SCOOP! And the winner is? (axel-springer-akademie.de/blog)
? Dennis Buchmann und sein Magazin ?Humanglobaler Zufall?!
Der Rollercoaster (bilanz.ch, Stefan Barmettler)
Roger Schawinski hat sich mit manchen verkracht – und wieder versöhnt. Rechtzeitig zum Start seiner neuen Radioprojekte ist er sogar mit dem Medienminister wieder in Minne.
Generationenkonflikt oder Ehegeplänkel? (nzz.ch, Hanspeter Kellermüller)
Die Verleger von Pressetiteln streiten mit Google. Stein des Anstosses ist Google News, wo die Inhalte diverser Online-Nachrichtendienste verlinkt werden. Die Verleger befürchten, dass Websites wie Google News die Verfügungsgewalt über ihre Inhalte bedrohen.
“Selten sinnlose Profilierungsmeetings mit Excel Dateien an der Wand” (don.antville.org, Don Dahlmann) Wenn man auf Partys erwähnt, dass man Freiberufler ist, dann wird man entweder mit dem Satz “Könnt ich, hätt ich keine Disziplin für” beworfen, oder jemand sagt “Toll, da kann man ja machen was man will.” Sicher – Freiberufler zu sein hat sehr viele Vorteile. Aber ganz so gülden glänzt hier auch nicht alles.
Journalisten am Scheideweg zwischen Stumm- und Tonfilm (watchberlin.de, Video, Harald Martenstein, 7:33 Minuten)
“(…) Die Ware, mit der der Journalist sich jetzt auf den Marktplatz begeben muss, ist seine Subjektivität. Er verkauft nicht mehr etwas anderes, er verkauft sich selber. Das ist nicht unbedingt ein Kulturverfallsprodukt, das ist eben einfach ein weiterer Schritt auf diesem 1789 begonnen Weg der Emanzipation des Individuums (…)”
Knut, 1, ist Eisbär im Berliner Zoo. “Bild” berichtete über ihn erstmals mit sechs Wochen Verspätung am 22. Januar (“Eisbären-Baby im Zoo geboren!”), musste sich damals aber noch mit einem “Symbolfoto” zufriedengeben. Tags drauf (“Das Berliner Bären-Wunder”) gab es aber bereits “DAS ERSTE FOTO VON KNUT”. Seitdem berichtete “Bild” weit über 100-mal.
Gestatten Knut, Eisbär Knut, seit gestern ein Jahr alt: Eine 115 kg schwere Attraktion des Berliner Zoos mit einer Besonderheit: Ich schreibe Tagebuch, und zwar online.
Warum ich hier schreibe? Was ich mit “Bild” zu tun habe?
Nun denn, mein Leben ist mit dem Boulevard verknüpft, seit ich denken kann. Gerade mal drei Monate alt — ich kann zwar laufen, aber noch nicht einmal schwimmen — tritt “Bild” den ganz großen Hype los. Mit Bezug auf einen Tierrechtler fragt die Zeitung:
“FAZ” und BILDblog recherchieren gegen und stellen richtig [auch wenn’s “Bild” wohl bis heute nicht begriffen hat, d. Red.]. Danke dafür!
Aber trotzdem oder gerade deshalb… Von da an geht’s bergauf. Ich bin ein Star, ob ich will oder nicht. Und “Bild” und die anderen Boulevardblätter bestimmen mein Schicksal: Ich bin zu dick, ich schnappe nach meinen Doc und werde gefährlich für Papi, wird kolportiert. Erst vorgestern noch deckte “Bild” mit einer ganzen Seite 3 einen ungeheueren “TV-Schwindel” auf:
Der Kern der Geschichte: Fernsehfilme werden vorproduziert und die Torte, die mir im rbb-Geburtstagsfilm überreicht wird, ist nicht die echte. Nun, geschmeckt hat sie trotzdem!
