Du sollst nicht stehlen

Stolz präsentiert die “Bild am Sonntag” in der Rubrik “Die ‘BamS’-Leser wussten es zuerst!” allwöchentlich, welche Medien nach Auffassung der “BamS” Themen aus der “BamS” aufgriffen. Motto:

Wer BILD am SONNTAG liest, weiß schon am Sonntag, worüber in anderen Medien erst später berichtet wird.

"Klopp: Ich rede jeden Tag mit Gott"Manchmal wissen “BamS”-Leser indes auch erst viel später, worüber in anderen Medien schon viel früher berichtet wurde. So “verrät” der Fußballtrainer Jürgen Klopp gestern in einem “BamS”-Artikel von Joachim Schuth (siehe Ausriss) fast wörtlich dasselbe, was er vor fast drei Monaten bereits im Interview mit Gottfried Sohl der Internetseite “Unsere Kirche in Westfalen und Lippe” (“UK”) erzählt hat:

Klopp heute in der “BamS”: Klopp im Juni im “UK”-Interview:
“[Der Glaube] ist mein roter Faden durchs Leben”, sagt [Klopp], “neben den Menschen in meinem engsten Umfeld das Wichtigste überhaupt.” “Neben den Menschen in meinem engsten Umfeld [spielt der Glaube] die wichtigste [Rolle in meinem Leben]. (…) Mein roter Faden durchs Leben ist mein Glaube, ganz klar!”
“Ich rede täglich mit Gott”, versichert er, “Beten ist ein wichtiger Bestandteil meines Christseins.” “Beten ist ein wichtiger Bestandteil meines Christseins, ganz klar!”.
Zwar beteiligt er sich nicht an Bibelkreisen oder ähnlichen Dingen, die fromme Kicker schon mal gerne auf die Beine stellen. “Ich mache auch nicht mit bei Gebetstreffen, Bibelkreisen und solchen Dingen, die fromme Kicker schon mal gerne auf die Beine stellen.”
Doch Klopp gibt offen zu: “Auch wenn ich manchmal tagsüber so viel zu tun habe, dass ich im Abendgebet einschlafe. Auf alle Fälle beende ich jeden Tag mit einem Gebet.” “Auch wenn ich manchmal tagsüber so viel zu tun habe, dass ich im Abendgebet einschlafe. Auf alle Fälle beende ich jeden Tag mit einem Gebet (…).”
Bereits als kleiner Junge wurde er sonntags von seiner Oma mit in die Kirche genommen. “Sie ist dort regelmäßig eingeschlafen”, erinnert er sich grinsend. “Meine Oma hat mich sonntags mit in die Kirche genommen und ist dort regelmäßig eingeschlafen.”
Aber ihn selbst hat schon damals fasziniert, wie schnell man in der Kirche zur inneren Ruhe kommt. Auch wenn er heute nur noch selten wegen der zeitlichen Überschneidung mit dem Fußball einen Gottesdienst mitfeiern kann (…) “Leider [gehe ich] nicht [regelmäßig in die Kirche], weil die zeitliche Überschneidung zwischen Gottesdienst und Fußball doch enorm ist. (…) Was ich in der Kirche total mag, ist die innere Ruhe, die man da findet.”
“Grundsätzlich gibt es in meinem Leben unglaublich viele Gründe, mich im Minutentakt bei Gott zu bedanken. Aber auch in Phasen, in denen es mir nicht immer so gut ging, war mein Glaube gleich stark.” “Grundsätzlich gibt es in meinem Leben unglaublich viele Gründe, mich im Minutentakt zu bedanken. Aber es ging mir nicht immer so gut, und trotzdem war mein Glaube immer gleich stark.”
Mit dem Begriff “Fußballgott” kann der 41-Jährige allerdings nichts anfangen. Eine unpassende Wort-Symbiose, bei der ihm eher unwohl wird: “Es gibt so viel wichtigere Dinge als Fußball. Gott hat dementsprechend mehr zu tun, als sich um Fußball zu kümmern.” “Ich fühle mich mit dem Begriff [Fußballgott] eher unwohl. Denn (…) es gibt viel wichtigere Dinge als Fußball. Und dementsprechend kümmert sich Gott um alles.”
Klopp würde deshalb auch nie in den Sinn kommen, vor einem schweren Spiel um den Sieg zu beten. Er sagt: “Ich bitte ihn nur um Kraft und Besonnenheit, die Dinge richtig einzuschätzen und anzugehen.” “Aber ich bete nie um den Sieg im Fußball, sondern um Kraft, um Besonnenheit, um die notwendige Ruhe, die Dinge richtig einzuschätzen. Aber nicht darum, dass wir gewinnen.”

