Für “Bild” potenziell gefährlich

Die Grünen-Co-Vorsitzende Ricarda Lang und ihr langjähriger Partner Florian Wilsch haben geheiratet. Und das wäre auch schon die ganze Nachricht.

Doch die “Bild”-Redaktion hat einige Fotos von der Feier (oder genauer: von der Straße vor der Feier) in die Finger bekommen. Und so veröffentlichte sie in den vergangenen Tagen weltbewegende Informationen. Etwa dass Klimaaktivistin Luisa Neubauer zu den Gästen zählte. So, so. Oder dass Grünen-Politiker und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck mit dem Rad zur Feier kam. Schau an. Oder dass Luisa Neubauer beim Eintreffen zur Party Sandalen trug und beim Verlassen der Party Sneaker. Dinge gibt’s.

Gestern dann der vorläufige Höhepunkt des “Bild”-Irrsinns zur Hochzeitsfeier, wieder nur auf Grundlage eines Fotos:

Screenshot Bild.de - Nach Hochzeitsparty - Fahrer trug Palästinenser-Tuch - Wie gefährlich war Ricarda Langs Taxifahrt?

Die “Bild”-Medien haben das Foto ohne Unkenntlichmachung veröffentlicht, die Verpixelung stammt von uns. Zu sehen sind Ricarda Lang und Florian Wilsch auf dem Rücksitz eines Taxis. Auch der Fahrer ist zu erkennen. Er trägt eine offenbar grüne Kufiya, die er um seinen Kopf gebunden hat.

Mehr weiß die “Bild”-Redaktion nicht. Sie hat keine Ahnung, wer der Mann ist. Sie weiß nicht, welche Ansichten er hat (“Wie der Fahrer politisch tickt, ist nicht bekannt.”). Sie kennt nicht seine Herkunft, nicht seine Religion, nichts. Sie weiß nur, dass er eine umgangssprachlich oft als “Palästinenser-Tuch” bezeichnete Kufiya trägt. Das reicht “Bild”, um einen Menschen vor einem Millionenpublikum als potenziell gefährlich darzustellen – man wird ja wohl noch fragen dürfen:

Befand sich Lang in Gefahr, ohne es zu wissen?

Im Bild.de-Artikel bringt die Redaktion den Taxifahrer direkt oder indirekt mit “Israel-Feinden” (“Ihr Fahrer trug ein Palästinenser-Tuch, ein Erkennungszeichen der Israel-Feinde”), “der pro-palästinensischen Szene” (“Ein Foto zeigt: Der Taxi-Fahrer der Grünen-Chefin gehört offenbar der pro-palästinensischen Szene an.”), “Israel-Hassern” (“Das Palästinenser-Tuch ist unter Israel-Hassern beliebt”), Personen, die auf propalästinensischen und antiisraelischen Protesten die Hamas feiern und den Hitlergruß zeigen, “Judenfeinden und Terror-Verharmlosern”, “Islamisten” (“Das Palästinenser-Tuch ist unter Israel-Hassern beliebt: Islamisten und Linksextreme tragen es auf den pro-palästinensischen Protesten.”) und “Antisemiten” (“Klar ist nur, dass er ein Kleidungsstück trägt, das als Erkennungszeichen von Israelhassern und Antisemiten verwendet wird.”) in Verbindung. Der Bundesvorsitzende der Polizeigewerkschaft DPolG Rainer Wendt darf dann noch jeglichen Ansatz von Zweifel, ob der Taxifahrer “der Szene” angehört, wegwischen:

“Jeder muss selbst entscheiden, ob er sich zu einer der Szene zugehörigen Person ins Taxi setzt.”

Ricarda Lang wollte zu all dem verständlicherweise nichts sagen:

Fühlte Ricarda Lang sich sicher? Die Grünen-Co-Chefin ließ eine BILD-Anfrage unbeantwortet.

Was bleibt einem auch übrig, wenn die eigene Hochzeit von “Bild” für Unsinnsmeldungen, Generalverdacht und Stimmungsmache missbraucht wird?

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MDR muss ausstrahlen, Rechte Influencer, KI-Podcast-Experiment

1. “Wird schon die richtigen treffen”: MDR muss PARTEI-Wahlspot ausstrahlen
(beck.de)
Wie gestern in den “6 vor 9” berichtet, habe der MDR die Ausstrahlung eines Wahlwerbespots der Satirepartei Die Partei abgelehnt, da dieser das Erschießen von AfD-Wählern und -Wählerinnen suggeriere. Die Partei habe daraufhin angekündigt, rechtliche Schritte einzuleiten. Dies ist offensichtlich geschehen – mit positivem Ausgang für Die Partei: Wie das Rechtsportal “beck-aktuell” berichtet, habe das Verwaltungsgericht Leipzig den MDR nun zur Ausstrahlung des Wahlwerbespots verpflichtet.

2. Rechte Influencer auf YouTube: Welche Werbung ideologische Botschaften finanziert
(correctiv.org, Shammi Haque & Jean Peters & Michael Trammer & Nadja Bascheck)
Ein Netzwerk rechter Influencer verbreite auf Youtube extremistische Ideologien und werde dabei von verschiedenen Werbetreibenden finanziert, darunter auch Unternehmen mit Verbindungen zur AfD. Recherchen von “Correctiv” und dem “Y-Kollektiv” würden zeigen, dass diese Influencer mit teilweise fragwürdiger Werbung Einnahmen generieren. Die Verbreitung von Hassrede und extremistischer Propaganda verstoße zwar gegen die Community-Richtlinien von Youtube, doch die Video-Plattform sehe das in den konkreten Fällen anscheinend anders: “Auf Anfrage teilte YouTube zugleich mit, dass sie nach interner Prüfung der Kanäle keinen Verstoß gegen ihre Community-Richtlinien feststellen konnten.”