Wirklich beunruhigt hat mich dabei aber etwas anderes. “Knut”, habe ich mir gesagt, “Knut, die interessieren sich gar nicht wirklich für dich. Die wollen nur ‘ne tolle Geschichte”. Diese Einsicht stürzte mich in eine Depression! Und das am Vorabend meines 1. Geburtstags. Warum? Na, das ist doch klar. Seit einem dreiviertel Jahr bin ich der Star: im Zoo, in Berlin, weltweit. Und was ist, wenn nun demnächst meine Mama Tosca und die beiden anderen Eisbärenfrauen im Berliner Zoo einen großen Wurf landen? Dann stürzt sich “Bild” auf die süßen, kleinen, putzigen Bärenbabys.
Und ich? Hat darüber mal jemand nachgedacht!!!???
Die Lösung durchzuckte meinen Hirnstamm gestern Nacht im Traum:
… schwierig war es, Kai Diekmann überhaupt zu erreichen. Aber dann beim frühmorgendlichen Plausch am Gehegezaun kapiert er meine Idee sofort und stolpert vor Begeisterung fast ins Eisbärenbecken.
Lautlos und unbemerkt gründen er und Thilo Bode drei Tage später die “Free Knut GreenBILD-Foundation”. Jetzt überschlagen sich die Ereignisse: Eine Woche Titelseiten-Kampagne und 2,4 Millionen Unterschriften später knicken auf Druck meines Patenonkels Sigmar Gabriel endlich der Zoo Berlin und das Alfred Wegener Institut ein.
Noch drei Tage und die Polarstern steht bereit. Wir stechen in See. Mit an Bord: Zoodirektor Blaszkiewitz, Papi Thomas Dörflein, mein Leibarzt Doc Schüle, etliche Tonnen TV-Übertragungstechnik und natürlich ich (leider im Käfig). Die Tage vergehen im Sturm. Endlich: Die Schelfeiskante vor Spitzbergen! Viel Zeit für den Abschied bleibt nicht: Der Himmel ist wolkenfrei, der Satelliten-Uplink steht, 20.15 Uhr, beste Sendezeit.
Ich sitze bibbernd mit kaltem Hintern auf der geschlossenen Eisdecke des Nordpolarmeeres, Free Willys bislang unbekannter Bruder schlägt mit der Schwanzflosse zum Gruß und der rbb überträgt live und weltweit!
Ganz langsam schiebt sich die Polarstern rückwärts zwischen knarrende Eisschollen in die Polarnacht. Thomas steht an der Reling und unterdrückt eine Träne, ich hebe traurig die Tatze zum Abschied… Da schießt mir ein Gedanke in den Eisbärenschädel: “CROISSANTS!” Wer zur Hölle bringt mir morgen meine Croissants????…
Plopp!
Mit schweißverklebtem Fell wache ich auf. In meiner Schlafhöhle: Zoo Berlin, Hardenbergplatz 8, 10787 Berlin. Brrrrr, nach diesem Alptraum ist mir einiges klar.
Liebe Freunde vom BILDblog, bitte seid mir nicht böse, aber ich glaube, ich muss mich in mein Schicksal fügen. Ich bin ein Zoobär mit Symbolwert. Und den Boulevard hab’ ich zum Fressen gern. Sie werden mich im Blick behalten, Ihr werdet es hoffentlich richtig stellen.
Und sonst… ja, sonst werde ich den Verantwortlichen weiter einheizen und sehen, dass ich etwas dafür tun kann, dass meinen Brüdern und Schwestern und Onkeln und Tanten in freier Wildbahn, nicht die Eisscholle unterm Hintern wegschmilzt… und natürlich dafür, dass die Berliner rbb-Abendschau am Freitag etwas zu berichten hat…
Bereits am Montag meinte “Bild” es ganz genau zu wissen: Der Dortmunder Fußballer Nelson Valdez habe das 1:0 beim Spiel gegen den VfB Stuttgart “nicht selbst geschossen”:
Fernseh-Bilder bewiesen: Der Stürmer stümperte den Ball erst hinter der Linie ins Netz. Das 0:1 war eigentlich ein Eigentor von Stuttgarts Abwehrspieler Delpierre — unter gütiger Mithilfe von Torhüter Schäfer. Die DFL führt trotzdem Valdez als Torschützen.