Und obwohl also quasi der gesamte “BamS”-Text aus dem “UK”-Interview abgeschrieben ist, und es keine Vereinbarung mit “UK” gibt, wie man uns dort mitteilt, erwähnt die “BamS” ihre Quelle mit keinem einzigen Wort.

Mit Dank an Frank E. für den sachdienlichen Hinweis.

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1. “Der ‘Subway’-Journalismus von ProSieben”
(stefan-niggemeier.de)
Die PR-Agentur “foleys” macht mit einer Pressemeldung klar, dass TV-Formate wie “Galileo” auf PRO7 oder “Abenteuer Leben” auf Kabel 1 nur am Rande etwas mit Journalismus zu tun haben: “Das Team von foleys PR initiierte und begleitete dabei alle Drehs, bereitete deren Inhalte vor, briefte die Protagonisten und TV-Teams und stand ihnen und den jeweiligen Franchisepartnern vor Ort mit Rat und Tat als verantwortliche Kontrollinstanz (und Pressesprecher) zur Seite.”

2. “Die traurige Nachricht vom vermeintlichen Bucherfolg”
(literaturcafe.de)
PR-Texte landen aber auch “mit steter Regelmäßigkeit in den Regionalteilen meist kleinerer Zeitungen”, zum Beispiel im Südkurier: “Völlig unreflektiert zitiert der Mitarbeiter des Südkuriers den PR-Text des Verlages und erwähnt mit keinem Wort, dass der Erfolg lediglich erkauft wurde. Kritischer Journalismus sieht anders aus.”

3. “SVP setzt auf Online-TV”
(tagesanzeiger.ch, Ruedi Baumann)
“Mit Videobeiträgen auf dem Internet und guter Präsenz auf You Tube will die SVP «schnell und ungefiltert» informieren. Mit ihrem SVP-TV sind sie wieder mal die Ersten.”

4. Der Chefredakteur der Rheinischen Post im Interview
(duesseldorf-blog.de)
Sven Gösmann, Chefredakteur der Rheinischen Post mit ihrem Onlineportal von RP Online, erklärt, wie man es anstrebt, “die Zahl der Page Impressions (PI’s) von derzeit 51 Mio. monatlich” noch zu steigern: “Durch gute Inhalte, eine kontinuierliche technische und journalistische Entwicklung, eine intelligente Bewerbung des Auftritts in der Zeitung (wie auf den neuen Lokalseiten).”

5. “The news of FHM”
(coffeeandtv.de, Lukas)
“Welchen Nachrichtenwert hat es eigentlich, wenn sich leidlich bekannte Blondinen für ein Herrenmagazin ausziehen und dieses Magazin dazu eine kurze Pressemitteilung raushaut?”

6. “Münstersche Zeitung bringt TV-Programm als Retrospektive”
(pr-ip.de, Christoph Salzig)
Christoph Salzig bestellt die Münstersche Zeitung ab, nachdem er dieses Wochenende in der Zeitung “das TV-Programm von Sonntag, 6. Juli 2008 (für Samstag) und von Samstag, 7. Juni 2008 (für Sonntag)” abgedruckt sieht.

Thomas Godoj: Aufstand der Fans gegen “Bild”

Die Fans von Superstar Thomas Godoj sind stinksauer auf die “Bild”-Zeitung (56), weil sie behauptet hat, es gebe einen “Fan-Aufstand” gegen Thomas. Sie wollen sogar die Zeitung nicht mehr lesen.