3. KI-Podcast: Kann AI Hosts und Redaktionen ersetzen?
(youtube.com, Tessniem Kadiri, Video: 56:05 Minuten)
Die an die re:publica angekoppelte Tincon versteht sich als “Festival für digitale Jugendkultur, Spitzenunterhaltung und Gedankenkombination”. Auf einer Veranstaltung in Berlin gab es ein interessantes, wenn auch etwas chaotisches Live-Experiment: “Mit der Hilfe des Publikums werden live auf der Bühne Podcasthosts und Gäste digital geklont und mit Stimme und Persönlichkeit zum Leben erweckt. Stück für Stück sollen die KI-Bots immer selbstständiger werden – und am Ende den ganzen Podcast komplett selbstständig wuppen, sodass er für alle Zeiten automatisch weiterlaufen kann.”

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4. Buchrezension: Neue Perspektiven auf Cross-Border-Journalism
(de.ejo-online.eu, Susanne Fengler)
Susanne Fengler stellt den 500 Seiten umfassenden Sammelband “The Palgrave Handbook of Cross-Border Journalism” vor, der umfassende Einblicke in das Phänomen des grenzüberschreitenden Journalismus biete und theoretische, historische und technologische Aspekte beleuchte. Mit Beiträgen von über fünfzig internationalen Expertinnen und Experten würden die Bedeutung und die Herausforderungen des cross-border journalism in einer globalisierten Welt detailliert dargestellt. Eine besondere Stärke des Buches sei die Vielfalt der Perspektiven, schreibt Fengler, allerdings fehle eine abschließende Zusammenfassung der Themen.

5. “El Hotzo” sagt “Tschüss”: Podcast “Hotz & Houmsi” wird eingestellt
(tagesspiegel.de, Kurt Sagatz)
Der Satiriker Sebastian Hotz, bekannt als “El Hotzo”, habe angekündigt, den gemeinsam mit Salwa Houmsi präsentierten Podcast “Hotz & Houmsi” nach zwei Jahren zu beenden, da ihm die vergangenen Jahre “ganz schön viel” gewesen seien. Die letzte Folge trägt den Titel “Tschüss” und ende, ohne auf die jüngste Kontroverse um Hotz’ Trump-Tweets einzugehen, die auch politische Reaktionen hervorgerufen hatten.

6. So erobern schneller gespielte Versionen von Popklassikern die Charts neu
(spiegel.de)
Der TikTok-Trend, Songs in beschleunigten “sped-up”-Versionen zu verwenden, führe oft dazu, dass diese Versionen viral gehen und Künstlerinnen und Künstlern helfen, die Charts zu erobern, wie im Fall des Songs “Escapism” der Sängerin Raye. Dieser Trend sei eine Weiterentwicklung des “Nightcore”-Phänomens der frühen 2000er-Jahre und habe dazu geführt, dass viele Musikerinnen und Musiker ihre alten Songs remixen, um auf TikTok erfolgreich zu sein. Die Verbreitung der “sped-up”-Versionen führe jedoch auch dazu, dass die Originalsongs oft in den Hintergrund treten und stark verfremdet werden, was nicht bei allen Beteiligten gut ankomme.

“Bild” kommen Hunderttausende schwarz arbeitende Bürgergeld-Empfänger abhanden

Was war das für eine Aufregung im September vergangenen Jahres bei “Bild”:

Screenshot Bild.de - Die bittere Wahrheit - So viele Bürgergeld-Empfänger arbeiten schwarz

Schlimmer noch! Viele Bürgergeld-Empfänger stocken sich durch Schwarzarbeit ihr monatliches Einkommen noch auf, kassieren so mehr als viele ehrliche Arbeitnehmer.

Arbeits-Experte Professor Friedrich Schneider (64, Uni Linz) zu BILD: “Ich schätze, dass rund ein Drittel der erwerbsfähigen Bürgergeld-Bezieher schwarz dazu verdienen.”

► Das bedeutet bei aktuell 3,9 Millionen erwerbsfähigen Stütze-Beziehern: rund 1,3 Millionen!

“Rund ein Drittel”, 33 Prozent, etwa 1,3 Millionen Menschen, die Bürgergeld bekommen und schwarz dazu verdienen. Das passte wunderbar in die Kampagne, die die “Bild”-Redaktion damals gegen das Bürgergeld und gegen die Personen, dies es beziehen, fuhr.

Umso überraschender diese “Bild”-Titelgeschichte vor eineinhalb Wochen:

Ausriss Bild-Titelseite - Bürgergeld - Jeder zehnte Empfänger arbeitet schwarz

Auf einmal nicht mehr jeder Dritte, sondern nur noch jeder Zehnte:

Jeder 10. Stütze-Bezieher arbeitet schwarz, obwohl er angeblich keinen Job findet oder nur wenige Stunden pro Woche arbeiten kann.

Quelle damals wie heute: Professor Friedrich Schneider von der Uni Linz. Wir hatten im vergangenen Jahr bei Schneider nachgefragt, wie er auf seine “rund-ein-Drittel”-Schätzung kommt, welche Statistik ihr beispielsweise zugrunde liegt, ob es eine Quelle gibt. Die Antwort des Professors: Dies seien …

alles (Grob-)Schätzungen aus meiner laufenden Forschung, die noch nicht abgeschlossen ist. Quelle wäre also ich; ich hoffe, ich kann in einigen Wochen mehr dazu sagen.