Und am Dienstag verkündete “Bild”:
Die DFL bestätigte BILD gestern offiziell: Das Tor wird dem kleinen Stürmer aus Paraguay aberkannt und statt dessen als Eigentor des Stuttgarters Delpierre geführt.
Kurioserweise hatte die DFL jedoch “nach dem Studium der TV-Bilder” und am selben Tag, als diese “Bild”-Meldung erschien, entschieden, das Tor doch zugunsten vonValdez zu werten — was “Bild” immerhin einen Tag darauf richtig stellte (“Chaos um Valdez-Tor”).
Darüber, ob die DFL “Bild” am Montag wirklich das Gegenteil “offiziell” bestätigt hatte, wollte man uns bei der DFL keine Auskunft geben.
Falsch ist die “Tor-weg”-Meldung vom Dienstag jedenfalls. Bei Bild.de jedoch findet sie sich auch zwei Tage nach der nun wirklich offiziellen Entscheidung noch immer auf der Startseite der “Borussia Dortmund Klub-News”, und die Korrektur sucht man vergebens*:
Mit Dank an Sebastian L. und Frank für den sachdienlichen Hinweis.
*) Die Korrektur der “Tor-weg”-Meldung wurde zwischenzeitlich über das Sport-Telegramm bei Bild.de verbreitet, wo sie aber nicht mehr zugänglich ist.
Noch eine Gratiszeitung – noch mehr Abfall (sf.tv, Video, 4:45 Minuten)
Die fünfte Gratispendlerzeitung «News» erschien heute zum ersten Mal. Die vielen Gratiszeitungen bedeuten auch immer mehr Papierabfall. Den Städten reicht’s. Jetzt fordern sie eine vorgezogene
Abfallgebühr von den Verlegern der Gratisblätter.
Verdrängungskampf macht vorsichtig (werbewoche.ch, Markus Knöpfli)
Mit der Zahl der Gratistitel wächst auch die Vorsicht der Mediaplaner. Nach der missratenen Distribution von .ch erst recht. Auch die neuste Pendlerzeitung, News, muss deshalb mit Vorbehalten starten.
10.000 Euro für das Lied, 3000 Euro für den Anwalt (faz.net, Horst Brandl)
Kein Einzelfall: Frühmorgens klingelt es Sturm an der Haustür. Die Polizei beschlagnahmt alle Computer und Datenträger des selbständigen Grafikers, alle beruflichen Unterlagen. Warum? Der 13 Jahre alte Sohn hat Musik aus dem Internet heruntergeladen.
Auf Stefan Aust folgt die Diktatur des Volontariats (welt.de, Wolf Lotter) Eine Verschwörung von Missgünstigen hat ?Spiegel”-Chefredakteur Stefan Aust gestürzt. Mit ihm werden all jenen guten Schreiber gehen, die er aufgebaut hat. Jetzt kann die Koalition der Mittelmäßigkeit wieder ihren gefühlslinken Pamphletismus pflegen.
Wir fordern eine Entschuldigung von Mathias Müller von Blumencron (werkkanon.blogspot.com)
Zum Ende eines Jahres werden die Menschen harmoniebedürftig. Alle? Nein nicht alle. Spiegel Online-Chef Mathias Müller von Blumencron erhebt in der Zeitschrift ?Journalist? 12/2007 auf Seite 59 in der Geschichte ?Der neue Hype? von Thomas Mrazek schwere Vorwürfe gegen die Autoren Steffen Range und Roland Schweins. Er ärgert sich noch immer über die im April veröffentlichte Studie ?Klicks, Quoten, Reizwörter: Nachrichten-Sites im Internet?. Der Ärger muss groß sein.
Kein Schreibtischjournalismus (fr-online.de, René Martens)
Marc Thörner über seine Arbeit als Kriegsberichterstatter im Irak und das Staunen darüber.
Der Ex-Touché-Sänger Karim Maataoui, von “Bild” auch “Karim, der Knutscher” genannt, hat einen Benefiz-Song für Afghanistan aufgenommen und ist nun selbst vor Ort, um “zu sehen, was da los ist”. Außerdem schreibt er “exklusiv” ein Tagebuch für Bild.de.
