In einem erstaunlichen Akt hausinterner Kollegenschelte geißelt die “Bild”-Zeitung heute das Fehlen einer funktionierenden Schlusskorrektur im Schwesterblatt “Welt”.

Die Fehler-Expertin geißelt dann doch nur den Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Michael Sommer, weil der in einem ihr politisch suspekten Gastbeitrag für die gestrige Ausgabe der “Welt” den Namen Ludwig Erhards genauso oft falsch wie richtig geschrieben hat. “Bild” macht ihn zum “Verlierer des Tages” (siehe Ausriss rechts) und “meint”: “Setzen, 6!”
Dass das bei der “Welt” niemandem auffiel, ist allerdings kein Wunder.
Die Erhard-Ehrhard-Schwäche
der “Welt”:
- “… für Ludwig Ehrhard, jedenfalls …”
(“Welt”, Leitartikel, 7.5.2007) - “… nur Ludwig Ehrhard und …”
(“Welt”, 20.12.2006) - “… gab Ludwig Ehrhard die …”
(“Welt am Sonntag”, 13.11.2005) - “… im Ludwig-Ehrhard-Haus …”
(“Welt”, 14.10.2005) - “… aus. Ehrhard war …”
(“Welt”, 20.3.2005) - “… auf Ludwig Ehrhard hätte …”
(“Welt”, Leserbrief, 17.3.2005) - “… Ludwig Ehrhard, Ordnungspolitiker …”
(“Welt”, Bildtext, 19.2.2005) - “… der Ludwig-Ehrhard-Stiftung …”
(“Welt am Sonntag”, 22.7.2001) - “… Ludwig Ehrhard wusste …”
(“Welt am Sonntag”, 17.6.2001) - “… Millerntor, Ludwig-Ehrhard-Straße …”
(“Welt”, 5.6.2001) - “… Vorgänger Ludwig Ehrhard ein …”
(“Welt”, 29.6.2000) - “… von Ludwig Ehrhard hat …”
(“Welt”, 14.2.2000) - “… Gründergeneration Ludwig Ehrhards geht …”
(“Welt”, 2.7.1999) - “… ohne Ludwig Ehrhard zu …”
(“Welt”, 22.3.1999) - “… ins Ludwig-Ehrhard Haus …”
(“Welt”, 4.2.1999) - “… dem Ludwig-Ehrhard-Haus …”
(“Welt”, 22.9.1998) - “… mit Ludwig Ehrhard die …”
(“Welt am Sonntag”, 12.7.1998)
Die ausgeprägte Erhard-Ehrhard-Schwäche der “Welt” führte dazu, dass selbst Bundeskanzerlin Angela Merkel in einer Rede vor dem Weltwirtschaftsforum in Davos 2006 “Erhard” laut “Welt” mit zwei H sprach.
Nachtrag, 8. August: In der Aachener Ausgabe der “Bild”-Zeitung findet sich zwei Seiten hinter der “Verlierer des Tages”-Meldung folgende Karte:
Mit Dank an Sebastian G. und seine Freundin!

Handynummer (siehe Ausriss). Mein Vater hatte den Zettel gefunden, und weil ich keinen Jörg Bergmann kenne, rief mein Vater die Handy-Nummer an. Er gab sich zunächst als ich aus, reichte das Telefon aber kurz darauf an mich weiter. Der Mann am anderen Ende erklärte kurz, er sei Journalist, und sagte, es ginge um einen gewissen Stefan B. und ob ich mit ihm befreundet sei. Auf meine Frage, für welche Zeitung er denn arbeitet, antwortete der Mann zunächst nur, er sei freier Journalist. Aber ich wollte es genauer wissen und bekam etwas zögerlich zur Antwort: “Konkret für die ‘B.Z.’ und ‘Bild’.”

Alle diese Berichte, verfasst u.a. von “Bild”-Reporter Jörg Bergmann, waren illustriert mit allerlei Fotos, die “Bild” offenbar aus Internetseiten zusammengesucht hatte: “Bild” jedenfalls nannte als Quelle einfach nur “Web”. Und ab Tag 2 der Berichterstattung zeigten alle diese Fotos das Opfer (das mit der Preisgabe privater Daten im Internet – StudiVZ, MySpace etc. – leider nicht zimperlich gewesen ist) ohne jede Unkenntlichmachung. Wollten wir indes die vielen “Bild”-Berichte ohne irgendeine Urheber- und Persönlichkeitsrechtsverletzung zeigen, bliebe davon wohl nicht mehr viel übrig (siehe Beispielausriss).


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