Heiße Spuren für alle!

Heute kochen wir uns eine heiße Spur. Das ist kinderleicht. Man nehme:

  • einen Kriminalfall, der die Menschen gerade bewegt
  • einen Verdächtigen in einem anderen Kriminalfall
  • ein Telefon

Nun rufen wir bei der Polizei an und fragen sie nicht, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass der Verdächtige in dem einen Kriminalfall etwas mit dem anderen Kriminalfall zu tun hat, sondern nur, ob sie einen Zusammenhang ausschließen kann. Weil es zum Wesen solcher Ermittlungen gehört, möglichst wenig auszuschließen, wird die Antwort vermutlich “Nein” lauten, und, voilà: Wir haben unsere exklusive Spur, heiß gemacht durch eine Formulierung wie: “Die Polizei bestätigte, einen Zusammenhang nicht ausschließen zu können.”

Ein ähnliches Rezept hat “Bild” schon nach dem Mord an der achtjährigen Michelle aus Leipzig angewandt, als sie immer wieder ein Phantomfoto aus einem anderen Fall zeigte und als möglichen Täter und “heiße Spur” präsentierte — was nach den Worten des Polizeipräsidenten die Ermittlungen “erheblich behinderte”.

Gestern kochte sich “Bild” aber schon wieder eine mögliche “heiße Spur” zusammen. In Lyon war im Zusammenhang mit dem Mord an einem elfjährigen Jungen eine Frau festgenommen worden. Deutsche Ermittler im Fall der sogenannten “Phantomkillerin”, die unter anderem im vergangenen Jahr in Heilbronn eine Polizistin tötete, überprüften die DNA der französischen Frau — routinemäßig.

“Wenn Sie mich fragen, ist die Spur noch nicht einmal lauwarm, geschweige denn heiß”, sagte ein Polizeisprecher der “Badischen Zeitung”. Allerdings wäre es fahrlässig, eine solche Spur nicht abzugleichen — das werde bei jedem Gartenhauseinbruch so gemacht.

Das ist aber natürlich keine “Bild”-Geschichte. Eine “Bild”-Geschichte wurde es dadurch, dass sich “Bild”-Redakteur Bernd Strehlau von der Polizei bestätigen ließ, dass sich ein Zusammenhang nicht ausschließen lässt. Dann konnte er das Foto der Frau zeigen, die Worte “Ist SIE die Phantomkillerin?” daneben setzen und exklusiv berichten:

Die Polizei in Heilbronn bestätigte: Ein Zusammenhang mit dem Heilbronner Mord im April 2007 und dem Tod des Elfjährigen nahe Lyon im Juli sei nicht auszuschließen.

An dieser Stelle könnte die Geschichte zuende sein. Man könnte sagen: Mei, so sind sie halt bei “Bild”, das weiß man doch und kann damit umgehen. Die Nachrichtenagentur dpa aber weiß das offenbar nicht. Und so meldete sie gestern vormittag:

Heilbronn (dpa) – Eine Spur im Fall des Polizistinnenmordes in Heilbronn im vergangenen Jahr führt möglicherweise nach Frankreich. Die Polizei in Heilbronn schließe einen Zusammenhang zwischen der kaltblütigen Tat im April 2007 und einem grausamen Mord an einem Elfjährigen Ende Juli in der Nähe von Lyon nicht aus, teilte ein Sprecher am Donnerstag mit und bestätigte damit einen Bericht der “Bild”-Zeitung.

Wohlgemerkt: Er bestätigte, dass er bestätigte, dass er einen Zusammenhang nicht ausschließt. Um 14 Uhr zitierte dpa in einem längeren Text immerhin den Heilbronner Sprecher der Polizei nun plötzlich auch mit den Worten, es handle sich um eine “routinemäßige Überprüfung wie bei hunderten von anderen Fällen auch”.

Nicht einmal zwei Stunden später, um 15:47 Uhr, meldete dpa schließlich, die Spur sei “kalt”: Der Vergleich der DNA-Spuren habe keine Übereinstimmungen ergeben.

Bild.de-Leser wissen davon noch nichts. Und die “Heiße Spur?”-“News” ist aktuell immer noch eine der meistgelesenen auf Bild.de.



Mit Dank an die “Badische Zeitung”!