Recklinghausen – Warum macht sie Thomas’ Fans so unglücklich?

"Thomas Godoj: Aufstand der Fans gegen

Die Boulevardzeitung “Bild” (56). SIE hat geschrieben, dass SEINE Fans den “Aufstand” proben, weil Thomas Godoj niemandem sein “Babyglück zeigt”, seine Freundin Jennifer, die im vierten Monat schwanger ist, sogar Monate lang verheimlichte.

Jetzt proben Thomas’ Fans den Aufstand gegen die “Bild”-Zeitung! Auf Thomas’ Homepage (www.thomas-godoj.de) reagieren viele wütend.

Auszüge aus den Fan-Foren: “Leute, lest solche Zeitungen nicht!!!” Oder: “War doch klar, dass die BLÖD die paar negativen Meinungen jetzt groß hervorheben muss. Die Tatsache, dass sich der größte Teil freut, wird einfach weggelassen, weil langweilig. Mit Skandalen macht man eben Geld.”

Ein anderer schreibt: “Aber wie war das? Wir sollten solche Zeitungen ja eh nicht lesen. Hätte nie gedacht, dass Thomas damit mal SOWAS von Recht hat…”

Viele Fans bemitleiden außerdem die “Bild”-Reporter, schreiben: “Schade, dass manche Menschen so ihr Geld verdienen müssen!” Einer beleidigt die Journalisten sogar, pöbelt: “Der BILD Forentroll….schnüffelt rum…..”

Und viele sind besorgt, weil so viele Menschen die “Bild”-Zeitung lesen und ihre Geschichten von anderen Medien ungeprüft übernommen werden: “Man sollte dieses Blatt einfach ignorieren.”

Mit Dank an Christian H. für den sachdienlichen Hinweis.

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1. “Der PR fehlt ein Link”
(georgholzer.at)
Georg Holzer erklärt, wie er mit unerwünschter und unangebrachter PR umgeht: “Jeder Absender, der mir ab jetzt irrelevante Aussendungen schickt, landet im Spam-Filter.” Nicht davon betroffen sind Informationen, die man ein für alle mal mit einem leicht aufzufindenden Unsubscribe-Link abbestellen kann. “Ist so eine Kleinigkeit im Sinne eines guten Miteinanders von Journalismus und PR zu viel verlangt? Ich glaub nicht.”

2. “N24 simuliert die eigenen Zuschauer”
(medienpiraten.tv, Peer Schader)
Peer Schader hat einen starken Verdacht, dass nicht alle Teilnehmer der N24-Sendung “Debatte 2.0″ echt sind.

3. “Schall und Rauch”
(flashfrog.wordpress.com)
Flashfrog bringt etwas Klarheit in die Begriffe “Realname”, “Pseudonym” und “Anonymität”.

4. “Was erlaube´ DFL!”
(freitag.de, Katrin Schuster)
“Fußballspiele sind besser vor medialem Missbrauch geschützt als jeder Mensch.”

5. “Der journalistische Schein”
(blog.handelsblatt.de/indiskretion, Thomas Knüwer)
Thomas Knüwer fragt sich, was für ein Mehrwert ein Korrespondent bietet, der in einer dem Ereignis nahe gelegenen Stadt Nachrichtenkanäle guckt.

6. “Auch Basler Zeitung will keine Links”
(blogdessennamenmansichnichtmerkenkann.com, ugugu)
Schon drei Wochen nach tagesanzeiger.ch hat nun auch baz.ch den Absatz, dass man “vorgängig eine ausdrückliche, schriftliche Bewilligung” benötigt, um einen Link auf ihr Internetangebot zu setzen, herausgenommen. Ohne die Intervention von Bloggern wären die Bedingungen vermutlich noch immer unverändert.

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1. “Wie PR-Agenturen immer wichtiger werden”
(ndr.de, Video, 7:05 Minuten)
Wer einen Wortbeitrag im Lokalradio konsumiert, kann sich alles andere als sicher sein, mit Journalismus informiert zu werden. Die Möglichkeit, einen vorgefertigten PR-Beitrag zu hören, ist gross.