Das konnte er nun offenbar – mit einem deutlich niedrigeren Anteil an schwarz arbeitenden Bürgergeld-Empfängern (wobei es sich auch bei den aktuellen Zahlen laut “Bild” lediglich um eine Schätzung Schneiders handelt). Und so hätte die “Bild”-Schlagzeile auf der Titelseite natürlich auch lauten können:

BÜRGERGELD
Anders als von uns berichtet:
Viel weniger Empfänger arbeiten SCHWARZ

Sowieso hat “Bild” bei der Wahl der Titelzeile einen auffällig speziellen Schwerpunkt gesetzt. Der dazugehörige Artikel im Blatt handelt von der “Schwarzarbeits-Nation Deutschland!” Darin zitiert Autor Sebastian Geisler Professor Schneider:

“Schwarzarbeiter gibt es 12 bis 15 Millionen in Deutschland. Schwarzarbeitende Bürgergeld-Bezieher nur etwa 400 000 bis 500 000”, schätzt der Ökonom.

Die “Bild”-Redaktion hat sich für ihre Schlagzeile auf der Titelseite also die 3,3 Prozent an Schwarzarbeitern herausgepickt, gegen die sich am einfachsten Stimmung machen lässt. Und bei “12 bis 15 Millionen” von Professor Schneider geschätzten Schwarzarbeitern und 47,1 Millionen Erwerbspersonen in Deutschland lässt sie dafür sogar die Schlagzeile “Mehr als jeder Vierte arbeitet schwarz” liegen. Klar, wer will schon gegen einen großen Teil der eigenen Leserschaft schießen?

Nachtrag, 20. August: Mehrere unserer Leser weisen darauf hin, dass das von “Bild” im vergangenen Jahr angegebene Alter Schneiders (64 Jahre) nicht stimme. Das ist richtig. Im vor eineinhalb Wochen erschienenen Artikel schreibt Bild.de hingegen korrekt: “Prof. Friedrich Schneider (75, Uni Linz)”.

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Hier im BILDblog war es – abgesehen von den “6 vor 9” – lange Zeit sehr ruhig, was unter anderem leider auch immer noch hiermit zu tun hat. Doch das soll sich nun ändern: Es soll wieder mehr und regelmäßig gebloggt werden.

MDR lehnt Wahlwerbespot ab, Bürgergeld, Keine Exit-Strategie

1. Sozial-Lobbyist entlarvt Springer-Fake! | Ulrich Schneider bei WELT TV (Reaction)
(youtube.com, Maurice Höfgen, Video: 24:32 Minuten)
“Der Ex-Chef des Paritätischen Gesamtverbandes war zu Gast bei WELT TV, um über die Kürzungen beim Bürgergeld zu sprechen. Dabei war er der einzige in der Runde, der Fakten parat hatte. Die Springer-Journalisten hingegen hatten ihre Zahlen offensichtlich einfach erfunden.” Maurice Höfgen kommentiert den Fall in einem sogenannten “Reactionvideo”.

2. MDR lehnt Ausstrahlung von “Die Partei”-Werbespot ab
(dwdl.de, Alexander Krei)
Wie bei “DWDL” zu lesen ist, habe der MDR die Ausstrahlung eines Wahlwerbespots der Satirepartei Die Partei abgelehnt, da dieser das Erschießen von AfD-Wählern und -Wählerinnen suggeriere. Die Partei habe daraufhin angekündigt, rechtliche Schritte einzuleiten. Der öffentlich-rechtliche Sender verteidige seine Entscheidung damit, dass Wahlwerbung nicht zur Gewalt gegen politische Gegner aufrufen dürfe.

3. RSF: Bundesregierung ohne Exit-Strategie
(verdi.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) kritisiere, dass die Bundesregierung keine Exit-Strategie für ihr Aufnahmeprogramm für gefährdete Menschen aus Afghanistan habe, obwohl tausende Medienschaffende und deren Familien auf eine Ausreise warten. Bisher seien nur wenige der vorgesehenen Personen tatsächlich nach Deutschland gebracht worden, und die Mittel für das Programm seien im Haushaltsentwurf 2025 drastisch gekürzt worden.

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4. “Wollen unsere Follower politisieren”
(taz.de, Livia Sarai Lergenmüller)
Im Interview mit der “taz” sprechen die Gründerinnen des Instagram-Accounts “Femizide stoppen” darüber, wie sie auf der Social-Media-Plattform auf geschlechtsspezifische Gewalt und Femizide in Deutschland aufmerksam machen und ihre Follower politisieren wollen. Sie erläutern ihre Beweggründe, wie zum Beispiel den Verlust einer Freundin durch einen Femizid, und betonen die Notwendigkeit, bereits im Vorfeld gegen Gewalt vorzugehen. In dem Gespräch geht es auch um problematische Aspekte, die man in der medialen Berichterstattung über Kriminalität beobachten kann, wie etwa die Vorverurteilung von Tatverdächtigen. Die beiden Account-Betreiberinnen sehen in ihrem Aktivismus allerdings Unterschiede zur Arbeit “einer journalistischen Quelle”.

5. EU-Kommission will von Meta Infos zu eingestelltem Analysetool
(zeit.de)
Die EU-Kommission fordert vom Social-Media-Konzern Meta Auskunft darüber, wie der Zugang zu öffentlichen Daten von Facebook und Instagram für Forschende nach der Einstellung des Analysetools CrowdTangle künftig gewährleistet werden soll. Meta müsse bis zum 6. September antworten, sonst drohen Geldstrafen. Kritiker bemängeln, dass die Ersatztools von Meta weniger Funktionen böten und den zivilgesellschaftlichen Diskurs sowie die Wahlbeobachtung beeinträchtigen könnten.