6 vor 9

1. “Springer wagt Tabubruch”
(ftd.de, Jennifer Lachman und Ulf Brychcy)
“Das wird die Zeitungsbranche erschüttern: Ausgerechnet Springer wirft in Berlin ein Gratisblättchen auf dem Markt. Dabei hatte sich der Konzern stets am stärksten gegen solche Publikationen gewehrt. Und Kooperationspartner ist auch noch die Post.”

2. “Polizistenmord Heilbronn: heiße Spur ganz kalt”
(badische-zeitung.de)
“Bild prescht vor und alle schreiben ab: Spiegel, dpa und dutzende Medien meldeten die angeblich heiße Spur zur Heilbronner Polizistenmörderin. Dabei ist das Ganze nur ein Lehrstück darüber, wie aus reiner Polizeiroutine eine Schlagzeile wird.”

3. “Wie leicht Film Wirklichkeit wird”
(freitag.de, Matthias Dell)
“Der Spiegel macht mit seiner Titelgeschichte der Einfühlung Marketing für Eichingers neuen Erfolgsfilm.”

4. “Aus dem Wertekanon”
(jungewelt.de, Volker Bräutigam)
“Weil ihre Beiträge nicht in die Anti-China-Berichterstattung paßten, wird eine Redakteurin der Deutschen Welle kaltgestellt.”

5. Jonathan Landman von der New York Times im Interview
(sueddeutsche.de, Stephan Weichert und Alexander Matschke)
“Beiträge von Amateuren sind nicht zu unterschätzen. Sie können sich Amateurfotos auf der Online-Plattform flickr ansehen, Texte von Amateuren in der Huffington Post lesen und so weiter. Und ein kleiner Teil davon ist gut, ein großer sehr schlecht. Die Trefferquote bei professionellen Journalisten ist naturgemäß höher, weil sie dafür entlohnt werden. Das ist bei Amateuren anders, was aber nicht heißt, dass sie nichts beitragen können.”

6. “Bang Bang Berlin” in der Video-Rezension
(achtmilliarden.wordpress.com, Oskar Piegsa, Video, 3:53 Minuten)
Oskar Piegsa testet die Zeitschrift “Bang Bang Berlin“. Fazit: “Sieht gut aus”, “Textqualität mittel”, “Aber: zukunftsweisend?”

Von Äpfeln, Birnen, Weintrauben und Kiwi

Anfang der Woche verkündete “Bild” “eine echte TV-Sensation”: Andrea Kiewel, von der sich das ZDF im vergangenen Jahr wegen Schleichwerbevorwürfen getrennt hatte, wird im Oktober als Gast bei einer Gala der Welthungerhilfe auftreten, die das ZDF zeigt. “Bild” glaubt, dass das “eine behutsame Vorbereitung – auf Kiewels Komplett-Rückkehr” sein könnte und fragt:

Kriegt Andrea Kiewel wieder den Fernsehgarten?

Tja, wer weiß. “Bild” offenbar nicht, und das ZDF sagt, es handele sich um “reine Spekulation”, was natürlich nicht bedeutet, dass es nicht am Ende so kommen könnte.

Die Nachrichtenagentur AP und viele Medien berichteten über die mögliche Rückkehr Kiewels zum ZDF, und sie übernahmen nicht nur die (nicht nachprüfbare) Spekulation, sondern auch (leicht nachprüfbare) Tatsachenbehauptungen von “Bild”. AP zum Beispiel meldet unter Bezug auf “Bild”:

[Kiewel] habe als Moderatorin des “Fernsehgartens” im Durchschnitt 2,3 Millionen Zuschauer gehabt, ihr Nachfolger Ernst-Marcus Thomas im August nur 1,3 Millionen.

“Spiegel Online” kürzte aus der Formulierung sogar noch die Zeitangaben und berichtete:

[Kiewel] habe als Moderatorin des “Fernsehgartens” im Durchschnitt 2,3 Millionen Zuschauer gehabt. Ihr Nachfolger Ernst-Marcus Thomas habe dagegen nur 1,3 Millionen erreicht.

Das ist noch falscher als das, was “Bild” geschrieben hatte:

Sieben Jahre lang hatte [Kiewel] tolle Quoten für die TV-Show geholt – im Schnitt 2,3 Millionen Zuschauer. Nach ihrer Kündigung versuchte Kiewels Nachfolger Ernst-Marcus Thomas (35) sehr engagiert sein Glück – vergeblich.

Im August lag die Zuschauerzahl bei nur noch bei [sic] 1,3 Millionen.

Eigentlich muss man nicht einmal recherchieren, um zu erkennen, wie unfair die Rechnung wäre, selbst wenn sie stimmen würde: “Bild” vergleicht die Quoten von sieben Jahren mit den Quoten von einem Monat.