2. “Wie das ZDF seine Nachrichten missbraucht”
(welt.de, Kai-Hinrich Renner)
“Im ‘heute journal’ erschien ein Beitrag über die Berliner Medienwoche. Es ging um die Internetpräsenz der öffentlich-rechtlichen Sender, um die momentan heftig gestritten wird. Der Bericht war jedoch alles andere als neutral. Und so bleibt ein bitterer Nachgeschmack.”

3. Das Magazin n+1 gibt eine Anthologie auf deutsch heraus
(jungle-world.com, Martina Mescher)
2004 gründeten Keith Gessen, Mark Greif, Benjamin Kunkel und Marco Roth die Zeitschrift n+1. Sie erscheint “seitdem zweimal jährlich in einer sehr überschaubaren Auflage”.

4. “Sackgasse ‘Lindenstraße'”
(spiegel.de, Markus Brauck)
“Erstmals seit 16 Jahren zieht eine komplett neue Familie in Deutschlands älteste Seifenoper. Dabei wäre es Zeit, die muffigen TV-Wohnblocks endgültig dichtzumachen.”

5. Interview mit Jörg Pilawa
(digitalfernsehen.de)
Jörg Pilawa sagt nach dem Abtritt von Thomas Gottschalk das Ende von “Wetten, dass..?” voraus: “Ich hoffe, er macht das noch ein paar Jahre und dann, glaube ich, wird es nach ihm das Format so nicht mehr geben.”

6. Interview mit dem neuen CEO der NZZ, Albert P. Stäheli
(werbewoche.ch, René Worni)
“WW: Sie sind mit Espace-Verlagsleiterin Franziska von Weissenfluh verheiratet. Da geht die Konkurrenzlinie gleich mitten durch die Familie? – Albert P. Stäheli: Ja, meine Frau hat gesagt, auf einen Konflikt mehr oder weniger komme es ja auch nicht mehr an (lacht). Aber Spass beiseite: Espace Media ist keine Konkurrenz zur NZZ.”

“Bild” hilft im Fall Michelle wenig II

Die “Leipziger Volkszeitung” (“LVZ”) hat ein Interview mit dem Leipziger Polizeipräsidenten Horst Wawrzynski “über die Fahndung nach Michelles Mörder” geführt. Er beantwortet darin Fragen zum Ermittlungsstand, zur Vorgehensweise der Polizei, zur Nachrichtensperre oder zur Notwendigkeit Ermittlungsdetails geheim zu halten.

Die “Bild”-Zeitung wird darin nicht namentlich erwähnt:

[“LVZ”:] Manche Berichterstattung dürfte jedoch auch pure Spekulation sein und weniger auf konkreten Quellen beruhen.

[Wawrzynski:] Auch das behindert uns enorm. Wenn wir wegen eines immer wieder veröffentlichten Phantombildes, das mit dem Fall Michelle überhaupt nichts zu tun hat, sogar Hinweise aus Saarbrücken und sonstwoher bekommen, müssen wir dortige Dienststellen einschalten oder selbst zur Befragung Beamte schicken. Oder aber es wird uns eine angeblich wichtige Zeugin per Presse präsentiert, deren Beobachtungen dann aber nichts als heiße Luft sind. Mit dieser Art unseriöser Berichterstattung werden die Bürger verdummt, weil es schlichtweg nichts mit der Realität zu tun hat.
(Links von uns)

Nachtrag, 5.9.2008: Wie die Nachrichtenagentur AP berichtete (hier bei “Spiegel Online”), weist “Bild”-Chefredakteur Kai Diekmann die Vorwürfe der Polizei zurück, die “Bild”-Berichterstattung könne die Ermittlungen gefährden:

Die veröffentlichten Informationen seien nicht geeignet, dem Täter bei der Verwischung von Spuren zu helfen, heißt es in einem Schreiben von “Bild”-Chefredakteur Kai Diekmann an Leipzigs Polizeichef Horst Wawrzynski. Im Übrigen könne eine Behörde eine Nachrichtensperre nur für ihre eigenen Mitarbeiter, nicht aber mit Wirkung für die Presse verhängen. Eine Vereinbarung, von Berichterstattung abzusehen – wie im Entführungsfall Jan-Phillip Reemtsma – sei im Fall Michelle von der Leipziger Polizei “nie gesucht” worden.