6. Warum Deutschland Filme synchronisiert (und andere Länder nicht)
(youtube.com, Matthias Schwarzer, Video: 21:23 Minuten)
Matthias Schwarzer erklärt in seinem Video, warum Filme in Deutschland häufig synchronisiert werden, während in anderen Ländern oft nur Untertitel verwendet werden. Darüber hinaus beleuchtet er die komplexen Prozesse der Synchronisation und diskutiert aktuelle Herausforderungen der Branche, etwa die Rolle der Künstlichen Intelligenz.

KW 33/24: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

***

1. Thüringer Medienlandschaft vor der Landtagswahl
(br.de, Nina Landhofer, Audio: 25:22 Minuten)
Bei “BR24 Medien” geht es um die Herausforderungen der Medienlandschaft in Thüringen vor der anstehenden Landtagswahl. Medien zögen sich aus bestimmten Regionen zurück, während gleichzeitig kostenlose Anzeigenblätter mit AfD-nahen Inhalten zunähmen. Außerdem geht es um Angriffe auf Journalisten und Journalistinnen, die schleppende Digitalisierung und Finanzierungsengpässe.

2. Jens Weinreich über das System IOC, Olympische Spiele & Thomas Bach
(youtube.com, Tilo Jung, Video: 4:04:15 Stunden)
Tilo Jung hat sich mehrere Stunden mit dem renommierten sportpolitischen Journalisten Jens Weinreich unterhalten, und es hat sich wie so oft gelohnt. In seltener Ausführlichkeit werden verschiedene Themen rund um die Olympischen Spiele und die Strukturen des IOC diskutiert. Dabei geht es um TV-Rechte, Sponsoring, Doping, den Ausschluss russischer Athletinnen und Athleten sowie die Menschenrechtssituation bei der Vergabe der Spiele.

3. Ingrid Brodnig: Wird diese Wahl im Netz entschieden?
(youtube.com, Zsolt Wilhelm, Video: 47:59 Minuten)
Im Podcast “Inside Austria” von “Spiegel” und “Standard” erklärt Ingrid Brodnig, wie politische Parteien in Österreich Soziale Medien wie TikTok, Instagram und Facebook im Wahlkampf nutzen, um mit Emotionen wie Wut oder Belustigung die Interaktion zu steigern. Brodnig warnt vor der Rolle dieser Plattformen in der gesellschaftlichen Polarisierung: “Es sind vor allem emotionale Inhalte, die im Netz verfangen”, so die österreichische Autorin: “Posts, die Wut auslösen, führen häufig zu Interaktionen und das wird von den meisten Algorithmen belohnt.”

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4. Der Branche den Spiegel vorhalten – Medieninsider für Journalisten und Medienschaffende
(spotify.com, Christian Jakubetz, Audio: 22:57 Minuten)
In der aktuellen Folge des “Satzzeichen”-Podcasts der Hanns-Seidel-Stiftung spricht Gastgeber Christian Jakubetz mit Marvin Schade, Co-Gründer des Online-Branchenmagazins “Medieninsider”. Schade erzählt dabei unter anderem, wie sein Geschäftsmodell die Branche herausfordert und welche Reaktionen es hervorruft.

5. Zeit-Geschäftsführer Rainer Esser: “Eine Million Abos sind möglich”
(omr.com, Philipp Westermeyer, Audio: 1:04:29 Stunden)
Im “OMR”-Podcast erzählt “Zeit”-Geschäftsführer Rainer Esser von den Erfolgsstrategien, mit denen sein Verlag in den vergangenen Jahren trotz schwieriger Marktbedingungen gewachsen ist. Er spricht über die Bedeutung von Podcasts für die “Zeit”, die enge Zusammenarbeit mit Chefredakteur Giovanni di Lorenzo und seine erste Begegnung mit dem damaligen Herausgeber Helmut Schmidt. Außerdem erläutert Esser seine Vision, wie der Verlag die Marke “Die Zeit” weiter ausbauen und eine Million Abonnentinnen und Abonnenten erreichen will.

6. Sommerinterviews 2024 und Diskussion um “Compact”
(wdr.de, Anja Backhaus: Audio: 46:47 Minuten)
Im WDR-Medienmagazin “Töne, Texte, Bilder” geht es um die Sommerinterviews 2024 von ARD und ZDF, ihre Bedeutung und die Veränderungen des Formats im Laufe der Zeit. Weitere Themen sind der Wandel der Berichterstattung in Russland, das bevorstehende Ende des linearen Fernsehens in den USA sowie die juristischen Auseinandersetzungen um das Magazin “Compact” und die Diskussion um die Einführung von Technologien zur Gesichtserkennung.

“Große Bühne für die AfD”, Kritik an Kritikern, Demagoge schlägt zu

1. Große Bühne für die AfD
(taz.de, Andreas Speit)
Trotz Kritik würden die öffentlich-rechtlichen Sender an dem Plan festhalten, AfD-Politikerinnen und -Politikern in Sommerinterviews eine Plattform zu bieten. So auch der NDR, der seine Entscheidung für ein Interview mit dem Hamburger AfD-Fraktionschef Dirk Nockemann mit dem Argument verteidige, er müsse alle im Parlament vertretenen Parteien gleichbehandeln. Von Kritikern werde dies als Verharmlosung extremistischer Tendenzen der AfD gewertet. Das Interview mit Nockemann sei wegen angekündigter Demonstrationen allerdings aus dem öffentlichen Raum ins Funkhaus verlegt worden.

