Prof. Dr. Claudia Kemfert ist eine der “100 tollsten deutschen Frauen”. Das befand die “Bild”-Zeitung im März dieses Jahres anlässlich des Weltfrauentags, weil sie “als erste und einzige Frau im Spitzenforscher-Team der EU-Kommission für unsere Umwelt kämpft”.
In “Bild” und “BamS” hieß es auf Grundlage von Kemferts Prognosen:
“BENZIN-ABZOCKE NOCH DREISTER Normal bald 1,50 Euro!”
(“BamS” vom 4.9.2005)
“Benzin bald über 1,50? Iran-Krise bedroht unsere Wirtschaft”
(“BamS” vom 5.2.2006)
“Benzinpreis bald 1,50 Euro!”
(“Bild” vom 15.7.2006)
“Kostet Super bald mehr als 2 Euro?”
(“BamS” vom 23.7.2006)
“Sprit bald wieder bei 1,50 Euro?”
(“BamS” vom 7.1.2007)
“Schock für Autofahrer: Spritpreis bald über 1,50 Euro”
(“BamS” vom 6.5.2007)
“Benzin bald 1,50 Euro (…) WO SOLL DAS NOCH ENDEN?”
(“Bild” vom 20.10.2007)
In erster Linie ist Kemfert “Bild”- und “BamS”-Lesern jedoch als Energieexpertin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) bekannt. In dieser Funktion gibt sie nämlich, meist wenn die Benzin-Preise steigen, Prognosen darüber ab, wie teuer es noch werden könnte. “Bild” und “BamS” machen daraus dann griffige Überschriften (siehe Kasten).
Erst gestern wurde Kemfert wieder von “Bild” zitiert:
Das wurde von einigen Medien prompt weiterverbreitet.
Da die offenbar magische Grenze von 1,50 Euro schon seit Jahren erbitterten Widerstand zu leisten scheint und erst jetzt endlich zu fallen droht, haben wir uns an Claudia Kemfert selbst gewandt, um aus erster Hand zu erfahren, wie sinnvoll ewig neue und doch gleiche Benzinprognosen sind, ob sie von “Bild” auch schon mal zum Umstieg auf alternative Energieträger befragt wurde und wie man sich eigentlich so fühlt als Kachelmann der Benzinpreise für “Bild”-Leser. Im E-Mail-Interview mit BILDblog rechtfertigt Kemfert ihre Prognosen, kritisiert, dass Medien aus “fast allem Horror- oder Katastrophenszenarien” machen und überrascht ein wenig mit der Aussage, sie glaube nicht, dass der Preis für Superbenzin über 1,50 pro Liter steigen werde.