Polizeichef Wawrzynski schrieb offenbar zurück und räumt in einem Brief an Diekmann bezüglich der Nachrichtensperre ein, sich im “LVZ”-Interview “missverständlich” geäußert zu haben. Das gibt der Axel Springer Verlag heute in einer Pressemitteilung bekannt:

Dazu der Polizeipräsident: “Selbstverständlich kann eine Nachrichtensperre nur für den Bereich meiner Behörde Geltung entfalten. (…) Es ist unstreitig, dass eine Nachrichtensperre nicht für die Presse gelten kann.”

Bild.de trägt zu dick auf

Manche Kriminalfälle könnten direkt aus einem schlechten Film stammen: Ende Juli wurde die libanesische Popsängerin Suzanne Tamim in Dubai ermordet. Am 10. August wurde der frühere Polizist Mohsen al-Sukkari als Tatverdächtiger festgenommen.

Am Tatort hatte die Polizei offenbar Indizien gefunden, die darauf hindeuteten, dass ein “unfassbar reicher ägyptischen Geschäftsmann” und Ex-Geliebter der Sängerin den Mord in Auftrag gegeben haben könnte. Gestern dann wurde der ägyptische Milliardär Hisham Talaat Moustafa festgenommen.

Nochmal: Er soll den Mord beauftragt haben, wie zahlreiche Medien übereinstimmend berichten.

Nur für Bild.de ist das Ganze offenbar zu kompliziert:

Ende Juli wurde die libanesische Pop-Sängerin Suzan Tamim († 31) grausam ermordet. Jetzt hat ihr mutmaßlicher Mörder ein Gesicht: Verdächtigt wird der ägyptische Unternehmer Hisham Talaat Mustafa. Er soll in ihre Wohnung in Dubai eingedrungen sein, die schöne Sängerin grausam zugerichtet und mit mehreren Messerstichen getötet haben. Am Dienstag wurde Hisham Talaat Mustafa festgenommen, wie die Staatsanwaltschaft in Kairo mitteilte.

Dabei hatte Bild.de doch gestern selbst noch berichtet:

Art und Ausführung der Bluttat deuteten auf einen Auftragsmord hin.

Mit Dank an Govinda G., Peter R. und Jacob für den Hinweis.

6 vor 9

1. Die Chefredakteurin von brand eins im Interview
(meedia.de, Oliver Scheiner)
Gründerin und Chefredakteurin Gabriele Fischer: “Ich sehe zwar einige neue Titel im Zeitschriftenhandel, aber da ist nichts wirklich Neues dabei. Die sind alle nach dem Strickmuster ‘Der Weiße Hai Teil II’ gestrickt – alles Dritt- oder Viert-Verwertungen. Das sind für mich keine neuen Ideen.”

2. “Das neue Modebewußtsein der Magazine”
(taz.de, Tobias Rapp)
“Es gibt allen Grund zu der Annahme, dass langfristig nur zwei produktorientierte Kulturindustrien übrig bleiben werden. Kunst und Mode. Die Tonträger verschwinden. Sobald die Übertragungsgeschwindigkeiten und Speicherkapazitäten groß genug sind, wird die Filmindustrie in Schwierigkeiten kommen. Und mit dem ‘Kindle’ wird demnächst das erste elektronische Buch mit Massenappeal auf den Markt kommen. Bleiben Kunst und Mode.”

3. “Fernsehen spielt online fast keine Rolle”
(spiegel.de, Jan-Philipp Hein)
Fernsehkritiker David Harnasch alias B-Arbeiter sitzt mehrere Stunden an seinen Beiträgen, die wenige Minuten lang sind. Er soll einer der wenigen Fernsehkritiker sein, denn das Medium sei nicht mehr kritikwürdig.