Heute wundert sich Karim, dass er “bislang noch nicht einen einzigen ausländischen Soldaten auf der Straße gesehen” habe:
Och, weißt du, Karim, so komisch ist das gar nicht. Schließlich sind die Soldaten der KFOR, wie der Name (“Kosovo Force”) schon nahe legt, zumeist im Kosovo stationiert. Und du bist, nur zur Erinnerung, in Af-gha-nis-tan. Musst du mal nach ISAF-Soldaten Ausschau halten.
Mit Dank an Martin S. für den sachdienlichen Hinweis.
Nachtrag, 6.12.2007: Inzwischen hat Bild.de die KFOR ersatzlos gestrichen.
Hans-Peter Buschheuer, 54, ist, wie er selbst es formuliert, “Hundebesitzer und Chefredakteur der beiden Boulevardzeitungen ‘Berliner Kurier’ und ‘Hamburger Morgenpost’” — beim “Kurier” seit 2003, bei der “MoPo” seit 2006. Zuvor arbeitete er u.a. beim (1991 von Franz Josef Wagner und dem ehemaligen “Bild”-Chef Günter Prinz für den Burda-Verlag entwickelten) ostdeutschen Boulevardblatt “Super!” als Chef vom Dienst wie auch anschließend bei der Berliner “Bild”-Schwester “B.Z.” und war Chefredakteur der Kölner Boulevardzeitung “Express”. Laut Buschheuer, der als Kind “Priester oder Mönch” hatte werden wollen und mit der Schriftstellerin Else Buschheuer verheiratet war, ist sein “Berliner Kurier” übrigens “die einzige deutsche Kaufzeitung, die in den letzten zweieinhalb Jahren Auflage hinzu gewann. Die ‘Hamburger Morgenpost’ startete vor einem Jahr eine Sonntagsausgabe, gegen die Springer erfolglos mit einem Konkurrenzblatt an- und wieder abtrat”. Mehr über Buschheuer unter www.buschheuer.de.
Von Hans-Peter Buschheuer
Dass der 6. Dezember 2027 eigentlich ein historisch bedeutender Tag ist, entging der überwältigenden Mehrheit der deutschen Bevölkerung. An diesem Tag nämlich stellte die Printversion der “Bild”-Zeitung ihr Erscheinen ein.
Kein Wunder, dass dieses Ereignis kaum jemanden interessierte, war doch die Auflage der einstmals größten Zeitung Europas auf zuletzt 240.000 Exemplare gefallen, und die mussten verstreut in ganz Deutschland ausgeliefert werden. “Zu teuer”, befand “Bild”-Verleger Georg Gafron, der für die russische Newsprom-Gesellschaft das Blatt Mitte 2010 von der Axel Springer AG übernommen hatte.
Springer hatte sich damals völlig aus dem Zeitungsgeschäft zurück gezogen, nachdem ihr erst die (eigentlich freundlich gestimmte) Merkel-Regierung den Einstieg ins Briefgeschäft vergällt hatte. Dann waren auch die Versuche des einstigen Springer-Chefs Matthias Döpfner, im deutschen Fernsehgeschäft Fuß zu fassen, an den Kartellgesetzen gescheitert. Als schließlich noch die Verlegerswitwe Friede Springer einen jahrelang andauernden Erbschaftsstreit mit den Enkeln des Verlagsgründers verlor und der milliardenschwere Konzern unter den Erben aufgeteilt werden musste, war es um die Schlagkraft des einstigen Presseimperiums geschehen. Gut, die “Springer Enterprises”, wie sich der Konzern nun nannte, machten Milliarden-Umsätze mit den
“Volks”-Produkten und verdienten an jedem zweiten deutschen Handyvertrag und jeder 4. Lebensversicherung mit, doch das Unternehmen hatte seine politische Mission aufgegeben.
Wie konnte es zu diesem Niedergang kommen?