Aber die angegebenen Zahlen stimmen nicht einmal. 1,3 Millionen Zuschauer hatte die schlechte Sendung im August — insgesamt lag die Zahl in dem Monat bei 1,46 Millionen.

In den sieben Jahren, in denen Kiewel moderierte, hatte der “Fernsehgarten” im Schnitt 1,94 Millionen Zuschauer (wie “Bild” auf 2,3 Millionen kommt, ist dem ZDF schleierhaft). Und im Jahr 2008 hatte die Sendung mit Ernst-Marcus Thomas bisher im Schnitt 1,53 Millionen Zuschauer — wodurch der Abstand zu Kiewel nicht, wie “Bild” in der Kiwi-Euphorie seiner Exklusiv-Spekulation behauptet, eine Million Zuschauer beträgt…

… sondern nur rund 400.000.

Die “Bild”-Zeitung vergleicht Äpfel mit als Birnen getarnten Weintrauben. Und AP, “Spiegel Online” und die anderen kaufen ihr die Grütze auch noch ab.

6 vor 9

1. “Dubioser Professor, unglaubliche Studien”
(spiegel.de, Marvin Oppong und Markus Becker)
“Hat ein vermeintlich führender Psychologieexperte jahrzehntelang deutsche Medien genarrt? Henner Ertel wurde jetzt von einem Wissenschaftler wegen Missbrauchs akademischer Titel angezeigt. Die Universität, deren Rektor Ertel sein will, existiert offenbar nur auf dem Papier.”

2. “Das Paradox des Online-Journalismus”
(perlentaucher.de, Robin Meyer-Lucht)
“Nachrichtensites feiern sich für hohe Leserzahlen – doch tatsächlich haben sie nicht ein Nutzungsproblem, sondern auch eines mit der geringen Loyalität ihrer Leser. Welt Online löst dies auf wenig erquickliche Weise.”

3. “Rücktritt Beck: Politiker-Intrigen im Blätterwald”
(ndr.de, Video, 7:01 Minuten)
SPD-Chef Kurt Beck musste gehen, weil er die Medien nicht ‘bedient’ habe. Was in der Provinz noch funktioniert habe, sei in Berlin gescheitert. An den elitären Hauptstadtjournalisten, denen Politiker, die Rollmöpse verteilen und nicht alltägliche Teile vom Schwein verspeisen, suspekt sind.

4. “Widerliches TV-Format für 5000”
(frank.geekheim.de)
“In der Schule meines Sohnes wurde gerade in der Elternversammlung debattiert, ob die Klasse an einem “TV-Projekt” teilnehmen möchte. Sozial sollte es sein, engagiert und interessante Fragen aufwerfend. Nun, das wird schon seine Richtigkeit haben dachte ich als das Thema zuerst vor ein paar Wochen aufkam, bis dann der Vertrag der Produktionsfirma auf dem Tisch lag und Details klar wurden.”

5. “Hitlers Kameramann Walter Frentz”
(einestages.spiegel.de, Hans Michael Kloth)
“Er war des Teufels Fotograf: Von 1939 bis 1945 setzte Walter Frentz Adolf Hitler und seine Entourage in Szene. Seine Propagandafilme und Farbfotos vom ‘Führer’ prägen bis heute das Bild vom Diktator – sich selbst sah Frentz trotzdem immer nur als unbeteiligten Beobachter.”

6. “Natürlich gibt es Ausserirdische!”
(nzzfolio.ch, Ulrich Schmid)
Ein schönes Interview mit dem Kosmonaut Sergei Krikaljow im NZZ Folio: “Nehmen Sie das dumme Märchen, man könne vom Weltraum aus die Chinesische Mauer sehen. Man kann sie nicht sehen – wie sollte man auch? Sie ist schmal und aus Stein, also von der gleichen Farbe wie die Berge, über die sie sich hinwegzieht.”

“Bild” entdeckt Großteil in “Porno-Denkmal”

In der Gemeinde Bodman-Ludwigshafen am Bodensee passiert — vorsichtig ausgedrückt — nicht ganz so viel. Im Moment allerdings stauen sich die Schaulustigen: Ein neues Kunstwerk zeigt unter anderem nackte Politiker. “Unglaublich” fand “Bild” das — und brachte am Montag in seinen süddeutschen Ausgaben einen großen Artikel:

Merkel, Stoiber & Co beim Ringelpiez am Bodensee: Ärger um neues Porno-Denkmal

“Unglaublich” fand “Bild” auch dies:

Unglaublich: Bürgermeister Matthias Weckbach hat das Kunstwerk auch noch gefördert, ein Großteil der Kosten (35 000 Euro) kommt aus Steuergeldern - vom Touristikamt.