4. “Die GEZ-Verschwendung mit Oliver Kahn”
(welt.de, Antje Hildebrandt)
“Kaum sind die Klagen über Gebührenverschwendung beim Zweiten Deutschen Fernsehen verstummt, bahnt sich neuer Ärger an: Für das Abschiedsspiel des ehemaligen Nationaltorhüters soll der Sender doppelt so viel wie für ein gemeines Spiel im Uefa-Cup gezahlt haben – und das, obwohl der eigentliche Star fehlte.”

5. “Blogger als Journalisten: Was ‘die Neuen’ können”
(medianet.at, Matthias G. Bernold)
“Dass die Blogger in die erlauchten Kreise der renommierten Medien eindringen konnten, hat auch mit deren Schwäche zu tun. Als der zweite Irakkrieg losbrach – ließen sich selbst hervorragende Zeitungen wie die New York Times in die Regierungspropaganda einspannen. Es waren unabhängige Blogger, die Widersprüchlichkeiten anprangerten.”

6. “Gutes Fernsehen erst nach Mitternacht?”
(ringfahndung.de)
“Jeder darf sich jetzt gerne selber fragen, wieso drei der vier Fernsehtipps des Hamburger Abendblattes von heute (Ausriss) nach Mitternacht beginnen!”

“Stoppen Sie voyeuristische Berichterstattung!”

"Erzbischof Sterzinsky kritisiert Medien"Ja, das hier links ist tatsächlich ein Ausriss aus der “Bild”-Zeitung. Georg Kardinal Sterzinsky hat beim gestrigen Medienempfang des Erzbistums in Berlin unter anderem die “Bild”-Zeitung kritisiert – und “Bild” berichtet unter der Überschrift “Erzbischof Sterzinsky kritisiert Medien” darüber. Das ist ungewöhnlich für “Bild”.

Anlass für Sterzinskys Kritik war die Veröffentlichung eines Leser-Reporter-Fotos, das einen geistig verwirrten, nackten Mann zeigte, der mitten am Tag auf allen Vieren über eine Kreuzung kroch (wir berichteten). “Bild” hatte das Foto “garniert mit zynischen und ehrabschneidenden Kommentaren”, wie Sterzinsky es in seiner Rede ausdrückte (siehe Kasten).

Aus Sterzinskys Rede

“Aber warum dann immer wieder einzelne Entgleisungen – wie jüngst, als ein Verwirrter, der nackt durch die Straßen Berlins kroch, sich in grob kompromittierender Weise in der Zeitung wiederfand, garniert mit zynischen und ehrabschneidenden Kommentaren. ‘Die Wahrheit über den Menschen bekannt gemacht?’ – Meine Bitte an die Verantwortlichen des Boulevard-Journalismus: Stoppen Sie voyeuristische Berichterstattung! Beenden Sie den Unsinn, Sensationslust und niedere Instinkte durch das fragwürdige Handwerk sogenannter ‘Fotoreporter’ zu bedienen!”

Offenbar in der Absicht, die Berichterstattung zu entschuldigen, anstatt sich für sie zu entschuldigen, schreibt “Bild” zu Sterzinskys Vorwurf:

Das Gesicht des Mannes war nicht erkennbar. Eine Nachfrage bei der Feuerwehr, ob in der fraglichen Zeit eine hilflose Person in Neukölln aufgegriffen und ins Krankenhaus gebracht wurde, wurde damals verneint. Am Tag nach der Veröffentlichung berichtete der “Tagesspiegel”, dass es sich bei dem Mann um einen geistig Verwirrten gehandelt hatte.

Demnach rechtfertigt also die Tatsache, dass “Bild” keinerlei Ahnung hatte, was genau mit dem verwirrten, nackten Mann los war, dass “Bild” sich über ihn lustig machte, öffentlich zur Schau stellte und als mutmaßlichen “Puffgänger” verunglimpfte, der zu viel “Schampus intus” hatte.

