ende des Palavers: Letzter Christiansen-Talk
(diepresse.com, Thomas Vieregge)
Der Stil der ?Queen Blabla? hat sich überlebt.

Ein Einfall ist kein Zufall
(sz-magazin.sueddeutsche.de, Ernst Pöppel)
Der Hirnforscher und Psychologe Ernst Pöppel erklärt, warum Hunger die Kreativität fördert und gute Ideen in Bürohochhäusern leicht verpuffen.

Grimme Online Award 2007
(westropolis.de, Juliette Guttmann, Video, 5:13 Minuten)

Sehen alle gleich aus

Okay, dass Lagos in einem “Bild”-Artikel über den nigerianischen Fußballer Obafemi Martins als Hauptstadt Nigerias bezeichnet wird, obwohl sie das schon seit 1991 nicht mehr ist, mag man der “Bild”-Sport-Redaktion noch verzeihen. Die sollen sich ja schließlich in erster Linie mit Fußball auskennen.

Aber: “Bild” zeigt auch ein schönes großes Foto, dessen Quelle mit “WITTERS” angegeben wird, eines schwarzen Fußballspielers und behauptet, es zeige “Bertis Stürmer-Star” Obafemi Martins:

"Mord-Anschlag auf Bertis Stürmer-Star"

Und sucht man bei Witters in der Fotodatenbank nach “Obafemi Martins”, findet man das Foto sogar. Nur zeigt es trotzdem nicht Obafemi Martins (Newcastle United), sondern Taye Taiwo (Olympique Marseille). Dummerweise hat das offenbar niemand in der “Bild”-Sport-Redaktion gemerkt.

Mit Dank an Sven P. und Alex für den sachdienlichen Hinweis.

6 vor 9

Wocheninterview mit Sacha Wigdorovits
(werbewoche.ch, René Worni und Nick Lüthi)
Mit dem Wurf eines auflagenstarken Gratisblattes steigt er in die Liga der Zeitungsverleger auf. Im Gespräch mit Nick Lüthi und René Worni erklärt der eifrige Tausendsassa der Medien, warum die Verleger eine Chance verpasst haben, was seriöser Journalismus ist und warum sich Werbeauftraggeber jetzt schon freuen.

Großer Einfluss – Die Pharma-Industrie in den Medien
(ndr.de, Video, 15:28 Minuten)
Zapp über mangelnde Recherche und versteckte Werbung im Medizinjournalismus.

Die gebührenfinanzierte Zeitung im Internet
(faz.net, Dietmar Wolff)
Bei ARD und ZDF sitzen Sie in der ersten Reihe – und müssen für das Seherlebnis monatlich in die Senderkasse einzahlen. Jetzt drängen die Öffentlich-Rechtlichen auch ins Internet. Das ist wettbewerbs-, ordnungs- und medienpolitisch untragbar, meint Dietmar Wolff in einem Gastbeitrag.

Ein Deutscher wird neuer SF-Kulturchef
(weltwoche.ch, Thomas Widmer)
Rainer M. Schaper von 3sat ist als neuer Leiter der Kultur gesetzt. Bewusst setzt der Service-Public-Kanal auf einen Schweiz-Nichtkenner. Ist das sinnvoll?

Print: VÖZ lehnt ?Österreich? ab
(diepresse.com)
Der Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) lehnt eine Mitgliedschaft des Fellner-Blattes ab.

20 Minuten!
(soehnlein.blogspot.com)

Was “Bild” mit den Bohlen-Nacktfotos zu tun hat

"B.Z."-Titelseite mit Fotos, die Dieter Bohlen und seine Freundin Carina nackt zeigenKurze Frage: Ist es eigentlich eine Geschichte über “Bild”, dass die “B.Z.” (die wie “Bild” im Verlag Axel Springer erscheint) kürzlich Nackfotos von Dieter Bohlen und seiner Freundin druckte?

Kurze Antwort: Ja.
 
Lange Antwort: Ja, denn “Bild” meldete anschließend nicht nur (wie berichtet), dass “eine Berliner Zeitung” (gemeint war das Schwesterblatt “B.Z.”) die Fotos nicht mehr zeigen dürfe. Und “Bild” druckte nicht nur in rund dreieinhalb Millionen Exemplare die komplette Adresse einer Internetseite, auf der die verbotenen “B.Z.”-Seiten mit den Nacktfotos (hochgeladen von einem anonymen Nutzer) zu sehen waren.

Nein, offenbar gibt es sogar einen Grund dafür, dass die Fotos überhaupt in der kleinen “B.Z.” erschienen und nicht in der großen “Bild”: Nach unseren Informationen erfuhr Bohlen schon vor der Veröffentlichung, dass Nacktfotos von ihm und seiner Freundin gemacht worden waren und in “Bild” erscheinen sollten. Und so gingen beim Verlag Axel Springer zwei vorbeugende einstweilige Verfügungen von Bohlens Anwalt ein, die “Bild” den Abdruck der Fotos gerichtlich untersagten: Anscheinend mit einem enormen Teleobjektiv, aber ohne Wissen und Einverständnis der Fotografierten entstanden, verletzten sie die Intimsphäre und den geschützten Bereich der Privatsphäre Bohlens und seiner Freundin.

Und tatsächlich veröffentlichte “Bild” die Nacktfotos nicht. Stattdessen landeten sie beim “Bild”-Schwesterblatt “B.Z.”, die sie (am selben Tag, an dem die Verfügungen bei Springer eingingen) auf dem Titel und als “Bilder des Tages EXTRA” auf einer Doppelseite in größtmöglicher Aufmachung veröffentlichte. Und als die “B.Z.” nach Erscheinen der Nacktfoto-Ausgabe eine Unterlassungserklärung abgegeben hatte, die Fotos nicht mehr zu zeigen, berichtete “Bild” wie beschrieben.

Wie niederträchtig. Wir hatten deshalb allerlei Fragen an den Verlag: ob Springer gegen die immerhin urheberrechtsverletzende Veröffentlichung der “B.Z.”-Seiten im Internet vorgehen werde*, ob Springer der anonyme Nutzer, auf dessen Internetseite “Bild” verwies, bekannt sei, ob es zu den Gepflogenheiten des Verlags gehöre, auf derart anonyme Quellen zu verweisen und warum “Bild” zwar die komplette Internetadresse druckte, den Namen der “B.Z.” jedoch verschwieg…

Die Antwort des Verlagssprechers Tobias Fröhlich lautete:

Von unserer Seite aus gibt es dazu nichts zu sagen.

Von unserer Seite aus schon.
 
*) Dafür, dass die faksimilierten “B.Z.”-Seiten aus dem Internetangebot entfernt wurden, sorgte nach unseren Informationen übrigens nicht Springer, sondern Bohlen.

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