2. Eigene ZDF-Sendung für “Focus”-Kolumnist Jan Fleischhauer?
(dwdl.de, Alexander Krei)
Wie “DWDL” unter Berufung auf einen “Spiegel”-Artikel (nur mit Abo lesbar) berichtet, führt das ZDF offenbar Gespräche mit dem “Focus”-Kolumnisten Jan Fleischhauer über eine mögliche eigene Sendung, die konservativen Stimmen mehr Raum geben soll. Geplant sei ein Talkformat, in dem Fleischhauer mit verschiedenen Gästen diskutieren soll, möglicherweise noch in diesem Jahr als Pilot für die ZDF-Mediathek. Zuvor hatte Fleischhauer eine ähnliche Sendung beim schwerrechten Online-Portal “Nius” geplant, jedoch kurz vorher einen Rückzieher gemacht.

3. Warum musste die Kritik an der “Geheimplan”-Recherche sein?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 30:03 Minuten)
Ende Juli erschien bei “Übermedien” eine kritische Auseinandersetzung mit der Potsdam-Recherche von “Correctiv” (“Geheimplan gegen Deutschland”), die ihrerseits Kritik – auch aus dem eigenen Haus – einstecken musste. Nun stellt sich Stefan Niggemeier, einer der drei Autoren des “Übermedien”-Beitrags, im “Übermedien”-Podcast den Fragen von Holger Klein: Steht Niggemeier noch zu seiner Kritik? Was würde er rückblickend anders machen? Ist das die Debatte, die er und seine Mitautoren sich gewünscht haben? Und ist “Übermedien” eigentlich links?

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4. Brauchen wir andere Kategorien in der Berichterstattung?
(deutschlandfunk.de, Sascha Wandhöfer, Audio: 36:07 Minuten)
Im Deutschlandfunk (DLF) kommen regelmäßig Hörerinnen und Hörer zu Wort. Manchmal liefern sie sogar die Idee für eine ganze Sendung und tauschen sich darin mit Expertinnen und Experten aus. In dieser Folge des Podcasts “Nach Redaktionsschluss” geht es um die Frage, ob es andere Kategorien als “rechts” und “links” in der medialen Berichterstattung braucht. Es diskutieren der DLF-Hörer Hans-Peter Wannewitz, Barbara Junge (“taz”) und Gabor Steingart (“The Pioneer”).

5. Meta schließt vor US-Wahl wichtiges Analyseprogramm
(rp-online.de)
Der Facebook- und Instagram-Mutterkonzern Meta habe das beliebte Analyse-Tool CrowdTangle, das von Journalisten und Forschern zur Verfolgung von Social-Media-Trends und Desinformation genutzt wurde, kurz vor den US-Wahlen eingestellt. Kritiker hätten bereits im Mai vor diesem Schritt gewarnt: “Diese Entscheidung gefährdet wichtige Aufsichtsmechanismen vor und nach der Wahl und untergräbt Metas Transparenzbemühungen in dieser kritischen Periode, und das in einer Zeit, in der soziales Vertrauen und die digitale Demokratie alarmierend fragil sind.”

6. Der Demagoge schlägt zu
(t-online.de, Florian Harms)
In einem Meinungsbeitrag kritisiert t-online.de-Chefredakteur Florian Harms Elon Musk als gefährlichen Demagogen, der zunehmend rechtsextreme Positionen unterstütze und seine Plattform X/Twitter zur Verbreitung von Hass und Desinformation nutze. Durch seine Reichweite und seinen Einfluss stelle Musk eine Bedrohung für demokratische Werte dar, schreibt Harms: “Der Elon ist kein unkonventionelles Genie, das man ins Boot holt – sondern ein Brandstifter mit der weltgrößten Kriegskasse, dem weltgrößten Ego und einem riesigen Megafon. Höchste Zeit, dass die deutsche Politik aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht.”

“Compact”-Verbot vorläufig außer Vollzug, Aus dem Exil, WDR-Möbel

1. Compact-Verbot teils vorläufig außer Vollzug gesetzt
(tagesschau.de)
Das Bundesverwaltungsgericht (BVerwG) hat das Verbot des rechtsextremen “Compact”-Magazins teils vorläufig außer Vollzug gesetzt, eine endgültige Entscheidung werde jedoch erst im Hauptsacheverfahren getroffen. Zwar würden sich laut Gericht in “Compact”-Beiträgen “Anhaltspunkte insbesondere für eine Verletzung der Menschenwürde” sowie “eine kämpferisch-aggressive Haltung gegenüber elementaren Verfassungsgrundsätzen” finden lassen; es bestünden allerdings Zweifel, ob ein Verbot verhältnismäßig ist. Trotz der vorläufigen Aufhebung bleibe das Bundesinnenministerium überzeugt, dass das Verbot gerechtfertigt sei.
Weitere Lesehinweise: Beim Deutschen Journalisten-Verband (DJV) kommentiert der DJV-Bundesvorsitzende Mika Beuster: “Damit steht fest, dass das Compact-Verbot ein politischer Schnellschuss war, der heute nach hinten losging.” Und bei “Legal Tribune Online” merkt Markus Sehl an: “Mit seinen Aussagen hat das BVerwG schon jetzt ein neues Prüfprogramm für Medienverbote skizziert. Die Hürden liegen denkbar hoch.”