Das ist dann wieder nicht so ungewöhnlich für “Bild”.

“Bild” hilft im Fall Michelle wenig

"Die schreckliche Wahrheit über Michelles Tod"Es sieht ganz so aus, als habe die “Bild”-Zeitung es nun doch geschafft, konkrete Einzelheiten zum Tod der achtjährigen Michelle aus Leipzig zu erfahren. Unter der Überschrift “Die schreckliche Wahrheit über Michelles Tod” berichtet sie heute über “das Ergebnis der Obduktion ihrer Leiche” – und zeigt sich sichtlich stolz darüber (siehe Ausriss).

Bei Staatsanwaltschaft und Polizei ist man indes “entsetzt” über die Berichterstattung, wie “Spiegel Online” schreibt:

“Wir machen zu dem Obduktionsergebnis keine Angaben”, sagte (…) eine Sprecherin der Leipziger Polizei SPIEGEL ONLINE. “Wir sind aber sehr unglücklich darüber, dass die Nachrichtensperre nicht eingehalten wurde. Uns hat man damit bei der Fahndung nach dem Täter alles andere als einen Gefallen getan.” Die Veröffentlichung sei bei den weiteren Ermittlungen alles andere als hilfreich.

Auch die Staatsanwaltschaft zeigte sich über die Berichterstattung nicht erfreut. (…) “Die Öffentlichkeit hat natürlich einen Anspruch auf Information, aber gerade in einem Fall wie diesem, in dem sich die Ermittlungen umfangreicher als sonst gestalten, kann eine detaillierte Berichterstattung fahrlässig sein. Abgesehen davon muss man sich fragen: Was tut man der Familie damit an?”

Sowohl Staatsanwaltschaft als auch Polizei seien enttäuscht darüber, dass hinsichtlich der Ermittlungen keine Rücksicht genommen werde, sagte Schulz. “Details zu bestimmten Tathandlungen können auf einen bestimmten Täter hinweisen – und damit unsere Ermittlungen gefährden.”

Mit Dank auch an bgd, Claudius L., Gila M. und Michael K.

Nachtrag, 18.08 Uhr: Auch stern.de berichtet darüber, wie “verärgert” die Polizei auf den “Bild”-Artikel reagierte:

“Wer immer sich da profilieren wollte, hat der Sache einen Bärendienst erwiesen”, kommentierte ein Polizeisprecher einen Bericht der “Bild-Zeitung”. (…) Die Polizei halte bewusst an ihrer bereits kurz nach dem Verschwinden Michelles verhängten Informationssperre fest. Alles andere sei, auch in Hinblick auf die weiteren Ermittlungen, “äußerst kontraproduktiv”. Schließlich sei man “auf möglichst unbeeinflusste Zeugenhinweise” angewiesen, jede “Sensationshascherei” verfälsche das Bild oder verhindere, dass sich auch Bürger mit scheinbar unbedeutenden Beobachtungen meldeten (…).

Nachtrag, 3.9.2008: Nachdem die “Bild”-Zeitung am Dienstag Details aus dem Obduktionsbericht von Michelles Leiche veröffentlichte, suchen Staatsanwaltschaft und Polizei nun nach einem Informationsloch in den eigenen Reihen. Es wurde ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf “Verletzung des Dienstgeheimnisses und der besonderen Geheimhaltungspflicht” eingeleitet, wie verschiedene Medien berichten. Die Nachrichtenagentur dpa schreibt zudem:

Durch Medienberichte über angebliche Details seien die Ermittler auch “auf die falsche Fährte gelockt” worden. “Halbinformationen behindern die Ermittlungen”, kritisierte der Staatsanwalt.

Nachtrag, 3.9.2008, 15.30 Uhr: Auch Bild.de berichtet über die Ermittlungen wegen Verletzungen des Dienstgeheimnisses und verlinkt dabei gleich zwei Mal zu dem “Bild”-Artikel, der offenbar Auslöser für die Ermittlungen war.

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