Vielleicht kommt es ein bisschen darauf an, wie man einen “Großteil” definiert. In diesem Fall wohl ungefähr so (der Großteil ist das Dunkle):

Geldgeber: Sonstige (95,53%), Gemeinde (4,47%)

An den Anschaffungskosten von 35.000 Euro ist die Gemeinde Bodman-Ludwigshafen nämlich mit 1.500 Euro (oder 4,47% 4,29%) beteiligt. Das ist der Zuschuss, den die “Kunstfreunde Bodman-Ludwigshafen e.V.” von der Gemeinde bekommen haben, wie Bürgermeister Matthias Weckbach im “Südkurier” klarstellte. Er hat sich deshalb beim deutschen Presserat über die Berichterstattung in “Bild” beschwert.

Möglicherweise hat “Bild” die Falschinformation schlicht aus einer Meldung der Nachrichtenagentur dpa (hier bei der “Schwäbischen Zeitung”) übernommen.

Andererseits ist es nicht so, dass “Bild” nicht nachrecherchiert hätte, und das sogar mit verschärftem Einsatz: Ein “Bild”-Reporter (oder jemand, der sich als als solcher ausgegeben hatte) soll nach Angaben von Weckbach vor Erscheinen des Artikels mindestens ein Gemeinderatsmitglied telefonisch bedrängt haben, ihm gefälligst Auskunft zu geben. Der Anrufer habe wissen wollen, wie alt der Bürgermeister war und welcher Partei er angehörte.

Mit Dank an Christoph S. für den Hinweis und den Scan.

Urbi et Orbi?

Es hat natürlich eine gewisse Tragik, dass die Untersuchung der französischen Wissenschaftler über die Resistenz mancher Menschen gegen das HI-Virus ausgerechnet einen Zusammenhang mit der Ausbreitung des Römischen Reiches herstellte, wodurch das Thema quasi zwangsläufig in den Zuständkeitsbereich des Vatikan-Korrespondenten der “Bild”-Zeitung fiel, obwohl Wissen und -schaft eigentlich nicht dessen Spezialitäten sind.

So aber durfte oder musste Andreas Englisch sich der faszinierenden These annehmen, dass die Römer dafür sorgten, dass in Südeuropa weniger Menschen als in Nordeuropa eine Genvariante haben, die dafür sorgt, dass sie gegen Infektionen mit HIV relativ resistent sind. Die unterschiedliche Verbreitung dieser Genvariante in Europe weist verblüffende Ähnlichkeiten mit der Ausbreitung des Römischen Reiches aus. Eric Faure von der Universität der Provence in Marseille erklärt das laut “New Scientist” damit, dass die Römer in die von ihnen eroberten Regionen Moskitos mit Krankheitserregern brachten, für die besonders die Menschen anfällig waren, die eine Genvariante trugen, die heute gegen das HI-Virus schützt. Diese Menschen seien in den Bereichen, in die die Römer kamen, deshalb teilweise ausgestorben.

Bei Andreas Englisch liest sich das so:

Die Soldaten brachten Tiere mit sich, Lebensmittel und Krankheiten. Diese Krankheiten sorgten dafür, dass die Leute unter römischer Herrschaft andere Gene besitzen als die unabhängiger Regionen.

Die römischen Legionen, die durch das Gebiet des heutigen Deutschlands zogen, nahmen daher unseren Vorfahren die Chance das Schutzschild zu entwickeln.

Das ist, mit ein bisschen Mühe, wenigstens noch viertelrichtig. Grotesk ist aber der erste Satz, den Englisch für seinen Einstieg in das Thema gewählt hat:

Die Ausbreitung des römischen Imperiums und die Karte der Aids-Erkrankungen sind sehr ähnlich (…).

Nein. Bis nach Zentral- und Südafrika, Russland, Zentralamerika und Asien sind die Römer nicht gekommen.

Mit Dank an Uwe S.!