2. Starke Stimmen aus dem Exil
(taz.de, Alexandra Welsch)
Alexandra Welsch stellt in der “taz” die International Journalists Association (IJA) vor, eine internationale Berufsorganisation für Journalistinnen und Journalisten. Die IJA unterstütze weltweit verfolgte Medienschaffende und ermögliche ihnen, trotz Repressionen weiter zu berichten. Die Organisation betreibe mehrere Online-Publikationen sowie eine Medienakademie und finanziere sich vor allem durch ehrenamtliche Arbeit und Spenden.

3. Er erfand die Schlagzeile “Wir sind Papst”
(faz.net)
Der ehemalige stellvertretende Regierungssprecher und frühere “Bild”-Redakteur Georg Streiter ist im Alter von 68 Jahren gestorben. Streiter prägte das Boulevardblatt als Leiter des Politikressorts und gilt als Erfidner der berühmten Schlagzeile “Wir sind Papst”. Später schaute er immer wieder kritisch auf “Bild” und auf den “fanatischen Kurs, den der aktuelle Chefredakteur [Julian Reichelt] fährt.” Privat habe Georg Streiter schwere Schicksalsschläge verkraften müssen, bevor er selbst unheilbar an Lungenkrebs erkrankte.

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4. Social Media Monitoring: Auf Facebook, Instagram, X & Co nach Themen suchen
(fachjournalist.de, Gunter Becker)
Es kann sich für Journalistinnen und Journalisten lohnen, Facebook, Instagram & Co. systematisch nach Ereignissen, Themen und Personen zu durchsuchen. Eine Aufgabe, für die es verschiedene Tools gibt. Gunter Becker hat sich auf die Suche begeben: “Welche Instrumente lohnen sich für freie Journalist:innen, welche sind zu teuer und zu großformatig?”

5. EU-Kommission bleibt trotz wüster Beschimpfungen auf X
(netzpolitik.org, Tomas Rudl)
Trotz der anhaltenden Spannungen mit Elon Musk und einer Untersuchung wegen Verstößen gegen den Digital Services Act bleibe die Europäische Kommission auf der Social-Media-Plattform X/Twitter aktiv und schalte dort auch bezahlte Anzeigen. Obwohl Musk EU-Kommissar Thierry Breton öffentlich beleidigt habe, gebe es keine Anzeichen dafür, dass die EU-Kommission ihre Aktivitäten auf der Plattform einstellen werde. Die Ermittlungen gegen X könnten sich noch bis ins nächste Jahr hinziehen.
Weiterer Lesehinweis zu X/Twitter: Ehemaliger X-Angestellter erstreitet Rekordentschädigung vor Gericht: “Er ignorierte eine Mail, in der Elon Musk nach der Twitter-Übernahme eine Art Treueschwur der Mitarbeiter verlangte – darum musste Gary Rooney seinen Arbeitsplatz räumen. Zu Unrecht, hat jetzt ein Gericht in Dublin befunden.” (spiegel.de)

6. Schnäppchen gesucht: WDR schreibt Möbel nochmal neu aus
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Wie bei “DWDL” zu lesen ist, hat der WDR seine Ausschreibung für die Möblierung des sanierten Filmhauses neu gestartet, nachdem die ursprüngliche Ausschreibung für teure Designermöbel auf Kritik gestoßen war und keine günstigeren Alternativen angeboten wurden. Der WDR habe betont, dass die Probleme bei der Ausschreibung keinen Einfluss auf die Fertigstellung des Gebäudes hätten, das im Sommer nächsten Jahres in Betrieb gehen soll.

7. Click-Bait auf seriösen Portalen: Sind die Betreiber in der Pflicht?
(radioeins.de, Lorenz Meyer, Audio: 4:34 Minuten)
In eigener Sache und deshalb als siebter und zusätzlicher Link: “Ich habe die Nase voll von den betrügerischen Fake-Anzeigen bei ‘Spiegel’ und Co. Aber noch mehr habe ich die Ausreden der Nachrichtenportale satt, dass sie angeblich nichts dagegen tun können.”

Spitzenrunde ohne FDP, Mehr als Rollator und Rente, Schlichtung

1. RBB-Spitzenrunde ohne FDP: Verzerrte Wahrnehmung
(tagesspiegel.de, Kurt Sagatz)
Die Brandenburger FDP kritisiere, dass ihr Spitzenkandidat Zyon Braun nicht zur Wahlrunde des RBB eingeladen wurde, und spreche von einer Wahlkampfverzerrung. Der RBB begründe die Entscheidung damit, dass nur Parteien eingeladen würden, die realistische Chancen auf den Einzug in den Landtag hätten. Dies sei bei der FDP laut Umfragen nicht der Fall. Kurt Sagatz kommentiert mit Blick auf die Liberalen: “Mit ihrer Rolle in der Berliner Regierungskoalition und als selbsternannte Autofahrerpartei leiden sie dennoch nicht an fehlender Aufmerksamkeit.”

2. »Viele Dinge konnte ich nicht mehr kontrollieren«
(spiegel.de)
In einem “Spiegel”-Artikel (nur mit Abo lesbar) erzählen Henning Jauernig und Kristina Gnirke, “wie ein Netzwerk um Influencer Immo Tommy Immobilienkäufer ins Unglück stürzt”. Nun habe der Immobilien-Influencer auf die Berichterstattung von “Spiegel” und NDR (“Immo Tommy” – Abzocke mit Schrottimmobilien?) reagiert und ein längeres Statement veröffentlicht: “Es wurden Fehler gemacht, es sind Probleme entstanden seitens verschiedener Firmen, mit denen wir zusammenarbeiten.”