Der Zusammenbruch der “Bild”-Zeitung deutete sich schon 2001 an, als ein junger Mann namens Kai Diekmann überraschend Chefredakteur des 4,5-Millionen-Blattes geworden war. Diekmann galt als “Jahrhundert-Talent” und den deutschen Rechtskonservativen nahestehend, ganz nach dem Geschmack der Verlegerswitwe. Diekmann war weniger am Journalismus gelegen, als vielmehr an der Verbreitung rechter Gesinnung, vermischt mit Sex- und Blutgeschichten und ständig wiederkehrenden Horrorszenarien vom nahen Weltuntergang durch Kometeneinschlag oder der Invasion von Außerirdischen. Immer weniger Deutsche mochten den wirren Visionen des “Bild”-Chefs folgen. Schon in den ersten sechs Jahren seiner Amtszeit fiel die Auflage um eine Million Exemplare. Vollends büßte “Bild” seinen Einfluss auf die breiten Massen ein, als es Ende 2007 auch die Online-Markführerschaft verlor: Ausgerechnet an “Spiegel Online”, das immer mehr die klassischen Boulevard-Inhalte verbreitete (aber ohne ideologische Propaganda).
So ging es immer weiter bergab mit “Bild”. Bis zu jenem 6. Dezember. Walter Mayer, der letzte “Bild”-Chefredakteur (im Branchenspott auch “Schlussredakteur” genannt, weil er vorher bereits “Tempo” und “B.Z.” einstellen musste), formulierte eine letzte Schlagzeile:
Bitter traf es auch die Jungs vom BILDblog. Weil sich immer weniger Deutsche für das einstige Massenblatt interessierten, stellte schließlich auch das Watchblog seine Tätigkeit ein.
Oliver Kahn beim Handball-Spielen – Antwort auf das Killerspiel-Video bei YouTube (jetzt.sueddeutsche.de, Dirk von Gehlen) In der vergangenen Woche sorgte Matthias Dittmayer für Aufregung im deutschsprachigen Internet. Der 21-Jährige hatte verfälschende Fernsehberichte über Computerspiele gesammelt und diese in einem Video zusammengeschnitten. Mittlerweile haben fast 350.000 Menschen das Video angeschaut. Darunter auch Rainer Fromm. Der Autor von Frontal21 ist Experte für Computerspiele und wehrt sich gegen einige Vorwürfe, die in dem Video erhoben werden (mehr dazu auch hier).
Journalist des Jahres ist – Johann Oberauer (presseverein.ch)
Der umtriebige Österreicher Johann Oberauer ist als Verleger von Branchen-Magazinen für die Medienwelt äusserst erfolgreich. Auch in der Schweiz hat er ein Journalisten-Heft etabliert, das sich ganz der Nabelschau des Berufsstandes widmet.
Forschungsreport: Google muss zerschlagen werden (heise.de, Stefan Krempl)
Eine Studie der TU Graz warnt mit drastischen Worten vor der “Bedrohung der Menschheit” durch Google. Der Suchmaschinenprimus schicke sich nicht nur an, den Schutz der Privatsphäre auf dem Müllhaufen der Geschichte zu entsorgen, heißt es in dem 187-Seiten umfassenden Bericht “über die Gefahren und Chancen großer Suchmaschinen unter besonderer Berücksichtigung von Google” (pdf, 7255 kb).
Presseausweis vor dem Aus (spiegel.de, Andrea Brandt)
Das Plastikkärtchen ist begehrt: Der bundeseinheitliche Presseausweis erleichtert Journalisten nicht nur ihren Arbeitsalltag – sondern auch den Zugang zu Firmenrabatten. Nun drohen die Innenminister, die Ausweise nicht mehr amtlich zu autorisieren.
Die wohl teuerste Gratiszeitung der Welt (20min.ch) In Ägypten kriegt man die meistgelesene Zeitung der Schweiz nicht umsonst. 20 Minuten kostet im Badeort Scharm el-Scheich umgerechnet 7.20 Franken.