6 vor 9

1. “Plumpheit, dein Name ist Spiegel Online”
(letterofintent.wordpress.com, Wullenwever)
“Danke, Herr Schwabe, für diesen Beitrag! Und danke, Spiegel Online, dass Ihr so viel Wert auf Recherche legt und es für ausreichend erachtet, wenn einer Eurer (freien?) Mitarbeiter einfach bei CNN abschreibt. Meinetwegen soll er. Es dann aber noch deutlich schlechter zu tun, mit mehr Vermutungen und Behauptungen, weniger Klarstellung und Gegenrede – das grenzt an das Verfahren eines Schmierenblattes übelster Sorte. Was SPON offenbar schon längst geworden ist.”

2. “‘Subway’-Journalismus für alle”
(stefan-niggemeier.de)
Die PR-Agentur foleys, die Sendungen wie “Galileo” bei Pro7 “betreut”, bedauert, “evtl. missverständlich formulierte Aussagen” getätigt zu haben. Und entfernt die gestern noch online verfügbare Pressemitteilung vom April. Eine Unternehmenssprecherin von Pro7 sagte, wenig überraschend: “Niemand plaziert in irgendeiner Weise Beiträge in irgendwelchen Formaten von uns. (…) Die Einzigen, die bei uns Geschichten ‚initiieren’, sind Redakteure.”

3. “Nordkorea wirft Medien Verschwörung vor”
(tagesanzeiger.ch)
“Ein nordkoreanischer Diplomat hat Berichte über eine angeblich schwere Erkrankung des Staatschefs Kim Jong Il vehement dementiert. In den Medien wird weiter spekuliert.”

4. “Die Kaufzeitung als Übergangsphänomen”
(madial.blogspot.com)
“Auf tagesanzeiger.ch findet sich heute ein eher merkwürdiges Stück journalistischer Wirklichkeitskonstruktion: Unter dem Titel ‘Die Gratiszeitung als Übergangsphänomen‘ argumentiert sich David Vonplon ein baldiges Ende der Umsonstpresse zurecht.”

5. “Und was ist die ganze Wahrheit?”
(wdr5.de, Audio)
Dirk Kurbjuweit, Leiter des Spiegel-Büros in Berlin, im Interview.

6. “Wahlkampf 2.0”
(krone.at)
“Aktuelle Plakatsujets, ein paar unscharfe Bilder aus dem Wahlkampfzelt und eine bereinigte Schönwetterbiografie auf der Homepage – das war gestern. Die Parteien haben auf Web 2.0 umgestellt und bedienen sich an allem, was das Internet zu bieten hat.”

Dumm klickt gut

Was Klickstrecken angeht, hat Bild.de gerne die Längsten: Im Moment arbeitet man sich dort an “666 Fakten über Sex” ab, aufgeteilt in handliche Portionen von beispielsweise 166 Fakten gestern und 146 heute.

Falls es sie interessiert, bekommt die geneigte Leserin die Frage beantwortet, wie lang der “längste bisher gemessene Penis” war (48,3 cm), der interessierte Leser wird über wichtige linguistische Unterschiede aufgeklärt (“Brust und Busen sind nicht dasselbe. Busen ist lediglich die Vertiefung zwischen den Brüsten.”).

Aber auch Menschen mit ausgefallenen Vorlieben, etwa für Statistiken, kommen nicht zu kurz:

Pro Sekunde sehen 28 258 Internetuser Pornografische Inhalte. Das sind in der Minute 1,7 Millionen, in der Stunde 101,7 Millionen und pro Tag 2,4 Milliarden.

… nach nur drei Tagen wären es 7,2 Milliarden Menschen (und damit mehr, als im Moment auf der Erde leben) und nach etwa anderthalb Monaten hätten mehr Menschen im Internet Pornos geguckt, als insgesamt jemals auf der Erde gelebt haben.

Anders ausgedrückt: Täglich sehen sich 184,6 % aller weltweiten Internetnutzer pornografische Inhalte an.

Mit Dank an Thomas für den Hinweis.

6 vor 9

1. “Google will alle Zeitungen der Welt online bringen”
(blog.handelsblatt.de/indiskretion, Thomas Knüwer)
“Alle Zeitungen. Der Welt. In Original-Optik. Volltext durchsuchbar. Online.” Soweit das Blog. Die Meldung für die Zeitung hier: “Google plant riesiges Online-Zeitungsarchiv

2. “Die wechselhafte Rolle der Medien im US-Wahlkampf”
(medienheft.ch, Gerti Schön)
“Das Wahl- wie auch das Medienvolk, hin- und hergerissen zwischen Barack Obamas Charisma und Sarah Palins mädchenhafter Dreistigkeit, muss sich nun der Substanz der Kandidaten und ihrer Programme zuwenden und aufhören, sich auf Jon Stewarts abendliche Satireshow ‘Daily News’ zu verlassen. Denn hier, bei dem Kabelsender ‘Comedy Central’, hat man die besten Chancen, die Widersprüchlichkeiten in den Aussagen der Politiker schonungslos serviert und die allgemeine Verzerrung der Realität durch eine Dosis Realsatire ersetzt zu bekommen.”