3. Mehr als Rollator und Rente: Altersbilder in den Medien
(genderleicht.de, Sophia Schmoldt)
Bei “Genderleicht & Bildermächtig” schreibt Sophia Schmoldt über stereotype Altersbilder in Medien, die ältere Menschen entweder als schwach und kränklich oder als übertrieben agil darstellen. Sie kritisiert, dass diese Darstellungen die Realität des Alters verzerren und Altersdiskriminierung in der Gesellschaft fördern. Schmoldt plädiert für eine vielfältigere und realistischere Darstellung, die die unterschiedlichen Lebensrealitäten älterer Menschen widerspiegelt.

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4. Diese Websites sperren Provider freiwillig
(netzpolitik.org, Martin Schwarzbeck)
Martin Schwarzbeck schreibt bei netzpolitik.org über den 17-jährigen Damian, der eine geheime Liste von Websites veröffentlicht habe, die von deutschen Internetprovidern freiwillig gesperrt würden, weil sie urheberrechtlich geschützte Inhalte anböten. Damian kritisiere die mangelnde Transparenz und die privatwirtschaftliche Kontrolle der Sperrungen durch die CUII, die ohne richterliche Anordnung erfolge. Obwohl die Sperren leicht zu umgehen seien, werfe die Praxis Fragen nach der Einschränkung der Informationsfreiheit und der rechtmäßigen Durchsetzung von Urheberrechten auf.

5. Schlichtungsstelle erleichtert Beschwerden über TikTok
(tagesschau.de)
Die Bundesnetzagentur habe eine Schlichtungsstelle für Nutzerinnen und Nutzer von TikTok, Instagram und LinkedIn eingerichtet, bei der diese sich gegen Entscheidungen der Plattformen, wie zum Beispiel Account-Sperrungen, wehren können. Die außergerichtliche Streitbeilegung ermögliche eine unabhängige Überprüfung, die Nutzung sei kostenlos. Die Schlichtungsstelle sei Teil der Umsetzung des europäischen Gesetzes über Digitale Dienste und soll in den kommenden Jahren auf weitere Plattformen ausgeweitet werden.

6. These Fake TikTok Pianists Must Be Stopped (Musicians Exposed)
(youtube.com, Pianote, Video: 6:43 Minuten, englisch)
In ihrem Youtube-Video beklagen die Klavierlehrer Kevin und Lisa, dass es auf TikTok und anderen Plattformen viele virale Videos von, nun ja, Musikern gebe, die ihr Können vortäuschen, indem sie entweder falsche Tutorials erstellen oder so tun, als würden sie live spielen, während die Musik in Wirklichkeit vorproduziert sei. Die Videos bekämen Millionen von Aufrufen und Likes, obwohl sie völlig unrealistisch und oft irreführend seien.

Wie gut war “Bild” bei Olympia?

Am Sonntag sind die Olympischen Spiele in Paris zu Ende gegangen – höchste Zeit für eine große Abrechnung zur deutschen Medaillen-Ausbeute:

Screenshot Bild.de - Plötzliche Wende im Medaillenspiegel - China doch nicht Nummer eins - Deutschland schlecht wie lange nicht

Je nach Auslegung des Medaillenspiegels – etwa beim zusätzlichen Betrachten der Einwohneranzahl des jeweiligen Landes pro gewonnener Medaille – war Deutschland laut “Bild”-Redaktion “sogar noch schlechter”:

Screenshot Bild.de - Der wahre Medaillen-Spiegel - Hier sind wir sogar noch schlechter

Aber wie gut war eigentlich die “Bild”-Sportredaktion bei Olympia? Die hat sich zu Beginn der Olympischen Spiele schließlich klar festgelegt:

Ausriss Bild-Titelseite - Bild legt sich fest - Wir holen 18 Gold-Medaillen!

Natürlich ist es ein bisschen unfair, an jemandem, der sich so weit aus dem Fenster lehnt, kritisch herumzuzerren. Allerdings profitiert “Bild” seit jeher vom Ruf “Aber der Sportteil!” Schauen wir uns die “Bild”-Olympia-Expertise also mal genauer an.

Mit “18 Gold-Medaillen” lag “Bild” ordentlich daneben (genau genommen hat die Redaktion im Artikel sogar 19 Goldmedaillen vorausgesagt, in die Überschrift haben es aber nur 18 geschafft). Tatsächlich gab es in Paris zwölfmal Gold für die deutschen Athletinnen und Athleten – ein Drittel weniger als von der Sportredaktion prognostiziert.

Mit den Goldmedaillen für den Kajak-Vierer und den Kajak-Zweier der Männer, für Ruderer Oliver Zeidler, für Schwimmer Lukas Märtens, für die Rhythmische Sportgymnastin Darja Varfolomeev, für das Dressur-Team und für Dressurreiterin Jessica von Bredow-Werndl lag die Redaktion richtig. Immerhin sieben Treffer. Das war es aber auch. Gold für das 3×3-Basketballteam der Frauen, für Kugelstoßerin Yemisi Ogunleye, für Springreiter Christian Kukuk, für Vielseitigkeitsreiter Michael Jung und für die Triathlon-Mixed-Staffel hatte “Bild” nicht auf dem Tippschein.

Dafür aber Tennisspieler Alexander Zverev sowohl im Einzel als auch im Mixed-Doppel mit Laura Siegemund, Weitspringerin Malaika Mihambo, Zehnkämpfer Leo Neugebauer, Kanutin Ricarda Funk, Freiwasserschwimmer Florian Wellbrock, Schützin Doreen Vennekamp, deren Kollegen Christian Reitz, Turner Lukas Dauser, Judoka Anna-Maria Wagner, die Bahnrad-Teamsprint-Frauen und die Hockey-Männer. Bei allen lag die Sportredaktion mit ihrer Voraussage daneben.