Obscene Losses (portfolio.com, Claire Hoffman)
DVD sales are in free fall. Audiences are flocking to pornographic knockoffs of YouTube, especially a secretive site called YouPorn. And the amateurs are taking over. What?s happening to the adult-entertainment industry is exactly what?s happening to its Hollywood counterpart?only worse.
Silvana Koch-Mehrin, 37, ist Mitglied im FDP-Präsidium und Vorsitzende der FDP-Gruppe im Europaparlament. Als Vize-Fraktionsvorsitzende der ALDE arbeitet sie im Haushalts- und Haushaltskontrollausschuss und ist u.a. verantwortlich für das Thema Parlamentsreform.
Die “freundin” wählte die Unternehmensberaterin zur “Frau des Jahres 2000”, “Bild” nennt sie, je nach Anlass, “wichtige EU-Abgeordnete” oder “umwerfend schwanger”. 2005 forderte sie “Bild”-Chef Kai Diekmann auf, “zumindest einen Korrespondenten nach Brüssel zu schicken”. Doch als sie im selben Jahr im “Stern” “ihren nackten Babybauch” zeigte, war das auch “Bild” fast eine halbe Zeitungsseite wert — und ein sehr privater Schicksalsschlag im Frühjahr eine Meldung mit großem Foto auf Seite 2. Unter den “50 schönsten Deutschen” belegte sie für “Bild” als “schönstes Gesicht der Europa-Politik” Platz 29.
Koch-Mehrin ist Mitglied des Fördervereins der “Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft” und bloggt selbst auf ihrer Homepage koch-mehrin.de. Sie erwartet ihr drittes Kind und verabschiedet sich Ende dieser Woche in den Mutterschutz.
Von Silvana Koch-Mehrin
Natürlich kann man es sich einfach machen. Irgendwo was “Völkisches” suchen und finden, Wagner für einen Irren halten und “Bild” generell blöd finden. Damit ist man hier auf der sicheren Seite und findet garantiert haltungsstarke Reflexlacher.
Aber so einfach macht es sich eine Liberale und blonde Karrieretusse nicht. Denn “Bild” ist Teil des deutschen Politikbetriebs — egal, wie man sie findet. Ich gestehe also hiermit und rede mich auch gar nicht raus: Ich lese “Bild” jeden Tag. In Brüssel auf dem Weg zur Arbeit. Bisweilen gern, weil ich zweierlei Nutzen erwarte und manchmal sogar bekomme: Information und Unterhaltung.
Das Blatt von diesem Dienstag bringt leider weder-noch. Wo waren am Montag die Kerle (Frauen gibt’s ja kaum dort), die ein aufregendes, brutales, virtuoses, irres Blatt machen können? Alle in ihrer Männer-Gruppe, um Weihnachtsschmuck aus Salzteig zu backen?
Solche Schlagzeilen sind nur insofern gefährlich, als sie inhaltlich wie sprachlich spontanen Sekundenschlaf auslösen, was im Brüsseler Frühverkehr hochriskant ist.
Genauso schnarchig geht es durch die halbe Zeitung (ich lese immer nur die halbe “Bild”, weil ich den Sportteil seit jeher bestenfalls nutze, um die nassen Schuhe der Kinder auszustopfen): Devote CDU-Schlaffis bejubeln ihre Kanzlerin, Wagner spricht mit dem Jackpot, der Regenwald wird gerodet, ein hässlicher Mann hatte seit sieben Jahren keinen Sex und Herr Blome keine Kommentar-Idee: Dass eine Volkspartei und ihre Anführer wie eine Schiffsschaukel schwingen müssen, um alle Mitglieder zu bedienen, das ist weder bemerkens- noch kritisierenswert, sondern seit 60 Jahren selbstverständlich. Klarheit im Programm können sich (Achtung: Werbeblock!) nur die kleinen Parteien leisten. Steht schon bei Kohl. Der kommt übrigens auch vor, wie eigentlich jeden Tag. Bei Müller-Vogg, dem Altmeister der entertainment-freien Kolumne.
Gibt es denn gar nichts Überraschendes, Originelles, Gemeines, Relevantes?