3. “Die neuesten Leserzahlen der Schweizer Presse”
(persoenlich.com)
“Bei der Auswertung der Reichweiten der Printmedien ‘Mach Basic 2008-2’ zeigt sich, dass die Gratiszeitungen weiter im Vormarsch sind. Die Sonntagszeitungen können das Niveau halten — nur der ‘SonntagsBlick’ hat erneut signifikant Leser verloren. Die grossen Tageszeitungen haben tendenziell an Reichweite eingebüsst. “

4. Dr. Kai Gniffke fragt: “Bin ich naiv?”
(blog.tagesschau.de, Kai Gniffke)
“Ich fürchte, ich bin naiv. Nicht nur weil ich mich zum Beispiel immer mal wieder dabei erwische, dass ich an das Gute im Menschen glaube. Ich bin wohl ein völlig naiver Journalist: Ich glaube doch tatsächlich, dass es unser Job ist, über Politik zu berichten, aber eben nicht zu unseren Aufgaben zählt, Politik zu machen.”

5. “Hat DER SPIEGEL erneut einen Sozialdemokraten abserviert?”
(pottblog.de, Jens Matheuszik)
Jens Matheuszik fragt sich, ob es einen Grund gab, dass das Cover des Spiegels nicht wie üblich schon am Samstagnachmittag online war. Über das Titelblatt schreibt er: “Dort konnte man noch – zusätzlich zum Hauptthema RAF – schnell den Steinmeier-Coup abbilden. (…) Da hat man meiner Meinung nach also von der Entscheidung schon vorher gewußt und dann auf die eigene Vorab-Veröffentlichung im Internet gewartet.”

6. “Liebeserklärung ans Internet”
(spreeblick.com, Sascha Lobo)
“Ich liebe das Internet, weil es die Welt verbessert. Viele Menschen vor uns haben dafür gekämpft, dass die Umstände besser werden. Einige haben es tatsächlich Stück für Stück geschafft. Aber keine Generation vor uns hatte eine derart mächtige Waffe der Weltverbesserung in der Hand wie das Netz.”

Trikotvertausch mit Philipp Lahm

Ach, es ist schon etwas chaotisch: Der Weltverband Fifa hat eine neue Regelung erlassen, nach der es in der WM-Qualifikation keine festen Rückennummern auf den Trikots mehr gibt. Das führt dazu, dass bei jedem Spiel die Spieler von 1 bis 18 durchnummeriert werden. Dem DFB gefällt das gar nicht.

Für die Nationalspieler, die bisher Rückennummern jenseits der 18 trugen, bedeutet die Regel, dass sie sich an neue Zahlen gewöhnen müssen.

Joachim Schuth, der für “Bild” die Kolumne “Nationalelf inside” schreibt, ist auch noch ein bisschen durcheinander:

Philipp Lahm dagegen muss wechseln. Seine jetzt verbotene 21 (hat er bei Bayern weiterhin) tauscht er gegen die 16.

Das stimmt nur insofern, als Lahm die 21 bei Bayern “weiterhin” trägt. Im Nationalteam hat er schon seit längerem (mindestens seit der WM 2006) eine ganz andere Nummer.

Die 16.

Dadurch ist auch Schuths Überschrift vor allem eines: völliger Quatsch.

Darum hat Lahm jetzt eine kleinere Nummer

Vor drei Wochen trug Lahm übrigens schon mal eine sehr viel kleinere Nummer – was “Bild” damals auch richtig einzuordnen wusste:

Was bedeutet das? Beispiel: Philipp Lahm trug gestern die Nummer 3. Bei der EM war

Mit Dank an Dirk B. für den Hinweis.

Nachtrag, 12. September: Am Dienstag, 9. September druckte “Bild” folgende Berichtigung:

Berichtigung: In der gestrigen Ausgabe berichteten wir, dass Philipp Lahm in der Nationalelf zuletzt mit seiner Bayern-Rückennummer 21 gespielt haben soll. Richtig ist aber, dass er die 16 trug.

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