Zusätzlich zu den 18 (oder eben 19) Favoritinnen und Favoriten hatte “Bild” auch noch Freiwasserschwimmerin Leonie Beck, das Frauenteam beim Bogenschießen und Windsurfer Sebastian Kördel als Gold-Kandidaten genannt (“Falls ein Gold-Garant leer ausgeht, hat das deutsche Team noch mehr Kandidaten auf den Olympiasieg”). Auch hier lag die Redaktion daneben. Oder verpackt in einer “Bild”-Schlagzeile:

Der wahre Medaillen-Tipp – Hier ist “Bild” sogar noch schlechter!

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Hier im BILDblog war es – abgesehen von den “6 vor 9” – lange Zeit sehr ruhig, was unter anderem leider auch immer noch hiermit zu tun hat. Doch das soll sich nun ändern: Es soll wieder mehr und regelmäßig gebloggt werden.

Im Stich gelassen, Wegen Zitaten vor Gericht, Keine Waffenerlaubnis

1. Bundesregierung lässt Journalisten im Stich
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen erinnert an das Schicksal der Journalistinnen und Journalisten in Afghanistan und ein Vorhaben der Ampel-Koalition: “Die Bundesregierung hat im Koalitionsvertrag vereinbart, besonders gefährdeten Afghaninnen und Afghanen zu helfen. Ministerinnen Faeser und Baerbock haben versprochen, monatlich ca. 1000 Personen aufzunehmen. Sie müssen jetzt die nötigen Weichen stellen, um in der verbleibenden Laufzeit noch möglichst vielen Medienschaffenden eine Ausreise zu ermöglichen.”

2. Keine Waffen für Teil­haber der Com­pact-Magazin GmbH
(lto.de)
Laut “Legal Tribune Online” hat das Verwaltungsgericht Köln den Eilantrag eines ehemaligen Teilhabers der Compact-Magazin GmbH abgelehnt, der sich gegen den Widerruf seiner “waffenrechtlichen Erlaubnisse” durch die Kreispolizeibehörde wehrte. Der Mann sei voraussichtlich waffenrechtlich unzuverlässig, so die Entscheidung des Gerichts. Das Bundesamt für Verfassungsschutz stuft die Compact-Magazin GmbH seit Juli 2021 als gesichert rechtsextremistische Bestrebung ein. Gegen den Beschluss des Verwaltungsgerichts könne Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht in Münster eingelegt werden.

3. Wegen Zitaten vor Gericht
(taz.de, Friederike Gräff)
Friederike Gräff berichtet in der “taz”, dass der Investigativjournalist Carsten Janz vor Gericht stehe, weil er aus Gerichtsakten eines laufenden Verfahrens zitiert habe. Janz betrachte das Verfahren als Einschüchterungsversuch und wolle den “pressefeindlichen” Charakter des für seinen Fall einschlägigen Paragrafen 353d des Strafgesetzbuches prüfen lassen. Auch der Deutsche Journalisten-Verband spreche sich für eine Reform des Paragrafen aus. Dem würden jedoch Expertenmeinungen wie die von Thomas Fischer gegenüberstehen.

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4. ARD, ZDF und DLR im Wandel – Reformideen und Zukunftsperspektiven
(otto-brenner-stiftung.de, Jan Christopher Kalbhenn)
Die Otto-Brenner-Stiftung hat erneut ein medienpolitisches Arbeitspapier vorgelegt, dieses Mal zu möglichen Reformen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks: “Mit dem Bericht des Zukunftsrats und dem Eckpunktepapier der Rundfunkkommission der Länder wurden wichtige konkrete Vorschläge weiterer Reformen vorgelegt. Medienrechtler Jan Christopher Kalbhenn analysiert im OBS-Arbeitspapier 69 diese Vorschläge, ordnet sie medienpolitisch ein und gibt eigene Empfehlungen ab.” (PDF mit Kurzfassung, PDF mit Langfassung)
Weiterer Lesehinweis zum Thema öffentlich-rechtlicher Rundfunk und dessen Reform: ARD-Gremienboss nimmt Politik den Reformwillen nicht ab (dwdl.de, Timo Niemeier).

5. Das Fernsehen der Zukunft braucht gute Geschichten
(laeuft-programmschau.podigee.io, Alexander Matzkeit & Klaudia Wick, Audio: 30:03 Minuten)
Im Podcast “Läuft” gibt es einen Zusammenschnitt eines Werkstattgesprächs über die Geschichte und Zukunft des Grimme-Preises, der dieses Jahr seinen 60. Geburtstag feiert. Unter der Leitung der Moderatorin Klaudia Wick diskutieren der Produzent Tyron Ricketts und die Dokumentarfilmerin Alice Agneskircher, beide Gewinnerin und Gewinner des Grimme-Preises, der Historiker Gerd Hallenberger, die Kritikerin Jenni Zylka sowie die Grimme-Preis-Leiterin Lucia Eskes.

6. Musk pöbelt gegen EU-Kommissar
(spiegel.de)
EU-Kommissar Thierry Breton habe Elon Musks Plattform X/Twitter wegen Verstößen gegen das europäische Gesetz über digitale Dienste (auch bekannt als Digital Services Act) im Zusammenhang mit der Verbreitung von Hass und Aufrufen zu Gewalt verwarnt, insbesondere nach den rechtsextremen Ausschreitungen in Großbritannien. Musk habe zunächst mit Sarkasmus und dann mit einer unflätigen Beleidigung reagiert, was zu weiterer Kritik geführt habe.

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