Doch, aber es ist gut versteckt: Wenn Außenminister Steinmeier und Regierungssprecher Steg, zwei enge Vertraute des Altkanzlers und Putin-Freundes Schröder, die Wahlen in Rußland massiv kritisieren, dann müsste das mehr wert sein als sechs Sätze [und ist nicht mal online, d. Red.]. Den Zwist zwischen Gazprom-Gerd und seinen alten Kumpels könnte “Bild” wunderbar hochziehen.
Letzte Rettung letzte Seite, aber auch da gähnt mich überwiegend unspektakuläres Frauenfleisch an: Entweder eine ernüchternde Kate Moss oder dicke Bäuche oder heulende Elends mit Tattoos. Alternativ ein spektakulärer Typ, der als Augenweide taugt? Auch nicht. Und was ist “in” an diesem Dienstag?
Auweia. Fehlt nur noch: “Im Sitzen pinkeln”. Was ist nur aus den wetterfesten Machos von “Bild” geworden?
“Bild” entdeckt den Text (sueddeutsche.de, Caspar Busse)
“Bild” und “Bild am Sonntag” verlieren kräftig an Auflage. Nun gibt Springer-Chef Döpfner Zuständigkeiten ab – und der Online-Auftritt soll weniger Erotik, dafür mehr Inhalt bieten.
Die besten Medienmanager 2007 (persoenlich.com)
Wie bereits im Vorjahr hat die “persönlich”-Jury die erfolgreichsten Medienmanager des Jahres erkoren. Dabei gab es einige frappante Änderungen: Peter Wanner führt das Ranking an, altbekannte Persönlichkeiten wie Medienpionier Roger Schawinski oder Verleger Charles von Graffenried tauchen neu in der Rangliste auf. Um andere, wie Ringier-Boss Michael Ringier (2006: Rang 1) oder Verlegerpräsident Hanspeter Lebrument, ist es dieses Jahr erstaunlich ruhig geblieben.
Irrsinn Kommentarhaftung (debatte.welt.de, Don Dahlmann)
Millionen Menschen tauschen sich tagtäglich in Blogs, Foren und Leserkommentaren aus. Doch die Kommentarfunktion birgt eine große Gefahr, vor allem für die Foren- oder Blogbetreiber. Schuld daran sind einige Gerichte in Deutschland.
Leander Haußmann rasiert sich mit dem blanken Messer (faz.net, Nils Minkmar)
Nach knapp einjähriger Pause erscheint wieder das Kulturmagazin “Liebling“. Es erzählt, was die Welt der Kunst im Innersten zusammenhält. Selbst die literarische Seite der gemeinen Seife offenbart sich darin und Leander Haußmann inszeniert seinen Tod per Küchenmesser.
Besser als Sudoku? (nzzfolio.ch, Judith Stalpers und Florian Coulmas)
Wie kein zweites Rätsel hat Sudoku die Welt erobert. Der japanische Spielepapst Maki Kaji glaubt, etwas noch Besseres auf Lager zu haben.
Friedrich Küppersbusch, 46, ist Journalist und Fernsehproduzent und wurde einer breiten Öffentlichkeit als Moderator der WDR-Magazine “Zak” und “Privatfernsehen” bekannt. “Bild” nannte ihn damals “die messerscharfe Zunge vom WDR”. Seine Firma Probono, die für n-tv die tägliche Gesprächssendung mit Sandra Maischberger produziert hat, stellt für den Nachrichtensender heute unter anderem die Talkshows “Busch @ n-tv” und “Das Duell” her. Sie produziert außerdem für RTL die Sendung “Raus aus den Schulden”.
Von Friedrich Küppersbusch
Ich heiße Friedrich und bin “Bild”-Leser. Seit drei Jahren trocken, und die Zeitung heute für das Blog anzufassen, lässt mich ahnen, wie es wäre, aus übergeordneten Gründen nochmal eine rauchen zu müssen. Der Kompromiss — öfter mal eine anstecken, und zwar die “Bild” — mag der Maschinensturm der 68er gewesen sein, der stets jeder vernünftigen Oppositionsgründung vorausgeht.
Härter als “Bild” heute kann man einen Interviewpartner wohl nicht angehen. Im Kommentar links darüber völkelt Who-the-Vogg-Müller gegen “Kinderrechte im Grundgesetz”: “Notfalls müssen die Kleinen ihren Eltern viel schneller weggenommen werden…” — worin zum Beispiel FDJ und Pimpfe Bleibendes geleistet haben — denn sie, die Kinder “brauchen einen aktiven Staat und aufmerksame Nachbarn.” Blockwart statt Grundrecht, als Nächstes müsste die neue Juso-Chefin aus Müller-Vogg austreten und nicht nur aus der gegen ihn gemässigt linken “Roten Hilfe”. Bild textet das im Stile des Revierpächters beim Streckelegen:
Möchten Sie ein “e” kaufen? Nehmen Sie gleich zwei: In der notorischen “Pest von Wagner” geht’s diesmal um die Balina Luft. Wie man mit so wenig Buchstaben so wirksam das Gefühl stimulieren kann, sich sofort gründlich waschen zu wollen, wird mir ewig ein Rätsel bleiben. Wagner wagnert sich was vom Menschen als “das Größte” zusammen, der noch jede Naturkrise überstanden habe. Denn:
Ich weiß nicht, wie ein Rhinozeros schmeckt, aber ich hätte es aufgegessen.
Die Frage, ob man zum Überleben notfalls auch etwas sehr ekliges essen würde, hat das Rhinozeros anders beantwortet, Wagner kam durch. Immerhin darf er eine dissente Meinung zur Titelschlagzeile vertreten, die da dröhnt: “So machen wir unsere Erde kaputt — der erschütternde Bild-Report”.
Weltuntergang wird durch “Bild” erst schön, und damit nun keiner ernsthaft glaubt, es hätte was mit jedem Einzelnen zu tun, gurgelt man ebenfalls auf der Eins eine Untersuchung der Spritsekte ADAC hoch: Danach lohne sich der Invest für ein Öko-Auto, z.B. “Ford Focus Econetic”, erst bei einer Fahrleistung von “185.200 km” — pro Jahr.
Ich hätte lieber eine geraucht. Sensationell, wenn sich in drei Jahren gar nichts geändert hat.
Meine Frau und Mutter unserer Kinder teufelte damals: “Ich kauf’ für ein Höllengeld sauberes Essen im Ökomarkt, und Du schleppst den Dreck gedruckt ins Haus”, was schon allein deshalb sehr hart war, weil einerseits sie es sagte und es andererseits aber stimmte. In den Weihnachtsferien gebrach es mir an der Ausrede, es “beruflich tun zu müssen”. Bei Rückkehr in die politische Talk-Redaktion argwöhnte ich lange, in Debatten um Themen, Gäste, Herangehensweisen von den “Bild”-lesenden Kollegen mindestens hinterrücks als “so langsam hat der Alte ja gar keine Ahnung mehr” verspottet zu werden. Das blieb aus, zumal ich im Zweifel Wetten anbot, wie das Blutblatt eine in Rede stehende causa behandelt haben mochte. Dann musste ein Untergebener nachschauen. Man muss es sich einfach leisten können, das nicht selbst anzufassen.
Mich schreckt dieses Amalgam aus Voreingenommenheit, bedenkenloser Geschichtslosigkeit, ins Objektive gewandete Propaganda — und immer, immer der ungefragte Griff an andererleuts Unterleib. Vom Fickbrötchen-Foto auf der ersten Seite über viehische Details widerwärtiger Gewaltverbrechen bis zum dumpfen Volksempfinden und Schalkedoof — ich kann das nicht mehr lesen, ohne mich hinterher einer gewissen Mittäterschaft zu zeihen. Ich habe 50 Cent gegeben, damit ein namenloser Aasverwerter sich nochmal durch die Leiche einer Vierjährigen wühlt:
Der mysteriöse Tod der kleinen Leonie (4)
Einzig die Dachzeile darüber würde ich mir als Merkzettel für die nächsten drei Jahre gern aufbewahren: